aber|wenken
swV.
oder ab|erwenken?
mhd. nur als stN. in der Wendung ôn alles ~
‘beständig’
wie hartt ich bin / in deinem syn / geschlossen tieff, on alles aberwencken! Hätzl
1:118,60
aber|wette
stN. oder stF.
‘Pfand’
den [Hof] ich dem vorgeschriben goteshous ze sant Vlrich ze pen vnd ze aberwet gesezt haun UrkUlrich
1,296
(a. 1340).
– Vgl. after|wette
aber|witze
stF.
‘Demenz, Schwachsinn’
senex [...] decrepitus: ein man in der aberwitz VocOpt
4.052;
vnd div gesihte diser worte sint vor in als ein aberwitze vnd gelavbten in niht EvAug
206,9
abesage
stF.
‘Ablehnung, Abweisung’
daz [Forderung] verzôch er im sider / von tage ze tag / mit maniger absag Ottok
36363;
got sich nyem versagen tuet. / nuͤr der mensch got wider sagt, / wan in gueter werch petragt. / das ist got ain absag Teichn
682,27;
do men dise abesage befant, also das er diser schœnen edelen jungfrowen nút wolte MerswKn
82
abe sagen
swV.
1 mit Akk.d.S.: ‘etw. verneinen, ablehnen’
2 mit Dat.d.P. und Akk.d.S.: ‘jmdm. etw. absprechen, aberkennen’
3 mit dem Refl.-Pron. sich und einem uneingeleiteten Obj.-Satz, ‘offiziell verkünden’ (?) 4 bei den formelhaften Ausdrücken an noch ab sagen
‘weder ja noch nein sagen’ , an oder ab sagen
‘ja oder nein sagen’ ist es unklar, ob Partikelverben vorliegen
1
mit Akk.d.S.: ‘etw. verneinen, ablehnen’
so wirt nv min chorde [l. chosde = kôsede, sermo
] ze dir gerihtit. wer dv bist der da wilt absegen dinen eignen willon! BrEng
Prolog;
so sullen wir [...] den vorgenanten vrid abe sagen UrkBern
5,567
(a.1327);
waz [...] die selben brôtbeschouwer brôtes nement und absagent [beanstanden] , daz selbe brôt sol man after des niht verkoufen StRMeran
416
2
mit Dat.d.P. und Akk.d.S.: ‘jmdm. etw. absprechen, aberkennen’
solt der abt von Admunde / dem bischolf ab sagen, / daz bî sô langen tagen / der guote sant Ruopreht / und sîn gotshûs mit reht / habent inne gehabt Ottok
28976;
doch bleibet von mir unverswigen / des edlen herren wirdichait, / dem der tot hat ab gesait / daz leben Suchenw
7,50
3
mit dem Refl.-Pron. sich und einem uneingeleiteten Obj.-Satz, ‘offiziell verkünden’ (?):
kunic Wêlân bat er dô, / daz er ims [
im si
] ze konen gab: / dâmit seit er sich ab [gab er zu verstehen] , / er het der phaffen urloup darzuo Ottok
9283
4
bei den formelhaften Ausdrücken an noch ab sagen
‘weder ja noch nein sagen’, an oder ab sagen
‘ja oder nein sagen’ ist es unklar, ob Partikelverben vorliegen:
Parz
368,20;
RvZw
173,1;
Ottok
12398;
vgl. abe Adv. und ane sagen
abe sagen
swV.
→
abe segen
abesaz
stM.
Bed. unklar, wie frühnhd. absaz
‘Vorsprung an Gebäuden oder im Gebirge’? (vgl. FWB 1,306 und 2DWB 1,741):
die verirreten zu wege wisen ich, / und ich wurde nummer frolich / ee das ich nit mochte finden / abesatz da ich sij verburge inne Pilgerf
12629
abe schaben
stV.
sw. Part. Prät. SHort ;
s. a. schab|ab
1
‘etw. durch Schaben, Kratzen entfernen’
2 übertr.: ‘etw. tilgen, zunichte machen; jmdn. vertreiben’
1
‘etw. durch Schaben, Kratzen entfernen’
ô nim die wurze des linsenchrûtes unde schab die rinden abe Barth
147,13;
BairFärb
10,1;
nim einen lahs, schabe im abe die schuͦpen BvgSp
19;
aber als man das golt [vom Holz] ab geschabet, so were es kume zwelf phenning wert Tauler
248,11;
swâ sô daz wazzer abschabet [fortreißt] deme lande, daz hât der verlorn, des daz lant ist SSp(W)
2:56,2.
– vom Geschriebenen oder Gemalten:
durh got êrt er ouch die buochstaben, / daz er sie niht liez abschaben, / so er einen brief schrîben hiez LvRegFr
3074;
StRBrünn
399;
PassI/II
153,91;
die kruze liez er abeschaben, / swaz man ir gemalet vant PassIII
158,36;
der namen lezet Got abeschaben, / die sich an im vorwirken HeslApk
5018;
Rennew
8812
2
übertr.: ‘etw. tilgen, zunichte machen; jmdn. vertreiben’
unreht ist ze Rôme erhaben, / reht gerihte ist abe geschaben Freid
152,27;
dîns glouben êre ist abe geschaben, / sündern ist ir trôst benomen ebd.
