kīchen
swV.
‘keuchen, nach Atem ringen’
swer sehzic iar ergrifet / [...] sin craft im
entwichit / er draset [schnaufen, schnauben] vnde kichit
/ sin aten vbil smeckit Martina
124,82;
swer swere edemt oder kichet Macer
11,13;
verbena mit wine getrunken hilfet, di da kichent ebd.
64,2
u.ö.;
welch ros kyͤchet, deme gyp nicht czu essyn wenne ruͤckyͤne
clyͤen [Kleie von Roggen] : so wirt ys gesunt
Albrant
2,16.
– subst. Inf.:
toste [d.i. Oregano] gesoten
[...] ist guͦt vor daz kichen Macer
48,7.
– subst. Part.Präs.:
[Plinius] dar abe [von der angeblich giftigen
Pflanze] hat gegebin heilsame trenke den, di dumfic
[verschleimt] warin, unde ouch den kichenden, das saf
mit wine getempert Macer
52,5
u.ö.
– phras. ‘jmdn. vom Husten/ Keuchen kurieren, vom Atmen heilen’
i.S.v. ‘jmdn. töten’
er wolde im niht entwichen / e daz er im daz kichen / buozte vnd daz kallen /
vor den liuten allen Martina
181,78
(vgl.
ebd.
181,51
→
huoste
swM. und
Neidh
WL 10:5,7
→
kīche
swFM.)
kicher , ziser
FM.
auch ciser; aus lat. cicer.
‘Kichererbse’
cicer: kichera SummHeinr
2:245,02.23
u.ö.;
gip im ouch ringe spise, nicht wen cisern mit ezzige. vnde
klaren win SalArz
46,55.
10,32
u.ö.;
BdN
389,10
u.ö.;
beide kichern und erweiz, / wes ich mich der ie gefleiz, / des kund ich
erwerben niht KgvOdenw
13,79;
zisern unde bonen / gent mir niht hohen muot. / wil mir der
hohste lonen, / so wirt daz trinken süeze und ouch diu spise guot
Tannh
13,61;
Wh
59,2.
– als Symbol für Geringfügigkeit:
er hete eine kichirn / genuͦmin vor Salerne [im
Tausch gegen Salerno]
Athis
B 8;
auch phras. niht ein ~
‘nicht ein bisschen, nicht die Bohne’ (vgl.
areweiʒ
,
bōne
,
ei
,
hār
u.ä.):
jr sollent jne [den Sieg bringenden Stein] legen in
den munt, / so werdent ir leydes sicher / vnd gebent niht ein kicher / vmb aller der
welt fijntschafft Krone
25007;
węr ich des sicher, / ich gębe niht ein kicher, / swie vil man mich mit reht /
an wīget oder an vźht Ottok
32527.
18404.
8959
kicherkrūt
stN.
‘Kichererbsenpflanze’
von dem kicherkraut. cicer haizt ain kicherkraut und hāt
klaineu pleter wan die fasœln oder wan die pōn BdN
389,7
kichermel
stN.
‘Kichererbsenmehl’
die kichern machent die stimm klār, dar umb, daz si die
lungen paz fuorent dann kainerlai ander dinch, und dar umb macht man saufen
[schlürfbare Flüssigkeiten] auz dem kichermelb
BdN
389,23
kīde , kīt
stN.
‘Spross, Keimling, Schößling’
als wand erde bringet chīt sin [interl. zu sicut enim terra
profert germen suum
]
PsM
Per 23,11.
Per 16,9;
konig Ban [...] weynt syn sunde vor
unserm herren gott und brach dru kit grases in die ere der heyligen dryvaltikeit
Lanc
13,15;
diu sźle enkan sich niemer sō gar enblœzen, diu gotheit gź ir vor, als daz
niht [Nichts] , dā nie kīde abe geschaffen wart noch dā
niemer kīde abe geschaffen wirt Eckh (Pf)
532,34
kidel
F.
Bed. unklar (Weinhold [vgl. Lexer, Nachtr.], verweist auf flandr. kite,
kiete, kuyte
‘Fischeier’ und erwägt ‘Fischblase’):
wenne di kidel von wazzere wirt, / itslich visch do des todes
birt Brun
2600
1kiel
stM.
Bez. für einen (großen) Schiffstyp (z.B.
Rennew
13164
u.ö.;
Wh
9,2;
Kreuzf
545.
3725
), auch allg. Oberbegriff ‘Schiff’ (z.B.
Wh
438,5
):
volleclīche lanc drī raste / ein kiel anem andern stuont, /
urssier, kocken, tragamunt, / die kleinen und die grōzen, / mit banieren überstōzen
Wh
438,5;
daz mer getruͦg nie me / so manic shif mit ein ander: /
kiele, sheitis, shalander, / kocken, buzzen, galiden / manigen breiten segel von
siden / sach man uf dem mer da fuͤren Rennew
13164.
– die meisten Belege sind für eine Zuordnung zu unspezifisch:
trieris latine, grece dulcon dicitur id est kiel SummHeinr
1:361,244.
2:96,233;
von segel balde gźt der kiel Parz
660,4;
vil kum er bat die
verien [Seeleute] / daz sie die riemen leitent zuͦ /
und den kiel lanten bi der fluͦ SHort
10906;
der muoz den kiel wīsen / sō er ūf dem mere gāt, / nāch dem
sterne Tramedāt Volmar
590;
er schufte dā manegen über bort. / si vluhen unz an des
kieles ort [Spitze] , / etslīche unz in die
sentīn [unterer Schiffsraum]
Wh
415,8;
EnikWchr
15301;
SAlex
1104.
