guotlîche , guollîche ,
guonlîche
stF.
zu guol-, guon- s. bei guotlich.
1
‘Herrlichkeit, Glanz, strahlende Schönheit’
1.1 auf Gott, Himmlisches bezogen 1.2 auf Menschen, Irdisches bezogen 2
‘Verherrlichung, Ruhm’
1
‘Herrlichkeit, Glanz, strahlende Schönheit’
1.1
auf Gott, Himmlisches bezogen:
er gesizzet [...] mit in ze
merde [Abendmahl] , / mit michilere guotlîche in
deme himilrîche Gen
2904;
gotes muͦter, [...] fon der
guͦlliki dines luteren antluzes so flihen unde zerfaren alle mine fiende
EngelbGeb
99;
ez wart [...] / uf dem
berge [Sinai] alda bekant / der gotis
guͤnliche tougen / [...] als eins grozen
fúrs blig RvEWchr
11818;
das sy in [Christus] in siner guͤnlichi
gesechen hety, und das sy da von nit gesagen kúndi
[...] wie úberwunneklich die gesicht was
Stagel
68,28;
PrHermet
343;
BrEng
Prolog.
5;
Seuse
337,13.
476,18.
–
und der wille gotes smakt in [den Gott
ganz hingegebenen Menschen] so wol und hein so vil
guͤnlichi dar an [...].
[...] disú menschen sind neiswi reht
als in dem himelrich Seuse
95,7
1.2
auf Menschen, Irdisches bezogen:
wan uns nehein gewalt, nehein herschaft, nehein richton, nehein gvollichi
dir welte mac beschirmin PrWack
13,50.
–
üppige ~
(lat. inanis/ vana gloria)
‘Stolz, Hochmut’
daz ich mich versundet han
[...] mit ubermvͦt, mit spôtte, mit
uppiger gvͦtelich Spec
4,9;
von der hochfart koment die siben houbetsunde
[...]. du erste heizet upigiu guenlichu
Bihteb
31.
32;
TrudHL
11,34;
BrEng
49;
PrGeorg
33,16
2
‘Verherrlichung, Ruhm’
uerlihe mir, barmherziger got, das [das, was] dir
wol geuallet, [...] volkomenlichen cefolbringen zuo einem
lobe vnt guenlichi dines namen PrWack
97,3;
gloria: guotlih, ere [Doppelglossierung]
PsWindb
56,12.
– jmdm. (Gott) (die) ~ geben:
wenne du [...] got guenlichi und ere gibest von
allem dinem tuon und lassen PrEngelb
200,273;
PrWack
20,17
guotlîcheit , -lîchkeit
stF.
‘Freundlichkeit, Liebenswürdigkeit’
das man [...] weder stritig noch
kibig si; sunder man sol [...] stille sin und
guͤtlich in guͦter guͤtlicheit Tauler
234,6.
52,7.
309,32;
di tûbe meinet [...] di gutlichkeit und lûterkeit
unses herren Jêsu Kristi; wan di tûbe ist âne gallen HvFritzlHl
53,17
guotlîchen , guol- ,
guonlîchen
swV.
zu guol- ( Will ), guon- s. bei
guotlich.
1
‘jmdn. verherrlichen, rühmen’
2 refl. und intr. (mit Präp. an/ in ), ‘sich (einer
Sache) rühmen’
1
‘jmdn. verherrlichen, rühmen’
daz wir den vater loben unde den sun êren unde den hailigen
gaist guͦtlîchen TrudHL
53,17;
ir reinen selen, [...]
ruͤment und prisent, lobent und guͤnlichent
[...] die hohen
kúnegin [Maria]
Seuse
263,16;
[der auferstandene Jesus] erschein im
[...] / gegüenlîchet, am lîbe gesunt WvRh
12591;
BrZw
57;
KvHelmsd
2796;
Stagel
44,7
2
refl. und intr. (mit Präp. an/ in), ‘sich (einer
Sache) rühmen’
des [Kreuzestodes Christi]
neschament siu [die Gläubigen] sich nieht sunder siu
goutelîchent sich dar ane TrudHL
48,25;
Will
57,5;
der sich guͦenliche, der guͦenliche sich in
unsirm herrin [I Cor 1,31]
BrEng
Prolog.
–
gloriabuntur: guotlichent PsWindb
5,12;
BrZw
Prolog
guotman
stM.
