Wörterbuch
ABCDEF s.VGHIJK
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e – ëbenbilde
ëbenbildec – ëbengelîch
ëbengelîcheit – ëbenhêr
ëbenhêre – ëbenkristenmensche
ëbenkurz – ëbenmenden
ëbenmensche – ëbensëʒʒe
ëbenslëht – ëbenvërrerinne
ëbenvol – ëber
ëberborste – Êbrêisch
ebreze – eckerich
eckerlîn – edelhaftec
edelheit – edelvoget (?)
edelvrîe – ege|bærlich
ê|gedâht – êgeselle
eges|lich, eislich – êhaftec, ehtec
êhafteclîche – eht
ehte – eichelëht
eichelîn – eichphat
eichurne – eierkuoche
eierlîn – eigenerge
eigengeborn – eigenmaht
eigenman – eigeslich
eilboum – einbürtec
einbürtecheit, eingebürtecheit – einerhande
einerleie – einhalp, einhalben
einhël – einlant
einlich – einmuote
einmuoten – einsamenen
einsamkeit – einteil
einthalp – einvach
einvalt – einwîclich
einwillec – einzigen
einz|wagen – eismende
eissam – eitergiftec
eitergiftecheit – eitertrache
eitervar – êkarl
ekates – elelende
element – eliotrop
êliute – ellenmëʒ
ellenschaft – elmëʒ
elne, elle – êmâle
êmâlen – empelîn
empf- – enalrihte
enalverte – enbinnen
enbir – enbore
enbœrec – enc-
en|ch- – endelicheit
endelist – endivia
en|drabes – enein tuon
enein wërden – engegenen
engegengân – engelher
engelîn – engelschar
engelschlich – engerinc
engerlîn – englüejen
engöten – enhundert
enîdrus – enkern
enkiesen – enkrûfen
enkücken – ennumenâmen
enoben – enquëllen
enquicken – ensîten
enslîbe (?) – enstricken
en|strîte – ent|erben
ent|erbenisse – entheben
entheben – enthouwen
enthöveschen (?) – entlegen
entlêhenen – entlîmen
entlinden – entmuoten
entnacten – ent|râten
ent|redære – ent|rinden
ent|ringen – entsagen
entsagunge – entscheit
entschel – entschulden
entschuldigære – entsetzunge
entsieden – entslingen
entslipfen, entslüpfen – entspitzen
entsprëchen – entstopfen
entstôʒen – entvæhelich
1entvâhen – entvërn
entvërren – entvormen
entvormunge – entwachen
entwâfenen – entweichen
entweisen – 1entwern
2entwern – entwirden
entwirken – envor
envreise – ênzeclich
enzeichenen – enzogen (?)
enzogenheit – eparche
epgrunde – epizikel
eppe – erbâgen
erbalden – erbarmen
      erbalden swV.
