eges|lich, eislich
Adj., Adv.
auch eiges- ( Mechth ) und eist- (
Lanc ), adv. auch -lîchen (vgl.
egelich
).
‘schrecklich, furchterregend’
nu habet ir vernomen, wie egeslich urtêile uber ivch getan
ist Spec
41,17;
Iw
450;
von grôzer übermüete muget ir hœren sagen, / und von
eislîcher râche NibB
1003,2;
zwúschent dem túfel und siner brut, der verdampneten sele,
sint alle ding eigesclich und also grúwelich Mechth
3: 11,4.
– adv.:
vil schiere sach der küene man / den ungevüegen wurm Pfetân /
vor im eislîche gên Wig
5014;
sein laüd was unmassen groß, / das eß aysleichen erschall /
in der stat uberall HvNstAp
19110;
nochdann was er im lib sere geqwetscht, als es kein wunder
was: er was ein groß ritter und schwere und was eistlich gevallen
Lanc
484,24
eges|ôt
stFM.
‘Schrecken, Furcht’
gotes muͦter [...] lose mik fon aller der forkte unde
der egesode Sathane̜ EngelbGeb
95;
MuriGeb
593
egesprochen
Adj.
‘oben genannt’
gesche aber daz, daz ymant die egenanten vrawen [...]
an der egesprochen wisen ansprech UrkMähren
8:2
(a. 1350)
êgëster
Adv.
auch egesteren(t) ( SummHeinr ).
‘vorgestern’
perendie: ubermorgene vel egesteren SummHeinr
2:69,44;
nudius tercius nunc die tercio id est egesterent ebd.
2:381,97;
si enweiz von gester noch êgester, von morne noch von übermorne, wan ez ist in
der êwicheit weder gestern noch morne, dâ ist ein gegenwertigez nû Eckh
1:183,1
u.ö.;
ich wonde uch eegestern so vil han geseit das irs nicht me
bedorfftet Lanc
536,33.
239,30
eges|var
Adj.
‘furchterregend, schrecklich aussehend’
ez [das Wasser im Sturm] waz so rehte eigis var /
daz mir beguͦnde grusen MinneR 410
6
êgeverte
swM.
‘Ehepartner’ (Mann oder Frau):
die sêlen si wol ernerten, / die lieben êgeverten, / nâch disem kranken lîbe
Frauentrost
622
ege|wîs
Adv.
‘schrecklich, furchtbar’ hier in der Verbindung jmdm. ~ ligen
‘schrecklich auf jmdm. lasten’
aber in den jungern syn [Christi] / leit ein ander
leye pyn: / als trubnis und slafernis [Schläfrigkeit] , /
di én lagen agewis TvKulm
3930
egge
stswF.stN.
→
ecke
eggewëc
stM.
Bed. unklar (möglicherweise zu
egen
‘eggen’ als Bezeichnung einer bestimmten Art von Weg in einer Feldmark; auch
eine Anbindung an
ecke
3 ist möglich):
matten vnd aker an dem anewender [Pflugwende, vgl.
anewendære
] an dem eggewege UrkCorp (WMU)
1852,42;
als der eggeweg obenan hin gat UrkWürtt
8,*371
(a. 1283)
egilope
Subst.
Geschwür im Augenwinkel:
swer hat egylopas, egylope ist ein suche, in dez ougen
winkele weschet ein vleisch Macer
39,15.
61,7
Egiptenlant
stN.
auch egipti- oder egiptelant.
‘Ägypten’ (überw. in bibl. Erzählungen):
dô si in [Josef] zuo Egyptelande
brâhten Gen
1839;
VAlex
1183;
Spec
23,27;
der kuniginne von Egypti lande unt Antonius her was michil
grôzir denne des kunigis von Rôme PrMd (J)
353,2;
Gen
1095;
Cathapleba ist ain tier, daz wont pei dem wazzer, daz Nilus
haizt, in Egiptenlant BdN
131,24;
AvaLJ
35,2;
RvEBarl
10416
Egiptier
stM. (Pl.)
‘Ägypter’
aber in der zeit lauf fuorten in [den
balsempaum
] Egypcier auf daz velt ze Babiloni BdN
358,23.
358,25;
Egiptii die weisen läut, die vil weishait funden habent ebd.
27,16
egiptisch
Adj.
