glisterîe
stN.
auch kriestiere.
‘Klistier, Einlauf’
als schier der arzet sô gewarp, / daz daz glisteri in in kom,
/ dô was daz leben im benom Ottok
221.
216;
do wart er [
künig Cunrat
] siech. do
gobent im die artzat ein kriestiere daz in generen solte, daz was vermischet mit
vergift und dote in ClosChr
39,32;
clistere: kliestier [La. glistier
]
VocOpt
31.033
glit
stM.
auch glît (:strît).
‘das Ausgleiten, Rutschen’ (zu
glîten
stV.):
er warf in nider mit gewalt / von dem bette bî dem hâre, / er pflak sîn
z’wâre / mit ungevuegen glîten, / dô gienk ez an ein strîten RvMunre
617;
von dem glit [interl. zu a lapsu Ps
114,8]
DWB
4,1,5,132
(Peter v. Patschkau; a. 1340).
– übertr. ‘das Abgleiten, der Absturz (moralisch, in Rang und Würde)’
(vgl.
glîten
2):
nach sulcher sunden glitte / kumet der ware kunic
Daniel
8242
glîten
stV. (Ia)
‘gleiten, rutschen’
1 allg. 2 übertr. ‘(moralisch, an Rang und Würde) abfallen, abgleiten’
1
allg.:
abheldec [abschüssig] unde glat / was si
[die Brücke] zu beiden siten, / des liez si nider
gliten / in die vlut, swaz uf sie quam Pass III
239,36.
239,62.
393,82;
allis zwîvils âne / sprencte er den rittir an / und stach in sundir wân / in
dem êrstin rîtin, / daz man in sach glîtin / mit valle ûf dî erde NvJer
10410;
BvgSp
25;
Athis
A** 85
2
übertr. ‘(moralisch, an Rang und Würde) abfallen, abgleiten’
der wint der itelkeit in sluc, / daz er hin muste gliten / in die verlust
besiten Pass III
441,87.
– subst. (vgl.
glit
stM.):
gevestet nach dem gliten / wirt wider dine ere
Daniel
3696.
5490;
man slet hie groze gliten / mit den besmen alzu scharf [vgl.
Glr.z.St.]
Pass III
369,96
glittehtic
Adj.
übers. afrz. baveux, hier wohl ‘schmierig, schmutzig’
ich bin ein heßlich altwip, glittechtig, / wuste, stynckende
und slymechtig, / me unreyner dann ich duͤrffe sagen Pilgerf
10754
glitterisch
Adj.
Bed. unklar, ‘schmierig, schmutzig’ oder ‘heuchelnd, täuschend’? (vgl.
glittehtic
bzw.
glîʒen
2; s.a. FWB 6,2399):
war umb haist du gelaubt des rades / der glytterssen
lugenerynne / muͤssikeit, der klapperynne? Pilgerf
6886
1glitze
stF.
vgl. afrz. clice, mnl. clizza.
‘Speer’
geschliffen sind ir [der Bauern] kyppffeleysen
[spottend für bäuerl. Schwert] , / ir glicz erklinget
nach dem tritt / laut bej dem rayen an dem sprunge Neidh (S)
1,71 c117:5,7.
– übertr.:
uf sinem [Leviathans] nacken sterke
lyt; / sin hals, sin kel lang und wit. / ouch get vur sinem antlitze /
armmute [
faciem eius praecedet egestas Iob
41,13] mit siner glitze Hiob
15238;
und du bist ouch jener ein / dem sere queln di sinne / wi er daz gut gewinne,
/ und in des mark ouch slinget / di vorchte, di in twinget, / wi er daz gut besicze
/ vor ungeluckes glicze TvKulm
4224
2glitze
stF.
→
glîʒe, glitze
3glitze
stF.
‘Glatze’ (vgl.
glaz
stM.):
dô kam diu lêriche gevlogen, [...] / dem andern an
daz houbet: / ê er sîn selbes wart gewar / dô sluoc ouch der geselle dar / ein vil
grôze smitze / dem gesellen ûf die glitze HundesNot
196
glitzen
swV.
‘glänzen, strahlen, leuchten’
1 eigentl. 2 übertr.
1
eigentl.:
man sach helme und schilde / glîzen ûf dem gevilde LivlChr
3282.
4752;
das wasser mag man [in der Stadt
Crisa] lassen / durch yegliche strassen. / di wirt dan gelitzent
allain: / wann da leyt edel gestain HvNstAp
11676;
in dem munde hatte er / drierley zene glitzen
Daniel
5747;
WhvÖst
17478;
Reinfr
25240.
– subst.:
so lucht ir munt der wol geziret. / und luchticlichen git
er glitzen / reht sam ein uber heller blitzen Minneb
3411;
der [König] het ein wip, diu kunde wider striten
/ der sunnen liehtes glitzen JTit
5597,4.
