Wörterbuch
ABCDEF s.VGHI
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g – gabiʒ?
gāch – gademstat
gademvrouwe – gāhe
gęhe – galazīā
galban – 1galle
2galle – galsterīe
galsterlich – gamanje
gamānje – gampelher
gampelsite – ganeist(e)
ganeistelīn – ganteren
ganz – gęre
gargarismus – gart
gart – gartgabele
garthagen – gasse
gast – gastmeisterin
gastnusse – gęʒe
gaʒʒe – gebant
gebār – gebeinet
gebeitic – gebėręrin
gebėrc – gebietęre
gebietęrin – gebiuge
gebiunde, gebünde, gebunt – gebogen
geborc – gebraste
gebręte – gebrėsthaftic
gebrėstic – gebrūchic
gebrūchlich – gebünde
gebünde – geburgeze
gebūric – gebūschirre
gebütel – gedęhtnisse
gedalsch – gedense
gederbe – gedinchof
gedinclich – gedon
gedon – gedröulich
gedröuwe – gedwāse
ge|ehte – gegate
gegatrom – gegen hėllen
gegenherte – gegenrede
gegenreise – gegentraht
gegen trėten – gegenwertige
gegenwort – gegihte
gegiric – geharnascht
geharre – geheiligunge
geheim – gehende
gehenge – gehimelze
gehirne – gehœric
gehœrlich – gehüge
gehügede – gehuobet
gehuof – geilic|heit
geillīche – geiselstreich
geiselunge – geisticlich
geistīn – geiʒeweide
geiʒgalle – geiʒwolle
gejac – gekleide
geklūder – gelęge
gelaister – gelegede
gelegelich – geleitesman
geleitgėlt – gėlfe
gėlfen – gelīcherin
gelīcherte – gelīchsame
gelīchsamen – gelide
gelidemāʒe – gelinc
gelinc – gelle
gelle – gelœte
geloub- – geloupheit
gelouplich – gėlte
gėltel – gelübe
gelübede – gelüppic
gelüpschafte – gėlwelot
gėlwen – gemahellich
gemahelschaft – gemęʒicheit
gemęʒiclich – gemeinder
gemeine – gemeinmüeticlich
gemeinsagunge – gemelīche
gemelīcheit – gemietede
gemietunge – 2gemüete, gemuote
gemüetic – gemuotheit
gźmuoticheit – genāden
genādenarm – genādezīt
genędic – genant
1genantlich – genemede
genende – genės
genesche – genibelet
genīc (genīge ?) – genistbęrlich
geniste – genōʒsam
genōʒsame – gensīn
gensischen – genuht
genuhten – genuocsamede (?)
genuocsamen – Geon
georset – gequėl
gequide – 1gerat
2gerat – gerede
gerede – gerėhtmachen
gerėhtmachunge – gereiʒe
gereiʒede – gerigel
gerigelingen – gerihticlīche
gerihtinsigel – geristic
geristlich – gėrne
gerner – gėrste
gėrstegrūʒ – 2gertelīn
gerten – gerūmiclich
gerummel, gerumpel – geruowic
geruowicheit – gesagede, gesegede
gesalzene – geschaffenheit
geschaffenwėsen – gescheftnisse
gescheftvrouwe – geschepfnisse
geschepfunge – geschihtic
geschihticlich – geschręje (?)
geschrāt – geschulteret
geschuoch – geselbede
gesźlen – geselliclīcheit
geselligen – gesigel
gesigen – gesinne
gesinnen – gesiuniclich
gesiuse – gesloufe
gesloufic – gesnęren
gesnarren – 1gespenge
2gespenge – gespīwe
gespiz – gespreide
1gesprenge – gestalt
gestalt – gestelle
gestellet – gesticke
gestickelet – gestopfel
gestœʒe – gestriuʒe
gestriuʒunge – gestüplach
gestüpnisse – gesuoch
