dëshalp
Adv.
auch -halben.
‘daher, aus diesem Grund’
wan vindet nû, daz man nie vant hie vor bî Karles zîte. / sich
hânt deshalp der lande reht ze hove wol gemêret SM:UvS
30: 4,3;
si [Kirschen] waren nie so grune /
[...] / si waren deshalp nicht ze guͦt / ze
mazze rot und waich EraclB
3579;
so sint die guten werk vorlorn / und bistu tot deshalben HeslApk
4431;
PrBerth
1:97,14;
Cranc
Jer 35,17.
– relativisch:
die abentur des heiligen grals zu vollenbringen, deßhalb die tafelrond
angefangen ist worden LancII
439,15;
die zwen fragten Gaheries ob er nit enwúst da von deßhalb sie in der suchung
weren ebd.
193,17
dëste
Part.
im Übergang vom Ahd. zum Mhd. vollzogene Kontraktion von des und
instrumentalem diu, z.T. dester in Analogie zum folgenden
Komparativ (vgl. Behaghel, Dt. Syntax 1,245ff.), auch als unechte Verschiebung des
ze ( Lilie , vgl. S. XXII).
steigernd ‘desto …, um so …’ (überw. in Verbindung
mit folgendem Komp.)
1 mit Adv. 2 mit Adj. 2.1 mit attr. Adj. 3 nebenordnend zu ie
1
mit Adv.:
so uuíl íh des de mêr bíderbe scêinan durh dînen uuíllon
Will
24,2
u.ö.;
wir schuͤln dester vlizzichlicher beten
PrOberalt
54,25;
si werdent dest mit meror schande enpfangen
Mechth
3: 21,13;
ich han es also viel dester ee gethan Lanc
161,30.
– häufig
~ baʒ:
so muget ir dester baz die soͮzze des paradisy
nach disme libe besizzen Spec
142,27;
do erbôt man ez den recken mit dienste deste baz
NibB
469,3;
auch debaʒ:
daz uns iht moge letzen / keine alzu lange wile, / des ich debaz nu ile
Elis
10480;
Daniel
6248;
UrkCorp (WMU)
1142AB,9,8.
– selten mit folgendem Positiv:
dar vmb, daz si daz vorgenant gothaus dester sicherleichen hab
UrkCorp (WMU)
1948,7;
si sprachen in einem tône / wan si den schaz verbæren / dester unschuldich
si wæren GenM
95,25;
diu vil zarten kint / dester lieplich si [die
Herzogin] an sach Ottok
73077.
3151
2
mit Adj.
2.1
mit attr. Adj.:
des truoc der vil küene deste hœheren muot
NibB
721,4;
Iw
5146;
Wh
163,2;
daz ieder man, er si arm oder riche, deste bezzer gemach
und vride haben muͦge WüP
7a,6.
– meist mit präd. Adj.:
deste grœzer was sîn ungemach Eracl
3017;
dar umbe ich enwil / noch ensol deste fräveler sîn
KvHeimHinv
429;
du des ze otmuͦdiger sis, / alse du dines lichamen crancheit
sis Lilie
25,3
3
nebenordnend zu ie:
ie mê der guote des gebat / die liute von der werden stat, / sô si geriefen,
deste mêr / daz ambet heilic unde hêr / gezæme wol in sîner hant KvWSilv
555
detten
swV.
‘stillen’ (zu ital. tettare, vgl. Suolahti
1,77):
des morgens dô ez tac wart / und detten wolt mîn kindel zart, / dô erschein ez
mir tôt EnikWchr
12224
deuhel
stM.
‘ausgeschmolzenes Roheisenstück’
und sullen auch cheinen deuhel wurken zu cheiner klingen NüP
137
deun
swV.
→
döuwen
dewëder
Pron., Adv.
1
‘einer von zweien’
2
‘beide von zweien’
2.1
‘jeder’
2.2
‘keiner’ (zur Frage der Negation vgl.
2
5 Mhd. Gr. § S 126) 2.2.1 mit Negation 2.2.2 ohne Negation 3 in Korrelation zu alde , oder , noch ; die
aufeinander bezogenen Glieder können in disjunktivem oder adjunktivem Verhältnis
zueinander stehen 3.1
‘entweder ... oder’
3.2
‘weder ... noch’
1
‘einer von zweien’
ist unser dweder ein Anschevîn, / daz sol ich von arde sîn Parz
746,11;
were aber daz, daz vnser deweders daz bræche, ich Walther oder ich Hemma
UrkCorp (WMU)
260,15
u.ö.