– Part.-Adj:
durch daz sol der mensche iemer sîn als ein glitzendiu
sunne vor dem andern Eckh
5: 273,3;
Neidh
WL 27:7b,10
2
übertr.:
ez dorret, swa er sitzet, / swie vil sin guͤte da
glitzet WhvÖst
11628
glitzenen
swV.
‘glänzen’
du machst dich anders, wann dich got / noch im selb gepildet hat; / dein
antluͤtz smirst du vruͤ und spat, / dein hiͤrn glitzent, deinem
wang / hot dem salben so durichgang, / daz du geist valscher varbe schein
Suchenw
40,53
glitzunge
stF.
‘Glanz, Schimmer’
dâ sie ligent sam vor einer türe unde kaphent hin în unde die kleinen
gnaneiste enpfâhent, unde daz sie reht als durch enge klunsen
[Spalten] die glitzunge sô grôzes liehtes unde schînes
an sehent DvASchr
396,3
gliunen (?)
swV.
wohl ‘glühen’ (vgl. auch Anm. z.St.):
derde diruntini diuniti [donnerte] , / dî helli
ingegine gliunte, / dâ dî hêristin in der werilte / suͦhtin sich mit suertin
Anno
27,6
glîʒ
Adj.
‘glänzend’
so vind ich ye vil anders da / vil anders gruͤn vnd pla / ist vnd
swartz vnd wisz / vil anders hat sechs varb glisz / vil anders gel vnd rot
MinneR 298
34
glîʒ
, gliz
stM.
auch geleiz, glitz; wenn Genus nicht erkennbar, nicht von apokopiertem
glîʒe, glitze stF. zu unterscheiden.
‘Glanz, Schimmer, Leuchten’
scôner den der wîn sint dei ougin sîn. / sîner zande glîz ist
wîzer den diu milich wîz Gen
2770;
ire wengelin geverwet gar / reht als eine wilde rose var / so die uz tuot der
sunnen gliz [
:spitz
]
MinneR 333
27;
die sonne mich durch luchtiren / begunde mit heißem glitze, /
daz ich vor großer hitze / floch uff ein groß gevilde Minneb
7;
und so die sunne uff stichet, / so glichet sie sich irem
geleiz. / ir liechte varb kridenwis ebd.
1945;
der minniclichen mandel / was geworht ze Nâsitz. / sîn schîn
gap solhen glitz, / sô sêr daz golt darûz glaste Ottok
7927;
der spiegel glitz was worden fal Suchenw
3,154;
GTroj
7683;
UvEtzAlex
4386;
Teichn
155,119.
– übertr.:
des saz er [
der jungelinc
] sunder ruomes
gliz [riz:] / hôh ûf der êren sedele Reinfr
864.
–
‘Schein, Anschein’
sit der vil wisen witze / von dem valschin gelitze / der mengen hat erblendit
Martina
47,34
glîʒe , glitze
stF.
wenn Genus nicht erkennbar oder Apokope vorliegt, nicht von glîʒ,
gliz stM. zu unterscheiden.
‘Glanz, Schimmer, Leuchten’
so begunde iegliches varwe brehen gelich der liehten sterne glitze JTit
1698,4.
1612,1;
also drat man sicht die glitz, / da wirt rauch und hitz
enphunden Teichn
464,110;
[Gott] gap in [den Israeliten in der
Wüste] ein wolken zehuote / dez tages für die hitze / der svnnen
und ir glitze / daz ez in bære schatten Martina
206,2.
–
iz begunde grûnen, / und di edelen blûmen / in den walt
begunden ûf gân, / dô wâren si vil wol getân: / lieht was ir glîze; / ir rôte unde
ir wîze / vil verre von in schein SAlex
5253;
bî der bluomen glitze / spür ich unstæter wunnen schîn
KvWLd
32,262
glîʒen
stV. (Ia)
1
‘schimmern, leuchten, glänzen’
2
‘täuschend blenden, verblenden’
1
‘schimmern, leuchten, glänzen’
des tages niht erloschen / was diu liehte sunne heiz, / dâ von unmâzen schône
gleiz / ir wünneclich gesmîde KvWPart
14466;
daz würmel [
ain gleim,
Leuchtkäfer] hât die art, daz ez gleizet wenn ez vleugt
BdN
297,24;
HvNstAp
4916;
der edel tugende riche gast / sach verre glizen den glast /
gen im durch das gevilde her, / liehte schilde, glänzú sper
RvEWh
5978;
an einer keten silberîn, / diu lûter unde schône gleiz
KvWSchwanr
251;
enmitten ûz dem schilte sîn / gleiz ein lieht karfunkelstein
KvWTurn
577.
723.
