g – gabiʒ? gâch – gademstat gademvrouwe – gâhe gæhe – galazîâ galban – 1galle 2galle – galsterîe galsterlich – gamanje gamânje – gampelher gampelsite – ganeist(e) ganeistelîn – ganteren ganz – gære gargarismus – gart gart – gartgabele garthagen – gasse gast – gastmeisterin gastnusse – gæʒe gaʒʒe – gebant gebâr – gebeinet gebeitic – gebërærin gebërc – gebietære gebietærin – gebiuge gebiunde, gebünde, gebunt – gebogen geborc – gebraste gebræte – gebrësthaftic gebrëstic – gebrûchic gebrûchlich – gebünde gebünde – geburgeze gebûric – gebûschirre gebütel – gedæhtnisse gedalsch – gedense gederbe – gedinchof gedinclich – gedon gedon – gedröulich gedröuwe – gedwâse ge|ehte – gegate gegatrom – gegen hëllen gegenherte – gegenrede gegenreise – gegentraht gegen trëten – gegenwertige gegenwort – gegihte gegiric – geharnascht geharre – geheiligunge geheim – gehende gehenge – gehimelze gehirne – gehœric gehœrlich – gehüge gehügede – gehuobet gehuof – geilic|heit geillîche – geiselstreich geiselunge – geisticlich geistîn – geiʒeweide geiʒgalle – geiʒwolle gejac – gekleide geklûder – gelæge gelaister – gelegede gelegelich – geleitesman geleitgëlt – gëlfe gëlfen – gelîcherin gelîcherte – gelîchsame gelîchsamen – gelide gelidemâʒe – gelinc gelinc – gelle gelle – gelœte geloub- – geloupheit gelouplich – gëlte gëltel – gelübe gelübede – gelüppic gelüpschafte – gëlwelot gëlwen – gemahellich gemahelschaft – gemæʒicheit gemæʒiclich – gemeinder gemeine – gemeinmüeticlich gemeinsagunge – gemelîche gemelîcheit – gemietede gemietunge – 2gemüete, gemuote gemüetic – gemuotheit gêmuoticheit – genâden genâdenarm – genâdezît genædic – genant 1genantlich – genemede genende – genës genesche – genibelet genîc (genîge ?) – genistbærlich geniste – genôʒsam genôʒsame – gensîn gensischen – genuht genuhten – genuocsamede (?) genuocsamen – Geon georset – gequël gequide – 1gerat 2gerat – gerede gerede – gerëhtmachen gerëhtmachunge – gereiʒe gereiʒede – gerigel gerigelingen – gerihticlîche gerihtinsigel – geristic geristlich – gërne gerner – gërste gërstegrûʒ – 2gertelîn gerten – gerûmiclich gerummel, gerumpel – geruowic geruowicheit – gesagede, gesegede gesalzene – geschaffenheit geschaffenwësen – gescheftnisse gescheftvrouwe – geschepfnisse geschepfunge – geschihtic geschihticlich – geschræje (?) geschrât – geschulteret geschuoch – geselbede gesêlen – geselliclîcheit geselligen – gesigel gesigen – gesinne gesinnen – gesiuniclich gesiuse – gesloufe gesloufic – gesnæren gesnarren – 1gespenge 2gespenge – gespîwe gespiz – gespreide 1gesprenge – gestalt gestalt – gestelle gestellet – gesticke gestickelet – gestopfel gestœʒe – gestriuʒe gestriuʒunge – gestüplach gestüpnisse – gesuoch gesuochære – geswenke geswenze – geswindicheit geswindiclîche – getænede getæper – getelse getemere – getougen getougen – getregede|gülte 1getrehte – getriuwenisse getriuwewirdic – getult getumele – getwancnisse getwancsal – gëtzen getzsal – gevæhic geval – geværlich gevatere – gevellicheit gevelliclich – geveterede geveterlîn – gevlester gevlitter – gevorstet gevræʒe – gevüegelich gevüegetheit – gevürste gewach – gewalt gewalt – gewaltroubunge gewaltsame – gewantsnîden gewantsoum – gewarsamlîche gewarschart – gewehenen gewehse – 2gewende gewendelach – gewërben gewërbic – gewërken gewërldet – gewëterblitzen gewette – gewilden gewîlet – gewinnunge gewint – gewist gewiste – gewonet gewonhaft – gewuoc gewurc – gezamen gezan – gezerge gezic – gezît gezîte – geziugelîn geziugen – gezühticlîche gezunft – gheheel gibe – giegengêre giel – gifticheit gifticlich – gîgengarren gîgennagel – gîle gileht – gine|glapf ginen – gir gir – giric giricheit – girte girunge – gît git (?) – giuden giudenlich – glanken glanst – glas(e)väʒʒelîn glanst stM. glanster stM. glansteren, glanstern swV. glanz Adj., Adv. glanz stM. glanzen swV. glanzenrîch Adj. glanzgevar Adj. glanzheit stF. glas stN. glasambet stN. glasære stM. glasarzât stM. glas(e)kopf stM. glas(e)lieht stN. glas(e)meister stM. glasenære stM. glas(e)var Adj. glas(e)vaʒ
stN. glas(e)väʒʒelîn stN. glas(e)vënster – gleienbluome gleif – glenzezît glenzic – glîme glîmen – glîssenerîe glisterîe – glocke glockehûs – gloie gloieren – glück- glüejen, glüen – gnaister gnaistli – gogel gogel- – golf gollen – goltërze golt|esche – goltmâl goltmasse – goltslahære goltsmelz – goltvël goltvinger – gos (?) got – götelîn gotelop – goteshûsrëht goteshûswartære – gotesvriunt gotes|wâr – gotheftic gotheit – gotmeinunge gotmensche – gotweiʒ
gotzam – gougeren göugewete (?) – goukelklucken goukelkunst – goukeltocke goukelunge – göumütte, -mutte göu|phâwe – grâ grâ – grab(e)wart grab|îsen – 2grâl grâlen – gran grân – gransprunge gransprunge – gras(e)löufel gras(e)marschalcambet – grætic grâ|tuochære – grâwërc grâwërcliute – grêde grêden – gremiclich grempære – greʒenach gribellure – grieʒwart grieʒwartære – grîfvalke grîfzan – grîn grindel – grisegrammen grîseleht – griuse griuselen – groben grobiln – grôʒgamander grôʒgebieter – grôʒtürstic grœʒunge – grüenheit grüenlich – grundelôs grundelôselich – gruntrëht gruntrüerunge – gruntvorschende gruntvriunt – gruoʒbære gruoʒe – grütschîn grutte – gubelnagel guc – güeticlîche güetlich – gugelkotze gugelroc – gülte gülteguot – gumpenîe gunderam – guonlich guot – guotlich guotlîche – gupfoht guppelspil – gürtelsenken gürtelsnuor – gymnosophiste
|
glanst
stM.
(swM. MvHeilFr 54 oder subst. Adj.?)
mit expressiver Nasalierung zu
glast
(vgl. Etymol.Wb.d.Ahd. 4,474, vgl. auch
glenste
stF.,
gleste
stF.).
‘Glanz, Schein, Schimmer’
der himel sich obe im entsloz, / [...] / daz ein
grozer glanst da bran Serv
1837;
also des fiures glanst durh daz wazzer liuhte
Himmelr
5,14;
nich nebrennet der sunne die da sint uber tach, / wande er mit
glanstes hizze dar gelangen nemach ebd.
10,2;
cze gleicherweis als der fledermaus augen sten gegen den glansten
[Strahlen] der sunne MvHeilFr
44.
–
waz sint di auzfluzze gotez minne? daz sint di glanest di da fligent aus dem
aitofen gotez minne. welhez sint di glanesten? daz sint di guͦttât di got
seiner crêatûr tuͦt und hât getan MvHeilFr
54.
