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ABCDEF s.VGHIJK
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jâ – jagen
jagephert – jâhêrre
jait – jæmericlich
      jait Adj.
      jâmer Adj.
      jâmer|ande Adj.
      jâmerban Adj.
      jâmerbære Adj.
      jâmerbërnde Adj.
      jâmerblic Adj.
      jâmerbouc Adj.
      jâmerbraht Adj.
      jâmerbrôt Adj.
      jâmerbürde Adj.
      jâmeren Adj.
      jâmer|ende Adj.
      jâmergarte Adj.
      jâmergîtic Adj.
      jâmerhaft Adj.
      jâmerheit Adj.
      jâmeric Adj.
      jâmericheit Adj.
      jæmericlich Adj.
jâmerkarn – jâmersanc
jâmerschal – jâmersuht
jâmertac – jârâ
jârbëte – jârgezît(-)
jârîâ – jârvrist
jârzal – jegerhuobe
jegerîe – jëner, -iu, -eʒ
jënerhalp, ënerhalp – jëst
jesten – jochtier
joggen – jucke
juckede – judeneit
judengaʒʒe – judenrâtman
judenrëht – jüdischeit
jüdischlich – juncvrouwe
juncvröuwelich – jungeste
jungestlich – jungestwarbe

   jait - jæmericlich    


jait stN. jaget

jâmer , âmer stMN. 1 tiefer (seelischer) Schmerz, ‘Leid, Kummer, Trauer’
2 ‘schmerzliches Verlangen, Sehnsucht (nach etw./ jmdm.)’
3 ‘Wehgeschrei, Wehklagen, Jammer’
4 ‘Not, Elend’
5 als Interj. ‘ach!, weh!’
   1 tiefer (seelischer) Schmerz, ‘Leid, Kummer, Trauer’ duͦ sich die gelieben / uone ein ander geschieden, / der iamer tet in uile we Rol 1730; jâmer ist unser urhap, / mit jâmer kom wir in daz grap Wh 280,17; do úberwac das rane wip / das jamer das si lute sre RvEWh 1937; KvWWelt 264; SM:KvL 3: 3,12; mit âmare si scieden Gen 1023; AvaLJ 196,4; sie sach daz sine fuͤße, / uf die sie mit jamers lost / hatte geweint und gekost, / mit nageln warn durch slagen HvNstGZ 4087; das wisete got eim lamen hunde, der noch mit jamer lekket sine wunden Mechth 2: 20,4. – in vielfältigen Wendungen i.S.v. ‘seelischen Schmerz empfinden, bekümmert sein bzw. werden, trauern’ ( ~ tragen, ~ haben, in ~ sîn u.a.): mîn herze bî den fröiden jâmer treit KLD:UvL 5: 4,7; SM:Had 28: 3,2; si heten jâmer unde guft Parz 19,25; Wh 405,30; ach, sî lie mich in jâmer sîn SM:Had 5: 5,4; der âmer in begund ane gên Gen 2313; Tr 4214. obe jmdm. ~ haben ‘um jmdn. trauern’ Claudas [...] hett großen jamer ob sim suͦne Lanc 64,3. – (jmdm.) ~ klagen ‘(jmdm.) sein Leid klagen, wehklagen’ (vgl. 3): si zwô si giengen eine / Tristandes boten warten / in ir jâmergarten, / in dem si zallen stunden, / [...] ir jâmer clageten under in Tr 14665; ich was vor ir, / daz ich wol mîn jâmer ir geklaget solde hân SM:Had 13: 1,2; MF:Mor 12: 1,4. – bildl.: al weinde si die hende want, / daz manec zaher den andern sluoc: / grôz jâmer se ûz ir ougen truoc Parz 318,8; sus trage ich den jâmers soum in mînem sinne SM:Ta 2: 2,7; mîn herze muoz die jâmers suht / âne vreude erzenîe tragen Wh 60,22; KvWHerzm 256; KLD:BvH 4: 2,9; personif.: jâmer, ich muoz immer mêre / wesen dînes gesindes Wh 60,26    2 ‘schmerzliches Verlangen, Sehnsucht (nach etw./ jmdm.)’ si seneten sich beide / und hæten jâmer under in zwein Tr 19299; LvRegSyon 1168. 2884. – in der Wendung senendeʒ/ -er ~ : so wirde ich wunt / von minnen dur des herzen grunt / und ouch von sendem jâmer / lieblîch enzunt SM:Had 36: 2,12; doch gît im daz schowen hôhen muot, / swie wê doch sendez jâmer tuot ebd. 53: 4,6. 54: 1,7. 54: 7,4; Tauler 83,19. – meist mit Präp. (nâch, auch umbe): lâz ouch in dînem muote / den jâmer nâch dem guote, / daz dû gelâzen hâst durch got RvEBarl 15472; im tet der jâmer wê / nâch sînem schœnen wîbe Wig 1169; immer wernden âmer / sol ich armez wîp / tragen nâch sînem lîp Ottok 97377; Tauler 83,19; Seuse 223,12; SM:KvL 22: 3,1; mine viende minne ich in einem heiligen jamer nach ir selekeit Mechth 4: 12,32; daz ander [ weinen ] sol den jâmer geben / um daz êwige leben LvRegSyon 3405    3 ‘Wehgeschrei, Wehklagen, Jammer’ ouwê do muoste er danne. / dâ von huop grôzer jâmer sich KLD:UvL 40: 6,7; in vil kurzer wîle / kômens vür daz bürgetor; / dâ was michel jâmer vor / und von klage grôzer braht Wig 5227; die statt wart vol geschreys und jamers Lanc 107,32; NibB 2241,4; KvHeimHinv 240. – in den Wendungen ~ begân, machen u.ä.: michel jâmer unde clagen / daz wart begangen ob ir grabe Tr 1850; groz iamir sie begiengin Athis A 105; er schlug syn hende zuhauff und macht großen jamer, er raufft syn hare uß und reiß syn cleider von im Lanc 355,3. 282,34. 345,25 u.ö.; er stalt großen jamer und flucht der stunde das er ie geborn wart ebd. 419,2. 14,3; daz wir den geist betruben / und ruwic jamer uben / und unse sunde gote clagen HeslApk 4784    4 ‘Not, Elend’ in dem êrsten jâr des grôzen ertpidems was der jâmer sô grôz, daz der pâbst Clemens der sehst ain new mess machte für den tôt BdN 109,36; dc die cristenheit dem lande ze helfe komme vnde sich erbarme vbe die not vnde den iamer, der da ist UrkCorp (WMU) 93,29; ‘ay herre got’, sprach er, ‘welch schad und welch jamer ist das ich ie geborn wart!’ Lanc 616,19. 225,31; KvWTroj 12334; HistAE 3960    5 als Interj. ‘ach!, weh!’ owê, jâmer und owê Wig 5123; ‘jamer’, er sprach, ‘wie gern ich woͤlt / das ich zuͦ minem kinde soͤlt / ab gaͮn inder helle gaden!’ KvHelmsd 2221

