glas(e)vënster
stN.
‘Glasfenster’
alse di sunne durh daz glase uenster / irluchtit den tunkelen
sal Litan
258;
czwei venster [La. glase finster
] gabent
im das liecht SalMor
174,5;
da sah er [
der herczog von
Clarencz
] durch ein glaßfenster vier groß drachen mit vier
starcken ketten gebunden Lanc
569,24.
235,9;
zulle wyr [...] buwin und bessyrn unse kyrche, den
kor, den turm, dy glokkin myt strengin und glasevenstyr UrkSchles (B)
135,30
(a. 1333);
JTit
354,1.
– (vgl.
glas
6.1.1):
van dir [Maria] schein daz godes liet
in alle die lant [...] iz vant dich, iz liz dich bit alle
luter, / alse du sunne deit daz glasevinster MarldA
29
glasner
stM.
→
glasenære
glasouge
swN.
ein glasiges Auge:
hie nach kam ein grosse túfel fúrig,
bluͦtig, swartze, mit takken und mit hornen und mit glasoͮgen
Mechth
4: 17,10
glasöuge
Adj.
hier glase-.
‘fehlsichtig’, von jmdm. mit krankhaft glasigen Augen:
dem menschen etewenne diu ôren vervallent, daz er ungehœrnde wirt, oder
für die gesiht, daz er erblindet oder sus bœsiu ougen gewinnet, sûröuge oder
glaseöuge oder starblint PrBerth
1:433,15
glasoven
stM.
Ofen zur Herstellung von Glas(-fritte) (vgl. LexMA 4,1477):
daz man furbaz dheinen colen dor auf [
den grozzen gepresten,
der an unserm und des reichs vorst
] brennen sulle noch
dheinen scharrer noch dheynen pecher noch glasoffen dor auf sein sullen
MGHConst
8:350,7
(a. 1347).
8:350,17
(a. 1347)
glast
stM.
(stF.
HeslApk
1648
)
auch gelast (z.B. GTroj ), s.a.
glanst
stM. (vgl. auch
gleste
stF.,
glenste
stF.); oft mit Gen.d.S.; häufig im Reim auf
gast.
‘Glanz, Schein, Schimmer, Leuchten’
der glast, der von der sunnen gat, der erstecket den manen
Lucid
55,6;
RvEBarl
9358;
Hiob
14279;
durch wolken dringet / tagender glast MF:Wolfr
5: 2,14;
Parz
167,18;
huote dich ein jâr vor dem rouche unde vor dem starchen glaste
unde iz die erzenîe alle tage Barth
145,24;
KvHeimUrst
1434;
KLD:Kzl
15: 2,5;
HvNstGZ
557.
– von glänzenden Materialien, leuchtender Farbe u.ä.:
rubîn und manic edel stein, / der glast dâ wider ein ander
schein Wig
7377;
im das sehen geprast: / also krefftig was der glaßt / der im
in di augen schain. / manig kostreicher stain / stund in der kemnatten
HvNstAp
8248;
sus wirt an im virgelwet / der roten rosen liehter glast
Vät
21875;
er [
sîn wâpenroc
] schein
als ob hie brünne / bî der naht ein queckez fiwer [...] /
sîn glast die blicke niht vermeit: / ein bœsez oug sich dran versneit
Parz
71,15;
dâ der sterne mit sîme glaste / so rîlîchen vaste / ûz des
marhcrâven vanen schein Wh
369,13;
KvWLd
19,34;
von sînem helme gienc ein glast, / der vermeldet ir den gast
Tr
9375;
RvEBarl
12410;
KvWTurn
729.
667;
ieweders blic en widerstrît / hât sô kostebæren glast
Wh
129,3;
Minneb
3229;
SM:Gl
3: 9,9.
– himmlischer, überirdischer Glanz:
kan ich nicht den suzen gast / gesen in synes
[Gottes] schines glast Hiob
3228;
und dir [sündiger Mann] der gnaden
schin / mit dem rehten glaste sin / virslozen und irloschen ist Vät
26608;
der êrst und der obrist
[Himmel] stêt still und welzt niht. der haizt ze latein
empireum, daz ist der feurein himel, dar umb, daz er glestent und scheint mit
wunderleichem grôzem glast. dar inne ruowet got mit seinen
auzlieben [Auserwählten]
BdN
55,14;
RvEBarl
6123.