‘ägyptisch’
ûf zehen esil er luot vile manigslahte guot / des egiptisken
rîchtuomes Gen
2484;
div lôsunge des egiptiischin dienistis, daz ist wîzzinlich
allin den, die div buͦche chunnin Spec
72,26;
VEzzo
324
egle
swSubst.
‘Barsch’ (?) (vgl. SchweizId 1,144 s.v. Egli):
es truͦg vf sinem ruggen / ain ertzpriester eglen vail LügenrM
70
êgrabe
swM.
‘vorgeschriebener, vertragsgemäß angelegter Abwassergraben, Grenzgraben’
die egraben, die vor verbotten würden, sol nieman wider machen
StRZürich
224;
daz div tole [Abzugsgraben] alde der êgrabe von den
zewain hûsern [...] offen sol sin UrkCorp (WMU)
2209,28
êgruobe
stswF.
‘vorgeschriebene, vertragsgemäß angelegte Abwasser-, Sickergrube’
das das hus [...], in swes hant es iemer kumet, sin ê
gruobe haben sol vnschedeliche UrkCorp
3053,15;
ein weg [...] zer ê grvoben UrkCorp (WMU)
1459,6
egunge
stF.
‘das Eggen’
occatio: egunga vel brachunga SummHeinr
2:88,23.
1:232,463
êhaft, eht
Adj.
auch eehaft, eapht; Rechtswort (vgl. 2HRG 1,1177f. und
1,1191, sowie ausführlich in WMU 1,419f. und DRW 2,1221-1223).
1
‘rechtsgültig, rechtmäßig, rechtlich begründbar, rechtlich anerkannt’
1.1 meist in der Wendung
~ nôt
‘gesetzlich anerkannte Notsituation’ , die eine Ausnahme vom sonst geltenden Recht gestattet 1.2
~ (oder êrbære) sache
‘Sachverhalt, der als rechtmäßiger Grund anerkannt ist’
2
‘dem Recht entsprechend, rechtlich vorgeschrieben’
2.1
~ kampf
‘Gerichtskampf’
2.2
~ (tage-) dinc/ teidinc
‘ungebotene (Gerichts-)Versammlung, die regelmäßig zu bestimmten Zeiten
stattfindet und zu der die Dingpflichtigen deshalb nicht extra geladen
werden müssen’ (vgl.
dinc
1.1.1.1 ) 3
‘rechtskräftig’
4 Subst. zur nd. Bedeutung ‘ehelich’
1
‘rechtsgültig, rechtmäßig, rechtlich begründbar, rechtlich anerkannt’
1.1
meist in der Wendung
~ nôt
‘gesetzlich anerkannte Notsituation’, die eine Ausnahme vom sonst geltenden
Recht gestattet:
swer deme andrin icht geheiz [wer einem
anderen gegenüber eine Verpflichtung einging] / daz her dat
war liet / iz ne beneme ime der tot / oder ehast [l.
ehaft
] not Roth
4926;
ouch swuor er [Iwein gegenüber
Laudine] , [...], / er kæme wider,
möhter, ê, / esn latzte in êhaftiu nôt, / siechtuom vancnüsse ode der tôt
Iw
2933;
Tr
8201;
twinget in [den Ehemann] aver
êhafte nôt, er wirt ez [das Vermögen seiner Frau] wol
âne mit rehte SpdtL
97,25;
das ich [...] durch rechter ehafter not willen
verkauft han [...] meins rechten freyen aigens zwo
hofstet UrkEnns
6,531
(a. 1345).
– i.d.R. in Bezug auf eine Verhinderung, vor Gericht erscheinen zu
können:
vier sache sint die êhafte nôt heizent: daz ist vancnüsse
unde siechtuom unde gotes dienst ûz dem lande unde herren nôt
SSpAug
192,10;
hi vindit min vir eapht not [mit genauen
Erläuterungen]
Mühlh
149,5
u.ö.;
SpdtL
192,10.
192,18
u.ö.;
StRAugsb
167,11;
Iw
6042.
