jā – jagen jā Adv., Partikel jac stM. jāchandīn Adj. jāchant stM. jāchantstein stM. jacincte swstM. jacinctīn Adj. jagā jagāt stF. jage stF. jagebant stN. jagebęre Adj. jagede stNF. jagehorn stN. jagehündelīn stN. jagehunt stM. jagehūs stN. jageliet stN. jagelist stM. jagen swV. jagephert – jāhźrre jait – jęmericlich jāmerkarn – jāmersanc jāmerschal – jāmersuht jāmertac – jārā jārbėte – jārgezīt(-) jārīā – jārvrist jārzal – jegerhuobe jegerīe – jėner, -iu, -eʒ jėnerhalp, ėnerhalp – jėst jesten – jochtier joggen – jucke juckede – judeneit judengaʒʒe – judenrātman judenrėht – jüdischeit jüdischlich – juncvrouwe juncvröuwelich – jungeste jungestlich – jūwezunge
|
jā
Adv., Partikel
‘ja’
1 Antwortpartikel zum Ausdruck von Zustimmung bzw. Bestätigung 1.1 allg. 1.2 emphatisch mit Interjektionscharakter (auch verdoppelt und zusammen mit
verstärktem jārā , vgl. auch 2.1 ) 2 Adv. zur Bekräftigung einer Aussage oder Feststellung, ‘fürwahr, wahrlich, in
der Tat’ (meist satzeinleitend) 2.1 allg. 2.2 eine Frage einleitend 2.3 begründend bzw. rechtfertigend ‘schließlich, immerhin, doch’
2.4 zur steigernden Reihung von Sätzen bzw. Satzteilen ‘ja mehr noch, ja
sogar’
2.5 in Aufforderungssätzen mahnend ‘unbedingt, in jedem Fall’
2.6 mit konzessiver Konnotation i.S.v. ‘dennoch, trotzdem’
1
Antwortpartikel zum Ausdruck von Zustimmung bzw. Bestätigung
1.1
allg.:
‘mich dunket, der stein sī dīn.’ / ‘jā, lieber herre, er
ist mīn.’ Eracl
1016;
‘ich bin genant Gāwein.’ / ‘Gāwein?’ ‘jā.’ Iw
7472;
‘welt ir da strīten?’ / ‘jā, vrouwe, ich hāns gesworn.’
Wig
6038;
ir beider muot, / daz was allez ein und ein, / jā unde
jā, nein unde nein Tr
13012;
MF:Mor
20: 8.
– mit pronominalem Subjekt (vgl. 25MhdGr § S 116):
si sprach ‘herre, habt ir den sin / daz ir in bestźn
welt?’ / ‘jā ich, gerne’ sprach der helt Wig
4970;
‘sal ich im mīn herze geben?’ / ‘jā dū’ En
9792;
‘ich hœre wol, muoter, wer er ist. / erkennestū die,
der er dā gert?’ / ‘frouwe, wol.’ ‘ist sie sīn wert?’ / ‘jā sie, frouwe,
wizze Krist.’ Eracl
3553.
4285;
‘ridet iemant mit uch?’ sprach sie. ‘ja es, frauw’,
sprach er, ‘Lyonel, der alhie bi uch stat.’ Lanc
589,18;
UvZLanz
4458;
ReinFu
K,145.
K,666.
– subst.:
an ir gebźrden nicht erschein / weder daz megetlīche
nein / noch daz wīplīche jā HvFreibTr
875;
swaz si wolde, daz dūhte in guot; / ouch was sīn
wille der vrouwen jā Wig
9473;
hōrt ich ein süezez jā noch von ir munde RvZw
24,7;
Walth
102,6;
LobGesMar
43,11.
–
~
sprëchen
‘ja sagen, zustimmen’
ir riet ir vater Rüedegźr, daz si spręche jā / unt
daz si in gerne nęme NibB
1685,1;
er frāgte obs iemen wolte dā: / der was dā vil, die
sprāchen jā. / si wurden al gelīche / sīner geselleschefte rīche
Parz
380,22;
nv sprechet nein oder ia Herb
3726;
KLD:GvN
20: 4,23;
Mühlh
117,17.
160,18;
spez. der volge ~ sprëchen
‘gehorchen, folgsam sein’
so wizze fuͤr war daz min hant / vil gar die
ertoͤtet da / die niht der volge sprechent ja Rennew
27294;
ich weiz fuͤr war, du spręches sa / mit willen guͦt
der volge ja ebd.
28724
1.2
emphatisch mit Interjektionscharakter (auch verdoppelt und zusammen mit
verstärktem jārā, vgl. auch 2.1):
zwāre, jā! des dunket mich Wig
5759;
ja, werlich, ja, ja Pass I/II (HSW)
16634.
5935
u.ö.;
jara ja! WhvÖst
5224;
RvEBarl
5337;
KvHeimHinv
760.