‘rechtschaffener Mann’
do vant er Zebedeum unde sin zwene sun, / Jacobum unde
Johannem, zwen guotmanne AvaLJ
53,3
guotmuotic
Adj.
‘
guoten muot habend’
[Sanguiniker] sint gebinde, minnende, frolich
[...], geturstic [kühn] unde
guotmuotic MNat
1,30
guotnisse
stF.
‘Güte’
[Gott erwies uns Menschen ein groze libe und wurde
Mensch:] die guͦtnisse suͦle wir nemmen in vnser
herze vnd suln in libe haben PrLpz (L)
38,28
guotsælic
Adj.
‘durch Vermögen beglückt’
er ist ein guotsæliger man. / [...] mit guote lebt er
sæliclîch Helbl
1,34
guotschînende
Part.-Adj.
‘rechtschaffen, fromm scheinend’
man vindet zwaierlay wisen under guͦtschinenden
menschen: etlichú fuͤrent ein vernúnftig wise und
etlichú ein unvernúnftig Seuse
156,17;
also ward er jemerlich zertragen in verrú land
[weithin ins Gerede gebracht, verleumdet] von derley
guͦtschinenden menschen ebd.
125,18
u.ö.;
den genuͤget mit iren guͦtschinenden werken
Tauler
288,2;
mit uswendiger guͦtschinender sinnelicher blinder
wise ebd.
288,18.
374,11;
Eckh (Pf)
340,30;
MerswZM
49,2
guotswende
swM.
‘Verschwender von Vermögen’
[der verlorene Sohn (Lc 15,11ff.) ist] der gutswende, /
der in dem ellende / sin erbeteil verwesen hat Litan
1195;
ein guotswent ân êre Helbl
2,429
guotswender
stM.
‘Verschwender von Vermögen’
ein itslich rehter spiler / hat vierhande gutswender [nämlich
Würfelverleiher, Augenzähler, Pfandner und Wirt]
[...]. / waz krefte hat do sin gewin, / die viere zihen wol
einen hin Jüngl
364
guottât , -tæte
stF.
Nom. Sg. -tæte
PrLeys ; PrSchw (St) ;
PrBerth
1:7,29;
StrKD
149,107.
149,113;
TvKulm
5821.
– auch gu(o)tat, -æte, -ete.
1
‘(jmdm. erwiesene, von jmdm. empfangene) Wohltat’
2 was jmdm. zum Nutzen, Vorteil getan wird, ‘nützliche Sache,
Gabe’
3
‘(in guter Absicht, in frommer Gesinnung vollbrachte, gottgefällige)
gute Tat, gutes Werk’
4
‘hervorragende Tat, tüchtige Leistung’
1
‘(jmdm. erwiesene, von jmdm. empfangene) Wohltat’
ouch lônten si der stæten / mit manegen guottæten / des siun
ze liebe ie getete UvZLanz
7668;
sô hœre ich sprechen unde sagen, / ez künne ein übeler niht vertragen /
guottæte die der mensche tuo KvWEngelh
1563;
BdN
208,13.
208,17.
–
der [Pharao] uil sciere uergaz / der manigen
guͦttâte, / die got erboten hête / [...] der
heidinisken diete Exod
65;
deweder wîp noch wîser man / die guottât vollesprechen
kan, / die ich von gote enphangen hân RvEBarl
5866;
PrLeys
9,25
u.ö.;
Vät
3267
2
was jmdm. zum Nutzen, Vorteil getan wird, ‘nützliche Sache,
Gabe’
die poten [bei ihrer Abfertigung] wuͦrden
beraten / mit maniger guͦttate. / speyse und gewate, / des ward in wunnder
gegeben Dietr
1041
3
‘(in guter Absicht, in frommer Gesinnung vollbrachte, gottgefällige)
gute Tat, gutes Werk’
von dem guͦtewilligen mensche kuͦmet guͦttat oder
guͦte werk. vnd von dem boswilligen menschen cuͦmet bose tat oder bose
werk PrLpz (L)
53,28;
daz wir mit der bichte, mit den vasten, mit wachen, mit
stætigem gebet, mit dem almusen, mit andern gutæten unser hail suchen
PrOberalt
14,31;
Konr
24,49;
(Almosen:)
tu dine guͦttete heimeliche [vgl. ut sit elemosyna
tua in abscondito Mt 6,4]
PrLpz (L)
69,27;
daz got mensch wart, da treiben [trieb
ihn] sin minne zv, wir heten ez niht verdient mit cheinen vnsern
gutæten PrBerthKl
6,3;
JPhys
16,20;
RvEBarl
3909;
Warnung
691;
Pass III
132,14.
