g – gabiʒ? gâch – gademstat gademvrouwe – gâhe gæhe – galazîâ galban – 1galle 2galle – galsterîe galsterlich – gamanje gamânje – gampelher gampelsite – ganeist(e) ganeistelîn – ganteren ganz – gære gargarismus – gart gart – gartgabele garthagen – gasse gast – gastmeisterin gastnusse – gæʒe gaʒʒe – gebant gebâr – gebeinet gebeitic – gebërærin gebërc – gebietære gebietærin – gebiuge gebiunde, gebünde, gebunt – gebogen geborc – gebraste gebræte – gebrësthaftic gebrëstic – gebrûchic gebrûchlich – gebünde gebünde – geburgeze gebûric – gebûschirre gebütel – gedæhtnisse gedalsch – gedense gederbe – gedinchof gedinclich – gedon gedon – gedröulich gedröuwe – gedwâse ge|ehte – gegate gegatrom – gegen hëllen gegenherte – gegenrede gegenreise – gegentraht gegen trëten – gegenwertige gegenwort – gegihte gegiric – geharnascht geharre – geheiligunge geheim – gehende gehenge – gehimelze gehirne – gehœric gehœrlich – gehüge gehügede – gehuobet gehuof – geilic|heit geillîche – geiselstreich geiselunge – geisticlich geistîn – geiʒeweide geiʒgalle – geiʒwolle gejac – gekleide geklûder – gelæge gelaister – gelegede gelegelich – geleitesman geleitgëlt – gëlfe gëlfen – gelîcherin gelîcherte – gelîchsame gelîchsamen – gelide gelidemâʒe – gelinc gelinc – gelle gelle – gelœte geloub- – geloupheit gelouplich – gëlte gëltel – gelübe gelübede – gelüppic gelüpschafte – gëlwelot gëlwen – gemahellich gemahelschaft – gemæʒicheit gemæʒiclich – gemeinder gemeine – gemeinmüeticlich gemeinsagunge – gemelîche gemelîcheit – gemietede gemietunge – 2gemüete, gemuote gemüetic – gemuotheit gêmuoticheit – genâden genâdenarm – genâdezît genædic – genant 1genantlich – genemede genende – genës genesche – genibelet genîc (genîge ?) – genistbærlich geniste – genôʒsam genôʒsame – gensîn gensischen – genuht genuhten – genuocsamede (?) genuocsamen – Geon georset – gequël gequide – 1gerat 2gerat – gerede gerede – gerëhtmachen gerëhtmachunge – gereiʒe gereiʒede – gerigel gerigelingen – gerihticlîche gerihtinsigel – geristic geristlich – gërne gerner – gërste gërstegrûʒ – 2gertelîn gerten – gerûmiclich gerummel, gerumpel – geruowic geruowicheit – gesagede, gesegede gesalzene – geschaffenheit geschaffenwësen – gescheftnisse gescheftvrouwe – geschepfnisse geschepfunge – geschihtic geschihticlich – geschræje (?) geschrât – geschulteret geschuoch – geselbede gesêlen – geselliclîcheit geselligen – gesigel gesigen – gesinne gesinnen – gesiuniclich gesiuse – gesloufe gesloufic – gesnæren gesnarren – 1gespenge 2gespenge – gespîwe gespiz – gespreide 1gesprenge – gestalt gestalt – gestelle gestellet – gesticke gestickelet – gestopfel gestœʒe – gestriuʒe gestriuʒunge – gestüplach gestüpnisse – gesuoch gesuochære – geswenke geswenze – geswindicheit geswindiclîche – getænede getæper – getelse getemere – getougen getougen – getregede|gülte 1getrehte – getriuwenisse getriuwewirdic – getult getumele – getwancnisse getwancsal – gëtzen getzsal – gevæhic geval – geværlich gevatere – gevellicheit gevelliclich – geveterede geveterlîn – gevlester gevlitter – gevorstet gevræʒe – gevüegelich gevüegetheit – gevürste gewach – gewalt gewalt – gewaltroubunge gewalt stFM. gewaltære stM. gewaltærinne stF. gewaltbrief stM. gewaltelîn stN. gewalten V. gewalterîche Adj. gewaltesære stM. gewaltesen swV. gewaltheit stF. gewaltic Adj. gewalticheit stF. gewalticlich Adj., Adv. gewaltigære stM. gewaltigærinne stF. gewaltigen swV. gewaltlich Adj., Adv. gewaltmeister stM. gewaltnëmære stM. gewaltroubunge stF. gewaltsame – gewantsnîden gewantsoum – gewarsamlîche gewarschart – gewehenen gewehse – 2gewende gewendelach – gewërben gewërbic – gewërken gewërldet – gewëterblitzen gewette – gewilden gewîlet – gewinnunge gewint – gewist gewiste – gewonet gewonhaft – gewuoc gewurc – gezamen gezan – gezerge gezic – gezît gezîte – geziugelîn geziugen – gezühticlîche gezunft – gheheel gibe – giegengêre giel – gifticheit gifticlich – gîgengarren gîgennagel – gîle gileht – gine|glapf ginen – gir gir – giric giricheit – girte girunge – gît git (?) – giuden giudenlich – glanken glanst – glas(e)väʒʒelîn glas(e)vënster – gleienbluome gleif – glenzezît glenzic – glîme glîmen – glîssenerîe glisterîe – glocke glockehûs – gloie gloieren – glück- glüejen, glüen – gnaister gnaistli – gogel gogel- – golf gollen – goltërze golt|esche – goltmâl goltmasse – goltslahære goltsmelz – goltvël goltvinger – gos (?) got – götelîn gotelop – goteshûsrëht goteshûswartære – gotesvriunt gotes|wâr – gotheftic gotheit – gotmeinunge gotmensche – gotweiʒ
gotzam – gougeren göugewete (?) – goukelklucken goukelkunst – goukeltocke goukelunge – göumütte, -mutte göu|phâwe – grâ grâ – grab(e)wart grab|îsen – 2grâl grâlen – gran grân – gransprunge gransprunge – gras(e)löufel gras(e)marschalcambet – grætic grâ|tuochære – grâwërc grâwërcliute – grêde grêden – gremiclich grempære – greʒenach gribellure – grieʒwart grieʒwartære – grîfvalke grîfzan – grîn grindel – grisegrammen grîseleht – griuse griuselen – groben grobiln – grôʒgamander grôʒgebieter – grôʒtürstic grœʒunge – grüenheit grüenlich – grundelôs grundelôselich – gruntrëht gruntrüerunge – gruntvorschende gruntvriunt – gruoʒbære gruoʒe – grütschîn grutte – gubelnagel guc – güeticlîche güetlich – gugelkotze gugelroc – gülte gülteguot – gumpenîe gunderam – guonlich guot – guotlich guotlîche – gupfoht guppelspil – gürtelsenken gürtelsnuor – gymnosophiste
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gewalt
stFM.