gesuochęre – geswenke
geswenze – geswindicheit
geswindiclīche – getęnede
getęper – getelse
getemere – getougen
getougen – getregede|gülte
1getrehte – getriuwenisse
getriuwewirdic – getult
getumele – getwancnisse
getwancsal – gėtzen
getzsal – gevęhic
geval – gevęrlich
      geval stMN.
      gevallen stV.
      gevallesam Adj.
      gevallunge stF.
      gevalte Subst.
      gevanclich Adj.
      gevancnisse stFN.
      gevancnissede stF.
      gevangen swM. (subst. Part.-Adj.)
      gevangenlīche Adv.
      gevangenschaft stF.
      gevangenschi (?) stF.
      gevanger swM.
      gevar Adj.
      gevęrde stFN.
      gevāre stF.
      gevęre Adj.
      gevęre stN.
      gevęric Adj.
      gevęrlich Adj., Adv.
gevatere – gevellicheit
gevelliclich – geveterede
geveterlīn – gevlester
gevlitter – gevorstet
gevręʒe – gevüegelich
gevüegetheit – gevürste
gewach – gewalt
gewalt – gewaltroubunge
gewaltsame – gewantsnīden
gewantsoum – gewarsamlīche
gewarschart – gewehenen
gewehse – 2gewende
gewendelach – gewėrben
gewėrbic – gewėrken
gewėrldet – gewėterblitzen
gewette – gewilden
gewīlet – gewinnunge
gewint – gewist
gewiste – gewonet
gewonhaft – gewuoc
gewurc – gezamen
gezan – gezerge
gezic – gezīt
gezīte – geziugelīn
geziugen – gezühticlīche
gezunft – gheheel
gibe – giegengźre
giel – gifticheit
gifticlich – gīgengarren
gīgennagel – gīle
gileht – gine|glapf
ginen – gir
gir – giric
giricheit – girte
girunge – gīt
git (?) – giuden
giudenlich – glanken
glanst – glas(e)väʒʒelīn
glas(e)vėnster – gleienbluome
gleif – glenzezīt
glenzic – glīme
glīmen – glīssenerīe
glisterīe – glocke
glockehūs – gloie
gloieren – glück-
glüejen, glüen – gnaister
gnaistli – gogel
gogel- – golf
gollen – goltėrze
golt|esche – goltmāl
goltmasse – goltslahęre
goltsmelz – goltvėl
goltvinger – gos (?)
got – götelīn
gotelop – goteshūsrėht
goteshūswartęre – gotesvriunt
gotes|wār – gotheftic
gotheit – gotmeinunge
gotmensche – gotweiʒ
gotzam – gougeren
göugewete (?) – goukelklucken
goukelkunst – goukeltocke
goukelunge – göumütte, -mutte
göu|phāwe – grā
grā – grab(e)wart
grab|īsen – 2grāl
grālen – gran
grān – gransprunge
gransprunge – gras(e)löufel
gras(e)marschalcambet – grętic
grā|tuochęre – grāwėrc
grāwėrcliute – grźde
grźden – gremiclich
grempęre – greʒenach
gribellure – grieʒwart
grieʒwartęre – grīfvalke
grīfzan – grīn
grindel – grisegrammen
grīseleht – griuse
griuselen – groben
grobiln – grōʒgamander
grōʒgebieter – grōʒtürstic
grœʒunge – grüenheit
grüenlich – grundelōs
grundelōselich – gruntrėht
gruntrüerunge – gruntvorschende
gruntvriunt – gruoʒbęre
gruoʒe – grütschīn
grutte – gubelnagel
guc – güeticlīche
güetlich – gugelkotze
gugelroc – gülte
gülteguot – gumpenīe
gunderam – guonlich
guot – guotlich
guotlīche – gupfoht
guppelspil – gürtelsenken
gürtelsnuor – gymnosophiste

