g – gabiʒ? gâch – gademstat gademvrouwe – gâhe gæhe – galazîâ galban – 1galle 2galle – galsterîe galsterlich – gamanje gamânje – gampelher gampelsite – ganeist(e) ganeistelîn – ganteren ganz – gære gargarismus – gart gart – gartgabele garthagen – gasse gast – gastmeisterin gastnusse – gæʒe gaʒʒe – gebant gebâr – gebeinet gebeitic – gebërærin gebërc – gebietære gebietærin – gebiuge gebiunde, gebünde, gebunt – gebogen geborc – gebraste gebræte – gebrësthaftic gebrëstic – gebrûchic gebrûchlich – gebünde gebünde – geburgeze gebûric – gebûschirre gebütel – gedæhtnisse gedalsch – gedense gederbe – gedinchof gedinclich – gedon gedon – gedröulich gedröuwe – gedwâse ge|ehte – gegate gegatrom – gegen hëllen gegenherte – gegenrede gegenreise – gegentraht gegen trëten – gegenwertige gegenwort – gegihte gegiric – geharnascht geharre – geheiligunge geheim – gehende gehenge – gehimelze gehirne – gehœric gehœrlich – gehüge gehügede – gehuobet gehuof – geilic|heit geillîche – geiselstreich geiselunge – geisticlich geistîn – geiʒeweide geiʒgalle – geiʒwolle gejac – gekleide geklûder – gelæge gelaister – gelegede gelegelich – geleitesman geleitgëlt – gëlfe gëlfen – gelîcherin gelîcherte – gelîchsame gelîchsamen – gelide gelidemâʒe – gelinc gelinc – gelle gelle – gelœte geloub- – geloupheit gelouplich – gëlte gëltel – gelübe gelübede – gelüppic gelüpschafte – gëlwelot gëlwen – gemahellich gemahelschaft – gemæʒicheit gemæʒiclich – gemeinder gemeine – gemeinmüeticlich gemeinsagunge – gemelîche gemelîcheit – gemietede gemietunge – 2gemüete, gemuote gemüetic – gemuotheit gêmuoticheit – genâden genâdenarm – genâdezît genædic – genant 1genantlich – genemede genende – genës genesche – genibelet genîc (genîge ?) – genistbærlich geniste – genôʒsam genôʒsame – gensîn gensischen – genuht genuhten – genuocsamede (?) genuocsamen – Geon georset – gequël gequide – 1gerat 2gerat – gerede gerede – gerëhtmachen gerëhtmachunge – gereiʒe gereiʒede – gerigel gerigelingen – gerihticlîche gerihtinsigel – geristic geristlich – gërne gerner – gërste gërstegrûʒ – 2gertelîn gerten – gerûmiclich gerummel, gerumpel – geruowic geruowicheit – gesagede, gesegede gesalzene – geschaffenheit geschaffenwësen – gescheftnisse gescheftvrouwe – geschepfnisse geschepfunge – geschihtic geschihticlich – geschræje (?) geschrât – geschulteret geschuoch – geselbede gesêlen – geselliclîcheit geselligen – gesigel gesigen – gesinne gesinnen – gesiuniclich gesiuse – gesloufe gesloufic – gesnæren gesnarren – 1gespenge 2gespenge – gespîwe gespiz – gespreide 1gesprenge – gestalt gestalt – gestelle gestellet – gesticke gestickelet – gestopfel gestœʒe – gestriuʒe gestriuʒunge – gestüplach gestüpnisse – gesuoch gesuochære – geswenke geswenze – geswindicheit geswindiclîche – getænede getæper – getelse getemere – getougen getougen – getregede|gülte 1getrehte – getriuwenisse getriuwewirdic – getult getumele – getwancnisse getwancsal – gëtzen getzsal – gevæhic geval – geværlich gevatere – gevellicheit gevelliclich – geveterede geveterlîn – gevlester gevlitter – gevorstet gevræʒe – gevüegelich gevüegetheit – gevürste gewach – gewalt gewalt – gewaltroubunge gewaltsame – gewantsnîden gewantsoum – gewarsamlîche gewarschart – gewehenen gewehse – 2gewende gewendelach – gewërben gewërbic – gewërken gewërldet – gewëterblitzen gewette – gewilden gewîlet – gewinnunge gewint – gewist gewiste – gewonet gewiste swFN. 1gewit stN. 2gewit (?) stN. gewîte stSubst. gewitere stN. gewitze stN. gewitzet Part.