grab|îsen
stN.
Werkzeuge zur Stein- oder Metallbearbeitung
1
‘Grabstichel’ , ein Gravurwerkzeug 2
‘Meißel’
1
‘Grabstichel’, ein Gravurwerkzeug:
ungemach ist dem guoten menschen als diu vîle dem îsen: diu nimt im den rost
abe; und als daz grabîsen dem goltvazze: daz machet ez lieht unde glanz
DvASchr
346,15
2
‘Meißel’
celtes: meißel oder grabeisen VocClos
Ce43
grabüberschrift
stF.
auch grabes-.
‘Grabinschrift, Epitaph’
epitafium: grabvberschrift [La.
grabsuͤberschrift
]
VocOpt
12.095
grabunge
stF.
‘Gravurarbeit’
sculptura : grabunga [La. grabunge
]
SummHeinr
2:487,01.3
gracender
stM.
Bez. für eine Rabenart (vgl. Hwb. dt. Abergl. 3,1111):
gracocendron mag ain gracender haizen. daz ist ain vogel in
den landen gegen der sunnen aufganch BdN
189,20
grach
stN.
‘Feld’
zv reit Neptolomus / vnde gein im Archilogus. / ir itweder vf
den ander stach, / daz sie vielen vf daz grach Herb
6926
gracie
swF.
aus lat. gracia.
1 bezogen auf den christl. Glauben: ‘Gnade’
2 in Rechtstexten: ‘Gefälligkeit’
1
bezogen auf den christl. Glauben: ‘Gnade’
niͤman mach bit [d.i.
mit
] sin worden baz / uns upduͦn $’s
götlichen herzen vaz, / dat uns alle gracie daruz vliͤze
MarlbRh
54,23;
wiͤ si ir herze halden sülen, / of si der sunderlicher
gracien vuͤlen ebd.
78,4.
75,11;
auch wene ich wol das er gottes mynne hatt und sin gracie,
anders enmöcht er nit volbringen alles das er thut Lanc
30,25
2
in Rechtstexten: ‘Gefälligkeit’
[er soll] verzihen vnd abtuͤn der provisien,
gracien vnd gnade die der selbe Friderich vber daz canonicat
[...] jmpetriert hat UrkWürzb
41,271
(a. 1347)
grâdal
stN.
aus mlat. graduale.
1 Teil des Messgesangs, ‘Graduale’
2
‘Buch mit Gradualgesängen’
1
Teil des Messgesangs, ‘Graduale’
dar nâch singen wir ein gesanc, daz heizen wir daz gradual. daz heizet daz
loufende gesanc PrBerth
1:498,8.
2:684,29;
SalHaus
64,20;
PrGeorg
9,17.
– bezogen auf den Ort der Aufführung, die Altarstufen:
oͮch betutet daz gradal eine stigunge
Lucid
95,15
u.ö.
2
‘Buch mit Gradualgesängen’
daz swester Agnes von Waldeck [...] zwei phvnt ze dem
newen gradal ze stiwer gegeben hat von ainem minnerm gradal UrkCorp (WMU)
1187,12.13;
[der Herzog] kunde vil baz nutzen / daz
armst [Armbrust] denne daz gradal Ottok
53961
grade
swF.
Bed. unklar, entweder ‘gerade, ebene Fläche’ (zu
2gerat
, Adj. ‘gerade’) oder ‘Spitze,
Erhebung’ (zu
1grât
, stM. ‘Geländeerhebung’):
mein swaige [Viehhof, Weideplatz] , dev pei der
graden in dem pueschahen [l. buschach
‘Buschwald’] leit UrkCorp (WMU)
2187,35
grâden
swV.
‘abstufen, mit Stufen versehen’ (vgl.
1grât
):
daz míttelôde des
dískes [Tisches] . daz uuás
sámfto. unte mínlîcho gegrâdet Will
52,5;
minneclîche gegradôt TrudHL
42,24
grâf-
→
grâve-, grâven-
graft
stF.
auch gracht.
1
‘Graben,’
2
‘Schanzarbeit’
3
‘Begräbnis’
4
‘das in künstlerischer Arbeit Herausgemeißelte’ (vgl. AWB 4,400f.)
1
‘Graben,’
her vellet selbe in die graft / die der tuvel hat geschaft
HeslApk
1177.
8181;
Eilh (L)
7740;
En
6858.
–
‘Grenzgraben’
1 acker vf die graft nebent deme von Bvͤtenheim UrkCorp
(WMU)
N90,25.
N141,30
2
‘Schanzarbeit’
sie triben die Troyre / rechte vf die graft
Herb
14485.
1783.
6197
3
‘Begräbnis’
do de konyngynne was doit, [...] zo der gracht mench
here quam Karlmeinet
315,19.
323,65;
zv irme dode vnd zv ire graft MarHimmelf
926
4
‘das in künstlerischer Arbeit Herausgemeißelte’ (vgl. AWB 4,400f.):
sculptura: graft vel celatura SummHeinr
2:10,222.
2:222,213;
GlHvB
394,6
grâgevar
Adj.