1 (auf Legitimation basierende) Verfügungsgewalt über Menschen und Güter in den
verschiedenen Lebensbereichen (entspr. lat. potestas ), ‘Macht,
Herrschaft’
1.1 in religiösen Zusammenhängen 1.1.1 auf Gott bezogen 1.1.2 bezogen auf den Teufel 1.1.3 einer der neun Engelchöre 1.1.4 bezogen auf heidnische Götter 1.2 bezogen auf Naturphänomene 1.3 in gesellschaftlichen Zusammenhängen (zur rechtl. stark differenzierten
Verwendung vgl. DRW 4,675-697) 1.3.1 herrschaftliche Gewalt 1.3.2
‘Herrschaftsbereich’ (nicht immer deutlich von 1.3.3 zu trennen) 1.3.3 im weitesten Sinne ‘Verfügungsgewalt’ (nicht immer deutlich von
1.3.2 zu trennen) 1.3.3.1
‘Befugnis’
1.3.3.2 bezogen auf rechtliche Vormundschaft 1.3.3.3
‘Amtsgewalt’
1.3.3.4
‘Schutz, Obhut, Verwahrung’
1.3.3.5 im Sinn von ‘Eigentum, Besitz’
1.3.4
‘Vermögen, Befähigung zu etw.’
2 negativ wahrgenommene, meist außerhalb einer Legitimation stehende Macht (häufig
in negativ konnotierten Verbindungen, entspr. lat. violentia ),
‘Gewalttat, Gewalttätigkeit’
3 phras. (vgl. ausführlicher Friedrich, PhrasWB , S. 164f.) 3.1
~ unde gewer(de) zur Bezeichnung von Verfügungsgewalt und Besitz 3.2 sprichw. (häufig in Verbindung mit genâde oder
rëht , vgl. ausführlicher TPMA 4,459-469 )
1
(auf Legitimation basierende) Verfügungsgewalt über Menschen und Güter in den
verschiedenen Lebensbereichen (entspr. lat. potestas), ‘Macht,
Herrschaft’
1.1
in religiösen Zusammenhängen
1.1.1
auf Gott bezogen:
daz den gewæren namen drin / ein gewalt ân
underscheit / mit drin namen sî bereit RvEBarl
10807;
des vater und des sunes und des heiligen geistes ist
ein natur, ein gewalt, ein gotheit, ein wille, ein werch
PrOberalt
110,36;
owi, Jesu, wie michel din tugende vnd din gewalt ist
Konr
10,139;
ich geben mich an des almehtien godes gewalt, / wande
mine sunden sinth so manichfalt, / dat ich si alle nith nemach genennen
SüklU
9
1.1.2
bezogen auf den Teufel:
[Christus] si ledigot von des tiufels gewalt mit
sinem hern pluͦt Konr
20,9;
bitz du, groze vrowe, quemes / ind dem vinde sin
gewalt benemes MarlbRh
37,6;
des Endecristes gewalt ist also gros, das nieman ist
sin genos Mechth
4: 27,125
1.1.3
einer der neun Engelchöre:
er gab iegelichem chôre sînen namen: / einen namete er
engele, den anderen hôchengele, / den dritten gestuole, den vierden
hêrscefte, / den vinften namete er gewalte, den sehsten fursten, / einen
namete er cherubîn, den anderen sêraphîn Gen
11;
di ordenunge dar enmiten / in dru sich ouch geteilt hat, / als der
gotliche rat / uf sin lob sie hat gehaft: / gewalt, vursten, herschaft
Pass I/II (HSW)
37030
1.1.4
bezogen auf heidnische Götter:
Vulkânus ist ein hôher got, / des gewalt in sîn gebot
/ betwungen daz gesmîde hât RvEBarl
9722.
9813
1.2
bezogen auf Naturphänomene:
owê, winter, dîn gewalt wil uns aber twingen KLD:
GvN
1: 1,1;
der natûre grôz gewalt RvEBarl
6529;
sô hêt der stern kreft und ander crêatûr kain gewalt
gehabt über den menschen BdN
489,3.
428,4
1.3
in gesellschaftlichen Zusammenhängen (zur rechtl. stark differenzierten
Verwendung vgl. DRW 4,675-697)
1.3.1
herrschaftliche Gewalt:
imperium: gewalt vel gebot SummHeinr
2:341,01.09;
genuoge liute hânt den site, / daz sie vil lobent und
schône lebent, / sô sie ze grôzem gwalte strebent; / als sie in denne
erstîgent, / daz sie von den êren nîgent / mit maneger slahte missetât
Eracl
1850;
dû scolt dir einen wîsen man suochen, / der nâh dir
daz lant habe in sîner gewalt, / deme daz liut sî undertân
Gen
2054;
allen den den got geriht und andern gewalt hât
gegeben ûf ertrîche SpdtL
149,20;
swer lant unt liute hât gewalt, / der sî den slehten sleht, den
manicvalden manicvalt RvZw
98,4;
Persen ist mir undertân, / Parthis unde Indiân / di
stênt an mîner gewalt SAlex
5677;
so sol er daz selbe lehen von nieman anderm han wan von der
herschefte, und sol enkain unser erbe gewalt hain daz selbe lehen ieman
anderm ze lihene UrkZürich
7,65
(a. 1298).
