gileht
Adj.
‘an einem Bruch leidend’ (vgl.
gil
stM.), hier subst.:
erniosus: gilochter Gl
3:439,77
(BStK926)
gîlen
V.
zu afrz. guiler ‘betrügen’
(vgl. DWB 4,1,2,2591f. 4b und ebd.
4,1,2,2596 s.v. geilen).
1
‘(aufdringlich oder betrügerisch) betteln’
2
‘spotten’
1
‘(aufdringlich oder betrügerisch) betteln’
so man des vatters erb uf git und lidclich und luterlich dur got in einen
orden komet so streipht man denn andren liuten ir guot ab mit gilen und mit
glichsnen und mit mengerhant listen PrEngelb
205,146;
dar zuͦ sollent ouch unser weibels botten von diszhin [von
jetzt an] an dem ingeͣnden jar sich fuͥr enkein
kilchen noch kilchoff stellen ze hoischen [l.
eischen
] noch ze gilen StRBern
1:115,25
2
‘spotten’
der neve mîn / der kan niht wan gîlen. / hânt ez ûf die triuwe mîn: / ez möht
wol underwîlen / gedîhen under uns alsô, / wir wolden von einander sîn Virg
788,8.
– mit Gen. ‘jmdn./etw. verspotten’
lânt mir mîn neven ungeschant. / man sol sîn niht gîlen Virg
979,3;
obe sie bi wilen / wol vnser werke gilen / vnde obe auch hertecliche sie /
vns bi wilen strafen hie, / daz sal doch svnder niden / daz kint gvtliche liden
PrHess
12,550
gilf
stM.
vgl.
gëlf
.
1
‘Schrei, Ruf’
2
‘hochmütige Tat, Anmaßung, Provokation’ (vgl.
gëlf
4.2 )
1
‘Schrei, Ruf’
nun steig herab schon [Gott] , / komm unns
zuͦ hilff! / erhoͤrn soltu unnser gilff FrSchw
7414;
daz ich [...] gere von ir hilf / als der lewe sins
vater gilf [ der Löwe weckt die tot geborenen Jungen mit seinem Gebrüll
zum Leben]
MinneR 28
1,88
2
‘hochmütige Tat, Anmaßung, Provokation’ (vgl.
gëlf
4.2):
het er nit manhait unnd hilf, / er ließ soͤllich gilff FrSchw
5548
gilfe
swM.
‘jmd., der hochmütig, prahlerisch oder selbstgerecht ist’ (vgl.
gilf
und die Wortfamilie um
gëlf
):
er ist ein ungetrewer gilff / der seim freunt nicht hilf
tuͤt Teichn
49,50;
er sprach recht als ein gilfe Dalimil
58,18,
gilge , gilgen-
→
lilje
, liljen-
gillen
stV.
→
gëllen
gilwærinne
stF.
‘eine Frau, die ihr gebende gelb färbt, sich herausputzt’ (Bumke,
Höf. Kultur, S. 209f.):
daz selbe spriche ich zuo der gilwerinne unde zuo der îtelmacherinne unde zuo
der verwerinne unde zuo den turneiern PrBerth
1:176,26;
nû wahset mit einander, ir gilwerinne und ir verwerinne mit dem gelwen
gebende, und ir reinen frouwen mit iuwerm dêmüetigen gewande ebd.
1:367,21.
1:367,25
gilwe
stF.
auch gilbe; vgl. gël.
‘gelbe Farbe, gelbliches Aussehen’
auch siecht man an di walchen [an den Wolken] wol /
nach hitz der sunne gilbe Suchenw
33,50;
daz selb ist auch guot für die gilb in den augen
BdN
418,4.
–
‘Gelbsucht’
aurigo [l. aurugo
] : die gelsuht oder die
gilwe VocClos
Au60;
ictericia: die gilwe, morbus ebd.
Ic11.
–
‘Blässe’
ich was bleich unde val: / dar under was diu vilwe [l.
velwe
‘Fahlheit’
] / gemischet mit der gilwe BFrau
788;
er [Christus] gab durh uns sin liehten varwe in des
todes gilwe Marner (W)
1,3,13;
der nît sîn vahs vil tunkel verwet als ein bleich gehilwe; /
swen er besitzet, des gemüete wont in leides gilwe KvWLd
32,77;
Frl
7:1,15
gilwen
swV.
auch gilben.
