gebütel
stM.
‘Büttel’, Gerichtsbeauftragter mit verschiedenen Aufgaben (Bote,
Gerichtsdiener, Vertreter des Richters):
er [der König] hiez sîne rihter unde
sîne gebütel ûf sitzen unde hiez si künden in daz lant, daz allez daz gehôrsam wære
BuchdKg
17,1;
ze geriht fuͦrn mit dem gebúttel oder mit des rihters kneht StRÜberl
4;
so sol nieman gepfendet werden hinder dem closter oder an keinem irē hinderseszen
danne mit dem gebûttel oder botten des closters UrkCorp (WMU)
1047,32;
SpdtL
179,13;
StRLadenb
739;
StRDinkelsb
101.
– als Beiname:
Friderich der smit vn̄ Rvͦdolf der gebútel UrkCorp (WMU)
2154,30;
Herman der gebutel ebd.
1545,2
gebüteltuom
stN.
‘Amt eines Büttels’
so sprichet man auch ze rechte, swel hant erstirbet, die da lihet oder enphahet
die ambacht, das schulteissentum, das meiertum oder das gebutteltum, so sint sie ledig
WeistGr
1,680
(a. 1301)
1gebütze , gebütte
stN.
zur Etymologie und Bezeugung im Nhd. und rezenten Dialekten s. Etymol.Wb.d.Ahd. 4,
226f.
‘Eingeweide’
exta: gebuzze Gl
3:439,68;
dû [David] solt
mich [Goliath] niht bestân. / ich trit dich mit dem fuoz
mîn [...] / daz daz gebütze ûz dir vert EnikWchr
9999;
er traf in und zertranden / von dem nabel hin ze tal / daz allez sîn gebütte val /
nam nider ze der erden Reinfr
19112;
Ottok
7353
2gebütze
stN.
‘Brunnen’
[
puteus :] gebuce PsM
68,16
gebuwede
stN.
nur omd., meist gebude (
gebuude Hiob
2980),
NvJer öfters gebuide.
‘Gebäude, Bauwerk’, besonders ‘Burg,
Festung’
von gebuwede iczliches mannes uff deme synen
[Überschrift]
StRFreiberg
6,18;
daz gebude von diser muren / von jaspide was dem turen
HeslApk
21383.
22179;
roubit ein man sine burgen, [...] dem sol man sin gebude
vorteilen unde of howin und das gebude ist gemeine allir lute UrkBresl
90
(a. 1314);
sô grôz was daz ertbibben dô, / welch gebûde dâ was hô, / daz wart alsô
[...] bewegit, / daz alle, dî darûffe wârn, / sich mochten
vallis kuim bewârn NvJer
26873;
und brâchin abe des hûsis werc, / daz man hîz den Puttirberc, / und vûrtin daz
gebuide dan ebd.
17712
gebûwen
Part.-Adj.
‘bebaut, bestellt’
vf den rain, da der gebuwen akker erwindet UrkCorp (WMU)
1127,8;
einen hof ze Gavtingen vnd vier hofstet daselben vnd daz wismat ze stadlæren
[...], gepawens vnd vngepawens, besvochtz vnd vnbesvochtz,
zevelde, zeholz vnd zedoͤrf UrkCorp
2514,19
(vgl. → bûwen 5.3)
gebûwer
stM.
‘Bauer’ als Standesbezeichnung, herabsetzend:
owê, swester Gotelint, / diu sorge muoz mich smerzen, / sol an dînem herzen / als
unedel gebûwer [...] / immer naht entslâfen Helmbr
1367.
1356.
820;
jâ müese er mîn / weizgot gar versûmet sîn, / er gebûwer Neidh
SL 25:4,5;
swer alle zit mit eren lebet / [...] den
lob ich vor in allen. / in mag einer uber schallen / vil lichte zu einer kurzen vrist, /
der halp ritter und halp gebawer ist / und ist ein wucherere gewesen
StrKD
7,126
gëc, gëcke
Adj.