– bezogen auf die Macht der Minne:
diu Minne nie gewan / grœzern gewalt an
deheinem man Iw
1608;
minne, dîn gewalt ist wît. / minne, ich bin dir
undertân: minne, wis gewaltic mîn KLD:GvN
22: 4,6;
minne ist sô gewaltec / daz ir dienent elliu lant:
/ ir gewalt ist manecvaltec KLD:UvL
30: 3,3;
o minnebant, din suͤssú hant hat
den gewalt, si bindet beide jung und alt Mechth
5: 30,7;
frouwe guot, du hâst gewalt: / minne dienet dir vür
eigen SM:JvW
3: 2,7;
ir güete kêre mirz ze guote, / die mîn herze und
al den lîp / âne valsch in ir gewalt betwungen hât SM:
UvS
15a: 1,5
1.3.2
‘Herrschaftsbereich’ (nicht immer deutlich von 1.3.3 zu
trennen):
er was geheizen Omin. / wîten ginc der gwalt sîn, /
michil was sîn heriscraft SAlex
100;
din gewalt wirt also wit, / daz dir in ertriche /
nechein kuninc ne mac gelichen TrSilv
501;
ich wil mich dâ hin neigen / dâ sîn gewalt ende hât /
und mîner sêle wirdet rât Wig
8184;
aller schatz under erde vergraben tiufer denne ein
pfluoc gât, der gehœret zuo dem küniclîchen gewalt
SSpAug
116,17;
ein iklich man, der hus unde hof hat, der hat gewalt unde vride also
verre, alse sine troufe vellet, daz da nimant gesten noch gevarn mac wider
sinen willen StRFreiberg
33,23
1.3.3
im weitesten Sinne ‘Verfügungsgewalt’ (nicht immer deutlich von
1.3.2 zu trennen)
1.3.3.1
‘Befugnis’
Zenophilus, min geselle, / wir sulen des sendes
phlegen. / den gewalt hat uns geben / der riche keiser Constantin
TrSilv
693;
des küneges marschalc von Îrlant, / in des gewalt
und in des hant / ez allez stuont, stat unde habe Tr
8730;
die frauw hatt die burg in ir gewalt
Lanc
204,20;
er sol sô er aller baldeste mac ze dem rihter
komen, unde sol sich in des rihters gewalt mit sînem lîbe ergeben
SpdtL
140,6;
die râtman haben die gewalt, daz sie richten uber
[...] vnrechte wage vnde vnrechte schephele
vnde uber vnrecht spisekovf vnde uber meynkouf UrkBresl
18
(a. 1261);
welcheme brûdere von dem meistere oder von dem,
der den gewalt von deme meistere hat, bevolhen wirt die sorge der sîchen
StatDtOrd
33,13;
wer aus der gewalt heirat, den pezzert mein frau [die
Äbtissin des Klosters] nach genaden WeistGr
6,183
(14. Jh.)
1.3.3.2
bezogen auf rechtliche Vormundschaft:
darzuͦ sprach er [Gott beim
Schöpfungsakt] si [die
Frau] solte wesen undir mannes gewalte / und allis
dinges undirtan swaz ir gebute der man GenM
18,20;
die zeit und der sun in dez vater gewalt ist, so
mag er ân dez vater willen und wort sein erbtail niht versetzen noch
verchumbern noch anwerden noch verchauffen StRMünch
284,3.
– jmd., der gerichtlich durch einen Vormund vertreten
wird:
hat ein man gesinde, iz si knecht oder mait, di in sinem brote
sin, he habe si gemietit und ungemiettit, di heizen sin gewalt, also
daz he vor si klagen unde antwerten mac, ab he wil
StRFreiberg
257,9;
ist, daz ein man pfandunge irteidinget uf einen vormunden unde
uf sine gewalt ebd.
147,15
u.ö.
1.3.3.3
‘Amtsgewalt’
mir hat der kvnic riche / disen gewalt verlihen,
daz er [bezogen auf gewalt
] si min.
/ ich sol hie ebtessinne sin ReinFu
K,2145;
dirre rat hat ouch den gewalt dise gesetzede ze
bezzerne unde ze beswerene mit allen den dingen, damite dise selbe setze
stete blibe WüP
7m,2;
ez sullen oͧch die schephen, di iezund sind, sitzen in dem
gewalt und sûllen allen den gewalt haben, den schephen durch reht haben
sûllen UrkFriedb
115
(a. 1331);
ein rihter niht mag schuldig wesen, / das er gen gote manslegig
sî, / ob im der gewalt wonet bî, / das er über das bluot ze rihten hât
Ammenh
5474;
einen stab in seiner [des Büttels]
hant. dô ist mit bezaichent der gewalt, den er von dem gericht hât, und
sein ampt RbRupr
58.
– daraus abgeleitet ‘Beauftragter, Stellvertreter’
da sant an einem morgen / der senat sin
gewalt / das man in [Tarquinius] sold
verderben, / ersterben Mügeln
355,4;
tue wir des nicht, so schol in der herzog in Osterreich oder
sein gewalt unsers guets als vil in antwurten da von si gerichten
werden ir schadens gar und ganz mit unserm gueten willen an alle
chlag und an allez furbot UrkPölt
340
(a. 1341);
UrkHohenz
3,177
(a. 1348).
3,128
(a. 1344);
StRFreiberg
78,13
1.3.3.4
‘Schutz, Obhut, Verwahrung’
so schult ir ivch mineme trehtine beuelhin mit
libe unde mit sele unde schult in vil innechliche bitten, daz er ivch in
sinem gewalte habi unde daz er ivch bewâre uor deme leidigem viande
Spec
83,5;
sælde, vreide, herze, lîp / hât ich einem wîbe in
ir gewalt gegeben SM:UvS
19: 1,4;
sô sal man denselben schaz bewaren mit drîn
slozzen unde mit drîn sluzzelen, der sol einer sîn in des meisteres
gewalt, der ander in des grôzen commendûres gewalt, der dritte in des
trisêreres gewalt StatDtOrd
97,32;
ist dâ nieman der sich sîn [des
Erbes] underwinde, sô sol es sich der herre underwinden
mit sînen boten, unde sol daz guot in sîner gewalt haben jâr und tac
unvertân, unde sol warten ob sich ieman dar zuo ziehe
SpdtL
109,19.
125,5;
SSpAug
210,20;
OberBairLdr
35.
–
‘Gefangenschaft, Geiselhaft’
des wart der rîter sigehaft. / in sîn gewalt
muos er sich geben Wig
2137;
Parz
287,29;
he gaf sich in des vinds gewalt, / he ded im
manschaf in sin hende MarlbRh
17,32;
wir wollen uch die in uwern gewalt geben die
uch diß gethan hant Lanc
97,36.
68,5.
