grêden
swV.
1
‘Stufen anlegen, mit Stufen versehen’
2
‘degradieren’ (vgl.
engrêden
)
1
‘Stufen anlegen, mit Stufen versehen’
si giengen geinme palas, / dâ hôch hin ûf gegrêdet was
Parz
186,16;
ûf durch den palas einesît / gienc ein gewelbe niht ze wît, /
gegrêdet über den palas hôch ebd.
589,3
2
‘degradieren’ (vgl.
engrêden
):
der sol im sin reht tun: er sol in greden, daz ist er sol im sin phaeflich ere
nemen DRW
4,1080
(Schwsp.(R.); a. 1275/1287)
gredmich
Subst.
aus lat. crede michi (vgl. SchweizId 2,705 s.v. Greding
M.).
Brot, das in Klöstern gebacken und als Lohn oder Geschenk Dienstleuten gegeben
wurde (SchweizId ebd.):
350 et 319 maltera tritici in pane qui dicitur gredmich, gredemich
SchweizId
2,705
(Expense frumentarie Monasterii Abbat. Tur.; a. 1328)
u.ö.
greffe
Subst.
‘eine Handvoll’ (vgl. Etymol.Wb.d.Ahd. 4,604; s.a.
goufe
):
pugillus: gel, greffe Gl
3:362,62
(BStK726)
gregel
stM.
→
greʒel
greibe
Adj.
→
greip
greifen
swV.
‘tasten, greifen’ (s.a.
grîfen
stV., mit dem es schon im Ahd. Vermischungen gibt,
DWB 4,1,6,14f.):
ze jungeste genante er [fasste er, Marjodoc,
Mut] / und gie vil lîse dar în / und envant dâ lieht noch mânen
schîn; / [...] sus gienger [...]
greifende mit henden / an mûren unde an wenden, / biz er zir beider
[Tristan und Isoldes] bette kam Tr
13591;
den vogel er mit sinne / gegreifte WhvÖst
7237;
wan unz dar so gangen wir als die blinden schlichen, und
greifen umb úns und wissen nit wa ald wie Seuse
387,12;
Fridepreht der junge / greif ir an daz künne: i’n weiz, nâch wiu der
tôre greife Neidh
WL 31:4,8;
BdN
378,10.
– im Bild des Jagdhundes, der das Wild aufspürt:
nu begunde Rennewart / nach der heiden vart / vaste umme
sweifen / und nach ir shaden greifen, / als ein hunt tuͦt nach dem tiere
Rennew
782.
26730.
27562
greific
Adj.
→
grîfic
greine (?)
stSubst.
‘Schaden, Leid’ (vgl.
greinen
):
ein wazzer chlain / daz da nieman taͤt ein grain, /
swellet [staut] mans ein chlain zeit / und laz dann
rinnen, ez pricht weit / und wiͤrt ein grozzer guͤzz der van
Teichn
123,36;
und chumpt doch an under mach [ohne eine weitere
Zutat] / allew dinch von got allain, / dem guten gewin, dem posen
grain ebd.
42,24.
– hierher i.S.v. ‘Verhängnis’ (?):
do got der herr geschuf die engel reine / clar erscheine
[3.Sg.Prät. mit epithetischem e?] , / daz
ich meine, / daz waz an in wandelz greine [im Anschluss wird vom Fall
Luzifers und seiner Engel berichtet]
PvReichenb
2:3,21
(RSM ^1PeterR/2/1)
greinen
swV.
‘jmdn. grînen machen, jmdm. Kummer/ Schaden zufügen’
do sprach der herr zu dem richter: / ‘warumb tustu
nicht ein recht?’ / ‘ez ist ener ein edel chnecht’, / sprach der
richter, ‘der in grainet.’ Teichn
46,11;
wen man da [im Himmel]
gechroͤnet sicht, / der wiͤrt nymmer mer gegrainet ebd.