– übertr:
Sydrach bedutet ‘clarheit’ / oder ‘glanst
schoner zierheit’ Daniel
3478
glanster , glenster
stM.
auch glanaster, vgl.
glinster
.
‘Schein, Glanz, (Licht-)Strahl’
funff schone fenster: / die gaben hellen glenster
Minneb
214;
manges steins kurnel, / der lucht mit hellem glenster ebd.
161;
da wart sie aber entzuket in den himel und sah unsern herren in siner
clarheit, unde an unterlaz glanaster von im furen, die waren an irm schin grozzer
unde schoner danne die naturlichen sterne EbnerChrist
34,7.
–
‘Funke’
ein klein glanster enzündet ein fiur Renner
23979;
under disen geliden sint ouch pfaffen, die eine werde unde eine
nuzze stat hânt, daz sie in der cît des vrides alsô
glenstern [
tamquam scintille
] mitten
under in umme loufen unde manen die leigen brûdere, daz sie ir regelen vaste halden
StatDtOrd
26,6;
us siner minnen glut / ein glenester siner glut MvHeilGr
1652
glansteren, glanstern
swV.
vgl.
glensteren
,
glinsteren
.
‘glänzen, strahlen, funkeln’ (hier subst.):
nu sach er [der hl. Franziskus] einen stul enmiten,
/ des schin mit glanstern sich ergab [sich ausbreitete] /
an grozen eren so hin ab Pass III
524,7;
diz konde got wol schicken, / daz man ouch liechtez blicken / glanstern uz ir
ougen sach ebd.
625,7
glanz
Adj., Adv.
1
‘glänzend, schimmernd, leuchtend, hell’
2
‘blendend, täuschend’
1
‘glänzend, schimmernd, leuchtend, hell’
der treit ûf sînem houbte einen helm glanz, / lûter und herte
NibB
1841,1;
der rinch was guldin und rot, / als ez der heilant gebot, /
glantze michel und wit Wernh
D 4204;
ein glanzez swert KvWLd
24,26;
Wig
8544.
8888;
er fuorte wâpencleider guot / von glanzer sîden reine
KvWTurn
531;
[die Mauer] was umb und umbe gantz / gepoliert liecht und
glantz. / si waß weiß als ain sne HvNstAp
14719;
[Parzivâl] machte wîbes ougen glanz Parz
476,8;
Wh
128,20;
herbest, underwint dich mîn, / wan ich wil dîn helfer sîn /
gegen dem glanzen meien SM:St
1: 2,3.
– von leuchtenden Farben:
juncfrowen mit varwen glanz / sâzen dort unde hie
Parz
641,2;
wol mich, daz sich diu ougen mîn / so glantzer varwe hânt
gewent! SM:Tu
3: 2,2;
KLD:Kzl
10: 1,9.
– übertr. auf strahlende Schönheit, Vollkommenheit:
daz ich ez [
daʒ alte buoch von
Troye
] welle erniuwen / mit worten lûter unde glanz
KvWTroj
275;
die zwêne wedele [Büschel] / der
phâwenspiegel [Augen der Pfauenfedern] viderîn, / die
glanzen wünniclichen schîn / ûf der plânîe bâren KvWTurn
416
(=
KvWSchwanr
1064
);
wart er als ein regenboge / geverwet von der minne / der glanzen küneginne
KvWTroj
19792;
er hât lob erswungen / durliuhtic lûter unde glanz
KvWLd
32,319;
KvWKlage
9,4;
wi gar gerecht und wi glantz / der mensch sy, daz ist eyn
wicht Hiob
3624;
so si gesihit der einhurn, so springet er ir an ir barm / unde slæffet
danne: so wirt er gevangen. / so leittet man in glanze ze des chunigis phalze
MillPhys
29,3
2
‘blendend, täuschend’
Helyu beduchte daz Job / mit rede wer eynteil zu grob / und
daz sine gerechtekeit, / di Job von im selbe seyt, / glyzende were unde glantz
Hiob
11979
glanz
stM.
vgl.
glenze
stF.,
Pl. auch glenze (
RvBib
57,9
).
