grā|tuochęre
stM.
Hersteller und Händler eines groben, grauen Wolltuchs (vgl. Nölle-Hornkamp,
Handwerkerbez., S. 359):
Chuͦnratz [...] von Loͮfen des
gratvͦchers UrkCorp (WMU)
3215,25
graufschatz
stF.
→
grāveschaft
grā|var
Adj.
‘grau aussehend, grau’
pellicanus haizt nāch der aigenchait der latein ain
grāhäutel, wan sam Augustīnus und Isidorus sprechent, er hāt grāvar federn
BdN
210,5
grāve
swM.
wmd. auch grźve.
‘Graf’, in Rechtstexten oft als Gerichtsherr (vgl. WMU 1,757f; DRW
4,1051-55):
swelich graf, frei oder dienstman iar vnd tach in offen banne ist, den sol man
in di ęht tvͦn UrkCorp (WMU)
475AB,41,5;
tut er des [den Bruch des Landfriedens
bezzeren
] nit, so sol er meineidig sin, vnd sol in der
erzebischof [...] zu banne tun
[...] vnd der furste oder der graue, in des gerihte er
sitzet, zu ahte dun ebd.
879W,14
u.ö.;
deheine widerworfen urteile diu vor einem grāven widerworfen
wirt, die enmac man niht geziehen an den marcgrāven, ez enhabe der grāve die
grāschaft von dem marcgrāven SpdtL
197,14;
do quan iz an einin oster tac / daz Constantin mit scalle was
/ an deme Poderamis houe / mit gravin vnde mit herzogin / vnde mit vrigin herren
Roth
894;
ich [Frau Welt] bin sō hōhes muotes
/ daz keiser unde küneges kint / under mīner crōne sint, / grāven, frīen, herzogen /
habent mir ir knie gebogen / und leistent alle mīn gebot KvWWelt
207;
VAlex
1443;
Wig
7824;
Mügeln
24,1;
Mechth
5: 11,5;
Lanc
246,26;
er [der König Marsilie] hiz
uuͦr sich chomen / sechs wise herzogen, / dar zu sechs grauen / di sines
rates phlagen Rol
405;
[sie trugen die Gefallenen zusammen] die hōhen si sunder
kurn. / der vürste, der grāve, der barūn, / [...] / die
armen wurden dā begraben, / und die edelen ūf bāre gehaben, / die si ze lande wolten
/ vüeren Wh
451,7;
was sol ein graff, der keiner ern wil walten? / waz sol ein
fry, der nymmer tag sin ere kan behalten? / waz sol ein werder dinstman, der sich
mit schanden neret? SM:Ga
1a: 1,5;
Parz
5,17;
PrBerthKl
2,14;
übers. lat. comes und praeses:
comes: grove oder geverte vf dem wege VocClos
Co111.
Pr65.
– mit Angabe der Grafschaft ( ~
von/ ze) und/ oder des Personennamens:
wir Gebhart, von gotes gnaden graue ze Hirzperch UrkCorp (WMU)
2195,33;
wir der edel graf Vͦlrich von Helfenstain ebd.
3361,13
u.ö.;
der grāve Adān von Ālārīe Wig
7841;
SM:Had
2: 7,4;
der graue von Liningen Herb
95;
Parz
184,4;
dō nam mīn hźr Gāwān / den grāven Lahedumān / und ander sīne
gevangen ebd.
393,18.
– Titel in der Anrede:
nu helft mir, grāve Scherules Parz
392,7;
her greve, svaz uch dunket gut, / daz wil ich mit u ane gan
GrRud
Bb 30.
– vereinzelt im Sprichwort der Prototyp des Reichen und Mächtigen als
Vergleichsgröße (vgl. TPMA 1,186; 2,261; 3,30):
arman mag niht grāve gesīn Quodlibet (W)
1160,11;
besser ist erkennen sich / dan wesen grave, konnig odir
keiser rich Pilgerf
5881;
man sprichet und ist och war: ‘des kaisers dienste man ist
groͤsser denne ein grāf’ PrGeorg
43,10
gręvelich
Adj.
auch grebenlich.