52,41;
got der sprach: ‘wer phaffen grainet, / der hat mir
mein aug betrubt.’ ebd.
167,68
greinigen
swV.
‘jmdn. grînen machen, jmdm. Kummer/ Schaden zufügen’
swâ man witiben unde weisen / greinigt unde pînet, / als hie
ze Gunse schînet, / dâ tuon ich [
ein phaff und ein begeben
man
] wider mîn reht Ottok
31408
greip (?)
Adj.
‘herb’ (vgl. DWB 4,1,6,5 s.v. greibe):
Tyrus in [Pilatus] so wol zoch, / daz er dem bruder
[dem leiblichen Sohn des Tyrus, seinem Ziehbruder]
wart ze hoch / an dem vbirmute, / an gift vnde an gute, /
[...]. / iezo hete sih behaft / under in beider sit /
der clebere [klebrige] unde der greibe nit Pilatus
2,194
grël
Adj.
‘angriffslustig, grimmig’
ze nötten waren sy [die Krieger]
grell, / iere ross unmassen schnell / ze ernste und ouch ze schimpffe
GTroj
18453;
wer heizt si [die Vorboten des Sterbens] ilen, daz
si loufen also snel? / daz tuot der tot, des muot ist uf mich worden grel
Regenb
3,345b;
dú girheit het iemer einen grellen [laut
fordernden] munt Mechth
4: 4,17.
4: 15,11;
ich mache ir [der kunstlosen Kritiker] itteslîchen
grel [fordere sie heraus] , / daz er mit schanden swîgen
muoz, / der mîne wâre mit sîme valsche koufet Rumelant (R)
7:2,13.
– positiv gewertet:
der win [Reuetränen] ist svͦze vnde also
grel [von starker Wirkung] , / daz er dvrchsvͦzit
godis mvt, / daz er des menschen willen dvt PrHess
27,92
grelle
swF.
eine (nicht ritterliche) gegabelte Stichwaffe, ‘Sturmgabel’ (Englisch, Ernst,
S. 29):
got gebe daz ein ruzige grelle / noch durch in werde gestochen, / so wurde ich
an im gerochen Erz III
56,492;
swaz sie ir [der Feinde] bringen mohten nider, / die
wurden dem vurbvuozvolc [den Mannschaften, die das Schlachtfeld
"säubern"] alle ze teile sider, / von den durch sie gestôzen wart
manic grelle Loheng
2876;
sy eylten zu den schiffen, / zu spissen und zu grellen
HvNstAp
3168;
Ottok
96323;
MarcoPolo
34,8;
Secret
2815;
Pass I/II (HSW)
16993.
– in rechtl. Bestimmungen:
alle burger unde kouflute, di zu der stat gehoren,
[...] wo si wanderen in des konigis lande, da mugen si
vuren spitze, swert, grellen, armbrust unde bogen StRFreiberg
233,22;
wer zv sulchen krige [Streit] mit ayner grellen
oder mit ayner glizen oder mit einem sper gegangen oder geloufen chvmt
StRPrag
28
grëllecheit
stF.
‘Gereiztheit, Aggressivität’
ich pflige an ir des grimen hochmuͦtes und der
geswinden wisheit und der kreftigen girheit, und ich wise von ir alle barmherzekeit,
und ich heisse zornige grellekeit, die geistliche herzen stoͤret
Mechth
4: 17,30;
allerleige ander untugende di der sêle ungesunt sint, alse grellichkeit des
gemutes und unstêtikeit des willen und zorn ader [l.
oder
] entsetzunge des herzin ader der siten
HvFritzlHl
59,11
grëllen
stV. (IIIb)
s.a. grallen V. und grillen V.
einen durchdringenden Ton von sich geben, ‘kreischen, greinen, maunzen’ u.ä.,
auch ‘zirpen’
sît mîn houbet / maniger leie dœne gewan: / sieden, diezen, siusen,
singen, / zwitzern, grellen, snurren, klingen Renner
5;
si [Kaiser und Hirte] werdent beide blôz geborn /
[...] / wenne si sint beide nâch erfrorn / und grellent
als zwô junge katzen ebd.