–
ach ~
als klagender Ausruf:
‘ach ja’, sprach das geczwerg, ‘slag mich so dir
gott helff, so wil ich dir sagen das du mich fragest; anders ensage ich dirs
nit!’ Lanc
394,32
2
Adv. zur Bekräftigung einer Aussage oder Feststellung, ‘fürwahr, wahrlich, in
der Tat’ (meist satzeinleitend)
2.1
allg.:
jā du reine sęlic wīp, / du maht mir wol mīnen kumber
wenden / unde helfe senden KLD: GvN
5: 4,4;
jāne mac ich nimmer werden vrō / irn erloubet mir die
selben vart Wig
1809;
jā węr es zīt, daz du soldest lźren / liebez liep, daz sī
mich liezze vrō bestān SM: Ro
5: 3,3;
in himele unde in erde ja ist der gotes werde / ane alle
rede ze ware uns ein helfare AvaJo
30,9;
minen namen, ja den wil ich dir nút sagen
Mechth
4: 17,26;
io ne mac sine gute / nieman uollen schriben
Ägidius
1033;
ja vür wār Wh
394,23;
NibB
899,3.
924,1.
– verdoppelt (vgl. auch 1.2):
‘jā jā’ sprach aber diu schœne dō / ‘ist disen męren danne sō, / disen
valsch und dise trügeheit / hāt mir mīn herze wol geseit’ Tr
10123;
jā jā, ir guoten chnehte, iz nevert umb iuch nieht
rehte Gen
1939
2.2
eine Frage einleitend:
ia du armez chungelin, / waz suchtestu nu hí?
Rol
4550;
jo, herre got der vil guͦte, / wa von mag diz komen sin?
Rennew
8032;
eya, erloͮbe mir, vil lieber, das ich dich salben muͤsse.
Ja, wa woͤltistu die salben nemen, herzeliebe? Mechth
3: 2,19;
Parz
433,7;
KvHeimHinv
694
2.3
begründend bzw. rechtfertigend ‘schließlich, immerhin, doch’
lat iu ditze golt rót / wesen ummare / wider uwerem
schephare, / ditze scone gestaine: / ia ist iz unraine Rol
4202;
gehabet uch urolichen; / ia nahet daz gotes riche ebd.
3906;
wer heilet hie (ja bin ich wunt)? SM: HvS
3: 3,5;
unz ich gedinge, so lebe ich hō / und wil mich niemer des
verkunnen, / sīne sul mir ir minne gunnen / (ja enbin ich ein heiden!)
SM: Gl
1: 14,5;
dā ist sī selbe unschuldec an: / ouwź jā sluoc ich den
man [ich war es doch, der den Mann getötet hat]
Iw
1676;
Wh
324,4;
KvWLd
32,212
2.4
zur steigernden Reihung von Sätzen bzw. Satzteilen ‘ja mehr noch, ja
sogar’
daz sicherlīche der gerehte und guote mensche sich vröuwet
unglīche, jā unsprechelīche mź in dem werke der gerehticheit dan er oder joch
der oberste engel wunne hāt Eckh
5: 13,7;
got der līdet mit dem menschen, jā, er līdet nāch sīner
wīse ź und unglīche mź dan der dā līdet, der durch in līdet ebd.
5: 51,6
u.ö.;
‘in rechten truwen, ich wils off zwen die besten prufen
die an dem rade waren, ja uff dri’, sprach er, ‘ee dann ich ongefochten blieb.’
Lanc
526,21;
Parad
94,13.
– semantisch abgeschwächt:
der selige jungelinc, / ja der suͤze brudegam / zuchtec unde
schamesam, / der edel vuͤrste junge Elis
1423;
auch dachte nu die wise, / was ir zu widemen was gegeben, / daz sie da
abe sulden leben, / ja daz sie da von zerte / unde ir gesinde nerte ebd.
1819.
9503
2.5
in Aufforderungssätzen mahnend ‘unbedingt, in jedem Fall’
ouch merke, wen du obir vassist den wyn, das der mon io si
vnder der erdin vnde nicht bowin, wen di das nicht merkin, di kvmen is dicke in
schadin Pelzb
139,6
u.ö.
2.6
mit konzessiver Konnotation i.S.v. ‘dennoch, trotzdem’
swie grimme Hagene węre und swie herte gemuot, / ja
erbarmte im diu gābe, die der helt guot / bī sīnen lesten zīten sō nāhen het
getān NibB
2198,2;
des enwil ich niemer wībe / mźr getrūwen einen tac. / waz
rede ich? jā sint sie guot MF: Reinm
57: 2,5
jac
stM.
zu
jagen
swV.
1
‘Vorwärtsstreben, Lauf’ (von Pferden, in der adv. Wendung snelles
jages
‘rasch, hurtig’ ) 2
‘Lohn, Gewinn’ (vgl.
bejac
)
1
‘Vorwärtsstreben, Lauf’ (von Pferden, in der adv. Wendung snelles
jages
‘rasch, hurtig’):
nicht vil mź nutzis er dā schūf, / wen daz zu des geschreiis
rūf / er reizte zu den zīten / der Littouwin
rīten [Reiter] , / dī dar ouch quāmen snellis jagis
NvJer
22794
2
‘Lohn, Gewinn’ (vgl.
bejac
):
ruow unde senfticlich gemach / sul wir noch haben langer, / ź daz wir ūf den
anger / von hinnen kźren ūf den jac KvWPart
16413
jāchandīn
Adj.