‘etw./sich gelb färben’ (vgl. gël;
gëlwen
):
als des hymels firmament / lasuret bla gen akcident, / gen orient sich gilbet
Suchenw
25,53;
mit den sleigern, die sie gilwent sam die jüdinne und als die ûf dem graben
gênt und als pfeffinne PrBerth
1:115,1
u.ö.;
sîn ougen, als ich wæne, / begunden sich dô gilwen KvWEngelh
5153.
– subst.:
daz ist dîn gilwen unde dîn verwen, daz dû tuost dîn gebende PrBerth
1:261,32
u.ö.
ir wiplich bilde wol gestaltt / gegilwett ward allsam daz
wachs GTroj
22209
gimbîʒen
swV.
→
geinbîzen
gimme
stswF.
(M.
Brun
6887
)
auch gemme ( MarlbRh ,
GTroj
17087
), gomme (
Lilie
15,14
) und gumme (
VocClos
Ge19
).
‘Edelstein, Juwel, Stein mit besonderen Kräften’, oft mit Hervorhebung des
Strahlens oder des Wertes:
si furten gut gesmide / uon golde unt uon gimmen
Rol
7881;
abeston [ein edler Stein] –
mir ist kunt – / wann das die gimme wirt entzunt, / so mag sie fort in keiner
stund / verleschen wint noch wages art Mügeln
137,2;
gemma: gumme oder luter edelstein oder berbolle VocClos
Ge19
1 als Verzierung von Schmuckstücken, Kleidung, (Aus-)Rüstung, (sakralen) Gegenständen, Bauten u.ä. 2 übertr.
1
als Verzierung von Schmuckstücken, Kleidung, (Aus-)Rüstung, (sakralen)
Gegenständen, Bauten u.ä.:
umbe sinen [Herzog Geneluns] hals
lac / ein bouch vile waehe [kunstvoller Reif] ; / daz werc
was seltsaene / uzzer golde unde uzzer gimme Rol
1580;
Tr
10966;
HeslApk
8071;
sie brâhten im [...] einen mantel
alsô edele, / sô chunich under dieseme himele / von phelel
[Seidengewebe] noch von gimme / nie neheinen mohte
gewinnen VAlex
631;
von gimmen KvWSchwanr
431;
gewieret was des schiltes rant / mit liehtebæren gimmen
KvWTurn
559;
der inner [Altar] waz mit sinnen /
mit gimmen und mit golde / geziret als her solde HeslApk
11795;
VMos
56,17;
die mure sint al umbe mit golde gewieret, / sint mit aller
slaht vare gimmen wole gezieret Himmelr
4,8;
– im Vergleich:
einer megde wart ich dô gewar / noch lûterr denne ein gimme Virg
600,10;
Wigam (B)
2635;
Spec
97,20
2
übertr.:
diz buͦch ist genant ‘aurea gemma’. / daz kit
‘guldine gimme’. / bezeichenet ist vns hie bi, / wie ture diz
buͦch si Lucid
1,10;
ein iwelich wort sal alse ein gomme, zuͦ diner cronen cuͦmen
Lilie
15,14;
sîne hende [des toten Franziskus] , /
[...] / schône stuonden al gezieret, / mit gimmen wol
geparrieret: / ich mein diu zeichen der wunden, / die si dâran stênde funden
LvRegFr
4395.
– als Metapher für einen herausgehobenen Rang:
got, des himelriches gimme, / so mit siner stimme / wirt sprechen
Erz III
6,497;
himelischiu chuniginne, / dirre werlte gimme
MarseqS
13;
owol du herre Roͮlant, / voget der Karlinge, /
durchsoteniu [geläuterte] gimme, / aller riter ere
Rol
5978;
auch als Beiname:
iz was Johannes der gimme, / der sich eine rufende stimme
/ nante in di wustenunge Brun
6887.
– mit Gen.-Attr., als Metapher für die vollendete Ausprägung einer
Eigenschaft:
Floræte, / diu wîbes êre ein spiegelglas / und rehter
güete ein gimme was Tr
1908;
von Maria:
liechte magit, magitumis gimme Litan
197;
aller kûschheit ein gimme Wernh
292.