‘töricht’ (vgl. RheinWB 2,1082ff.)
Karlmeinet
468,19
(wohl eher → gecken swV.)
gëcke, gëc
swstM.
‘Narr, Tor’ (als Schimpfwort):
der tûvil sprach: daz ist dîn sit, / swen dû dich legis slâfin, / daz dû
[...] î pfligis [...] dich nicht
gar bedeckin. / des vant ich dich geckin / ôt dî zehe bleckin NvJer
24174.
14472;
[in der Anrede:] dump geck KarlGalie
150;
vgl. zur Wortfamilie KarlGalie S. 45
gëckelîche
Adv.
we sprechstu so geckeliche KarlGalie
6499.
6290;
MorantGalie
4154(La.)
gëcken
swV.
‘zum Narren machen / halten, zum besten haben, täuschen, betrügen’
(vgl. RheinWB 2,1092):
sy hait sich selve geghecket MinneR409
164;
Karlle begunde den bart zo drecken. / hey sprach: we wenet hey mich zo gecken? /
meynet hey, dat ich sy eyn dore? Karlmeinet
468,19;
in der Wendung sunder gecken als Wahrheitsbeteuerung:
czwar nymand lebt uf erde / er muze sunder gecken / des tages ser irschrecken
TvKulm
5827
gëcksen
swV.
→
gëckzen
gëckzen , gëgzen
swV.
Ansatz unsicher, s.a.
gagzen
.
‘schreien; gackern’;
von Füchsen:
die vohin [...] gekzetin PrLpz(L)
72,26.
– von Huhn, Elster, subst.:
swann daz [Huhn] ein kleinez ei geleit, / sô bringt
ez mit sînem gagzen [Hss. getzen,
kegzen
] dicke ein wîtez hûs in nôt Marner
15,19c,10
(=
Marner(W)
20:1,10.
22:3,10;
vgl. TPMA 6,209);
[die atzel
] machet daz sij die fogel hassen: /
das kan sij mit yrem gecksen geschaffen. / also get jederman von
yme [der das Horn der Hoffart bläst] und fluget / wann
er horet von dem gecksen daz geruchte; / keinre wilt sich by yn nisten odir setzen /
umb sin klaffen und sin gecktzen Pilgerf
7870
gedagen
V.
Ansatz fraglich, Bedeutung unklar (vgl. Anm. z. St.):
wer mer verschlinden gedag / denn er verdëwen mag, / er gelept die zit / das im
das laid und not git FrSchw
4081
gedâht
Part.-Adj.
→
denken
swV. unter 4.
gedâht
stMNF.
im Reim stets auf -aht.
1
‘Denken, Sinn(en), Überlegung’
2
‘Gedenken’
1
‘Denken, Sinn(en), Überlegung’
al myn syn und myn gedacht / setz ich da na tach und nacht / we
ich by ir wesen muͦchte MinneR336
137.
MinneR 496
41;
do stoend David in menchem gedacht, / wat de rede soulde wesen
KarlGalie
402;
Galya an der selven nacht / umb Karll was in mencher gedacht ebd.
4612;
enzwischen Mase unt dem Rine / ist kein schœner, danne diu mine, / si lit vast
in miner gedaht JvBrabant
7:4,7;
daz nie chom in sein gedacht Teichn
76,38
2
‘Gedenken’
wie erz zende hie hât getân, / daz wirt in einen stein
gegraben, / uf ein gedâht hie erhaben. / êwic sol diz des herren wesen, / man sol
sîne tât, sînen namen lesen Kreuzf
3708
gedæhte, gedâhte
stN.
