jâ – jagen jagephert – jâhêrre jait – jæmericlich jâmerkarn – jâmersanc jâmerschal – jâmersuht jâmertac – jârâ jâmertac Interj. jâmertal Interj. jâmertunc Interj. jâmerunge Interj. jâmervar Interj. jâmervluoch Interj. jâmervluot Interj. jâmerwê Interj. jâmerweckunge Interj. jâmerweide Interj. jâmerweinen Interj. jâmerwunde Interj. jâmerzil Interj. jâmerzît Interj. jân Interj. jânen Interj. jappe Interj. jappe|stift Interj. jâr Interj. jârâ Interj. jârbëte – jârgezît(-) jârîâ – jârvrist jârzal – jegerhuobe jegerîe – jëner, -iu, -eʒ jënerhalp, ënerhalp – jëst jesten – jochtier joggen – jucke juckede – judeneit judengaʒʒe – judenrâtman judenrëht – jüdischeit jüdischlich – juncvrouwe juncvröuwelich – jungeste jungestlich – jungestwarbe
|
jâmertac
stM.
‘Tag der Trauer, Jammertag’
nû bin ich alt und [du (welt)] hâst mit
mir dîn gumpelspil. / und zürne ich daz, sô lachest dû. / lache uns eine wîle noch,
/ dîn jâmertac wil schiere komen Walth
67,17;
si ware michel lieber dot / dann sy soll in solchen sorgen
streben / und in jamer tagen leben HvNstAp
4820
jâmertal , âmertal
stN.
auch stM. (HvNstGZ ).
‘Jammertal’ (bildl. für die Welt, vgl. bibl. vallis lacrimarum Ps
83,7 s.a. TPMA 11,262f., vgl. auch jâmerlant, -tunc, -weide und
jâmerlich
2):
doch ist diu werlt ein jâmertal / gein der wunneclichen stat, / in der got
gezieret hât / sîn gesinde alsô, daz wîp noch man / die fröude niht durchgründen kan
Renner
230
u.ö.;
du solt och gedenchen an die minne. dc er
[Christus] durh dinen willen geboren wart in diz
ellende und in diz âmertal PrSchw
2,101;
wir klagen und ruofen unsern val / dir in disem jâmertal, / dâ weinen unde
trûren ist MarGr 18
301,96;
Maria, gotes muͤter clar, / siech in diesen jamer tal!
HvNstGZ
7066;
PrBerth
1:396,9;
Seuse
445,3
u.ö.
jâmertunc
stM.
hier -dong.
‘(unterirdische) Höhle des Elends’ (bildl. für die Welt, vgl.
jâmertal
):
nu ist gelesen und geschriben, [...]
/ wie der dugentriche knabe / Jhesus von dem himel abe / neme sinen hohen sprung /
in der werlte jamer dong HvNstGZ
1884
jâmerunge
stF.
1
‘Leid, Kummer, Trauer’
2
‘schmerzliches Verlangen, Sehnsucht’ (in der Wendung senende
)
1
‘Leid, Kummer, Trauer’
do Ryal [...] / vernam diu laiden
mære, / do wart sins hertzen swære / wahsen und meren. / sin hertze daz wart seren /
von der jamerunge WhvÖst
2861;
ich îlte balde zeime grabe: / mit klägelicher ungehabe / begruop ich in
[den Hund] dar inne. / mîn herze und mîne sinne /
wurden jâmerunge wol [l. vol
]
KvWPart
18639;
zu jâmirunge sî irwûc / und zu mitlîdunge, / daz dî nûwe
pflanzunge / des geloubin solde, / als der tûvil wolde, / sô jâmirlîch werdin
vornicht NvJer
11052;
KvWTroj
525;
Vät
649;
bildl.:
seht wa der iamerunge snite / dem sune in sin herze brach! Pass
III
590,52;
di wile an dirre vrouwen / was der jamerunge stric
Pass I/II (HSW)
11213.
–
umbe jmdn.
~ haben
‘um jmdn. trauern’
mit in giengen vrouwen und getwerc / und wârn in grôzem leide: / umbe die
wunneclichen maget / hetens vil jâmerunge, / an vröuden wâren sî verzaget
Virg
55,8
2
‘schmerzliches Verlangen, Sehnsucht’ (in der Wendung senende
~ ):
nu kam aber diu minne / in daz herz des von Sahsen. / des muose in im wahsen /
sende jâmerunge Reinfr
26129.