‘aus Hyazinth’ (vgl.
jāchant
; hier bildl.):
erbrennet durch berillen warer minne / daz trübe jachandine herze wart
entzündic inne Frl
1:20,22
jāchant
stM.
auch jochant, jechant.
ein Edelstein, ‘Hyazinth’ (zu mlat. jacinctus, s.a.
jacincte; vgl. Engelen, Edelsteine, S. 312ff.):
jacinctus haizt jāchant. der stain ist gelvar und ist in der
vinster tunkel und an dem lieht klār BdN
449,21;
iacincti, der sint trieslaht: / einir ist rot unte gruzelot;
[...]. / der ander slahte iechant, der haizet cytrinus,
[...]. / der driteslaht iechant deir heizit venetus
PrüllS
2,3;
saphir unde jōchant, / die sint mir all wol bekant
EnikWchr
20453;
der iachant ist ein schone stein VMos
60,1;
smaragde und jachande, / saphīre und calcedōne
Tr
10970;
Volmar
155
u.ö.;
Will
92,2.
92,10
jāchantstein
stM.
ein Edelstein, ‘Hyazinth’ (vgl.
jāchant
):
sīn ougen wāren ūz der māzen / schoen, [...]: blā
himelvar / sī wāren ān gebresten gar, / gelīch dem lūtern jochantsteine
Philipp
5022
jacincte , jacint
swstM. , jacinctus
M.
auch jazint; zu mlat. jacinctus, gelegentlich noch lat.
flektiert.
1 ein Edelstein, ‘Hyazinth’ (vgl. Engelen, Edelsteine, S. 312ff., s.a.
jāchant
) 2 eine Pflanze, ‘Hyazinthe’
1
ein Edelstein, ‘Hyazinth’ (vgl. Engelen, Edelsteine, S. 312ff., s.a.
jāchant
):
ir hende werin goltvar / senewel und jacincten vol
Brun
3642;
die [
halsperge
] waren gevar unreine / nach iazincten dem steine
HeslApk
14472;
von dem zwelften steine, / [...], / der iacinctus ist
genant / unde des varwe ist alsō gewant, / swie diu wolken sīn gevar, / daz er sich
dar nāch verwet gār Kröllwitz
1754;
grun von jacinckten schin Minneb
2956
u.ö.;
jacint Frl
1:8,18;
bi dem iazint an alle guft / du solt vernemen wol di luft
HistAE
1575;
WernhMl
5832
2
eine Pflanze, ‘Hyazinthe’
der blumen namin ist in bi, / di sint genant iacincti
Brun
262;
ditz sint di jacincten blumen, / der sich di brut wol mag
rumen, / wen si heilet alle wunden ebd.
3763
jacinctīn
Adj.
‘aus Hyazinth’ (hier übertr.):
ir [Marias] ougen kreiz der was vil gar / iacinctīn
und saphyrevar WvRh
1322
jagā
mit -ā verstärkter Imp., Interj.
→
jagen
1.4
jagāt
stF.
→
jaget
stNF.
jage
stF.
‘das Jagen’
1
‘Jagd, Verfolgung, Hatz’
1.1 Jagd auf Tiere 1.2 Verfolgung von Menschen 1.3 übertr.: Verfolgung von Sachverhalten (vgl. 3 ) 2
‘Streben, Trachten, Betreiben’ (vgl.
jagen
3 ) 3
‘Vorwärtsstreben, Lauf’ , häufig in adv. Wendungen i.S.v. ‘eilig’
( mit balder, gęher ~
u.ä.; vgl.
jagen
4 ) 4 wohl ‘Gejagtes, Jagdbeute’ (vgl.
jagede
2 ), hier übertr.
1
‘Jagd, Verfolgung, Hatz’
1.1
Jagd auf Tiere:
als ein schellic wilder hase / od eines wilden wolves
base, / die man ungerne genesen lāt, / swā diu jage ze rāme
stāt [ansteht]
KvWTroj
48304
1.2
Verfolgung von Menschen:
David der unervorhte / er sluͦg und entworhte / die
heidin an dem selbin tage. / die niht entrunnen sinir jage, / die muͤsten alle
sin virlorn RvEWchr
27796;
swaz mit īlenden siten / die Valben heten geriten /
allen einen tac, / daz wolden si mit jag / rīten bī der naht, / daz si mit irer
maht / fruo an si kęmen Ottok
84694;
daz slachtin und dī jage / dī cristnen tribben dā mit
macht / den tag alūz und ouch dī nacht NvJer
23785.
22323;
ErnstD
3900
1.3
übertr.: Verfolgung von Sachverhalten (vgl. 3):
Jhźsu, der [Gnade] bedarf ich wol / ze dirre
āventiure sage, / ūf der geverte [auf deren (āventiure)
Fährte] ich bin in jage UvEtzAlex
5398
2
‘Streben, Trachten, Betreiben’ (vgl.
jagen
3):
nāch der dīfe [Diebe] jac / schōb
er iz gar in sīnen sac JvFrst
885;
Judas goumt mit sinnes jage / wī er vūglich zū rechter zīt /
in gźbe [
Judas querebat oportunitatem tradendi Christum (Ferber
26,27)]
ebd.
1098.
7831
u.ö.;
ich was volkomener dan du, daz ist wol war: / der himel und al sin craft ist
min, / und swaz daz zentrum wunders treit. / da enzwischen wirkest du, nicht fürbaz
ist din jage [
‘weiter reicht dein Einfluss nicht’ (vgl. FrlWB, S. 175)]
Frl
4:10,4
3
‘Vorwärtsstreben, Lauf’, häufig in adv. Wendungen i.S.v. ‘eilig’
(mit balder, gęher ~
u.ä.; vgl.
jagen
4):
do schiedent si sich von dem tage / und iltent mit vil gaher
jage / baidenthalp hain in ir lant RvEWh
466;
er ilte dan mit balder iage TürlArabel
*A 198,29;
mit īlnder jage JvFrst
1693;
owź mir dīner balden jage. / nu wilt du von mir, daz ist mīnes herzen klage
KLD: Rub
20:4,7.
