gevatere , gevater
swMF.
‘Verwandter, Freund, Gevatter/-in’ (oft als Anrede):
ez warn zwene zimberman, / den an ir chunste niht zeran, / si
wærn harte meisterlich. / gevatern hiezzen si sich / und warn gesellen dar zu
StrKD
63,4;
ein gevater gein irer gevatern / beginnet snatern über den gatern
Renner
18373;
louf ze miner gevatern Reiher
275;
wahter, trut gefatter min, / [...]: wie stot es vmb
min kindelin? WolfdD
185,3.
254,2;
daz ich dem ersamen meinem lieben gevattern probst
[...] erloubt han einen hof ze paun UrkPölt
222
(a. 1308);
StatDtOrd
51,1;
Wildon
2,182.
–
‘Taufpate, -patin’
conpater: gevatere Gl
3:427,53
(BStK926);
StRAugsb
133,27;
ez sol auch ze kainer kintauffe niht mer gen denne vier frawen unde die
gevattern und auch niht mer manne denne vier man und die gevatern NüP
148;
StRRotenb
492;
SchwSp
165b;
Rennew
9269.
– zur wechselseitigen Bezeichnung zwischen Taufpaten und
Kindseltern:
des kint dû [aus der Taufe] erhaben hâst der ist dîn
gevater PrBerth
1:313,26;
er [Reinhart] sprach [zu
Ysengrin] : ‘gevater, [...] / redet
min pate [Ysengrins Sohn] tvmpliche, / daz ist niht
wunder, deswar, / von dev er treit noch daz garze
har [Flaumhaar] .’ ReinFu
K,546
u.ö.
gevaterinne
stF.
hier -în.
‘Gevatterin’, Frau aus der Bekanntschaft:
sî sprach: ‘gevaterîn, ir sult gân, / ich wil ouch triuten mînen
man.’ Wildon
2,243
gevaterlich
Adj.
‘wie es sich für einen Paten/ eine Patin gehört’
nu machet aber niwe / di gevaterlichen triwe / und helfet
mir, daz ich iwer chunst / und iwer gevaterlichen gunst / dar an geniezzen muze!
StrKD
145,312.
63,25;
die kinde si [die hl. Elisabeth] zuͦ gotten
[Patenkindern] nam / daz si in von gevaderschaft / zu
druwen were ime behaft; / daz si die [um so]
beldeclicher, / di me verbundenlicher / gevaterlicher wise / den armen brechte ir
spise Elis
2367
gevaterschaft
stF.
‘Gevatterschaft’, auf Patenschaft oder Freundschaft beruhende
Beziehung:
di kinde si zuͦ goten [Patenkindern] nam /
daz si in von gevaderschaft / zu druwen were ime behaft Elis
2363;
ein ungebeten gevaterschaft / diu wert wan siben naht unt vürbaz hât si keine
craft [zum rechtlichen Hintergrund vgl. Roethes
Anm.z.St.]
RvZw
168,1.
– in epischen Konflikten zur Betonung, dass ohne Rücksicht auf persönliche
Bande gekämpft wird:
ze bêder sît die helde gar / âne gevaterschaft da sint
Wh
386,1;
Parz
78,7;
iedoch ein alt gevaterschaft zergienc alsam in heizer sunne rifen JTit
1965,4;
dâ würde gevaterschaft entrant / sô sich die poinder vlæhten
/ und nâch gewinne dæhten Wig
8448.
10965;
Ottok
17218.
–
‘Tauffestlichkeit’
swer ain gevaterschaft hat, der sol datz dem wein nicht mer gebn dann zwelf
pfenning seinen gevatern StRMünch
198,16
gevæʒe
stN.
md. gevêʒe.
‘Gefäß, Geschirr’
jn welchin czitin man den wyn sulle tvn in andir gevese
Pelzb
119,28.
136,19;
he saz / uf sinir burge do er az, / und di an deme geseze / sahen sin geveze /
daz iz was von holzce PfzdHech
210,27;
HeslApk
9688;
MarcoPolo
22,14;
ain geväz, daz gemacht ist auz rehtem nâtürleichem gunderfai
BdN
478,13;
RvMunre
141
gevaʒʒede
stN.