      erbaltnisse stF.
      erbangen swV.
      erbarbe Subst.
      erbære stM.
      êrbære Adj.
      êrbære stF.
      êrbærec Adj.
      êrbærecheit stF.
      êrbæreclich Adj.
      êrbærlich Adj., Adv.
      erbarmære stM.
      erbarmærinne stF.
      erbarmde, erbermde stF.
      erbarme stF.
      erbarmec Adj.
      erbarmecheit stF.
      erbarmeclich Adj., Adv.
      erbarmen swV.
      erbarmen stN.
erbarmhërze – erbeburclêhen
erbeburcliute – erbehaftec
erbehâm – erbekünicrîche
erbelant – erbenëmære
erbenëme, erbenæme – erbeschilt
erbeschrîn – erbeteilunge
er|bëtelich – erbezinsgëlt
erbezinsguot – erbîʒen
1erblæjen – erbolgen
erbolgenisse – erbrogen
erbrüeten – erdecken
ërdelîn – ërdeslunt
ërdewase – erdulden
erdünen – eren
eren – êrenhüetære
êrenhüge – êrenstæte
êrenstuol – erfurtisch
ergâhen – ergëllen
ergëlsen – ergetzunge
ergëʒʒen – erglitzen
erglîʒen – ergrîfen
ergrimmen – ergüsten
erhaben – erheiʒen
erhellen – erholeren
1erholn – eringrieʒ
erinnern – erken
erken – erkiesen
erkinden – erklumpen
erklupfen – erkrapen
erkratzen – erkuolen
erkuolunge – erlëben
erlëchen – erlërnen
erlërzen – êrlîn
erlinden – erlœsede
erlœsen – erlusten
erlustigen – ermelech
ermelheftechîn – ermüeten
ermundern – ernelîn
ernelôn – ernetzen
ernezît – erqueln
erqueschen – errennen
errêren – êrsame
êrsamecheit, êrsamkeit – erschînunge
erschiuhen – erschrockenlich
erschrôten – ersîhen
ersiht – ersloufen
ersmecken – erspreiten
ersprengen – erstëchen
erstecken – erstorren
erstœrunge – ersuochære
ersuochærinne – ertagen
ërtapfel – ertboum
ërtbruochech – ërtlêwe
ertlich – ertrahten
ertrenken – ertücken
ertumben – êrunge
ê|runs – ervërnen
erverwen – ervlügen
ervolgen – ervrœren
ervröuwen – erwahsen
erwæjen – erwecken
erweckunge – erwênigen
erwenken – erwinden
erwinken – erwüesten
erwüeten – erzeigen
erzeigunge – ërzganc
erzian – erzwieren
erzwîgen – esele
eselen – eselnôʒ
eselôre – esser
estel, estelîn – ê|teidinc
ëtelich – ëtt-
ette – êwangêli
êwangêlier – êwic
êwîc – ê|wise
ê|worhte – ëʒʒenkochen
ëʒʒenmacher – eʒʒisch|heie
eʒʒisch|man – eʒʒisch|türlîn

