grîseleht
Adj.
‘mit Grau durchsetzt, graulich’, oder ‘rauh’ und zu (mhd. nicht
belegtem) kriselicht (so Anm.z.St. mit Verw. auf DWB 5,2332)?:
im entsproz / har glich eim alden aren; / gar griselecht sie
waren Daniel
3758
(vgl. Dn 4,30)
grîsen
swV.
1 intr. 1.1 von Heide, Wald: ‘grau, weiß werden’
1.2 von Personen: ‘ alt werden’
2 tr. 2.1
‘etw. grau, weiß machen’
2.2
‘jmdn. grau, alt machen’
1
intr.
1.1
von Heide, Wald: ‘grau, weiß werden’
heide grîset SM:KvL
20: 1,8;
so der walt greiset Warnung
2147
1.2
von Personen: ‘ alt werden’
swer volget wîsen, / der muoz mit êren grîsen KLD:
BvH
13: 3,9;
mit tummer fure er griset JMeissn
A1:23,6;
er kunde in êren sîniu jâr / wol grîsen unde grâwen
KvWTroj
39817;
grîsen und alten:
BFrau
326;
Hadam
546,1.
242,1;
KvWPart
7712;
SHort
268
2
tr.
2.1
‘etw. grau, weiß machen’
den walt der winder greiset, / daz loup von froste reiset Warnung
1925
2.2
‘jmdn. grau, alt machen’
wirt er nu hie geletzet, daz ist ein dink, daz mich an jugende
griset [La. daz meine ivgende greiset
]
JTit
5672,4
grîsgevar
Adj.
‘grau’
ungemach mir geschach, / do ich von êrste ein wîp ersach
[...]. ist mîn hâr grîsgevar, / daz kumt von ir
schulden gar Neidh
SL 30:3,7
grîsgrâ
Adj.
‘grau-, weißhaarig’
der ander [...] bracht ein alten man
mit im, der aller grißgra was Lanc
171,33;
der konig sah jhenen grißgraen man ebd.
171,33
grisgram
stM.
auch grise-.
‘Zähneknirschen, -klappern’
da ist niht wan weinen unde woͮfen unde grisgram der
zene Spec
139,21
(Mt 8,12);
der armen cene grisegram / piniget sie [die
Verdammten] besunder Vät
15210
grisgramen , grisgrammen
swV.
grisegrammen
HeslApk
10642.
1 von Menschen: ‘(mit den Zähnen) klappern, knirschen’
1.1 als Symptom einer Krankheit, bes. der Besessenheit 1.2 vor Kälte 1.3 vor Angst, Verzweiflung, Schmerz 1.4 vor Zorn, Wut, Feindseligkeit u.ä. 1.5 als Ausdruck der Ergriffenheit 2 von verschiedenen Tieren: ‘(gegen jmdn.) mit den Zähnen
knirschen’ , wohl auch ‘(drohende, wütende) Laute von sich geben’ (knurren, brüllen usw.), oft in Vergleichen von Menschen, Teufeln
1
von Menschen: ‘(mit den Zähnen) klappern, knirschen’
1.1
als Symptom einer Krankheit, bes. der Besessenheit:
ligget eyn mensche in eyner sucht, vnde daz her myt den
czenen grisgramet, dat bedudet antwer den dot ader daz er vnsynnich wyl werden
OvBaierl
70,2;
also groz was sein toben. / [...] er grisgramete
unde phnach [schnaubte] . / die liute er sluoc unde
raufte Serv
3086;
[der vom bösen Geist Besessene] schuͦmet und
grizgrammit mit den zcenen EvBeh
Mc 9,17;
EvAug
99,3
1.2
vor Kälte:
uon rehte grisgramen si in dem froste
Lucid
129,3;
si tuͦn von kelti grisgramen SHort
870;
(subst.:)
da [in der Hölle] ist iemer
weinen der ougen von deme rouche vnde grisgramen der cene uon dem froste
Lucid
8,14
1.3
vor Angst, Verzweiflung, Schmerz:
ich hœre dâ grisgrammen, / wäinen unt wûffen, / vil
chläglîch rûffen Erinn
730;
um die roten vures flammen, / dar die sele grisegrammen /
inne von ewen zu ewen / mit marterlichen wewen HeslApk
10642;
da sihe ich die grisgrament mit iren zenen VitasPatr
266,6;
von himilrich dv [Teufel] verstozin, /
[...] grizgrame vnde zanne / vnd var vz dinem huse
/ der verfluchten cluse Martina
157,66.