1
‘Glanz, Schimmer, Leuchten’
2 täuschendes Blendwerk
1
‘Glanz, Schimmer, Leuchten’
die forme, die der spiegel nimt, die ist nicht ganz / noch der glanz uz dem
regenbogen Frl
4:6,2;
mich der sunnen glantz durch schein Daniel
1960;
RvEBarl
10221;
nu vreuwet euch der kronen glantz JTag
606;
über sehs mîle gêt sîn [des
Steines] glanz Parz
592,13;
der heide glanz in des meien zît / mit touwe behenket
Wh
364,22;
Elis
867;
fuͤrt [
der herre
] uns in den
lichten glantz / do wir die minne vinden gantz Erz III
41,169;
Mügeln
122,10.
– in Verbindung mit ouge:
swer hât gebresten an der gesiht,
[...] daz sehn werd im verkrenket, / sîn vreude gar
versenket. [...] ich sihe wol, dîner ougen
glanz [das Sehvermögen] / ist volleclîche an dir
niht ganz RvEBarl
1527.
– von überirdischem Leuchten, Strahlen:
alliz, daz siv sehint, vnde alliz, daz siv irkennent, daz zaigent inen
alliz der himilsche glanz PrGeorg (Sch)
19,425;
daz ist ein schin und ein glantz goͤtlicher gnoden,
ein goͤtlich lieht Tauler
20,24;
wann er zu jüngst sitzt uf der wolken glanze / mit nagel,
sper, krüz und des dornes kranze Mügeln
165,9;
Eckh
1:397,4.
– übertr.:
waz di werelt glanzes hat Elis
3685;
du [Tristan nach seiner
Krankheit] bist gestalt / glîch einem rechten tôren / an
houbte, an glanze [Schönheit] , an ôren
HvFreibTr
5102;
da von meret sich ir [
ein schœnez
wîp
] swartzer glantz Krone
2057;
di hochzeit was mit glantze HvNstAp
6003;
als daz golt vor dem gunterfeit / ist sînes glanzes stête
Kreuzf
7569;
swelch wîplîch herze ist stæte ganz, / ich wæn diu treit
den besten glanz Parz
551,30.
725,4;
Daniel
1715
2
täuschendes Blendwerk:
doch wirt mit der wægerschanze / manic vil wætlich spil
verlorn / und an trugelichem glanze / dicke sûr für süeze erkorn SM:
UvS
10: 5,7.
Lit.: Haubrichs, Glanz und Glast.
glanzen
swV.
→
glenzen
glanzenrîch
Adj.
‘strahlend, leuchtend, reich an Glanz’
er tet núwen ein steren in den glanzenrichen
widerglast Seuse
10,22;
swenn nu der geist in diser verklerten glanzenrichen
dúnsterheit na sin selbs unwússentheit eigenlichen hie wonhaft wirt
ebd.
187,17
glanzgevar
Adj.
‘schimmernd, glänzend, leuchtend’
wîplîche güete / ûz reinem herzen blüete / alsam ein niuwe
rôse clâr / und als ein lilje glanzgevar, / die gein der lichten sunnen schîn / alsô
wîz und alsô fîn HvFreibTr
3266
glanzheit
stF.
‘Schönheit’
do ich dez werden adelarn / glantzheit sach so hoch uff varen
/ in eren und in wunnen Minneb
5292.
5284
glas
stN.
Pl. glas, auch glasse ( Helbl ),
gleser ( EnikWchr , BdN ).
(zur Sache vgl. LexMA 4,1477ff.)