jâmer|ande stF. (?) ‘Schmach, Elend’ (vgl. ande swM., stF.): eiâ, ir edlin rittir gots, / [...] irlôst dî sêle mîn / ûz disen jâmirandin / und ûz des tûvils bandin NvJer 19258

jâmerban stF. ‘Weg des Schmerzes, Leidensweg’ (bildl.): nu sehent hie den menschen ane / vor uch vf dyser iamerbane [ ecce homo Io 19,5] EvStPaul 14269

jâmerbære Adj., Adv. 1 ‘voll tiefen (seelischen) Schmerzes, traurig, unglücklich’
2 ‘leidbringend’
   1 ‘voll tiefen (seelischen) Schmerzes, traurig, unglücklich’ wære ich künic, als dû bist, / ich wolte funden alle vrist / in hôhem muote werden. / wer künde mich ûf erden / gemachen jâmerbære, / [...] ? KvWTroj 5495; ich wil iu doch paz bediuten / von disen jâmerbæren liuten Parz 242,2. 255,3    2 ‘leidbringend’ sô werdent si gewîset / in die jâmerbæren nôt Wh 64,23; dise herbe swêre / alsô jâmirbêre NvJer 12850; ez ist unmoßen jamer ber / und ist ein swer vor aller swer Minneb 4229. – adv.: welcher ir / dich dunket, der sin nehster were / sin, der also gar iamerbere / geuiel den mordern in die hant? EvStPaul 7871

jâmerbërnde Part.-Adj. ‘leidbringend’ ich hân nû vunden / immer jâmerbernde nôt. / al mîn vröude ist hie tôt Mai 161,35; jâmerbernde zît ebd. 135,4 u.ö.; dâ von ist mir solch jâmer komen / mit volle an mîn herze, / dâ iemer der jâmersmerze / vüeget jâmerberndiu leit, / diu mîn herze kûme treit MarlbGr 811; dô wuohs sô jâmerbernder ruof / der der lufte trüebe schuof UvEtzAlex 9515; NvJer 23832; Minneb 5021. 5053

jâmerblic stM. ‘leidvoller, trauriger Blick’ dar von man clegelichen sach / von frawen grosses ungemach, / durch augen wasser dringen; / man sach da manchen jamerblick / von augen Virg (St) 409,4