11847;
daz herze ir in dem lîbe spielt / von sender jâmerunge
KvWHerzm
521
jâmervar
Adj.
‘nach Leid aussehend, schmerzerfüllt, traurig’
des sach man sî jâmervar / gar ze manger stunde Reinfr
12958;
da wart getragen gegen yn / ein doter man, ein einig barn /
der muter sin, die man da karn / sach, eine widewen iamervar EvStPaul
6922;
HvNstAp
16693.
– von verweinten Augen:
ie under stunden / sâhen si den ellenden man / mit jâmervarwen ougen an
Er
8345;
mit nazzen ougen jâmervar KvWSchwanr
1540
jâmervluoch
stM.
‘von Leid erfüllter Fluch, Fluch aus Leid’
‘verfluͦcht si der selbe got / der uns sele und lip geschuͦf!’ / daz ist der
erste jamer fluch HvNstGZ
7389
jâmervluot
stF.
‘Leid erweckende Flut’ (bildl. von Blut):
dî jâmirvlût, / daz reine blût / der ûwern vil armen
NvJer
23727
jâmerwê
stN.
‘Not, Elend’
ge enweg und freuwe dich, / recht als du hettest mich /
gewunnen [befreit] von disem jamer we, / und kum zu
mir nicht wider me! HvNstAp
16489
jâmerweckunge
stF.
‘Erwecken von Sehnsucht’
gottes trost ist hie niwan ein iamer wekvnge vnde ein reizvnge
der gervnge, niht ein satvnge des gelustes, vnde der gottes hie aller meist hat, den
iamert aller serest nach ime DvAStaff
581
jâmerweide
stF.
‘Weide des Elends’ (bildl. für die Welt, vgl.
jâmertal
):
uf dirr jamer waid SHort
4368
jâmerweinen
swV.
‘von Leid erfüllt weinen’ (subst.):
sine jamer weinen wart so groz / daz er die brust zu tal
begoz Vät
29543;
sine jamerec weinen [La. iamer wainen
] was vil heiz, / des er sich zu gote vleiz ebd.
17391.
15121
jâmerwunde
swF.
‘Herzenswunde, tiefes Leid’
ein frouwe schœne von der stimme / sêre und inneclîche
erschrac, / dô si liebe nâhe lac; / ir jâmerwunde gar ze grunde / tiefe wac
KvWLd
15,26
jâmerzil
stN.
‘leidvolles, trauriges Ende’
sô hân ich mich genumen an [...], /
daz ich ez volbringen wil / mit rede unz an daz jâmerzil, / daz Tristan und die
blunde Isôt / in glüender minne lâgen tôt HvFreibTr
48
jâmerzît
stF.
‘leidvolle, traurige Zeit’
dye frauwe ließ iren streyt. / ye doch vil grosse jamer zeit
/ hette sy in irem hertzen / mit kumer und mit schmertzen HvNstAp
6166;
in disem live / ind in disen jamerziden, / darin du ’n dot
muͦstes liden MarlbRh
73,13
jân
stM.
1 ein schmaler Streifen bebauten Landes (z.B. eines Getreidefeldes), der in einem Arbeitsgang abgeerntet wird (als gedachte Einheit der land- und forstwirtschaftlichen Arbeitsplanung, vgl. zur Sache SchweizId 3,43f., DRW 6,396f. mit späteren Belegen) 2 eine best. Grundfläche, ‘Jahn’ , metonymisch der Ertrag hiervon (vgl. DRW 6,396f. mit späteren Belegen) 3 übertr. ‘Reihe’
1
ein schmaler Streifen bebauten Landes (z.B. eines Getreidefeldes), der in einem
Arbeitsgang abgeerntet wird (als gedachte Einheit der land- und
forstwirtschaftlichen Arbeitsplanung, vgl. zur Sache SchweizId 3,43f., DRW 6,396f.
mit späteren Belegen):
bruder Reinold sag daz unser vrowe und di mit ir quamen, gingen an den jan mit
den muͦnichen und sniten [ernteten (Getreide)] mit in,
biz der convent wider zu clostere ginc HlReg
56,28
2
eine best. Grundfläche, ‘Jahn’, metonymisch der Ertrag hiervon (vgl. DRW
6,396f. mit späteren Belegen):
so danne ein halb iân holz, lit in dem walde, so da hoͤret zem banne ze
Eymuͤtingen UrkCorp (WMU)
2099,12
3
übertr. ‘Reihe’
dit ist daz iar [...] daz der godeliche rat /
gebenediet selber hat. / da von vil lvde ist uf gestan / in der heiligen kirchen ian
PrHess
19,176.