1
‘Glas’ , das Material als solches 2 als bearbeitetes Material ‘Kristall’ , auch ‘Glasfluss, Emaille’ u.ä. 3
‘Glasscheibe’
3.1
‘Fensterglas’ (vgl.
glasvënster
) 3.2
‘Spiegelglas’ , allg. auch für ‘Spiegel’ (vgl.
spiegelglas
; s.a. I. Krueger, Glasspiegel im
Mittelalter, in: Bonner Jahrbücher 190 (1990), S. 233-313 ) 3.3
‘Glasplatte’
4
‘Glasgefäß’ (vgl.
glasvaʒ
) 4.1 allg. 4.2 ein mit Brennstoff zu füllendes ‘Lampengefäß’ (vgl.
lampenglas
,
glaslieht
) 4.3
‘Trinkglas’ (vgl.
trincglas
) 5 in Vergleichen 5.1 in Bezug auf Klarheit, Reinheit, Transparenz 5.1.1
als/ sam diu sunne durch daʒ ~
5.1.2 wie beim Blicken durch ein (gefärbtes) Glas etw./ jmdn. in anderem Licht, unscharf, verzerrt sehen 5.1.3 in Verbindung mit ouge 5.2 in Bezug auf Glattheit ( hæle/ eben/ glat als ein ~
u.ä.) 5.3 in Bezug auf Härte und Zerbrechlichkeit 5.4 in Bezug auf weitere Eigenschaften
1
‘Glas’, das Material als solches:
Sardonix haizet der v. stain. / varwe hat er doch tri
[...] er ist untene swarz so daz glas /
[...] mitten wiz so der sne, / rot ist er obene
HimmlJer
263;
berillen und cristallen wart vur glas gesetzet JTit
355,1;
uß aschen macht ein klares glas / der meister in der glut mit
witze Mügeln
42,11;
diu air habent die kraft, wenne si in der pruot sint, ob man
ain holz dâ mit begeuzet, daz print niht und sint sô zæher fäuht, daz man der gleser
stuck dâ mit zesamen leimt BdN
195,20.
452,11;
Parz
794,22.
–
swer den vlecken hat im dem ougin zwei iar oder dru. der
neme luter glas. vnde ribe daz zu puluere. [...] vnde
tu daz in di ougin dri tage SalArz
36,40;
Ipocr
265
2
als bearbeitetes Material ‘Kristall’, auch ‘Glasfluss, Emaille’
u.ä.:
ein edel stein und ein glas / gelîchent ein ander dicke
Eracl
2104;
des sales estrich ist mit vehen steinen gestrowet, /
[...] / da zuo negebristet glases noch saphiris
Himmelr
4,11.
– sprichw. (vgl. TPMA 5,18):
der koufman dran verliuset, / der glas für rubîn kiuset Freid
126,2.
–
kriechisch/ rœmisch
~ :
swer edele steine nie gewan, / den diuhte lîhte guot, / fünd er ein
kriechesch glas KLD:Namenlos
h,20,6;
er sach dâ manec rœmisch glas. / ouch lac dâ manec
edel stein Eracl
970
3
‘Glasscheibe’
3.1
‘Fensterglas’ (vgl.
glasvënster
):
der kemenâten want / vil venster hete, dâ vor glas
Parz
553,5;
swaz al die meister garwe da uf die glas entwurfen, / und swelher leie
varwe si mit dem pensel wolten dar bedurfen JTit
357,1;
von den blicken, / die der tac tet durch diu glas
MF:Wolfr
2: 5,2;
diu frou ir zühte nie vergaz, / ze kirchen noch ze gazzen. / luogen durch
diu glasse, / rûnen umb üppikeit, / daz was ie der frouwen leit Helbl
1,1355
3.2
‘Spiegelglas’, allg. auch für ‘Spiegel’ (vgl.
spiegelglas
; s.a. I. Krueger, Glasspiegel im
Mittelalter, in: Bonner Jahrbücher 190 (1990), S. 233-313):
mir ist geschehen als einem kindelîne, / daz sîn schoenez
bilde in einem glase gesach / unde greif dar nâch sîn selbes schîne MF:
Mor
32: 1,2
3.3
‘Glasplatte’
wilt aber dû gemainleich weizzen, welher frawen milch
pezzer sei, sô nim ain glas oder ain glate tafeln von holz und lâ des gespüns
tropfen dar auf BdN
25,14.