jâmerbouc stM. ‘Fesseln des Leids’ (bildl.; vgl. bouc 2): in iamerbougen vnd slois [Fesseln] / muͦs ich mich ynne sleissen Böhmenschl 157

jâmerbraht stM. ‘Wehgeschrei, Wehklage’ die haiden ruften: labracko! / daz deutt: we, waffen immer so! / [...] / man hort da manchen jamerbracht Virg (St) 442,5

jâmerbrôt stN. ‘Brot des Schmerzes’ (vgl. bibl. panis doloris Ps 126,2): zem êrsten mâle heizet ez [das brôt in der Heiligen Schrift] ein himelbrôt, zem andern mâle heizet ez ein brôt der engele, zem dritten mâle heizet ez ein jâmerbrôt Eckh (Pf) 224,7. 224,18

jâmerbürde stF. ‘Bürde des Leidens, Schmerzenslast’ in grôzer jâmerburde / drucket mêr der vröude last Virg 373,10; mit jâmerbürde überladen Reinfr 25709

jâmeren , âmeren swV. 1 ‘leiden, trauern, betrübt sein’
1.1 unpersönl. mit Akk.d.P.
1.2 Part.Präs.
1.3 subst. ‘Trauer, Wehklage’
2 ‘nach etw./jmdm. sehnsüchtig verlangen, etw./jmdn. schmerzlich vermissen’ (unpersönl. mit Akk.d.P. und Präp. nâch , seltener in oder Gen.)
   1 ‘leiden, trauern, betrübt sein’    1.1 unpersönl. mit Akk.d.P.: den herren iamerote VMos 29,11; da nemach daz wip noch den man / gehungeren noch gedursten, / gejameren noch gevriesin Wahrh 126; vil harte in âmerôt, vil riuwechclîchen er suftet Gen 432; uil dicke si ime nach sahen, / si begonde harte iameren Rol 1739; Iw 48; RvEWchr 7831. – mit Gen., Obj.-Satz (mit Korrelat im Gen.) oder Präp. zur Angabe des Grundes ‘wegen etw./jmdm. leiden, über etw. betrübt sein, um jmdn. trauern’ mich [Brünhild] jâmert immer ir [Kriemhilds] schœne unt ouch ir zuht NibB 622,1; nu jâmert mich [bereue ich] vil manger senelîcher klage, / die si [die Minnedame] hât von mir vernomen MF:Mor 7: 3,4; hiute iameret mich sin harte [trauere ich sehr um Roland] Rol 7769. 6252; den vater [Isaak] âmerôte daz er in [Esau] sô gare verteilet [enterbt] hête Gen 1212; di fursten, di dâ wâren, / jâmerete des sêre, / daz si irn hêren / sâgen [sahen] weinen sînen vîant SAlex 3884; HvFreibTr 738; swelich man ez [das Blutvergießen] sehe / [...], / er enwere nie so veste [hart(herzig)] , / daz er sich enthalden kvnde, / in iamerte durch die sunde / vnd vmbe den grimmigen mort Herb 7916; RvEWchr 3432    1.2 Part.Präs.: duo er si dere wunnône bestiez ich weiz er si ûz deme paradîse liez / vile hart âmerende in ditz ellende Gen 501; er was vil nâh bechliben / nâh sînen chinden weinente, alzane [immerfort] âmerente ebd. 2508    1.3 subst. ‘Trauer, Wehklage’ da wart ain michel ameren Rol 6074; da was wainen unt roͮwen, / wuffen unt iameren ebd. 6695 u.ö.    2 ‘nach etw./jmdm. sehnsüchtig verlangen, etw./jmdn. schmerzlich vermissen’ (unpersönl. mit Akk.d.P. und Präp. nâch, seltener in oder Gen.): nâch den getriuwen jâmert dicke daz herze mîn NibB 1397,1; so jamert mich auch, als es sol, / herre, nach deinem reich HvBurg 5240; mich jâmert nâch ir munde rôt SM:Had 54: 4,8; mich jâmert ûz der mâzze / nach der vil lieben vrouwen mîn SM:WvH 4: 1,1; mich iamirt na mime kinde TrSilv 563; amerot si [die Israeliten] vische alder vlaischez. so dûhte si reht si hêten vische un̄ vlaisch in dem munde [wenn sie das Himmelbrot aßen] PrSchw 2,123; do hat si zuͥbellen un̄ luͮchez un̄ pepo geamert ebd. 2,123; RvEBarl 15503; Ottok 2833; wizze daz mich jâmert sêre / in daz reine herze dîn KLD:UvL 41: 1,3