–
mich hânt gedanke manicvalt / sô genomen in
ir gewalt, / daz ich beswæret sêre bin RvEBarl
13830
1.3.3.5
im Sinn von ‘Eigentum, Besitz’
das ditz puech den ungeleübigenn zehannden köme
und ze dem gewalt [
ad potestatem
]
der hochvertigen HvHürnh
3,9;
nu bint unser secke ûf, und in swelches gewalte du
in [den Becher] vindest den tœte
BuchdKg
24,4;
daz lêhen [des
Geächteten] wirt dem herren ledic,
[...], daz eigen dem küniclîchen gewalt, ob
er niht erben hât SpdtL
119,8;
wan, der sînen willen und sich selber læzet, der
hât alliu dinc gelâzen als wærlîche, als sie sîn vrî eigen wæren und sie
besezzen hæte in ganzem gewalte Eckh
5: 195,6
1.3.4
‘Vermögen, Befähigung zu etw.’
pei dem gewalltt der
verstandenhait [
apud potentiam
intellectus
] ist nichtes nichtt müelich und alle
ding sint wissenlich auf dem weg der weschaidenhait HvHürnh
26,6;
ich han enheinen gewalt denne alleine, das ich
súndegen mag Mechth
2: 24,60
2
negativ wahrgenommene, meist außerhalb einer Legitimation stehende Macht (häufig
in negativ konnotierten Verbindungen, entspr. lat. violentia),
‘Gewalttat, Gewalttätigkeit’
stîg und wege sint in benomen: / untriuwe ist in der sâze, / gewalt vert ûf
der strâze, / fride und reht sint sêre wunt Walth
8,25;
KvWLd
2,47;
beide gewalt vnde vnrecht Herb
2675;
daz sî den kempfen bringe dar / der sî gewaltes bewar
Iw
6034;
doch ist ez alsô dar komen von gewalt unde mit getwancsal,
daz ez nu reht ist SpdtL
134,12;
haimsuche, diupstal, vraefel unde allen gewalt
StRAugsb
13,18;
owê gewaltes, den sî an mir begât! MF:Reinm
11: 5,16;
die guotes vil / hânt mit rîcheit manicvalt: / die vürhtent
weltlîchen gewalt, / und maneger arbeit überkraft / von ir guote und vîentschaft
RvEBarl
5236;
BdN
361,17.
– oft in der Wendung mit ~
‘mit Kraft, Gewalt’
mit gewalte niemen erwerben mac die maget
NibB
57,1;
[dass] in der ungefüege stich / mit craft und mit
gewalte / zuo der plânîe valte KvWTurn
219;
Herb
18136;
he inwolliz dannin vuri mit unrechtir giwalt
Mühlh
154,19;
da brachen sie den vride an im unde an sime gute unde roubeten im daz abe
mit gewalt oder stalen im daz abe dupliche StRFreiberg
134,6;
deu frauwe hiet iez in ir gewalt gehabt, vntz sis der bischolf entwert mit
gewalte [lat. sine iure
]
UrkEnns
3,194
(a. 1252);
trûren mit gewalte hât gankert in mîns herzen grunt
KLD:BvH
9: 3,1.
–
‘Heeresmacht’
der vil süezzen, der ich diene, / singe ich disen sang vor
Wiene, / dâ der künig lît mit gewalt SM:KvL
5: 5,6;
ô Terramêr durh Tybalt / ze Oransche kom mit dem gewalt /
und iuch des hers vluot besaz Wh
252,12;
Galahut sant im zwenczig tusent ritter. sie kamen mit
großem gewalt den konig zu beschútten Lanc
237,13.
–
mit ~ nëmen:
wer dem ander sin tuͤr ufstoͤzzet und sin
kannen abe brichet oder ander sin guͦt nimt, raublich oder dieplich,
frevelich oder mit gewalt, bi naht oder bi tage WüP
40,3;
daz er die schonen Elenam / zv crichen mit gewalt nam
Herb
3518;
sie namen Troylun mit gewalt. / doch werte sich der degen
balt ebd.
5116;
Athis
D 43;
diu gewaltærinne Minne / diu was ouch in ir sinne / ein
teil ze sturmelîche komen / und hæte ir mit gewalte genomen / den besten teil ir
mâze Tr
964;
so wolt er komen und die kint mit gewalt nemen und yn
beiden ir lip thun nemen Lanc
63,29
3
phras. (vgl. ausführlicher Friedrich, PhrasWB , S. 164f.)
3.1
~ unde gewer(de) zur Bezeichnung von Verfügungsgewalt und
Besitz:
der selbe hat das gut land / in gewalt und in gewer
HvNstAp
4364;
ich wil die vil guoten flêhen umbe ein ding daz ich doch
hân / in gewalt und in gewer KLD:BvH
17: 1,3;
KvWSchwanr
475;
daz ich den selben hof inne haben sol in gewalte vnd in gewer
UrkCorp (WMU)
1121,11;
demi man [...], die diz guit in
giwalt undi giwerin heit Mühlh
120,5;
swer ein guot in gewalt und in gewerde hât âne widersprâche vierzic jâr
[...], daz ez der mit rehte iemer mêre haben sol
PrBerth
1:574,18
3.2
sprichw. (häufig in Verbindung mit genâde oder
rëht, vgl. ausführlicher TPMA 4,459-469
):
wan es ist ein altes wort, / das man ofte hat gehôrt: / swâ unadel
gewaltes pfligt, / unart vil dik dem angesigt Ammenh
9687;
weistu wol daz gnâde bî gewalte zimt? KLD:Rub
15B:3,7
(vgl. → genâde
6);
ouch hand ir, waͤn ich, dik gehôrt, / das vor mir ist gesprochen
ein wort: / pfersichboum, [und] unrehter gewalt, /
das die [beide] kûme werdent alt Ammenh
9087;
gewalt witzen an gesigt, / daz sprichwort wart bewæret
dâ Ottok
31213
gewaltære
stM.
‘
gewalt Ausübender, Mächtiger’
wider arke noch alter / noch si niekein gewalter
HeslApk
11812
gewaltærinne
stF.
‘
gewalt Ausübende, Mächtige’ (vgl.
gewaltigærinne
):
diu gewaltærinne Minne / diu was ouch in ir sinne / ein teil
ze sturmelîche komen / und hæte ir mit gewalte genomen / den besten teil ir mâze
Tr
961
gewaltbrief
stM.
‘Urkunde zur Erteilung einer Vollmacht’
si habent uns auch eingeantwort dy zwen gewalt brief, die in uber die egenant
pflegnüsse in Kerenden von dem egenanten erwelten ze einem byschoff und dem capitel
ze Bamberg geben waren UrkLudw
184
(a. 1337)
gewaltelîn
stN.
