gerummel, gerumpel
stN.
‘Unruhe, Durcheinander’
e man es wenet, so enwisset ir nút me darumbe
[von Gottes Wort] und [...]
ist des leiden gerummels also vil Tauler
130,3.
238,14;
an der driten nacht umbe di hanenkrat, so wart uzermazen groz gedumele und
gerumele in deme kirchofe van den dufelen HlReg
45,1;
eyn mensch, wan er noch ensehet noch enhoͤrt
uszwendich, so fint er aller leye bilte in im, [...], und
ist da vil gerumpels in Seuse
522,1;
wie were daz múglich, daz alles daz gerúnbel, daz sich
zwenzeg jar an ein stat semnot [ansammelt] , daz sich daz
als bald lass us stossen? ebd.
364,16
gerumpfen
Part.-Adj.
zu
rimpfen
stV.
‘runzelig, faltig’
(s.a.
gerunzelet
):
div hut ist dem alten / von alter och geualten / sin antlüt gerumpfen / sin
hut gar verkrumpfen Martina
124,91;
er was gerumpfen unde krump, / grâ und sam ein kint sô tump LBarl
1488;
swarz unde gerumphen En
2737;
RvEBarl
1235;
WhvÖst
3611;
HvNstAp
17919;
dicke man iuch trûren siht / unde sorgen alle zît: / nôte ir gerumpfen sît
Helbl
8,548;
gerumphen als ein ungers zager [wie ungarisches
Leder] / was in diu hût zuo den riben Parz
184,14.
–
‘verwelkt’
blvomen [...] werdint blint / einis tagis vnde sal /
bleich gervnpfin vnde val Martina
44,78
gerüne
stN.
Koll. zu
rone
swM.
Bed. unklar, wohl ‘verwüstetes Land, Einöde’ oder
‘Haufen von umgestürzten Bäumen, Verhau’
diu scham treip in in ein hol / dâ vor grôz gerüne was
Wig
5918;
von deme waren gotes sune / biz zu der hellen gerune, / da
Crist den roub inne vant HeslApk
2494.
3496.
10677
gerûne, geriune
stN.
auch geriume.
1
‘leises Sprechen, Geflüster, Raunen’
2
‘heimliche Beratung oder Absprache’
3
‘Gerede, Gerücht’
1
‘leises Sprechen, Geflüster, Raunen’
also demo einhurnin niman geuolgenne mag. sone mag ouh nehein
man uernemin daz gerune unsiris trotinis ÄPhys
3,11;
das senfte stille gerúne in dem der herre kam, das was der
heilig geist Tauler
228,26;
vnde sol da [während der
Tischlesung] sin grozv swichlichi daz im incheins
gervne [
mussitatio
] noh incheins stimme
hoͥrre wand des der da lisit BrEng
38;
SAlex
3161.
– Gebet des Priesters während der Messe:
dar nâch sô hebet der priester daz êrste geriume an PrBerth
1:500,1;
swenne der brîster ob dem alter stât, / under dem geriune
dâ / entsliezent sich die himel sâ Erinn
163.
–
‘Einflüsterung’
mit gerune, mit geblas [Säuseln] / senfte er
[der Teufel in Schlangengestalt]
ver [d.i. vrouwen
] Even zu / sprach
TvKulm
258;
Tauler
191,22;
Seuse
312,4
2
‘heimliche Beratung oder Absprache’
nû hât aldâ inbinnen / der beseznin houbitman / zu den brûdrin sich getân / in
tougim gerûne NvJer
5109
3
‘Gerede, Gerücht’
diekein ûbel rede an gerûne [
in
susurriis
] , an aftersprâche,
[...], an strîtworten oder îtelen worten sal gên ûz
dekeines brûderes munde StatDtOrd
48,35;
ez was noch sô niwe / daz geriun und daz gebriwe, / daz man
darumbe niht enweste / in dheiner des herzogen veste Ottok
55756;
mit warheit ane geriune Martina
292,8;
Tr
11195
1gërunge
stF.
‘Verlangen, Wunsch, Wille’
(vgl.
begërunge
)
1 allg. 2 in positiver Wertung ‘(inbrünstiges) Streben’
3 in negativer Wertung ‘Begierde’
1
allg.:
wat zungen möcht din gerung sagen, / wiͤ gern du heds
dat krüz gedragen MarlbRh
123,35;
Brun
8572;
Vät
25339;
die gerunge der propheten Mechth
1: 44,27;
[des Teufels] gervnge tvn EvAug
237,3;
bi der gerunge [Hungergefühl] dez
magen MNat
8,4.