– übertr. auf strahlende Schönheit, Vollkommenheit:
ir mynnenclicher sußer glast / mich in dem hertzen kitzelt
Minneb
2314;
ey frawe zart, min brehender glast, / merk daz du hie gehoret
hast ebd.
2473;
ir glast vnde ir kleit / was allez in lobe Herb
514;
ey, wie liebe mir daz tet / an diner tugende glaste
Vät
33013;
eyn teil den worten dy du hast / gesait von des gerichtes
glast Hiob
7902;
KvWWelt
81;
Mügeln
258,12.
– in Verbindung mit kupfer im Kontext von täuschendem
Blendwerk:
dein got [l. golt
]
verplaichet vaste, / es hinked [lahmt, ist ungenügend] an
dem gelaste. / dein silber das wirt kupfer HvNstAp
874;
phuch dich, du mordes last / und du falscher kuphers glast
Minneb
4002.
Lit.: Haubrichs, Glanz und Glast.
glasten
swV.
vgl.
glesten
.
‘glänzen, strahlen, leuchten’
du muost noch hiut vasten, / biz dir dîn ougen glasten BAdelh
20;
vil manig margariten / dar innen [in dem
schapel
] sin verkastet, / der schiͤn doch
bleichvar glastet / gein dem schilde Minneb
2470
glat
Adj., Adv.
‘glatt’ (fließender Übergang von im Ahd. prominenten Gebrauch in 1
zu mhd. überw. 2)
1 optische Wirkung der Oberflächenbeschaffenheit ‘glänzend’
1.1 allg. ‘blank, spiegelnd’
1.2 spez. auf Haut (auch Lippen) bezogen 2 haptischer Eindruck einer Oberfläche ohne Rauigkeiten und Unebenheiten 2.1 allg. 2.1.1
‘ebenmäßig, poliert’
2.1.2
‘rutschig, glitschig’
2.2 bezogen auf Haut ohne Falten, Haare o.ä. ‘rein, faltenlos’
3 übertr.
1
optische Wirkung der Oberflächenbeschaffenheit ‘glänzend’
1.1
allg. ‘blank, spiegelnd’
diu stæte sol ze rehte / ingrüene sîn reht alse gras, /
glat unde lûter alse glas Tr
16976.
16714;
gezieret was diu selbe stat. / sô lûterbære und alsô glat
/ was ir gazzen esterich, / daz man ersach dar inne sich KvWTroj
17408.
7320
1.2
spez. auf Haut (auch Lippen) bezogen:
ein bruder [...] brachte im [dem hl.
Bernhard] olei vor andern tranc, /
[...] / ez were im bliben unkunt, / wand daz die
andern sinen munt / sahen also rechte glat Pass III
401,73.
– in Verbindung mit wîʒ:
schone hende, finger lanc, / glander negel, slecht
hut glat, / rein wiz als ein liligen blat Herb
2497;
dô wart er bî den stunden / vil schiere dâ gebunden / mit starken
riemen ûf daz rat. / sîn reiner lîp wîz unde glat / genzlichen wart
enblecket / und alsô blôz gestrecket KvWPant
1604.
– auch zu 2:
glat als ein altez helfenbein / und wîzer denne ein
krîdenmel / was ir daz neckel unde ir kel KvWTroj
19988
2
haptischer Eindruck einer Oberfläche ohne Rauigkeiten und Unebenheiten
2.1
allg.
2.1.1
‘ebenmäßig, poliert’
sîn vil ûz erwelter schilt / geworht ûz helfenbeine
was, [...] der slange mohte nie / mit allen sînen
kreften / die clâwen dâ geheften / ûf dem vil herten beine. / ez was glat
unde reine KvWTroj
9874;
wilt aber dû gemainleich weizzen, welher frawen milch
pezzer sei, sô nim ain glas oder ain glate tafeln von holz und lâ des
gespüns tropfen dar auf BdN
25,14;
aber do ein glat tenne ist, do endarf man nút
denne das man mit einem vederwúsche hie úber var
Tauler
145,12;
so was die brucke [über den
Höllenfluss] sere smal / und gab von ir wol snellen val /
ieglichem, der dar uf trat. / abheldec unde glat / was si zu beiden siten
Pass III
239,34.