41,9
4
‘Glasgefäß’ (vgl.
glasvaʒ
)
4.1
allg.:
hât daz harn ein dicken chreiz al umbe in dem glase, sô ist
daz houbet tapher unde swære siech Barth
128,26;
ein ritter hete bockes bluot / genomen in ein langez
glas: / daz sluoger ûf den adamas Parz
105,19;
dô liez er oben in daz glas spinnen und rauten
BdN
264,35;
daz urinâl brâht man im dar
[...] der meister zorniclîchen sprach: / ‘in
dem glas ich nindert sach / des küniges leben ze dheiner vrist; / swie künste
rîch mîn lîp ist, / ich sach niht lebens, wan sînen tôt.’
EnikWchr
15028;
OvBaierl
33,1;
SalArz
110,51.
–
dô sprach der tiufel ûz dem glas, / der dar inne
verslozzen was: / ‘Virgilius, lâz uns varn.
[...] in disem glas ist grôz nôt. / zwên und
sibenzic ist unser schar [...] ’
EnikWchr
23725.
– spez. in der Alexanderdichtung auch als ‘Tauchglocke’
in eimo glase / liezer [Alexander] sich in
den sê Anno
14,11
[Alexander] hiez bereiten ein glas / vil michel
und vil wît [...] mit îsen was ez wol beslagen. /
daz hiez er an daz mer tragen. / dar în sô gie ein türlîn,
[...] ein keten lanc unde guot / gienc an des
meres fluot. / dar an sô hie daz starc glas, / daz dâ sô schôn behüetet was
EnikWchr
19314.
19425.
19367
4.2
ein mit Brennstoff zu füllendes ‘Lampengefäß’ (vgl.
lampenglas
,
glaslieht
):
zwei glas gesetzet wâren dar în / zir vüezen und zir
houbet, [...] diu wârn gefult mit balsamô; / den zunde
man Wig
8234.
11229;
die nâmen öle in ir glas. /
[...], / die tumben hâten niht genomen / öle, des
muoste ir liehtes schîn / erloschen und verdorben sîn RvEBarl
3547;
Parz
236,3.
–
‘Licht(quelle)’ übertr. als Quelle der Einsicht, der Belehrung:
der kunsten glas / erluͤchtet hat dinen sin so
zart Minneb
2188;
daruß der narre tribet scharz, / der in das glas der
künste selden blicket Mügeln
51,12;
den offenbarte gotes glas / waz nutzlich iren salden
was Hiob
9451
4.3
‘Trinkglas’ (vgl.
trincglas
):
diz glas mit disem tranke nim Tr
11452.
12487;
swer auch die trinkvaz bricht in den winhoͤfen, ez
sin glas, becher oder krusen WüP
55,2;
man sal ouch an bire rechten kouf geben unde maz als die burgere setzen,
zwei virteil bires umme eine phenninc unde als vil bechere als sie setzen oder
glas UrkDresd
18
(a. 1308);
RvEBarl
5557;
Pelzb
134,23
5
in Vergleichen
5.1
in Bezug auf Klarheit, Reinheit, Transparenz:
–
durchsihtic als ein ~
u.ä.:
specularis haizt spiegelstain. der ist durchsihtich
sam ain glas BdN
464,6;
des mônen kugel dicke ist und vinster und mag der
sunnen lieht niht genemen durch sich, als ain glas oder ain ander
durchscheinendez dinch ebd.
65,12;
wan er durch sach ez [
daz
herze
] als ein glas Vät
6124.