162,17;
dez och vil mániger guter abt / verstossen ist und ab geschabt SHort
4920;
wir [...] schaben in ab von deme lande der lebenden Cranc
Jer 11,19.
– Part.-Adj.:
ich bin alt unde kranc / unde bin gar abe geschaben [von allem Besitz entblößt? ] . / got wolde daz ich wære begraben! Schlegel
277
abe|schâch
stMN.
ab(e) Kürzung von aber (so Bechstein)?
Ruf beim Schachbieten: ‘abermals Schach, doppeltes Schach’ (oder ‘Abzugsschach, Schachmatt’?), auch übertr. auf Gefahr, Bedrängnis:
der künic sprach / zu der küneginne: „schâch!” / „dâ schâch!” sprach die künegîn, / „hie buoz mit dem ritter mîn!” / „abschâch [La. aber schach
] !” sprach der künic sân. / sie gedâchte: „abschâch [La. aber schach
] wirt iuch getân: / mich dunket, er [Tristan] sî aber kumen, / von dem mir sorge wirt benumen.” HvFreibTr
4155-62
( vgl. Bechstein, HvF., S. 173f.; K. v. Bahder, Wortgeschichtliche Beiträge, PBB. 22 (1897), 522─527; Eiserhardt, Schachterm., S. 15f.);
nu seht, da vil tusent jar / sich verliefen in der var / und in dem abeschache / des czornes und der rache TvKulm
347
abe schaffen
V.
‘etw. aufheben, verbieten’
empfehlen wir [...], was solicher schenckhäuser, da also aufkhumen sindt, [...] das du die von vnserentwegen abschoffest DRW
1,230
(Ratkersburg; a. 1331)
abe scharn
swV.
wohl zu scharn swV. ‘abteilen’.
bildl., bei der Erklärung der Einsetzungsworte der Eucharistie:
ditz ist den sinnen abgeschart [verschlossen] / und dem gelouben zûgespart [zugänglich]
JvFrst
1911
abe scharten
swV.
‘abtrennen’
wie dicke er [Biber] von den boumen fliehe / die er abschertet [fällt] mit sînem zan Renner
19545.
– übertr.:
man sol in der jogunt / di untogunt von der togunt / vollen genzlichen abescharten, / als man tut bose krut uz den garten Brun
9278
abe schatzen
swV.
‘jmdm. etw. abnötigen’
[
die legaten
] schatzen armer pfafheit abe / ir nar Frl
9:19,17;
[Folterknechte, die] ir gut / in schatzten ab mit harme Hiob
1439;
sô ist der fröuden hort mir abgeschatzet Hadam
514,7
abescheide
stF.
(wie abescheidunge
3) ‘Wegabzweigung, Kreuzung’
bore uf dine hende zu im umme dy selin dinir cleinin, di do hungirs vorterbin in der abscheide allir wege [
in capite omnium compitorum Lam 2,19
]
Cranc
Kl. Jer 2,19
abescheidelîche
Adv.
wie abegescheidenlîche:
die dis unwoͤrtlichen und unbegriffenlichen adels súllent gewar werden in der worheit, die muͤssent sich halten abescheidelichen, lidelichen und eineklichen und innerlichen Tauler
119,35
abe scheiden
stV.
1
‘etw. (von etw.) absondern, abtrennen’
2
‘jmdn. von etw. abbringen’
3
‘sich trennen, sich entfernen, fortgehen’
4
‘jmdn. / sich (von jmdm.) trennen; sich abspalten’
5 in myst. Texten: ‘etw. (Irdisches, Kreatürliches) ablegen, sich davon lösen’ (s.a.
abegescheiden
Part.-Adj. und
abegescheidenheit
) 6 rechtsspr.
1
‘etw. (von etw.) absondern, abtrennen’
das lant, das ir abscheydin sullit Cranc
Ez 48,8;
guot ~
SHort
5004.
– Phras.:
daz er von dem weize die spriu abe schiede Wernh
5805;
vgl. TPMA 11,182
2
‘jmdn. von etw. abbringen’
um einen fûtersac / er wolde einen ganzen tac / sich slahen mit den heiden. / wir wellen in des abe scheiden Kreuzf
3402
3
‘sich trennen, sich entfernen, fortgehen’
si schieden ze Weisefort / mit michelen vröuden abe Tr
11482;
her [Jesus] ist abe gescheiden von en [den Jüngern] , alsô verre alse ein steinworf ist EvBeh
Lc 22,41;
als nû von in / Judas abgescheiden was JvFrst
2901.
– übertr. ‘sterben’
das wir das erbe der undirsassen, die undir den ritthern abegescheiden, off hebin sollen DRW
1,94
(CDPruss; a. 1278)
4
‘jmdn. / sich (von jmdm.) trennen; sich abspalten’
[Christus:] ich enbin niht komen ûf ertrîche friden ze machende, sunder daz swert, umbe daz ich alliu dinc abe gesnîde und abescheide den bruoder, daz kint, die muoter, den friunt, die gewêrliche dîn vîande sint [vgl. Lc 12,51
]
Eckh(Pf)
14,25
ähnl.
