eselōre
swN.
auch eselsōre.
‘Eselsohr’, großes, dem Eselsohr ähnliches Ohr beim Menschen:
nu sagen wir von den ōren [des Riesen] , wie die wārn
getān: / sie glichen esels ōren WolfdD (J)
5:59,4
– als Kennzeichen des Narren:
man zeichent torn / mit einem wunderlichen snit, / daz man
sie erkenn do mit. / einem macht man esel orn, / so wirt eim ein platt geschorn, /
daz man yn erkenn do bey / daz er ein tor, ein narr sey Teichn
556,67;
wenne affen zegel und esels ōren / tragent veil der werlde tōren, / von den
wehset ein seltsźn orden Renner
16163.
14110;
Stolle
26,10;
UvEtzAlex
5904
eselrieme
swM.
‘Riemen aus Eselhaut’
der in der schrift sich kan verstźn: / der wirt vil selten von im
[von einem Toren] geźrt, / swenne er sich hinden gein im
kźrt / und sich manigerleie verwet / sō er den esel riemen gerwet Renner
16798
eselstimme
stF.
‘Stimme, hoch wie die eines Esels’
der üppig pfaffe wart geschant: / sīn eselstimme wart erkant, / doch er geviel
im selber wol, / als billīch noch ein esel sol Boner
82,42
eselsvleisch
stN.
‘Fleisch vom Esel’
esels flaisch macht gar pœs pluot dem der ez izzet
[...] iedoch ist ez pezzer wann der pferd flaisch
BdN
120,5
eseltrībęre
stM.
‘Eseltreiber’
man sol dem eseltriber von dem scheffel einen phenninch
[erg. lōnen
] nah minnen [freiwillig]
StRAugsb
48,21;
der eseltriber ziuhet wol zem iar aines [ein
varh
] und niht me ebd.
171,19;
agaso : eseltriber VocOpt
13.039
eselvole
swM.
‘Eselsfüllen’
er [der Erlöser] sal ze den zīden / einen esel
[La. ein eselfolen
] rīden [
ascendens [...] super pullum filium asinae Za
9,9]
Erlös
1528;
dine varren und dine esilvuln, di di erden arbeiten, werden ezzen
gemischet getreyde Cranc
Jes 30,24
eselvülīn
stN.
‘Eselsfüllen’
nu gant / hin in daz castel, daz ir hant / da gein uch ligende. alzuhant / ein
eselfulen uch wirt bekant / gebunden, da noch nieman ist / geseszen uf zu keiner frist
EvStPaul
4281.
4291
źsen
swV.
→
atzen
źser
stM.
‘Jagdtasche’
[er] greif dā wider nider / nāch dem [von
dem Falken erjagten] antvögelīn / und stiez ez in den esser sīn
Bussard
870
eskelīr
stM.
auch escelier, escalier (aus afrz. escler, vgl.
Vorderstemann, Fremdw., S. 90).
‘hoher sarazenischer Würdenträger’, meist in formelhaften Verbindungen mit
amazzūr und emerāl:
Terramźrs nōt / pflac dō deheiner vīre. / amazzūr und
eskelīre / und emerāle ungezalt, / der lac sō vil dā tōt gevalt Wh
107,6.
34,22;
ungezalte die wāren erkorn / zuo eskelīeren an vürsten krefte
zil ebd.
256,1.
258,13.
339,17
u.ö.;
TürlArabel
*A 57,30;
escelier und emerale / und ander ritter het er lutzel schone JTit
3729,4.
3491,1.
4062,4
u.ö.;
vil amazur und escalier / valten die von Burgunde in der dicke schier
Loheng
4444.
4687;
UvEtzWh
3923
esklirīe
stF.
‘Stand und Würde eines eskelīr
’
nū wānd ich armer man / daz ich von banden węre verlān, / dō
mich des rœmischen künges hant / dem gap, der vor ūz ist bekant / zer hōhsten
eskelīrīe, / und der vür wār der vrīe / ist aller valschlīchen tāt Wh
287,5
espan
stN.
→
eʒʒischban
espe
swF.
→
aspe
ėsper
Subst.
aus afrz. espeir.
‘Hoffnung’
von dem morgen zu der vesper / wirt ir leben und ir esper /
verhouwen und versniten gar Hiob
1702
espīn
Adj.
auch espen.
‘von der Espe, Zitterpappel’
ad dolorem dentium nim die espinun rinde
[...] vnde lege sie in den munt Ipocr
106;
daz wir swīgen suln unde niht klaffen suln noch sneren als diu espīnen löuber
an den böumen PrBerth
1:159,30.
– phraseol. bib(en)en/(er)zittern als ein ~ loup
‘zittern wie Espenlaub, stark zittern’
im begunden arme unde bein / bibnen als ein espīn loup Eracl
3027;
er zittert als ein espen loup KvWPart
1234;
KvWTroj
20697;
ich muoz als ein äspīn loup / von sorgen grōz erzittern Reinfr
3349;
nu sich wie he [Jesus in Gethsemane] steit, in
wilicher not! / he bivet alse ein espen lof Lilie
34,38;
Hätzl
1:30,44
1esse
stN.
aus lat. esse (s. a. essencie).
‘Sein’
daz hūs gotes ist diu einicheit sīnes wesens! [...]
dā sitzet er in sīnem nęhsten, in sīnem esse, alles in im, niergen ūz im Eckh
1:314,4
2esse
stN.
aus lat. assis.