3162;
Minneb
588;
Pilgerf
5997.
–
lûter als ein ~
u.ä.:
der estrich was als ein glas / lûter, grüene,
spiegelvar Wig
8315;
daz ist min her Prophilias, / der ist luttirre dan ein
glas Athis
F 120;
daz man sich gode glich mache an luterkeit, alse daz glais oder
durchschinige dinc sint der sonnen Parad
106,10
5.1.1
als/ sam diu sunne durch daʒ ~
:
sî [die Minnedame] kan durch
diu herzen brechen / sam diu sunne dur daz glas MF:Mor
31: 2,2;
nû ensûmte sich der engel niht, / Gabriêl dem si
[Maria] enpfolhen was; / als diu sunne durch
daz glas / quam er dar in daz nie enwart / diu tür entslozzen noch enspart
KvHeimHinv
214;
SM:EvS
1: 14,8.
– im Kontext der Marienverehrung (Bild für die Jungfrauengeburt,
vgl. Salzer, Sinnbilder, S. 71 mit weiteren Belegen):
als diu sunne schînet durch ganz gewürhtez glas, / alsô gebar diu
reine Crist, diu magt und muoter was Walth
4,11;
du [Maria] bis daz alinge
glas, da der durg quam / daz liet, daz vinesternisse der werlde benam. /
van dir schein daz godes liet MarldA
17
5.1.2
wie beim Blicken durch ein (gefärbtes) Glas etw./jmdn. in anderem
Licht, unscharf, verzerrt sehen:
sanctus Paulus sprichit, daz wir unsirn herren nu niht mugen gesehin
wan alse dur ainen nebil alde dur ain glaz PrGeorg (Sch)
21,24;
[der Verächter der Edelsteine] sprichet durch sîn
bôsheit daz, / daz ein geverwet glas / sî alsô nütze und alsô guot
Volmar
6;
Tauler
21,14
5.1.3
in Verbindung mit ouge:
der ougen spiegel, hœre ich jehen, / daz man
sich drinne mohte ersehen / alsam in eime werden glase
KvWTroj
19935;
GrRud
Db 13.
– vgl.
erglasen
swV.:
Nerô dem kinde gebôt, / ez sæch in des beckes
schîn. / des muost ez dâ blint sîn, / wan im diu ougen wurden glas
EnikWchr
23037
5.2
in Bezug auf Glattheit (hæle/ eben/ glat als ein ~
u.ä.):
ir estrîches schîn / lûter, hæle, als ein glas
Parz
566,13;
der sal was schœne unde wît, / lûter, eben als ein
glas. / vil grôzer tanz darûffe was Wig
9781;
diu stæte sol ze rehte / ingrüene sîn reht alse gras, /
glat unde lûter alse glas Tr
16976;
sô gehalt die erzenîe: swâ dû si hine strîchest, dâ wirt
diu hout blôz als ein glas Barth
143,36;
Pilgerf
8206
5.3
in Bezug auf Härte und Zerbrechlichkeit:
wolten wir di berge / zebrechen alse daz glas
AvaJG
30,9;
einen helm herter danne ein glas, / der ouch des selben
stâles was Wig
7380;
Saulis kúnigriche: / das brast alsam das herte
glas RvEWchr
22785;
HimmlJer
185;
Herb
1821;
MF:BvS
3:1
5.4
in Bezug auf weitere Eigenschaften:
als der pfeil auff in [Kolkan, das
Ungeheuer] schrait, / so schnellet er wider hinder sich: / sein
haut klang ainem glase glich HvNstAp
4446.
7531;
und daz ir ere sam heißes glas / in brennender
gluͦt feur wil Minneb
4486
glasambet
stN.
‘Amt des Glas(er)meisters’
wir [...] veriechen [...],
daz Eberhard der glasmaister von Newnburch die zwen weingarten,
[...] die zv dem glasampt der chapelle ze Newnburch
gehoͤrent, aufgegeben hat Alharten seinen svn UrkKlostern
1,240
(a. 1331)
glasære
stM.
