hovevrouwe
swF.
‘Mieterin, Bewohnerin eines Hofes’
hat ein wirt einen inman oder ein hoffrawen ein
[l. in
] seiner herberg umb einen gedingten
zins StRMünch
332,12;
SchöffIglau
119
hovewart
stM.
‘Hofwächter’
1 Aufseher an einem Hof 2 meist bezogen auf einen Hofhund (z.T. im Gegensatz zum Jagdhund)
1
Aufseher an einem Hof:
Berhtunc sprach ‘valscher hovewart, er gert dîns frides niht.’ /
sus wart ein michel schelten mit zorne under in WolfdA
352,4;
ein singer ungedœnet, / ein hofwart, der vil hœnet, / ein râtgeb
âne triuwe Helbl
2,1442.
– als Personenname (?):
Ludiwig vnd der Houiwart von Sickingen UrkCorp (WMU)
1061,12
2
meist bezogen auf einen Hofhund (z.T. im Gegensatz zum Jagdhund):
ein hove wart der einem manne sins hoves hvͤtet tag vnde naht
SchwSp
146b;
Bîspel (Pf)
16,6;
ich wære ungern dâ ein wint, / dâ die stumphen hovewart werder dan die winde
sint RvZw
152,5;
do quamen ir hofwart alle; / daz waz des hirzzes unheil. /
der hofwarte waz ein teil / beide winde und hofwarte kint / oder halp ruden und halp
wint / [...] / beide stark, keune und snel
StrKD
7,32.
84,187
u.ö.
– häufig in Vergleichen zum Verhalten:
er [Darius] ist ein unversunnen
man. / er hât glîche getân / alse der blôde hovewart. /
[...] / swenner nahtes iht vernemet, / durh sîne
blôdicheit wirt er irgremet, / er ne tar dar nâher comen niet, / al bellender
flîhet SAlex
1521;
dannoch lac er unde grein / als ein alter hovewart HBirne
369;
reze als ein hovewart, / dem der gater ist verspart Jüngl
245;
Krone
12284;
StrKD
101,28.
103,62
hovewec
stM.
Weg zu oder bei einem Hof:
ein zweiteil stosset an den houeweg / daruf anewandunt die frowen von Sulzberg
UrkCorp (WMU)
3047,22
hovewecke
stswM.
vom Hof gegebene Wecken, Brote (vgl.
hovebrôt
):
quod viginti panes, qui hofweke dicuntur, cappellanus sancte Marie pauperibus
distribuat UrkBasel
2:271,15
(a. 1284)
hoveweiʒe
stswM.
an den Hof (das Haus) zu liefernde Weizenabgabe:
quod huebe, que dicuntur haushube dabunt triticum, quod dicitur hofwaitz
DRW
5,430
(Dollinger, Classes rurales; 14. Jh.)
hovewërc
stN.
‘Frondienste eines Hofes’ (vgl. Anm.z.St.):
notantur die hofwerich, qui homines in officio Möttnitz tenentur facere
UrbGurk
163 Überschrift
hovewërt
Adj.
‘eines Hofes angemessen, würdig’ (hier subst.):
ich bin dem Bogenære holt / gar âne gâbe und âne solt: /
[...] / in bræhte ein meister baz ze mære / danne
tûsent snarrenzære, / tæt er den hovewerden baz Walth
80,34
hovewîse
stF.
einem Hof angemessene Verhaltensweise (vgl.
hovesite
,
hovezuht
):
ich armer phaffe Chuonrât, / geborn von Heimesfurt. / rîcheit
und hôchgeburt, / chunst, zuht und hovewîse, / swaz einem man ze prîse / in dirre
werlde mac gefromen, / des bin ich wênic vollechomen KvHeimHinv
23;
diu hovewîse ist herte / den die ir von kindes lit / habent niht gevolget mit
Helmbr
244;
sun, tuo die hovewîse hin; / diu ist bitter und ist sûr. / noch gerner bin ich
ein gebûr / danne ein armer hoveman / der nie huobegelt gewan ebd.