   geval - gevęrlich    


geval stMN. 1 ‘Gefallen, Zufriedenheit’
2 ‘Zustand, Art’
   1 ‘Gefallen, Zufriedenheit’ – in präp. Wendungen mit mit, nāch, zuo: rechte zo der midder nacht, / do sy vernam mit gevalle, / dat ir junffrawen alle / harde sleyffen KarlGalie 9193; si wāren ūzer māzen / gar wol gelźret alle / und sprāchen nāch gevalle / kriechisch und latīn vil wol KvWSilv 2712. 580; [Neptun soll gewähren] daz beide fliezen unde sweben / diu wazzer müesten alle / vil gar nāch ir [Dianas] gevalle / und nāch ir willen bī der zīt KvWTroj 24074; nāch allem ir gevalle Tr 17958; ein wīp, diu ir wīpheit / wider ir selber liebe treit / der werlde zuo gevalle, / die sol diu werlt alle / wirden unde schœnen ebd. 18053; dü minn ist uber uns [Mönche und Nonnen im Kloster der Minne] alle, / der leben wir ze gevalle MinneR439 862. – ‘Glück’ die minne bit ich [...], / daz ich die schoenen dar zuo span, / daz si mźre mīn geval MF:Veld 1:25,4; men hait so mennich wonder vernomen, / wilt got, wir mogen scheire intkomen. / undanck have hie, die [l. undanc habe (h)er, der ] truren sal; / na ungeval kompt geval HagenChr(G) 1774. 499; KarlGalie 4013; of mer [ob mir] gelucket dat geval / das ich des bornes drincken sal MinneR497 549. 1087    2 ‘Zustand, Art’ ditz ist niht ritterlīch val [La. geual ] , / daz diser ritter ist geschant [indem er den Pferdestall ausmisten muss] EnikFb 1302; ich [Frau Minne] han menchen dar zu gebracht / und drengen ouch menger hertze / das iz sonder liden smertze / verwandelt sich und das mynt [minnt] / und des geval also besint / das syn lief is sines lieves lief MinneR497 174