‘Glaser’, Glasbläser, Glasmacher, dem Glaserhandwerk Zugehöriger (vgl. LexMA
4,1477; Nölle-Hornkamp, Handwerkerbez., S. 650):
glaser und mûrære / muosten grîfen dô zehant / gleser, mermel
wol bekant EnikWchr
12852;
unrihtic, unbesachet / bist dû nâch mînem wænen, / diu ougen hât gemachet /
der glaser dir, diu lâ dir gar verklænen Hadam
420,4;
er hies im suechen und erfarn / die pesten glaser die da warn. / er hies die
machen im ain vas / von dem aller pesten glas Seifrit
6494;
UrkCorp (WMU)
2159,15;
Ottok
65688
glasarzât
stM.
Bed. unklar; Arzt oder Naturgelehrter:
phisicus: glas artzot VocClos
Ph36
glas(e)kopf
stM.
‘Trinkglas’
fiala glasekopf a greco, hyalin est vitrum SummHeinr
2:92,136;
glaskof ebd.
1:342,406.
2:298,86
glas(e)lieht
stN.
‘gläserne Lampe’ (vgl.
glas
4.2):
er oder swer nach im daz lehen hat der schol die chapel belvͤchten mit
einem glaslieht StiftZwettl
289
=
UrkCorp (WMU)
1412A,23
glas(e)meister
stM.
ein für die Erhaltung der Glasfenster Zuständiger, ‘Glas(er)meister’
wir [...] veriechen [...],
daz Eberhard der glasmaister von Newnburch die zwen weingarten,
[...] die zv dem glasampt der chapelle ze Newnburch
gehoͤrent, aufgegeben hat Alharten seinen svn UrkKlostern
1,240
(a. 1331)
glasenære
stM.
‘Glaser’
– in einer Aufzählung von Berufsspottnamen:
von manigerlay hant werchern [...]
ckramer: mach es glancz, / glasner: selden gancz Teichn
600,34
glas(e)var
Adj.
‘aussehend wie Glas’
sô tuot im [dem König] grôzer frost
sô wê, / sîn fleisch wirt kelter denne der snê. [...] den
frost ez [der Speer] ûzem lîbe treit, / al umbez sper glas
var als îs Parz
490,17;
ein fleuma daz is glasuar daz wirt von der grozen kelde di da
an dem libe ist SalArz
3,43
u.ö.;
des trachen flaisch ist glasvar und erküelt
BdN
269,35;
zignites ist ain stain, der ist glasvar und haizt auch evas
[...] und helt man in zuo aim prinnenden tôht, sô
verlescht er die flammen ebd.
466,7
glas(e)vaʒ
stN.
‘Glasgefäß’
daz er die rede beguzze / in swelher mâze er wolde: / von silber unt von golde
/ chöphe, mez unt glasvaz KvFuss
2387;
gêt und gewinnet glasvaz, / alsô liep ist mir daz, / köpf,
becher, schüzzel vil EnikWchr
12163;
das herze ist kranc alse das gelasevas: der dar in
gúzzet fv́rin trank DvAStaff
272.
– ein mit Brennstoff zu füllendes Lampengefäß:
wir sont ús sament prisen! / úser glas vas
erloschen sint. / gebt ús des oles, liebú kint SHort
825.
820;
si hatte vier shoni liehter in ir glazvas wol bereit Cäc
33;
KvWPant
1204.
– spez. in Alexanderdichtung auch als ‘Tauchglocke’
in einem glasevazze / liez er sich in daz mer fram
Kchr
543
glas(e)väʒʒelîn
stN.
Dimin. zu
glasvaʒ
‘kleines Glasgefäß’
die wîle sô betihtete / Îsôt diu wîse künigîn / in ein
glasevezzelîn / einen tranc von minnen Tr
11434
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