1104
hovewise
stF.
zu einem Hof gehörende Wiese:
ein phvnt geltz ouf der hofwise di Ornolt Wolfstain von mir het UrkCorp
(WMU)
1349,9;
vnd han in ovch ein wise gegeben, dv lid ze Zimmern vnd heizzet de hovewis
ebd.
2082,42
hovewunne
stF.
Vergnügung am Hof:
sîn zühte meister Schŷron / lêrt in behendekeite vil:
/ schâchzabel, schirmen, seitenspil / und singen mit dem munde, /
[...]. / von allen hovewunnen / lêrte er in den
überfluz. / ze râme schiezen mangen schuz / wart dem juncherren offen; /
[...]. / vil herter kurzewîle / lêrt in Schŷron
ein wunder KvWTroj
6168
hovezins
stM.
von einem Hof zu entrichtender Zins, Abgabe (differenzierter DRW 5,1382f.; vgl.
hovestatphenninc
,
hovestiure
)
1 als Grundabgabe 2 als Miete
1
als Grundabgabe:
die schopoze [Schuppose, kleines Hofgut] Schikes dv
dem gottes huse ze Hilzchilc ze houezinse giltet UrkCorp (WMU)
N270,38.
972,8.
– Hofstattzins in einer Stadt:
in recognitionem vero debito subiectionis et iuris patronatus iam sepe
dictis dominis prefati predicatores [...] tres solidos,
qui census hovezens dicitur, exhibebunt UrkKöln
2,132
(a. 1232);
UrkKölnSchr
1,235
(a. 1145/70)
2
als Miete:
wenn ein man inläut vessent [zu sich nimmt] umb
zins in sein haus, und lübt [verspricht] in gemach dar
inne ze schaffen, und mag das [
inläut
] darnach
vor rechter armuet nicht schaffen, und sind auch die inleut als arm, das si in mit
hofzins vor der rechten zeit nicht gefuegen mügen, die ziechent sich wol elleu aus
mit recht StRWien
43;
de pignore census dicti hoffzins StRBrünn
63
hovezorn
stM.
‘Zank, Streit an einem Hof’
hete ich bürge unde lant und wære ich zu guote geborn, / sô entsæze ich dem
winter wol sumelîchen hobezorn Fegfeuer
1:15,10
hovezuc
stM.
‘Anrufung eines Hofgerichts’
gelob wyr, sy czu lassen bey allen hofeczugen, dy si werden tun
[...] vmme schult vmme totslege
[...], also daz man dy sal richten
[...] in der stat, vor vns oder vnsen houerichter
DRW
5,1385
(LiegnitzUB. 109; a. 1344)
hovezuht
stF.
bei Hof angemessenes Verhalten (vgl.
hovesite
,
hovewîse
):
nu was durch hovezuht gesant / ein werder juncherre
dar [an den Hof]
KvWHvK
50;
daz ist des Tanhausers getiht und ist guot hofzuht
TannhHofz
Überschr.;
Iw
6253;
wer lert ivch dise hovezuht, / her chünich, daz ir iwern leip / so eisiert
[pflegt, verwöhnt] sam ein weip? Krone
3373;
si [...] hielt sich nit zuͦ
gottes ere; mere si ordente die unnútze hofzuht und hette iemer vor den
oͮgen die edellicheit irs herren und ir vroͮwen Mechth
4: 17,7.
– übertr.:
sît dû uns von dînem vater gesant bist ze einem lêrær der himelischen
hovezuht, ze eime vollebrâhten bilde aller tugende und aller heilikeit
DvAOff
40;
DvASchr
363,21
hovezûn
stM.
‘Hofzaun, -begrenzung’
sage an, waz vindest dû hie heime an dîme hovezûne, sô ein priester messe in
der kirchen singet? PrBerth
1:460,5.
1:460,17.
1:493,20.
– übertr.:
dvͥ heidenschaft waz sin hoves zvn, / dvͥ wan
dri mil von im lac. / vf velde, vf mer waz ir beiac TürlArabel
*A 9,18
hovieren
swV.