– wohl hierher (vgl. dagegen E. Steinmeyer, in: ZfdA 6 [1875], S.
15f.):
dâ endet sich der rîme ian MarGr 18
67
jânen
swV.
‘etw. (einer Sache) abtrotzen, mühsam erlangen’ (mit Präp.
von):
wir muͤssen unser spise in sweize von der erde janen Marner (W)
1:2,13
jappe
F.
wohl eine Giftschlange (vgl. G. Ehrismann, in: Germ. 34 [1884], S. 492):
er [der valsche priester
] tritet selbe in jappesstift [l. jappes
stift, vgl. jappestift stN.] , / swenne er den
süezen got emphât: / er slindet vipernâtern gift KgTirol
9,5
jappe|stift
stN.
wohl der Giftstachel einer Schlangenart (vgl. G. Ehrismann, in: Germ. 34 [1884],
S. 492):
diu strâfe ist vipernâtern gift / und snîdet als daz jappestift
KgTirol
43,4
jâr
stN.
selten sw.
(
SHort
).
‘Jahr’
1
‘Kalenderjahr’
2
‘Zeitraum von einem Jahr’
3
‘Lebensjahr’
3.1 allg. 3.2 im Pl. mit Gen.d.P. 4 phras. 4.1 hyperbolisch für lange oder als lang empfundene Zeiträume (auch
hundert , tûsent ~
u.ä.) 4.1.1 allg. 4.1.2 im Vergleich ‘tausend Jahre sind (dort) wie ein Tag’ zur Beschreibung einer angenehmen, lustvollen Situation (vgl. II Pt 3,8; Ps 89,4) 4.1.3 im Vergleich ‘ein Tag ist (dort) wie tausend Jahre’ zur Beschreibung einer unangenehmen, qualvollen Situation 4.1.4 in der Bekräftigungsformel solte jmd. leben tûsent ~
(u.ä.) 4.2
durch daʒ ~
‘die ganze Zeit, immerfort’ (offen zu wörtlichem ‘übers Jahr,
ganzjährlich’ , s.
durch
2.2 ) 4.3
in (vil) kurzen jâren
‘innerhalb kurzer Zeit, binnen weniger Jahre’
4.4
von jâre ze jâre
‘von Jahr zu Jahr, jedes Jahr’
4.5
vor den / jmds. jâren
‘vorzeitig, früher als (allgemein) erwartet oder erhofft’
4.6
binnen sînen jâren (sîn)
‘minderjährig (sein)’
4.7
ze sînen (vollen) jâren komen
‘erwachsen, volljährig, mündig werden’ (vgl. Friedrich, PhrasWB, S. 236f. mit weiteren Belegen) 4.8
sîniu ~ verslieʒen, verenden
‘sterben’
4.9
~ unde tac
4.9.1 rechtssprachl. als Frist (auch ein ~ unde ein tac ; vgl.
2 HRG 2,288ff., LexMA 5,279; s.a. DRW 6,403f. mit weiteren Belegen) 4.9.2 allg. für eine längere Zeitspanne (auch manic
~ unde tac ; nicht immer scharf vom rechtssprachl. Gebrauch zu trennen) 4.10
der genâden ~
übertr. für Christus (vgl. Is 61,2; Lc 4,19) 4.11 sprichw. (?) ander ~ , ander guot
‘neues Jahr, neues Glück’
1
‘Kalenderjahr’
daz iar teilent die liute in zwei, in den winter unde in den
sumer. abir die meister teilent ez in vier teil [Winter, Frühling,
Sommer und Herbst]
MNat
6,12;
da von [durch die julianische
Kalenderreform] het daz iar driu hundert unde sehzic unde fiunf
tage unde sehz stunden ebd.
16,26;
so was do ie gewisse / groz market alle iar
Eilh
St,7389;
Mâbûz sîne gelübde tete / und sluoc des jâres
[in diesem Jahr] nieman UvZLanz
3825;
KvHeimUrst
94.