-Adj. gewiʒʒe stF. gewiʒʒede stFN. gewiʒʒen Part.-Adj. gewiʒʒen stFN. gewiʒʒende stF. gewiʒʒende (?) Part.-Adj. gewiʒʒenheit stF. gewiʒʒenlich Adj., Adv. gewollîche (?) Adv. gewon Adj. gewonde stF. gewone stF. gewonet Part.-Adj. gewonhaft – gewuoc gewurc – gezamen gezan – gezerge gezic – gezît gezîte – geziugelîn geziugen – gezühticlîche gezunft – gheheel gibe – giegengêre giel – gifticheit gifticlich – gîgengarren gîgennagel – gîle gileht – gine|glapf ginen – gir gir – giric giricheit – girte girunge – gît git (?) – giuden giudenlich – glanken glanst – glas(e)väʒʒelîn glas(e)vënster – gleienbluome gleif – glenzezît glenzic – glîme glîmen – glîssenerîe glisterîe – glocke glockehûs – gloie gloieren – glück- glüejen, glüen – gnaister gnaistli – gogel gogel- – golf gollen – goltërze golt|esche – goltmâl goltmasse – goltslahære goltsmelz – goltvël goltvinger – gos (?) got – götelîn gotelop – goteshûsrëht goteshûswartære – gotesvriunt gotes|wâr – gotheftic gotheit – gotmeinunge gotmensche – gotweiʒ
gotzam – gougeren göugewete (?) – goukelklucken goukelkunst – goukeltocke goukelunge – göumütte, -mutte göu|phâwe – grâ grâ – grab(e)wart grab|îsen – 2grâl grâlen – gran grân – gransprunge gransprunge – gras(e)löufel gras(e)marschalcambet – grætic grâ|tuochære – grâwërc grâwërcliute – grêde grêden – gremiclich grempære – greʒenach gribellure – grieʒwart grieʒwartære – grîfvalke grîfzan – grîn grindel – grisegrammen grîseleht – griuse griuselen – groben grobiln – grôʒgamander grôʒgebieter – grôʒtürstic grœʒunge – grüenheit grüenlich – grundelôs grundelôselich – gruntrëht gruntrüerunge – gruntvorschende gruntvriunt – gruoʒbære gruoʒe – grütschîn grutte – gubelnagel guc – güeticlîche güetlich – gugelkotze gugelroc – gülte gülteguot – gumpenîe gunderam – guonlich guot – guotlich guotlîche – gupfoht guppelspil – gürtelsenken gürtelsnuor – gymnosophiste
|
gewiste
swFN.
‘Wissen, Erinnerung, Verantwortung’
so shol dev begeunge des jartages baidev an messen vnd an guͦter
handelunge der samnunge vnd der tailunge der brot, der chæs, der pachen an vnser vnd
an vnser nachchomen gewisten ligen UrkCorp (WMU)
N748,31
1gewit
stN.
‘Strang, Galgenstrick’ (zu
wit
):
iegleich uͤbel muͦt / der von chinthait
uͤbel tuͦt / [...] / der gehoͤrt an
daz gewitt; / er gehoͤrt inn freythof ninder Teichn
466,88
2gewit (?)
stN.
→
gewihte
gewîte
stSubst.
‘Erweiterung’
ist auch der grozzen zehen gelit, / knorrecht und slimpfes an
gewit [verknöchert und schräg ohne Erweiterung] / da
vorne gen dem balle, / derst torpellich [l.
dörperlich
] mitalle Physiogn
390
gewitere
stN.
allg. ‘Witterung, Wetter’ (Koll. zu
wëter
):
nu íst dív scárfe unte daz
úngeuvítere déro infidelitatis uv́re [l.
vure
‘vorbei’
] : uvánte sol iusticię nú
skînet. [...] in démo scônen uuétere
[La. geuuidere
] so sint nú
geuuássen flores uirtutum Will
39,9;
ir gartin und ir setin / muͤste got ze rehte ir regin
/ sendin und irs gewitirs pflegin, / das in wuͤhse ir erde vruht
RvEWchr
15363.
– spez. ‘Unwetter, Gewitter’
secht, wi ein gewitere quam / vil ungevuge unde groz. / darinne manic slac
erdoz / von donre und von winde Pass I/II (HSW)
36110;
si liden manigen sturm hart / von starken gewidere
SAlex
6705.
6757;
so dis gros gewitter [innerer Aufruhr und
Verzweiflung] in eime ufstot, so solte der mensche rechte
tuͦn also die lúte so ein wetter kummet, regen und hagel, so fliehent
sú under ein tach und beitent bitz das wetter vergat Tauler
93,26;
PrGeorg
327,23;
Pilgerf
282
gewitze
stN.