‘grau’
dô sprach der rîter grâ gevar Parz
448,1
grâhiutel
stN.
‘Graugefieder, Pelikan’
pellicanus haizt nâch der aigenchait der latein ain
grâhäutel, wan sam Augustînus und Isidorus sprechent, er hât grâvar federn
BdN
210,4
grâhoubet
stN.
‘Graukopf’, nur als Personenname:
so hant sv́ in dem ban ze Wîhersheim zem turne zweier manne matte vnd
heîzet Grahoͮbetis matte UrkCorp (WMU)
N664,19
grait
stM.
→
2grât
Grâiure
stM.
Bed. unklar:
Nicânor ein Grâiur / kam dar durch strîtes âventiur UvEtzAlex
13581.
13677
u.ö.;
dô klagte der fürste tiure / die werden Grâiure, / die in dem wâge ersturben
ErnstD
1966
grakölekin
stN.
→
krakelechîn
gral
stM.
‘Schrei’ (vgl.
grëllen
):
vor laid liesz sy ain lautten gral [
:ze
tal
]
Hätzl
1:18,53
1grâl
stM.
auch groel; aus afrz. graal
‘Gefäß, Schüssel’ (vgl. Suolahti 1,99).
1
‘der Heilige Gral’
1.1 das Gefäß, das Jesus der Tradition nach beim letzten Abendmahl benutzte und in dem Josef von Arimathäa das Blut Christi am Kreuz auffing; bei Wolfram ein magischer Stein, der nur für Auserwählte sichtbar ist (zur Sache und zur Gralsdichtung vgl. V. Mertens, Der Gral. Mythos und Literatur, Stuttgart 2003) 1.2 übertr. ‘das Höchste, Heiligste und Kostbarste’ (häufig mit Gen.-Attr.) 1.3 für Gott, Christus und Maria (s.a.
himelgrâl
) 2
‘Schüssel’ , hier übertr.
1
‘der Heilige Gral’
1.1
das Gefäß, das Jesus der Tradition nach beim letzten Abendmahl benutzte und in
dem Josef von Arimathäa das Blut Christi am Kreuz auffing; bei Wolfram ein
magischer Stein, der nur für Auserwählte sichtbar ist (zur Sache und zur
Gralsdichtung vgl. V. Mertens, Der Gral. Mythos und Literatur, Stuttgart
2003):
ich was neve Josephs von Aramathie, der Jhesum Cristum
von dem crucz dethe und der den gral herre zu lande bracht Lanc
617,12;
der grâl was der sælden fruht, / der werlde süeze ein
sölh genuht, / er wac vil nâch gelîche / als man saget von himelrîche
Parz
238,21;
von des steines kraft der fênîs / verbrinnet, daz er
zaschen wirt: / diu asche im aber leben birt. [...]
ouch wart nie menschen sô wê, / swelhes tages ez den stein gesiht, / die wochen
mac ez sterben niht [...] selhe kraft dem menschen gît
der stein, / daz im fleisch unde bein / jugent enpfæht al sunder twâl. / der
stein ist ouch genant der grâl ebd.
469,28
u.ö.;
JTit
602,4;
Krone
24910;
were Artus noch in solcher tugent, / als do er milte lebete / mit siner
tafelrunde, / man vünde noch wol Parzifal / und alle herren von dem gral
Frl
7:27,18;
Tannh
9,45.
4,39;
Suchenw
31,189;
MinneR 333
99;
die burk zu Montsalvas, / do der groel inne waz
Minneb
204.
4140;
der gral, / dem man vil heilikeite giht
Rennew
7878;
er want, er het den gral erstriten Teichn
543,22;
si ist so gar nach wunsche ein wîb: / swenne ich schouwe
ir werden lîb, / des grâles herre wænne ich sîn SM:St
13: 2,3;
RvZw
42,4;
UvLFrd
49,26.
124,3
1.2
übertr. ‘das Höchste, Heiligste und Kostbarste’ (häufig mit
Gen.-Attr.):
wunder vil und ane zal / beslozzen hat sins
[Gottes] herzen gral Hiob
3212;
Rennew
20080;
mins herczen gral TvKulm
4294;
der eren gral ebd.
5338;
des lobes grâl JvFrst
8949;
des tichtes gral MügelnKranz
284
1.3
für Gott, Christus und Maria (s.a.
himelgrâl
):
Krist von des hymmelis grale / ist dort zvͦ einem male, / fvr war
ich vch daz kvnde, / vmme vnser aller svnde PrHess
10,53;
Hiob
46;
bobn der archen [Bundeslade, übertr. für Maria]
sunder val / swebet der gnaden gral TvKulm
1644;
ich [Maria] binz der gral, / da mit der eren
künig den leiden übervacht Frl
1:11,30
2
‘Schüssel’, hier übertr.:
die achte [Kunst] leret der sterne gang / vnd
[...] wer die stern gestipt [gesteckt,
eingesetzt] / habe in des hymmelriches gral MügelnKranz
839
2grâl
stM.
→
krâl
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