geklûder
stN.
ein Gewicht beim Wollhandel:
men sal von deme czyntener czu wegen [für das Wiegen eines
Zentners] gebin czwen Gottingesche phenge
[...], von deme geclude [l.
gecluder
] , unde von dem man daz gewichte in eyn
andir hus treit, eynen Gottingeschin phennig, unde von den borgern, den men wegit in
dem wagenhuse, von deme cluder eynin hellir StRHeiligenst
97
geklûter
stN.
‘Befleckung, Schmutz’
daz dutet irs herzen lutter, / wen sie nicht mit dem
geclutter / der werlde wolden umme gen HeslApk
21742
geknüpfe
stN.
‘Verbindung, Gefüge’
dáz gecnúpfe dînero dîeho. dáz sínt háls
zîereda [
iuncturae femorum tuorum sicut monilia
Ct 7,1
]
Will
112,1
gekobel
stN.
‘Felsenschlucht’
er [Dietrich, der einen Eber jagte] kam in ein
gekobel tief Virg(St)
459,5
(vgl.
das kobel ebd.
460,9
)
gekœse
stN.
‘Wort, Rede, Gespräch’
1 allg. 2 pejorativ: ‘Geschwätz, Gerede’
1
allg.:
dîn gekôse íst sûozze Will
56,1;
TrudHL
48,11;
mit suozlîchem gekôse Kchr
12800;
des koningis gekose / was ane uals lose Roth
4500;
din triutliches gekoͤse WhvÖst
6760;
si sâzen ze muose mit vrôlicheme gechôse Gen
1009;
in eime heimelîchen gekôse mit gote HvFritzlHl
23,10.
23,13;
daz er [Teufel] wol hôrte / an dem ir
[Evas] gechôse, / daz ir herze was bôse Aneg
1289;
an dem angesichte was her [Jesus Christus]
lustlich. an dem gekose tapfir und selzin vnd senftmuͦtic EvBeh
Einl 15
(vgl.
an der rede Lentulusbrief(W)
575
)
–
sîn ~ haben (mit jmdm.):
daz man in [den Teufel] niene
sâhe, / daz er sîn gechôse sô haben muose Gen
318;
sô hête er mit gote sîn gechôse ebd.
1869;
hêrre, wer bin ich [Moses] , /
[...] daz ich mit Pharaône / muge haben gechôse
Exod
548;
Köditz
55,32.
–
sîn ~ heben, kürzen, kunt tuon:
so hevet er sin gechose Hochz
638;
mit schult er sich im erbot / und kurzte sin gekose PassIII
306,49;
er [Gott] ist formende di
berge und schepphende den wint und kunt tunde deme menschen sin gekose
[
eloquium suum
]
Cranc
Am 4,13.
– mit hœren, vernemen u.ä.:
merket und horet min gekose Cranc
Jes 28,23.
Jes 29,4;
so der ewart dar chumet, / unde er sin gechose vernimet
Hochz
637;
jne duhte, wie er verneme / ein geköse da von lùten Krone
26373;
grosz geköse vnd schal ebd.
26835
2
pejorativ: ‘Geschwätz, Gerede’
sus getân gechôse / daz dunchet mich sô bôse Exod
987;
ich wil niht mere / vernemen evr gekoͤse. / ez waz ein
man boͤse / der evch alle hat betrogen Wernh
A 2703;
uwer goete [...], / Appollo unde
Machmet, [...]. / uͦpich ist ir gecose, / die tuuele
wonent dar inne Rol
808;
Brandan
691;
durch valsch gekose PassIII
407,18;
sin listigez gekose ebd.
322,2;
waz si [
diu
unkiusche
] tumber lút vat / mit haimlichen gekos
SHort
4603;
die mit irme spothe vnde mit gekoͤse stant vnder der
messe Lucid
105,2;
owi des gekoses, [...] der ahtersprachen,
[...] inde der lugenen Lilie
9,28
gekrach
stN.
‘das Krachen’
da was groß gekrach von den spern und von den glenen die off
schilde zurstochen wurden Lanc
76,1;
da wart eyn michel gekracht [l. gekrach
] ,
/ do sper intgaen sper brach KarlGalie
7305
gekrademe
stN.