‘Verstand, Weisheit’
dirre was ir iegelich / dem andern also glich / an libe vnde
an antlitze, / doch schit sie daz gewitze Herb
3180;
ingenium: gewizze SummHeinr
2:342,01.14;
BambGlB
147,29;
DvASchr
371,4
gewitzet
Part.-Adj.
→
witzen
swV.
gewiʒʒe
stF.
‘Gewissen, moralisches Bewusstsein’
so volgent si [
die reinen minnenden
juncfroͮwen
] ime
[Christus] mit wunnenklicher zartheit in die
bluͤjenden wise ir reinen gewissi Mechth
7: 37,13;
zur Wortfamilie: U. Störmer-Caysa: Gewissen und Buch. Über den Weg eines Begriffes
in die deutsche Literatur des Mittelalters. Berlin/ New York 1998.
gewiʒʒede
stFN.
s.a.
gewiʒʒende
1
‘Wissen, Kenntnis’
2
‘Gewissen, moralisches Bewusstsein’
1
‘Wissen, Kenntnis’
diu channusse des gotes. unte diu gewizzede der warhêite. diu scoltu auer
gelirnan durch die allichen [gänzlichen] geloube
Alkuin
17;
daz diu
caprea [
steingeiz
] so heiteriu ougen habet.
daz si die iagere so uerre sehen mach. daz bezeichinet unseren trehtin. also diu
scrift chût. er ist got aller gewizzide JPhys
14,16;
swer gihôrsame ist, in deme rîchesôt der gaist des êwigen
giwizedes [
scientia, eine der sieben Gaben des Hl.
Geistes]
TrudHL
146,12.
25,13;
VMos
70,26;
AvaLJ
213,1.
–
‘Bewusstsein’
nû merke, waz diu sêle meine mit iren wunderlîchen worten, daz si
sprichet: mîn heil stât dar an, daz dû mîn niemer gedenkest. dâ weiz si wol, daz
si nie ûzer sîner gewizzede enkom, unde daz ist ir sêlikeit Eckh (Pf)
526,32
2
‘Gewissen, moralisches Bewusstsein’
so grimmet sich ze ware der arme suntare, / deme sin gewizzede
daz saget, daz er gotes hulde niene habet AvaJG
9,7;
daz lutere gewizede, daz ist daz reine herze
AvaLJ
219,4;
uil lûter ist dîn gewizzede, wan dû allez daz uirsmâhet hâst
daz dich gesweren mach TrudHL
25,31;
Mechth
5: 22,28;
BambGlB
148,12.
– personif. (vrouwe
~ ):
wie bekantnisse sprichet zvͦ dem gewissede
[Überschrift]
Mechth
7: 17,1;
die bekentnisse: ‘vroͮ Gewissede, die
stetikeit an guͦten dingen, das ist ein arbeitende minne ebd.
7: 17,35.
7: 17,27
gewiʒʒen
Part.-Adj.
1
‘bekannt’
1.1 meist mit Dat.d.P. 1.2 ohne Dat.d.P. 2
‘wahr, anerkannt’
3
‘verständig, klug, weise’
4
‘wissend’ mit Gen.d.S.
1
‘bekannt’
1.1
meist mit Dat.d.P.:
den hiligen patriarchen den waz gewizzen wie getan laster
die ungelæubigen juden unserm herren erbiten scholten PrOberalt
8,21;
daz ist wol gewizzen mir GvJudenb
4288;
du soltt dir nichtt nemen götlich gerichtt, wann dir ist
gewissenn nichtt götlicheu taugen HvHürnh
21,2;
NibB
1459,1;
Iw
5486;
Kchr
13220.
– mit Pron.-Adv. oder Präp.:
saget durch gotes êre / waz iu dar an gewizzen sî
KvHeimUrst
1499;
nu sage uns [...], / wie dir
sî gewizzen umb der küneginne muot NibB
1729,4;
daz mich do vraget [...] min herre der
bischof [...] was mir gewissen wær vmbe den hof
UrkCorp (WMU)
2258,7.
– in der Wendung kunt unde ~
(zahlreiche weitere Belege
im WMU, S. 734f.):
dar vmb han ich [...] disen brief geben
[...] mit den zvͤgen, den daz chvnt vnd
gewissen ist UrkCorp (WMU)
1138,35;
wir [...] machent kunt vnd gewissen allen
den, die dis briefe [...] horent lesen, das
[...]
ebd.