   erbalden - erbarmen    


erbalden swV. 1 ‘kühn werden, seinen Mut zusammen nehmen’
1.1 intr.
1.1.1 mit präp. Erg. ‘den Mut in Bezug auf etw. zusammen nehmen, sich ein Herz zu etw. fassen’
1.1.2 mit Inf. ‘sich etw. herausnehmen’
1.2 refl.
2 tr.
2.1 ‘etw. kühn in Angriff nehmen’
2.2 ‘jmdn./etw. bestärken, ermutigen’
   1 ‘kühn werden, seinen Mut zusammen nehmen’    1.1 intr.: ze jungest gwan er den muot, / daz er gie gein der gluot, / er erbaldete und gewan den sin, / daz er enalmitten gie dar in Eracl 1267; ze jungist erbalte der alte man, / die rede huob er alsus an Kchr 3045; ez ist vil manic man, der niemer getörste erbalden unde gewâgen in einem wilden walde ze sînne PrBerth 1:542,25; Ottok 3186; Vät 36843. [eine Stimme spricht:] ‘dû solt her gân, / lieber vriunt, und chüsse mich.’/ vil chûme erbaldete ich, / daz ich gerne dar sach KvHeimUrst 1442    1.1.1 mit präp. Erg. ‘den Mut in Bezug auf etw. zusammen nehmen, sich ein Herz zu etw. fassen’ ich negetar nach deme geiste erbalden [fragend vorzudringen ?] me baz, / zerluogenne sine suntergenge bin ich leider vile laz Himmelr 5,1; [nach der Aufforderung, dass nur treue Ehefrauen ein Opfer geben sollen:] dô begunden die vrouwen [...] mit opher zuo dringen. / die da tougen heten man, / die erbalten dar an / und wurden die aller êrsten dar StrAmis 394; UvZLanz 1012; si begonden sere erbalden / gegen den guten alden Pass III 87,65    1.1.2 mit Inf. ‘sich etw. herausnehmen’ ez ist ce behvtene daz mit decheiner vrsage ieman irbalde [ praesumat ] den anderin mvnich besirme [l. beschirmen ] BrHoh 69; daz niht erbalde mere zerheuen sich der mennisk uf der erde PsM 9,39    1.2 refl.: Genelun erbalte sich do Rol 1757; noh insol sich inchein irbalden daz ir mit sim apte in dim chlostre old v̂zirhalp frevlich chriegeie BrEng 3. 33; Agly do, diu wol gestalt, / erbalt sich und zwincte, / mit augen si do wincte / Wildhelm WhvÖst 9445; Seuse 117,2. 5,12. – wohl hierher: hey reyt van heyden zo heyden / ind heysch sy sich wael gehalden / ind mennelich an dem stryde ervalden [sich im Kampf zu behaupten] KarlGalie 12666    2 tr.    2.1 ‘etw. kühn in Angriff nehmen’ daz ist daz sieden, in dem wir sieden muzzen ê wir mit got veraint werden. von disen sieden wer noch vil cze reden und auz der mâzzen suzzew red, denn daz ich ez niht getar erpalden MvHeilFr 42    2.2 ‘jmdn./etw. bestärken, ermutigen’ ein wîser herr sol einen man / erbalden der im rætet, wan / ob er mit vorhten râten sol, / sô mac er selten râten wol WälGa 13142; von dem gedingen sîner [Gottes] liebe, dâ von wirt si [ minne ] erbaltet DvASchr 392,3