Dimin. zu
gewalt
:
tumpliche tuͦt er, der sich kegen sinen rechten herren setzet. / gewalt
gesiget vil gerne an gewalteline Meissner
16:2,8;
swâ sich gewalt gewaltelînen [Pl. (oder sw. Dat. Sg., vgl.
Anm.z.St.)] / lât übercriegen unt die sînen RvZw
282,10
gewalten
V.
zu
walten
stV. (VII) (überw. mit Gen.), auch sw.; gegenüber dem
Simplex erweitertes Bedeutungs- und Konstruktionsspektrum unter dem Einfluss des Subst.
gewalt und seiner Ableitungen (vgl. DWB 4,1,3,5097ff.).
‘Macht haben, Gewalt ausüben, verfügen (über jmdn./etw.); etw. in der Gewalt
haben, besitzen’
1 ohne Obj. 2 mit Obj. 2.1 mit Gen. 2.2 mit Akk. 2.3 mit Dat. 3 mit Präp.-Obj.
1
ohne Obj.:
sie wellent gewalten mere / durch werltliche ere Warnung
857;
der zepter [das Z. der zur Regierung Berufenen] wil
gewalten, / recht und unrecht zerspalten Frl
9:8,7
2
mit Obj.
2.1
mit Gen.:
nieman ne mach sînen lîb / vor ime [dem Pferd
Bucephalos] gesunt behalden, / swes iz mûz gwalden
[den es in seine Gewalt bekommt]
SAlex
357;
wirde ich [Isaac] des wînes vrô
daz ich gewalte mîner worto, / sô wil ich dich
[Jakob] wîhen Gen
1121;
Agomennonem sie baten, / daz er des hers gewilde / vnd
diz folc an in gehilde Herb
2863;
er spranc winsterhalben an ir wîzen hant: / houbet unde hals gie im vil
vaste entwer, / dem gelîche, als der des lîbes niht gewalten mac Neidh
WL 34:7,3;
ich weiz wol daz groͤzerr tugent / uf erde nie
kein wip gewielt [besaß]
Rennew
10665;
er sî gewesen sunder meil / der sunden, wan ungarbez teil
/ sîn nî gewalte JvFrst
1821
2.2
mit Akk.:
der stein vortribet die gicht / und daz leben uf heldet,
/ also treit und geweldet / Jhesus Crist sine cristenheit HeslApk
21528;
seit er denn nicht gewalten mag / daz gelukch untz auf
sein end / noch daz ungelukch von hend / werffen mag Teichn
443,12;
wie mag uns iemen gewalten [unter Druck setzen]
/ daz wir lân tugent unde got? WälGa
5208;
RvZw
272,4.
–
duo hiez er si wisen / zuo dem vronem paradyse, /
[...] / unt ub siu daz behielten, / vil maneger
gnaden si gewilten [teilhaftig werden]
VEzzo
86;
lebe unt tuͦ, / als dein vater habe getan! / der hat als ein
getriwer man / unser ê behalten. / wir tuͦn dich noch gewalten / vil
werltlicher eren Jüdel
186
2.3
mit Dat.:
sît minne kraft hât sô vil / daz sî gewaltet
[überwältigen] swem sî wil / und alle künege die
nû sint / noch lîhter twinget danne ein kint Iw
1568
3
mit Präp.-Obj.:
waz wider got gewalten wil, / daz wirt von in [dem Engelchor
‘Potestates’] vertriben Suchenw
41,1168;
jr enwellent mit ir [Enite] gewalten, / so hat sie
verdienet das, / daz an ùch mynne und der hasz / nymer sich geparierret Krone
24560;
ist ez [das Pferd] des mundes ungehalten
[ungezäumt ?] , / son mahtû niht mit im gewalten: / ez
treit dich vil lîhte an die stat, dâ dû ungerne bist RvZw
265,5
gewalterîche
Adj.
‘machtvoll, kräftig’
Ninus der krefteriche man / so sere wahsen do began / das er wart der herste,
/ der rihste und der erste / der mit gewalterichir hant / begunde twingin do
dú lant / uz wendig sinir marche zil RvEWchr
3414
gewaltesære
stM.
auch gewaltscher.
‘
gewalt Ausübender, Mächtiger’
der gewaltesære, / der vrouwen kempfe Tr
11027;
die sênatôren von der stat / und die gewaltesære / enwolten niht der mære /
gelouben daz der reine Krist / in himel unde ûf erden ist / gewaltic iemer âne zil
KvWSilv
2071;
ir röuber und ir unrehten gewaltesære, die dâ arme liute verderbent unde
verdruckent mit ir unrehtem gewalte PrBerth
1:260,37.
1:90,2.
– einer der Engelchöre:
nu fuor Marîa hôher baz, / bî daz si bekomen was / ze dem vierden chôre, der /
geheizen ist Gewalteser WvRh
15326.
13055;
dú driheit der anderen schar [der zweiten
Hierarchieebene der Chöre] , die herscher, kreftger und gewaltscher
Seuse
243,18;
RvEGer
347(La.)
gewaltesen
swV.
Intensivum zu
gewalten
‘überwältigen’
swaer den andern beschadeget in sime chorn, ist daz bi der
naht, wirt er daran begriffen, daz heizzet ein diupstal, mag er den gewaltsun, so
sol man in in den stok legen StRAugsb
172,3
gewaltheit
stF.
‘Kraft, Macht’
er tet gualtheit in arme sinem [
fecit potentiam in brachio
suo
] . er zefuorte die ubermuoten in dem muote hercen ire
WindbCant
140
gewaltic
Adj.
1
‘mächtig, gewaltig’
1.1 positiv 1.1.1 attr. 1.1.2 überw. präd. 1.1.2.1 ohne Erg. 1.1.2.2 mit Gen. ‘Macht, Vollmacht über jmdn./etw. habend’
1.1.2.3 mit Akk. 1.1.2.4 mit präp. Erg. (meist über ) 1.2 selten bereits negativ 2
‘einer Sache teilhaftig’ (mit Gen. oder präp. Erg.) 3
‘fähig’
4
‘kräftig, groß’
5 subst.