– übertr. von Verlaufsvorgängen:
daz selbe [
lam der alten ź
] wart getōtet dort / [...] / an dem
vīrzźnden tage / des mānes in sīner jage JvFrst
1232;
an dem vumfzźnden tage / der nāch den vīrzźn nźster jage /
kam [der direkt auf die 14 folgte]
ebd.
334;
in des selbin jāres jage [
hoc anno
]
NvJer
23450
u.ö.;
RvEAlex
16282
4
wohl ‘Gejagtes, Jagdbeute’ (vgl.
jagede
2), hier übertr.:
dā bī ich ze wizzen sage / vīrvalticliches nutzes jage, / di
von Christi marter komen [
nota quatuor utilitates, que provenerunt ex hoc, quod Christus passus
est (Ferber 122,30f.)]
JvFrst
10240
jagebant
stN.
wohl Zierband oder Hornfessel eines (Hift-)Horns (vgl. auch Seyler, Heraldik, S.
123):
von golde lieht sīns helmes tach / zwei horn hāten bedecket, /
[...], / unde hāt der horn ietweder / von zobel rīchiu
jagebant Reinfr
1527
jagebęre
Adj.
‘gut zu jagen, jagbar’
hāst dū gesehen, / daz ich dā jage, ist es jagebęre? Hadam
184,4
jagede
stNF.
auch jegede
(
Tauler
52,33
),
kontrahiert jeide; s.a.
jaget
.
1
‘Jagd, Verfolgung, Hatz’
2
‘Gejagtes, Jagdbeute’
3
‘Jagdrecht, Jagdberechtigung’ (vgl. DRW 6,340)
1
‘Jagd, Verfolgung, Hatz’
der Lutringer und der gast sich rihten an die ieide / und an maniger hande
spil Loheng
1567;
abe gescōzze und ab jagede nam er sīn getragide
Gen
915;
daz kumt von den herren, / die sich kunnent źren verren / und von den liuten
vliehent / und sich ze walde ziehent / unde habent ze worte jeide [und
die Jagd als Vorwand anführen]
Mai
88,7;
MillPhys
4,4.
– Verfolgung von Menschen (hier bildl.):
aber dis tuͦt got von wunderlicher truwen und grosser
minnen, das er die jegede lot kummen über den menschen Tauler
52,33
2
‘Gejagtes, Jagdbeute’
dū gelabe dich mīnes jagides, daz dū mich wīhest
Gen
1181;
dū scolt sitzen, mīnes jagides ezzen, / und scolt dū mich
wīhen ebd.
1143.
1188
3
‘Jagdrecht, Jagdberechtigung’ (vgl. DRW 6,340):
alle die vischwaide, die wir gehabt haben auf den selben wazzern vnd auf der
Traysem vnd alles vnser jaide, daz wir gehabt haben in den selben gepieten
UrkEnns
6,339
(a. 1340)
jagehorn
stN.
‘Jagdhorn’ (vgl.
horn
3):
im widerreit ein alter man, / dem was wol ze gejeide kunt. /
[...]. / ouch hienc an dem halse sīn / ein vil schœnez
jagehorn. / daz was von golde beslagen vorn PleierMel
1925;
die haiden hochgeporen / erschalten ire jaghoren / und ruoften an den stunden
/ allen iren hunden MüOsw
2432;
dō kam dort her ein jagehorn / sō rīlich und als ūz erkorn, / daz man tiurrez
nie gewan. / [...]. / ez was von helfenbeine / erziuget
unde wol gesniten KvWPart
2607.
2556.
2627
jagehündelīn
stN.
Dimin. zu
jagehunt
.
‘(kleiner) Jagdhund’ (hier übertr.):
eia! hertzlichs lieb gotz, nit enlasz ab deinem seil dein und sein arms und
rüdigs jaghündlin, bis du es mit dir ze hoff bringist HvNördlBrf
45,24
jagehunt
stM.
‘Jagdhund’
nu daz er [der Eber] dō gevellet wart, / ze rehte
als ein erloufen tier, / dō reit von dan Partonopier / mit den jagehunden
KvWPart
2665.
458.
17834;
der waltesel lęzt seinen mist von nātürleicher art wenne in
die jaghund jagent BdN
154,3;
ichn han niht iage hunde, / noch winde, noch vederspil
StrKD
60,52;
canis leporarius: iaghunt VocOpt
45.036;
EnikWchr
18452;
StatDtOrd
47,36.
– im Vergleich:
des wart er als ein eberswīn / erzürnet bī den stunden, / daz
von den jagehunden / ze vaste wirt gerüpfet KvWTroj
5042;
als vor den jagehunden / ein eber stāt ze bīle, / sus werte
er bī der wīle / līp unde guot diu beide ebd.
31532;
PrGeorg (Sch)
21,231.
– übertr.:
pfī, ir tiuvele, die sint iu gar liep als die trüllerinne
[Kupplerinnen] , des tiuvels jagehunde
PrBerth
2:189,4.
2:219,35;
Tauler
315,16
u.ö.
jagehūs
stN.
