gelīchsamen
swV.
‘jmdn. mit jmdm. (Dat.) vergleichen’
der disu min wort hoͥrt vnde sv tvͦt, den
glichsamon [
similabo
] ich eime wisen man der
da het gezimbirt vffin den stein [
Mt 7,24
]
BrEng
Prolog
gelīchsāt
stF.
‘Heuchelei, Verstellung’
daz diu gotis burch ieht irslichen werde mit der glīchsāte.
daz sulin diu wachenden ougen bewarn TrudHL
115,1;
der [
tugende
] aller
anegenge ist gedult in allen dingen. daz ander ist gehōrsame mit guͦter
einmuͦte [...]. daz dritte daz ist diemuͦt
āne gelīchsāte ebd.
60,2.
94,32.
– personif.:
dā uehtent die āchuste mit den tugenden.
[...] dā uihtet in [den
Menschen] diu glīhsāt, daz siu uerwerthe die durnahten wārhait
TrudHL
114,8
gelīchsenęre
stM.
1
‘Heuchler’
2
‘Schmeichler’
1
‘Heuchler’
glichsner das sint alle die die eins redent vnt ein anders tuont PrWack
56,475(App.);
under die wāren gotes boten / sint trugenāre komen
[...]. / in der toufe hźre / sint gelīhsnāre
Kchr
3452;
dō leiten si den man / ir kutten eine an, / als er irs orden
bruoder węre. / hin slichen die glīhsenęre Ottok
41044;
ein kündiger glīchsenęr Helbl
5,42;
AvaLJ
54,6.
145,2;
VMos
29,29.
39,9;
PrOberalt
129,38;
ReinFu
K,2252;
RvZw
141,6;
HvBurg
3276;
BdN
170,32
u.ö.
– oft Übers. von lat. hypocrita:
dat einre hande luden sint, die heizent ypocrite, dat ist gelichsemere
Lilie
8,4;
waz vorsūchit ir mich, ir glīsnźre? EvBeh
Mt 22,18
u.ö.;
PsM
Per 2,14;
SchlierbAT (LS)
1,88;
Hiob
6374;
Tauler
186,22
( Mt 6,2)
– für lat. pharisaeus:
in der czit gyngen czu Jhesu meistere unde glissenere
EvBerl
22,17.
4,10;
Symon der glīhsenęre Ottok
57570;
der glissenere / secte [
haeresis
pharisaeorum
]
HistAE
5465;
PrSchw
1,84
( Lc 18,10)
PrGeorg
22,33;
Teichn
300,124
u.ö.
2
‘Schmeichler’
parasitaster, adulator: glichsenere Gl
4:217,6;
SummHeinr
2:174,394;
man siht die glīchsenaͤre / den gewaltigen komen ze maͤre, / die
valsch sind unde lügelich, / und wellent dāmit lieben sich / und von den gewaltigen
lob empfān Ammenh
16379
gelīchsenęrin
stF.
‘Heuchlerin’
glīchsener unde glīchsenerin, dich bekennet der almehtige got vil wol, in
swelher glīchsenheit dū dich erzeigest PrBerth
1:62,4
gelīchsenen
swV.
1 intr. ‘heucheln’ , subst. Inf. 2 tr. ‘erheucheln, vorgeben’
1
intr. ‘heucheln’, subst. Inf.:
so streipht man denn andren liuten ir guot ab mit gilen und mit glichsnen und
mit mengerhant listen PrEngelb
205,146;
sanctus Paulus [...] nennet die
houptsünde sus: [...], / gelīchesen,
zouber [La. glihsenen, zavberen
] , trügeheit
RvEBarl
4035
2
tr. ‘erheucheln, vorgeben’
si gelīchsente grōz ungehabe / [...]
gelīch einem wībe, / diu ze solhen nœten gāt [d.h. gebären
wird]
Tr
1920
gelīchsenerīe
stF.
nur glis(s)-, vgl. aber fnhd. gleichsnerei neben
gleisnerei (FWB 6,2352f.).