1003;
KvHeimHinv
670;
sie machten dar vf ir dach / von blige, daz manz glizzen sach
/ funfzic mile vf daz mer Herb
1834;
Wig
7278;
eine [eine Farbe des Harns] ist
swartz als ein rabe dem di ueder glizen SalArz
111,23.
115,10.
– von leuchtenden Farben:
mit anderme geziere / schein die baniere,
[...] man sach da gele glizzen, / daz grune vnde
daz blavare Herb
1314;
sîn hâr gleiz als ein spiegelglas. / ân vingerzeigen was
ez gar. / ez was alles snêgevar UvZLanz
1472;
KvWTurn
807.
– Part.-Adj.:
goltschepper ist es [das Tier]
genant, / das ist in latein alsuß: / aureum vellus. / sein wolle ist als
goltvar, / gleyssenden und durchleichtig gar. / es ist als ain lampelein. / so
gar liecht ist sein schein HvNstAp
13318.
– übertr.:
dâ saz frou Scham diu reine fruht / frî vor itewîze, / von
der man seit daz ir genuht / für alle tugende glîze KvWKlage
11,4.
– sprichw. →
golt
2
2
‘täuschend blenden, verblenden’
– hier Part.-Adj.:
und daz sine gerechtekeit, / di Job von im selbe seyt, /
glyzende were unde glantz / und were innerhalb nicht gantz Hiob
11979.
– subst. ‘Scheinheiligkeit’
der vurste lîchtbêre / zu gote vil gewêre / mit andacht âne glîzin / der
maregrêve von Mîzin, / der dâ Heinrîch was genant, / quam gevarn in Prûzinlant
NvJer
4749;
GenM
137,23
glizze (?)
stSubst.
Bedeutung unklar (vgl. Anm.z.St.):
der virde stam [des Baums, mit dem die Minne
verglichen wird] der heißet / scharpfes verstentnizze / uff
din [Hs. dine
] gemyntes glizze, / wann ez
tut dich sunder beyden / sines willen e bescheyden / mit einem wort dann sust yemant
/ mit tusent worten tet bekant Minneb
2262
globede
stF.
→
gelübede
globen
swV.
→
loben
glocke , glogge
swF.,
selten stF. ( Jüngl )
‘Glocke’ (zur Signalfunktion des Glockenläutens in kirchlichen
und weltlichen Zusammenhängen vgl. 2HRG 2,403-408; A. Haverkamp: "...an
die große Glocke hängen". Über Öffentlichkeit im Mittelalter. Jb. des Historischen
Kollegs 1995. München 1996, S. 71-112)
1 allg. 2 meton. ‘Glockenschlag, Glockenläuten’
1
allg.:
so man in [den Mönchen] mit der
cloken ain zaichen git SpitEich
15,4;
zv der kirchen lief er vnd nam / die gloksnvr in die hant /
vnd lvte die glokgen, die er vant, / vaste zv stvrme, daz der schal / qvam in daz
dorf vber al ReinFu
K,1572;
ir werdent hôch enpfangen. / ir sît wol wert, daz wir die gloggen gên iu
liuten, / dringen unde schouwen, als ein wunder komen sî Walth
28,14;
ja kan ich im glichen wol / ein bose glocke, die man lange leutet Jüngl
908;
WhvÖst
13863;
Lucid
86,2;
Loheng
5001.
– sprichw. (vgl. differenziert TPMA 5,57-61):
diu glocke muoz den klüpfel hân, / sol si grôzen dôn begân Freid
126,15;
Ottok
66578;
Renner
2103;
swelch glocke niht sleht beidenthalp an, / diu entouc in dirre werlde niht
ebd.
8612
u.ö.
– bildl.:
dez hungers helle gloggen / in sin ore liutent Martina
131,20.
– in Rechtszusammenhängen (vgl. differenziert DRW
4,947ff.):
man sol auch wizzen, daz diu glogge in der burger gewalt sol sin
UrkStVerf
251
(a. 1276);
swem ovch dü stat mit der gloggin ist oder wirt widir teilt
UrkFreiburg (Sch)
106
(a. 1282).
159
(a. 1300);
wer ein wundet, das er mit der gloggen lüten mag DRW
4,948
(Alemannia; a. 1340);
dû glogge dû man da lûtet ze zinse StRFreiburg
673;
UrkRegensb
344
(a. 1331)
2
meton. ‘Glockenschlag, Glockenläuten’
daz nieman nach der glokken an offenez liht uf der strazze sol gen
UrkRegensb
720
(um 1320);
swer auch vor der glocken kauft,
[...] der git zuͦ buͤzze 1 ß
WüP
26,4.
34,2;
dan [im öden Land] brechent ouch die glocken nieman
sînen slâf KLD:Namenlos
h 33,9;
SpitEich
14,10;
StatDtOrd
114,12.
– sprichw.:
die tôren nement der glocken war, die wîsen gânt von selben dar
Freid
81,21
|