2
‘beide von zweien’
2.1
‘jeder’
ir deweder sach den andern an, / er daz wip, sie den man
Herb
2521;
dô wart ein minne gerndez wehen, / des ie dewederz wol enphant
HeidinII
1493
2.2
‘keiner’ (zur Frage der Negation vgl.
2
5Mhd. Gr. § S 126)
2.2.1
mit Negation:
si lie si ligen sunder durch ir ungemach, / daz ir
sît dewedere den andern nie gesach NibB
2366,2;
iz inmac abir diwedir an din andirin getu
Mühlh
144,3;
nûne wirt ir deweders rât Iw
3010
2.2.2
ohne Negation:
ein dinc ich iu wol sage, / daz ir deweder was ein
zage Iw
1046.
4164;
ir itweder fur sine fart. / ir der weder gewar wart,
/ wer der ander were Herb
2412;
iu enwirt mêr niht geseit / von ir dewederem ein wort
UvZLanz
3675
3
in Korrelation zu alde, oder, noch; die
aufeinander bezogenen Glieder können in disjunktivem oder adjunktivem Verhältnis
zueinander stehen
3.1
‘entweder ... oder’
deweder mâc alde man, / dem lôn ich sô ich beste kan
UvZLanz
2287;
swaz man von spæhen mæren sol / deweder singen oder sagen
ebd.
3449;
daz dû niht weist, wie ez sol gân / deweder nâch oder vor
RvEBarl
12853
3.2
‘weder ... noch’
íetemer múgin dih geírren devuéder pagani. óder mali
christiani Will
27,4;
deweder nach noch e / quam ir zv samne nie me
Herb
3419;
daz deweder sin noch muot / noch weltlich rât noch wîp
noch man / der welte geebenmâzen kan RvEBarl
6094;
Iw
6880
dewëderhalp
Adv.
auch dewederthalp.
1
‘auf einer von beiden Seiten’
2
‘auf keiner von beiden Seiten’ (vgl.
dewëder
2.2 )
1
‘auf einer von beiden Seiten’
swa man dewederthalb sach komen / des ainen lút ins andern
lant RvEWh
276;
nune wart der strît niht mêre / dewederhalp gelenget StrKarl
6355;
UrkCorp (WMU)
1447,40
2
‘auf keiner von beiden Seiten’ (vgl.
dewëder
2.2):
zeiner âmîen / sult ir si hân [...] / zeim hêrren und
zeim âmîs / sol si iuch immer gerne hân. / ine wils iuch dwederhalb erlân
Parz
396,18;
der bâbest sich niht kêren / twederthalben wolde Ottok
5423;
daz [...] man [...] dekeine
pfendunge noch bekumberunge dewederthalb gegeneinander tvͦn sol
UrkCorp (WMU)
N126,32
dewëderunt
Adv.
‘auf der einen oder anderen Seite, beiderseits’
swas dewedrunt vnz her beschehen ist an disen tag, des sin wir nút ein andren
gebunden UrkCorp (WMU)
1477,7,21
dewëlch
Pron.
‘welch’
in dewelher wîse dû in verlogen hâst, in der selben wîse soltû in entreden
wider allen den dû in verlogen hâst PrBerth
1:284,28
dia-
Präf.
zur Bildung von Subst.
‘Dia-Mittel’, lat. Präfix (nach der griech. Präp.
διά^
‘aus, mit’ zur Bildung von Bezeichnungen für Arzneimittel, die
nach ihrem Hauptinhaltsstoff benannt sind (vgl. LexMA 3,968), z.B.:
diapapaveron, daz ist ain electuari gemacht auz mâgensâmen
und auz lakritzenzahersaf BdN
414,15;
diacinciber ebd.
425,34;
zu zwen aloez tu ein dyagridii Macer
88,15;
dyaltea BdN
5,30;
dyamargariton ist ein electuarium di ist gut fur des herzen
krancheit SalArz
105,43;
BdN
429,36;
sein saf haizt dyameron ebd.
330,18;
diapopylion ebd.
340,6;
diasandali ebd.
376,14;
dyagardian HvNstAp
2717
diabetes
Subst.
‘Harnruhr (Diabetes)’
[ein] sichtum der heizet dyabetes. daz ist so der harn
unuerdewet uz get SalArz
111,49
diacoda, diacodus
Subst.
ein Edelstein (evtl. entstanden aus verschriebenem diadochus; vgl.
