kirchlich
Adj.
hier kirlich.
‘kirchlich’
hî von saget die kirlîche histôria [die
Kirchengeschichte] daz her [der Evangelist
Johannes] von den brûderen wart betwungin daz her scribe
[das Evangelium] , und her antworte sich alsô zuͦ
tûnde EvBeh
5
kirchliute
stM. (Pl.)
Sg. →
kirchman
.
‘Pfarrangehörige, Zugehörige eines Kirchspiels’ (vgl.
kirchvolc
):
do hulfent ime [dem im Fegefeuer Geplagten] die
kirchlüte domitte, daz sü got flisseclich vmb in botend, daz er kam von sinen noͤten
PrEls
51,17
kirchlœse
stF.
auch kir-, gir- (
DRW
7,973
), auch -lose; vgl. DRW 7,973f. mit weiteren Belegen und 7,882 s.v.
Kirchenlosung.
‘von kirchlichen Zehntinhabern an den Bischof zu leistende Abgabe’ (lat.
cathedraticum):
zuͦ der kirlose gaben die pharrer daz dritte teil vnd ich [der
Inhaber des Kirchensatzes] dv zwei teil UrkCorp
N427,27;
kirloͤse ebd.
N427,34;
ego [...] inbeneficiavi ei et successoribus eius
censum illum de ecclesia Steinahe, qui respicit ad manum episcopi in anno
bissextili, qui vulgariter dicitur kirchlose, ut illum de manu episcopi possideant
UrkWürtt
3,468
(a. 1142)
kirchman
stM.
auch kir-; Pl. →
kirchliute
.
Bed. unklar, ‘Geistlicher’ (vgl. AWB 5,198) oder ‘Pfarrangehöriger,
Zugehöriger eines Kirchspiels’
parrochitanus: kirchman Gl
3:378,58
(für die Bedeutung ‘Geistlicher’ vgl. eine Glosse des 9.
Jh.s:
sacerdotes: cirhman Gl
2:344,30;
für ‘Pfarrangehöriger’ vgl.
kirchliute
und die Belege eines md. Weistums des 15. Jh.s:
einem kirman III ß #(pfennig) vnd einem vszman V ß #(pfennig)
WeistGr
1,420.
1,418
).
– Lit.: Voetz, Kompos., S. 156-161
kirchmeier
stM.
auch kilch-.
alem. ‘kirchlicher Vermögensverwalter’ oder ‘Gehilfe eines Beziehers von
Kirchenzinsen’ (vgl. differenzierter SchweizId 4,12; DRW 7,883f.):
und sol ein kilchen meyer vollen gwalt han, dis jartzit zu besetzen und
entsetzen DRW
7,883
(Geschfrd. der 5 Orte; a. 1302);
aus denselben drein hatt der abbt dann gewalt yn den pesten zegeben ze ainem
kyrchmayr auf sand Jacobskirchen und sol auch der abbt mitsampt den purgern von
demselben kyrchmayr ze Inspruk in dem wydem alle jar raytung vordern und nemen
WeistÖ
17:260,14
(a. 1350)
kirchmeister
stM.
‘kirchlicher Vermögensverwalter’
daz di pharrleuͤt dacz sand Michel wellen ein erber mann, der gutz leimutz
izt, auz di pharrleut und burger ze chirchmaister UrkBabenb
2:66,17
(Fälschung des 14. Jh. zum Jahr 1221)
kirchmenige
stF.
auch -menie.
‘Menge der Kirchgänger, Pfarrgemeinde’
von ir grozer ungebære / diu chirchmenige dar zuodranc Serv
2515.
2538.
2886;
geistlîche rihter sullen sie villen [die hût abe
slahen, ebd. Z. 18] und schern vor der kirchen gewalt,
unde sol im ofte buoze geben dar nâch, wan diu schulde ist vor der kirchen menie
PrBerth
1:267,17;
daz gescah in den frithof ze pharkirhe von [l.
vor?] der chirchmenige UrkCorp (WMU)
N188,3
kirchmësse
stF.
auch kirmes(se).
‘Weihe einer Kirche; Tag des Schutzheiligen einer Kirche’, die entsprechende
Jahresfeier und die aus diesem Anlass hervorgehenden Märkte und Dorffeste (vgl.
kirchtac
,
kirchwîhe
,
kirchwîhetac
,
kirchwîhunge
):
do wart ein kirchwihe [La. kirchmesse
] bi / in eime dorf berufen, / daz sich da hine schufen / die lute
durch den applaz Pass I/II (HSW)
15972;
dis wort schrîbet sanctus Jôhannes in dem buoche der offenbârunge, unde liset
man es ze der kirmesse PrEkkewint
229.
231;
aber der vinger [die Reliquie]
[...] der ist zu Kolne zu deme klôstere daz dâ heizit zu
dem grôzen sente Johanse, und disen wîset man an sente Johannes tage und an der
kirmesse und anders nicht HvFritzlHl
145,17;
die brûdere, die des bedurfen, daz sie zu kirchmessen oder zu
iârmerketen oder zu merketen varen, die ensîn niht lange dâ, unde furderen sich
dannen, sô sî schîreste mugen StatDtOrd
58,18
kirchmëssephenninc
stM.