‘im höfischen Rahmen angemessene Unterhaltung treiben, höfisch
feiern’ (oft in der Beschreibung von Festen und Turnieren, überw.
subst.; vgl.
höveschen
):
dô vür den tisch gegangen kam / manic stolz spilman, / sie hofierten wol zuo
guoter wîse Wigam (B)
4593;
mit rittern und mit frouwen / liez er den fürsten schouwen / daz er wol moht
ein herre sîn. / er tet im kurzewîle schîn / mit stechen und turnieren, / mit tanzen
und hovieren, / mit allen sachen sô eht man / kurzewîle trîben kan
Reinfr
27114.
12438;
SHort
758;
ir nahtselde ich wil gedagen hovierens mit den vrouwen Loheng
1877;
in maniger hande wîse man sach / hovieren dâ vil manige schar, / iezuo hie und
danne dar. / mit vrœlîchem gesange, / mit hurt und mit gedrange / wart
geriten über al, / daz manigem dâ sîn knie geswal Heidin III
4325;
gehovieret wart mit maniger menge schalle Loheng
3726;
Darifant
50;
so wiltu haben clugheit, / hovieren, zucht, gefugheit / und
waz da suberlich ist Minneb
858.
2938;
Seuse
149,12.
–
‘Hof halten’
wie der kúnig Artus / hohfierte státe in sim
hus SHort
5414.
5419.
–
‘jmdm. aufwarten’
die wîle allertegelich / hovierte der von Osterrîch / den
hof der kunigin Ottok
75412;
ze herberg vuor der Antschouvîn / gehovieret wart von manigen vürsten rîche /
im Loheng
3113;
nû wolt ouch der kriechen vogt der keiserîn hovieren ebd.
6167;
des wart ain jubilieren / von disen wilden tieren / und
wurdent im [Jesus in der Wüste] hovieren, / buchieren und
turnieren WernhMl
6985.
– im religiösen Bereich:
die werden principaten [einer der
Engelchöre] / och ir hovieren taten / und kament alle gegen
ir [Maria bei der Himmelfahrt] / mit stolczer,
minneklicher gir, / als wol der kúneginnen zam / von den fúrsten
lobesam WernhMl
14334.
14424
u.ö.;
var ûf mit ganzen fröuden nû, / daz getroestet werdest dû
[Maria] / von Jêsu, dem kinde dîn, / mit dem
hovierende solt sîn / in froelîcher êre / von himel iemer mêre WvRh
15434.
– Lit.: Erlei, Höfisch, S.350-353.
hovierer
stM.
1
‘Spielmann’
2
‘Verehrer, Liebender’ (vgl.
höveschære
1 )
1
‘Spielmann’
gigen, rotten, pfiffen / mitt clainen fingern griffen /
meniger hoffierer begunde, / daz best daz er da kunde, / iettlicher fry personne, /
daz ward getriben schönne GTroj
7187
2
‘Verehrer, Liebender’ (vgl.
höveschære
1):
er [der Planet Venus] haizt auch
der minnenstern dar umb, daz er seineu kint, ez sei fraw oder man, minnenzæm macht,
und dar umb haizent die hofierer der minnen götinne Venus BdN
62,18;
diu frawe schol ain vergiftigz kraut legen umb ir haus und
umb ir wonung, daz all aufmacherinne und pœs werberinne oder werber
[La. hofyrer
] vliehent ebd.
226,12
howen
stV.
→
houwen
hoz
Interj.
Stimme eines Vogels:
[der Wiedehopf] hât neur ain gesank und ain stimm, wan er
singet neur hoz hoz hoz, sam der gauch [Kuckuck] singt
guck guck BdN
228,8
hozelbozel
stM.
euphem. ‘Hintern, Gesäß’
nû rüerâ dû den hozel bozel vaste, / daz der gimpel gempel
[Penis] iht geraste Neidh (HW)
46,17
|