1624,4;
UrkAltenb
150
(a. 1320)
1.2
ohne Dat.d.P.:
unde daz ist gewizzen [
constat
enim
] , daz dâvone das gût wirt geminneret unde die
cost gemêret StatDtOrd
101,14
2
‘wahr, anerkannt’
ob vns vil leicht dehain gewizzenev vnt redleichev not anchoͤm, daz
wier vnser erbe nicht versporen [bewahren] mochten von
rechter not dvrft UrkCorp (WMU)
3412,38
3
‘verständig, klug, weise’
ditz bvͦch ist gewizenen lvten vnd wisen lvten gvͦt vor
zelesenne wan die kvnnen ez versten SchwSp
223b;
ich erkenne wol ir reinen muot: / si ist gewizzen unde guot
Wig
3772
u.ö.;
er minnet tovgenliche, / vnt ist hofsch vnt gewizen, / vnt hat sich gevlizen,
/ daz er mit guten wiben / stæte chan beliben Bîspel (G)
23,63;
MF:Reinm
19: 5,5;
Lucid
61,18
4
‘wissend’ mit Gen.d.S.:
iz [das Nahen des Jüngsten Gerichts]
ist allen den forhtlich, die gewizzen sint der sunden ane sich [die sich
ihrer Sünden bewusst sind]
AvaJG
15,4;
do warn sumeliche engile da ze himile, die des nie gewizzin
wrdin [erfuhren] , daz got mennische was wortin, uon
div daz div gotheit ienti [immer] mit samt in was
Spec
69,17
gewiʒʒen
stFN.
auch gewiʒʒene.
Vgl.
gewiʒʒenheit
und
samewiʒʒecheit
.
1
‘Wissen, Kenntnis’
1.1
‘Bezeugung, Bestätigung’
1.2
‘Einsicht, Verstand’
2
‘moralisches Bewusstsein, Gewissen’
2.1 bildl.: nagendes, beißendes Gewissen (s.a. D. Lau: Vermis conscientiae. Zur Geschichte einer Metapher, in: A. Patzer (Hg.): Apophoreta. FS Hölscher, Bonn 1975, S. 110-121) 2.2 personif. vrouwe ~
3 zur Bezeichnung der Gesamtheit der Seelenkräfte (s. Störmer-Caysa: Gewissen und Buch, S. 121)
1
‘Wissen, Kenntnis’
do chom der heilige geist unde erschein den hêrin
botin [den Aposteln] mit viwerinin zungin unde gab in
daz gewizzin allir zvngin Spec
71,26
u.ö.;
swie wol christ wesse den tach, / daz sin tot anlach, /
[...], / diu gwizen moht in niht de(s) bewarn, / im
tæte diu angest so heiz, / daz er swizte blutigen sweiz StrKD
81,52;
ob da ist gewizzen in der hohe [interl. zu si est scientia
in excelso
]
PsM
72,11;
ez ist ein grôz gewizzen [es ist allgemein
bekannt]
Ottok
26860;
JPhys
23,13.
– in der Wendung der ~ vrî sîn
‘etw. nicht wissen’
wie ez im ergangen sî, / der gewizzen bin ich vrî / unde weiz dâ von niht
mêr Mai
138,18.
74,7;
der gewizzen sît ir niht frî, / wie ez darzuo komen sî. /
wand iu ist daz wol kunt Ottok
17541;
Neidh
WL 25:5,10.
–
mit/ âne (jmds.) ~ :
golt unde silber sal entphâhen der trisêrere mit der
gewizzene des meisteres unde des grôzen commendûres StatDtOrd
109,12.
111,3;
SpitEich
12,11;
nach des burcgraven rate, vnde mit sinre gewizzen UrkHohenz
2,245
(a. 1297);
ich [...] pin vnderweist mit rechter gewizzen vnt
mit rechter chantnusse UrkCorp (WMU)
3371,31;
UrkAltenb
193
(a. 1337);
gewunne sei [
di purch
] aber iemen
dem pischolf ab in der vrist ane gunst vnd an gewizzen beder tail, den sullen
wir [...] bedwinngen, vntz daz si wider ganturtet werde
dem von Sekkowe UrkCorp (WMU)
840,1
1.1
‘Bezeugung, Bestätigung’
vnd (wir) setzen dar an die nam der gezevg, mit der gewizzen iz geschehen
ist UrkCorp (WMU)
1868,22;
mit gvͦeter gewizzen vrumer læut ebd.