‘gräflich, dem Grafen zukommend’
seyn griefliche herschaf ind sine gedinge RegErzbKöln
4,223
(a. 1317);
dyͤ stat sal auch uns lazen bi unseme grebenlicheme rechte in unser
graschaf UrkWetzl
1,494
(a. 1332);
daz si [...] gen denselben iren herscheften in
gerichte ze clage, ze antworte und mit grevelichem [dem Grafen zu
leistendem] dienste und ze allen sachen tuͮn sullen
[...] gleich andern nokebwͦirn UrkFriedb
172
(a. 1349)
gręvelīn
stN.
Dimin. zu
grāve
‘kleiner Graf’
mźr danne fünfzec clāriu kint, / die von art gāben liehten
schīn, / herzogen unde gręvelīn: / dā reit ouch etslīch küneges suon
Parz
722,4.
– verächtlich:
waz sol daz gręvelīn, / daz nū erwelt hānt die phaffen, /
des rīches frum geschaffen, / an dem man maht noch witze spurte?
Ottok
60082
grāvendinc
stN.
hier grefindingt.
‘Gericht des Grafen’
wir [...] leihen [...] von
unserm kuniglichen gewalt den vorgenanten [...] den bann
obir daz burggrafdinc, grefindingt und boteding mit allem herscheften und
gewonheiten, die zu dem bann gehoren MGHConst
8:591,40
(a. 1348)
grāvenmeister
stM.
‘oberster, erster aller Grafen’
der Oufensteinęr giht, / er welle grāven meister sīn
Ottok
63226
grāvenphenninc
stM.
hier wmd. grźven-.
‘eine jährliche Abgabe an den Vogt’
item verkunte sie, dasz ein ieclicher mentsche, die do gesessen sint in dem
egenanten dorf Osthoven, [...], alle jar jerlichen schuldig
sin zu geben dem zitlichen faute [Vogt] ein malter
habern, ein huone und 2 heller, die do heiszent grevenphening, und nit me
WeistGr
5,636
(a. 1338)
grāvenrëht
stN.
wmd. auch grźve-.
eine Abgabe:
precarias seu exactiones, que grevenreth vulgariter nuncupantur
UrkDOHess
3:358,19
(a. 1293);
[der Hof des Klosters Schiffenberg zu Milbach ist frei]
ab omni prestatione iuris quod greverecht vulgariter nuncupatur DRW
4,1059
(Landau, Salgut; a. 1293)
grāveschaft
stF.
auch grāschaft, schwäb. auch -schatz (vgl. SchwäbWB
3,785).
1 Grafenstand, mit den dazugehörigen Rechten und Pflichten 2
‘Gebiet, über das ein Graf Rechte hat’
1
Grafenstand, mit den dazugehörigen Rechten und Pflichten:
der keiser enmac aver in allen landen niht gesīn und allez
ungerihte niht rihten ze aller zīt; dar umbe līhet er den fürsten grāveschaft, und
den grāven schultheizentuom SpdtL
223,12;
Luppolt der getrue man / der uerdienet hude sine grascaft /
daz du ir ime wole gunnen macht Roth
3554
2
‘Gebiet, über das ein Graf Rechte hat’
nehein lant ist so chleine, man nemuoze in denne teilen. /
marche unde bistuom, grascefte unde herzochtuom / daz teilet man chleine, iz niezent
zwene oder dri vur einen AvaA
2,3;
ein herre von Britanje, / der einer grāfschefte wielt, / mit
lobe sīne stat behielt / und sīner edelkeite reht KvWTurn
591;
die grauffschatz zuͦ ainem lon / die sol dein aigen wesen FrSchw
392.
299;
geschiht ditz in einer grāschaft oder in einer marke, sō
sullen die boten sīn vrīe lantsęzen SpdtL
196,18;
Wig
3671;
Kreuzf
377
grāveschaftgerihte
stN.
‘Gericht des Grafen’
judicia sive jurisdictiones ad comecias spectantes, que vulgariter
grafschaftgericht vocantur DRW
4,1065
(Maurer,Fronhöfe; a. 1295)
grāveschaftvuoter
stN.
‘Futterabgabe’
de hominibus aduocalibus pro grafschaft fuͦter xii mod. auene
UrbBayS
5,557.
5,554
grāveschatz
stF.
→
grāveschaft
gręvinne , grāvīn
stF.
‘Gräfin’ (vgl. WMU 1,758f.):
ich sī dīn geselle ode dīn man, / [...] / du muost
heizen gręvīn, / sō ich grāve bin genant GFrau
2050;
ein rīcher dienstman, / [...], / des guot und des sin
/ füeget im ein gręvin Helbl
8,380;
cometissa: grevin VocClos
Co116.