‘Heuchelei’
alsō schīnet ouch ir [
Pharīsei
]
wźrlīchen den lūten von būzin gerecht, abir von binnen sīt ir vol glīsenerīe und
ungerechtikeit EvBeh
Mt 23,28;
hoffart, scharffekeit, vppige ere, ruͤmonge, vngehorsamkeit,
widerstellonge, versteynonge, glissenerie vnd klapperie Pilgerf
Bildbeischrift vor 7339. vor 7990.
8035.
Bildunterschr. nach 9107
Gelīchsenhart
stM.
fiktiver Personenname, ‘Heuchler’
Schindengast und Lügenhart / und sīn bruoder Trügenhart, / Smeichart, Swerolt,
Glīchsenhart, / [...] pflegent des hofes naht und tac
Renner
9073
gelīchsenheit
stF.
‘Heuchelei, Verstellung’
also schinent ir avch von vzzen den menschen gerehte, aber
inwendik sit ir vol glichsenheit vnd bosheit [
pleni estis hypocrisi
et iniquitate
Mt 23,28
]
EvAug
58,5;
vor kündiclīcher glīhsenheit / sol man sich sźre hüeten RvZw
141,6
u.ö.;
techanīe, bistuom und abbatīe / kan nu erwerben gītikeit / mit schōn gemālter
glīchsenheit Renner
806
u.ö.;
er [Gott] tuet dike einez als in einer
geleihsenheit [gleichsam unter dem Vorgeben] als ob er
dich von im werfen und treiben wolle: do ker dich nit an. gelaub mir, ez ist sein
meinung, daz du im dester zertlicher und güetlicher tuest AdelhLangm
93,32;
Spec
120,7;
RvEBarl
8087(La.);
PrBerth
1:61,36ff.;
PrSchw(St)
5,72;
Schachzb
74,28.
83,98.
–
die cristenlichen gelichsenheit [das vorgebliche
Christentum] , / die er [Kaiser Julian der
Apostat] vor des an im truc, / mit aller craft er von im sluc
PassI/II
356,65.
– personif.:
sō füert die fünften schar bereit / Misstriu unde Glīchsenheit, / Unmāze,
Trunkenheit dā bī Helbl
7,538.
7,569.
7,700;
ketzerīe, rüemen, tratzen, [...], / stolzieren und
bœsiu glīchsenheit, / [...]: / diz ist der hōchferte
ingesinde Renner
294
gelīchsenisse
stF.
‘Heuchelei, Verstellung’
daz ist wārheit, swenne ich daz offenbāre, daz ich in mīnem herzen hān, und
spriche daz [...] sunder glīchsenisse und sunder bedahtheit
Eckh
2:167,1;
er [der ketzer
] gźt durch kein guot her
[in die Kirche] , niur durch gelīchsenüsse
PrBerth
2:50,14
gelīchsenlich
Adj.
‘heuchlerisch’
hütet ivch von dem schribern [...].
di da frezzent di hüser der witiben. in glichsenlicher valscheit in langem
gepete [
qui devorant domos viduarum simulantes longam
orationem
Lc 20,47
]
EvAug
194,12
gelīchsenunge
stF.
1
‘Einbildung, bloße Vorstellung’
2
‘Schmeichelei, Streben nach Begünstigung’
1
‘Einbildung, bloße Vorstellung’
[Christus hat die menschliche Natur nicht nur geistig, sondern auch
sinnlich-körperlich angenommen; eine andere Auffassung] enwere
nihtes niht anders denne ein glichsenunge der infleischunge [
fictio
quaedam incarnationis
]
ThvASu
46,1
2
‘Schmeichelei, Streben nach Begünstigung’
adulacio, ambicio: gesilchsnunge [l.
gelichsnunge
]
GlGerm
18,66
gelīchsetzel , gelīchsetzler
stM.
eine Art Zähne:
daz dreierlai zend sein: [...] der
andernlai zend sint geleichsetzel [
dentes
continui
] , als des menschen, des pferds und des affen zend,
dar umb daz si geleich nāch ainander gezinelt stźnt BdN
14,3;
diu tier, die gleichsetzler [
dentes
equales
] habent [...], als diu
rinder ebd.
14,19
gelīchsīn
stN.
‘das Gleich-, Ähnlichsein’
glīcheit daz enist niht ein. [...] ez
[d.h. das Eine, die Einheit] gibet mir einsīn in der
źwicheit, niht glīchsīn [
unitas dat michi unum esse, non similem
esse, s. Anm. z.St.]