– bezogen auf das Erntejahr:
dar umb macht er [Jupiter]
allez ertreich frühtig und pringt guoteu jâr BdN
57,8;
ain überfrühtig jâr ebd.
292,14.
78,11;
so reinege
[niederschlagsreiche] iar sin. so wirt daz korn
vuchte. so trockene iar sin vnde uil windes. so wirt daz korn truckene
SalArz
8,62.
– bezogen auf das Kirchenjahr:
als dicke man ez [das ‘Veni sancte
spiritus’
] singet in dem iâre StatDtOrd
124,32
2
‘Zeitraum von einem Jahr’
die eslinne tragent iriu kint in dem leib ain ganzez jâr
BdN
120,16;
des ist nit ein jare [noch kein Jahr
her]
Lanc
360,31;
sô ich herwidere chume ze jâre [in einem Jahr,
binnen Jahresfrist] sô hât chint dîn wîb Sara Gen
884.
892;
hat er der puͦzze niht, man verpiutet im daz hantwerch ein
iar StRMünch
225,13;
Eckh
2:198,6
3
‘Lebensjahr’
3.1
allg.:
des menschen stimm sterkt sich von dem vierzehenden jâr
unz an daz alter BdN
16,27
u.ö.;
er enhete der jâre doch niht sô vil, / diu reichent gein
des bartes zil Wh
271,1.
124,20;
die wisten, die da waren / an witzen vnde an iaren
Herb
18115.
7853;
zwene muͤniche [...] in wol
getagten jaren Rennew
35545;
HagenChr (G)
1650;
in den ûf blüenden jâren Tr
2074.
624.
15344;
der jar ain kind KvMSph
2,12;
EnikWchr
4599.
– in Altersangaben:
so er [der Phoenix] finf
hundert iar alt wirt. so uert er ineinen walt heizit Líbanus
JPhys
27,6;
der was dô alt ze wâre ahtzig und zehenzig jâre
Gen
1699;
Lucid
31,13.
21,16;
do Ihesus was worden der iar zwelfer alt do gink er
mit in in Ierusalem EvAug
130,5;
biz Jesus wart zwelf jaren / alt SHort
2265;
ist daz der suͦn jares unde tages alt wirt UrkWürtt
9,21
(a. 1285)
(vgl. 4.9);
sô versinne ich mich vür wâr, / ich habe vünf und
vierzic jâr RvEBarl
6252
u.ö.;
ein kint von acht iaren Macer
60,12;
EvAug
3,20;
Lanc
271,12.
546,9
3.2
im Pl. mit Gen.d.P.
‘jmds. Lebensjahre, Lebenszeit’, metonymisch auch ‘Leben’
er hæte sich vor schanden / alliu sîniu jâr behuot
KvWWelt
17;
sus gênt mîniu jâr dahin SM:KvL
9: 2,9;
herre, ich sol mit hulden gern / daz ir mir hœhet
mîniu jâr Wh
130,29;
[der arme Schetis,] des kurziu jâr
[dessen Jugend] sô manegen prîs / het mit
rîterschaft bezalt ebd.
242,10;
dâ zuo sô weiz ich wol an mir, / daz mîner jâre kein
man [niemand meines Alters] / sô manic edele
seitspil kan Tr
7875;
Nestor von siner swere, / wander den svn tot sach, /
sine hende zv brach / vnde verfluchte sine iar Herb
13741;
Wig
3832;
RvEBarl
838.
13108.
– spez. auch jmds. ‘Volljährigkeit, Mündigkeit’ (vgl. auch
4.7):
Termuͦt [...] leite grozen
vliz an in [Moses] / das nie mit liebe sunder haz
/ kint ê wart irzogen baz, / liepliche untz an sinú jar
RvEWchr
9174.
– allgemein für die Zeit, in der jmd. lebt oder regiert:
die stete unde diu castêl, / diu von Canêles jâren /
in sîner pflege wâren Tr
5209;
vor Corinêis jâren ebd.
16691;
sus lepte das vil edil wip / vil gar biz das ir
kúnicriche / und ir lant in ir jaren / mit ir berihtet waren
RvEWchr
3698.