– subst.,
~ der zene u.ä.:
RvEBarl
3493;
HlReg
26,31;
EvBeh
Mt 8,12;
HvNstGZ
7253
1.4
vor Zorn, Wut, Feindseligkeit u.ä.:
daz sîn gemüete in zorne bran / und er grisgramen began
RvEBarl
8420;
(subst.:)
michel grisgrammen unt zorn / was unter in erpluͦt
Rol
5280;
alle mine vint shrieren ob mir vnt grisgramten mit ir zenden vnt
íahen si wolten mich vrezzen PrLeys
18,27;
(adj. Part.:)
mit grisgramenden zenden [...] huob ér
sich dar Kudr
1508,2.
– mit Präp. gegen, ûf:
mit schilhen ougen ane sach / Jêsum al diu menigîn /
[...] und begunden allesamen / gägen im von
zorne grisgramen WvRh
9181;
da Sancta Maria Magdalena unserm herren sin heubt begoz und sin
fuͤße mit der edeln salben, daz verkert man ir, und grisgrameten uf
sie und muͤrmelten gein ir PrBerth (K)
110;
KvWPant
1129
1.5
als Ausdruck der Ergriffenheit:
sus kam Jesus hin da daz grab / waz gemachet, laides vol
/ und grisgramet SHort
9070;
aber Ihesus do er si sach weinent vnd di ivden weinten
[...] do grisgrammet er in dem geist [
Io 11,33] , vnd betrübet sich selber EvAug
245,11.
245,16
2
von verschiedenen Tieren: ‘(gegen jmdn.) mit den Zähnen
knirschen’, wohl auch ‘(drohende, wütende) Laute von sich geben’
(knurren, brüllen usw.), oft in Vergleichen von Menschen, Teufeln:
– Hund, Wolf:
dô grisgrimmete [La.
grisgrammete
] der
hunt [Teufel] , / vil lût er ingegen dem hêrren
scrai Kchr
13304;
grisgramende er do grein, / als ein hovewart ein bein / alles grinende
naget. / svz grein er gein der maget Martina
165,43;
(mit Präp. ûf:)
si begonden grisgramen / wol gelich den hunden / uf Stephanum
[...], / der als ein lemmel vor in stunt
Pass III
39,84.
77,34;
als under zamen schâfen / ein wilder wolf grisgrammet /
und ûf si wirt entpflammet, / alsô wart Hercules enzunt / ûf die von Troye
[...] / und reit grisgrammend under in
KvWTroj
12619.
– Löwe:
do begonde der loͤwe grisgramen, vnd vngeberdig sin
VitasPatr
223,9;
als ain leowe an ainer lanen / sach man
sie [Kämpfer] grisgramen WhvÖst
8323;
sie [Teufel] grînent sam die hunde
[...] unde grisgramment sam die lewen,
[...] dar umbe, daz der mensche verzwîvel
PrBerth
1:46,9.
1:46,17
(subst.);
der túfel der get úch noch
[nach] alse ein grisgrammeder lowe
MerswBgr
168
(vgl. I Pt 5,8).
– Stier, Schwein:
der pfarre dô begunde / grisgrammen unde lüejen KvWSilv
4829;
der freche / wart grisgramen als ain eber
WhvÖst
8187;
KvHeimUrst
735.
– Drache:
vil starc ist sîn grisgrammen / und sîn toben, daz er
tuot KvWTroj
8202.
– Vögel:
[die Krähe] sa in [den
Habicht] zornchlichen an / vnt grischramt als ein han
FabelCorp
22,46
grisgramunge
stF
‘Knirschen, Klappern (der Zähne)’
stridor: grisgramunge EvAlem
68
(Mt 8,12)
grisgrimmen
swV.
wie →
grisgramen
.
‘mit den Zähnen knirschen’
1 von Menschen 2 von Hund, Löwe
1
von Menschen:
– vor Angst, Verzweiflung:
werfit in in die vzirste vinsternisse, da sol wesin ein weinen vnd
grisgrimmen der zende PrLpz (L)
73,22.