2243,21.
1243,20;
ist daz diu frowe daz verworht hat unde von ir schulden
dar ist chomen unde daz mit rehter gewizzen dar wirt braht daz diu schulde ir
ist StRAugsb
164,25.
149,7;
StRPrag
74;
KLD:RvB
4:5,3.
–
‘Siebenerzeugnis, Übersiebenen’ (Überführungseid des Klägers mit sechs
Eideshelfern):
daz itwedertail sinen gezevg vnd sinen gewær, der im ertailet ist, auf
den tag vnd stad bringe mit der gewizzen, di im auch baidenthalben ertailet
ist, mit siben auz ainvndzwaintzeg UrkCorp (WMU)
631,42.
475,16
1.2
‘Einsicht, Verstand’
daz [
guot
] solde
man zehant / mit den gewizzen behalten / unde sîn alsô walten, / als si sîn
geniezen wolten Ottok
91437;
daz her Chvnrat der Pvllær [...] mit gewizzen vnd
mit ordenlicher beschaidenheit betraht [...] siner sele
heil UrkCorp (WMU)
937,28.
3182,14;
so si [die Menschen] geborn
werdent, so git er [der Schöpfer] in allen gelich
unterschide. [...] die dann gezogenlichen lebent
[...], der gewizzen und der underschied die in got
hat gegeben, die bezzernt si und get ir sælicheit und ir er fuͤr sich
PrOberalt
64,22
2
‘moralisches Bewusstsein, Gewissen’
gewizzen vnd consciencie, daz ist ein mitwizzen der ding, die dez menschen
redleichait vrtailt ze guͦt oder ze poͤz nach dem goͤtleichen
gesetz RechtssA
G37,4;
ein guͤtew gewizzen ebd.
G37,1;
daz irrsam gewizzen ebd.
G38,7;
herre, wis gedultic / gegen mir vil armem suntær / unt ring
mir meiner gewizzen swær GvJudenb
1152;
do rumde er des ersten siner gewúsni mit einer ganzen
bihte Seuse
99,25;
ein luter gewissen ebd.
251,23
u.ö.;
PrOberalt
172,24
u.ö.;
UrkCorp (WMU)
3190,33;
BdN
461,6.
–
maniger ein gewizzen hât, / daz ein grôz fuoder höuwes gât / durch si mit
guotem rûme Renner
21949.
–
da von [wegen der Entscheidung, nicht mehr zu
predigen] ich straffen vnd gewizzen
[Gewissensbisse] het vil groͤzleich in
meiner sel RechtssA
Prolog 25
2.1
bildl.: nagendes, beißendes Gewissen (s.a. D. Lau: Vermis conscientiae. Zur
Geschichte einer Metapher, in: A. Patzer (Hg.): Apophoreta. FS Hölscher, Bonn
1975, S. 110-121):
sô swinde nie kein wurm genuoc [nagte] / alz
der gewizzen, die niht sint / verzwîfelt noch gein gote blint Renner
5779.
2897;
swaz er [Ambrosius] az / mit der bescheidenheit
er maz, / daz er bleib ungebizzen / von murmulender
[murrendem] gewizzen, / die in pflac selden
strafen Pass III
249,36;
nu we dir, armer sunder, we! / nu we dir huͤte und
iemer me! / du sihst den rihter ob din / und under dir der helle pin / und in
dir din gewißen, / die dich bizzet und hat gebizzen HvNstGZ
6294;
Spec
36,4;
KvHeimUrst
1103;
Martina
117,47
2.2
personif. vrouwe ~
:
la dir nicht entwenkchen / frawn Gewissen, die kan wol
gedenkchen / aller deiner missetat! HvBurg
3028.
1631
u.ö.;
das bekantnisse sprach zuͦ dem gewissen:
[...] vroͮwe Gewissen,
[...]
Mechth
7: 17,2
u.ö.
3
zur Bezeichnung der Gesamtheit der Seelenkräfte (s. Störmer-Caysa: Gewissen und
Buch, S. 121):
wan also sol sih der wis mvͦt, der mit got bekvmbert ist, halten in der
gewizzen als ein hvswirt in sinem hvs. [...] allez daz
hvsgesind siner gedank sol er also zvhtigen vnd orden vnd im selben als ganzlih
vndertaenik machen WhvStTh
138,3.
Lit.: U. Störmer-Caysa: Gewissen und Buch. Über den Weg eines Begriffes in die
deutsche Literatur des Mittelalters. Berlin/ New York 1998.
gewiʒʒende
stF.