19101;
der stolze grille niht anders gert / denne daz er loufe und springe snelle /
durch büsche, durch brâmen, und lûte grelle, / und über die liehten heide ebd.
5574;
wol hin, du fuler helle stanc, / du nezzelfluch! des wirt din laster grellen
[sich deutlich bemerkbar machen ( ?)]
Frl
7:32,12
gremede
stF.
auch gremde; vgl.
gremen
swV. und
gram
stM.
1
‘Zorn, Feindseligkeit, Missgunst’ (der Übergang zu 2 ist fließend) 2
‘Anfeindung, Nachstellung, Grausamkeit; Not, Leid’
1
‘Zorn, Feindseligkeit, Missgunst’ (der Übergang zu 2 ist
fließend):
dâvon [dass der Teufel viele Christen verführt] got
wart gewant in vreis, / in zorn, in gremde suire, / der doch von nâtuire / ist
semfte, sûze, wolgemût / und ob allir gûte gût NvJer
21828;
dî huisir mîn in gremdin / besitzin gar dî vremdin ebd.
22024;
und [der Teufel] sante prediger an
sie, / so daz sie [...] / mit honic triefender zungen / an
scheflicher zemde / mit wolflicher gremde, / den rifen samen
meten [mähten] / den Cristes boten seten
HeslApk
13516;
die zu gote tragen gremde ebd.
17844
2
‘Anfeindung, Nachstellung, Grausamkeit; Not, Leid’
hîvon [weil er sich zum Christentum bekannte] er
grôze gremde leit / unde vîentlîche nôt, / dî im mit urloige bôt / sîn ummesezne
lantdît NvJer
12094;
von dvͦfelicher gremede / al da vil manige schemede / von ziden da
zvͦ ziden / mvͦz man an ende liden PrHess
15,605;
so si wir geworcht den vremeden / nicht wen zu eweclichen
gremeden, / dye den abys [Höllengrund] han gebuwet
HeslApk
120.
17015
u.ö.;
der man uf sinen kerp [wohl: ‘zu seinem Vorteil’;
christl. wäre auch ‘zu seinem Schaden’ möglich] / vil
baz berichtit sin gewerp / wen daz he dem vremdin / hulfe in sinen gremdin
PfzdHech
213,24
gremelich
Adj., Adv.
auch gramelich;
adv. auch -lîchen; überw. in Texten der Heldenepik und Chanson de geste
zur Beschreibung kriegerischer Gemütszustände und der Auswirkung kriegerischen Handelns;
daneben auch des Zorns eines strafenden Gottes.
1
‘feindselig, wütend, grausam’
1.1 zur Beschreibung von affektiven Zuständen 1.2 zur Beschreibung der Heftigkeit und Grausamkeit von Ereignissen, Sachverhalten und Handlungen 1.3 adv. 2
‘wild, bedrohlich, gefährlich’
1
‘feindselig, wütend, grausam’
1.1
zur Beschreibung von affektiven Zuständen:
mit gremelîchem muote diu küniginne sprach / ‘wer hât dir erloubet
[...] den gemach [um den Brief zu
lesen] ?’ / [...] / dô viel im
vor vorhten der brief ûz der hant WolfdA
478,3;
nu was der herre Dietrîch / durch sînen muot gremlîch / erhertet in den
sinnen / daz er mit unminnen / vil guoten rûm wolde hân Bit
11226.
6413;
daz her [Christus] zur erden
queme, / [...] / die menscheit zu irlosen, / swie wol
her der bosen / irkante gramelichen nit HeslApk
17701;
der [Richter des Jüngsten
Gerichts] schinet danne gramelich, / als allez unrecht richtet
sich ebd.