1
‘mächtig, gewaltig’
1.1
positiv
1.1.1
attr.:
sin geweldegiv godeheit PfJud
20;
nim in dine hant al mine sinne, / allergeweldigst
keiserinne! MarlbRh
2,36;
wa ich iw erwette den rethen munt
[Vormund] , den gewerten munt, den gewaltigen munt
Trauformel
6;
ain prelat oder ain gewaltiger wertlich herre
SpitEich
21,12;
ein gewaltig man / dem ein lant waz undertan
Teichn
38,21;
dem rihter und den gewaltigen liuten
[
maiores natu et optimates III Rg
21,8] die in der stat wâren BuchdKg
55,3;
RvEWchr
11425;
das solt den wol ain bÿschafft
[Beispiel] geben / die hie hand ain gewaltig
leben [als Mächtige]
KvHelmsd
500;
daz Dietmar [...], geweltich seiner sinn
[seiner Sinne mächtig] vnd seiner witze,
[...] hat gegeben
[...] sein havs UrkCorp (WMU)
3093,8.
– in rechtl. Zusammenhängen ‘ermächtigt,
bevollmächtigt’
da sal he din sculteizin zu ladi edir sienin
giwaldigin botin Mühlh
118,9.
130,11;
daz bezugit man wol mit im, wen he gewaldiger richter ist unde sin
gerichte von dem konige hat StRFreiberg
223,22;
UrkIndersd
47
(zw. 1294-1300);
mach der selbe gerihten vor vnserm rihter oder vnserm gewaltigem
amptmanne UrkCorp (WMU)
2383,13.
2653,25;
RbHohenlohe
301;
biz er gewaltiger chuͤnich und chroͤnt wirt datz Ach
MGHConst
5:23,1
(a. 1314).
6,1:412,38
(a. 1328);
di sache vnd di ansprache vmb aigen vnd vmb lehen vnd vmb
gewaltige [auf Vollmacht beruhende] gewer
UrkCorp (WMU)
631,15
1.1.2
überw. präd.
1.1.2.1
ohne Erg.:
vil gewaltich ist unser trehtîn Gen
55;
frouwe, minne ist sô gewaltec / daz ir dienent
elliu lant KLD:UvL
30: 3,1;
swâ rîcher man gewaltic sî, / dâ sol doch gnâde wesen bî
Freid
40,13;
da tet im chunt der kelner / das er nymer
gewaltig waͤr [kein Amt mehr habe] , /
er wer nu gesetzt ab Teichn
685,82
1.1.2.2
mit Gen. ‘Macht, Vollmacht über jmdn./etw. habend’
der des lantes ist geweltich Gen
2248;
wer was gewaldigere, /
[...], / lûtis unde burge
SAlex
3841;
Ottok
86288;
hei wan muoste ich ir alsô gewaltic sîn, / daz si
mir mit triuwen waere bî MF:Mor
5: 2,3;
kein sperwer sô gewaltec / wart nie der cleinen
vogellîn KvWTurn
1120;
der oitmoedege mynsche der is godes also geweldich as hey syns
selues is Eckh
1:235,11;
Tauler
348,9.
374,35;
vnd sont gewaltig sin ze richtende, swer ins clagit UrkCorp
(WMU)
1262,2;
254,25.
– bezogen auf Vormundschaft:
stirbt ein man ân geschaeft und laet hie
hawsfrawen und chint, so sol diu witub der chind und dez
guͦtz gewaltich sein StRMünch
347,1.
– bezogen auf Beischlaf:
dâ von wart ich ir gwaltic, daz si mich niht ensach. / swie
sêre si sich werte, sô wart si doch mîn wîp OrtnAW
173,2;
ir herren, ich [Lot, vgl. Gn
19,8] han zwo toͤhtera. die mannes noch nie
gewaltech wurden die nement und begant iu mit in swie ier wellent
PrSchw
1,24;
ein junger phaffe [...] gelobete
unser vrowen sinen magetum und reine zu blibene, also daz er nummer
wibes lip wolde gewaldik werden HlReg
2,25
1.1.2.3
mit Akk.:
swaz ritter ich gewaltec bin, / die müezen alle dar in
StrAmis
579
1.1.2.4
mit präp. Erg. (meist über):
so sal ouch ein man an sehen welch element an im
gewaldic si SalArz
48,28;
der tuvil wart ubir unsich giwaltig
SuTheol
119;
ouh wâren kuninge creftich / hêr unde mehtih / ubir
manige diet gwaldich SAlex
55;
ich [der König der
Ameisen] laze dich [Reinhart
Fuchs] in disem walde min / vber tvsent bvrge gewaltic
sin ReinFu
K,2062;
RvEBarl
15198;
HagenChr (G)
190
1.2
selten bereits negativ:
daz dar vmbe dhain vͤbel oder dhain gwaltiger oder hæizzig chrieg
nimmer vf gestê UrkCorp (WMU)
2793,33;
Paulus hat vil geweltiger vnd strenger tyranne gestroffet vmb ire missetat
ElsLA
416,13
2
‘einer Sache teilhaftig’ (mit Gen. oder präp. Erg.):
si [Kriemhilt] gedâht$’ ouch
maniger êren von Nibelunge lant, / der si dâ was gewaltic NibB
1392,2;
das in al unse vestin offin und bereyt und gewaldik solle sin
[zur Verfügung stehend]
UrkSchlesFürst
1:158,28
(a. 1341).
– überw. in den Wendungen jmdn.
~ tuon, machen
‘jmdm. Macht verleihen (über etw.), jmdn. einer Sache teilhaftig werden
lassen’
und scolt dû mich wîhen, dîne sâlde mir verlîhen, /
geweltich tuon dînes erbes, ê dû ersterbest Gen
1145;
swaz von erzenîe mac geschehn, / des tuot si
[Cundrîe] mich [Arnîve]
gewaltec wol Parz
579,27;
sô sol der rihter [...] die
vrauwe ir guotes gewaltic tuon, des si ê ungewaltic was SpdtL
121,11;
daz sie di dri vor genanten buͤrge vnserm nachkomen nimmer
geantwuͤrten oder gewaltik tuͤn UrkCorp (WMU)
2664,34;
UrkErf
2,43
(a. 1327);
StRFreiberg
27,5.