erbaltnisse stF. ‘Dreistigkeit, Vermessenheit’ presumptio: erbaltnisse vel geturst SummHeinr 2:427,01.101

erbangen swV. ‘Angst, Sorge bekommen’ got vater, got sun und got geist, / der die cristenheit sach allermeist / in dem beginne irbangen / von kumftigen getwangen HeslApk 197

erbarbe Subst. eine Pflanze: aller pfat voreinet was dirre walt [...] verhulzet und versteinet [...] mit verbene verwahsen und erbarbe JTit 300,4

erbære stM. ‘Erbe, Erbberechtigter’ er [...] wolte ouch durch den willen mîn / êlîches wîbes âne sîn, / daz ich sîn erbære / nâch sînem tôde wære Tr (M) 10567

êrbære Adj. auch êrebære ( SM:St 2:1,3), êrenbêre ( HvFreibTr 5825 ). ‘ehrbar, geachtet, unbescholten, ehrwürdig’ 1 bezogen auf Standeszugehörigkeit und vorbildliches Verhalten von Personen
1.1 allg.
1.2 häufig rechtsspr. (s.a. WMU 1,485f. und DRW 2,1257-1261 mit weiterer Differenzierung)
2 bezogen auf (geistl.) Institutionen
3 von Sachen/  Abstrakta ‘ehrwürdig; Ehrfurcht gebietend; angemessen, gut’
   1 bezogen auf Standeszugehörigkeit und vorbildliches Verhalten von Personen    1.1 allg.: ir sit biderbe und gewære, / getriu und erbære, / gefuge, milte und guͦt, / bescheiden, stæte, wolgemuͦt StrKD 145,430; wie höfsch und wie êrbære / der junge künic wære Tr 421; diu [Dame] ist schœne und êrebære, / daz ir tugentlicher lîb / hœhet mînen senden muot SM: St 2: 1,3; die helde als êrenbêre HvFreibTr 5825; durch gemein nutz und fride der erbern lute WüP 62,3; Iw 116; UvZLanz 7173; GvJudenb 4424. – subst.: daz verdient der êrbære / mit triuwen als ein hübsch man UvZLanz 5984 u.ö.; die gute und die erbere HvNstAp 2065    1.2 häufig rechtsspr. (s.a. WMU 1,485f. und DRW 2,1257-1261 mit weiterer Differenzierung): – zur Betonung der besonderen Würde, bei Amts- oder Standesbezeichnungen: der êrbere patriarche von Jherusalem StatDtOrd 22,24; dem erbern rither an dem lantdage ze Winphin ænbieten wir [...] vnsern dinst UrkCorp (WMU) 952,17; mid deme eirbern heren herren Baldewyne dem erzebischoeve van Tryren MGHConst 5:400,41 (a. 1318). – zur Betonung des guten Leumundes: daz disiu stat ze Auspurch ze allen ziten einen gesworn rat sol haben von zwelf erbaeren mannen der besten unde der witzegsten die hie sin StRAugsb 11,10; v.a. bei der Nennung von Zeugen: und daz man daz beziugen mac selbe dritte êrber liute SpdtL 225,8; daz su das selbe gedinge durch gezugnisz zweyer erberer man meͦgent bewysen MGHConst 3:145,16 (a. 1277); mit den zeugen, die hie geschriben vnt wenant sint [...] vnt anderr ereberer leut genveg UrkCorp (WMU) 2085,8 u.ö.    2 bezogen auf (geistl.) Institutionen: vnd [...] setzzen vns des vorgenanten guetes dem erbern conuent vnd Wernharten von Liligenueld [...] ze scherm UrkCorp (WMU) 864,24; daz erber capitel von Salzburch ebd. N397,16. 1921,44    3 von Sachen/  Abstrakta ‘ehrwürdig; Ehrfurcht gebietend; angemessen, gut’ ez ist reht daz ich iu lône / der êrbæren krône / die ich von iuwern schulden truoc Iw 4248; meyster Albret, keysyr Frederichis smyt [...] der hat dyse const gar unde gancz worsucht an den yrbaryn rossen, dy ym der keysir bewolen hatte Albrant 3,Überschr.; ain erber hûs UrkCorp (WMU) 1435:1,26. 2216,21; EnikWchr 1760; Ottok 86492. die juden [...] bereiten ime [Joseph] dô / einen êrbæren antvanc KvHeimUrst 1293; daz vnseriv wort nvtzze sin vnd notvrftich vnd erbare PrBerthKl 8,21. 4,68; vnd in da erberlich bestatten mit opphir vnd mit lîethe vnd andir erberer giwonheit UrkCorp (WMU) 155,33; daz ir mich mit triwen meinet, / daz habt ir mir bescheinet / mit iwer êrbæren kunft Ottok 14161 u.ö.; UvZLanz 8328; Eckh 5: 264,1. die herren [...] giengen sich beraten, / als Artus der chünic bat, / [...] vnd vunden, daz im wære / niht also erbære, / so daz er seins tages bit Krone 10337

êrbære stF. ‘angemessenes, ehrenhaftes Verhalten’ die brâhten si ze hûse / dem künige Artûse, / daz siu sîn gesinde wære / durch ir êrbære, / wan siu was ein wîsiu maget UvZLanz 7680; dunket es uch ain erbare sin, so dunket es aber mich ain hôfart PrGeorg 21,16. 86,8