Rosenqvist 1,98):
dîacodâ ist ouch ein / harte wunderlîcher stein. / des varwe
ist getân alsus: / vil nâch als der berillus Volmar
675;
dyacodus HvNstAp
18154
diadêm
Subst.
‘Diadem, Kronband’ meist als Herrschaftszeichen in Verbindung
mit dem Zepter:
der zepter und der diadem / die zierent dich KvWGS
516;
KvWTroj
24917;
daz keiserliche dyadema LAntichr
167;
der zepter und diu diadêm / ist dir geben dâ ze lône MarlbOmd
408
diadochus
swM.
ein Edelstein (vgl. diacodus):
sîn spanbette was noch paz / gehêrt mit edelen steinen, /
[...] / melochîtes unt dîadochîs Parz
791,28;
von dem dyadochen. dyadochos ist ain stain,
[...] der [...] geleicht ainem
berillen BdN
444,24
diadrogant
stM.
ein Baumharz:
von dem diadragant. diadragantum ist kalt und fäuht,
[...], und ist ain harz oder ain zaher, der fleuzt auz
ainem paum gegen der sunnen aufganch BdN
366,21
u.ö.
dîâken
stM.
‘Diakon’ (vgl. LexMA 3,940ff.)
1 meist Geistlicher mit dem letzten Weihegrad unterhalb der Priesterwürde 2 historisierend, auf frühchristliche Gemeindeverhältnisse oder den alttest. Leviten bezogen
1
meist Geistlicher mit dem letzten Weihegrad unterhalb der Priesterwürde:
der dyacon bezeichent iemer den prediger Lucid
93,5;
alle die priesterlîche wîhe enpfangen hânt unde diakene unde subdiakene: mit
den mac niemer deheine frouwe dekeine ê gehaben PrBerth
1:315,35;
alle phaffen die man in lithusern vindet, ez sin briester,
dyaken, subdyaken oder acoliti StRAugsb
119,5.
– lat. flektiert:
darnach liset der dyaconus daz ewangelium
Lucid
96,13
u.ö.
2
historisierend, auf frühchristliche Gemeindeverhältnisse oder den alttest. Leviten
bezogen:
do sante mit den meren / sinen dyaken bischof Nonnus Vät
29991;
der levita, den wir heizin ein diaconum PrLpz
124,31
dialectike
F.
‘Dialektik’ (als Kunst des Disputierens und der logischen
Schlüsse Bestandteil des Triviums im System der artes liberales, vgl. LexMA
3,944ff.):
alle sprâche si wol sprach, / latîn, heidensch, franzoys. / si was der witze
kurtoys, / dîaletike und jêometrî Parz
312,23;
alle die och hant vernunst / von dyaletica der werden kvnst Martina
245,106;
Dyaletica / (sie heißet auch Loyca) HvNstGZ
811;
Krone
10811.
– allgem. ‘philosophisches Verfahren’
swaz Plato gescriben hat, / sine kvnst vnde sine list, / die
zv Paris genge ist / me denne anderswa: / daz ist dialetica Herb
10674
diamant
stM.
sw.
Minneb
179;
auch diemant (
Walth
80,35 ).
‘Diamant’, wertvoller, v.a. für seine Härte bekannter Stein
(vgl. LexMA 3,967 und Engelen, Edelsteine, S. 297-310; s.a.
adamas):
ein stein heizet dîamant, / der ist niht vil liuten bekant. /
er ist lûter unde klâr / [...] / und sage iu daz wærlîch /
daz der stein ist alsô hart / daz nie sô hartes niht enwart Volmar
289;
harter dann eine want / und harter dan ein dyamant Pilgerf
5585;
Minneb
266;
guͦt gesteine, / smaragden, jachande, / robine unde diamande
Elis
518.
– übertr. in Vergleichen zum Ausdruck der Beständigkeit:
auch muͦz er ane schant / gelich dem dyamant / sin an rehter
kuͤschekait WhvÖst
4090;
Sisenes, der triuwe ein diamant, / an dem man nie untriuwe vant
UvEtzAlex
6719
diametrum
Subst.
‘Durchmesser’
in der krum / di man nennet djametrum JvFrst
9852
diapason
Subst.
‘Oktave’ (vgl. LmL 1,826ff.):
uß der octaven wie zutal / die wise louft diapason, / das
leret gar uns musica die frie Mügeln
286,8;
MügelnKranz
442
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