entlźhenen
swV.
1
‘etw. entleihen, auf Borg nehmen’
2 übertr. (nur als Part-Adj.) ‘geborgt, vorgetäuscht’
1
‘etw. entleihen, auf Borg nehmen’
der maister sol niht entlehen oder liehen oder kavfen oder
verkaufen [...] an der brvder willen
SpitEich
31,2;
swer borget oder entlźhent, der sol daz gelten
SpdtL
89,9;
sō entlźhen ledigiu vaz und giuz in ieglīchez ein wźnic; daz wehset und nimet
zuo, und verkoufe daz Eckh
2:210,4;
EvAug
10,2.
– mit Ersparung des Obj.:
ich [Habgier] dar in
[in den Sack] werffen / alles das ich dan kan
erwerben, / myne hende und alle die sy hant / odir die umb mich entlehen gant
Pilgerf
9996.
9847.
– als Part.-Adj.:
mit solicher gedinge, daz die selben entlehentū swin fūr das gescheide nūt
enkommen denne andere entlehentū swin UrkCorp (WMU)
1047,1
2
übertr. (nur als Part-Adj.) ‘geborgt, vorgetäuscht’
entlźhent sin und tōren rāt / vil selten lant betwungen hāt Freid
82,14;
scham, die man borget durch die geste, / [...] ist
niht gar nōtveste: / sō die geste zerrītent, vert entlźntiu scham mit in von dan
RvZw
277,3.
73,9;
ob er biederbekeit hatt die entlehent ist
Lanc
596,6.
–
so heiss ich unweslich, dem daz lieht der tugent in
entlenter, unsteter, unvolkomenr wise lśhtet Seuse
174,23;
so heisset eins ein entlentś vergangenheit, da der mensch
mit einem ufgebene sines frien willens sich got lasset in einem ieklichen nu
ebd.
161,1
entleiden
swV.
‘jmdn./ etw. von Leid befreien’
ine [
ich ne, Tristan] wirde niemer leides vrī, / ź daz si
[Ysōt] mich entleidet / und von kumber scheidet
UvTürhTr
115;
als men [...] dat riche / wilt intleiden
HagenChr (G)
718.
– textkritisch problematisch:
vmbe ein ieglich svnde / wolde er [der Mensch gewordene
Gott] buzze leiden / und im selben nicht entleiden
[vgl. Ausg.: entlīben
]
Aneg
2968
entleiten
swV.
‘wegführen, entführen’
du wirst mich entlayten [
educes me
] aus yren gelaiten falschen stricke PsMb
28(Glossar);
we mag syn dese junffrawe feir [l. fier
‘stolz’
] / de dese boese paltener / an eren danck haent entleit / ind als
eynen knecht gekleit KarlGalie
9477;
dat min here troste sich / maniger grozer arbeide, / duͦ he uch entleide
MorantGalie
1518
entlemen
swV.
‘lähmen’
hey sante [Papst Leo an Kaiser Karl] ouch bas / den
slussel van dem vanen an has. / [...] / want hey vorte
gezwat [etwas] , / dat id de Romer soulden nemen / ind de
heylge kirche intlemen Karlmeinet
322,65
entlenden
swV.
wohl ‘verlassen’, zu
lenden
‘anlanden von Schiffen, Leuten’, vgl. Anm.z.St. (oder ‘des Landes
berauben’, zu
landen
‘mit Landbesitz versehen sein’?):
ich wil niht langer hie stān, / wir suln zer herberge: /
[...] / nim dīn gesellen mit dir! /
[...] / als er ūz gewendet, / der hof wirt entlendet, /
daz man in siht blōzen. / einen schoc [Menschenmenge]
grōzen / siht man nāch im ūz gźn Helbl
15,456
entlenken
swV.
refl. ‘entgehen’
du darft des niht denken / daz du muges dich entlenken / von kumftigen grozen
plagen Macc
9038
entlźren
swV.
‘etw. verlernen lassen, abgewöhnen’
der [deutsche] keisir im [dem böhm.