‘Geschrei’
in deme nideristen gademe [der Arche
Noahs] was aller vogele gechrademe Gen
699
gekrenkenisse
stF.
‘Schädigung’
so suͤllent sie ledig sein beyde leihendes, gebendes, varnlaszendes
ires gutes und allerhande gecrenckenisse von uns, unseren nachkomen und von allen
unseren pflegern und ambachluͤten UrkStraßb
5,1:148,21
(a. 1347)
gekretz
stN.
Abfälle der Metallbearbeitung, ‘Gekrätze’
spricht ein man den andern an um aberslich
[Schlacke?] oder um gechrecz
[...], her darf im dor um nicht antworten in der stat
gerichte, [...] wan umme seimlich dinck schol man auf dem
perge vor dem perkrichter oder vor dem munczmeister von recht taidingen
BgRIglau
490,11
gekrîe
stN.
Koll. zu
krîe
stF.
1
‘Geschrei, Gekrächze’
2 wohl ‘Heerschar, Lager’
1
‘Geschrei, Gekrächze’
jch will lossen den froschen ir geschrei / vnd den rappen ir gekrey
ElsLA
714,12
2
wohl ‘Heerschar, Lager’
er [
der kuninc von Syon
] hat gesant / in
kristenlant / boten in daz gekrie Reinolt
2:1,5
gekrinnelet
Adj.
‘mit Kerben, Einschnitten versehen’
manik blat getzindelt, / gechrispet und gechrindelt Suchenw
25,16
gekriute
stN.
Koll. zu
krût
.
1
‘Blumen’
2
‘(Heil-)Kräuter’
3
‘Gewürze, Spezereien’
1
‘Blumen’
diͤ wize lilj der reinicheide, / diͤ brun viol
der otmuͤdcheide, / diͤ rose [...]. / he
besach al din guͦt gekrüde MarlbRh
6,27.
6,29;
des liͤven bluͦmen ruchent aleine, / al
bluͦmen ruchent in im algemeine; / siner violen otmuͤdcheit / al
violen ser üvergeit; / sine lilj is rein aleine, / van ir sint alle liljen reine; /
van siner minn’, van siner rosen / werdent geverwet alle rosen. / sin gekrüde
sere duͥre / verwinnet alle creatuͥre ebd.
102,13
2
‘(Heil-)Kräuter’
sa gab ir ouch di reine / ir suchede guͦt gecrude Elis
5081
3
‘Gewürze, Spezereien’
daz ein iclich uzwendic gast odir kouffman sal sinen couf odir cremerie in
sinis wirtis herberge vorkaufin, wurze, gecrute und allis, daz do
spundit [im Faß durch Spund eingeschlossen] ist, bi
dem spunde [...]. geschit abir, daz ein burger in der stat
wolde coufin rys, vigin, oley, mandiln und andir gecrute, das zu der cuchinspise
gehorit, daz sal he coufin bi dem virteil UrkSchles
8,13
(a. 1318);
welch gast brengit [...] pfeffir, jngeber, czukir,
safferan, mushatin vnde allerleige gekruͤde, di den gleich sein
UrkSchles(B)
53:5,5
(a. 1327);
we ivch [...] pharisei glichsnere,
ir verzehent di minzen vnd den hanf, vnd allez gechraüte, vnd di ravten oder chöm,
vnd linse, et ciminvm EvAug
57,14
(vgl. Mt 23,23)
– zur Vorbereitung des Leichnams für das Begräbnis:
ich, liͤf, enweiz, wamide / ich dich bestade
zuͦ dem grave, / als it guͦt wer inde side. / vür diͤ mirre
nim min ruͥe, / vür guͦt gekrüde nim min truͥe, / vür den
balsam nim min minne MarlbRh
33,36;
hey stalte iamer ind noit / vmb des wyues doit / ind dede sy balsemen
schere / mit edelem gekrude fere Karlmeinet
317,33
gekrœse
stN.
‘Eingeweide’
nim ein gans, die niht alt si, nim vz daz gekroͤse
BvgSp
42.
26.
42
gekudde
stN.
→
gequide
gekünne
stN.
