geillîche
Adv.
‘fröhlich’
do nam sie [
ein ebtissinne
]
vrlovp da, / sie hvp sich danne sa, / geilliche sie vber den hof spranc
ReinFu
K,2133
geilsen
swV.
‘fröhlich sein’
siv trurent vnde geilsent Martina
126,74.
– refl., ‘sich über etw. (Gen.) freuen’
dez [Jahresanfang] sich die liute geilsent / und
och ein ander heilsent / mit gabe menger hande Martina
231,81
gein
Präp.
→
gegen
ge|ínbîʒen , -biʒen
swV.
‘jmdm. etw. zu essen geben, jmdn. speisen’
an dem dritten tage do fraite [=
fragete
] unser herre einen sinen iungeren, s.
Philippum, wie er im riete, daz er die lute gimbizt. want si nu drie tage miner
genaden hie gewart habent; unt laze ich si nu also uastende uone mir uarn, so
uerwerdent si uf der straze PrRoth
42
geine
stF.
→
gegene
geinen
swV.
vgl.
ginen
und AWB 4,181 s.v. geinôn.
–
‘gähnen’
sô dû sehest daz er gerne geine unde wach unde ime der arm
gerne pitement, dér siech sol [...]
Barth
157,13;
diu trâkeit hât ouch ir schar / gewâfent und bereitet gar. / wizzet daz an ir
schar ist / slâf, rensen, geinen, zaller vrist WälGa
7414
ge|infelet
Adj.
‘eine infele (Mitra) tragend’
der bischof [...], / den er geinfelt kumen sach
PassIII
580,75
geintriften
swV.
zur Wortbildung vgl. Leitzmann, Lexik. Probl., S.22.
‘(ein Heer) versammeln’
dâ geintrifte er daz her in sîner chrefte [vgl. Idt
3,15]
JJud
426
ge|irre
stN.
‘Hindernis’
impedimentum: geirre SummHeinr
2:341,01.11
geischlich
Adj.
→
geistlich
geisel
stswF.
auch geischel (
MerswZM
8,10;
ClosChr
106,22;
Pilgerf
2119
).
‘Peitsche, Geißel’
1 eigtl. 2 übertr.
1
eigtl.:
– zum Antreiben (des Viehes, auch des Menschen):
mit der geiselen er in [den
Esel] uaste sluͦch VMos
73,18;
die ackirman mit dir ruitin, die enki
[Viehknecht] mit dir geisilin
Mühlh
109,13;
lobelich und schonne in zeltt / gieng
es [Pferd] völlenklichen gang. / mitt gaisslen es
dü raine twang / selten GTroj
21138;
HvNstAp
4144.
19892;
Lanc
604,13;
der heiden hers ein woldan [Zug,
Schar] / wol vünf hundert mennische vuorten, / die si mit
geiselen ruorten Wh
90,14;
er sah einen roten man [...] / mit einer geysel
trijben / von den schönsten wijben [...] ein grosze
schar, / die allerhande cleyder bar / vnd nackent warn Krone
28634.
14187;
EnikWchr
28168.
– zum Treiben des Kreisels:
hie helt diu geisel, dort der
topf [Kreisel] : / lâtz kint in umbe trîben
Parz
150,16;
er sluͦg in vaste uf den kopf, / daz von geiseln
nie kein topf / also vaste umme gelief Rennew
1230.
– zum Vertreiben:
er gie in daz templum [...] und
treip si auz mit einer geiseln PrOberalt
145,4;
das er ain gaislen macht / uss hanff und da mit schluͦg / die da
tribend groͮss unfuͦg / in dem hailgen tempel guͦt
KvHelmsd
976;
EvBerl
36,5
( Io 2,15);
EvAug
213,2.
– als Züchtigungs-, Straf-, Folterinstrument:
swâ sie [die Untertanen] dîn
vater berte / mit geiseln, dâ soltû die schar / mit scorpîônen slahen
gar [vgl. III Rg12,10]
RvEAlex
16207;
PrBerth
1:152,15;
der zornig wirt da [in der
Hölle] mit fúrinen geisseln gesclagen Mechth
3: 21,58;
mit geiseln sie in [Jesus
Christus] vilten RvEBarl
2841;
MarlbRh
22,38.
27,32;
PassI/II
67,24;
unde viengin die herin botin unde sluͦgin si mit
gêisilin Spec
75,21.