Herzog] vaste anlag, / biz im der libe Sobezlab / must sin sun
sendin. / er liez sin zcungin schendin, / der er wart virlorn, /
[...] / sin sun er [der
Kaiser] entlart / [...]. / er gebot si
[die ihm überlassenen böhm. Kinder] tutsch zcu leren,
/ noch liez si widir heim keren. / do sy czu den stunden / wenig bemisch kunden
Dalimil
70,13
entlesten
swV.
‘jmdn./ etw. ablösen, befreien’
sus was der hirz enbestet, / diu hūt billīche entlestet
Tr
2916;
her, durch dat beste, / we sy uns ouch entleste, / des laesset uch, here,
gedencken KarlGalie
13873.
– oft mit Gen.d.S. oder präp. Erg. von:
allir best, / sī wurdin allir leid intlest NvJer
19471;
von disem wort aleine was ich aller werdikeit entlestet JTit
4964,4;
nū hatte sich ouch ūzgemacht / meistir Karl [...] /
daz er wold intlestin / Cristmemel von den gestin NvJer
24623;
hey soulde schere syn entlest / van ruwen ind van zorne KarlGalie
5503;
MorantGalie
1232.
4224.
– refl.:
mit glanzen stahelringen / stuont er dā wol gegestet / und hete sich entlestet
/ wīplicher węte garwe KvWTroj
28592
entlīben
stV.
‘schonen’
1 ohne Obj. 2 mit Dat. 2.1 d.P. 2.2 d.S. 2.3 mit zusätzl. Gen. 3 mit Nebensatz 4 mit Pron.-Adv.
1
ohne Obj.:
dv intlibis vnde richis Litan
46;
da der richter nicht entleibet, wan also wir ez verdient
haben PrOberalt
147,12
2
mit Dat.
2.1
d.P.:
sō dc er ainin ūf hebet, den anderen uirwirfet unde ainen
uillet, deme anderen entlībet TrudHL
131,32;
herre uater dv uns entlibe / durh di engellischen botscaf
Litan
1362;
irne scult in [Pl.] nicht
entliben. / nemet zehenzec tusent man Rol
5830;
LBarl
13937;
PrGeorg
95,1
2.2
d.S.:
nu entlip minen sunden / durch din selbes guote
SüklV
716;
LvRegFr
4840;
ich intlibe [nehme Rücksicht
auf] dineme gemuͦte / sint da inne ueunf man / so laze ich di
burc stan VMos
17,14;
ob si ir zorne entlīben
[zurückhalten] wolte Kchr
8349;
her slahende und hinwert, / dō si ein ander umbe triben,
/ wan si den swerten niht entliben, / diu si in den handen truogen
UvZLanz
2578.
– phras. (vgl. TPMA 9,393ff.):
nū vernemet mīn lźre: / swer dem besem entlībet, / den
sun hazzet unt nīdet Kchr
1377
2.3
mit zusätzl. Gen.:
entlīp mir keiner marter niht: / ich enruoch wie wź mir geschiht
Georg
3693
3
mit Nebensatz:
nu doch ewechlichen uerwirfet got ode niht entlibet er daz er genędiger si
[interl. zu aut non apponet ut complacitior sit (vgl.
Anm.z.St.: entweder parcet zu ergänzen oder im Vorgriff auf
complacitior)]
PsM
76,8
4
mit Pron.-Adv.:
mit armen er den schatz vertreip, / vil lützel er daran entleip LBarl
14195
entlīben
swV.
‘jmdn. entleiben, töten’
daz sī mit gemeinre macht / dī brūdre woldin tūn
vorācht / unde gar intlībin NvJer
5977;
di ouch dā wurden erslagen / źmāl und entlībet
JvFrst
8319
u.ö.;
Teichn
48,19;
JTit
3633,1;
PrBerth
1:427,25;
untlijfft, interfft ind verdreven HagenChr (G)
5961
u.ö.
entlībunge
stF.
zu entlīben stV.
‘Schonung’
hęiz mich under erwelten dinen gezalt werden [...]
mit in in ere erchuchet werden und wunden ze ęntleibung sel miner ansehen [
et sancta vulnera ad remedium anime mee inspicere
]
SeckauBrev
165,212.