‘Abstammung, Familie’
wuocher unt versaz hat vil der niuwen herren gebraht, / der gekünnes man bi
Welfes siten [l. ziten
] kleine hat gedaht
Stolle
28,6
gël
Adj.
Adv.
flekt. gel(w)-; Komp. gelwer.
‘gelb’
1 allg. 2 von der fahlen, blassen Haut der Toten, Kranken, Leidenden 3 vom menschlichen Haar, ‘blond’
4 von auffallender, modischer Kleidung 5 als Signalfarbe zur Kennzeichnung bestimmter Personen(gruppen) 6 in der Farbsymbolik
1
allg.:
gel als ein thopazîus Parz
780,20.
301,29;
gelwer dan safrân Tr
15828;
dú amselle [...] hât ainen schoͤnnen schnabel
gelwen PrGeorg
22,30;
aspis [...] ist ain slang wahsvar
oder gel BdN
262,13.
185,29.
452,10
u.ö.;
nim auripigmentum (daz ist gelwe varwe) Barth
143,29;
En
2735
u.ö.;
RvEAlex
1315;
HvNstAp
9041;
BairFärb
9,1;
BvgSp
48.
–
daz swarze dunket dich blanc
[...] / und daz gelwe alles rot
Rennew
3203;
spriche ich ‘gel’ sî sprichet ‘rot’ BFrau
66.
– häufig in Aufzählungen:
diu heide was von bluomen gar / rôt, wîz, weitvar, /
brûn, grüene unde gel, / swarz, mervar, [...]
UvZLanz
4751;
man sach dâ [...] / mange decke
snêwîze, / gel, brûn, rôt, grüen unde blâ Tr
667;
Wig
226;
KLD:UvL
29:1,7;
SM:Had
19:1,3;
PrGeorg
243,11.
– adv.:
in brûner brûne purpervar der meie sich nu gestet, / hie gelwer gel, dert
blâwer blâ KLD:HvW
5,9;
KvWEngelh
2654
2
von der fahlen, blassen Haut der Toten, Kranken, Leidenden:
des [Schläge] wart sî als ein tôte gel BFrau
608;
im [vom hl. Servatius Geheiltem] durchbrast diu
gelwe hout, / warc unde æiter dar ouzran Serv
3220;
si wart von sargen gel MargAntiochVI
370;
dirre ist gelwer denne ein wahs Renner
365;
StrKD
98,74;
PrSchw(St)
2,229;
SchülerA
A 695.
– übertr.:
swie sêre si tanzen, reien, springen, / doch broget ir fleisch der gelwe
tôt Renner
24025
(vgl. unter 4).
– adv.:
[Paris erblickt Helena] dô wart geverwet über lût /
sîn bilde alsam ein tôte gel KvWTroj
22393
3
vom menschlichen Haar, ‘blond’
ir har was gel recht als ain gold HvNstAp
15029;
sein gel, raider, schoner part ebd.
14365;
noch gelber denn die siden / ist ir das har raid vnde val MinneR301
185;
des wart ir gelwez hâr zerrouft Häslein
198;
Herb
3255;
KvWTroj
3014
u.ö.;
PassIII
114,54;
Renner
17388.
– adv.:
sie hät ain gold far här, / fin gel und brunn gevelwet
MinneR3
33
4
von auffallender, modischer Kleidung
(vgl. Brüggen, Kleidung S. 160ff. mit zahlreichen Belegen):
mit gelwem gibende / wellent sich die gebiurinne
[...] / des rîchen mannes tochter ginôzzen
Erinn
329;
dyn kyn vnd din snewyze kel / blenkin duͤrch den sloyer gel
MinneR68
395;
blôzer nac und gelwer kitel / lockent manigen valschen bitel Renner
12577.
12408.
12600;
Priesterl
707;
PrBerth
1:115,2,3.
2:181,17
u.ö.;
PrSchw
2,69;
PleierMel
6969;
PassI/II
4,20.
– subst., ‘gelbe Kleidung’
swer brûn, gel treit, grüen oder rôt / mit sünden Renner
2491.
– übertr.:
rehte alsô gêt ir [gelb gekleidete Frauen] als
ein gelwer tôt [d.h. mit Todsünde behaftet]
PrBerth
2:181,19
(vgl. unter 2).
