gesinnen
stV.
→
sinnen
gesinnet
Part.-Adj.
‘gesinnt, einen bestimmten sin habend’
ir [
elliu wīp
] hazzet,
daz iuch minnet. / wie sīt ir sus gesinnet, / wie minnet ir sō harte / der dinge
widerwarte Tr
9882.
4924;
sō was Dźīdamīe / vil anders dā gesinnet KvWTroj
29023;
der nagel enpfindet niht, wenn man in versneit, dann an der
stat, dā er dem flaisch ist zuogesellet; daz ist dar umb, daz er der gesinten kreft
der sźl niht hāt BdN
21,19
gesint
→
gesinde
stswM,
gesinde
stN.
gesippe
Adj.
‘verwandt’ (s.a.
sippe
Adj.)
1 bezogen auf Blutsverwandtschaft 2 übertr.
1
bezogen auf Blutsverwandtschaft:
din mvter vnde min vater also na / vnder in gesippe sint, /
sie sint beide eins mannes kint Herb
5947.
5953;
manic kint sīnen vater möhte verderben, / wenne ofte gar nāhe gesippez bluot /
vergozzen wirt üm irdisch guot Renner
21251
u.ö.
– mit Dat.:
Mōrolt dīn bruoder der was dir / nāher gesippe danne mir
Tr
10650;
dei loͮte urageten in [Isaak] sare wie
gesippe im daz wip węre GenM
48,9
2
übertr.:
des kuniges lant Agrippe hiez, Ladamus des richen, / der manheit so gesippe,
daz si von sinem herzen nie gewichen JTit
5315,2.
5530,2;
nīt und zorn sint in [
unkiusche und
hōchfart
] gesippe / von des alten slangen rippe
Renner
4357.
14321;
krus har der hochvart ist gemeit, / auch gesipp ist im
[dem Kraushaarigen] die girickeit
Physiogn
126
gesippe
swMF.
‘(Bluts-)Verwandte(r)’ (s.a.
sippe
swMF., vgl. LexMA 7,1934):
durch waz die ungemagen [Unverwandten] die gesipten
[La. gesippen
] under dringen, / an ellen,
an kraft die wagen? JTit
4135,1;
[der Antichrist] wirt in unfuͤre / mit
boͤsem uber huͤre / von zwein gesippen geborn, / an alle
duͤgent ein hage dorn HvNstGZ
5036;
o muter, mir vergib, / das ich dich zele zu gesipp
Mügeln
164,2;
Neidh
WL 35:6d,13;
Hiob
6494.
9435
gesippe
stN.
‘(Bluts-)Verwandschaft’
alle die, die avch der vater nimt zi gzvgen vor dem rihter vber alle die sache
[...], die schvln des niht vberich werden weder durch
gesippe noch durch tekain sache, si gestan den dem vater der worhait
UrkCorp (WMU)
3110,15
gesippede
stF.
‘(Bluts-)Verwandte’
von unkivschekeit koment drizehen sivnde. [...] dv
zwelftiv heizit vnkivschekeit began mit e livten, oder mit gesipiden, oder mit
gevetirden, oder mit goetiden, oder mit megeden, oder mit wittewen, oder mit
geislichen livten Bihteb
35;
et requirebant eum inter cognatos et notos: vnd suͦchten in vnder ir
frśnden vnder gesippiden vnd vnder den bekanten EvAlem
55(L 2,44)
gesippeschaft
stF.
s.a.
sippeschaft
.
‘(Bluts-)Verwandtschaft’
an im [Christus] wart der natūre kraft / in wernde
[andauernde] wirde erhoehet und erniuwet: / geselle
und gesippeschaft / des toufes ź versigelt und vertriuwet Boppe
1:11,13
gesite
Adj.
vgl.
gesitet
.
‘geartet, beschaffen’
nu bin ich sō gesitte, / hęt ich hie guot und źre, / daz nęm
ich vür daz mźre SM:UvS
31: 1,9;
also ist got nicht gesitt: / er wil daz man in lob und pitt
Teichn
40,79;
man merkt kuntlich an den oͮgen wie ein hertz gesitt
ist Seuse
481,5;
WhvÖst
1854;
Mügeln
330,3.