– formelhaft umschreibend:
zü dem [Hiltibold] gie
sand Galle do / und rett gein im also, / ob er da pey seinenn
jarnn [jemals] / in dem walde hiet ervarnn, /
da ein mensche peleiben mochte Märt
21761;
mit steinen und mit stecken / süllens die nâtern
wecken / alsô ungefuoge, / daz si sîn hab genuoge, / und süllen ir ouch
vâren / immer bî irn jâren [stets]
EnikWchr
1066.
3099
u.ö.
– übertr. ‘Gottes Jahre’ für die Ewigkeit, das Himmelreich (vgl.
auch AWB 4,1786 mit Lit.):
gib den vremeden nicht din ere / noch den vreislichen
dine jar HeslApk
113
4
phras.
4.1
hyperbolisch für lange oder als lang empfundene Zeiträume (auch
hundert, tûsent ~
u.ä.)
4.1.1
allg.:
suͤz, it is dir offenbar, / dat mir ein iͤwlich dach
is ein jar, / als lang als ich bin van dir gescheiden MarlbRh
50,12;
der wîle dunket mich ein jâr, / daz ich niht ritter
wesen sol, / daz tuot mir wirs denne wol Parz
149,12;
darumbe wolt ich drîzzig jâr / ze wazzer und ze brôte
gerne vasten SM:Wi
9: 14,4;
were die nach [Nacht] eins
iares lanc Herb
14108;
so si hvndert iar gebrinnet PrBerthKl
2,55;
doch dunket mich, der selbe pîn / hab wol tûsent jâr
gewert / an mir senden, siechen armen SM:Ro
6: 1,6;
hett mir das kußen tusent jar under dem heubt
gelegen, ich hett als lang geslafen Lanc
356,33;
Eckh
1:91,10;
Herb
981.
– daneben selten auch für als kurz empfundene Zeiträume:
waz vor eyme jare gülden waz, daz ist nü worden bly
SM:Ga
1a: 2,8
4.1.2
im Vergleich ‘tausend Jahre sind (dort) wie ein Tag’ zur
Beschreibung einer angenehmen, lustvollen Situation (vgl. II Pt 3,8; Ps
89,4):
– meist vom Himmelreich:
David der kuͤnig hat gelesen / daz dusent jar vor
gotes wesen / sint noch kuͤrtzer dann der tag / der gestern verging der
wesens pflag HvNstGZ
4690;
sô vüege dich ze gote, wan dâ sint tûsent jâr als
der tac hiute Eckh
5: 12,1;
Warnung
3409;
SHort
3832;
ir reinez leben verdiente hie / daz gotes gnâde
si dort enpfie / dâ tûsent jâr sint ein tac Wig
11702;
KvHeimUrst
1962.
– vom Paradies:
tûsent jâr ist ein tac, / wan ez niht süezer wesen
mac. / heiâ wie mangen süezen dôn / singent diu kleinen voglîn schôn /
hie bî uns in dem paradîs! EnikWchr
623
(vgl.
ebd.
1184.
1186
).
– vgl. ähnl. ‘ein Tag ist (dort) wie ein Jahr’, allg.:
nu lâ mich, frowe, varn mit dînen hulden! / mir
wære ein jâr ein tac bî dir von schulden SM:UvS
12: 5,8
4.1.3
im Vergleich ‘ein Tag ist (dort) wie tausend Jahre’ zur
Beschreibung einer unangenehmen, qualvollen Situation:
iuwer red ist mir ein slac, / wan mir ist zwâr / ein
tac wol tûsent jâr; / die lebich mit sorgen immer mê EnikWchr
12608;
ein tag ist mir tusent jar, / so du mir froͤmede
woͤltest sin Mechth
2: 2,20.
– von der Hölle:
ein tac der ist da tusint iar Martina
10,3
4.1.4
in der Bekräftigungsformel solte jmd. leben tûsent ~
(u.ä.):
solte ich tusent iar leben, / vnde weren miner fiere,
/ wir enkvnden von der gezirde / nimmer gesagen vollen gnvc
Herb
624;
solde ich biz zv tusent iaren / leben vnde dannoch
vort, / mich solden ruwe die wort ebd.
11236;
sölte er leben tûsent jâr Eckh
5: 284,5;
lebt ich tûsent jâr SM:Tr
2: 3,6;
wurde ich tûsent jâr alt RvEGer
4496.