gevallen stV. 3.P.Sg. z.T. gevallet ( KLD:BvH 8:1,8; Lanc 28,8; StRAugsb 226,13 ). 1 ‘fallen, stürzen’ , ‘verfallen’ , ‘zufallen, zuteil werden, fällig sein’ , auch mit Präp. wie ‘fallen auf (etw.), über (jmdn. her-) fallen’ vallen
2 ‘einer Seite zuneigen, zustimmen’ (vgl. auch
3 ‘jmdm. gefallen’ (häufig mit wertendem Adv. wol, baʒ, meist, übele )
3.1 mit nieman ‘niemand kann allen gefallen’ (Sprichwort?, vgl. Friedrich, PhrasWB, S. 311)
3.2 mit zuo : ‘passen, gleichkommen, angemessen scheinen’
4 ‘kommen, eintreten, sich ergeben’
   1 ‘fallen, stürzen’, ‘verfallen’, ‘zufallen, zuteil werden, fällig sein’, auch mit Präp. wie ‘fallen auf (etw.), über (jmdn. her-) fallen’ → vallen    2 ‘einer Seite zuneigen, zustimmen’ (vgl. auch UrkCorp (WMU) 2302,37 zu vallen ‘wie die Mehrheit entscheidet’): swederthalb der [Obmann] gevellet, des sol man bede site gevolgig sin UrkCorp (WMU) 225,4. swaz ovch der vierr ietwederthalben, die da baidenthalben genomen sint [...], gesprechent ze reht oder der von Oͤtingen mit den vieren, da zue er gevellet ebd. 1540,6. – mit Gen.: ez sol auch ietweder herre di sinen betwingen, swez si mit dem rehten oder mit minne gevallen, daz sie daz vͦf der stat vergwizzen vnd verpvrgen UrkCorp (WMU) 2500,17    3 ‘jmdm. gefallen’ (häufig mit wertendem Adv. wol, baʒ, meist, übele): Gunther der edele vrāgte sīne man, / wie in diu rede geviele NibB 1457,4; diser scheit [Schiedsspruch] geviel dien teilen beidenthalb wol UrkCorp (WMU) 2583,28; RvEBarl 16064; mir geuellet uile uͦbele, / der des morgenes in den wingarten gét, / daz er uor uesper uz uert Rol 976; GrRud δ 34; diz geviel im übele unde wol Tr 7317; swa ich aver iemannen vant, / der ein irręre was, / der geviel mir al deste baz; / den chos ich mir ze gesellen SüklV 549; Eckh 5:189,6; PassSpM 1174; SM:Go 2:5,11. – mit Gen.d.S.: dise boten si wurben etswaz / des [La. das ] in geviel UvZLanz 8776. ~ lāʒen: die wunnechlichen engel clar / geschūf got mit worten gar, / daz liez er im gevallen GvJudenb 13; sehestu deheinen irręr, swa er wol tu, daz la dir wol gevallen PrOberalt 140,6. – subst. ‘Wohlgefallen’ zuͦ Jherusalem alleine wer wol sin gros trost und gesmack und gevallen Tauler 83,30. 213,18    3.1 mit nieman ‘niemand kann allen gefallen’ (Sprichwort?, vgl. Friedrich, PhrasWB, S. 311): zwein ein man niht dienen kan: / niemąn in allen / mag eben wol gevallen KLD:BvH 13: 2,9; und swas die boͤsen reden darzuo, / das sī in reht als ein slag / in einen bach; wan nieman mag / menglich gevallen wol Ammenh 407; KvWLd 25,93    3.2 mit zuo: ‘passen, gleichkommen, angemessen scheinen’ wir jehen ū [Alexander] alle samen, / daz under disen kuningen allen / neheiner mach zō ū gevallen, / der mit sulher frumicheite / sīn here ubir lant leite SAlex 1501; Achilles unde Hector, / Aiax unde Nestor, / di manic tūsint irslūgen / unde ouh scarfe gźre trūgen: / iz ne mohte undir in allen / ze Alexandro niht gevallen ebd. 1848; der iu dar zuo gevalle, den sul wir voget wesen lān NibB 522,4. – ‘belieben, angemessen erscheinen’ daz er [Joseph] si begienge [die Gefangenen versorgte] swie iz ime geviele Gen 1925; āne die tage, sō ime ze wazzere unde zu brōte gevellet ze vastene, sō sal er ūf einer blōzen tavelen ezzen StatDtOrd 88,22. 119,16    4 ‘kommen, eintreten, sich ergeben’ sit do geviel sente Johannis tac / daz sente Vͦlrich sicher lac / an dem libe gar virswachet / von einem troume was er irwachet Albert 1408. 1460; eines tages dō der juden hōhzit gefiel SchwSp(W) 128,24; daz dar nah zwischen inen gevallen mivge enhein missehellvnge UrkCorp (WMU) 1645,19; Gen 1310; Tr 9673; Eckh 5:256,5. – ‘ergehen, geschehen’ disv vrtail geviel ze Visherhvsen an den nęhsten dvnrstage vor sant Margaretvn tac UrkCorp (WMU) 1444,4

gevallesam Adj. ‘angemessen’ sō wart daz kint Tristan genant, [...] der name was ime gevallesam Tr 2004; diu rede und der rāt dunket mich / gevüege unde gevallesam ebd. 15421

gevallunge stF. ‘Gefallen’ man ensolte kein ding urteilen das nśt totsśnde enist; wolte ich mine zunge bissen swerlichen dan ich enkein mensche urteilte. dis wurt geborn uz hochmuͤtekeit und eigenre gevallunge [Selbstgefälligkeit] Tauler 74,15

gevalte Subst. ‘Falte(nwurf)’ si enmache ir gewant alsō lanc / daz der gevalden nāchswanc / den stoub erweche Erinn 324

gevanclich Adj. ‘wie ein Gefangener, gebunden, unfrei’ der ellenden juden vart / gevangen fuor gźn Babilōn, / wan sī twinclīchen unschōn / drīstunt zwźnzc und zehen jār / dā beliben offenbār / in gevanclīcher art Reinfr 26741; mit gevanclīcher pfliht ebd. 25112

