glüejen, glüen
swV.
1 intr. ‘glühen’
2 tr. ‘etw. glühen, zum Glühen bringen’
1
intr. ‘glühen’
über naht liget ofte ein kol / in den aschen verborgen / und
glüet unz an den morgen Eracl
2122;
der ofen, der da gluote SüklV
678;
der stal [der Rüstung] glute dar
inne Rol
5547;
dar [
aitoven
] gluͤgte starke
fúres diess [Feuerglanz]
KvHelmsd
2428;
Mechth
6: 29,9.
–
sô mac er [der Same Gottes] wol
bedecket werden und verborgen und doch niemer vertilget noch in im verleschet;
er glüejet und glenzet, liuhtet und brinnet Eckh
5: 111,20.
– häufig als Part.-Adj.:
lege dar vͤmme [um den
Topf] gluͤende koln vnd laz ez langsam backen
BvgSp
12;
man schol in vuren czu der schraiat [zum
Pranger] und schol in merchen mit eim gluenden eysen
StRBrünn
349;
man nimt ain glüend eisen oder glokspeis und habt im
[dem Bären] daz für, sô erplint er zehant
BdN
163,5
u.ö.;
Pelzb
141,2;
Mügeln
36,6.
– übertr.:
Lamparten glüet in ketzerheit, war umbe leschest dû daz niht?
WernhSpr
2,4;
dar [Paradies] sein gedanch ie glüete, / sider
er sich ihtes versan Serv
1626;
Tristan und die blunde Isôt / in glüender minne lâgen tôt
HvFreibTr
50;
Parad
88,4;
MarlbRh
91,34
2
tr. ‘etw. glühen, zum Glühen bringen’
swie harte sich der muoet, / der daz isen gluoet / unde ez
danne hin treit, / einem an die hant leit, / ist er rehte dar chomen /
[...], / daz viur in nine brennet
VRechte
244;
glüejen unde vliezen / muoz ez
[
gesmîde
] sich lâzen, swie er
[Gott Vulkan] wil RvEBarl
9726;
di kolen da der smit sin isen inne hat gegluet in der ese
SalArz
79,55.
– spez. ‘anheizen’ (von Öfen, Feuerstellen):
do hiez er einen ouen gluen vnd hiez
[...] pech vnd swebele darin zerlazzen
Konr
14,90;
dô bat der alte vîent [der
Teufel] ê / sîne schergen dannoch mê / wîze bereiten, / ir
chomîn glüen und eiten / und ander tormentâle KvHeimUrst
1706
glüejendic, glüendic
Adj.
‘glühend’
die hie den úberatz
[Völlerei]
[...] begant, die
muͤssent mit ewigem hunger vor Lutzifer stan und essent gluͤjendige
steine Mechth
3: 21,56;
do schos Iohannes Thises zcu hant / ein glundigen pfil in den herczog
Dalimil
57,33;
der tiere bleib dâ vil tôt, / wande si branten ir mûlen / an
den glûndigen sûlen / von des fûris flammen SAlex
4437;
fiurîn und glüejendic PrBerth
2:23,16;
OvBaierl
121,7;
Brandan
433
glüene
Adj.
‘glühend’
herr, dy gluͤen kolen werden auf sy fallen [
cadent
super eos carbones ignis Ps 139,11]
PsMb
30 (Glossar);
in aynen gluenen offen [
clibanum ignis Ps
20,10]
ebd.
30 (Glossar)
glûmende
Part.-Adj.
‘bösartig, tückisch’ (md./nd., vgl. Schiller/ Lübben 2,123; vgl. auch
beglûmen
):
swer halt eynen glûmenden hunt oder eynen tamen
[zahmen] wolf oder hirt
[Hirsch] oder beren oder aphen, swaz die zu schaden
tûd, daz sol her gelden SSp
100,18
glunke
swF.
Bez. baumelnder Locken (vgl.
glunkern
):
wenn er sein raide löcke windet, / so will er es alles sein, / so die glungken
glangken umb den kragen Neidh (S)
2,227 c125:4,3
glunkern
swV.
‘baumeln, hin und her schaukeln’
ein reck were zú velde komen / vnd hett einen tyost genomen / widder
einen stoltzen Rabinis; / [...] / er liesz jne vf der erden
sweben / hinder dem sattel vf der sla [auf dem Weg] , / daz
er also hett geglunckert da, / das jne der wint nyrgent fuͦrt Krone
18241
glünsen
swV.
‘glühen, glimmen’
als der eine kerzen næme, diu erloschen wære und noch glünste und
toumte [rauchte]
Eckh
1:336,6.
–
do gab in der strasse schin / ietwederthalp duͥ bruͥnne sin, /
als ob si enzuͥndet waͤre. / reht alsam ain gluͥnsende
gluͦt / luht im sin schilt und oͮuch sin huͦt EckenlE2
42,4
glunst
stM.