Unterkunft auf der Jagd, ‘Jagdhütte, Jagdschloss’ (s.a.
jagethūs
):
an der abunt stunde / durh iegere unde durh hunde / bleib der kuninc Tyrus /
di naht in einem iagehus Pilatus
2,28;
wir haben auch gescheiden, daz man Charelsperch pawen sol zuͦ einem iaghaus,
daz bede herren da iagen muͦgent, swenne si wellent UrkWittelsb
2,257
(a. 1317)
jageliet
stN.
bei der Jagd (auf einem Horn) geblasene Melodie, Fanfare (vgl.
jagewīse
):
[Tristans Begleiter auf der Jagd] hürneten vil schōne /
mit ime in sīme dōne. / [...] der künic und al diu
hovediet, / dō si daz vremede jageliet / gehōrten und vernāmen, / si erschrāken
[...], / wan ez dā vor nie mźre / dā ze hove wart
vernomen Tr
3224
jagelist
stM.
‘Jagdkunst’
dū hāst uns disen jagelist, / der vremede und guot ze lobene
ist, / wol meisterlīchen her getān Tr
2929;
nu wis [sei] gemant, / daz dū mīn
jegermeister bist, / und zeige uns dīnen jagelist ebd.
3422
jagen
swV.
auch Kontraktionsformen (2. Sg. Präs. jeist, 3. Sg. Präs. u. Prät.
jeit(e), Part. gejeit u.a.).
Die Übergänge von der eigentlichen (1) zu den übertr.
Verwendungsweisen (2-4) sind – insbesondere im bildl. Zusammenhang –
fließend.
1
‘jagen, verfolgen, hetzen’
1.1 ohne Obj. ‘jagen, die Jagd (auf Wild) ausüben’
1.1.1 allg. 1.1.2 als Inf. zu einem Verb der Bewegung (bes. rīten ,
(ūʒ)varn u.ä.) 1.2 mit Akk.d.S. ‘etw. (Wild) jagen, verfolgen’
1.2.1 allg. 1.2.2 als Inf. zu einem Verb der Bewegung 1.3 mit Akk.d.P. ‘jmdn. jagen, verfolgen’
1.4 mit Präp.-Obj. 1.5 vereinzelt mit Gen.d.P. ‘jmdn. verfolgen’
1.6 subst. ‘Jagen, Jagd, Verfolgung’
1.7 subst. Part.Präs. ‘Jagender, Jäger’
2
‘jmdn./ etw. treiben, bewegen’ (meist mit präp. Erg. oder Adv.) 2.1 allg. ‘jmdn./ etw. (zu oder von einem Ort) treiben’
2.2 im Bereich von Handlungsmotivation ‘jmdn. (zu etw.) bewegen, an- bzw.
umtreiben’
2.3 im Bereich von Sprache bzw. Gesprochenem 3
‘streben, verlangen’
3.1 ohne Obj. 3.2 mit Akk.d.S. ‘etw. erstreben, nach etw. streben’
3.3 mit Akk.d.P. ‘nach jmdm. (stürmisch) verlangen’
3.4 mit präp. Erg. (bzw. Pron.-Adv.) 3.5 subst. ‘Streben, Verlangen’
4
‘vorwärtsstreben, sich schnell (zu oder von einem Ort) bewegen, eilen’
(häufig mit präp. Erg. oder Adv.) 4.1 allg. 4.2 im milit. Kontext ‘kriegerisch anrennen, stürmen, angreifen’
4.3 von Sprache bzw. Gesprochenem (vgl. 2.3 )
1
‘jagen, verfolgen, hetzen’
1.1
ohne Obj. ‘jagen, die Jagd (auf Wild) ausüben’
1.1.1
allg.:
ez ist ein schult: [...] ob
ein brūder anders, danne die regele erloubet, iaget oder den iegeren mite
volget StatDtOrd
80,39;
der konig jagt gern Lanc
517,9;
birsen, beizen unde jagen / kunde er wol und treip sīn
vil KvWWelt
26;
Tauler
82,3;
UvZLanz
290;
bildl.:
ich kan [den Wein] jagen unde vāhen, / mich
enmüedet niht mīn gāhen Weinschwelg
105;
sō nim ich allez daz vür vol / daz ir mir habt gesagt, / und weiz wol
daz ir rehte jagt [etwa ‘auf der richtigen Fährte seid,
Recht habt’
]
StrAmis
198.
– von Jagdhunden:
zwene herren [...] / mit
irn iagenden hunden Herb
18002;
ein jeger sol wol jagende hunde haben wert Frl
5:36,1;
BdN
12,9;
Volmar
887.
– von jagenden Tieren:
als man siht an den wolfen, wann si jagent
denne [bei zunehmendem Mond] mźr wan ander
zeit BdN
65,36.
– Verfolgung von Menschen (vgl. 1.3):
von dem grōzen strīt / den Absolōn mit im
[David] streit, / dō er
[David] im jagende nāch reit
StrAmis
654;
ez jaget dort, der hie entran Frl
5:62,17;
Tr
5508
1.1.2
als Inf. zu einem Verb der Bewegung (bes. rīten,
(ūʒ)varn u.ä.):
swenne ir jagen rītet, dā wil ich gerne mite
NibB
913,2;
Tr
2699;
Eilh
M,3444.
St,7520;
nū nim dīnen bogen der dich selten hāt betrogen / und
var ūz jagen Gen
1120.