gevancnisse , gevencnisse stFN. auch givenkinissi ( Mühlh 150,2 ). 1 ‘Gefangenschaft’
1.1 übergehend zu ‘Gefängnis’
1.2 ‘seelische Gefangenschaft’
2 phras.: (jmdm.) gevencnisse sichern ‘sich jmdm. ergeben, sich für gefangen erklären’ (nur Lanc , s.a. Friedrich, PhrasWB , S. 164)
   1 ‘Gefangenschaft’ im [Gawan] was gevancnusse leit, / die frou Ginovźr dolte, / dier dā mit strīte holte Parz 387,6; die dirti eapht [l. ehaft ‘rechtlich anerkannte’] noit, daz is givenkinissi daz ein man von umi selbin nicht virdinit inhabi noch virsculit Mühlh 150,2; Lanc 585,23. – ‘Gefangennahme’ [sie] wuntin dā inmanc [unter ihnen] / einin Prūzin [...]. von des gevengnisse / wart der Pruzīn houbitman / sō gar betrūbit NvJer 14388; allen den schaden, den si in diseme vrluge hant getan phaffen vnd geistlichen luten mit robei, mit brande, mit gevancnizzen UrkCorp (WMU) N14,30    1.1 übergehend zu ‘Gefängnis’ alle, die mit vͦnseme heren gevangin worden, die sal die stat los inde quit lazen van ierme geuenkenisse UrkCorp (WMU) 78,19; unde ist ouch, daz die schult sō ungevūge ist oder sie iener sō lange hat getrīben oder sō ofte in schult ist gevallen, [...], daz billich ist, daz man in [...] źweclīche in gevancnisse beslīze StatDtOrd 86,2; die jungfrauw vom lack [...] gedacht lang wie sie die zwey kint ußer des konig Claudas gefengniß brecht Lanc 50,8. 80,33; Daniel 4385. – übertr.: eya min allerliebste gevengnisse, da ich [die Seele] inne gebunden bin, ich danken dir [dem Körper] alles Mechth 7: 65,19    1.2 ‘seelische Gefangenschaft’ wis diemuͦte, sō zuͦhet dich unde loͮset dich mīn gvͦte uon der geuancnusse unde uon der uerherde des tieuueles TrudHL 105,23; die not, die wir lident in des tiueles geuancnisse Lucid 109,10; Tauler 77,13    2 phras.: (jmdm.) gevencnisse sichern ‘sich jmdm. ergeben, sich für gefangen erklären’ (nur Lanc , s.a. Friedrich, PhrasWB , S. 164): seht hien myn schwert off, ich sicher uch gefengniß Lanc 164,1; ‘nu sichert mir gefengniß!’ sprach er, ‘oder ich slag uch zuhant uwer heubt ab.’ ebd. 182,3 u.ö.

gevancnissede stF. ‘Gefangenschaft’ zaige dīne geuancnusse [La. gevuancnuste ] unde dīnen presten mit dīner riuweclicher gehugede unde mit dīner emzigen flźhte mīneme gewalte. er mach dich wol irledigen TrudHL 105,14

gevangen swM. (subst. Part.-Adj.) auch gefanger, gevangener. ‘der Gefangene’ Parzivāl der werde degn / hiez der gevangen schōne pflegn / unz an den dritten morgen Parz 208,24; nie gevangener wart gederret / in gevenkniße so swinde / als ich Minneb 2558; swa der lantman her in kumt, den sol enhein burger vahen eim anderen lantman zeliebe, noch angrifen [...]. und sol den gevangen unschadehaft machen und wider geben al sin guͦt StRZürich(B) 48,3; du müst mein gefanger sein GrAlex 5229. 5301; UrkCorp (WMU) 1393,29; Lanc 332,23. 477,14. – übertr.: vrouwe Minne, ich muoz sīn / dīn gevangen Wig 8111; Mechth 1:28,9; KLD:GvN 48:3,5; die armen sśnder und die guͦten und die gevangenen des vegfśrs Tauler 165,24. 76,32; HvNstAp 3324; HvBurg 4159