Riemen, mit dem man einen Greifvogel hält:
hie sult ir hœren mære / wie dem gevazzede wære / daz an dem sparwære
lac Bit
7042
gevêch
Adj., Adv.
auch gevê; selten gevêhe (
Reinfr
5486
), gevach (
NvJer
15035;
TvKulm
748
); zur Zuordnung von
gevâch
zu gevêch vgl. DWB 4,1,1,2059.
‘feindselig, feindlich’
des sint sî [die boesen
] vil deste mê
gevê, / des darf doch niemen ruochen, / wan si suochen birn ûf den buochen
MF:Veld
7:2,5;
nu sihich [Abner] wol,
[...] / das ih als ein unwerdir hunt / Davide und
aldén sinin / muͦz widirzeme schinen, / geveh und ungeneme, / unwert
und widirzeme, / das niht geschehe wan durh
dich [Ysboset] ! RvEWchr
27325.
19118;
Athis
C 35.
– jmdm./etw. ~
sîn:
ez ist ein grôze wunder: / die ich alre sêrste minne, / diu was mir ie gevê
MF:Hausen
14:3,3;
die juden loucken des durch nit, / si sint der warheit gevech
HeslApk
9877;
er wânde si wær im gevêch, / durch daz er si unrehte zêch, / unt wânde ir
hulde hân verlorn KvFuss
517;
UvZLanz
879;
Ottok
9831.
– mit Präp.:
der edil gotis degin wis [Abraham]
/ wart der lant lútin nah gebur / zwischent Cades unde Sûr, / das er nie
wart gein in gevech RvEWchr
4974;
si im truͦgin steten haz / und wider im waren sere
geveh ebd.
19148.
– subst.:
er begunde wachen unde erschrac, / alse die gevêhen dicke tuont StrKarl
11525
gevêchschaft
stF.
auch gevêhschaft.
‘Fehde, Feindschaft’
waͤre ouch, das dehain burger von der statt ze Bischofscelle ziehen
welti, [...] es sige von gevechschaft alder von andren
sachen, der het sin gewalt UrkThurgau
5,342
(a. 1350);
ez waͤr dann, das sù sich erkandint, das ez von gevêhschaft oder von
siechtagen, ald der stat êhaftigi not waͤr StRStGall
36,28;
ob ain gevêhschafft gen im ald von im uffgestanden waͤr ebd.
52,38
gevëder
Adj.
auch gevider.
‘gefiedert, mit Federn versehen’
er fuorte schenkel unde bein / bî sînem rosse ûf unde nider, / als ob si wæren
wol gevider / und als ein valke flücke KvWTroj
39480;
gevedere schâchblicke [geflügelte
Räuberblicke] / die vlugen dâ [beim Anblick der
schönen Isolde] snêdicke Tr
10957;
Zacheus, sam er waͤr gevider, / kam bald von dem bom
nider SHort
7657.
1789;
MinneR 37
7
gevëderen, gevëdern
swV.
auch gevideren.
‘Federn bekommen’
etlich went fúr varen und went fliegen e daz si geviderent
PrGeorg
182,11;
wer stæte ruowe welle hân, / der sol ân vliegen sich begân. / wer aber ân
vliegen nicht wil sîn, / der volge doch dem râte mîn, / und beit unz er gevedre wol
Boner
64,49
gevêhe
Adj.
→
gevêch
gevêhede
stF.
‘Feindseligkeit, Streit’
du [die Schlange] jouch daz wîb
trîbet iemer zeinanderen nît, / noch unter iureme chunne niemer gefehede zerinne
Gen
410
geveht
Subst.
eine Maßeinheit:
4 pullos et 5 geveht voitfuter DRW
3,14
(GöttweigUrb.; a. 1322)
gevëhte
stN.
auch gevaht (
WhvÖst
4758
).
