gîgennagel
stM.
Bed. unklar; wohl ‘Wirbel’ zum Spannen der Saiten (vgl.
spannagel
):
phiroma: gigen nagel VocClos
Ph34
gîgenslac
stM.
Schlag des Fidlers (mit dem Schwert, vgl. Anm.z.St.):
wie geturret ir [Hunnen, die auf dem Weg zum
Schlafquartier hinderlich sind] den recken für die füeze gân? /
unde welt irs iuch niht mîden, [...] / sô slah$’ ich
etelîchem sô swæren gîgen slac, / hât er getriuwen iemen, daz erz beweinen mac
NibB
1821,1
gigzen
swV.
→
gëckzen
giht
stF.
‘Aussage’ (zu
jëhen
):
ich weiz fuͤr war daz sie des jehent / mit warer
muͦtes gihte Rennew
24247;
ob er mit giht aldâ verlür / in rüemlîcher schulde / die süezen gotes hulde
RvEGer
1006;
Dalimil
3,50.
–
‘Zusage, Zusicherung’ (vgl. das sonst in nl. und nd. Rechtstexten belegte ~
i.S. einer rechtsgültigen Äußerung, DRW 4,868f. und →
gegihte stF.):
si brâhten manigen an die giht, / daz er zdem kunic reit mit
in Ottok
1734
giht
stFN.
bezeichnet unterschiedliche Krankheiten, mit (oft anfallartig auftretenden oder
auch chronischen) Schmerzen, Krämpfen, unwillkürlichen Zuckungen oder Lähmungen; oft
‘Schlaganfall’ (vgl. DWB 4,1,4,7274 -87):
paralisis het dy gycht; dat kumt gerne van calden eder von
czornne eder overigeme etene vnde drynkende eder van vnkuschet eder itwanne, da de
aderen vorhowen ader vorterbet syn, alzo dat se de hitte van deme herten,
[...], to deme ghelede nicht bringhen moghen
OvBaierl
89,1;
daz selb öl oder diu salb ist guot
[...] für der füez und der pain giht, daz podagra
haizt, und für der hend giht, daz ciragra haizt BdN
409,34;
nu was ouch alda kumen hin / ein diern [Magd]
verlemt von der gicht Pass I/II (HSW)
23125;
di gicht hatte im sinen licham krump geworgit Köditz
87,9.
– in Verbindung mit
brëchen
‘Schaden zufügen, einen Zusammenbruch bewirken’
di gicht hatte si alse sere gebrochin, daz si von grozin wetagen torecht
wordin was Köditz
81,24;
di brach di gicht also unmezlichen sere, daz si stetes zu bette muste legin
unde wenne si uff einre siten mude gelegin hatte, so muste si sich sturen an eime
seile, daz si uff di andere siten quam ebd.
86,34;
vor zorne sî daz giht brach Mai
69,2;
Mügeln
376,13.
– übertr.:
ist aber daz sy horen nicht, / verstocket in der sunden gycht
Hiob
13478;
daz her [Christus] vortribet die
gicht / der ewiclichen lemden / die von des tuveles gremden / an den geliden sich
irhebet HeslApk
7824
gihtboum
stM.
‘(schwarzer) Johannisbeerstrauch’ (vgl. Marzell 3,1368):
casia uirgultum purpureis foliis: gihbon Gl
3:324,45
(BStK556);
cassia lignea: gihboͮm vel cortex cuiusdam arboris VocClos
Ca351
gihtbrüchic
Adj.
‘durch eine Krankheit stark beeinträchtigt, die die Beweglichkeit
einschränkt’ (vgl.
giht
stFN.):
von einer gichtbruchigen frouwen Köditz
77,31.
84,14
u.ö.
– subst.:
do tat der milde wundirliche got an [durch] sinem
heiligen funfe unde zwenzig zeichin an blindin, toubin, lamen, stummen,
gichtbruchigen, uzsetzigin unde ouch an andern gebrechlichen luten Köditz
82,25
1gihten
swV.
‘jmdn. verhören; jmdn. foltern’ (vgl.
giht
stF.,
gihtigen
und
1gihtic
):
dc vro Anna [...] einen acher ze Wiedinkon,
[...], des si vor uͥns gegicht was, fuͥr
rechtes eigen uͥns und uͥnserm gotzhus ufgab mit ir vogtes hant
UrkZürich
7,60
(a. 1298);
alsô liez er [Jesus] sich villen
[schlagen, quälen] / durch unsern willen. / und lie
sich vaste gihten Aneg
3077
2gihten
swV.
‘von der →
giht
(stFN.) befallen, schmerzen, steif sein’
daz herze tummet mir, der rücke gihtet, / diu beine træge worden sint, owê der
nôt! Kolm (B)
70,9
gihthûfe
swM.
‘erhöhter Ort des Bekenntnisses’ (Schützeichel/ Meineke, Will., S.