– in Verbverbindungen:
der geloube [...] erfullet alle
guotæte VRechte
374;
die manigen guottâte / die si gefrumet hâte
Wernh
377;
aller der gvͤttæit, die die voͤrgenanten choͤrherren
tæglich mit singen oder mit lesen begent UrkCorp (WMU)
3257,30.
296,13;
niemens guottât wirt verlorn, / wan der zer helle wirt geborn Freid
5,3;
Wernh
D 2152;
Greg
1393;
StrKD
158,636.
– Sg. kollektiv:
guottæte wehset vor gote alle tage die wîle dû dich an guoten werken
üebest PrBerth
1:7,29;
ist, daz er sich bekêret / und sîne guottât mêret, / swelch guottât ê
verdorben was, / diu gruont her wider als ein gras Freid
37,27;
(den armen Seelen zugewendet:)
[den Teufeln im Fegefeuer] manic sele entgat, / die
also vil entpfangen hat / von guter lute guttat, / daz ir mit troste wirdet rat
Pass III
582,29.
– auf Stiftungen bezogen:
umb die gutteit, die daz gotzhaus hat gehabt uon unseren uorderen
UrkCorp (WMU)
3443,20;
von mir [Kaiser Otto I.] ist worden schîn / ein
guottât [Stiftung des Erzbistums Magdeburg] , diu vor
gote swebt / sô rîche daz nû niemen lebt / der umb daz êwiclîche leben / durch
got hab als vil gegeben RvEGer
269;
in al der welt ist lobelich / mîn grôziu guottât worden ebd.
465
4
‘hervorragende Tat, tüchtige Leistung’
wie / möht ich den turnei understân? / hie ist sô manic biderbe man, / daz vil
guottât hie geschiht: / sol ich der einer wesen niht, / der ez wol ûf dem veld hie
tuot, / sô bin ich immer ungemuot UvLFrd
116,5
guottæter
stM.
‘Wohltäter’
umbe daz heil aller der brûder unde der heimelichen unde der
gûttêtere [
benefactoribus
] unde alle des hûses
vrûnde [...]
[soll man] zehen messe iêrgeliches sprechen
StatDtOrd
37,16.
119,8;
daz sie ir êhtern unde leidigern alse willic sint als irn friunden unde
guottêtern Eckh (Pf)
365,6.
–
‘der heiden kunige [...] /
sint genant benefici, / gûttêter [...]’
[Lc 22,25] . / [...] di glôse
spricht / als: von in wirt wol gericht / daz si di bôsen twingen, / di ungerechten
dringen / durch der gûten lûte nutz JvFrst
3014
guottætic
Adj.
1
‘Rechtschaffenes tuend, richtig handelnd’ , subst. 2
‘wohltätig, mildtätig’
1
‘Rechtschaffenes tuend, richtig handelnd’, subst.:
bichter
[Bekenner]
[...], / die
[...] die schuldigen berefsen, / die guttetigen leren,
/ daz sie nicht wider keren [zu früherem Fehlverhalten]
HeslApk
6339
2
‘wohltätig, mildtätig’
umb das ich [Gottes Gnade] gutdedig
bin / und kein schelderße [Tadlerin] nit enbin
Pilgerf
1561
guottuoer
stM.
‘Wohltäter’
so minnet der guͦttuͤier me von nature sinen guͦt
emphaher, denne der guͦt emphaher tuͤie sinen guͦttuͤier
BdT
56,6.7.11.17
guotwillen
swV.
‘wohlwollend, freundlich machen’
uf daz er sie [das aufgebrachte Volk] gestillete /
und iren mut gutwillete, / so nam Johannes ienez gut /
[...], / da machte er mite
[...] ein spital / allen den armen
[...] zu gemache Macc
11470
guotwillic
Adj.,
Adv.