gevangenlīche Adv. ‘wie ein Gefangener’ ein ieglich dinc von banden strebt, / daz gevangenlīche lebt Freid 129,26; so ergib ich mich ān allen strīt / gevangenlīche in dīnen rāt Wh 159,29

gevangenschaft stF. ‘Gefangenschaft’ in der selben gevangenschafft / was im ains mals in schlaffes kraft / wie er ain reben vor im sehe KvHelmsd 413

gevangenschi (?) stF. auch gevengesche; evtl. zu gevancnisse /-genisse mit sch statt s, vgl. Frnhd. Gr. § 54,4. ‘Gefangenschaft, Gefangennahme’ ich troͤst śch an disem brief, daz ich um die gevangenschi [...] śch noch śweren burgern [...] leit noch schaden niemer getuͦn UrkBern 6,119 (a. 1334); umbe die selben gevengesche und umbe daz gehalten der gevangen śnser burgern, und umbe rat und helfe der gevengesche ebd. 5,136 (a. 1319); ouch heissen wir, daz die vorgenanden gevangen urvechte tuͦn sun vu̍r sich und alle ir friunde an allen var die burgern von Lvcerron umbe die gevengenschi niemer leit ze tuͤnne UrkBasel 3:225,41 (a. 1298)

gevanger swM. gevangen

gevar Adj. meist verbunden mit einem Adv., z.B. wol ~ (vgl. wolgevar ), swarz ~ , übel ~ , häufig in bildlichen Vergleichen (als, nāch etw. ~ ). ‘farbig, aussehend, beschaffen’ Genelun erbleichte, / er wart uile uͦble geuare Rol 1432; si was niht frouwenlīch gevar Parz 312,15. 85,2; der strauz hāt federn gevar als ain habich oder ain valk BdN 223,8; im was houbt und līp gemein / als einem tōten mann gevar EnikWchr 3909; PassIII 39,18; der [Topas] ist uil tivre / er ist geuar nach deme fievre / unde sin scim ist uone golde VMos 60,17; SalArz 115,45. – besonders auf die Farbe bezogen: [Wangen] von der rosin rotin durchschine / gevar alse rubine Athis A* 20; ouch rich ditze mort alsō, / daz der Unger wazzer gar / werde nāch bluot gevar Ottok 78407; sīn hār was im brūn gevar Wh 59,9; Parz 435,26; Wig 6552. – subst.: des harnes uarbe wirt uon der hitze, oder uon der kelde. von der hitze wirt ir geuar, von der kelde wirt ir misseuar SalArz 110,49