321):
sîe stégerent [steigen
hinauf] îe dóh gérno mít íro
gelôuben. mít gebéte. mit elemosina. unte mit ánderen
uuóletâten ze démo gíth hûffen. id est ad me. also
Galaad [der Berg] uuas aceruus testimonii inter Iacob
et Laban: also bín íh ín apud patrem testis in cęlo
fidelis Will
55,12
1gihtic
Adj.
i.d.R. in der Wendung
~ sîn/ wërden
1
‘etw. (Wahres) aussprechend’
1.1 allg. ‘etw. zugebend, jmdm. etw. zuerkennend’
1.2 in rechtlichen Zusammenhängen 2
‘(jmdn.) wahrheitsgetreu beschreibend, die Wahrheit (über jmdn.) offenbar
machend’ (vgl.
gihtigen
)
1
‘etw. (Wahres) aussprechend’
1.1
allg. ‘etw. zugebend, jmdm. etw. zuerkennend’
ain vil loblich gezeltt / wurden sy zway sichttig / und
och bayde gichtig / daz sy schönners heten nie gesechen GTroj
8134;
des wart im hôher êren / vil manec zunge gihtec
KvWTurn
13;
KvWTroj
13918;
KvWPant
638.
–
wê daz in mîn ougen / sîn lîp ie wart ansihtic! / solt mîn herze
gihtic / im holder sinne werden, / ich liez mich in die erden / ê lebendigen
telben [graben]
Reinfr
4760
1.2
in rechtlichen Zusammenhängen:
–
‘eine rechtsgültige Aussage machend’
do wurdin si vor uns allen gihtig, daz siu an selben jucharten nit
andirs hettin, won ir baider lipting werin UrkHeiligkreuztal
154,26
(a. 1329).
–
‘ein Geständnis ablegend’
dô er der diube gichtic wart Renner
7143.
–
‘(jmdm. einen rechtlichen Anspruch) zuerkennend’
dc er ime der pfennige von eime iare gihtig wurde UrkCorp (WMU)
645,8.
–
‘(einen Rechtsakt) anerkennend’
daz er sîn gevangen wære. / dô wart gihtic Valerîn
UvZLanz
5333;
wir sigen ouch gihtig an disem selben brieue, daz wir vnder der selbun
trv̂we vnde dez selben eides stat an hern Ruͦdolfes
[...] hant haben gelobot UrkCorp (WMU)
N373A,20
2
‘(jmdn.) wahrheitsgetreu beschreibend, die Wahrheit (über jmdn.) offenbar
machend’ (vgl.
gihtigen
):
üch wirtt gesenftrett manes mütt / und werden ir sy
sichtig [sobald Ihr sie sehen werdet] , / als ich üch,
herr, gichtig / bin worden von der rainen fruchtt GTroj
7340;
daz fuer [der Hölle] wirt so fyn / und also gar
durchsichtec [durchschaubar machend, alles
durchschauend] , / so vreislich und so gichtec /
[...] des selben fures art / iz [auch das
dunkelste Geheimnis] gemeinlich offenbar / al der werlde
TvKulm
6186
2gihtic
Adj.
1
‘an der
giht
(stFN.) erkrankt, d.h. durch Schlaganfall oder
auf Grund von Schmerzen, Krämpfen, Schwellungen oder Gelenkveränderungen gelähmt
oder verkrüppelt; krampfartig zuckend’
2 in der Wendung
~ suht umschreibend für giht stFN.
1
‘an der →
giht
(stFN.) erkrankt, d.h. durch Schlaganfall oder
auf Grund von Schmerzen, Krämpfen, Schwellungen oder Gelenkveränderungen gelähmt
oder verkrüppelt; krampfartig zuckend’
do sprach her [Jesus] czu dem
gichtegen menschen [
paralytico Mt 9,6] :
‘ste uf unde nym dyn bette unde gank in dyn hus’ EvBerl
127,5;
ouch so wurden da vile gychtigir lute und lamir geheilit Apostelgesch
7,8;
der hete ein gichtigez wib, / die ummazen kranken lib / hete an ir durch
ungemach Pass III
556,37;
OvBaierl
89,25.
– auch ‘vor Zorn bebend, wütend, außer sich’
sô zerwirfet unde zersleht etelîcher allez daz umb in ist, oder zerzerret
sîn eigen gewant oder sîner hûsfrouwen oder sîn selbes lîp oder herze, daz ez
gihtic wirt PrBerth
1:466,16;
übel unde gichtig / wurden uff der hayde / die kamff
genossen bayde. / [...] / die unmilten fürsten bald /
tatten do ain andren we GTroj
17582
2
in der Wendung
~ suht umschreibend für giht
stFN.:
er grimmigen lon / entpfienc. diz was ein gichtec sucht [hier:
‘Schlaganfall’
] . / [...] / daz
er viel zuhant herabe Pass III
483,31;
da saz ein siecher an dem wege, / den di gichtige sucht / an siner adern zucht
[unklar, ob: ‘der Fluss in den Adern’ oder ‘Zugvermögen der
Sehnen’
] / verlemte sere und tet im we Pass I/II
(HSW)
24933
gihtigen
swV.