– oft in Verbindung mit rėht, wol:
hie von sō wart si wol gesite Tr
8024;
ein mildez herze er hāt, / semftmūtic, wol gesit
Kreuzf
359;
KvWEngelh
5116;
KvWTroj
16055
u.ö.;
ein wol gesitter muͤt Teichn
68,2;
ein recht gesiter man ebd.
376,33.
– subst:
diu stolze und diu wol gesite / si gieng im sitelīche mite
Tr
11085;
daz man ze Troye sende / die clāren und die wol gesiten
[
Esīonā
]
KvWTroj
17925;
KvWPant
1576
gesite
stM.
‘Brauch, Gewohnheit, Sitte’
die burgźre [von Riga] santen dar / rasche helde an
die schar; / pilgerīme vūren mit, / daz was von alder ir gesit LivlChr
11863;
diu edeln tuoch der altar / bereiten si gar älliu dar / unde zierten si dā
mite / nāch der hōchgezīte site [La. hochgezite
gesitte
]
WvRh
1114
gesiten
swV.
‘beruhigen, bändigen, die Gepflogenheit (wieder-)herstellen’
mit [...] lieplich lachen / custe
Amor den zuͦessen mont / mee wan hondert dusent stont. / want her heyß und
dorst had leden, / cuͦndmen Amor nicht geseden MinneR496
248
gesitet
Part.-Adj.
vgl.
gesite
Adj.
‘geartet’
Isōt alsō gesitet was / und was ir ouch gezźme gnuoc, / daz
sie stźtes gerne truoc / ein vrischez bluomenkrenzelīn HvFreibTr
3762
gesitze
stN.
Koll. zu
siz
.
1
‘Sitzgelegenheiten, Sitze’
2
‘Anwesen, Besitztum’
1
‘Sitzgelegenheiten, Sitze’
vierzec tepch, und gesitze mźr dā lac Parz
808,14;
alumbe an allen sīten / mit senften plūmīten / manec gesiz dā
wart geleit, / dar ūf man tiure kultern treit ebd.
627,29
u.ö.;
die svzze [...] inphinc di himelischen crone
[...]. / swer gerne da gewunne / stvl vnde gesizze, /
der plege solicher wize / daz er die svze reine / bit rehtem herzen meine
MarHimmelf
1637
2
‘Anwesen, Besitztum’
owch laz ich im ein huobn ze Pach [...] vnt laz im
zwey gesiez, der ist einz ze Vransdorf, daz ander ist ze Ludweigsdorf
UrkCorp (WMU)
3205,18
gesitzede
stN.
‘Herrschaftsbereich’ (?):
territoria: gisiezida Gl
2:601,19
(BStK637)
gesiume
stN.
‘Zögern’
‘ay duͦmb gesśme’ [Ach, so
ein unsinniges Herumzögern] , sprach er, ‘warumb stent ir so
lang zu ruffen? wolt ir myns rates volgen, ich wil uch eynen man wisen der hierzu
gut und wise ist und des wir alle eren.’ Lanc
510,25
gesiune
stN.
auch gesūne, zu
siune
.
1
‘Sehen’ (vgl.
gesiht
) 1.1
‘Sehvermögen, Sehsinn’
1.2 in Verbindung mit Präp. 1.2.1
under : ‘unter Aufsicht, in Obhut’
1.2.2
zuo : ‘zu Gesicht, vor den Augen, unter den
Blicken’
2 das Aussehen von etw./jmdn. ‘Anblick’ oder der
‘Blick’ (meist nicht zu entscheiden, ob hierher oder zu 1) 3 bei der Übersetzung von visio pacis , der auf Hieronymus zurückgehenden
Entsprechung von ‘Jerusalem’ (vgl.
vridegesiune
)
1
‘Sehen’ (vgl.
gesiht
)
1.1
‘Sehvermögen, Sehsinn’
so gebristet imo [dem Tier] des
gesūnes įn béden ougon daz ez sa dīe sunnv̂n gisehan nemag ÄPhys
12,3.