–
kiel und schif:
diz schif, daz was der źrste kiel, / der ie ze Kriechen wart
gesehen KvWTroj
6850.
18735;
der beraitet ze ainen zīten sine kiele unde siniu schef PrSchw
2,32(2x).
–
kiel und barke:
des [Geldes] enkan ich niht
[...] geschiffen ūf daz mźr in kieln noch in barken
Walth
27,9;
sie wurfen eine barke / in daz mer vur den kiel Pass
I/II (HSW)
41057.
– in Vergleichen und übertr. Bildern:
von Liuhtenburc her Zmiel, / der reit ein ros als ein kiel /
grōz, michel unde wīt EnikFb
3120;
reht als ein kiel walget ūf des meres ünden, / alsō viel er in den strīt mit
sīnes heres krefte Loheng
4366.
3187;
KvWTurn
779.
–
Sŷrźnen clanc, / der dōnes vanc / ze grunde zōch der sünden
kiel KvWLd
1,138;
Brun
10481.
– unklar (unaufhaltsam wie ein Schiff in Fahrt?):
daz bluot muoz von iu als ein [
ein ist Konjektur] kiel: / daz wil sīn iuwer
hagel [hier ‘Verderben’?]
Virg
903,9
2kiel
stM.
→
kīl
kielbanc
stF.
‘Bank auf einem Schiff (Ruderbank?)’
er hatte sich verborgen / under einer kielbanc Brandan
709
kielbrüstic
Adj.
‘schiffbrüchig’
belībent si die lenge in dirre vreise, / sō werden wir kielbrüstic ūf der
reise RvZw
170,8
kielgesinde
stN.
‘Schiffsmannschaft, Seeleute’
al daz kielgesinde / von ime und von dem kinde / unmuotic
wart Tr
2337;
daz kielgesinde bat got daz / [erg. er
] sīner verte phlęge Reinfr
23610
kielkemenāte
swF.
‘Raum auf einem Schiff, Kajüte’
nu was den vrouwen zuo zir vart / mit Tristandes rāte / ein
kielkemenāte / nāch heinlīcher sache / gegeben zuo zir gemache Tr
11538
kielmeister
stM.
jmd., der auf einem Schiff die nautische Leitung hat:
den kielmeister bat er / kźren ūf daz wilde mer Brandan
720
kien
stM.
1 übers. lat. pinus
‘Kiefer’ und taeda
‘Fichte’
2 harzige Teile, Späne des Kiefern- (und anderen Nadel-)holzes, ‘Kienholz,
Kienspan’ (wird zum Feuermachen und als Fackel verwendet), hier übertr. 3 Harz, wohl vor allem der Kiefer oder wie 2
1
übers. lat. pinus
‘Kiefer’ und taeda
‘Fichte’
pinus: pinboͮm vel fiehta vel kien SummHeinr
1:179,124
u.ö.;
teda: kien VocOpt
10.059
2
harzige Teile, Späne des Kiefern- (und anderen Nadel-)holzes, ‘Kienholz,
Kienspan’ (wird zum Feuermachen und als Fackel verwendet), hier
übertr.:
du [Maria] bist ein vackel unde ein
kien, / diu vor im [Gott] hant gebrunnen
KvWGS
712;
da im der himilschliche kien / mit tusint liehtin zvndet
Martina
23,80
3
Harz, wohl vor allem der Kiefer oder wie 2:
vörheinz [von Föhren (Kiefern)]
holz ist voller kiens und dā macht man lieht auz BdN
314,16;
so warf dis selbe lut / hartz, pech, werc, kien deste me, /
merende der kindre we [in dem Ofen]
Daniel
1433
kienast
stM.
Ast aus Kienholz, harzhaltigem Kiefernholz zum Feuermachen oder für Fackeln (vgl.
kien
):
und bringen har in den hof [...] ein burdelin
kienastes WeistGr
1,666
(a. 1320)
kienboum
stM.
auch cīmpoum.
‘Kiefer’
pinus: kinbovm Gl
3:39,16
(BStK376).
3:544,29
(BStK947);
das geslehte deri ciclōpin / was dannoch in Siciliin, / alsō hó sō cīmpoume
Anno
22,23;
nu stunt da [bei einem tempel
] noch ein kienboum, / dicke, hohe unde wit, / den hete daz lut vil
lange zit / vur heilictum an gebeten Pass III
600,52
kienbrant
stM.
wohl glühende Asche aus Kienholz (alternativ werden glühende Asche, Asche aus
Eichenrinde und Sand genannt, um den Most zum Schäumen zu bringen):
sumeliche di stozin eynen kynbrant in den most [um
den Wein zu klären]
Pelzb
141,9
kienīn
Adj.
‘aus Kienholz, Kiefernholz’
ab di pfirskin begunnen abe vallin, so sal man des boumis
wurczil spaldin mit eyner aks, vnd sal in di spaldin slon eynen kynyn kil
Pelzb
124,34
kienlieht
stN.
‘Kienspan, Fackel aus Kienholz’ (vgl.
kien
):
an sant Marteinstach ze weisod [als Abgabe] 12 gal.
waitzen, 12 huͤner, 2 vaeckel, chyen lieht daz sol 2 zwainz. wert sein
UrbSonnenb
54
kienlīte
swF.
‘mit Kiefern bewachsener Bergabhang’
ich trit mit dir den smalen stīc / an die kienlīten Helmbr
1427
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