– im Sprichw.:
da werfen sie die gimmen, /
[...], / vor die bruchstinkenden [nach
Unrat stinkenden] swin HeslApk
15856
gimmengolt
stN.
‘reines Gold’
siben suele [...] / uf geschozen silbervar, / gimmen
golt di simze klar TvKulm
1426;
und ab ich zu dem richen solde, / zu dem roten gymmen golde /
sprach: ‘du bist min hoffenuge’ [Iob 31,24] , /
[...] / so kume mit syner brache
[Brachliegen, hier: ohne Ernte/ Gewinn sein? vgl. Iob
31,38] / uber mich her gotes rache! Hiob
11804.
10851
gimmentrehtic
Adj.
unklar, ob Kompositum oder Syntagma.
‘edelsteintragend’
die seligen bichtere / da waren vil gewere, / geloubic und
durchnechtic / und waren gimmen trechtic / und pînten
[mühten] lib, geist und lide HeslApk
14900
gimmîn
Adj.
‘aus Edelstein(en)’
die Kriechen dô begunden / graben unde funden / manic vaz gimmîn, / guldîn
unde silberîn, / geworht von werke reine, / geziert mit mangem steine
UvEtzAlex
21161;
er [der König Darius] truoc ûf ein
hüetelîn [hier für die Krone] / daz was allez gimmîn,
/ ein blâwe lîste ez umbevie / diu wol gesteinet drumbe gie RvEAlex
5480
gimpel
stM.
auch gümpel.
‘Zipfel’
– frei herabhängender Teil einer →
wimpel
(eines um Kopf und Kinn gewundenen
Schleiers):
irem kinn dem hat sie hoch gepunden, / die gimpel gend ir in den mundt all
nach dem hofesitt Neidh (S)
2,98 c37:2,2.
– euphem. ‘Penis’ als Bestandteil der spielerisch ablautenden Wortbildung →
gimpelgempel
gimpelgempel
stM.
auch gúmpel gempel, gumpel-gempel, gympen
gæmpel und gimpel gampel.
1
‘Penis’
2
‘Geschlechtsverkehr’
1
‘Penis’
do si den gimpel gempel / in die hant genam, / si sast in an das wempel, / er
druht in durh die gram [l. gran
]
Neidh (S)
1,467 c201:5,1.
1,467 c201:4,10
2
‘Geschlechtsverkehr’
sie gewan ein kindt, das hies man Lempel. / also lert er sie den gimppel
gemppell Neidh (S)
1,377 c71:2,7.
– meist den ~ singen (zu Neidharts doppeldeutiger
Kombination von ~ als Geschlechtsverkehr und Tanz vgl. Harding, Dancing
Terms, S. 107-9):
tohterlin, tustuͦ den ganch, / der daz gympen gæmpel
[La. der daz gimpel gampel, der uns den
gimpelgampel
] sanch, / der hat sich vermezzen, und
werd im din ein blich [Blick] , / er leg dir sinen
strich [Fallstrick]
Neidh (S)
1,169 R 23:5,2;
do man den gúmpel gempel sanck, / do stund so hoch der mein
gedanck, / der ist nu so gar verdorben ebd.
2,89 c35:1,1.
1,169 c24:5,7
gimpels|dierne
F.
Konjektur →
gimpelstirne
,
gaffelstirne
gimpel|stirne
F.
wohl Variante zu →
gaffelstirne
(die Ausgabe konstruiert aus den Laa. gimpel
stirne, gapelstirne, tampildirne das Wort
gimpels-dirne):
unreine gimpelsdirne, / der tiuvel var dir in dîn hirne Sibote
539
gin
stN.
Pl. giner.
‘Maul, Rachen’
der mensch hât den klainsten munt under allen tiern nâch
seiner grœzen, aber diu andern tier habent weit giner und prait und der
mensch hât ainen engen sinbeln munt BdN
12,32
gine|glapf
stM.
Bed. unklar; vielleicht ‘jmd., der ohne Sinn und Verstand das Maul (zu weit)
aufreißt’ (vgl.
ginen
und die Familie um (er)glaffen,
(ver)glaben):
swer schimpfet, der ist ein gineglapf Renner
16181
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