‘Gefecht, Kampf’ (auch übertr.):
dô huop sich der turnei. / man sach dâ grôz gevehte Heidin IV
339;
wer czu gevecht lauft mit gespannen pogen oder mit armwrust StRBrünn
348;
SchöffIglau
103;
WhvÖst
17718;
getruwe sint die knechte [Schadrach, Meschach und
Abed-Nego] , / sie quamen zu
gevechte [Bedrängnis] / durch sins gelouben zierheit
Daniel
1592;
in disem gevehte [innerer Widerstreit,
Anfechtung] waz er neiswi lang; ze jungst gewan er ein
getúrstekeit und kerte sich vermúgentlich von den sachen
Seuse
9,23.
371,15
gevelgen
swV.
‘sich aneignen, beanspruchen’ (zahlreiche ahd. Belege s. AWB 3,721f.):
daz er [...] ime mêre mazzes
nebevalgte [La. negeualchte
] / newane daz
turre brôt Gen
1864
gevelle
stN.
1
‘Fall, Sturz’
2
‘Töten, Getötetwerden, Fällen’
3
‘Abhang, Abgrund’
4
‘Schicksal’
5
‘Gefälle, Abgabe, Ertrag’
6
‘Gefallen, Belieben, Verlangen’ (s.a.
geval
1
)
1
‘Fall, Sturz’
Damascus wirt nymme sin eyne stat und wirt ein steinhufe in
gevelle Cranc
Jes 17,1.
Jes 61,4;
der sele gevelle / ist unrecht gewunnen gût
GvJudenb
2574;
ez wart ein ertbibunge / also groz, daz si genuc / derselben stat nidersluc /
darinne man die iuncvrowe briet. / daz gevelle [Einsturz]
ouch verschriet [erschlug] / deme herren zwene ratgeben
Pass III
183,7.
562,21.
588,31;
hi von [wegen seiner Sünden] ist sin gevelle / von
rechte untz in di helle Pass I/II (HSW)
13915;
Er
5519;
Daniel
8256;
Pass III
540,45.
423,55.
– in den Wendungen (ein)
~
nëmen,
~ s phlëgen
‘fallen’
min hertze wil in bitterkait / nemen ain gevelle
WhvÖst
5437;
der junge Lysavander / hinderm orse ûf den bluomen lac, /
wan er von tjost gevelles pflac Parz
381,2.
60,20;
Wh
118,11
2
‘Töten, Getötetwerden, Fällen’
der haiden wart ain michel ual, / si waren gerne uon dem wal,
/ uon dem grozen geuelle Rol
6420;
margrâve Cunrât / vil ouch ir [der
Sarazenen] gefrumet hât / mit des tôdes gevelle / menlich zû der
helle Kreuzf
3023.
– metonym. für im Kampf Gefallene:
ain geuelle hiwer umbe sich / daz er selbe chume uz
gebrach Rol
5920.
– jägersprachl.:
dô erliefen in [den Hirsch] die
hunde. / und an der selben stunde / kam Marke und sîn Tristan / und mit in zwein
manc hoveman / gerant ze dem gevelle Tr
3453;
nu wâren ouch die jegere komen / mit michelem geschelle /
hürnende zuo gevelle ebd.
2772;
vgl.
haiden di gesellen / pliesen ze geuelle, / sam si tiêr
iageten Rol
4104;
StrKarl
5084
3
‘Abhang, Abgrund’
daz selbe tal was alsô tief, / swer ûf die zinnen sitzen gie / und er ze tal
diu ougen lie, / den dûhte daz gevelle / sam er sæhe in die helle Er
7880;
seht ir daz gevelle / und die steinwende? Wig
606;
dû bist hie in ainem gevelle, / du nehâst niht wan gebirge
unt enge Kchr
13971;
Renner
5953;
EbvErf
589;
NibB
948,3;
die [
sarrazînen
] er
[Landgraf Ludwig] warf an daz gevelle / der
bitterlîchen helle Kreuzf
643;
HeslApk
4237.
9119;
HeslNic
3224.
3463.
4104
4
‘Schicksal’
die unverzagten ritter zartt / [...]
warend ires gevelles do / alle unmessenklichen fro GTroj
15393;
[Hiob] spricht als eyn gernder man:
[...] wer gibt mir alsuch gevelle / so dastu mich inder
helle [...] oder in Abrahamis schoz
[...] beschirmes sichirlich Hiob
5585.