Eckh
1:216,7
gelīchsītic
Adj.
‘gleichseitig, gleichlange Seiten habend’
der aryel [Opferherd auf dem Altar des
Jerusalemer Tempels] hatte czwelf elin in dy lenge und czwelf elin
in dy breyte. ja was er viereckecht und glichsytig [
quadrangulatum
aequis lateribus
]
Cranc
Ez 43,16
gelīchteilunge
stF.
‘gleichmäßige Verteilung’
[Ritter werden auf zwei Turnierparteien verteilt:] dō wart
gelīchteilunge schīn, / wan si begerten harte / daz ietweder parte / zweitūsent
ritter an sich züge KvWTurn
280
gelīchunge
stF.
1
‘das Gleichsein oder -werden’ , nicht immer deutlich zu unterscheiden 2
‘Verhältnismäßigkeit’ , Übers. von lat.
proportio 3
‘Vergleichung’
4
‘seelisches Abbild eines Dinges’
1
‘das Gleichsein oder -werden’, nicht immer deutlich zu
unterscheiden:
daz si [die Seele] im
[Gott] wirt also gelich, / daz deu selbe gelichunge /
hier wirt ain ainung MvHeilGr
1403;
daz kumet von temperunge / vierleige vuchtenunge. / daz ir glichunge
[Ausgleichung] were / hat got
[...] geschicket arzedie und rat Secret
1493;
die sel ist aller sach ein geleichung KvMSel
195;
PrGeorg
143,12;
Eckh
5:259,8.
–
~ des tages unde der naht
‘Tag- und Nachtgleiche’, Übers. von lat.
aequinoctium:
do seind zwai equinoctia, ‘geleichung des tages und der nacht’
Sphera
71,31.32.35
2
‘Verhältnismäßigkeit’, Übers. von lat.
proportio:
aber daz ewig leben ist ein fürtreffendes ende der glichung
der menschelichen naturen [
finis excedens proportionem naturae
humanae
]
ThvASu
196,34;
ebd.
278,2
(Pl.)
3
‘Vergleichung’
wan in der zcźnden regulen [der X. Kanontafel] ir
īclīches eigene spruche [das Sondergut jedes
Evangelisten] alleine sin bescriben, sō mac bī dem kein glīchunge
[
comparatio
] sīn daz alleine ist
[d.h. es können keine Vergleichs-, Parallelstellen angegeben
werden]
EvBeh
4
4
‘seelisches Abbild eines Dinges’
sy [Seele] ist da zü genaturt, das sy
enphaͤcht aller sach gleichung in irr verstantnüsse KvMSel
196;
der sźl kraft, die dā haizt fantastica oder imaginaria, daz ist
als vil gesprochen sam deu pilderinne, dar umb daz si aller bekantleicher ding pild
und geleichung in sich samnet BdN
4,26
gelīchverwic
Adj.
‘(gleichfarbig:) gleichmäßig gefärbt, einfarbig’
des paumes zäher ist scheinig und weizlot und ist leiht und
gleichvirbich [
gutta [...] aequaliter
colorata
]
BdN
358,5
gelīchwirdicheit
stF.
‘Gleichwürdigkeit’,
in verdienunge / daz verdienen der ~
‘Verdienst, das dem Lohn äquivalent ist’ als Übers. des lat.
Terminus der Rechtfertigungslehre meritum condigni (dafür auch
gelīche wirdikeit der verdientheit [ ThvASu
340,21]):
dar umbe so vellet die zuonemunge der gnaden under die
verdienunge der glichwirdikeit ThvASu
342,14.
342,5
gelīchzeichen
stN.
‘Beispiel, Gleichnis’
du hast uns gegeben in ein gleichzeichen der welt [
posuisti
nos in similitudinem gentibus
Ps 43,15
]
PsMb
30(Glossar)
gelide
stN.
‘Gliederbau, Körper’
ich enweiz wer ein maget węre, / diu schœnste die ich ie gesach. /
[...] ir gelide was hźrlich Flore(S)
3561;
das beste guͦt / das
sy [Natur] fśrmocht [...], /
das tett sy [...] / an ir
[Marias] gelide und an ir lip WernhMl
905
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