(N.
Mechth
7: 17,20)
s.a.
gewiʒʒede
1
‘Wissen, Kenntnis’
2
‘Gewissen, moralisches Bewusstsein’ (auch personif.)
1
‘Wissen, Kenntnis’
diu caprea [
steingeiz
] so heitirer ougen
ist, / daz si die jegir verre sehen mach, daz bezeichent unsiren herren den liehten
tach. / also diu scrift chot [spricht] : ‘aller
gewizzende ist er ein got.’ MillPhys
104,4;
vnd von swelichim guͦte sie nit von alter gigeben hant, da sol man sie
giruͦwet lan ân ansprache vf ir giwizzende UrkCorp (WMU)
680,45.
–
‘Bezeugung, Bestätigung’
wir suͤlln ouch alle die brife, die he hat von keysern und von
kunegn, swenne he die brenget, sehen unde sulln im die stetege von worte ze
worte als sie sten von unser waren gewizent MGHConst
5:259,35
(a. 1315).
–
‘Nachforschung (?)’
quod super culpis, excessibus et forefactis quibuslibet
[...] corrigendis per inquisicionem vulgarem, que
vulgariter gewizzende dicitur, erit [...] contra pacis
et patrie turbatores [...] procedendum MGHConst
3:222,18
(a. 1297)
2
‘Gewissen, moralisches Bewusstsein’ (auch personif.):
wer sin gewißende hat behuͦt, / der weiz wol wann er
ubel tuͦt HvNstGZ
6750;
vroͮ Gewissende, ir sint sere gebunden mit der werelte
súnden Mechth
7: 17,17
u.ö.
gewiʒʒende (?)
Part.-Adj.
‘bekannt, bewusst’
alhie so hat ein ende gar / daz dritte capitel, daz uch zwar
/ gesaget hat zu diser frist, / als verre ez mir gewissent ist, / waz mynne sy und
zirke [schaffe]
Minneb
2288.
5085
gewiʒʒenheit
stF.
1
‘Wissen, Kenntnis’
2
‘Gewissen, moralisches Bewusstsein’
1
‘Wissen, Kenntnis’
wie aber er [Jesus] die zît sîn / vertribe ûf niun
und zweinzec jâr, / der gewizzenheite sîn wir bar WvRh
6713;
als im [dem todkranken Adam] die
vröude nû wart schîn / und er het gewizzenheit / des öles der barmherzikeit, / er
rief gên gote unde sprach: / ‘hêrre, mich genüeget’
HvFreibKr
405.
–
‘Einsicht, Verstand’
guoter rede het er genuoc, / dar zuo allen den gevuoc / der rehter
gewizzenheite zimt Mantel
500;
si [
die vrouwen
] solden merken
schœne jugent, / gewizzenheit und ganze tugent / an einem ieglîchem man
Bîspel (Pf)
7,40;
Krone
17556
2
‘Gewissen, moralisches Bewusstsein’
gote eyne ist bekant / wy iz gewislich sy gewant / um des
menschen gewizzenheit / und um syne samwitzekeit Hiob
3371;
der iunger sprach: hant [...] die
v́bilen iemannen, der si ruͤge? do sprach der meister: niht. wen
iegelichez herzen gewissenheit Lucid
142,13;
Freid
5,21;
VMos
61,6.
– bildl.: nagendes, beißendes Gewissen (s.a. D. Lau: Vermis conscientiae.
Zur Geschichte einer Metapher, in: A. Patzer (Hg.): Apophoreta. FS Hölscher,
Bonn 1975, S. 110-121):
vil groz wirt unser smerze, die wurme ezzent uns daz
herze. / daz ist uns gewizzenheit, diu tuot uns also michel leit
AvaJG
28,12;
der wurm siner gewizzenheit Hiob
9800;
daz ist mîn gewizzenheit, / die mir an daz herze gneit [l.
genaget
]
EbvErf
3107
gewiʒʒenlich
Adj., Adv.
auch gewiz(z)e-, gewizenclich,
adv. auch -lîchen.
Vgl.
gewislich
und
wiʒʒenlich
.
1
‘bekannt, offenbar, klar’
2
‘reuig, das Gewissen betreffend’
1
‘bekannt, offenbar, klar’
von diu [weil die Handlungen eines nicht
geweihten Priesters nicht gültig sind] solt uns sîn wîhe sîn
gewizzenlîch, / sô wære sîn ampt nicht ungewislîch [unzuverlässig,
ungültig]
Priesterl
421;
er [Joseph] hiez im entwichen den livt gærlichen /
daz nieman da wære der sæhe sine gebære, / so si [Joseph und seine
Brüder, Gn 45,1] sich ein andir bechanten unde gewizzelichen
maneten GenM
98,18;
‘nu volge mir, Lamparte’ sprach aber Alberîch, / ‘und
suochen wir die tôten, daz ist gewizzenlîch. [...]’