‘Glanz’ (vgl. auch
glanst
,
glenste
):
ich wolde daz eyn vinster dunst / het uber zogyn der sterne
glunst Hiob
1350
gluot
stF.
auch geluot
( KarlGalie
1056,
GTroj
8103 ).
‘Glut’
1 allg. 1.1 metonym. ‘sengende Hitze’
1.2 bildl. 1.3 in Vergleichen (vgl. auch Friedrich, PhrasWB, S. 168) 2 phras.
1
allg.:
ist, daz man glüend gluot mit des paumes aschen bedecket, sô
wert si ain jâr BdN
325,22;
do stvnden aber di chnehte vnd di dienere zv der glvet. wan
ez was chalte. vnd wirmpten sich [
stabant autem servi et ministri
ad prunas Io 18,18]
EvAug
265,16;
ein altez wîp ersach er sân, / diu saz bî einer gluot. / er
[...] bôt dem wîbe guoten tac, / dâ sie bî ir fiure lac
Eracl
2209;
AvaLJ
135,1;
Mügeln
368,5.
–
sie roubeten vnd branten, / allez daz sie beranten. / daz
lant in gluten allez schein [das ganze Land leuchtete in Glut
liegend]
Herb
3905.
– spez. von häuslichen Feuerstellen, Kochstellen:
dô flôz im [Fischer] engegene /
ain maget [...]. / dô îlte er si vâhen; / er truoch si
zuo der gluote Kchr
11902;
da heim bi der glut StrKD
7,144;
in stuben und ouch bî der gluot SM:Had
18: 3,10.
18: 1,3.
44: 1,4
1.1
metonym. ‘sengende Hitze’
den [Ochsen] get daz fuer vz dem
mvnde. / nie dehein man enkvnde / sich des behuten, / er mvste von den gluten /
gar vurbrinnen an den tot Herb
996;
ein guldin fingerlin, / daz wider den zouber solte sin /
[...], / wider den wurm vnde wider des fures glut
ebd.
1030;
mit deme wazzere ward diu werlt hie bevore gereinet, / mit
deme fiure here nach an den die sich habent vermeinet. /
[...] / die rehte in aht sælden gelebent, gnesent
in dere gluote Himmelr
6,14;
der [
heilant
] wirt richten mit der
glut HistAE
1006.
–
sam der smít tingelet uf den anbóz, /
so daz isen ist ingluͦte [in glühendem
Zustand]
Rol
4119.
– von der Hölle (vgl.
hellegluot
):
dir ist bereit der helle gluot JTag
98;
hæte mich got niht behuot, / sô müese ich in der
helle gluot / lange wîle sîn gewesen RvEBarl
12546;
schirm uns vor der helle glut Mügeln
175,12
1.2
bildl.:
sich jungt in diner tugent glut / min herze sam der fenix
tut Mügeln
394,1;
sin muot gebrant ist lœtik [geläutert] in
der triuwen gluot Damen
6,2.
–
er [der Antichrist]
gebuͦtet in den landen / [...] / anbeten in
als got. / wer daz nit zu hant enduͤt, / dem schaft er dez dodes
gluͤt HvNstGZ
5715.
– von Gemütszuständen:
sin tœten unverseret / die Babylonen muete. /
leidic in zornis gluete / samenten sie sich drate Daniel
8058;
getruw es ist, unstet doch sin gemüte, / snel lischt
sins zornes glüte, / wie heiß der grim enphenget si Mügeln
304,11;
der angest glut lesch und der sünden brende ebd.
181,9;
Hiob
6414.
– spez. von Minne:
diu [Isolde
Weißhand] viuwerniuwet ime den muot / mit der glimmenden gluot,
/ diu ime doch naht unde tac / betrochen in dem herzen lac Tr
19046;
minne, in dîner glüete ich brinne KLD:
GvN
16: 4,2.
33: 1,6;
dat bluͦt entfengt
[entzündet] der minnen gluͦt
MarlbRh
124,10;
Minneb
4493
1.3
in Vergleichen (vgl. auch Friedrich, PhrasWB, S. 168):
der brune stahel schrit den rinc, / so daz daz fur dar vz
ginc, / als ganstern [Funken] vz der glut
Herb
8759.
– in Bezug auf Hitze, Feuer:
diu starche hitze si muͦte; / si waren rechte
sam in ainer gluͦte / baidiu uzen unt innen Rol
4444;
mîn hertze brinnet als ein gluot SM:Tu
3: 3,4.
5: 3,7.
– Leuchten, Glanz:
er
[
wâpenroc
] was von golde dennoch guot,
/ er gleste als ein glüendic gluot Parz
81,22;
ir [der Kröte] diu ougen
liuhtent wol / reht als ein brinnendiu gluot Volmar
461.
124;
Wig
10697.
10544.
– Farbigkeit:
ir mantel was harte guot, / scharlachen rôt, als ein
gluot Eracl
3810;
des kovertiur schein unde bran / von golde
rœter denne ein gluot KvWTroj
12549.