‘die Eins auf dem Würfel, der geringste Wert’
unio vel canis: essi SummHeinr
1:356,135;
darnāch was einer dā, / der warf drī und ein esse sā
Ottok
89530;
er warf vor in allen / dru ses und ein esse Pass III
408,81;
Schachzb
108,32.
ein quater mit vier essen stāt, / der iegelīchez sīne wirde sunder hāt
Loheng
84.
–
der tiuvel schuof daz würfelspil / dar umbe daz er sźlen vil / dā mit gewinnen
wil: / daz esse er hāt gemachet / dar ūf daz ein got gewaltec ist RvZw
109,3;
und wann alle welt da inne [in dem obersten
Knopf, der den Pilgerstab ziert] gespiegelt ist, / ist sij nit so
gros als daz es an dem wurffel ist Pilgerf
3588.
– übertr.:
dā si ir friunt wesse, / den warf sie līht zwei esse [verliebte
Blicke] – / der andern schanze węr ze vil, / dā man zuht hüeten
wil Helbl
1,1122.
–
‘das Geringste’, phraseol. (vgl. Friedrich, PhrasWB, S. 152)
macht niht die rede so węhe. / ob Rennewart sie wesse, / iu węr gevallen ein
esse [ihr hättet verloren] , / iu verduͤrbe guͦt, lip
und pris Rennew
4880;
ez vellt einem rīchen herzogen / als schier ein esse ode ein
tūs [nur Geringes] , / als dem bœsten von dem hūs
Eracl
2617;
nu viel in disen meren ir vreuden esse zer drie JTit
1555,1;
StrAmis
2484;
Martina
54,25.
160,5;
sīn [Willehalms] ses hāt kūme ein
esse nū [seine Sechs hat kaum noch eine Eins, d.h. er kann seinen
früheren Erfolg nicht annähernd wiederholen]
Wh
43,29;
ein esse im [Willehalm] niemen
übergeben / kunde an sō bewandem spil. / diu vlust der māge twanc in vil, / noch mźr
diu nōt der Gyburc phlac [niemand konnte ihm noch das Geringste
dazugeben, denn in Bezug auf das Leid hatte er den höchstmöglichen Wert
gewürfelt]
ebd.
162,22
ėsse
stF.
auch swF. ( UrkCorp ).
‘Feuerstätte des Schmiedes, Münzers, Erzgießers, Esse; Schmelzofen’
1 allgem. 2 in Vergleichen
1
allgem.:
di kolen da der smit sin isen inne hat gegluet in der ese
SalArz
79,55;
RvEAlex
8961;
heiz all die balge nemen, / die den smiden zuo der esse
zemen, / und heiz zesamen rennen daz golt EnikWchr
24418.
24461.
24463.
24561;
ez in sal nieman habin ein essin da man silbir vffe burne dan der
mvntzemeister vnde die husgenozin vnde goltsmide vnde stubewesschere UrkCorp
1161A,23.
– übertr.:
wann er [Wolfram von Eschenbach] in der künste ess
sie [die Worte] worht nāch sīner lüste Loheng
7637;
dar inne [in der Schmiede, die die Welt bedeutet]
stāt besunder / ein esse, gluot darunder Kolm (B)
12,4
u.ö.; vgl.
der esse gluot daz ist diu helle ebd.
12,31
2
in Vergleichen:
wande dih daz fur siner minne hete durhsoten / alse daz
gelutterete golt inder esse Litan
642;
BrZw
1;
PrGeorg
93,13;
so wirt din lop gar nuͤwe / gepuͤret [geläutert] in
der eren esse, / alz der pluͤend zwig von Jesse MinneR 444
449.
–
her Dietrīch wart ein zornec man: / man sach im von dem munde gān / sam von
der esse tuot daz viur LaurinA
545;
sīn [Christi] herze bran an dem kriuze als ein
viurīn ezze oder ein oven, dā diu flamme an allen enden ūz sleht Eckh (Pf)
220,4;
JTit
6208,4;
Krone
27422
essencie
F., swN.
‘Wesen, Sein’
der heilige geist ist die minne. / seht, da durch und dar inne
/ ver einit die dri personen sin / in einer essencien an in Vät
30;
dā [im Himmelreich] lebet diu gots
essentiā / per infinītā seculā RvEBarl
10979;
dā [in der einicheit
] sitzet er [Gott] in sīnem nęhsten, in
sīnem esse [La. in seinem essencie
] , alles in im, niergen ūz im Eckh
1:314,4
esser
stM.
Ansatz unsicher, zu źser?
1 unter Handwerkern genannt, ‘Täschner’ (?) 2 unter Gaunern genannt, ‘Taschendieb’ (?)
1
unter Handwerkern genannt, ‘Täschner’ (?):
brenge mir ouch den byerschrotener / und dar czuͤ den botener, / esser, eyler
[Töpfer] , spoͤrer, veyler OsterSpI
329
2
unter Gaunern genannt, ‘Taschendieb’ (?):
jch pflig der ezzer vnd der dopler [= topeler
Würfelspieler]
Luzifer
5,75;
unsere herren meister unde rot, schöffel und amman sint uberein komen, das
alle seckelsnyder [...] und
lehenere [Wucherer] , esser und ryfion [=
ruffiān Kuppler] dise stat
[...] rumen sullent in den nehsten dryn dagen
UrkStraßb
4,2:24,11
(a. 1303)
|