êrbærec Adj. auch erwærig, erwerg. ‘ehrbar, geachtet, unbescholten’ 1 bezogen auf Standeszugehörigkeit und vorbildliches Verhalten von Personen
1.1 allg.
1.2 rechtsspr., bezogen auf guten Leumund, bes. von Zeugen
2 bezogen auf (geistl.) Institutionen
3 auf Sachen/  Abstrakta bezogen ‘anständig, gut’
   1 bezogen auf Standeszugehörigkeit und vorbildliches Verhalten von Personen    1.1 allg.: er ist ain erberger und weschaidener man HvHürnh Vorr. 21; die guten læut und die erwærigen die verlaitet er [der Antichrist] mit den zaichen PrOberalt 13,37; die êrbærigen frawen des paumes [Mönchspfeffer] pleter in ir häuser sträuten hie vor, daz si und ir man dester käuscher lebten BdN 311,26; StatTrient 121. dvrch vnsers lieben herren, des erwergen bischof Wernharts von Pazzawe UrkWittelsb 2,173 (a. 1311); küng Johannes von Pehaim [...] und vil êrbæriger ritterschaft BdN 76,18    1.2 rechtsspr., bezogen auf guten Leumund, bes. von Zeugen: ez ensei danne daz derselbe, der den totslach hat getan, mit im selbe dritten erbæriger læute vnd gelaubhaftiger læute sich da von genemen mvͤg UrkWittelsb 1,417 (a. 1287); dirre sache sint gezivch [...] Seifrid vnd Chvnrat vnser schreiber vnd ander erberig zivch UrkCorp (WMU) 1474,17; StRMünch 373,12. – subst.: geschæch avch daz, daz der geisel einer oder mer niht enwær ê wir vnsers silbers wurden gewert, so sol vns der vor genant hertzog von Oͤsterrich ein andern als erwergen an des selben stat setzen in einem moneid UrkCorp 2934,8    2 bezogen auf (geistl.) Institutionen: der gaistlichen vnd der erwærigen samnvng der vrowen ze Pettendorf UrkCorp (WMU) 3014,55    3 auf Sachen/  Abstrakta bezogen ‘anständig, gut’ ir habt erbaͤrig sit Teichn 464,523; gar ain schön und ain erwergk ding ist das an dem chünigk das er sich enthabde vor vil rede HvHürnh 11,1. 29,1

êrbærecheit , êrbærkeit stF. 1 ‘Ansehen, Würde’ , bezogen auf Stellung oder Verhalten
2 ‘Obrigkeit, höherer Stand’
3 ‘Ehrfurcht, Respekt’
   1 ‘Ansehen, Würde’, bezogen auf Stellung oder Verhalten: wie vil er [der Erbe] gülte sülle hân von geistlîcher gâbe, dâ sol man an des mannes edel sehen und an sîn êrbærkeit SpdtL 86,14; als sy [die Königin] ist den andern vor an wirdichait, also sol sy sein vor den andern an käwsch vnd an erberchait Schachzb 37,38; alle [...], / die von der mägde [Maria] heilecheit / ald von ir lebens êrbaerecheit / [...] wisten WvRh 1750; Teichn 441,75; Secret 939. zu nutze vnde zu erberkeit des heilgen riches UrkCorp (WMU) 2785A,20. der got unserer vetere der hat mit erberkeit clar gemachit synen son Jhesum Apostelgesch 3,13. – hierher? Bed. unklar; vielleicht ‘ehrbar scheinende Routine’ wie werin sú so billich ze weinen, den die gewonheit ze einer billichi und die billichi zuͦ einer erberkeit worden ist! Seuse 456,7. 222,5    2 ‘Obrigkeit, höherer Stand’ swes sich furstelich erberkeyt bedenket und tut mit rate, das sal gancz stete blyben unvorrucket ebeclich ymmir me UrkBresl 120 (a. 1327)    3 ‘Ehrfurcht, Respekt’ uf stunden ken mir di alden / und mir irbuten erberkeit Hiob 11097; die jungeren swigen alle âne Pêtrus. [...] [manche sagen,] iz wêre von êrbêrikeit, daz si nicht intorsten unseme herren antwerten HvFritzlHl 92,12; HistAE 5054; ditz [Fasten] pflege wir nicht bî unsern tagen / von nôtdurft der heilikeit, / nur durch ein êrbêrekeit JvFrst 2930; BrAsb 52; Eckh 5: 264,3. dem menschen blibet, daz er hat / ir worben vor mit vrumer tat, / da man syner by gedenket / und hindennach im schenket / mit gutem gedechnisse / vil erberkeit [ehrerbietiges Gedenken] gewisse, / dy er by lebene hat bejayt Hiob 4348