– als Ausdruck des Zorns; Part.Präs.:
vil griscrimmente er sprach Kchr
6252;
subst.:
da wart michel grisgrimmin Rol
5914
2
von Hund, Löwe:
dô grisgrimmete der hunt [Teufel] ,
/ vil lût er ingegen dem hêrren scrai Kchr
13304.
– Part.Präs.:
der richter sal sin ein grisgrimmender lewe, und ein man der nit wandels
an ime habe KlKsr
1,6
grisgrînen
stV.
vom Hund, ‘Zähne blecken, knurren’, im Vergleich:
do wurden sy grisgrainen / sam dy hunt an einer lainen, / das in der jest
[Schaum] dy meuler streit [=
ströuwete bespritzte] , / und ÿgleicher im
pesunder dreit [= dröuwete
]
Hawich
2651
grîsinc
stM.
‘der graue Haare hat’
swenne ein alter eine junge frouwen genimet, sô wære eht er sô gerne junc
[...]; sô ist er doch ein alter grîsinc PrBerth
1:320,39.
1:321,1.
1:321,3
grissame
Subst.
‘Knirschen (der Zähne)’
die erste wizene ist daz fúr.
[...] die ander wize ist so groz frost
[...]. jn den zweigen [=
zweien
] ist ‘weinen vnde grissame der cene
Lucid
128,2
grîsvar
Adj.
‘grau’
ein reichen mantel greisvar, / bedacht mit einem mordel [=
mardel
‘Marderfell’
]
Krone
6910
grît
stM.
elsäss. (vgl. Anm. zu
MerswDial
66,36
).
‘Gier, Begehrlichkeit, Habsucht’
du solst wisen das dirre grit [...] usser eime
hoffertigen gruͦnde kuͦmet, [...] das ie
einer ueber den andern mit sime guͦthe stigen wil MerswNF
44,5.
24,10.
69,16
u.ö.;
[der Teufel] jaget dich mit maniger hande bekorunge:
[...] mit hochvart, mit grite, mit allerleige untugende
Tauler
312,20;
HlReg
39,11;
ElsLA
37,20
gritelinc , -lingen
Adv.
zu griten.
‘mit gespreizten Beinen, rittlings’
[Lancelot auf der Schwertbrücke] saczt sich gritteling
uff das schwert [...]. er begunde riten mit den henden und
mit den fußen uff jhem [dem] schwert Lanc
629,10;
und woltent baide
fuͤsse [Jesu] han / hinder das crúce
also gezogen [...] / das er grittelingen wære / gestanden
in der swære WernhMl
9995
griten
swV.
Ansatz unsicher; vgl. Etymol.Wb.d.Ahd. 4,643ff. s.v.
bigrîtan.
‘gabelförmig auseinander gehen’, von Ästen:
ficus haizt ain veigenpaum. der paum ist gesträut mit weit
gritenden esten und pletern [
vastis diffunditur ramis et
foliis
]
BdN
322,4
grîtic
Adj.
elsäss. (E. Martin in: Straßburger Studien 1 [1882], S. 381).
‘gierig, habsüchtig (nâch etw.)’
ein gritic herze niemen mac / erfüllen; deist ein übel sac Freid
112,9;
daz wir durch keines guotes kraft / ûf erden gritic solten sîn KvWSilv
3879;
Flore (S)
4822(La.);
FünferlLiebe
174,3;
ElsLA
179,33.
768,29;
MerswSend
191;
ein richter [...] was so gritig noch guͦte das
er dicke vrteil sprach vmb goben ElsLA
517,18;
ClosChr
64,5.
– subst.:
hochvartige und zornige und hessige und gritige
Tauler
35,18
grîticheit
stF.
‘Gier, Habsucht’
ouch wart er mit der gritekeit / [...] versuochet
[...], / ob er ein gewaltic man / wolt aller rîche
werden KvWSilv
3864;
versuochent, / ob ir sîne gîtekeit [La.
gritikeit
] / [...] mugent
schatzes gesaten Flore (S)
4781;
die leide gritikeit, die der siben hoͮbtsúnde
eine ist Tauler
359,22
u.ö.;
HlReg
40,4;
GeistlStreit
A,515;
ElsLA
622,31.
–
dine gritikeit, die du noch dem guͦte hest ElsLA
357,2.
– personif.:
do daz froͮ Gritekeit vernam, / balde sú gerennet kam
GeistlStreit
A,517
griul
stM.
→
griuwel
griulich
Adj.
→
griuwelich
griuse
stF.
→
grûse
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