‘Abgabe, die zur Feier der Kirchweihe fällig wird’ (vgl. DRW 7,978):
ecclesie in Heppindorp dotem, sacrificium, decimam in Volveshoven, tam maiorem
quam minorem sinodum, denarios qui dicuntur ‘kirmissepennigge’ denarios missales,
legata UrkGerKöln
127
(a. 1246)
u.ö.
kirchprobst
stM.
‘Kirchenprobst, Kirchenpfleger’
all ampleut vnd ein jechlicher besunder vnd alle rat leut, al purger der stat
zw Trint, al kirchprobst, al ander amptleut aller pfarren,
[...] in dem pistumb vnd gepiet zw Trint
StatTrient
114;
item daz kirchprobst aller pfarkirchen des pisthums ze Trint sind pflichtig
pey der entpfang dez heiligen sacraments ze offenbaren
[...] dem pischoffe oder seinem hauptman oder seinem
vicario alle totschleg [...] alle freuel, die geschehen
sind oder all ander vbel tat, die geschehen sind in dorffern der pfarkirchen oder in
seinem gepiet ebd.
120.
121;
der pharraͤr vnd der chirchbrovst von Sanct Peter svͤllen die benche setzen
vnd entsetzen UrkCorp (WMU)
653,4.
1632,11
kirchrëht
stN.
auch kilch-.
‘Rechte auf Einnahmen, die die Kirche hat’ (vgl. DRW 7,902-906 mit weiteren
Belegen):
als si úns [im Tausch] oͮch ir guͦt und ir lúte
gegeben heint ze Langeten mit dem selben rechte, ân alleine dz ir kilchen recht von
Tungsteten behalten hant an zehenden, gros und kleine, und an undertan
UrkBern
4,751
(a. 1317);
[Erklärung zu sacrificium, den Opfern, die im Alten
Testament auf dem Altar verbrannt oder den Priestern für ihren Unterhalt gegeben
wurden:] endriu dei opher dei me deweder do in der alten ê. oder
nu in dere niuwen ê ce chirchen oder ze dem altare brahte. oder noh bringet. wande
si missichlih waren unde sint. so heten si unde habent manigerslaht namen. also
cehenten. huregiu [Pacht] . antheizze
[Gelübde] . um die sunte. umbe fride. oblei
[Speiseopfer] . wisode [Abgabe in
Naturalien] . cehentbuozze unde endriu chirhreht. dei nu elliu ze
geistlicher bezeichnunge gecheret sint PsWindb
50,18(Randgl.)
kirchrein
stM.
hier kilch-.
‘(erhöhter) Grenzstreifen, der Kirchengelände kennzeichnet’
fv̓nfthalb jucharten aker, ligent an dem kilchrêin oberthalb Cvͦnr[at]
Mv̓nschins garten UrkCorp (WMU)
3184,4
kirchsatzunge
stF.
hier kirg-.
‘Patronatsrecht’ (vgl.
kirchsaz
; vgl. DRW 7,920f.):
[von einer Belehnung werden ausgenommen] duͦ kirgsazzunge
ind kirggave zu Bassenheim ind unse man RegErzbKöln
4,50
(a. 1307)
kirchsaz
stM.
auch kirchen-, kilch(en)-, -sat; vgl. WMU
2,1005f. und DRW 7,917-20 mit weiteren Belegen; vgl.
kirchgâbe
.
1 Mitwirkungsrecht des Kirchenherrn bei der Besetzung von Pfarrstellen,
‘Patronatsrecht’
2 die auf Grund des Kirchensatzes zu besetzende Stelle und die daran geknüpften Rechte 3 mit dem Kirchensatz verbundene Einkünfte
1
Mitwirkungsrecht des Kirchenherrn bei der Besetzung von Pfarrstellen,
‘Patronatsrecht’
wir gebin ouch dem vorgenanten Albrechte, vnserme sune, daz dorf zuͦ Ramisbach
vnd den kyrchsaz in dem selbvn dorf UrkCorp (WMU)
1437,34
u.ö.;
der kilchensatz ze Egge horet in den hof ze Munch-Altdorf, und giltet duͥ
kilche uber den pfaffen wol uf 10 m(archas) UrbHabsb
1:274,12.
1:74,9;
den chirchsat ze sant Wenzelaus, der gelegen ist in der Prunst, vnd genant ist
Chirchperch, in Wirzeburger pistum UrkHohenz
3,5
(a. 1333).
3,6
(a. 1333)
u.ö.;
UrkFreiburg
3:17,17
(a. 1302)
2
die auf Grund des Kirchensatzes zu besetzende Stelle und die daran geknüpften
Rechte:
wir suln auch alle chirchensætz lihen also, daz wir die ersten chirchen, di nv
ledich wirt, leihen suln, swem wir wellen, vnd die andern darnach nach vnsers lieben
bruͦders des chvͤniges bet vnd haizze UrkWittelsb
2,249
(a. 1317);
si [Angehörige des Deutschen Ordens] muͤgen auch
die vorgenanten chirchensætze besetzen mit iren bruedern, oder mit werltlichen
pfaffen, oder mit swem si wollen, vnd sullen si niezzen ewiclich, wie ez in fuegsam
ist UrkHohenz
3,6
(a. 1333).