– hierher? (Verständnis problematisch wegen Textlücke hinter
schryen):
ach ich arme sündige creatur [...] beger das
[...] der vatter nit richt an mir noch siner
gerechtikeit sunder noch siner göttlichen erbarmhertzikeit. vnd noch entlibung das
du ewige wisheit Jhesu Christe alle zit forderest von dinem vatter mit dinem bluott
giessenden schryen … PrWack
99,107
entlīchen
stswV.
mit Refl.-Pron. ‘sich unkenntlich machen’
sus mois ein hertze gain uit sinen eigen / und sich zu liebes
wille neigen. / is mois hem selbe auch ontlichen / und alle tzyt nach liebe
strichen, / is si zu vreuden of zu noden MinneR 497
179;
hei hade sich entlichen so waele / an cleidern ind an anderen zale, / dat en
nemant da en kant KarlGalie
812
entlīchesen
swV.
1
‘etw. verhehlen’ (zur Übers. von lat. dissimulare ) 2
‘etw. entlarven’ (vgl. Mhd. Gr. Wortb. § V 30)
1
‘etw. verhehlen’ (zur Übers. von lat. dissimulare):
er [der Abt] en sol auch niht
entlichsen die missetat der die da sundent BrAlt
2;
daz er icht entlichs oder klein acht daz heil der sel die im
enpholhen sint ebd.
2;
vnde sol oͥch nv̂t intlichson der vbirtvͦendon sunda
BrEng
2.
2
‘etw. entlarven’ (vgl. Mhd. Gr. Wortb. § V 30):
dem galt er sīnen willen wol / mit rede, mit muote als man
noch sol / entlīchesen die valscheit / die der ungetriuwe treit
RvEAlex
6001
entliden
swV.
‘etw. abtrennen, zerlegen, zergliedern’
nim huͤnre, die brat niht volle gar, entlide sie zvͦ morseln
BvgSp
30;
liessen sij sich zerryssen und entlieden; / sij dadent sich
lyden not / und pynigen bis inn den dot Pilgerf
3506.
5743.
– übertr.:
dat lant was vnuerhert / ind stoent bis noch in vreden. / dan aff woult id
Karlle entleden / ind reit daryn mit gewalt Karlmeinet
313,60;
gar sul wir uns besnīden / und entliden von den sitten / di in
snōdem leben mitten / an uns von altem wandeln haften JvFrst
1641
entliehten
swV.
‘
lieht werden, zu leuchten beginnen’
nu bin ich itzunt / bittende Ihesum Cristen / in dines herzen listen / der
bekentnisse ein liecht. / [...] / horchen, denken, vragen /
soltu mit vlize dicke, / daz dir des liechtes blicke / geben ein sulch gesichte, /
daz din herze dir entlichte Judith
2304
entligen
stV.
‘sich (zum Schlaf) niederlegen, einschlafen’
in einer naht / do si bede entlagen / und ires schlafes
phlagen Vät
7019.
27275.
20973;
EbvErf
1735;
in begunde / twingin sulche mūdekeit / [...], / daz
er ūf dem estrīch intlac / und einis kurzen slāfis pflac NvJer
21574;
der man was bi dem grabe entlegen / an dem got wunder machte / do er nicht
vollen wachte Pass I/II
390,57;
MarLegPass
23,278;
in der gnade ist dś minne in den sinnen entlegen und hat noch
leider die sele nit erstigen Mechth
2: 24,70;
er gesegende sie / und entlac sinen vetren bi, / wand er erstarb des libes
Macc
2008.
– in der Wendung des tōdes ~
euphemistisch ‘sterben’
daz er untz an den dritten tac / mit uf getanen ougen lac /
unde doch des todes was entlegen Vät
13911;
er regete sich niht umbe ein har, / mich duhte, als ich sit
wart gewar, / wie er des todes were entlegen ebd.
25495.
– übertr.:
do die rede was geschehen, / Pafuncio sine herze
entlac [beruhigte sich] , / wan im daz jamer des er
pflac, / der trost wenic abe nam Vät
28813
entlīhęre
stM.