1088;
Tr
14944;
du solt heute gen iagen VMos
22,26
1.2
mit Akk.d.S. ‘etw. (Wild) jagen, verfolgen’
1.2.1
allg.:
mit ir scharpfen gźren si wolden jagen swīn, / bern
unde wisende NibB
916,3;
lewen, bern, rōtwilt, / swīn und swaz man jagen wil,
/ des was dā mźr danne vil UvZLanz
3993;
wie man daz wilt iagen sol [Überschrift]
SchwSp
108a;
JPhys
16,6;
LobSal
108.
109;
bildl.:
swaz ir bete wolde jagen
[erreichen]
Pass I/II (HSW)
24902;
daz dū vor suochtest, daz suochet nū dich; daz dū vor
jagetest, daz jaget nū dich Eckh
5: 200,5;
der slag muste den slag jagen [es folgte
Schlag auf Schlag]
HvNstGZ
2602;
und wenn man den [Stein]
zuo ainem feur habt, sō zepricht er zehant und springt von dem feur, als ob
man in jag BdN
441,26.
– part. auch ‘erjagt, erlegt’
er hęte bī dem clāren bach / wiltbrāt gevangen und
gejaget KvWSchwanr
1385;
bildl.:
got ist der keiser der dise gejagete spise essen
wil Tauler
312,17;
Lilie
4,12.
– von Jagdhunden:
der waltesel lęzt seinen mist von nātürleicher
art wenne in die jaghund jagent BdN
154,3.
130,5;
Lanc
537,19.
– von jagenden Tieren:
diu lerch fürht den habich sō sźr, wenn er si
jagt, daz si den menschen in sein schōz flieg BdN
171,24;
die merhund jagent die visch in dem mer ebd.
234,20;
si [die Spinne] jagt
auch niht mźr noch vęht, unz daz si gar verzert daz si vor gevangen hāt
ebd.
295,5.
204,19;
als ein ente [...], / die
snelle valken jagent in einem bache SM: St
10: 1,14.
10: 2,14
1.2.2
als Inf. zu einem Verb der Bewegung:
da lieff Lancelot zu Galahut und bat yn das er den
konig bete das man den eber ritte jagen Lanc
517,21
1.3
mit Akk.d.P. ‘jmdn. jagen, verfolgen’
als mich min viende jagent, so flúhe ich in den arm din
Mechth
5: 17,4;
sie machten sich zu flucht; er jagt sie lang, biß sie im
in den walt enpfluhen Lanc
322,18;
en schamet vch, helde, niht des, / daz vch diz morfolc
iaget Herb
4515;
Parz
138,4;
Tauler
13,10.
– part. ‘verfolgt’
ich sol zu recht fryen luten geben und helffen die
vertriben sint uß landen und von irn fynden gejaget syn Lanc
41,1
u.ö.;
bildl.:
wie sibenzehen hande súnde jagent den
menschen [Kapitelüberschrift]
Mechth
5: 19,1.
1: 3,5;
die heidin vlun durch not / sie iagete der grimme
toch [Tod]
Roth
2750;
Eckh
5: 200,5;
Parz
105,11;
Rol
7439.
– jmdn. ze valle ~
‘jmdn. töten’
do er [Ipomidon] den
minnenden Gamuret / zu valle iaget TürlArabel
*R 205,11.
– jmdn. mit nœten ~
‘jmdn. foltern’
als man dich drumme vraget / unde mit noten iaget Pass
III
273,40
1.4
mit Präp.-Obj.:
–
nāch etw./jmdm. ~
‘etw./jmdn. jagen, verfolgen’ (vgl. auch
nāch jagen
):
nach dem [Christus] sin
[Herodes] bosheit larte in jagen Pass
I/II (HSW)
2500;
so solt ir alle nach uns jagen als ir uns gern
tötent! Lanc
78,18;
bildl.:
ir zuhtflieher, iu sī geseit / daz zuht vil verre nāch iu jeit
KLD: HvM
5:3,2;
von aller kraft ich schrīe: / jagā nāch im Triuwe, / Trōst und Stęt!
Hadam
336,2.
552,1.
–
ūf etw. ~ , hier bildl. ‘auf etw. folgen’
biz sich die zal verdrumet / alhie mit tusent tagen,
/ dar uf dri hundert jagen, / ouch vumf und drizic en zu [1335
Tage, vgl. Dn 12,12]
Daniel
7378
1.5
vereinzelt mit Gen.d.P. ‘jmdn. verfolgen’
Hestor jaget sin [den
Ritter] nit lang und kam wiedder zu siner frauwen
Lanc
370,12
1.6
subst. ‘Jagen, Jagd, Verfolgung’
daz jagen mit den hunden / was dā under wīlen grōz
Wig
185;
swem dā gebristet reiner wāt, / der muoz in endelōsez
klagen / dulten jęmerlīchez jagen RvEBarl
11982;
TürlArabel
*A 165,31
u.ö.;
Ottok
3877;
bildl.:
din suͤsses jagen machet mich so muͤde
Mechth
2: 25,45
1.7
subst. Part.Präs. ‘Jagender, Jäger’
wande erselbe erloset mih uon deme striche dere iagenten [
de laqueo venantium
]
PsWindb
90,3
2
‘jmdn./ etw. treiben, bewegen’ (meist mit präp. Erg. oder Adv.)
2.1
allg. ‘jmdn./ etw. (zu oder von einem Ort) treiben’
dō gie Adam [...] / ūz dem
paradīse / [...], / wan in der engel jeit
EnikWchr
1155;
die Crichen iageten sie mit gewalt / rechte an daz burc
tor Herb
13294.