– in Verbindung mit hæle (vgl. auch
1.1):
vnd was von der güsse erfleut / der berch, daz er so glat was /
als ein vil wol hælez glas / vnd scharf sam ein scharsach Krone
6794;
soͤlher helm
[...] was mit kunsten vesten / uz ainem
stain gedrat [...] kain wafen in verkretzet, /
so hæl ist er und so glat WhvÖst
13867;
dez edeln schildez [allegorisch für
das Gesicht der Geliebten] glantzes vel / und ist dar
zu so rechte hel, / daz ez kund werden niht gleter Minneb
2423;
BdN
321,15.
– übertr.:
wan wær der mag sleht und glat, sô slüff daz ezzen
ê der zeit ze tal und belib ungekocht BdN
32,12
2.1.2
‘rutschig, glitschig’
wenn diu slang daz tier siht slâfen mit offem mund
auf dem gestat pei dem selben wazzer, daz dâ haizt cocodrillus
[...] sô welzt si sich in ainem glaten laim,
daz si dester paz durch des selben tiers maul geslupfen müg
BdN
273,6.
– in Verbindung mit îs/ îsic:
ein wek an glatem eise, / dar an man leiht vellet Krone
1740;
ir berc was îsec unde glat, / man mochte dar an nicht bestên /
noch ûf daz wal zû in gên: / ez wart versûchet wol genûc LivlChr
11056;
sine bleter [...] waren
gleter / vor yse dann ein spiegel glas Minneb
4302.
–
die ellenden gotes knehte / hant vil kvmbers hie erlitten /
[...] / mengen glaten winter mit froste
Martina
253,33
2.2
bezogen auf Haut ohne Falten, Haare o.ä. ‘rein, faltenlos’
wart sîn runzelehtez vel / gestrecket unde schône glat
KvWTroj
10793;
weich unde glat was ir daz vel / an vleische und an
gebeine ebd.
19998.
–
‘kahlköpfig, eine Glatze habend’
ist er kayl und ane har, / man sprichet, er sii ein glazzer
[La. glatter, glazzet; MinneR 52
K : glaczachter
] schalk
MinneR 52
65
3
übertr.:
ez was ein unsenfter tac. / dâ wart niht vil geklaffet, / ez wart allez mit
slegen geschaffet / und mit kurzen [La.
glatten
] worten StrDan
5529.
– subst.:
der tiefel und dú wip / mit dem gemachen, bliden
lip: / die múesigen, die glatten / beginnen tuͦt er watten / mit
haimlichem getúsche / in daz muͦr der unkúsche
SHort
4795
glatter
M.
Bed. unklar, möglicherw. zu
gleten
swV.,
glat
Adj. oder zu schweizer Orts- bzw. Flussnamen
Glatt (?), (vgl. Nölle-Hornkamp, Handwerkerbez., S. 358; DWB
4,1,4,7751f.):
Heinrich der glatter UrkCorp
925,4
glatzeht
Adj.
‘eine Glatze habend, kahlköpfig’
zwei und zwenzig kinde, / die rieffen in spotlichen an: /
‘gang uf her, glatzehter man!’ RvEWchr
35842;
ist eyner kale vnd ane har, / der heist ein glaczachter [La.
MinneR 52
glazzer, glazzet, glatter
] schalk MinneR 52 K
61
glatzehten
swV.
‘mit einer Glatze versehen, kahl machen’
ja werdin alle houbt gegleczecht und alle berte werdin
geschorin Cranc
Jer 48,37
glavîn
stF.
auch glâve, glêve, glâvie, gleffe, glevîne, glevene, glevenie, glavenie
(vgl. afrz. glaive, glave
‘Lanze’, Suolahti 1,98; DWB 4,1,4,7928ff.); kontrahiert auch →
glene
stswF.
‘Wurfspieß, Speer’ (zur Sache vgl. LexMA 4,1494):
du salt ouch haben in dime her / harte manegerleie wer, / swert, grellen,
glavenien Secret
2815;
dô sazter die glævîn / vorn ûf des satels vilzelîn
Parz
537,5;
sin scharfe glevie im quam / mitten an den schenkel
Herb
14708.
18375;
in den velssen, daz gar zerbrach / dü lange glevye
GTroj
11735;
manic haidnisch glavie / was da uf gestecket: / diu banier
dran zerflecket WhvÖst
6064.
579;
die glevenie er nider sluc / nach ritterlicher saze / und stach in voller maze
/ durch den wurm al inmitten Pass III
256,94;
ein glauye nam hei in de hant Karlmeinet
62,51;
rottecht sie riten die vrien / ufgeriht ir glavenien Macc
8336;
Wig
5094;
Krone
10531;
ClosChr
83,18;
Pass I/II (HSW)
7226.