‘Entleiher, Ausleihender’
den leyher oder schuldiger oder den personen, die da schuldig sindt, gleich
der porger vnd der entleicher StatTrient
144
entlīhen
stV.
1
‘etw. verleihen, zur Leihe geben’ (meist mit Akk.d.S., z.T. mit fakultativem Dat.d. P.) 2 selten ‘(von jmdm. etw.) entleihen, ausleihen’
1
‘etw. verleihen, zur Leihe geben’ (meist mit Akk.d.S., z.T. mit fakultativem
Dat.d. P.):
si entlihen nieman ir habe Iw
7200.
sīt daz er im entlźch sīn guot, / daz galt er als jener tuot / der dā mźre
entnemen wil Er
864;
het ich entlihen ir ein phunt, / sī węre mir vil selten / sō willic mit ir
gelten BFrau
674;
WernhSpr
12,10;
si entlihen kreftiger slege / mź dan ich gesagen mege, / āne
bürgen und āne pfant, / und wart vergolten dā zehant Iw
7143.
– selten mit Gen.:
got, der barmherz si unde des sines entlīhe hie in diseme
leben Spec
89,2;
unt chom er hin ze des hove umb eine mittenacht, unt chlophete an des tur,
und spręche: ‘friunt, stant uf, unt entlihen mir drier brote
[...]’ PrRoth
73.
– mit präp. Erg.:
si entlihen bźde ūz voller hant Iw
7165;
sī wāren zwźne męre / karge wehselęre / und entlihen ūz
ir varende guot ebd.
7191.
– mit Ersparung des Obj.:
uber tach erbarmet er sich unt entlihet [interl. zu
comodat
] unt geslęhte sin gesegent wirt PsM
36,26;
unde sult den geben unde entlichen, die iu da wieder ze geben noch
zentlihen haben Konr (Sch)
126,38;
entlęihet ir [Maria] , weiz got, si giltet iu
baz! Jüdel
458;
entlihen unde gelten, den wehsel triben alte und ouch die jungen
JTit
884,2.
6016,3
2
selten ‘(von jmdm. etw.) entleihen, ausleihen’
swer borget oder entlihet, der sol daz gelten SchwSp
10a;
hierher (so Glr.z.St.) oder zu 1 im Sinne von ‘ihm
anheimstellen’ (?):
suche got [...] / ruf in an, wis im bi; / entlihe im
din kurtz leben Erz III
36,455
entlīhten
swV.
nur in Reimstellung zu bihten.
‘erleichtern’
1 tr. in der Wendung sīn herze
2 refl.
1
tr. in der Wendung sīn herze
~ :
der vor die sieche muter trat / [...] unde bat, / daz
si wolde bichten / und ir herze entlichten / von deme, daz ir were ein schade
Pass III
590,26;
MarLegPass
24,624
2
refl.:
vntz er von sinen sunden / sich harte wol entlichte / mit redelicher bichte
Pass I/II
390,22;
ich habe gebicht / und von der sunde mich entlicht Pass III
583,46.
316,51;
er luterlichen bichte. / do er sich wol entlichte, / zu eime clostere balde er
vur MarLegPass
9,92;
Elis
8232;
NvJer
25225.
– mit refl. Dat.:
den warnte er und bate ouch / daz er im von der sunde
rouch / also verre entlichte / daz er sin sunde bihte Vät
6129
entlīmen
stV. (Ia)
auch -līnen ( Ottok ).
‘ablassen (von jmdm./etw.)’ (meist mit Dat.):
da si [Elisabeth] der rede niht entleim, / da fur
der werde hoveman, / [...] / wider heim gein lande wert
Elis
7094;
ein swert er im stach / durch daz lenke bein. / dāvon im
entlein / diu kraft und diu maht, / daz man in kūme brāht / ūz dem strīt hin dan
Ottok
57346;
die ivden warin mir grimme. ir dikeiner mir intleim MinnSeele (K)
78,22.
–
sīn arger wille nit entleim / gein der jźmerlīchen nōt Erlös
3732
|