– übertr. auf Ausnahmen von anderen Regeln und Bräuchen:
durch ehafte not mac man si [die
Medikamente] geben bi dem tage fur di uallende sucht
SalArz
102,12;
zwelff gruben hieß er beraitten, / da wurden gar ein
getragen / di auff dem velde wurden erslagen. / das was eehafte nott: /
[...] / der gestanck war da so groß gewesen /
das wenig yemand war genesen HvNstAp
3978
1.2
~ (oder êrbære) sache
‘Sachverhalt, der als rechtmäßiger Grund anerkannt ist’
ob ein person waffen faustet oder zucket ân ehaft sach, der sol gepeinigt
vnd gestraft werden StatTrient
127;
vnd muegent die sehsse wol daz zil lengen
[hinausschieben] / ob si sehent
[...] / daz ehaft oder erbær sache / den pischolf /
oder den hertzogen irrent UrkCorp
787,32
u.ö.
2
‘dem Recht entsprechend, rechtlich vorgeschrieben’
elliu burcreht diu in den ehaften zol niht hoerent, daz sin
huser, garten, baumgarten StRAugsb
181,12;
swo ein lantstrazz oder ein ehafter wagenweck durch ein velt oder neben einem
veld get OberBairLdr
141
2.1
~ kampf
‘Gerichtskampf’
so biuͦtit iene man sine vnschult, daz ist ein eit
[...] vnd ein echt kamph, ob her in zvͦ rechte
gegruͦzet hat UrkCorp (WMU)
51,25;
SSp
54,21
2.2
~ (tage-) dinc/ teidinc
‘ungebotene (Gerichts-)Versammlung, die regelmäßig zu bestimmten Zeiten
stattfindet und zu der die Dingpflichtigen deshalb nicht extra geladen
werden müssen’ (vgl.
dinc
1.1.1.1):
daz si deheinen des gotshavses man niht betwingen noch gebiͤten ze choͤmen
vͦf dehein ehaft taidinch noch vͦf dehein besvnder taidinch UrkCorp
(WMU)
2087,6.
51,5
u.ö.
3
‘rechtskräftig’
vnd wart div gabe vnd daz opher volle brath mit gelerthen worten, div so
creftinch sint vnd so ehaft vnd als endelich, das sie nach gaisselichem vnd nach
welteclichem reht socdán gabe vnd socdan ophér volle bringen mugen UrkCorp
1624,30
4
Subst. zur nd. Bedeutung ‘ehelich’
in suͤsser anschowunge lassen si [die
witwen
] sich begnuͤgen uf das hoͤhste, so si das muͤssent ansehen, wie sich
das lamp zuͦ den megden fuͤget. die ehte soͤllent das oͮch minnenklich ansehen
Mechth
3: 1,133
(vgl. Anm.z.St. und zu
1: 22,67
)
êhafte
stswF.
auch eehäffty. Vgl. 2HRG 1,1191, DRW 1,1223f. und WMU
1,420f..
1
‘Ehhafte, Gerechtsame’ i.d.R. Nutzungsrechte (meist für die natürlichen Vorkommen wie z.B. Ackerland, Wasser, Weide, Wald), (Vor)rechte und Pflichten, die auf ein bestimmtes Gebiet, ein Dorf, einen Hof o.Ä. bezogen sind, und ihr Gültigkeitsbereich 2 Sammlung der örtlichen Satzungen, Rechte und Pflichten, sowie auch deren einzelne Bestimmungen
1
‘Ehhafte, Gerechtsame’ i.d.R. Nutzungsrechte (meist für die natürlichen
Vorkommen wie z.B. Ackerland, Wasser, Weide, Wald), (Vor)rechte und Pflichten, die
auf ein bestimmtes Gebiet, ein Dorf, einen Hof o.Ä. bezogen sind, und ihr
Gültigkeitsbereich:
item eehäffty des hoffs zu Buchs die gat vntz an den Wirtz zu Bolatingen, vnd
sond ir vich trinken zu Bongarten in dem brunnen, vnd gat vntz in dem múlibach zu
Fünstetten wunn [Ertrag] vnd weid, vnd sond vnser schwin
gan in ir holtz wenn sy äckerit [Bucheckern und Eicheln zur
Waldmast] hand WeistGr
1,815
(o.J.);
StRBern
1:6,3;
das siv [...] disen vorgenanten acker vnd weg ze
rechter ehafti mit allen rehten han vnd niessen sv́ln UrkCorp (WMU)
1554,32;
wære aber der abeganch an guͤtern oder an hoͤven, da getwinge, ban vnd ander
ehafti zuͦhorti ebd.
2021,16.