–
er machet in gewaltic / in sinem riche maniger grozen
eren Rol
3662;
daz ich dich minir gnade also gewaldic mache Parad
42,26;
als ob der keyser ytzunt quem / und mich by miner hende
neme / und mich macht gewaltig / der lande manigvaltig Minneb
4715;
habend uns und unsern rätte baidenthalben gwaltig gemacht über alle ihre
sache ain müne oder ein recht zu sprechen DRW
4,706
(Foffa.; a. 1322);
UrkCorp
1062,36.
–
ich wil dich setzen gewaldic in mîme rîche HvFritzlHl
256,13
3
‘fähig’
er [Gott] waz geweltich ze machen
den wein von nichte; der an dem angeng der werlt elliu dinch von nicht geschuf
PrOberalt
36,30;
also bin ich geweltich auf ze sten von dem tode ebd.
53,15;
waz rumest du dich in der ubele du da geweltich bist ze dem unrehte PsM
51,3;
wan ich [Johannes der Täufer (vgl. Mt
3,9)] sage ivch. wan got ist gewaltich
[
potens
] von disn steinen ze chücken di
sün Abrahe EvAug
4,21
4
‘kräftig, groß’
dar inne wâre gewaltiger ganch Gen
691;
alsus wart daz chint Alexander / beide listich unt geweltich
unt balt VAlex
223;
das er mit gewaltiger hant nit gestochen hett
Lanc
608,1;
daz er selber mit seiner hant ain snuor in ain geweltigez
feur würf BdN
278,10;
Platearius spricht, daz opobalsamum die pesten und die
geweltigisten kraft hab [
optimam et potentissimam habet
virtutem
] , wan ez ist haiz und trucken ebd.
359,23
5
subst.:
die geweltigen diser werlt PrOberalt
170,33;
daz dw gewaltigen und dw reichen / selber hordent und nicht
gebent Teichn
399,6;
he hat diͤ geweldgen [
potentes
Lc 1,52] nider gesat / ind diͤ otmuͤdgen in
diͤ hoge stat MarlbRh
76,9;
EvAug
125,14;
KvHeimHinv
1043;
so solt man dem gewaltigistem gehorsam sein RechtssA
G16,11.
– Bevollmächtigter:
wær aber er ein gwaltich, der ez verchauffet, der sol zweier pfunt
schuldich sin dem geriht UrkCorp (WMU)
1796,25.
– einer der Engelchöre:
der erste kor von den der heisset potestates. und der
ander principatus. und der dritte dominaciones. dise drije heissent die
gewaltigen und die fúrsten, und die heissent die herren
Tauler
374,33
gewalticheit
stF.
1
‘Gewalt, Machtfülle’
2
‘Vergewaltigung’
1
‘Gewalt, Machtfülle’
erweche gualticheit dine [
excita potentiam
tuam
]
PsWindb
79,3.
70,18;
wir loben dich, herre, das du úns hast beschirmet mit
diner gewaltekeit Mechth
1: 6,9.
7: 37,21;
ich [Pilatus] han dw gewaltichait
/ daz ich dich [Jesus] wol leben lazz / oder setz in dodez
sazz Teichn
406,46
2
‘Vergewaltigung’
das eine’, sprach sij, heißet geweldikeit
[afrz. raptus
] , / das ander der unkuscheit
mit sime geslechte deit, / das dritte der jungfrauwen entblumonge, / das vierde mit
eins andern wibe umb gan Pilgerf
10817
gewalticlich
Adj., Adv.
adv. auch -lîchen.
1 positiv ‘machtvoll, kräftig’
1.1 selten attr. oder präd. 1.2 überw. adv. 2 negativ ‘gewaltsam’
1
positiv ‘machtvoll, kräftig’
1.1
selten attr. oder präd.:
er quam geriten in ir lant / mit gewalticlicher hant / und
mit sô starker herescraft KvWSchwanr
160;
von rîcher hêrschaft, / die mit gewalteclîcher kraft /
muosten ez beschirmen ie ebd.
13010
daz ein kint von mir komen sol, / daz wirt gewalticlîch
/ in dem künicrîch EnikWchr
19875;
WernhMl
2312
1.2
überw. adv.:
under wegen er bedwanc / manige burch unde lant /
gewaldichlîche ze sînen handen SAlex
2201;
niemir du [Marsilie] widir
chere / unze du al Francriche / sam gewalticliche / in dine gewalt gewinnest
Rol
3750;
Parz
266,23;
Wig
8602;
Ottok
1997;
minne, du hâst mich uberkomen / gewalteklîh gên der frowen
mîn SM:JvW
4: 5,2;
KLD:Kzl
7: 2,7;
Mechth
5: 9,3;
der wild [Kichererbse] ist
pezzer und haizer und læt sich paz däwen und würkt gewelticleicher wan der
haimisch BdN
389,13;
do machoten siu ez hern Cvͦnraten dem Schaze wider ze lipgedinge
gewaltichliche [verfügungsberechtigt] ze niezen unz
an sinen tot UrkCorp (WMU)
559,17.
– steigernd ‘außerordentlich’
nû süllen wir [...] / von
dem künig heben an, / wie der dar nâch rîchsen began. / er was gewalticlîch
starc; / er het goldes, silbers manic marc EnikWchr
26681;
sust ist daz kint noch sicherlich / gewalticlich
gewaltig / mit eren manigvaltig / dez huses da zu Freudenberg
Minneb
3801
2
negativ ‘gewaltsam’
mir [Marsilie] ist liebir daz ich
ersterbe, / denne mich die Karlinge / so gewalticlichen dwingen Rol
5236;
unser habe, / die man uns hie wil brechen abe / gewalticlîche
und âne reht KvWSchwanr
621;
also, daz des vorgenanten herren sun von Hohenloch, her Cvͦnrat, in het
gewalteclich entwert der buͤrge ze Bvͤetert UrkCorp (WMU)
2930,4;
swer dem andern sin trinkchen gewaltichlichen uz trait
[entwendet] , der sol
[schuldet] dem rihtær zwen und sibenziͤkch
phenning ebd.
3452,24;
etsliche ungetruwe / haben von bosme gebruwe / besezzen gewaldecliche / gar
unserre vetre riche Macc
6601
gewaltigære
stM.