– wohl auch eingeschränkt ‘Lanzenspitze, Speerspitze’ (vgl. DWB
4,1,4,7932):
eine scharpfe glævîn, / dar inne al niwe was der schaft
Parz
443,24;
da kam von den gesten / ein swartzer reck geritten her, / der fuͦrt ein
vngewones sper, / das was ein claui breit, / die zü beiden sijten wol sneit
Krone
18965;
er vuͦrt ouch eine lanzen groz roͤrine. / goltvarwer stahel uz
India di glevje was, gezieret mit rubine JTit
1284.
– metonymisch für den Träger der Waffe ‘Lanzenreiter’
der stark / grave wert von Clefen / mit maniger starken
glefen WhvÖst
16902
(vgl. DRW
4,937 für jüngere Belege)
glavîn|îsen ,
glef|îsen
stN.
(vgl.
glenîsen
; s.a.
spërîsen
).
‘eiserne Spitze an Lanze, Hellebarde oder Wurfspeer’
manich helt tet als der strauz, / der eysen chan verslinden: / des manger must
enphinden, / der pheyl- und glaͤfen-eysen slant, / daz er mit sterben
uͤberwant Suchenw
18,269;
die glefisin giengent durch den schranz ParzRapp
212,42
glaz
Adj.
‘kahlköpfig, eine Glatze habend’
ist er kayl und ane har, / man sprichet, er sii ein glazzer [La.
glatter, glazzet; MinneR 52 K :
glaczachter
] schalk MinneR 52
65
glaz , glatz
stM.
zu
glat
Adj., s.a.
3glitze
.
1
‘Schädel’
2 meist auf den ganzen (kahlen) Kopf bezogen ‘Kahlkopf’ ; auch
haarlose Stelle des Kopfes, ‘Glatze’
1
‘Schädel’
calvaria: glaz Gl
3:694,42
(BStK444)
2
meist auf den ganzen (kahlen) Kopf bezogen ‘Kahlkopf’; auch
haarlose Stelle des Kopfes, ‘Glatze’
ir [der Venezianer] herzog ist ein mehtic kürsenære,
/ unt wart ie kürsenære crônebære / mit sînem igelvarwen glatze, / sô mac ouch er
wol crône tragen RvZw
145,9;
si begunden harte kratzen / einander ûf den glatzen, / sô enphienc eins
iesliches glaz / manegen ungefüegen kraz, / daz ie nâch dem kratze / gienc daz bluot
uz dem glatze HundesNot
210;
Ruopreht warf imz [das Ei] an den glatz Neidh
(HW)
39,18;
wo crusb har waz, do wirt sin ein glatz Cranc
Jes 3,24.
Jer 47,5;
UvEtzAlex
19183
gleffer
Subst.
auch gliffer, Koll. zu
lëfs
stswMF.
pluralisch ‘Lippen’
mit honigseyme drifent gar, / brut, dine gleffer, daz ist war PrHess
10,1300;
fvr liege minem mvnde / hvͦde zvͦ aller stvnde, / die gliffer
min beware, / daz mir kein wort enphare ebd.
51,431
u.ö.
glefîsen
stN.
→
glavînîsen
gleie, gloie
swF.
vgl. mlat. glaiolia, afrz. glaïeul, ahd.
gleiol (Etymol.Wb.d.Ahd. 4,486); s.a.
lilje
(mit den Schreibformen gilge, gilje), vgl.
Marzell 2,1291.
‘Schwertlilie’
daz alte buoch von Troye. / schôn als ein vrischiu gloye / sol
ez hie wider blüejen KvWTroj
270;
vîolvar die gleijen SM:Wi
6: 1,6;
geleien / die man da siht ze meien Martina
27,7;
SHort
5354;
JTit
1984,2.
– unklar, ob hierher, M. (vgl. auch Etymol.Wb.d.Ahd. 4,481):
corona regis: roter geile Gl
3:530,45
(BStK455)
gleiekrût
stN.
Bed. unklar, eine Schwertlilienart (vgl. Etymol.Wb.d.Ahd. 4,482):
illirica: glegekrut Gl
3:51,51
(BStK160)
gleienbluome
swMF.
eine Lilienart, wohl ‘Schwertlilie’
gladiolus: gelgleien bluͦme [l. gel
gleienbluͦme
]
VocOpt
50.170
|