– bei Eigentumsübertragungen in der Formel mit aller ~
:
[wir] habin im siv [die
Güter] geben mit allem dem rehte alse wir siv haton in vnser
aigenlichen gewer, mit holze vnd mit velde, mit wasen
[Wiesen] vnd mit zwige, gesvochiz vnd vngesvochez
mit aller ehafti UrkCorp
239,22;
vnd geben daz vorgenant hus mit aller ehafti,
[...], dem appete vnd dem convent ebd.
N370,31
u.ö.;
hierher oder ‘unter Wahrung aller entsprechenden Vorschriften, der
Rechtsform genügend’ (?):
das [...] her Peter Senftli und vro Gerdrut
[...] offenlich vor únserm gerichte vrilich gaben
mit aller ehafti und mit gemachten worten und geberden alles ir guͦt
[...]dem gotshuse von Wettingen UrkBasel
2:395,7
(a. 1290)
2
Sammlung der örtlichen Satzungen, Rechte und Pflichten, sowie auch deren einzelne
Bestimmungen:
hie hebent sich an die ehaftin unde elliu diu reht als si disiu
stat ze Auspurch von ir herschefte mit rehte unde mit guͤter gewonheit herbraht hat
StRAugsb
2,3;
unde swaz diu stat rehtes hat gen dem burggrafen, daz vindet
man da vorn in der ehaeftin ebd.
194,12
êhaftec, ehtec
Adj.
1
‘rechtsgültig, rechtmäßig, rechtlich begründbar, rechtlich anerkannt’
2
‘dem Recht entsprechend’ (vgl.
êhaft
2 ) 2.1
‘vorschriftsmäßig, vorgeschrieben’
2.2
‘rechtskräftig, rechtsgültig’
2.3
‘rechtmäßig, bevollmächtigt’
2.4
‘in den Bereich der Rechtssprechung fallend’
2.5 übertr. ‘mit den Geboten des christlichen Glaubens in Einklang ’
1
‘rechtsgültig, rechtmäßig, rechtlich begründbar, rechtlich anerkannt’
in den Wendungen
~ nôt/ sache
‘gesetzlich anerkannte Notsituation’, die eine Ausnahme vom sonst geltenden
Recht gestattet (vgl.
êhaft
1; weitere Belege DRW 2,1227f., WMU 1,421):
er ensol oh weder huͤser noh eigen noh enhein ander guͦt virkofen noh
virsezzen ân unsirs conventen willen und âne êhaftige not sins libez UrkBasel
2:164,7
(a. 1280);
ist daz, daz uns ehaftigú not von armuͦt wegen,
[...], angienge, [...], so múgen
wir beidú old unser einez von deshin den wingarten und boͮngarten angrifen und
verkoͮfen UrkBern
5,620
(a. 1328);
WeistGr
1,31
(a. 1347).
–
beschehe aber daz, daz uns irte ehaftige sache, das sun wir die burger
lasen wissen mit unserm boten UrkBern
3,588
(a. 1294);
UrkCorp (WMU)
1993,26
2
‘dem Recht entsprechend’ (vgl.
êhaft
2)
2.1
‘vorschriftsmäßig, vorgeschrieben’
ist oͧch, das sie dekein ehaftigen bu dar an leiten mit unser wissende,
den sullen wir, [...], in abe toͧn UrkBasel
3:195,39
(a. 1297);
wann da ein rechte ehehaftige hofstadt ist UrkFürstenb
5,357
(a. 1322 kopial).
–
~ tagedinc (vgl.
êhaft
2.2):
daz die rihter drev ehaftigev taidinch svllen haben in dem jar
UrkCorp (WMU)
3305,2
2.2
‘rechtskräftig, rechtsgültig’
daz disiv sazzunge vnd disiv richtunge mit disen ehaftigen vorgenanden
gedingen war si vnd stete belibe UrkCorp (WMU)
3054,16
2.3
‘rechtmäßig, bevollmächtigt’
so sol man im alde sinime ehaftigen ammanne den win bieten UrkCorp
(WMU)
1453ABC, 30,31,44
2.4
‘in den Bereich der Rechtssprechung fallend’
gesche ouch eyn totslag addir echtige wunden StRHeiligenst
27
2.5
übertr. ‘mit den Geboten des christlichen Glaubens in Einklang ’
got wil dir eine wîle sparn / des lîbes leben, ein kurzez
zît, / daz dîn êhaftiger strît / den lôn neme von gotes hant / ze rehte
RvEBarl
15532
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