– adv.:
gel sam ein ringelbluome / sîn cleit geverwet dûhte
KvWTurn
176;
KvWTroj
32438
5
als Signalfarbe zur Kennzeichnung bestimmter Personen(gruppen):
die jüdinne unde die pfeffinne unde die bœsen hiute
[Huren]
[...] süln gelwez gebende dâ tragen, daz man sie erkenne
PrBerth
1:415,16;
StRMeran
425;
ein gelwer [gelbgekleideter] jude PrBerth
2:181,20.
– subst.:
daz gelbe an dem zegelîn was an dem schaft / gebunden vast durch vride zuo
der stangen [bei einem Parlamentär]
Loheng
3985
6
in der Farbsymbolik:
[Rätsel über den Neid:] ich spür ein wunder dur die lant
/ in gelwer grüener varwe schîn, / [...] sag an, wem mac ez
sich glîchen? Marner
11,2.
– subst.:
gel, grüne, weitîn / daz sol diu nîtvarwe sîn Freid
60,5;
gel sî gewert [bezeichne gewährten
Liebesgenuss] , si sprechen Hadam
247,1;
SechsFarbenI
179
gelabede
stF.
auch -leb-.
‘Labung’
er [Gott] hat die spise und den trank geschaffen
deme libe zu genaden und zu gelebede PrLpz
238,16;
si [Tiere] wurden sîn
[Löwe] gelebde [La.
gelabte
]
WälGa
10919;
daz [Bußetun] ist der sele gelâbede
unde ist deme libe unsênfte Spec
45,30;
KvFuss
774
gelach
stN.
‘Gelächter’
do wart eyn gelach, / da David also sprach. / Karlle begunde ouch smutzlachen
KarlGalie
8177;
eyn groes gelach ebd.
6772.
12031
gelâch
stSubst.
Bed. unklar, ‘Bezirk, Ort’? (Glossar z.St.: ‘Wille,
Absicht’; s.a. Schönbach, EvStPaul. S. 96):
wer minnet mich, der gie mir nach. / da dan ich bin, da hat gelach / zu sine
er auch, der diener min [
Io 12,26
]
EvStPaul
13253
gelæge
stNF.
1
‘das Liegen’
2
‘Lage, Situation, Verhältnis’
2.1 von räumlicher Lage, Naturgegebenheiten 2.2 von Menschen 2.3 anders 3
‘Landstrich, Gegend, Gebiet’
1
‘das Liegen’
sie [die Sieben Schläfer]
erwachten und stunden uf. / nieman clagete sine huf / von langem gelege
Vät
38453
2
‘Lage, Situation, Verhältnis’
2.1
von räumlicher Lage, Naturgegebenheiten:
ouch sayt her [Marco Polo] eyner iclichin
provincien ir gelege unde ir e MarcoPolo
1,9.
6,4;
man sagete uns [...] / al des berges gelege
Brandan
1668;
der meistir brûdir Herman [...] bûwete in daz
selbe lant / eine burc [...] / al dâ an ein gelêge / dâ
offene herwege / kein Colmerlande lâgin NvJer
4649.
10201;
PassI/II
350,22;
PassIII
23,40;
Macc
6942
2.2
von Menschen:
ouch pruvet daz gelege / der von Sabba, waz wege / sy
wandern Hiob
2259.
–
er sante einin botin, / der ebbin dort besêge / der burcluite gelêge,
/ wî iz um sî wêr gestalt NvJer
19993;
Hester
361
2.3
anders:
der bischof [...] in vruntlichen bat, / daz er
were an siner stat / und des amtes pflege, / wand im daz gelege
[die Umstände] / aller best were kunt
MarLegPass
23,148.
– in Erzählerkommentaren:
swâ daz ich dî gelege / gevûclich noch gewege [wo ich die
Gelegenheit dazu für passend erachte]
NvJer
287;
als der gelege vuget wol PassI/II
116,71
3
‘Landstrich, Gegend, Gebiet’
[der Stamm Asser bewohnt das Land] von dem gelege
[
plaga
] des ostin bis an das gelege des
meris Cranc
Ez 48,2;
die vier gelege des landes ebd.
Ez 7,2.
Uzl 269,46
u.ö.
|