kāwerzīn , kauwerzīn
stM.
von afrz. caorsin bzw. mlat. cavercinus (vgl. Tobler/
Lommatzsch 2,35 und Du Cange 2,237c s.v. cavercini sowie 2,109 s.v.
caorcini); auch cow-, gau(w)- und verkürzt
karzīn.
ein ausländischer, christl. Geldverleiher und -wechsler oder Wucherer,
‘Kawer(t)sche, Kawerze’ (zur Sache vgl. DRW 7,679f., 2HRG
2,1694f. sowie LexMA 5,1090f.):
nim / die tūsent florīn / und füer dem cowerzīn, / dem ich
dā gelten sol Ottok
34695;
das enhein cauwerschin, jude noch iudenne als ieman, die pfennige umbe gesuͦch
lihent, enhein kilchenschaz von niemanne verpfenden sol StRZürich (B)
198,27
u. ö.;
git [Habgier] machet also pitter /
die vrien und die ritter / [...]. / git ritent und lofent /
tuͦt, koufen und verkoufent / und uͤbent pfaffen, ritter vil / koflút, kawerschine
spil SHort
4990;
ein jude und ouch ein kārzīn, / die tuont dir līhte mźr ze guot
Fressant
480;
darnah ist reht, daz man weder ze smitte, múle, ze sneideren, ze bade, ze
karzin, noh ze juden sol kaine pfant verbieten umb kainerlai gelt
StRNördl
6,21;
Erlös
6942;
UrkFreiburg
2:249,3
(a. 1297);
WeistGr
2,7
(a. 1321);
UrkCorp (WMU)
1953,5
kebe (?)
swM.
→
kempfe
unter 2.3.1
kebesbruoder
stM.
außerehelich gezeugter (Halb-) Bruder:
mit dem chebesbruoder er spilite Gen
898;
ein ritter hiez Pyctagoras, / der ouch sīn kebesbruoder
schein KvWTroj
29983.
35859;
die kebes bruder quamen dar / mit einer grozzen schar
Herb
10553
u. ö.
kebese , kebes
stswF.
meist negativ konnotierte Bez. für eine (auch unfreie) Frau in einem
außerehelichen Liebesverhältnis ‘Geliebte, Konkubine, Nebenfrau’ (s. a.
kebeswīp
):
concubina: kźbes, kebswip SummHeinr
2:241,01.25;
ie möhte mannes kebse werden immer küniges wīp?
NibB
839,4;
ir [Kriemhild] jāhet mīn
[Brünhild] ze kebesen ebd.
846,3;
ob er mich ze kebese wolte hān – / ze konen węr ich im ze
smęhe Kchr
12130.
14115;
ist si kebs, si mac einen źman nemen SSpAug
141,20;
Kudr
1030,4;
Krone
11357;
Häslein
369
kebeselinc
stM.
‘uneheliches Kind’
hźrre, dū solt ez haizen widertuon / an sīnem kebeselinge. /
er nesol dīne hulde niemer gewinnen Kchr
13913.
7647.
– hierher oder als Bez. für jmdn., der in einem Konkubinat lebt (vgl. MlatWb
2,1216 s. v. 2. concubinatus; anders AWB 5,63):
pelicatus concubinatus: kebesoter, kebeselinc SummHeinr
2:410,268
kebesen
swV.
1 tr. ‘jmdn. zu einer
kebese
machen; wie eine kebese behandeln’ (sie ggf. dann auch verlassen bzw. verstoßen; vgl. DRW 7,683f.) 2 intr. ‘Ehebruch begehen’
1
tr. ‘jmdn. zu einer
kebese
machen; wie eine kebese behandeln’ (sie ggf. dann auch
verlassen bzw. verstoßen; vgl. DRW 7,683f.):
si giht, mich habe gekebset Sīfrit ir man NibB
853,3;
ze Triere nam er ain frowen: / bī der gewan er entriwen /
ainen tiurlīchen sun, / den cuonen Constantīnum. / die frowen wolt er duo kebesen
Kchr
7614;
daz er dā kebse mīnen līp / und er dā neme ein ander wīp
KvWTroj
8745.
17930;
Iw
3171
2
intr. ‘Ehebruch begehen’
wan wer da lźzit sīne hūsvrowen nuͦr durch unkūscheit und eine andere nimet,
der kebeschit [
moechatur
] ; und wer di gelāzen [
dimissam
] nimet, der kebschit ouch EvBeh
Mt 19,9;
si wartent beide ūf einen man / der kebesen unde triegen kan KLD:
Alex
2:17,11
kebeshalp , -halben
Adv.
‘von Seiten einer
kebese
’
einen ritter von der stat, / der kebeshalp sīn bruoder was
KvWTroj
29789;
Casilān, Prīandes barn, / der kebeshalben was sīn kint
ebd.
33581;
wir sin geborn / niht kebeshalb! wir sin erkorn / so, daz wir
got zu vater han EvStPaul
12475;
Lanc
261,19.
– übertr.:
diu cluokeit ist der kündikeit / kebshalp vil nāhen sippe RvZw
123,2
kebesisch (?)
Adj.
‘ehebrecherisch’
der selbe was ein kebis kint / von
kebischir [La.: kepslicher
] missetat RvEWchr
19410
kebeskint
stN.