OrtnAW
342,2;
En
4955a;
Mantel
505;
Himmelr
4,30.
–
‘wissentlich, bewusst’
wir lernen oͮch dâ die sinniclichen
minne [
amor sensualis, vgl. Ohly z.St.:
TrudHL (O) S. 687-702, bes. 694-697] daz
wir betrahten sînu mennisklichen werch, wir lernen oͮch die gewizzenliche
minnę [
amor rationalis
] daz
wir uirstên sînu gotelichen wundir. diu trite daz ist diu uirnunstlichu
minne [
amor intellectualis
] , die
nemach nieman gelernen wan uon deme geiste. die sinnichlichen die lernet man uon
der geloube der cristinheit, die gewizzenliche uon der giscrifte, dise die
nemach niemen kunnen newan uon gote TrudHL
29,13
2
‘reuig, das Gewissen betreffend’
den gaist des gewizzedes den sendit dir got bî sîneme boten.
dc ist diu hailige gehôrsame. die stâtiget in die suͦzzen trahene unde die
gewizenlichen [Hss. gewizeliche,
gewizenclichene
] trahene TrudHL
146,11
gewollîche (?)
Adv.
übers. lat. rite
‘nach hergebrachtem Brauch’ (oder als Verschreibung zu
gewonlich
?):
he [Christus] bewiste sich wesse gewolliche ein got
[interl. zu monstraret se (esse) rite
deum
]
Sedulius
2v,6
gewon
Adj.
auch gewone (
Roth
2426;
Brun
3037;
PrLpz
113,31
), gewun (
Herb
13540
), gewan (z.B.
HvNstAp
1903.
3672;
KarlGalie
761;
Pilgerf
3842
).
1
‘gewohnt’
1.1 attr. 1.2 prädikativ (häufig mit Gen.) 1.2.1 mit präp. Erg. zur näheren Bestimmung 1.2.2 mit Inf. 1.2.3 mit Part. Präs. 1.2.4 mit daz -Satz 2
‘üblich, dem Brauch entsprechend’ (meist mit unpersönl. Subj.) 3
‘von einer bestimmten Art, beschaffen, veranlagt’ (mit sächl. Subj.) 4
‘wohnhaft, ansässig’
1
‘gewohnt’
1.1
attr.:
er sprach: ‘ Gawein, tùrer helt, / aller tùgende uszerwelt, /
erzeigent mir vwern gewonen sitten / vnd lat der bet, der ich bitt, / mich
werden von ùch gewert Krone
19546.
23451
1.2
prädikativ (häufig mit Gen.):
do [bei Tagesanbruch] quamen
sie zv den pherden / vnde riten vz zv felde, / vz den gezelden / vnde vz der
stat von Ylion, / als sie waren gewon Herb
12668;
den kerkenere man vf brach / dar in schein do der tac /
schire quam in daz liecht / des newarin sie gewone niecht Roth
2426;
diu ros von müede schûmden / mêre dan si wærn gewon
UvZLanz
2569;
swer wol gewon schœner frowen sî, / daz er in dik
mag wesen bî / mit fuoge [...] / der sol frô sîn von
schulden SM:Had
52: 12,7;
KvWLd
31,123;
Tr
951;
Pass III
32,9
1.2.1
mit präp. Erg. zur näheren Bestimmung:
si [die Diener des Roten
Ritters] wârn siges an im gewon Wig
3003;
wir warent froͮde an dich gewon: / wer het
geschaiden dich da von? RvEWh
4189.
4124;
dirre [Peleas] vntruwen was
gewon / vmb sines bruͦder svͦn [er war
betrügerisch gegenüber seinem Neffen Jason] , / dem frumen
ritter Herb
117;
du bist liebes von mir niht gewon ebd.
18100.
18264;
Priamvs sich versan / vnd ander sine rat man, / der
er zv rate was gewon, / wie er mochte sinen son / begraben mit eren ebd.
10727.