EvStPaul
8417
(subst.);
ir zweie sollent nit dan eins sin / und truwe under ein tragende fin / [...] noch tuschen uch sin kein abescheiden Pilgerf
686;
[er] wil [...] alder werlt af scheyden / und leben als ermyten leyden MinneR496
79;
ein ander ketzerliche dît / sich mit eim andern abeschît / von des gelouben krî, / di hîzen Manichei JvFrst
10740
5
in myst. Texten: ‘etw. (Irdisches, Kreatürliches) ablegen, sich davon lösen’ (s.a.
abegescheiden
Part.-Adj. und
abegescheidenheit
)
– tr., refl.:
dâ von enist kein rât, man enschel und enscheide abe allez, daz der sêle ist: ir leben, krefte und natûre, ez muoz allez hine Eckh
2:343,10;
dâ von scheidet abe diu bilde und einiget iuch mit formelôsem wesene ebd.
5: 431,4;
abegescheidenheit [...] scheidet abe die crêatûre und vereiniget sich mit gote ebd.
5: 432,9
u.ö.;
das der mensche sich ab scheide von allem dem das zitlich und zergengklich ist Tauler
330,1.
330,4.
92,6
u.ö.
– subst.:
ein abescheiden aller lîplicheit Eckh
1:403,2.
– intr. mit von:
si [
vernünfticheit
] abescheidet von hie und von nû Eckh
3:169,2
6
rechtsspr.
–
‘etw. durch rechtl. Entscheid abweisen, für erledigt erklären’
alle die ansprahch [...] die haben wir ab geschæiden UrkCorp (WMU)
2875,35;
swaz schaden die burger von Zv́rich [...] hant [...], daz hant di vorgenanden schidelv́te [...] hin gestrichen gênzeklich vnd abe gescheiden ebd.
2485,11.
–
‘etw. ausschließen’
alreleye argelist unser ind unser erven afgescheiden DRW
1,241
(SGereonUB. )
abescheidunge
stF.
1
‘Abschied’
2 rechtsspr. ‘Ehescheidung’
3
‘Wegkreuzung’
1
‘Abschied’
waz jamers unde betrubnisses da gesehen unde gehort wart von siner abescheidunge Köditz
5,7;
DRW
1,241
(MagdebBresl.)
2
rechtsspr. ‘Ehescheidung’
von abescheydunge eynir vrouwin von erym manne DRW
1,241
(MagdebBresl)
3
‘Wegkreuzung’
wye sint zustroyit dy steine des sanctuariums in allir gazzin abscheydunge [
in capite omnium platearum Lam 4,1
] ! Cranc
Kl. Jer 4,1
abe scheln
swV.
1
‘(sich) ablösen’ , intr., refl., tr. 2
‘sich entfalten’ , hier vom Kapitel, das zu Ende ist (vgl. lat. explicere, explicit )
1
‘(sich) ablösen’, intr., refl., tr.:
das czeichin der gare ist, wen du sist di hut abe geschelit vnd di substancia der kirsin czu dickin als honik seym Pelzb
133,18;
syn gebeyn [...] wart gar und schelete sich ab Cranc
Ez 24,5.
– in myst. Texten:
diu sêle muoz geliutert werden und kleinlich gemachet in dem liehte und in der gnâde und alles abegescheiden werden und abegeschelt, daz vremdez ist an der sêle, und ouch ein teil, daz si selber ist Eckh
2:549,4
u.ö.;
daz diu vernünfticheit schele alzemâle abe und nimet got blôz ebd.
1:122,5.
1:365,2
2
‘sich entfalten’, hier vom Kapitel, das zu Ende ist (vgl. lat. explicere, explicit):
sich wil ouch abeschelen / nu des capitels ende, / hie sine rede wende Daniel
8172
abe schërn
stV.
sw. Part. Prät. ab geschart
Teichn .
‘etw. (Haare, Bart u.ä.) abschneiden’
ime was daz edile har / bi den orin aua geschorin Roth
5086;
Herb
16869;
StrAmis
2338;
RvEWchr
21052;
OvBaierl
141,11;
sleht abir ein gast einin burger, dem sol man hût vnd har abe schern zweier vinger breit UrkCorp (WMU)
248A,47;
den bart ~
HvNstAp
17313;
Kreuzf
7724;
Teichn
551,58;
czuhant schyr doruffe daz hor abe Albrant
3,6.
– bildl.:
die ankleblicheit der alten gewonheit: die sol man ab schern mit dem scharphen scharsach eines heiligen flisses Tauler
222,28
u.ö.
– übertr. ‘vernichten, tilgen’
wol dan, wir wollin abeschern / und tilgin cristinlîchin nam / von disin landin allintsam NvJer
11304
abe schieʒen
stV.
‘abtrennen’
man warf in zuͦ der erden [...]: / mit eim tilen snelle daz hŏbt man jm abe schos / vnd stecketz an die zinne WolfdD
1071,2
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