jâmer|ende stN. ‘schmerzliches, schlimmes Ende’ swer sich wil gotte niht nahen / vnd sins geloͮben vart, / dez leben ein tag beiart / liht mit iamer enden TürlArabel *A 113,23

jâmergarte swM. ‘Kummergarten’ si zwô si giengen eine / Tristandes boten warten / in ir jâmergarten, / in dem si zallen stunden, / [...] ir jâmer clageten under in Tr 14662

jâmergîtic Adj. ‘auf Leid begierig’ nein, nein, dem jamergitigen slunt [der Hölle] / din lib und ouch din sele ein stunt / tut sterben kunt Frl 5:79,13

jâmerhaft Adj. ‘von Leid erfüllt, traurig, unglücklich’ mîn herze ist immer jâmerhaft, / ob ich an im alsô verzage KvWEngelh 6132; dur waz siht man dich vröuden blôz / und alsô rehte jâmerhaft? KvWTroj 5483 u.ö.; nu sluoc reht alsô vil dar în / Partonopier der kemphe wert, / daz im dô brach enzwei daz swert / [...]. / daz wart ein hôhiu zuoversiht / der ungetouften heidenschaft, / und wâren drumbe jâmerhaft / die kristen al gelîche KvWPart 5876 u.ö.; in jamerhaftem sinne SHort 9630; NibB 1041,4. 1259,3; Mai 137,8; ErnstB (W) 4165. – subst.: diu jâmerhafte [Kriemhild] NibB 1014,1

jâmerheit stF. ‘Leid, Elend’ owi des grozen rouwen, / des leides inde der jamerheit, / die van sulcher bosheit, / van hazze inde van nide / hie an deseme gezide / wesset ane schulde MorantGalie 719; ime [dem lasterhaften Gast] sal erafte [l. erhafte ] zv gesprohin werde daz er dannin schede [das Kloster verlassen möge] daz von sinin iamerheite di anderin nicht gelasterit werdin [ ne eius miseria etiam alii vitientur ] BrHoh 61

jâmeric , âmeric Adj. , -ige Adv. 1 ‘voll tiefen (seelischen) Schmerzes, traurig, unglücklich’
2 ‘mitleiderregend, erbärmlich’
3 ‘sehnsüchtig, verlangend’
   1 ‘voll tiefen (seelischen) Schmerzes, traurig, unglücklich’ do diz gesprach der gotes knecht / und iamerec an den pabest sach, / Sixtus im gutlich zusprach / und wolde im trostunge tun Pass III 378,79; daruz [aus dem Berg] horte dirre man / schrien die ubelen geiste / mit iameriger volleiste [mit großer Wehklage] ebd. 582,20; Joseph wuoft unt weinôte mit âmarigem muote Gen 2422. 2701; des muoz ich vil trûric stân / und in dem herzen jâmric sîn KLD:UvL 5: 1,4; der gotis werde man / vor lîbe weinte manchin trân, / als in sîn jâmeric herze twanc NvJer 21608; Vät 31269. 31325; mit betrubetem herzen vnd mit iamerigen ougen UrkCorp (WMU) 975,15; UvEtzWh 1102; HlReg 13,18; er ward zitrende von frost [...] und gestuͦnd also jamrige still ein wili und sah uf ze gote Seuse 82,2. – ‘Leid ausdrückend, klagend’ sîn brûder jâmerger worte sprach Kreuzf 8076; ir lutir ougin wurdin vol / vil jamirgir trehne Athis A* 15. ~ sîn/ wësen (mit kausaler Präp. oder Gen.-Erg.) ‘wegen etw./jmds. traurig sein, um etw./jmdn. trauern’ Pînels ich immer jâmerc bin Wh 341,12; des müese ich immer jâmerc wesen Wig 1086; LvRegFr 4109; Mechth 6: 6,17; um dînen vriunt Rennwart / mirz herze und diu ougen jâmerc sint Wh 457,25; DvAStaff 579    2 ‘mitleiderregend, erbärmlich’ nâch in geströut lâgen die [Toten] / uf dem velde dicke / in jâmerigem blicke [einen mitleiderregenden Anblick bietend] Kreuzf 2024; der [Glanz ihrer Ausrüstung] verlasch / von ir blûte rôtgevar. / die wâren nu jâmeric gar / von ir blûte beflozzen / und manigerwegen begozzen ebd. 2240; ia da wart den heiden / uf die heiligen vil zorn, / [...]. / si triben mit in iameric spil, / daz disen gienc uf die hut Pass III 296,64    3 ‘sehnsüchtig, verlangend’ wan sú werdent von in selb getriben mit einem jamrigen turste hin zuͦ dem willen gotes und siner gerehtikeit Seuse 95,5. – mit Präp. (nâch): der reine munich Zozimas / an sime herzen stete was / jamerec nach der vrowen, / daz er sie wolde schowen Vät 35533; in disem wege froͤwet sich dú sele, dú nach got jamerig ist Mechth 1: 25,5. 3: 23,21. 7: 35,43; Seuse 142,28