gevęrde stFN. überwiegend in Rechtstexten; auch gīe-, guͦ-, gęverde, gewerde, gefardt u.ä. ‘Betrug, böse Absicht, Hinterlist, Nachstellung’ (s.a. gevęre stFN.) 1 meist in präp. Wendungen
1.1 formelhaft: āne (alle, allez, allerhande, aller slahte) ~ ‘ungefährdet, aufrichtig’
1.2 in Paarformeln
2 außerhalb präp. Wendungen
   1 meist in präp. Wendungen: swer durch gevęrde ditz buoch / lese, der habe gotes vluoch SpdtL 79,22; [wir wollen die Rechtspflege] niht lazzen durch liebe, durch leide, durch vorhte, durch miete oder durch dehein anderley geverde, also muͤzz uns got helffen WüP 10,13; es enwaͤre denne, daz der totslach geschehen waͤre mit gevaͤrde UrkHohenz 1,96 (a. 1286); UrkCorp (WMU) 2822A,25; swer tages oder nahtes ein arembrvst tręt ze gevęrd in der stat oder an der gazzen, der geit vns dreizzich pfvnt pfenning UrkWittelsb 2,208 (a. 1312); RvEWchr 25965    1.1 formelhaft: āne (alle, allez, allerhande, aller slahte) ~ ‘ungefährdet, aufrichtig’ swanne sis [des Wassers] bedurfen ane gīeverde UrkCorp 1262,36; vnd das dis stete vnd vestu standu vnd blibe von vns vnd von vnsern erben ane alle gewerde ebd. 2433,11; an allez geverde ebd. 1764,29; alsuͦs sol man sweren ieder man arm und riche, daz er alle die gesetzede stete halte [...] an allerhande geverde WüP 7k,11; ane allerslahte geverde ebd. 95,4. āne mit Gen.: und suͤlen die mezzer swern zen heiligen daz si mezzen ane gaeverdez StRAugsb 52,8. mit kainer ~ : wer aber daz daz kain burger daruber tęht frevelichen oder wurbe mit kainer geverde, mohten in dez die burger beweren mit drien erberen mannen StRAugsb 14,22    1.2 in Paarformeln: an geuaͤrd vnd an all vbel liste StRRegensb 26; daruf verzihen wir vor uns unde vor alle unser burgere lutderliche und abbetalle mit disme geginwurtegen briefe ane alrehande geverde und ane alrehande argeliste UrkWorms 2:44,9 (a. 1311); daz diz gedinge von vns [...] steit blibe baidiu fur criech vnde fur alle geverde UrkCorp (WMU) 3450,15; man sol ovch an dirre schidvnge miden alle geverde vnd allen arcwan ebd. N165,36; UrkOtterb 381 (a. 1331)    2 außerhalb präp. Wendungen: item ob ein saltner thuet gefardt [ fraudem commiserit ] in seyner salterey StatTrient 153; ob ainem geschicht von lust / daz er gaistlicher gevaͤrden pfleg, / dem wer [gewähre] ich der friung weg Teichn 576,37; SpdtL 87,13; JvKonstanz 2246; Ottok 27026

gevāre stF. ‘Absicht, schaden zu wollen’ dō sprach Rüdegźr der degen / ze Brünhilt der rīchen ‘[...] ich węn mīn rücke iht werde heil / in einem halben jāre.’ / ‘ich tete ez āne vāre [La. on gfare ] ’ / sprach des edelen küneges wīp Bit 12596

gevęre Adj. auch gevere, gevāre. ‘(jmdm.) nachstellend, versessen (auf etw.); feindselig’ 1 präd.
1.1 meist mit Dat.d.P.
1.2 mit Dat.d.S.
1.3 mit Gen.
2 attr.
   1 präd.    1.1 meist mit Dat.d.P.: man was den vrouwen wīlent sō gevęre, / [...], / ein küssen von ir rōten munde / het man ir gerner abe verstoln / denne alle ir ungerische voln RvZw 222,7; huete dich, wan er [der Teufel] gevare / allen gueten leiten ist! HvBurg 3154; er [Baaza] slug tot Jehu alda. / des wart im got gevere HistAE 2775; war vm ir sint gefer / dem wibe, die gewirket hat / an mir eins guden werkes dat? [ quid molesti estis mulieri Mt 26,10 ] EvStPaul 1614; an dir sō müez mir swinden / der minne haz. / diu ist mir gevęre; / dā von mīn gemüete / ist nū vil fröiden lęre. / guot wīp, wende daz KLD:UvL 6: 3,9; JMeissn B1:5,18; NvJer 27096. 27355; Seuse 81,8. – in vergleichender Konstruktion, auch mit Präp. (gegen): doch was der werde Cyprian / gegen dem ungestalten Kolkan / verr mer gevėre / denn er dem wilde [das Cyprian ursprünglich jagte] wėre HvNstAp 4597. – mit Inf. mit zuo: vnd redte er [Jesus] von Iudase dis / [...], / der zu verraden yn gefer / was EvStPaul 12086    1.2 mit Dat.d.S.: swer uns [ diu arme diet ] von dem gemache schiet, / den wir heten unz her, / der was diser stat [Wien] źr / gehaz und gevęre Ottok 65985    1.3 mit Gen.: an swelhem dinge er sich versach / daz sīn [Tristans] vröude węre, / des was er [Herzog Gilan] gevęre / und leite sīnen vlīz dar an Tr 15784. 13852; mīnes ungelingen vreut er sich [...]: / der ist mīnes schaden zallen zīten vlīzic und gevęre Neidh WL 20:1,10; [Räuber,] die sinis guͦtis weren / girig und vil gevere RvEWchr 25239; WälGa 10418; HvBurg 698. 5193; Ottok 82658    2 attr.: weder ist ir lob billicher dem, der lieb, leit mit vreide / wol treit, oder dem, der durch daz lon nicht komt in not gevere? Frl 5:105,6