– hierher auch (vgl. Anm.z.St. und AWB 4,238) zur Übers. von lat.
concupiscentia:
[der Elefant] nehebit neheina lihhamhaftiga geruma
[Verlangen nach dem Paarungsakt]
ÄPhys
8,3;
[frei] uón allen unrehlihon gérunon ebd.
8,12
2
in positiver Wertung ‘(inbrünstiges) Streben’
din reine gerung wart volbracht, / din reincheit bleif in
irer macht MarlbRh
86,25;
hab [...] gervnge nach der girde
[nach tvgenden
]
PrBerthKl
7,56;
kein creature mag vol gedenken der selen gerunge ze gotte
Mechth
5: 31,2;
in der crone siht man vier tugende: wisheit und kummer,
gerunge und behaltnisse. got gebe úns allen die krone! ebd.
1: 46,54.
1:2,7;
DvAStaff
582.
– die aus dem Verlangen resultierende innere Haltung:
[Mariens] gerung [...] was
diͤ porz [Pforte] , da
he [Gott] in giͤnc MarlbRh
6,15;
er [Gott] sach an
sines [Moses’] hercen gervnge
DvAStaff
227;
ir gêrunge nicht verdarb, / die si uz reinem herzen truc PassIII
276,20.
– mystisches Verlangen nach Gott:
die fúrige gerunge, die ich habe na dir
Mechth
7: 45,9.
3:22,12
3
in negativer Wertung ‘Begierde’
di gerungi des vlaischis BrZw
7;
di bose gerunge Brun
3269;
von irdischen gervngen vnd von vnedeln siten der erden
DvAPatern
130;
[der Teufel] machet die gerunge also wit / daz ir die sele
niht wol mac / gelosen ane schaden slac Vät
6086;
daz ich mein gerunge / also besnîden muͤz / daz mir
immer unsuͤze / allerhande unchiusche sei GvJudenb
384
2gërunge
stF.
zu
gërn
stV., s.a.
jësen
stV.
‘Gärung’
alse der nv́we most, der in der gervnge vs dem vasse brichet
von der hizze DvAStaff
250;
nu merke, das leym [Tonerde] , noch
der gerunge dem wyne ingegossin, reynit den wyn vnde macht den wyn clar vnd czuhit
di hevin in den grunt Pelzb
140,18
gerunse
stN.
‘fließendes Gewässer’
dar kam ein wurm [...] in ein gerunse, daz was tief
Virg
284,5
gerunst
Subst.
‘Geronnenes’
quactum: girunst, quasi coagulatum SummHeinr
2:91,91
gerunzelet
Part.-Adj.
‘faltig, runzelig’ (s.a.
gerumpfen
):
mine hut ist verderret, / geruntzelt und zuzerret
Hiob
2420;
welhes stirn sleht ist und niht gerunzelt, der ist kriegik
und macht gern krieg BdN
45,30.
46,1.
49,24;
sin stirne breit und gerunzelt sere SalMark
41;
dirre selben vælinne [wilden Frau] / hiengen nider
auf daz chinne / zwen gerüntzelt kinnebachen Krone
9377;
[die Meerjungfrau] hât ainen weiten gerunzelten munt sam
ain sirên BdN
241,2
geruoch
stM.
‘Beachtung’
da belaib es [das Holz des künftigen Kreuzes
Christi] och vil lange zit / als das unachtberklichen lit /
aͮn [ohne] aller mængkliches geruͦch
WernhMl
9595.
–
‘Bekräftigung’
amen [...] meinet also vil, / als ab
got spreche zur stunde: / ich bin desir heilikeit orkunde. / alsus ist amen ein
geruch Brun
12698
geruochlîche
Adv.
auch -lîchen,
s.a.
geruowelîche
,
geruowiclîche
.