– zur Selbstgeißelung:
ir buozliet si sungen, / [...]
und swan si kômen inder nâhen, / daz si eine kirchen sâhen, / sô sluogen si sich
selbe an / mit geiseln Ottok
9447;
dô stuont ain volk auf, daz hiez man die gaislær, die
sluogen sich mit gaiseln alsô nakent BdN
217,16;
er nam sin geisel her fúr mit den spizigen dornen, und
schluͦg sich selben úber den lip und umb die arme und dú bein
Seuse
43,16;
MerswZM
8,10.
– als Waffe (oder Reitpeitsche) der Riesen, Zwerge:
die riesen [...] / trogen liechte
helme / vnde brunien sne wize, / [...] die swert zo den
stangen, / de geislen also lange: / daz die riemin solden sin, / daz warin
ketenen iserin, / groze knopfe hingen dar an Roth
689;
helm unde ringe er [Alberich]
an dem lîbe truoc / unt eine geisel swære von golde an sîner hant
NibB
494,3;
daz getwerc [...] si mit der geisel sluoc / die
ez in der hant truoc Er
54.
97;
Parz
401,16;
UvZLanz
428
2
übertr.:
unser herre, der almæchtig got, wiset der arm sel manigen
weis. [...] oft mit sinem gebot, etwenn mit siner geiseln,
daz ist der sichtum und swaz unz ze leid geschiht, daz ist sein geisel
PrOberalt
146,35;
drú ding [...] : / der
muͦstu [David] einis duldin / durh dastu súnditist
an got / und úbir gienge sin gebot. / dirre geisiln der sint dri:
[...]
RvEWchr
31165;
es si enkein gabe uf disem ertrich, da lige ein geisel uffe
Mechth
3: 16,3;
er wart genant von gotes gebote / gotes geisel, wan er rach /
swaz gote unrehte dô beschach RvEAlex
10055;
du [Antichrist] bist aller welte
ein geisel, gesant von gotte dur der boͤsen bosheit und dur der guͦten
helikeit Mechth
6: 15,57;
diu neigunge ze den sünden enist niht sünde, aber wellen
sünden, daz ist sünde [...] wan diu neigunge
[...] trîbet in [den
Menschen] ze der tugent mit gewalt, und si ist ein strengiu geisel,
diu den menschen ze der huote und ze der tugent trîbet Eckh
5: 215,2
geiselære
stM.
auch geischeler.
‘Geißler, Flagellant’
dô stuont ain volk auf, daz hiez man die gaislær, die sluogen
sich mit gaiseln alsô nakent und vielen ir venie auf ir prust und nâmen ir hundert
oder zwaihundert [...] ainen maister, der ain lauter lai
was BdN
217,15.
219,14;
dernoch in der vasten koment geischeler [...] und
geischeltent sich an bloßen rücken ClosChr
73,2.
104,16
geiselbanc
stF.
ein Gerät zum Abmessen von Tüchern, nähere Bed. unklar:
eyn wollenweber sal eyn tuch nicht me luyten, den funfen vorkoufen, unde sal
is in uf der geysilbanc messen UrkBresl
103
(a. 1324)
geiselen
swV.
auch geischeln.
‘mit der Geißel, Peitsche schlagen’
1 eigentl. 1.1 tr. 1.2 refl. 2 bildl. und übertr.
1
eigentl.
1.1
tr.:
– ein Pferd antreiben; subst.:
und ob man si [Pferde]
begunde jagen, / daz si von geiseln sîn snel Ottok
16133.
– jmdn. züchtigen, strafen, peinigen:
flagellabuntur: werdent [...] gegæiselt
PsM
72,5;
durch daz hiez er sie schenden, / geiseln unde
blenden, / durch die stat nackent jagen RvEBarl
11302;
Lanc
558,3;
dô Jêsus gegeiselt wart WvRh
9413;
vnd in irn synagogen gaiselnt si ivch [
Mt 10,17
]
EvAug
20,24;
der heilige sant Paulus wart mit vnzellichen uil ruͤten
gegeischelt ElsLA
408,22.
– subst.:
waz der suze got geliden / hat durch unser willen, / geiseln unde
fillen, / jemerlichen smerzen Elis
972;
daz Christ in smêher heit / daz geiseln an der
schreiât leit / und daz swinde slahen JvFrst
6948
1.2
refl.:
und sô der zorn wehset, sô gaiselt
er [Löwe] sich selber auf dem ruck mit dem sterz
BdN
144,7.