– mit Angabe der Grafschaft ( ~
von) und/ oder des Personennamens:
gutes, das ihme von seinen eltern grafen B. und gräfin E. erblich zugestanden
ist DRW
4,1061
(MCarinth; a. 1230)
u.ö.;
wir, Hedewich dvͥ grevinne, veriehen vnder vnserre svne jnsigel
UrkCorp (WMU)
689,12
u.ö.;
durch vnser vrowen, der grafin von Sigemarin [...]
bete ebd.
1116,43
u.ö.;
de gręvīn von Tenabroc Parz
232,25;
zu man kōs in / von Joppen die grāvin / Sibilla
Kreuzf
398
grāwe
swM.
→
grā
Adj.
gręwe
stF.
‘graue Farbe, Grauheit’
canicies: grewe VocClos
Ca165;
ich sach vor eim līthūse [Gasthaus] stān / einen
knappen, der het an / [...] einen roc
[...] / ūz einem Pœltingęre [Tuch
aus St. Pölten] , / daz was in der gręwe blach Helbl
1,315.
– oft bezogen auf das Grau der Haare:
grawe ist zweierhande. ein ist uon natur. di ander ist ān di
natur. die naturliche grawe geschit so der mensche kumit zu rechtem alder.
[...] di grawe di āne natur ist. geschit wenne daz
fleuma vulet in deme magin ader in deme houbite SalArz
27,11
u.ö.;
div zwei [Bart und Haar] het zware / ein grawe
übergangen Krone
6880;
daz leben het er [Willehalm als
Einsiedler] fuͤnf jar. / nu was im bart und har / gewahsen
uz der maze lang / und von der gręwe worden blang Rennew
34312
grāwen
swV.
auch graen (
Brun
11909
), grauen (
HvHürnh
30,8
), graben (
Teichn
303,13
).
1 vom Haar ‘grau werden, ergrauen’
2 vom herannahenden Tag ‘grauen’
1
vom Haar ‘grau werden, ergrauen’
daz hār grāwet von der kelten des hirns, wenne diu nātürleich
hitz sō krank wirt, daz si des hirns kelten nicht mag gesenftigen, ez sei von alter
oder von sorgen oder von unfuor BdN
7,23;
Lucid
64,10;
ir mugt wol grawen, [...] sich mac
wol rimpfen iwer lip StrKD
142,11;
er kunde in źren sīniu jār / wol grīsen unde grāwen
KvWTroj
39817;
UvLFrd
337,9.
–
‘verblassen’, hier ‘kraftlos werden’ (vgl. FrlWB, S. 133):
woltat der jungen grawet [junge Leute sind nicht mehr auf das
Vollbringen ehrenvoller Taten aus] , / swa sicherheit sich hat
ergeben / der ungeherten schande Frl
7:29,7
2
vom herannahenden Tag ‘grauen’
als man grāwen sach den tac Loheng
1044;
sīne klāwen / durch die wolken sint geslagen, / er stīget ūf
mit grōzer kraft; / ich sich in grāwen / tegelīch, als er wil tagen: / den tac
MF:Wolfr
2: 1,4;
Herb
6657;
variierend:
ein wolken grāwet gźn dem tage, / ich sihe in schōne ūf
dringen SM:JvW
6: 1,4
gręwen
swV.
1
‘grau machen’
2
‘blass machen’
1
‘grau machen’
dū [Glücksspiel] gręwest sunder alter jugent
RvZw
107,4;
i’n weiz, wie diu nōt zergāt, / die ich hān von einem
wībe: / diu mir an dem herzen līt so nāhen, / daz ir verrez vrömden gręwet mich
SM:UvB
2: 2,6;
daz ir līp gegręwet / möhte sīn von sorgen Reinfr
4328.
11085
2
‘blass machen’
ir ougen brehen gīt liehten schīn, / ir mundel und ir wengelīn / gręwet unde
erscheinet [zum Sg. im Verb bei Doppelsubjekt vgl.
2
5Mhd. Gr. § S 42]
Virg
972,6
grāwërc
stN.
‘grauer Pelz’ (meist als Kleidungsbesatz oder -futter; vgl. DWB
4,1,5,2233):
item nullus mercatorum aduenientium undecunque varium, quod grawerc, et etiam
hoc, quod vulgo zabel [l. zobel
] appellatur
UrkKöln
2,415
(a. 1259)
|