‘Gedanken, Sinnen, Trachten’
daz houbet er do nider sluc, / also der man tut / der vil sere
denket. / er wurdes gecrenket / ob er ez nicht vol brechte. / doch was sin ge dechte, /
daz er iz vol bringen wolde GrRud
γ 13;
âne slâf unz an den tac / si mit gedæhte lâgen PleierMel
1357;
dat quaet gedachte [böser Plan]
MinneR409
46
gedæhtic
Adj.
1
‘an etw. denkend, sich erinnernd’ mit Gen.d. S. oder Attribut-Satz 2
‘gutes Erinnerungsvermögen habend’
3
‘besonnen, überlegt handelnd’
1
‘an etw. denkend, sich erinnernd’ mit Gen.d. S. oder
Attribut-Satz:
sô wirt ubir uns vil armen / unsir hêrre sich irbarmen. / er wirt gedechtic
der geschichte, / wî er zu unsirn vetren pflichte NvJer
2090;
vnd Petrus ist wider gedehtich des wortes daz im Ihesus het
gesait EvAug
118,6.
206,4.
8,19;
Ottok
23413
2
‘gutes Erinnerungsvermögen habend’
in Boecia sint zwen prunn. ain prunn macht den menschen chluͦg vnd
gedæchtig. der ander macht den menschen vergessend GestRom
143
3
‘besonnen, überlegt handelnd’
er was ein gedêhtic man, / wîslîch er ez began / mit wîser hêren râte
EbvErf
1017;
daz fleuma machet den menschin tzuchtic vnde gedechtic, lutzel
kune, grozis libes vnde scire gra SalArz
5,41
gedæhticlîche
Adv.
‘bedächtig, überlegt’
noch me gedechteclicher / saltu dich halden und redelicher
Pilgerf
12725
gedæhtnisse
stNF.
1
‘Gedächtnis, Erinnerungsvermögen’
2
‘Erinnerung, Gedenken, Andenken’ , in der Wendung ze /
in jmds. / einer Sache 3
‘Bedenken, Überlegung’
1
‘Gedächtnis, Erinnerungsvermögen’
dye guttere, besitzunge, czinse vnde gerechtickeit
[...], dye wir durch gebrechlickeit menschlichis
gedechtnisze hye namhafftig gemacht haben UrkCorp (WMU)
222AB,16,13;
der sêl kraft, die dâ haizt memorialis, daz ist gedæchtnüss
BdN
4,31;
dar umb sicht man oft, daz ein mensch sein gedæchtnüss
verleust, wenne ez sêr gewunt wirt hinden in daz haupt ebd.
5,8;
zwên prunnen sint in dem land Boecia, der benimt ainer den
läuten gedæhtnüss und der ander benimt vergezzenhait ebd.
483,13
2
‘Erinnerung, Gedenken, Andenken’, in der Wendung ze /
in jmds. / einer Sache ~ :
daz disev ebnunge vnde disev geluͤbde also stæt
[...] beleiben [...], gib ich
im [...] disen prief [...] mit
mein selbes [...] jnsigel gesigelt ze ainer
gedæchtnuͤsse der warhait UrkCorp (WMU)
3481,28;
dar um stûnt sîn titulus / ûf dem krûze zû gedêchtnus /
billich sînes sterbens / und des lîdens gerbens JvFrst
9092.
984.
9064;
sy machten do nach seiner / gestalt ain seull von swarczem mermelstain, /
[...] zu lob und auch zu ern / und zu
gedechtnuͤs irm herrn Seifrit
192.
1607;
diz ist mîn lîcham der vor ûch gigebin wirt, und diz tuͦt in mîme
gedêchtnisse EvBeh
Lc 22,19;
daz sy dis hat getan in syme gedechtnisse
EvBerl
46,18
3
‘Bedenken, Überlegung’
dar vmbe wir mit gunst vnsir erbin vnde volkomen rathe vnde vorsichtigen
gedechtnisze vnsir getrawen eygen, bestetigen vnde auch confirmiren dem genantin
Deutschen Orden das lehen UrkCorp (WMU)
222AB38,37
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