gevęre stN. auch gefer. ‘Hinterlist, Betrug’ (s.a. gevęrde ), überwiegend in präp. Konstruktionen: getar aver man daz niht bereden [beweisen] , ez sei gever da pei gewesen UrkCorp (WMU) 2872,11; durch dez spotes gevere / worde du Herodi gesant HvNstGZ 2562; wer uf dem wege in gefer / dir nicht engan, das er im selber meinet, / des geselleschaft nicht lenger ger Mügeln 64,7. 225,2; do sprach der kunig werder man, / ich hab es nicht ze gevere getan HvNstAp 12604; Suchenw 30,234. – formelhaft: āne (alles) ~ ‘ohne Hintergedanken, aufrichtig’ wer liebet sich dem schimphe / mit tzuͤchten ān gevęre? Suchenw 2,21; er muos aver bereden, daz er di hantvest ān gevęr floren hab RbRupr 142; urloup ze dem keiser wart genumen, / dise viere und gelobten wider kumen / ān allez gevaer, dā in was hin bescheiden Loheng 3763; HvNstVis 379; BairFreibr 6. – in Paarformeln: scham unde tzucht was ye sein hort, / pei reinen spruchen ware wort / ān valsch und ān gevere, / daz ist nu leider swere Suchenw 6,59; UrkCorp (WMU) 2899,25

gevęric Adj. ‘hinterlistig, feindselig, gefährlich’, mit Dat.: swer disen zwein gevęric sī / und wone mit valscher huote bī, / der werde zeinem steine KLD:HvM 5:1,10; nu wer dich, man, vertrīp daz kint [Kleinmut] : swie kleine ez sī, ez ist dir doch gevęrec KLD:LvS 8:2,4; do er dich mit mir sande / durch vnse viande / die vns durch arch geverech sin PassI/II 37,66; KarlGalie 11584; Wernh 3218. D 3043; Märt 12088. – ‘nachstellend’ derselben frawen ward lieb ain ritter, der hies Mündus, vnd der gye ir tag vnd nacht nach vnd was iren ern geuärig mit worten vnd mit gehaissen Schachzb 89,43; dennoch wiͤrs iz [l. ist (e)z ] umb den toren / der unserm herren Jesu Christ / seiner praut [einer Nonne] gevaͤrig ist / und im die verswachen chan Teichn 258,132; Ottok 44866

gevęrlich Adj., Adv. auch -līchen; überwiegend in Rechtstexten. ‘in böser Absicht, gefährlich’, adv. auch ‘widerrechtlich’ wir wīp bedurfen alle tage / daz man uns tumbe rede vertrage; / wand sī under wīlen ist / herte und doch ān argen list, / gevęrlich und doch āne haz Iw 7683; SpdtL 168,18; ez ist ouch gesetzet, swer den andern āne wāfen sleht, roufet, wirfet oder stōzet gevęrlīchen unde vrevellīchen, der sol unde muoz als dicke daz geschiht einen mānot von der stat sīn unde gīt ein pfunt heller, dem anklager als vil und dem amman sīniu reht StRDinkelsb 95; swer den andern gevęrlichen haim svͦchet [...], der geit dem rihter fvͤnf pfunt vnd sehzick pfennig UrkWittelsb 2,51 (a. 1294); WüP 82,3