‘jmdn. verhören, veranlassen, eine rechtsgültige Aussage zu machen’ (vgl.
1gihten
und
1gihtic
):
der richter sal den boten bevelen, daz si den wunten gichtigen unde manen
dazu, daz he di wunden rechte lege an die stat, dannen iz im geschen ist
StRFreiberg
191,21;
noch Parmeneis er do sandt, / den hies er gichtigen und fragen, / das er muest
die warhait sagen Seifrit
2851.
– jmdn. mit (dem) kampfe ~
‘jmdn. durch einen Kampf der Lüge überführen’
si lougenôten alle genôte. / der chunich hiez si ir undankes
/ gihtigen mit kampfe Kchr
14652;
ez wirdet dir huite uil lait / daz du wider gote hîe stast /
unt der warhait uerlougint hast. / [...] / ich gichtige
dich mit dem champhe Rol
8856
gihtwurze
stF.
Bed. unklar (vgl. Marzell 5, 159f.); aufgrund des lat. Zusatzes nigrum
wohl ‘schwarze Johannisbeere’, die gegen leichte Gliederschmerzen und
rheumatische Beschwerden eingesetzt werden kann:
diptannum nigrum: giht wurze VocClos
Di97
gil
stM.
(?, vgl. Etymol.Wb.d.Ahd. 4,292)
‘Bruch, Bruchleiden’
ernia: gil Gl
3:439,76
(BStK926)
gîl
stM. , gîle
stF.
aus frz. guile
‘Betrug, Lüge, Tücke, Spott’ (vgl. DWB 4,1,2,2589-92 s.v. geil und
4,1,2,2596-98 s.v. geilen).
1
‘(aufdringliche/ betrügerische) Bettelei, unehrlicher Gewinn,
Betrug’
2
‘Spott, Bloßstellung’ (Glr.z.St. ‘Übermut’ ) 3 in den Wendungen sunder/ niht in ~
‘ohne Spott, im Ernst, wahrhaftig’ (vgl. DWB 4,1,2,2589-92, bes. 2590 1c; s.a. ebd. 2591 2c und 4a)
1
‘(aufdringliche/ betrügerische) Bettelei, unehrlicher Gewinn,
Betrug’
item, quod ipse actus ‘messefrumen’ sit ‘ein gil der
pfaffen, vnd ein symonie, vnd ein raub der armen lute, vnd ein raub almusens, daz
man solt den hungerigen armen geben’ UrkWürzb
40,387
(a. 1342).
40,392
(a. 1342)
2
‘Spott, Bloßstellung’ (Glr.z.St. ‘Übermut’):
got almechtic daz verhing / daz an Petro daz irging / daz er also lichtlich
vil [fiel] / von der czweir meide gyl, / der doch sider
hoch gelart / und der kirchen vurste wart TvKulm
4242
3
in den Wendungen sunder/ niht in ~
‘ohne Spott, im Ernst, wahrhaftig’ (vgl. DWB 4,1,2,2589-92, bes. 2590 1c; s.a.
ebd. 2591 2c und 4a):
dine bein sint geschaffen / als zwe marmelsulen an der
schouwe, / trut herzeliche libe vrouwe, / di geleit sint alle sundir gile / uf sine
goldine pfile [Pfeiler, Pl.]
Brun
4602;
got ist ein ungeschaffen wesen, / der tüfel nit, daz red ich nit in geile
FrlSuppl
7:215A,19.
– wohl in der selben Bed. durch ~
(vgl.
Glr.z.St.):
bi der sul also marmelvar / und bi dem turen goldine
pfile, / der uf der sule lit durch gile, / und bi iren beiden vuzen, /
[...], / sint bescheiden dru ding als ich las /
fides spes und caritas Brun
4613
gîlære
stM.
‘Betrüger, betrügerischer Bettler, Heuchler’ (vgl. DWB
4,1,2,2598-2604):
als glîchsener, biter und lügener, / manic gîler und viel trügener, / die
tummer liute vil betriegent / sô si swerent und doch liegent Renner
10454.
13655;
von geylarn zu hof ein gleichnuß Teichn
601,Überschrift;
truncanus: giler oder bieker [l. biegger
‘Betrüger, Bettler’
]
VocClos
Tr134
gîlærinne
stF.
‘Spötterin, Verhöhnerin’
ander lude gebrechen sehen ich wol, / aber irs gudes ich nit
sehen sol; / und dar umb ich bin spoͤtterynne / ander lude und gylerynne
Pilgerf
7614
gilde
stF.
hier in der Wendung spîselîche ~
wohl ‘gemeinschaftliches
Festmahl’ (vgl. DWB 4,1,4,7494):
nîman [...] sî in der erdin schôz / begrûbe, sundir
man lîz blôz / ir vleisch ûf dem gevilde / den voglin und dem wilde / zu spîslîchir
gilde NvJer
9139
gîle
stF.
→
gîl stM.
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