1
‘wohlgesonnen, wohlwollend, freundlich’ ; 2
‘bereitwillig’
3
‘rechtschaffen, tugendhaft, fromm’ , überw. von Pers.;
1
‘wohlgesonnen, wohlwollend, freundlich’;
präd.:
mit der rede machte ich dô / die gebûr guotwillic unde frô Renner
1458;
si [Ehefrau] si wiz oder swarze, / vnfletic
oder schœne, / guotwillic alder hœne Martina
133,104;
ein brûder [soll] dem anderen
gûtwillich sich erbîten StatDtOrd
66,18.
66,4.
– attr.:
so wirt dir ein guͦtwillig herze und ein offen
sele, da dú gnade in vliessen mag Mechth
5: 11,29;
[Christus] kouft uns den ewigen gnist /
[...] mit sime thuren blute / durch gutwillige gute
HeslApk
2512;
guotwilliger wille:
ebd.
5511;
in gutwilliger ger ebd.
20919
2
‘bereitwillig’
[der Fromme sei] guͦtwillig zuͦ allen
tugenden Mechth
7: 29,3;
únser cristanlichú arbeit und únser
guͦtwilligú [bereitwillig ertragene]
pine ebd.
7: 34,21;
guͦtwillig arbeit ebd.
7: 48,15.
– adv.:
gib úns, herre, [...]
guͦtwillig alle únser ordenunge dur din liebin ze vollebringen
Mechth
7: 18,50
3
‘rechtschaffen, tugendhaft, fromm’, überw. von Pers.;
präd.:
kurzewîle und geselleschaft / nement ê der zît den liuten ir kraft, / die
blœde und doch guotwillic sint Renner
9873;
di vrowe was heilic und gutwillic HvFritzlHl
99,12;
Mechth
7: 49,7.
– attr.:
die guͦtwilligen richen
[...] oppfernt got ir guͦt
Mechth
7: 17,24;
die guͦtwilligen menschen loͮffent irrende also die
scheffelin vnder den wolfen MerswZM
53,23;
die guͦtwilligen gotmeinnenden menschen MerswNF
63,9;
swelch mensche sinen vliz / keret an gutwillige sinne
HeslApk
2653;
Seuse
28,31;
Tauler
131,10.
268,24.
– subst.:
daz sie [Geistliche]
[...] den unturen / ires irretumes sturen / mit
yserinnen gerten, / die gutwilligen zerten HeslApk
2290
guotwillicheit
stF.
‘Freundlichkeit, Wohlwollen’
unnd dann [...] cheret
er [Redner] sich ze dem lobe des volks ze lobennde ir
guet siten, unnd da mit gevahet er ir guet willigkait [
captando
benevolentiam
]
HvHürnh
11,8.
1,15;
die gutwillicait gotes ladet dich zu der ruͦwe PrLpz
12,34;
dar umme sol die maze bi sich haben zvo andere tugende, die
othmuͦticheit und die guͦtwillicheit. die othmuͦticheit ist die
[l. dir
] selben nuͦtze wider den
hochmuͦt und die guͦtwillicheit dime nesten ebd.
26,9f.;
HeslApk
932.
– i.S.v. Freigebigkeit:
di sibinde [Frucht des Hl. Geistes (Gal 5,22)] ist
gutwillikeit [
benignitas
] , daz ist mildekeit
des gutes HvFritzlHl
183,9
(=
Parad
71,30
)
gupfe
swF.
→
kupfe
gupfen , kupfen
swV.
auch kü-.
1
‘etw. stoßen, drücken’
2
‘(beim Tanzen) stampfen, treten’
1
‘etw. stoßen, drücken’
uf dirre welte tobendem mer / [...] der svnden wellen
/ [...] vns dicke schuppfent / vnd frevillichin guppfent /
in frömede habe vnser schif Martina
89,56;
mit Ersparung des Obj.:
si menete unde kipfete [La. kupfete (:
stupfete)] , / si stach unde stipfete HBirne
(W)
391.
– bildl.:
trût, du setze mich ûz klage [...]. / schupfe
gupfe leit hin dan! KLD:UvW
Leich 4,139
2
‘(beim Tanzen) stampfen, treten’
er ist an dem tanze ein rehter treibel: / gefüeglîch er zispet,
/ mit dem fuozze erz walket [La. mit den fússen
kúpfet
] unde rîbet SM:Go
2: 3,6
(=
Neidh (S)
1,413 c42:8,6
)
gupfoht
Adj.
zu kupfe swF.
‘gewölbt’ (vgl. E. Schönbach in: MIÖG 21 [1900], S. 522):
ein huot [...] guphoht
Ottok
20036
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