‘
gewalt Ausübender, Mächtiger’
1 positiv 2 einer der Engelchöre 3 negativ
1
positiv:
si jehent daz nû her sül chomen / ein starc gewaltigære. / waz
ob sich unser swære / mit dem selben endet? KvHeimUrst
1823;
die tûfel wunderte aber mêr, / wer der gewaltigêre, / der êren konic, wêre
Erlös
5032;
daz er [Jesus] zeigte, daz sin
vater were ein gewaltiger [
ostenderet patrem suum esse
auctorem
] , von dem er ouch ewiclichen fürgegangen waz
nach der gotlichen naturen ThvASu
110,34;
welher daz nit tet, richer oder armer, gewaltiger oder ungewaltiger, der sol
und muͦz dieselben pen, [...] nach siner schuld
zwivalt liden StRNördl
22
2
einer der Engelchöre:
die sehsten sint ahtbere, / heizzent Gewaltigere
HvNstGZ
8021;
Tauler
375,12
3
negativ:
er [Ysaia] saget angeslîchiu mære / von den
gewaltigæren: / die sint in ir trunkenheit / zuo den sünden vil bereit LBarl
3730;
abir von den tagin Jôhannis des toufêres sô lîdet di craft daz rîche der
himele, und di gewaldigêre roubin iz [
violenti rapiunt
illud
]
EvBeh
Mt 11,12;
Hiob
15146;
wirdet ein man uberloufen in sime huse [...] von
gewaldigeren oder von luten, [...] di da triben unrechte
gewalt StRFreiberg
169,38
gewaltigærinne
stF.
‘
gewalt Ausübende, Mächtige’
diu gewaltærinne [La. gewaltigerinne
]
Minne, / diu was ouch in ir sinne / ein teil ze sturmelîche komen / und hete ir mit
gewalte genomen / den besten teil ir mâze Tr (M)
959
gewaltigen
swV.
auch geweltigen.
1
‘jmdn./etw. überwältigen, in seine Gewalt bringen, beherrschen’
1.1 mit Akk.d.P. 1.2 mit Akk.d.S. 2 überw. in Rechtstexten ‘jmdm. etw. in seine Gewalt geben, jmdn. in seinen Besitz
einweisen’
2.1 mit Akk.d.S. und Dat.d.P. 2.2 mit Gen.d.S. und Akk.d.P.
1
‘jmdn./etw. überwältigen, in seine Gewalt bringen, beherrschen’
1.1
mit Akk.d.P.:
wan diz mer noch in deme libe unbe gat / vnde mich so
geweldigit hat / daz ich widir vweris herren man / negeine gote rede ne kan
Roth
1027;
wer zemit das wilde dier wende dez menshen wisheit?
[...] wer geweldiget daz wilde tyer wen dez menshen
vndersheit? SalHaus
33,19;
lîhteclîche er sich hete gelâzen überwinden unde gewaltigen mit den sünden
DvAOff
12;
‘so slag ich uch dot!’ sprach Hestor.
‘das mag wol geschehen’, sprach Persides, ‘so ir mich nu
gewaltigent.’ Lanc
440,5.
– auch ‘jmdm. Gewalt antun’
is aber daz ez sô ergêt, / daz mich gewaldeget oder slêt / der herzoge
Turnûs En
11732;
daz [...] etliche gent mit liehten verborgen
under iren menteln mit swerten, langen messern
[...] unde die lûte gewaltigent unde ubergriff
duͦnt UrkSpeyer
444,22
(a. 1347)
1.2
mit Akk.d.S.:
also wir in [die christlichen Kämpfer den
Heiden] entwichen, / so richtent si uf Mahmeten, / so
geweldigent si lant unde stete Rol
922
u.ö.;
der rauch [...] betrüebt die
gaist, daz der sêl kreft si nicht gewaltigen mügent in irn werken
BdN
8,29.
–
er [der Bär] geweltigot im
den arm, / daz flaisc er ime allez abe brach Rol
3077
2
überw. in Rechtstexten ‘jmdm. etw. in seine Gewalt geben, jmdn. in seinen Besitz
einweisen’
Margareta missa fuit in possessionem dicte hereditatis, id est wart geweldigit
UrkPrivR
109,4
(a. 1284).
– hierher?:
procurator [...] nomine procuratorio pro eisdem
institutus seu introductus sit potentia, que vulgariter gewelget appellatur
RegErzbKöln
4,378
(a. 1326)
2.1
mit Akk.d.S. und Dat.d.P.:
alle irdische krone / geweltige ich dir
[Roland dem Kaiser Karl] ze Rome
Rol
1849;
dat wir [...] si ouch ind ire erfnâmen an dat
vurschreven erve ind gût brengen ind dôin schrîven ind geweldigen nâ rechte ind
gewôenden der steede van Cölne UrkPrivR
149,25
(a. 1349)
2.2
mit Gen.d.S. und Akk.d.P.:
sint [danach] sie der richter der vrowen
vormunde, und gewaldige sie von gerichtes halben ires gûtes, des sie entweldiget
was SSp (W)
1:41;
zu hant dar nâh sal her in gewaldige sîner gewere ebd.
2:25,1;
ich [Claudas] sol uch
[Ban] machen ein gut teiding: geweltiget mich der
burg, und ich geb sie uch wiedder off solch rede das ir zuhant werdent myn man
und alles uwer lant habent von mir zu lehen Lanc
3,37
gewaltlich
Adj., Adv.
‘mächtig, gewaltig’
sin [Japhet, vgl. Gn 9,27] rîche /
uil gewaltliche VMos
14,29;
er ne gehugte sines gewaltis [der König von
Ninive, vgl. Ion 3,6] , da er die gewaltlichen gotheit erchanti
Spec
63,6;
die mit gewalteclîcher [La.
gewaltlicher
] kraft / muosten ez beschirmen ie
RvEBarl
13010;
uns here [unser Herr] hat
geweltlich gevaren, / he hat zestört der stolzen scharen MarlbRh
76,5
gewaltmeister
stM.
‘städt. Bediensteter mit polizeilichen und richterlichen Funktionen’
we darweder deit, [...], de gilt zein marck ze
boissen, half der stede inde half den geweldemeysteren UrkKöln (St)
1:50,13
(a. 1341)
u.ö.
gewaltnëmære
stM.
‘jmd., der zum Mittel der Gewalt greift’
vnd also ist ez vmb einen dieb oder rauber oder vmb einen gewaltnemer vnd
twinger, die sind auch daz guͦt schuldig wider ze geben RechtssA
V26,157
gewaltroubunge
stF.
‘gewalttätiger Raub’
alle gewaltroubunge ist mit gelodem [
omnis
violenta praedatio cum tumultu
]
Cranc
Jes 9,5
|