genādenarm
Adj.
‘gnadenfern, gottverlassen’
so ich mich selben als gnadenarm vant und ich von mime
grossen gebresten nśt getorste hin fśr komen zuͦ dem tisch, da liep von liebe
sunder mittel gespiset wirt Seuse
428,6
genādenbęre
Adj.
‘gnadenbringend, gnadenvoll’ (lat. gratia plena,
vgl. Salzer, Sinnbilder, S. 565ff.):
die priester schone enphiengent / Mariam und giengent / ze der
vil werden maget schar / und befulchen si mit trśwen dar, / umb das dś gnaden bęre /
da ir gespile węre WernhMl
725
genādengunst
stF.
‘Gewogenheit, Wohlwollen’
dignatio: gnādengunst, geruchunge VocAbstr
372
genādenhalben
Adv.
‘auf Seiten der Gnade’
ich wil genadenhalben stan / und gelaub ich doch an ayn got
Teichn
280,210
genādenhūs
stN.
‘Gnadenhaus’ (übers. lat. propitiatorium in der
Beschreibung der Bundeslade [ Ex 25,17-22]; vgl. LThK 2,794f.; hier bezogen
auf die gesamte Bundeslade ?):
iz waren di zwene cherubin, / di uf deme genadenhuse ho /
stunden so wir lesen in Exodo Brun
4461.
4463
genādenjār
stN.
‘Gnadenjahr’ (bezogen auf das jüdische Jobeljahr, vgl. LThK
5,854ff.):
ist is, daz der vurste gebit eynim synir sone eyn huys, das
erbe blybit syn und synin sonen und sullin is besitczen erbiclichin. ist is abir,
daz er von synim erbe gybit etzwas eynim synir knechte, deme blibit is bis an das
genodinjar [
annus remissionis
] und kumt wydir
czu dem vurstin Cranc
Ez 46,17
genādenkalp
stN.
Kalb, das zur Erlangung der Gnade geopfert wird (bezogen auf Christus, in
Auslegung von Lc 15,23
vitulum saginatum, vgl. App. und Anm.z.St.):
mit dirr [vorangehenden] red śs,
herre, twing, / daz įllś sśntlichś ding / von ir [der
Welt] in śns ersterben / und wir mit ir erwerben / dich
gnadenkalb, daz vaist, / so daz si dich nu raisse / ze vatterlicher gśeti
SHort
4377
genādenrīche
Adj.
unklar, ob durchgängig Kompositum.
‘gnädig, gnadenvoll’
ist nit billich, daz ich disen himelschen gnadenrichen knaben
lieb habe Seuse
32,8.
137,14;
o gnaden richer, werder gott, / vertrib der starken tśffel
kräfft MinneR37
239.
–
‘von Gnade erfüllt’
sin [des Jünglings Abraham]
gnadenrichez mere, / wie tugenthaft er were, / brach heruz und erschal / in der
wuste uberal Vät
30891;
eya lieber Jhesu, nu lone es inen allen lieplich, die mir hie
schenkent bitterkeit, wan si machent mich gnadenrich Mechth
2: 24,24.
– bezogen auf das Minneverhältnis:
ir sīt doch genāden rīche: / tuot ir mir ungenędeklīche, / sō sint ir niht
guot Walth
52,12;
hilf, genāderīchez wīb! / herzentrūt, mir sorge wende: / mīn
vil liebez lieb, daz guote, / ungenāde mir vertrīb! SM:KvL
22: 5,3.
9:4,4
genādenrīchkeit
stF.
‘Gnadenfülle’
eya, schoͤnś, minneklichś ewigś wisheit, dero
gnadenrichkeit nit glich ist in allen landen Seuse
151,7
genādenschüʒʒel
stF.
bildl. ‘Gefäß für den Empfang himmlischer Gnade’
kuͤnginne, [...] ! / wis mich
zu der kammer / mit diner wishait sluͤzzel, / daz mir gnaden schuͤzzel
/ dar inne gefuͤllet werde WhvÖst
14412
genādensol
stF.
‘Schuhsohle aus Gnaden’ (bildl. für göttl. Hilfe auf dem Weg
zum ewigen Leben, vgl. Anm.z.St. und Eph 6,15):
[sie] volgent dir ain horne [Einhorn als
Sinnbild Christi] / dur bremen, distel, dorne / des jamers dez dś
welt ist vol. / uf dine vart ain gnaden sol / got mir und in berait
SHort
3962
genādenstōʒ
stM.
‘Anstoß der Gnade’ bildl. für die Anregung zur Hinwendung zur
göttl. Gnade:
ein mensch in sunden groz, / dem got git einen gnadenstoz, /
daz er zuͦ gnaden keret / unde gotes willen leret Vät
30580;
nu vugete sichz, daz im [dem Schüler] quam / anz
herze ein genaden stoz, / in dem der werlde in verdroz, / di im swachte sin leben
MarLegPass
21,71
genādenteil (?)
stN.
‘Verteilung der Gnaden’
wem er geit daz ewig hail, / daz geschiecht von seiner
[
seiner fehlt Hs.] genaden tail
Teichn
280,146
genādentisch
stM.
‘Tisch der Gnade’ (bildl. für ‘Angebot der göttl.
Gnade’):
er [Gott] lat śch och geniessen /
der grundlosen guͤeti sin / und raiset uch ain brosemli / hin von den genaden
tischen, / daz wilunt śch ervrischen / in trakait und in unmuͦt
SHort
3569
genādenvaʒ
stN.
‘Gnadengefäß’, übertr. ‘jmd., der voller Gnade
ist’
er [der Einsiedler] was gar ein
genaden vaz Vät
9379;
daz gotes genadenvaz [die hl. Margareta] / was
beide schone unde iunc PassIII
327,84.
421,53
genādenvol
Adj.
‘gnadenvoll’ als Anrede an Maria, übers. lat. gratia
plena ( Lc 1,28, vgl. Salzer, Sinnbilder, S. 565ff.):
do gink in der engel zv ir vnd sprach. aue gnadenvol, der
herre ist mit dir, gesegent bist dv in den wiben EvAug
124,4
(unklar, ob Kompositum, vgl. im selben Zusammenhang
gnāden vol Eckh
2:241,8
)
genādenwėrc
stN.
‘Werk der göttl. Gnade’
ein gnādenwerk, daz got würket Eckh
2:241,9
genādenwīn
stM.
‘Gnadenwein’ (für die göttl. Gnade in der Kommunion):
śnser herr Jesu Crist, / der gnaden wines schenker ist
SHort
5608.
5569
genādeviur
stN.
bildl. ‘Feuer der göttl. Gnade’
ich wil ouch sprechen twingen / daz si [die Engel]
uns musten bringen / genadevuer heiz von gote PassIII
577,69;
swelh herze were an sunden balt / unde an genaden vuwere
[l. viuwere
] kalt Vät
15612
genādezīt
stF.
unklar, ob Kompositum.
‘Zeit der Gnade’ (bezogen auf das Weltalter sub gratia, vgl.
genāde
1.4
):
jungen und die alten / sont loben, eren sunderlich / vil
zarter, liber herre, dich, / daz wir sin in der gnade zit SHort
5565
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