– einer Sache von kinde/ kintheit ~ sîn:
swer ir [der Armut] von
kinde ist gewon, / dern schamt sich ir sô sêre niht / als man hie an iu
gesiht Iw
6312;
RvEBarl
13344;
des er von kintheit ist gewon, / ez sî im schade, ez sî im vrum, /
dâ kumt er âne got niht von Winsb
37,8;
Gen
2549
1.2.2
mit Inf.:
ir sît von chintheite gwon mit deme fihe gên
Gen
2549;
[Isolde lässt bestellen] daz
ir [Tristan] si noch gespræchet
[...] / und ouch vil rehte
vâret [zum Treffpunkt] / der selben stunde
unde der zît, / als ir gewon ze komene sît Tr
14552;
daz wir ir guͦt ze Schorndorf [...]
ledik vnd fri lazzen [...] alles dez dienistes, dez
wir bis her gewon waren ze nemenne UrkCorp (WMU)
1993,9;
Ottok
28563
1.2.3
mit Part. Präs.:
darnach der kunic lien [l.
lîhen
] / begonde dissen
drien [den Männern, die den Feuerofen überlebt hatten (vgl.
Dn 3)] / wider daz lant Babylon, / als sie waren vor gewon
/ habende ez in wirde / dem libe zu begirde Daniel
1620.
8024
1.2.4
mit daz-Satz:
von im was man des gewon, / daz er nacht vnde tac /
an sime gebete gerne lac Herb
15609;
swâ daz swîn vant eine wurz, /
[...], / dâ jagete er ez balde von / und az sî.
des was er gewon, / daz er der spîse nerte sich RvEBarl
4252;
die frauwe was gewone das sie abendes nummer essens
enbeiß Lanc
90,32
u.ö.;
Walth
96,27;
PriestJohB
954,9
2
‘üblich, dem Brauch entsprechend’ (meist mit unpersönl. Subj.):
wan ez ist bi dem menschen gewon [übers. est
enim consuetum apud homines
] , daz die, die da zuo etwaz
erwelt werdent, die werdent geschriben in daz buoch ThvASu
288,21;
die arzenien mit der die sünde des fleischez gewon was
gereiniget zwerdenne [übers. consueverat
mundari
]
ebd.
126,20;
[Die Sonne verbrennt die Erde, doch bekäme sie Nachwuchs, vergrößerte
sich auch die Bedrohung.] als ist ez umb den diep gewan, / der
einig grôzen schaden tuot. / gewint er kint, daz ist nicht guot. / man sicht dicke,
daz diu kint / vil bœser denn der vatter sint Boner
10,28;
als der gruesse do was gedaen, / ir hende sy do geweschen haen, / als da zo
hoff was gewon KarlGalie
3648
3
‘von einer bestimmten Art, beschaffen, veranlagt’ (mit sächl. Subj.):
der sezzel der was des gewon / von sines maisters listen, /
[...], / der het in so gemachet: /
[...]
WhvÖst
4976;
vor dese zene [der rücksichtslosen Fische im
Meer] also ich wene / hat di brut [Maria]
wol ander zene. / ir zene uns allen vrouwen, / si enbizen nicht, si
edekouwen [wiederkäuen] / und vuten uns mit irme
spone [ernähren uns mit ihrer Muttermilch] , / also daz
schaf ist gewone [wie es von Natur aus beim Schaf ist]
Brun
3037
4
‘wohnhaft, ansässig’
ouch gab er ime Akaron / mit allen deme daz gewon / was umme und umme die stat
[I Mcc 10,89]
Macc
5136
gewonde
stF.
‘Angewohnheit, Gepflogenheit’ (s.a.
gewende
stF.):
ein katze in dem hofe was. / von gewonde konde sie daz: / so man abents saz zu
dische, / [...] / eine kerze sie da hielt, / mit iren fuzen
umbe vielt, / biz daz ezzen was gedan SalMark
912;
vnd were in des fur lidic eigen vnd fur ein lidic gvͦt
[...] gegen maneglich, alse reth ist vnd nach des
landes gewonde UrkCorp (WMU)
N579,27;
van alder gewoinden her HagenChr (G)
6242
gewone
stF.
‘Gewohnheit’ (s.a.
gewen
stMN.):
dô er [der Gegner] von dem rosse saz, / der lewe
[Iweins] sîn selbes niht vergaz, / er erzeicte gâhes
sîn gewon: / ê er erbeizte dâ von, / dô hete er [der
Löwe] sîn begrifen genuoc Gauriel
1944;
er [der Mann] ist
charl [Ehemann] , si [die
Frau] ist chone [Ehefrau] , / daz ist ein
vil altiu gewone VRechte
398
gewonet
Part.-Adj.
→
wonen
swV.
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