– in der Wendung guot
~
‘Gelingen, Erfolg’
gut gevelle geb dir got HvNstAp
8132;
daz spil hât guot gevelle Tr
9924;
he, he, lieber geselle, / wirf her din gut gevelle / und teile mit mir den
gewin Pass III
407,80.
–
‘Zufall’
soliche lúte [...] gebent
dise ussewendigen gevelle dem gelúcke und unglúcke, und meinent
als sú soltent die liden bas bewart han Tauler
19,20
5
‘Gefälle, Abgabe, Ertrag’
vgl. differenzierter DRW 3,1397ff. (s.a.
anegevelle
):
von den buͦzen und gevellen, die in dem ampte von gerichtes wegen
vallen UrkMoselQ
181,28
(a. 1341);
mit allen den rechtin, frieheytin, gewonheytin, ludin, gudin, gefellin,
zollin, waszerin, weydin UrkDuderstadt
49
(a. 1342);
das der vorgenant [...] und sine erben daz halb
ungelt [...] inne habent und niessen mit allen nutzen,
rechten, eren und gevellen, die da von gevallen sullent StRSchlettst
34;
UrkFriedb
178
(a. 1349);
UrkCorp (WMU)
2746,10.
2746,19
6
‘Gefallen, Belieben, Verlangen’ (s.a.
geval
1
):
wir [die Teufel] haben uber dich gewalt, / daz wir
nach gevelle / dich pinigen in der helle Pass III
34,89.
–
‘Wohlwollen, Gewähren’
erbútt dich nieman ze vil: da aller maist
erbietens ist, da ist etwen aller minst gevelles Seuse
167,1
1gevellen
swV.
→
vellen
2gevellen
swV.
‘jmdm. gefallen’ (vgl. gevallen
3):
nu lâts die vrowen walten / und gebe siu swem siu welle / sô
vil als ir gevelle UvZLanz
8652;
gebt dar swie iu gevelle! Rennew
3039
gevellic , gevel|lich (?)
Adj., Adv.
‘passend’
die lanthêrren sprâchen dô, / daz diu suone wære / gevellic
unde gebære Tr
11384.
5416;
wil dû in bî vreuden hân, / sô soltû die rede lân, / biz dir
ein gevellic zît / der sage rehte vuoge gît RvEBarl
7235;
entphâhe gevelliche bûze StatDtOrd
77,41;
unde wan dîn güete diu oberste sache ist, diu dich bewegete den menschen ze
machenne, sô ist daz gevellic, daz si sich ouch ze förderst üebe den menschen ze
behaltenne [retten]
DvAOff
17;
DvASchr
333,20;
ThvASu
40,25;
sô diuhte mich / gevellic unde mügelich, / daz guot getihte wære / ze hove
niht unmære KvWTroj
28;
sô ez den meister unde sînen rât gevellich dunket
StatDtOrd
98,4;
als ez bedenthalben gevellich vnd bescheidenliche tvnket UrkCorp (WMU)
331,31.
–
aller gevellichest Tauler
280,19.
46,16.
– mit Dat. d.P.:
wizzet ir iender hie bî / ein stat diu mir gevellic sî Greg
2972;
herr, gip mir ein leben, daz dir gevellig si
Seuse
320,12;
[wenn der Falke] den raup siht den er vâhen wil, sô swingt
er sich auz und schawet, ob er im eben sei und gevellig BdN
186,8;
da es mir gelegen si geuelliche UrkCorp (WMU)
1577,32
gevellicheit
stF.
1
‘Würde, Ernst’
2
‘Gelegenheit, Möglichkeit’
1
‘Würde, Ernst’
[Jesus] was wunneclich mit behaldener geuellikeit
EvBeh
Einl. 15;
liplich strenkeit git zuͦ den dingen vil gevellikeit,
der es tuͦt mit bescheidenheit Seuse
469,25.
373,9
2
‘Gelegenheit, Möglichkeit’
[Judas] svchet di gevellicheit wi er in
[Jesus] verchavft EvAug
114,3.
197,15
|