3
mit dem Kirchensatz verbundene Einkünfte:
wa der pfaff das wichwasser hin wirft, da von sol ain herr von Ow im geben
älli jar ain lib. vnd IIII ß #(pfennig) von dem kilchen satz WeistGr
1,240
(14. Jh.)
kirchschaz
stM.
auch kilch(en)-.
‘Kultgegenstände und andere wertvolle Güter einer Kirche’ (vgl. DRW
7,922f.):
ir scuͦlt iwern schaz legen in die himelischen kamere, ir scult tuͦn sam sente
Laurentius tæt, der was eines vil richen babistes kapelan, sente Sixten, der wart
gemartert durch got unt lie sinem lieben kapelane den kreftigen kyerchschaz
PrHoff
99,15;
das gotzhus gewân [gewann] och vnder im grossen
gebresten ain [l. an
] kilchenschatz vnd an buͤchern die vertan wurdent
Kuchim
64,76;
AvaJG
13,5;
der kilwart sol behuten den kilchschatz, und bereit sin dem armen und dem
richen UrkEls
2,166
(a. 1339);
StRZürich (B)
198,30
kirchspil
stN.
auch kilch-, kir-, auch -spel.
Zuständigkeitsbereich eines Pfarrers, ‘Pfarrbezirk, Kirchspiel’ (vgl. WMU
2,1006; DRW 7,982-86 mit weiteren Belegen):
parrochia: kirspil Gl
3:379,41;
Heriman Rimo sinem wivo sin hûs hevet gemachet, dad in disem kirspel steit
UrkKölnSchr
1,237
(a. 1159-1170);
der klein zehende in dem ki(l)chspel ze Rein mag nith mer gelten denne 12 ß
Baseler UrbHabsb
1:99,23;
des geliebten in Christo her Volrichen von Ebnot pfarrers der pfarrkirchen zu
Schennis (in welichs kilchspels zirk die genant capell gelegen ist)
UrkGlar
191
(a. 1345);
do er sinen sünen seite dise wort vnd oͮch den lüten in dem kirchspel
PrEls
51,17.
62,110;
NvJer
23268
kirchspilliute
stM. (Pl.)
hier kirspelslude; Sg. →
kirchspilman
.
‘Zugehörige eines Kirchspiels’ (vgl. DRW 7,993f. mit weiteren, späteren
Belegen):
ind wir [...] hain gebeden zweyn eyrsam man heren
Henrich van Harve riddere ind Reynarde van Middelindorp kirspelslude van Luppe, dat
si ir ingesegel vur unss [...] an desen breyff haynt
gehangen UrkGerKöln
389
(a. 1349)
kirchspilman
stM.
Pl. →
kirchspilliute
.
‘Pfarrangehöriger, Zugehöriger eines Kirchspiels’ (vgl. DRW 7,995 mit
weiteren, späteren Belegen):
ordineyren wir, wilg kirspilsman, deme geboydin wirt, in voylgt he neyt na zo
deme eyrsteme geboyde, so gilt he zweyne penninge UrkKölnAmtl
119
(a. 1320)
kirchstîc
stM.
hier kilch-.
Weg bei oder zu einer Kirche, ‘Kirchweg’ (vgl. WMU 2,1006):
allir der walt, der ennont des kilchstiges lit vnd stât UrkCorp
1434AB,25;
vnz an den kilche stîg ebd.
1434AB,21
kirchtac
stM.
‘Weihetag einer Kirche; Tag des Schutzheiligen einer Kirche’, die
entsprechende Jahresfeier und die aus diesem Anlass hervorgehenden Märkte und
Dorffeste (vgl.
kirchmësse
,
kirchwîhe
,
kirchwîhetac
,
kirchwîhunge
; vgl. DRW 7,1001.1004 mit weiteren, späteren Belegen):
ez geschach von gwonheit, / daz hievor ein riter reit / uf
einen chirch tach, der was groz StrKD
53,3.
53,6;
ir hüete, ir röcke, ir gürtel die sint zinzerlîch, / ir swert gelîche lanc, ir
schuoch unz ûf daz knie ergât gemâl: / alsô truogen sîs den sumer ûf den kirichtagen
Neidh
WL 30:9,3.
WL 28:9,12;
HvBurg
4785;
UrkFreisÖst
1,261
(a. 1265);
WeistÖ
5:201,15
(a. 1338).
5:202,2
(a. 1338, beide kopial 16. Jh.).
– auch zur Bezeichnung des jüdischen Fests zur Erinnerung an die
Wiedereinweihung des Tempels (I Mcc 4,36-59 und II Mcc 10,1-8) ‘Tempelweihe’
dô sprach daz gotes barn / ‘liebiu muoter, ich wil ouch / ze dem kirchtac varn
mit iuch.’ Philipp
4781
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