4589;
durch daz hiez er sie schenden, / geiseln unde blenden, /
durch die stat nackent jagen RvEBarl
11303;
dū hāst ein zwir als grōzez her. / dū jeist in węrlīch
in daz mer EnikWchr
27806;
swā daz swīn vant eine wurz, /
[...] dā jagete er [der verlorene
Sohn] ez balde von / und az sī RvEBarl
4251;
nu węnt manc ungewisser man / daz mich ir
[Belakanes] swerze [schwarze
Hautfarbe] jagte dane [fortjagte]
Parz
91,5;
nv gebet dar zv uwern rat, / weder wir in
[Thoas] schinden, / brinnen oder blinden / oder
binden zv eime phagen / vnd vf vnd nider iagen Herb
7248;
bildl.:
nein, / ez ist nicht, als die lute sagen, / und uf heilikeit in iagen
[ihn zum Heiligen erklären] , / wand er hat ouch
missevarn Pass III
253,20;
daz ist dā von, daz ain dunst den andern jagt und snell
stœzt von ainer seiten zuo der andern BdN
108,16.
108,19;
nu hete diu zit den tac gejaget, / da nach diu naht ir
reht erwarp, / und des tages shin verdarp Rennew
22436;
TürlArabel
*R 53,5;
KvWLd
6,10;
KvWEngelh
3801;
in Pass.-Konstr.:
wirt er [der Dunst] dann gejagt
von dem luft, sō entzünt er sich BdN
77,27;
mit Refl.-Pron.:
si [die Sonne] jaget in diu
zeichen sich [bewegt sich in die Tierkreiszeichen]
RvEBarl
9578;
part. zesamene gejaget
‘gerüttelt, durch Rütteln kompakter gemacht’ (von einem
Hohlmaß):
eine [...] zuͦsamene gejagite
[...] māsz [
mensuram [...] coagitatam
]
EvBeh
Lc 6,38.
– jmdn. ūf jmdn.
~
‘jmdn. auf jmdn. hetzen’
in hāt ir minne ūf mich gejagt Parz
543,14;
ob si ūf uns werden gejeit EnikFb
3227
2.2
im Bereich von Handlungsmotivation ‘jmdn. (zu etw.) bewegen, an- bzw.
umtreiben’
ūz verrem lande hie sint / ritter die diu minne jagt
Parz
65,27;
sīn zuht in dar zuo jagte ebd.
391,21
u.ö.;
dā von wirt er geunźret, / der uns dā sünde lźret / und der uns ūf
unkiusche jaget Walth
3,25;
dis hat gejaget und getriben alle usserwelte menschen
von anegenge der welte untze an disen hútigen tag Seuse
469,2;
Loheng
4142;
MF:Reinm
11: 4,5;
Pass I/II (HSW)
7030
u.ö.
–
got ist ain guͦt, das da iaget mit seiner mynne alle creaturen, dar
vmb das sy in wider iagent [d.h. Gott als die Liebe treibt alle
Kreaturen an (vgl. auch Anm.z.St.)]
Eckh
3:75,3.
– mit Inf.-Konstr.:
waz ist daz, daz den menschen jaget arg wisen zu
suͦchen? Seuse
166,8
2.3
im Bereich von Sprache bzw. Gesprochenem:
–
‘etw. (Sprachliches, linear Erzähltes) vorantreiben’
wer ist der, von dem du sagest / und von im ein
sulch lob jagest, / daz er so groze craft habe? Pass I/II
(HSW)
30404.
7236
u.ö.;
die aventuͤr ich jagen / wil die riht, swa ich mag
WhvÖst
15180.
976
u.ö.
– etw. ūf ein ende ~
(u.ä.) bildl. ‘etw. zustande bringen, abschließen’
alleine ich in nie gesach / in sichtlicheme lebene, / so schribe ich
doch vil ebene, / daz mir die buch von im sagen / und wil ez uf ein ende
iagen Pass III
214,68;
die solden offenlich uf in / bezugen, daz er were / ein recht
verkerere / der e, [...]. / diz wart zum ende
geiaget ebd.
38,62;
so gip mir wislichen sin, /
[...], / daz ich ditz [die
rede
] uf ein ende jage Brun
2425.
3435;
so lat mich vollen sagen / und mine wort zu ende
jagen Pass I/II (HSW)
16198.
–
sich von etw. ~
‘von etw. ausgehen’
[Paschasius zur Hl. Lucia:] ‘so bistu got, / von
der alsulchez wort sich iaget?’ Pass III
28,51.
– etw. ane jmdn.
~
‘jmdm. etw. zutragen’
diz ungevuge unheil / wart den bruderen geklaget / und mit bete an in
[La. si
] geiaget Pass III
474,98.
– etw. vollen
~
‘etw. vollständig erfassen’
o und wer mac vollen iagen / in der bekentnisse ganc, / wie tief, wie
ho, wie breit, wie lanc / si dines gewaldes ummetrit? Pass
III
265,6
3
‘streben, verlangen’
3.1
ohne Obj.:
in gotes lobe man in sach / jagen zu allen stunden
Pass I/II (HSW)
21811;
ir gut was allez verkouft, / als sie ir heil larte jagen
ebd.
40385.