– im Sinne der Selbstgeißelung als Bußübung:
alse si sich geiselent, so soͤnt si gedenken
min Mechth
7: 53,15;
ez ist ain volk daz gaiselt sich und vellt auf die
erden und bekent seiner sünd offenleichen von allen läuten
BdN
217,23;
geischeler, die [...] geischeltent sich an
bloßen rücken ClosChr
73,4.
104,17.
– subst.:
ir buoze si darin [in der
Kirche] begiengen / mit geiseln unde mit gebet
Ottok
9452;
wenne sü nu woltent buͤßen, alse nantent sü daz geischeln
ClosChr
107,1
2
bildl. und übertr.:
ze Herode gesant mit dem spote, entkleidet mit dem ellende,
gegeiselt mit dem armuͦte, [...] din crúze getragen
in dem hasse der súnden Mechth
1: 29,10;
din ungeúbter lip wirt gegeiselt mit dem herten strengen
lebenne Seuse
205,22;
iz sint di mit den zungen zweiseln / und di werlt mit worten
geiseln, / [...] : / venenum aspidum super labiis eorum [
Ps 13,3
]
Brun
2770;
was, ab [...] der hagel nu das felt
/ geiselt und der blumen schar / und die kleinen vogelin weinen
Mügeln
390,5.
– von Gott und seiner Züchtigung:
dú warheit ruͤgete mich, dú vorhte schalt mich, dú
schamme geiselte mich Mechth
3: 15,19.
so kumt die goͤtliche vorhte und geiselet mich
ebd.
7: 6,10;
nv gæiselt er [Gott] siv genote Warnung
1749;
der uns den himel hât erkorn, der geiselt uns bî unser habe
WernhSpr
58,11
geiselrieme
swM.
‘Peitschenschnur’
die geiselriemen wâren grôz, / mit grôzen knopfen vor gebunden Philipp
6837;
er sô vaste gegeiselt wart / daz diu hût wart gar zezart / von den
geiselriemen grôz ebd.
6850.
6857.
7398
geiselruote
swstF.
Rute, die als Peitsche dient, ‘Peitsche, Geißel’
ouch vuorten die unguoten / zwô geiselruoten / mit vingergrôzen strangen: /
den si dâ heten gevangen, / den triben si dâ mite / nâch vreislîchem site Er
5395;
ein getwerc, daz sî sluoc / mit sîner geiselruoten / daz sî
über al bluoten Iw
4925;
zwicket úch sin geischel ruͦte, / ze mines dienstens
huͦte / twinget úch mins dornes swang RvEWchr
33563;
SHort
1657.
– übertr.:
wir [...] suln ez [
dit
ungemach
] haben doch da bi / vor die minneste geiselrute
/ der zuchtunge gotes gute Judith
1351
(vgl. Idt 8,27);
der minne geiselruote / mich zuo den nœten twinget Reinfr
3198
geiselslac
stM.
‘Peitschenhieb’
unz daz im selben ein geiselslac / von dem schraze wart geslagen
UvZLanz(K)
436;
do er manigen geisel slac enphie StrKD
79,22;
min schoͤne lip wart so gar leitlich von dien
ungezogen geiselschlegen zerfuͤret und zermústet Seuse
204,18;
uz dem paradise vliuzet wazzer dræte, / daz sich uf eime ise mit geiselslegen
ein topf [Kreisel] versumet hete, / der mit snellecheit im
solt gelichen JTit
1676,2;
WvRh
12081;
Philipp
7423;
StNik
496.
– übertr.:
der ander gotes geiselslac / ouch alsô geschehen mac
RvEBarl
15183;
Vät
37091
geiselstap
stM.
‘Peitschenstiel, Peitsche’
man sal sine blanke hut brunen / mit geiselstebe sere alunen
Brun
9013.
– bildl.:
ein werrer mert der helle spil / unde ist ouch got ummere. / sin geiselstab
kan bruwen nit, / so kan vurgen [hervorschießen] sin
swippe [Peitsche, hier wohl bildl. für ‘böse
Zunge’]
Meissner
13:1,7.
– als Anrede an den Teufel:
du virfluͦchter geisel stab / mit aller jamers swere,
/ du virtumeter wizenere Vät
5110
geiselstat
stF.
‘Ort der Geißelung’
wenne sü nu woltent buͤßen, alse nantent sü daz geischeln,
[...] so zogetent sü zuͦ velde us
[...] und so sü koment an die geischelstat, so zugent
sü sich us barfus untze in die bruͦch ClosChr
107,5
geiselstreich
stM.
‘Peitschenhieb’
sînen geiselstreich er rach Er
950
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