– vgl. ähnl. hundert ~
:
swelch wort der junge man bejaget, / sol er hundert jar leben, /
daz muoz im iemer ane kleben StrTier
22,9
4.2
durch daʒ ~
‘die ganze Zeit, immerfort’ (offen zu wörtlichem ‘übers Jahr,
ganzjährlich’, s.
durch
2.2):
secht, alsust al durch daz jâr stêt mîn bejag! SM:Ro
8: 3,7;
darumbe ich iemer dur daz jâr des tievels zîte litte
SM:UvS
31: 1,12;
daz [Verschwendung] trîbet sie alsô durch das
jâr, unz daz er ze einem armen manne wirt PrBerth
1:319,37;
KvWLd
24,15;
Iw
6701
4.3
in (vil) kurzen jâren
‘innerhalb kurzer Zeit, binnen weniger Jahre’
wir sullen beschowen / in vil kvrzen iaren, / daz iz
geruwet vnsen haren Herb
2767;
da gwunnen sie inne / an habe vnde an gwinne, / daz sie
in kvrzen iaren / wol gerichet waren ebd.
17050.
1871;
RvEBarl
12975;
Eckh
5: 26,12
4.4
von jâre ze jâre
‘von Jahr zu Jahr, jedes Jahr’
aller hiligen hochzit nimt vf von iar ze iar biz an den
ivngisten tag PrBerthKl
2,6;
swer aber des kindes erbe ist, den sal des kindes vormunde berêden von
jâre zu jâre des kindes gûtes SSp (W)
1:23,2;
alles das gut das ir von mir hettent zu lehen das wil ich
uch beßern von jar zu jare! Lanc
109,16;
von jare zu jar ward ein ander ritter uff den
thorn [Turm] gethan ebd.
304,18;
Tannh
1,18;
Mühlh
132,13
4.5
vor den/ jmds. jâren
‘vorzeitig, früher als (allgemein) erwartet oder erhofft’
gedinge, sorge, vlêhen tuot / mich vor den jâren werden
alt SM:UvS
17: 3,2;
die getriuwen senedære / [...]
triben ir senemære / von den, die vor ir jâren / von sene verdorben wâren
Tr
17185
4.6
binnen sînen jâren (sîn)
‘minderjährig (sein)’
sô mac her ir geben einen knecht oder eine magit, die binnen iren jâren
sîn SSp (W)
1:20,1;
munechet man aber ein kint binnen sînen jâren, ez mûz wol binnen sînen
jâren ûz varen und beheldet lênrecht und lantrecht ebd.
1:25,2.
1:23,1
4.7
ze sînen (vollen) jâren komen
‘erwachsen, volljährig, mündig werden’ (vgl. Friedrich, PhrasWB, S. 236f.
mit weiteren Belegen):
ieglîch cristen mensche sol suochen drîstunt in dem jâre
daz bûteidinc [Sendgericht] , sô er ze sînen vollen
jâren komen ist, daz ist sô er einez unde zweinzic jâr alt ist
SpdtL
82,2.
90,6
u.ö.;
ein juncherre, der zu seinen jarn nicht chömen ist, daz ist über
vierzechen jar StRWien
15;
dennoch hette Priam / rechte drizzic kint, /
[...]. / sie warn zv irn iaren kvmen / vnde starg
an irme libe Herb
1720;
daz kint was niht ze sînen jâren komen
EnikFb
2102.
2125;
Spec
1,22;
Lanc
25,31;
Mühlh
136,16
u.ö.
– von Drachen:
koment si [die würme
] zuo ir jâren, in tuot der hunger wê: / sô wæne ich, in dem
lande vor in iht bestê OrtnAW
494,3
4.8
sîniu ~ verslieʒen, verenden
‘sterben’
daz ich in der zuoversiht diu mîniu jâr verslîze
KvWLd
32,347;
sus wârn verendet sîniu jâr Wig
8323;
RvEBarl
1514
4.9
~ unde tac
4.9.1
rechtssprachl. als Frist (auch ein ~ unde ein tac; vgl.
2HRG 2,288ff., LexMA 5,279; s.a. DRW 6,403f. mit weiteren
Belegen):
swa sich zwai elute gesament, stirbet der eins, eê
jar und tak furkumt, mit swelhen gedinge die zesamen komen sint, daz sol
staete sin StRAugsb
143,25;
di weri sal ste iar unde tac Mühlh
129,12
u.ö.;
swer einen totslac tuͦt,
[...] der sal die stat rumen in achte tagen jar
und tac uz der stat ze sine WüP
7b,3
u.ö.