37454;
ein jagendes ilen hin zuͦ dem iemer werenden guͦte
Seuse
427,20
3.2
mit Akk.d.S. ‘etw. erstreben, nach etw. streben’
und ducht sie das sie nuͦ wol solt befinden das sie
manigen tag gejaget hett Lanc
267,35;
swer minne fliuht, den fliuhet sī, / und swer si jaget, dem ist si bī
Freid
100,9;
Pass I/II (HSW)
14513
3.3
mit Akk.d.P. ‘nach jmdm. (stürmisch) verlangen’
si gerte des, der von ir zōch, / und was den jagende, der
si vlōch Tr
19396.
– jmdn. ze vriunde ~
‘jmdn. zum Freund begehren’
dū weist niht rehte waz dū sagest / und wen dū ze
vriunde jagest. / waz vriundes suochest an mir hie? RvEBarl
4832
3.4
mit präp. Erg. (bzw. Pron.-Adv.):
–
nāch, ūf, zuo etw. ~
‘zu etw. (hin)streben’
nach der gelust begonde er jagen, / untz si an volle
werc getrat Pass I/II (HSW)
22648.
10918;
nāch gold iuwer herz jeit EnikWchr
27668;
dar nāch wirt ez ie glīcher dem, dar zuo ez jaget
Eckh
5: 33,1
u.ö.;
frouwe, ich wil in mīnen tagen / sō nāch iuwern hulden
jagen KLD: UvL
33: 3,2;
sie jageten
[wetteiferten] dar uf allesampt / in tugentlicher
lere / welhem geschehe die ere / daz er zun vuzen mohte kumen
Vät
10128;
sines amtes er sich an nam, / daz was predigen unde
sagen, / wi man zu gote solde jagen / mit tugenthaftem lebene Pass
I/II (HSW)
24408;
‘nach etw. forschen’
der kunic wart nach der sache iagen / mit dreu unz im die warheit /
endelich wart uzgeleit Pass III
24,81;
Job hy [in diesem Kapitel] beginnet vragen
/ und clegeliche jagen / nach der sache siner pin Hiob
3654.
–
nāch jmdm.
~
‘jmds. Vorbild gleichzukommen suchen’
daz sal di pfafheit gerne / noch hute durch sin
[Petrus’] ere ouch tragen / und mit guten
willen jagen / nach im, biz sie in vinden Pass I/II (HSW)
20100
3.5
subst. ‘Streben, Verlangen’
al sin arbeit und sin iagen / sich ie zu dem besten las, / wand er ein gut
pfaffe was Pass III
55,4;
ich vinde in mir ein ewig wieder vechten, die inder
nature wiederstet dem ewigen jagen des geistes Tauler
43,3;
das jagen mines herzen Mechth
5: 31,25;
Pass I/II (HSW)
36412;
Seuse
400,6
4
‘vorwärtsstreben, sich schnell (zu oder von einem Ort) bewegen, eilen’
(häufig mit präp. Erg. oder Adv.)
4.1
allg.:
wes jaget ir? / ja sult ir ezzen mit mir / und danne varn
gote entpholn Pass I/II (HSW)
4337;
do iageten die hunde / uile uaste an die stat
Ägidius
500;
do sin schif was bereit, / er begunde ilen vnde iagen
Herb
1923.
2645;
BdN
252,15;
Pilagrus dort her jaget HvNstAp
9996;
nv iageten svͥ zvͦ dem plan, / da ir gezelt vf geslagen
waz TürlArabel
*A 266,28.
*R 49,1;
alle tage randen die [Sarazenen]
/ vor der cristen her, sneller vart, / ūz ir starken bogen hart / manigen phīl
sie sanden in / und jagten wider fluhtic hin [fort]
Kreuzf
1548.
4532;
metonymisch von Sachen:
dā jagete banier und banier /
[...] / durch die
hütesnüere [Zeltschnüre, d.h. durchs Lager]
Tr
5578.
–
ūf vart ~
‘einer Fährte folgen, nachjagen’
im was rehte, als der dā jaget / ūf einer ungewissen
vart Eracl
3142;
nū was der lewe ūz komen, /
[...], / dā er dā in versperret wart, / und
jaget ūf sīnes herren vart Iw
7730
4.2
im milit. Kontext ‘kriegerisch anrennen, stürmen, angreifen’
er quam mit sinen geiaget. / sin swert furte er albare /
vnd durch reit ir schare Herb
5331;
als er zv sturme quam geiaget, / do quam Emilius
vnuerzaget / andersit im engein ebd.
12949
u.ö.;
do sach sy dratt auff sy jagen / Printzelen mit ainem
guten sper HvNstAp
10807.
19295;
Rennwart der unverzagete / ze vuoz snellīchen jagete
Wh
444,24.
– in der Beschreibung taktischen Rückzugs und Angriffs:
sie konden beide harte wol. / deweder man tun sol /
iagen oder flihen / vnde irn bogen zihen Herb
4497;
si jagten und entwichen / ze rehte als si solden
Wig
4545
4.3
von Sprache bzw. Gesprochenem (vgl. 2.3):
her begonde ōt vürbaz jagen / mit süezer rede vaste dar
HvFreibTr
4898;
ich soͤlte diz męr lazen wesen / und fuͤrbaz niht jagen
Rennew
8855;
Parz
2,10.
–
vür sich ~
‘fortschreiten’
der namen ich aller muoz gedagen, / dā von daz diu āventiure wil vür
sich iagen Loheng
4969
|