‘uneheliches Kind’
woldestu gedenken, Dieterich, wer du węrest? du bist ein kebeskint; wie ist
der künic und diu künigin so gar an dir ertœret PKchr
157,17;
ouch is mir worden bekant, / dat Karlle mit anderen wyven / vil heymlicheit
plach zo dryven, / van den er vil keyfskinder gewan Karlmeinet
317,6;
ein wīp mac gewinnen źkint, vrīiu kint, eigen kint unde
kebskint SSpAug
141,19;
Boppe
1:7,18;
RvEWchr
5318
u. ö.
– nicht erbberechtigt:
chebs chinder vnd pankhart [uneheliche Kinder] , die
von den eltern geporn werdent, die niht eleich auf die zeit mochten werden, alz die
chind enpfangen vnd geporn wurden, noch dar nach, die muͤgen niht nemen in chainer
weiz dez vater guͦt RechtssA
E104,16;
im wolten sīne bruoder sin lant niht dienen lān: / si jāhn er węre ein
kebeskint, ern möht niht erbes hān WolfdB
267,4
u. ö.;
WolfdD
1816,4;
UrkCorp (WMU)
2237B,34.
–
[die "falsche Ginover" verleumdet Ginover:] sie ist von
zwein halben [von zwei Seiten, doppelt] kebschkint
[evtl. i. S. eines doppelten Ehebruchs der Eltern? vgl. aber auch
frz. Vorlage: qui estoit ma suer. et ma serve
‘die meine Halbschwester und meine Dienerin war’ (zu einer anderen
Vorlagenvariante vgl. Anm.z.St.)]
Lanc
494,4
kebeslich
Adj. , -līche
Adv.
adv. auch -līchen.
1 Adj. ‘ehebrecherisch, illegitim’
2 Adv. ‘auf uneheliche Weise, unehelich’
1
Adj. ‘ehebrecherisch, illegitim’
umb sündic guot ich sie vil schalt, / sist kebeslīcher minne balt, / ze
gotelīchem dienste laz KLD: Alex
2:9,11.
2:18,7;
wirt dir iht von im [deinem Ehemann] gesagt / von
kebeslīcher minne, / daz lege in dīne sinne / mit bescheidenlīcher phliht: / tuo als
du es wizzest niht Reinfr
11651.
6264;
Parz
415,26
2
Adv. ‘auf uneheliche Weise, unehelich’
ich habe ein kint / erworben kebeslīche Tr
1495.
5429;
man saget daz dehein kint sīner muoter kint kebslīchen sī
SSpAug
141,15;
das si niht wźrin von der art / dú kebeslich geborn wart
RvEWchr
6995;
JTit
1591,4;
SchwSp
132a
kebesōt
stM.
‘Konkubinat’
pelicatus: kebisoth SummHeinr
2:130,3
kebesōtęre (?)
stM.
‘jmd., der in einem Konkubinat lebt’ (anders AWB 5,63):
pelicatus concubinatus: kebesoter, kebeselinc SummHeinr
2:410,268
kebessun
stM.
‘unehelicher Sohn’
naturales dicuntur concubinarum filii kebessuni, idem et pueri dicuntur
SummHeinr
2:3,8;
diu schrift heizet Ismahźlen der dirnen sun. daz ist ouch wār: er was
Abrahāmes kebessun; er hete in bī sīner dirnen SchwSp (W)
253,30;
dar umme was si ime vortrūwet, daz man Jźsum icht ein kebissun hize
HvFritzlHl
110,3;
Herb
12952
u. ö.;
Seuse
147,1
kebesunge
stF.
‘Ehebruch’, hier i. S. einer Auflösung der Ehe:
Moyses gestate uns zuͦ scrībene ein būchelīn der kebesunge [
libellum repudii
]
EvBeh
Mc 10,4
kebeswīp
stN.
meist negativ konnotierte Bez. für eine (auch unfreie) Frau in einem
außerehelichen Liebesverhältnis ‘Geliebte, Konkubine, Nebenfrau’ (s.a.
kebese
):
concubina: kebeswib SummHeinr
2:3,3;
daz Esiona die reine, / die vil liebe swester min, / ein kebes
wip sol sin Herb
1894;
alsō verlōs ouch Źly sīnen līp, / daz er sīne süne ir kebeswīp / mit opfer
fleische liez spīsen Renner
16866.
5676;
HvNstAp
13866
këc-
→
quëc
-/quic-
kefach
stN.
Koll. zu
kaf
.
‘Spreu, Streu’
von stro kumt keffehe, / daz machet daz vihe freche KgvOdenw
5,153
kefe
swF.
auch kebe.
‘Erbse, Linse, Schote’ (vgl. ahd. keva (AWB 5,64f.) und
schweizerdt. chäfen Mask., Fem. (SchweizId 3,159f.)):
siliqua: cheua SummHeinr
2:474,283;
alle die, so kriesuͥ [Kirschen] und kźfen feil
habent StBZürich
144;
rettich, zibellen, samen, kebene, vnd swaz von krute ist UrkEls
2,78
(a. 1302)
kefige
stF.
→
kevie
kefse
stswF.
→
kafse
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