êrbæreclich Adj. ‘ehrbar, ehrwürdig’, bezogen auf Personen von Stand, hier subst.: allewege vor dem tissche vnd nach sol man ieslichem siechem erwerclichen, az [l. als (?)] den herren erlich ist [,] wazer gewen, daz si die hende waschen SpitEich 40,27

êrbærlich Adj., Adv. adv. auch -lîchen. ‘ehrenhaft, anständig, angemessen’ wir sun uns vrowen der gesellischefte dú ist wunneclich, lobelich und erberlich PrGeorg 307,9; ein gut selik gedechtnisse / dir volget under den luten, / di din lob wol beduten / mit erberlicher sache Hiob 4365; wer da maenleich vechten tuͤt, / daz ist erberleich und guͤt Teichn 433,30. – adv.: und ist er tôt der wirt mîn, / ich solde in nâch den êren sîn / êrbærlîchen hân begraben MarlbGr 107; vil wol füeget der chünigklichen magenkraft und wirdigkait erberlich geklaidet sein HvHürnh 10,5; HvNstAp 13813; Tauler 270,28; UrkCorp 155,32

erbarmære stM. ‘der Erbarmen hat’, bezogen auf Gott: du herro got erbarmære [interl. zu miserator ] PsWindb 85,14; si pat got den reinen, / die drî und den einen, / daz er ir genædic wære / in gnâden ein erparmære MargAntioch VI 266; AdamA 232

erbarmærinne stF. ‘Barmherzige’, bezogen auf Maria: der [Sünden] enkunde niht so vil uf mir gesin, / dinr erbermde si noch me. genade, erbarmerin Marner (W) 6:9,16

erbarmde, erbermde stF. auch erbarmede, erbermede; derbermde ( UvZLanz 2011). ‘Barmherzigkeit, Mitleid’ derbermde was in [den Kämpfenden] tiure UvZLanz 2011; truwe ist der tugent ein bluome / und der erbermede muome Martina 25,54; dc sie dc lant zerstoͤrent vnd die cristenen totent ane erbermede UrkCorp (WMU) 93,14; RvEBarl 4084; PrBerthKl 3,59. den roͮber beroͮbet er [Luzifer] selber und bevilhet in denne sinen gesellen, das si in jagen und schlahen und keine erbermede úber in haben Mechth 3: 21,44. – bezogen auf göttliche Barmherzigkeit gegenüber den Menschen: daz wir got lobin siner grozen erbermede, die er wider uns hete Lucid 79,1; [Gott,] vergibe mir mein misetat, / durch deyne erbærmde unt durch deiner genaden rat GvJudenb 5302; KLD:Kzl 3: 4,1; SHort 7579; von Maria: nu hilf, trut frouwe, mir / unde habe irbarmede uber mich, / des bitte ich armer menniske dich SüklV 277; daz nieman guotir / mach des virlougin, du [Maria] nesiest der irbarmide muotir MarseqM 53; WernhMl 2694

erbarme , erberme stF. ‘Erbarmen, Barmherzigkeit’ [der Sultan] vert ane erberme alse ein irzvrnetir low vnd als ein blvͦtender ber UrkCorp (WMU) 93,28. – bes. auf Gott bezogen: got, hât dîn erberme kraft, / al die engele in ir geselleschaft / müezen mîne vlust erkennen Wh 454,15. 1,11; an dîne erbarme manicvalt / sô ist diu zuoversiht gezalt / mîner sêle und ouch gegeben LBarl 16282. 14358; EvStPaul 5808

erbarmec , erbermec Adj. ‘barmherzig, mitleidig’ sît getriuwe, erbarmec, milte, / [...] / sô müget ir zuo himelrîch vil wol komen Unverzagt 1:5,8; swer ist erbarmic als er sol, / über den erbarmet sich got wol LBarl 15164; si [Maria] ist kiusche, reine, saelic, dâr zuo lûterlîchen guot, / diemüetec und erbarmec Hardegger 1:5,6; Winsb 10,6; Ottok 1417. – bes. von Gott: herre got [...] / du bist irbermic mit gedult / mit wilkor uber unse schult HeslNic 3565; got der was erbarmic ie Wig 5306; ir wizzet wol daz Christ / [...] / erbärmic und genædic chumt KvHeimUrst 379; Aneg 373