14429
2
phras.:
jmdn. durch die ~ ziehen Bed. unklar, wohl ‘jmdn.
verunglimpfen, verleumden’ (vgl. nhd. ‘jmdn. durch die Hechel, durch
den Dreck ziehen’; anders FWB 6,2468f. z.St. ‘jmdn. hart
her nehmen’):
er [der verlorene Sohn] waz
bedeht und ungevieret [einfältig] . / dez von den
buͦben er geschieret [misshandelt] / wart und
dur die gluͦt gezogen / und dik von in an
gelogen [verleumdet]
SHort
4153;
och schaffent si [leibliche
Freuden] daz er [der sie
sucht] gezogen / wirt dur die gluͦt, dur daz
baht [Dreck, Mist]
ebd.
4203
gluothaven
stM.
ein mit glühenden Kohlen befüllbares, pfannenartiges Gefäß ‘Glutpfanne’ (vgl.
gluotphanne
):
arula, vas prunarum id est gluͦtphanna, gluthauen SummHeinr
2:161,189.
2:40,163;
arula: glŏthauen Gl
3:639,33
(BStK926).
4:212,14
(BStK926);
batus: gluͦthafen VocOpt
10.017
gluothert
stM.
1
‘häusliche Feuerstelle, Herd’
2
‘Glutpfanne’ (vgl.
gluothaven
und
gluotphanne
)
1
‘häusliche Feuerstelle, Herd’
der herre hat is gesprochen, des vuer ist zu Syon und
gluythert ist zu Jherusalem [
cuius ignis est in Sion et caminus
eius in Hierusalem
]
Cranc
Jes 31,9.
– hierher oder zu
2
:
nu gê hin und sitze dort / zuo dem gluotherde an daz ort. / mîn sin daz
wol kiuset, / daz dich sêre vriuset [friert]
Schlegel
242
2
‘Glutpfanne’ (vgl.
gluothaven
und
gluotphanne
):
der konig saz in dem wintirhuse
[...] und eyn hert vol gluindir kolin was vor in
gesatzt. und do Judi gelas drie versin adir vire, do reyz er is mit eynim
schribmessir und warf is in das vuer, das do was uf dem glutherde
[
proiecit in igne qui erat super
arulam
]
Cranc
Jer 36,23
gluotphanne
swF.
ein mit glühenden Kohlen befüllbares, pfannenartiges Gefäß ‘Glutpfanne’ (vgl.
gluothaven
):
vatillum: gluͦtpfanna SummHeinr
2:547,01.15;
arula, vas prunarum id est gluͦtphanna, gluthauen ebd.
2:161,189.
batillus: glŏtphanne Gl
3:639,34
(BStK926);
arula: glutphanna ebd.
3:643,30
(BStK926)
gluotschûvel
F.
‘Glut-, Kohlenschaufel’
batillus: gluͦt hauen oder gluͦt schu̍fel VocClos
Ba118
gluotzange
swF.
eine Zange zum Greifen glühenden Materials:
forcipula: glvͦtzanga Gl
3:640,48
(BStK849)
glûre (?)
swF.
zu lat. lora, lorea (vgl.
lûre
swstF.), anlautendes g- ungeklärt, AWB 5,1417
nimmt ahd. zugrundeliegendes gilûra an (vgl. auch DWB
4,1,4,7926f.).
‘Tresterwein, Nachwein’
trebern und glawrn / sind pezzer vil denn chriechisch wein Suchenw
45,78
glust
stMF.
→
gelust
glustic
Adj.
→
gelustic
glutenîe
stF.
‘Gefräßigkeit, Schwelgerei’ (aus afrz. glotonie,
glotenie, Tobler/ Lommatzsch 4,394ff.):
wie glutenie [gebessert in
leckerie
] trakeit und versteynonge den pillgeryn ankomment
[Bildüberschrift]
Pilgerf
vor 10838(App.).
– mit sexueller Konnotation (vgl. die afrz. vereinzelt belegte Bed.
‘Liederlichkeit, Schamlosigkeit’, Tobler/ Lommatzsch 4,396):
vnkuscheit, willen, gewaldige dait, hurtuͤm, befleckonge, eebrechonge,
gluttenie [Überschrift eines Bildes der Frau
Leckerîe
]
Pilgerf
vor 10379(App.)
gnaben (?)
swV.
Bed. unsicher, wohl lautmalend einen Bewegungsvorgang beschreibend (vgl. DWB
4,1,5,617ff. sowie
gnepfen
und
gnütten
; oder Bildung zu
nabe
stswF. i.S.v. ‘durchbohren’? vgl. BMZ
2,1:282,23ff.):
des sol dich [
herre
] loben, swaz âten
habe, / [...] swaz vliege, vlieze und drabe, / krieche unde
gnabe LobGesMar
57,13
gnaister
stswFM.
→
ganeist
|