–
da myn herre der konig die
keitunge [d.i. keitivige
‘unglückliche’
] jungfrauwen in syn beschirmung nam ein jare und einen
tag Lanc
308,21;
bin eimi iari undi bin eimi tagi nach uris vatir
toidi Mühlh
132,1
u.ö.
4.9.2
allg. für eine längere Zeitspanne (auch manic
~ unde tac; nicht immer scharf vom rechtssprachl. Gebrauch zu
trennen):
nu wert is iar vnde dag / daz uil manic man lac /
indeme kerkenere / vnde qualitin sich sere Roth
430.
724;
si clagte jar und tag / Liguridim di rainen / mit
manigem haissen wainen HvNstAp
15210;
da wonete der herre guͦte / manic iar vnde tac
Ägidius
281;
KvHeimUrst
698
4.10
der genâden ~
übertr. für Christus (vgl. Is 61,2; Lc 4,19):
wen er di genade ist / vor aller unser sunden mist / und ist der genaden
jar, / der sich uz der arken clar / der werlde bar czu troste
TvKulm
1659.
2940
4.11
sprichw. (?) ander ~ , ander guot
‘neues Jahr, neues Glück’
wir sulen wesen hochgemut. / ander jar, ander gut. / reuwik herze sol win
han. / ich han ouch gutes vil vertan / und lebe bi den leuten noch
Jüngl
492
jârâ , jârîâ
Interj.
auch jârîach, ierâ.
intensiviertes jâ (auch in Zusammenstellung mit diesem), häufig einen
Satz (eine Frage) einleitend
1 zum Ausdruck von Gefühlsbewegung 1.1 insbes. Leid, Klage, Verzweiflung 1.2 Zorn 1.3 Verwunderung 2 zur Bekräftigung, Bestätigung
1
zum Ausdruck von Gefühlsbewegung
1.1
insbes. Leid, Klage, Verzweiflung:
jâriach [La. u.a. owe
] , ir sît betrogen. / sich hât etwer angezogen / engels bilde unt
namen, / der uns schaden unde schamen / gefrumet mit sînen listen hât
KvFuss
481;
‘dû maht sîn niht vermîden; / dise nôt muostû lîden, /
[...].’ / diu sêle sprach ‘jarîâ!’ / sâ zehant
wâren dâ / die unreine geiste / [...] / und quelten sî
mit vlîze Tund
879;
‘jarâ jâ,’ sprach dô Wolfhart, / ‘daz wir die hervart / ie geriten an den
Rîn!’ Bit
7873;
‘jârâjâ’, sprach Hagene, ‘waz haben wir getân!’ NibB
477,3;
jâriâ, waz sol sîn werden? Priesterl
49;
Roth
2856.
3046.
– mit Gen.:
iaria der chlæglichen zeit, / swer mit der werlde tot geleit
Warnung
3013
1.2
Zorn:
dô sprach der künic rîche / vil harte zorniclîche: / jâriâ, dû vil armer
man, / wie hâstu sus an dir getân? / dû hâst harte missedâht, / dich hât dîn
ungelücke brâht / zuo dem bœsen muote, / daz enkumt dir niht ze guote
LBarl
588
1.3
Verwunderung:
si rufften alle ‘jara ja, / was pedeuttet dise geschicht?’
HvNstAp
18796
2
zur Bekräftigung, Bestätigung:
dô sprach der edel voget guot / ‘der rîche got müez uns bewarn!’ / ‘jarâ jâ’
sprach Wolfhart Virg
896,1;
jarâ jâ ich muoz mich wern ebd.
899,11.
898,11.
1038,7;
jâra jô, den ahselnotten [ein Tanz]
/ kan er wol ze prîse, / [...]; / hôher sprüng ist er ûf
anger wîse SM:Go
2a: 7,7;
jara ja! / bistu der boten ainer / der von mir nie dehainer /
lebent wart gelazen, / des muͤzen sin verwazen / die dich da her gesendet haben
WhvÖst
5224;
ich gedaht: ‘heylalle, yeia iera! / west ich waz nu griffen an, / daz ich nit
wuͦrde der sinne wan!’ MinneR 480
10
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