erbarmecheit , erbermecheit stF. 1 ‘Barmherzigkeit, Mitleid’
2 ‘etw. Mitleid Erregendes, Erbarmungswürdiges’
   1 ‘Barmherzigkeit, Mitleid’ selig sint die da bermig sint, / wann sie erbarmkeide kint / sint und auch erwerben / barmuͤnge, wann sie sterben HvNstGZ 7231; daz pest an einem herren ist, / daz ist sein erparmchait Teichn 280,67; RvEWchr 36039. – bes. von Gott: herre got, dir sî gegeben / mîn vil zwîvellîchez leben / in dîne grôze erbarmicheit Wig 6858; der sêle helfe got genesen / durch sîne grôze erbarmekeit LivlChr 1221; KLD:RvR 6,65; HeslApk 5220    2 ‘etw. Mitleid Erregendes, Erbarmungswürdiges’ swaz aber Rûal [...] / dem gesinde erbermekeite / von den gelieben seite, / Canêle und Blanschefliure: / elliu diu âventiure / diu was hie wider cleine Tr 4271; daz er in wolte niht enbarn / sîn herze und ouch sîn bilde, / daz was ein wunder wilde / und ein erbarmekeit vil starc KvWAlex 733

erbarmeclich , erbermeclich Adj., Adv. adv. auch -lîchen. 1 ‘barmherzig, mitleidig’
2 ‘Mitleid erregend, erbärmlich’
   1 ‘barmherzig, mitleidig’ do din lip so zarter / wart geoffent von Longin, / da sah er, herre, din / erbærmclich gnade guͦt WhvÖst 10433; dem knappen wart dô niuwe / diu väterlîche triuwe. / sîn erbärmeclîcher sin / bewegete sich dô über in: / er kuste in minneclîche dô RvEBarl 4285; min sel mit erbermklichem mitlidenne bi dir stat Seuse 278,11; PrWack 8,71. – adv.: nu sâhen dise zwêne man / erbermeclîche ein ander an Tr 12850. 15665    2 ‘Mitleid erregend, erbärmlich’ wir selbe ligen tôt, / diu wîb sint verscelchôt [in Knechtschaft geführt] , [...] daz sint erbarmechlîchiu dinch Exod 3142; der [Himmel] ist offen, und ist ir doch laider vil lútzel die drin koment, und daz ist erbaͤrmklich PrGeorg 324,16; nun sol ich aber noch enwil / iuwer ôren niht beswæren / mit zerbermeclîchen mæren Tr 1856; Er 5793; Seuse 88,3. – adv.: disiu werlt [...] betriuget manegen armen, / der wanet, daz er riche si; / er gelit ze jungest der bi / vil harte erbarmiclichen SüklV 378; da begund die frauw erbermclich zu weynen Lanc 17,24; si schrirn erbärmiclîchen KvHeimUrst 1593. 693. KvWTroj 12915