12,8;
Ysaac altote / daz daz gesuͦne ime tunchelote
VMos
22,18;
di funf sinne des libes: daz gesuone, diu gehorde, der smac, der waz
[Geruchssinn] , div berurde PrRoth
45;
daz gehorde uon ime floch, / daz gesune im
[dem Kaiser] enzoch Rol
2968;
PrOberalt
72,16;
Spec
17,13;
AvaLJ
93,3.
–
‘Betrachtung, Anschauung’
auer ich irschine diner gesione [
apparebo conspectu
tuo, vgl. PsTr 40,13
anbescouwede
] mit der rehtheit PsSchleiz
151
1.2
in Verbindung mit Präp.
1.2.1
under: ‘unter Aufsicht, in Obhut’
chan mir ieman gesagen, / waz die geboure hie schaffen? / wie geturren
si gechlaffen / under der fürsten gesiune? Serv
2977.
421
1.2.2
zuo: ‘zu Gesicht, vor den Augen, unter den
Blicken’
sein [der Bote] chumft wart ze Rome chunt: /
von des hęiligen gęistes geriune / guoten liuten chom ze gesiune Serv
1086;
wan wellen wir komen ze dem gesvne gotes
Spec
47,27;
ze ir allir gesūne vuͦr er ze himele ebd.
68,26
2
das Aussehen von etw./jmdn. ‘Anblick’ oder der
‘Blick’ (meist nicht zu entscheiden, ob hierher oder zu
1):
umbe sīn [Alexanders] gesūne wil ich
iuch bereiten: / ein ouge daz was weithin, / getān nāch eineme drachen
[...] swarz was ime daz ander VAlex
131;
visus: gisiuni SummHeinr
2:4,50
u.ö.
– in Verbindung mit egeslich, eislich:
der helt was wol gewahsen, [...] / grōz was er
zen brusten, gemischet was sīn hār / mit einer grīsen varwe, diu bein wārn im
lanc / eislich sīn gesiune, / er hete hźrlīchen ganc NibA
1672,4;
Paligan were fraissam, / sin gesune ware egeslich, / sin
gebarde were riterlich Rol
8005
3
bei der Übersetzung von visio pacis, der auf Hieronymus zurückgehenden
Entsprechung von ‘Jerusalem’ (vgl.
vridegesiune
):
Ierusalem genemmet wirt ain gesūne des
frides [Schau des Friedens]
TrudHL
93,21;
Ierusalem ist gantfristet źin gesūne des urides
Spec
40,16;
zuͦ der stat, div da heizet visio pacis, ein gisune des frides
PrHoff
108,42
u.ö.
gesiunede
stN.
‘Aussehen, Anblick’
der [Topas] treit sich dem
gesuende / glich des swaz en schowet an; / [...] / unde
gibt ane witze / wider iesliches antlitze / von munden, ougen und an nasen / glich
den luttern spigel glasen HeslApk
21910;
ir gesiune [La. gesünde
] daz was
güetlich WvRh
1313
gesiunelich
Adj.
‘sichtbar’
der geweltig got [...], dem elliv sin geschepf
vndertan ist; si sei gesunlich oder vngesunlich PrRoth
30
(=
PrOberalt
43,37
);
disen wride behūten mit aller unserer chrefte. wante er ist ain bruttesalin
[Schrecken] der gesunlichen. unter ungesunlichen
vigente Alkuin
87
gesiunen
swV.
‘wahrnehmen’
ich sprechen dat du it [Passion Christi] sies, wande
ich wenen dat dir die side darumbe is up gedain, dat du it muͦges gesunen
Lilie
3,1
gesiuniclich
Adj.
‘sichtbar’
do vur got ze hymele / in deme gesuneclicheme bilde
VMos
7,20.
–
‘anschauend’
ez ist oͮch segin dere gesūnecliken tugende
TrudHL
6,6
|