‘unwidersprochen, unangefochten’ (auch rechtsspr.):
an ander not im den gedanc / vor allen sinen noͤten
twanc, / das er das junvroͮwelin / moht nie des willen sin / mit
gefuͦgen dingen / geruͦcliche innan bringen / won mit gebaͤrde
RvEWh
11768;
der kunic [...] began der widervart,
/ daz er und sîne Bêheim wîs / über der Wîzel [Weichsel]
îs / kæmen geruochlich Ottok
9736;
man müeze mich durch reht gewern, / daz man mir lâz
geruochlich, / swaz wir haben von dem rîch ebd.
4925.
17636.
37085;
sehsthalp phvnt phenninch geltes, daz wier gervechlichen in rehter gewêr
ienneher braht haben von vnsern vordern UrkCorp (WMU)
N505,12
u.ö.;
dô waren im vil tiure / schuohe unde lînwât, / und swaz geruochlîche stât
[was sich unwidersprochen gehört] , / des gienc er
alles irre HBirne
258
geruochunge
stF.
‘Gewogenheit, Wohlwollen’
dignatio: gnâdengunst, geruchunge VocAbstr
372
geruofe
stN.
1
‘Rufen, Geschrei’
2 in rechtl. Zusammenhängen ‘Gerüfte’ ; zur Sache vgl.
geruofede
2
1
‘Rufen, Geschrei’
die da vor gingen vf dem wege, / die straften yn da, daz er swige / vnd sins
gerufes sich verzige EvStPaul
9419;
bekant ane gerufe / wart under en die
sachen [Nom.Sg., vgl. Anm.z.St.]
Daniel
7488;
din vreude ist kumen in ein leit / an clegelichem gerufe PassI/II
100,42;
sô mache wir ein gewuofe, / einen schal und ein geruofe / und
rumpeln under einander gar HvFreibTr
2878;
uber ein klein wil darnach horten sie ein gerúf wol als
hundert man zumal rufften Lanc
394,17
u.ö.
– übertr.:
daz geruͤffe der súnden ist so stark daz es úberwunden het min
gebet ElsLA
110,19.
–
‘Prahlerei’
mit grozem gerufe / berumete er sich Vät
16612;
mit michelem gerufe / berumete sich genuger, / wie er als ein kluger /
ouch kluge lute ubersteic PassIII
285,4
2
in rechtl. Zusammenhängen ‘Gerüfte’; zur Sache vgl.
geruofede
2
:
wert er sich aber [...]ob ein geruffe vber in chumt,
so gib vierstunt also vill vnd sey ledig StRPrag
109;
wirt aber der Sachse [...] mit geruͦffe
vuͤr gerichte pracht SpdtL (E)
Ldr 329,2
geruofede, gerüefede
stN.
auch gerûfte, gerüefte.
s.a.
gerucht
.
1
‘Rufen, Lärm’
2
‘Gerüfte, Hilferuf, Alarmgeschrei’ (zur rechtl. Differenzierung mit zahlr. Belegen vgl. DRW 4,401ff., zur Sache vgl. ²HRG 2,259ff.)
1
‘Rufen, Lärm’
so manen wir des die brûdere, daz sî zu collatio ir swîgen
halden oder von êrsamen dingen âne gerûfede reden StatDtOrd
44,10;
gotes gerufte wirt gehort Hiob
5642;
do machete er ein gereize und ein geruͦfte ober sente Iohannem
PrLpz(L)
79,22;
ir horen hiezens blâsen: / grôz gerûfte dâ wart En
6325
2
‘Gerüfte, Hilferuf, Alarmgeschrei’ (zur rechtl. Differenzierung
mit zahlr. Belegen vgl. DRW 4,401ff., zur Sache vgl. ²HRG 2,259ff.):
[Jesus] brachten si da hin / mit gerufede vber in / vnde
baten da gerichtes PassI/II
63,60;
ebd.
217,7;
die sturmglocke man dô zôch. / es solt diu stat laster hân, /
daz si gein dem einen man / des gerüeftes sich enbarten Wh
114,11;
wie sich die brûdere sulen halden, ob sich ein schal erhebet
oder ein gerûfede StatDtOrd
112,20.
112,21.
114,11;
swer daz gerufte rufit nach eime luderere
[Plünderer] , deme sulin volgin alle die daz gerufte
horin RbGörlitz
131
geruowe
stF.
‘Ruhe, unangefochtene Stellung’ (rechtsspr.):
daz si daz selb selgeræt solt immer mer mit gerwͦe habn an allen
schaden UrkCorp (WMU)
2995,3;
wirt er dez uͤberwunden [...], so sol ener mit
geruͦ sitzzen StRMünch
341,25
geruowede
stN.
hier gerûde.