erbarmen swV. 1 ‘Mitleid, Erbarmen haben’
1.1 ohne Obj.
1.2 mit Akk.-Obj.
1.3 refl. ‘sich erbarmen’
1.3.1 ohne Obj.
1.3.2 mit Gen.-Obj.
1.3.3 mit präp. Erg.
2 ‘(bei jmdm.) Mitleid, Erbarmen erregen’
2.1 meist mit Akk.-Obj.
2.2 mit Dat.-Obj.
2.3 phras. einen/ einem stein ~ (vgl. TPMA 11,133 )
   1 ‘Mitleid, Erbarmen haben’    1.1 ohne Obj.: du [Gott] riches vnde armis, / du refsis [strafst] vnde irbarmes, / du hebis, legis vnde tregis Litan 160    1.2 mit Akk.-Obj.: got selbi lerti unsich chuschi undi dimuot, / gidult undi wesin widir ubili guot / undi vremidiz leit irbarmin SuTheol 257; Tristan, nû erbarme mînen pîn UvTürhTr 3110    1.3 refl. ‘sich erbarmen’    1.3.1 ohne Obj.: sich erbarmte da [im Kampf] niemen Rol 5552; do [nach dem Sündenfall] erbarmt sich die guͦt des almæchtigen gotes und chom in ditz ellend der sun des ewigen vaters PrOberalt 58,18; wil sich diu liebe nicht erbarmen, / mirst aller guoter fröiden schîn / frömder hiure danne vert SM:Ro 6: 1,8; Mechth 5: 24,28; BdN 171,26    1.3.2 mit Gen.-Obj.: got herro gnædich, erbarme dich min Himmelr 10,16    1.3.3 mit präp. Erg.: herr, erbarm dich uͤber mich armen suͤndær PrOberalt 116,25; daz ir ev meinev chint [...] lat enpholichen sein vnd auch evch vͤber sev erparemt UrkCorp (WMU) 938,15; AvaLJ 65,2; Spec 104,25. ô daz wir sünde müezen tragen. / dar über erbarme sich des kraft, / dem erbarme gît geselleschaft Parz 465,7. durch diner marter ere / erbarme dich umbe die sele Rol 7554    2 ‘(bei jmdm.) Mitleid, Erbarmen erregen’    2.1 meist mit Akk.-Obj.: daz mich diu getriuwe Îsôt, / diu tugenthafte künigîn, / erbarmet in dem herzen mîn Tr 14536; sîne manheit moht erbarmen / daz man in hiez den armen Wh 241,17; ez erbarmet mich, daz si alle jehen, / daz ich anders niht wan kunne klagen MF:Reinm 25: 2,1. hilf, ob ouch dich, minne, erbarme, / wan mir tuot diu herzeliebe in herzen wê SM:KvL 6: 3,2. – in Verbindung mit lâʒen ‘sich jmds./einer Sache erbarmen’ la du [Maria] dich irbarmen / die not, die wir armen / [...] / manege wis verdulden MarldA 244; wol entfengen sie die armen / ande lezzin sich ere not erbarmen Roth 1304; gnâde, frouwe reine! du meine mich armen! / lâ dich mînen smerzen von herzen erbarmen! KvWLd 27,10; SüklU 59; NibB 2162,2    2.2 mit Dat.-Obj.: ditze irbarme dem almahtigem got! Gen 2237; er cheret hohe sinen muot, / er furhtet niht den tot, / im erbarmet niemans not VRechte 109. – in Verbindung mit lâʒen: hêrre markys, / [...] lâze mich dir erbarmen Wh 104,6; chunech aller keisere, / vater aller weisen, / voget aller armen, / nu la mich dir erbarmen, / daz mir min erbe / der tievel wil wergen SüklV 725    2.3 phras. einen/ einem stein ~ (vgl. TPMA 11,133): ir klage maniger leige / mochte erbarmen einen stein Herb 13715; es solt ainem stain erparmet han HvNstAp 15839; Ottok 21823

erbarmen stN. ‘Mitleid, Erbarmen’ mittelidne kumet trost / dir von sime [Gottes] irbarmen Daniel 6809. 6400; wê mir armen! âne erbarmen / diene ich ir [der Geliebten] mit triuwen gar SM:KvA 2: 4,7; HeslApk 16675. ze ~ sîn ‘bemitleidens-, erbarmenswert sein’ sît daz wir nu zerbarmen sîn, / ich und der geselle mîn Wh 101,3; dô begundens sô gebâren / daz ez was zerbarmen Wig 5175. 7692. – personif.: Erbarmen, dir muozen alle tugende nigen Rumelant 3,60b