jâmericheit , âmericheit , jâmerkeit stF. 1 tiefer (seelischer) Schmerz, ‘Leid, Kummer, Trauer’
2 ‘Not, Elend’
   1 tiefer (seelischer) Schmerz, ‘Leid, Kummer, Trauer’ von den luten mache / ich dicke mich vor jamerkeit, / wann mir ist ein hertzeleit / alle wunne und alle schertze Minneb 5039; owe, daz was mir also leit / daz ich von rehter jamerkeit / manigen heizen zaher goz! Vät 25914; ich swur im hunderttausent aide, / daz kurzlich alle sein jomerkait, / di er in sinem herzen handelt, / in freude wirt gewandelt MvHeilGr 1894; Pass III 22,66; Elis 2997; bildl.: ich wil mit andechtigen herczen di mirren und die jâmerchait unsers herren cze samen tragen in mein hercze czu ainen hauffen MvHeilFr 28; DvAStaff 578. – metonymisch ‘Peinigung, Marter’ der voget do hiez [...] an den heiligen [St. Dyonisus, Rusticus und Eleutherius] began / iamerkeite vil genuc Pass III 551,85. 43,77; pin und jomerkeit, die sol dem menschen willig und anneme sin Tauler 163,10; der uzirwelte romer / begunde weinen heize zcer / durch manchirleie jamirkeit / di do kumt von stritis leit PfzdHech 291,25; HvNstGZ 7160    2 ‘Not, Elend’ die liute tâten nâch ir goten / allez daz in was verboten, / daz gienc in allez in ein, / manslaht, huore und ander mein. / [...] mit sus getâner jâmerkeit / sô was al diu menscheit / begriffen in den zîten / in der werelt wîten LBarl 2454; [in der Welt] seht ir nicht wann jamerchait, / wie wenig freuden, manik leit Syon 81; itwiz bitet daz herce min unde iamercheit [interl. zu inproperium expectauit cor meum et miseriam ] PsM 68,21. 11,6. – vom irdischen Dasein: er swebete in klarer wunne hoch úber alle irdenische jamerkeit Mechth 6: 10,22. 5: 18,5; usser aller jomerkeit in ein goͤtlich sicherheit Tauler 162,7; PsM 39,3; phras. tal der ~ ‘irdisches Jammertal’ (vgl. jâmertal ): er ist der von der hœhe quam / und ûz des vater hercen gie, / unde schiet von sînem erbe dan, / dâ er die froude und êre lie, / ze disme tale der iâmerkeit VilwerdeSele 49

jæmericlich Adj. , -lîche Adv. adv. auch -lîchen. 1 adj. ‘voll tiefen (seelischen) Schmerzes, kläglich’
2 adv. ‘elend(ig), jämmerlich’
   1 adj. ‘voll tiefen (seelischen) Schmerzes, kläglich’ doch klagten in Wiennære / mit jæmerclîcher swære EnikFb 2012; die gehvgede der vil trvrigen schidvnge vnde der vil iæmerclichen schidvnge, die begen wir nv hǐte [am Aschermittwoch] Konr 24,46; von der jæmerclîchen dol / muoz ich an vreuden sterben RvEGer 4064. 3977; HvBurg 4498. der [junge Mann] lebte fünf jâr alsô, / daz sîn herze nie wart frô / und nie kein mensche in sach lachen [...]. / dem riet der tiufel, daz er ein seil / nam und in einen stadel gienc / und sich an einen balken hienc. / [...] dirre jêmerlicher [La. iemerclicher ] marterer / was leider ein episteler Renner 3855    2 adv. ‘elend(ig), jämmerlich’ lât si iu eigenlîch / dienen hie in Österrîch. / swie si nû verderbent / und jæmerclîch ersterbent, / sô ahtet nieman ûf unser eit EnikFb 4068; ich viel dâ nider ûf den hunt / reht als ein halptôter man. / er sach mich jâmerclichen an / mit ougen und mit herzen KvWPart 18604 u.ö.; LBarl 3487(La.). – ‘jammernd’ die ritter bâten jæmerclîchen; / ez moht got dem rîchen / erbarmen: ein solher schal / wart von weinen über al EnikFb 4003. 4007(La.)