‘Rastplatz, (Feld-) Lager’
alsus half in [ihnen, dem Heer] dî irre, / dô sî
sint geritten vort, / daz sî dî reisinge dort / vunden nâch der mûde / dâ heim an
irm [der reisinge
] gerûde, / unde slûgen in dem
zil / dî selbin und der andren vil NvJer
23439
geruowelîche
Adv.
auch -lîchen, vereinzelt gerueglich;
s.a.
geruowiclîche
,
geruochlîche
.
‘ruhig, ungestört’
di sele inmac auch ume an nichte so glich werdin so an ruwe, daz si sich
geruwelichin halde Parad
112,26;
das ich gerueglich wol mag schlaffen PsMb
30(Glossar).
– rechtsspr. ‘unangefochten’
da sal de stat inde de burgere van Colne inne sitzen inde bliuen
geruͦlighe UrkCorp (WMU)
43AB,3;
vnd sol denne die Phaphenowe der phapheit giruwilich biliben ewicljch ebd.
680,40
geruowen
swV.
→
ruowen2
geruowet
Part.-Adj.
auch gerawet, gerôet, geruebt,
geruget.
1
‘ausgeruht’
2
‘ruhig, ungestört’
1
‘ausgeruht’
do kam der Spanjol gevarn / mit geruͦweten scharn
RvEWh
9252;
RvEAlex
7381;
geruote liute riten zuo Ottok
51406.
58715;
daz sie deste geruoter quaemen zuo dem strît Loheng
4999.
– mit baʒ:
nû half niuwan sîn sterke / den baz geruoweten man / daz er den prîs dâ
gewan Er
6918;
das wißent irselb wol das er uch
[...] bestritten nit enmocht, er were dann baß
geruget Lanc
624,29
2
‘ruhig, ungestört’
ob dû geruowet gerne lebst RvEAlex
14329;
daz rvͦwe kemerlin ist daz gervͦwete herze von
allen vsseren gedenken vnde sorgen DvAStaff
377.
281;
[Hiob] vridelich geruwet saz
[...] e den er versuchet wart Hiob
594.
700;
PassIII
199,71.
–
daz muoz nu hinnenvür von mir geruowet
ligen [das werde ich von nun an unterlassen]
SM:Te
6: 3,6.
– rechtsspr. ‘unangefochten’ (vgl. DRW 4,406):
meines rechtens aigens, das ich in geruebter gewer gehabt
UrkCorp (WMU)
2085,43;
gerwͦet [...] for aller ansprache ebd.
1139,8.
3301,17;
ein geruebts aigen [...] für allen chrieg und für
all ansprach UrkEnns
6,478
(a. 1344);
swa geistlich closterleute etlich eygen heten gehabt in gewer
[...] jar und tach [...],
ob die fuͤrbaz icht pillich suͤln mit geruͦter hant sitzen
an ansprache MGHConst
5:343,7
(a. 1317).
– in paarigen Ausdrücken:
gervͦwet vnd vnbeswort UrkCorp (WMU)
2642,1;
dat [...] erve ind gût haven, halden ind besitsen
[...] gerast ind gerôet, erflichen ind êweligen
UrkPrivR
149,18
(a. 1349)
geruowic
Adj.
‘ruhig, sanft’
die tiufel sind fride und ruowe gram, / sô tuont ir diener reht alsam, / die
selten ieman gerüewic siht Renner
7005;
iedoch slahent die
runstâdern [Venen] niht sam die
gaistâdern [Arterien] , dar umb haizent si auch die
gerüewigen âdern BdN
36,10
u.ö.;
zuo dem bereiten tische dîner endelôsen êwikeit,
[...] zuo dem immer geruowigen gesidele DvASchr
384,4;
in got, dâ kein lancheit enist, dâ alliu dinc inne geruowic sint Eckh
2:82,3.
1:180,11.
–
‘ausgeglichen, gelassen’
ein gewis zeichin ist daz daz got in der sele alsus wone daz di sele geruwic
si Parad
112,23;
daz folg was alles in der schar / geruweg unde otmude gar Elis
3318;
rehte als ich uz wendec bin, / sus ist geruwec mir der sin
Vät
13372;
PassIII
199,61
|