20265
1.2
zur Beschreibung der Heftigkeit und Grausamkeit von Ereignissen, Sachverhalten
und Handlungen:
schirmens und bereitens tet dir nie sô nôt. / dir nâhet sicherlîche der
gremlîche tôt WolfdD (J)
6:159,2;
si tâten an den liuten diu gremelîchen leit OrtnAW
520,3;
dô brâhte man der helde driu tûsint unde mêr. / si wânden niht erwerben
alsô gremelîchiu sêr NibC
1506,4;
NibB
880,2;
NibA
1906,4;
an mir und mînen friunden der schade ist gremelîch. / wir wolden
Rüedegêren getragen haben dan NibC
2373,2;
dirre louf [des Geköpften]
[...]was gremelîch NvJer
11774
1.3
adv.:
dar nach wirt im widersait / gremlich [wird
ihm der Krieg erklärt] von des westen
her [Herr]
Daniel
7215;
die ringe wurden versniten / so gremlich mit den swerten Dietr
3364;
Rab
442,1;
NibC
2424,3;
din [Marias] jamerliches
clagen und den wuͦff, so du dar umb hattest, daz din suͤsses kint
als gremlich was ertoͤdet Seuse
546,16.
68,6;
Cranc
Vorr. Abd 330,9
2
‘wild, bedrohlich, gefährlich’
‘ich sach daz gerne, / dô er sô gremlîchen saz / und man im daz helmvaz
/ abe lôste und im daz swert nam: / er was ein wênic worden zam’ / sprach diu
küniginne Bit
12675;
der dritte der gesellen [Hagen]
der ist sô gremelîch, / (unt doch mit schœnem lîbe, küneginne rîch) / von
swinden sînen blicken, der er sô vil getuot. / er ist in sînen sinnen, ich wæne,
grimme gemuot NibB
413,1;
NibC
1704,4;
den vianden was er [Kaiser Karl]
gremelich, / den armen was er heimelich Rol
697.
–
si ersprancten mit ir schalle ein tier vil gremelîch, /
daz was ein ber wilde NibB
946,3;
Johannes evangeliste / sagit uns wie er sehe / ein dier vil spehe / ein
dier vil gramelich LAntichr
673
gremen
swV.
‘jmdn. erzürnen, wütend machen’
– mit Gen.d.P:
do sich der ray so zerlie, / ye ain man und ain frowe gie / und sassent sunder
in daz graß. / an manger stat schatt da was / von bernden, blügenden bömen. / ich
sach nieman da grömen / dez andern in gevärden MinneR 439
510.
– mit Akk.d.P.:
alle di got den guͦten / da in der einoten gremeten /
Jesus der gotes genanne [der Namensvetter Gottes; gemeint ist
Josua] / der leite si dannen / zu der burc ze Iericho
VMos
68,29;
hierher auch (vgl. Anm.z.St. und bes. zu
Herb
61
):
daz ir vurgeben vch sus grimet
[:gezimet
]
Herb
8266.
– refl. ‘wütend werden’
diu henne von ir hûben / siht den schate strûben, / vor zorne schütt sie ir
gevider, / sô briustert sich der schat hinwider. / alsô ist enem, der sich gremt
Helbl
2,1245.
– intr. (?):
wie dú helle bremmet und in sich selber gremmet
Mechth
3: 21,64
(Vollmann-Profe, Mechth. setzt hier
grimmen
)
gremic
Adj.
‘missgünstig, feindselig’
wir suln uns vlîzen alle zît, / daz wir den wîsen wol behagen / und vliehen
ungemuote zagen, / die wîbes êre gremic sint / und eiter in den zungen tragen
Winsbeckin
44,6
gremiclich
Adj.
‘feindselig, zornig’ (?), hier als Bestandteil eines Personennamens:
Rvͦdolf Graͤmiclich UrkCorp (WMU)
3472,1
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