klëbereht
Adj.
‘klebrig’, hier übertr. ‘an weltlichen Dingen hängend’ (vgl.
klëberic
):
die nature; die ist als klebrecht in vil menschen und wil ie
etwas haben dar an si hange Tauler
145,6;
etliche menschen sint als ungelossen und klebrecht ebd.
145,8
u.ö.
klëbergaʒʒe (?)
swF.
unklar, ob Syntagma.
Gasse, in der Lehmbauhandwerker ansässig sind:
ein hofstat vnd ein hvse in der klæber gazzen UrkCorp (WMU)
1602,20
klëberic
Adj.
‘klebrig’, hier übertr. ‘an weltlichen Dingen hängend’ (vgl.
klëbereht
):
unser kinder die sint gar luter an iren grúnden; aber si
sint ze klebrig und wellent gerne bevinden und smacken und vernúnftig erkennen
haben Tauler
355,17;
so sint die leiden sinne und die nature also kleberig und die
leiden ougen schalkehte, die sleht ie zuͦ und suͦchet daz sine in allen dingen, do
wurt alzuͦ sere mit vervinstert das verklerte erbe ebd.
64,7
klëbermer
stN.
auch glibermer (
HvNstAp
8347
), s.a. auß dem kleben mer (
ebd.
6852
).
pseudoetymol. Verdeutlichung zu →
lëbermer
(dort auch Lit.),
‘Lebermeer’, legendärer, geronnener Teil des Ozeans, in welchem Schiffe
steckenbleiben:
dô kam ein starker sturmwind / und warf die ellenden kind, / daz vil
wunderlîche here / ûf daz wilde klebermere Orend
366.
390.
1716;
die judent woltent sament gar, / swel cristan si erkandent, /
wisen von den landen / und rihten in daz cleber mer SHort
10319;
HvNstAp
10941.
– als ferner Ort:
vnd wer ir [der angreifenden Heiden] vf der erden
vntz an daz kleber mer: / mit viertzig heilden werden so wer ich in ein her
[mit 40 tüchtigen Helden wäre ich ein Heer gegen sie]
WolfdD
950,1.
– übertr.:
du habist liep, leit, frod, sere, / in disem wilden kleber
mere / bit si [Maria, maris stella als leitender Stern am
Himmel] dir sin ain verje! SHort
628;
wie dv das wiselose her / ab der svnden clebir mer / zeselden stade lendest
Martina
158,30.
4,60.
79,97
klëbersê
stM.
‘Lebermeer’ (siehe v.a.
klëbermer
):
do kam Achirones paren [Sohn] / und det uns mit
schussen we / und traib uns in der [La. den
] kleberse HvNstAp
6904
klëbetuoch
stN.
‘Flicken’, in Glossenbelegen, vgl. AWB 5,227
klëbewort
stN.
bildl. ‘Worte, die in das Gespräch eingeflochten sind’ wie Goldfäden in der
Borte (vgl. z.St. 2Okken, Tr.):
ir offenlîchiu mære, / mit den si wunder kunden, / diu
begundens under stunden / mit clebeworten underweben; / man sach dicke in ir mæren
cleben / der minnen werc von worten / als golt in dem borten Tr
12993
klêblat
stN.
‘Kleeblatt’
von disses reines trore [Tropfen] /
get ez cleblat her vore / grune in grozer vette Daniel
1746
klêbluome
swMF.
‘Kleeblüte, blühender Klee’
der klê den snê von hinnen vertriben hât, /
[...] : / da [bei der grünen
Linde] suln wir reien den meien, klêbluomen lesen SM:
HvS
1: 13,4;
diu tal, diu val den winter ê sint gewesen, / da siht man ze
ringen ûf dringen klêbluomen vil ebd.
1: 19,2.
– als Symbol für eine Tugend:
da sol sin ain lyli gantzer kúnschkait, da sol sin ain rôs brinnender minne
[...], da sol sin kle bluͦmen guͦter beschaidenheit
PrGeorg
317,5
klêboum
stM.
zur Übers. von lat. schinus
‘Mastixbaum’ (Pistacia lentiscus L., vgl. Marzell 3,794):
‘wâ schuof der jüngelinc / mit der frouwen sîniu dinc?’ / er
sprach: ‘under einem klêboum [
sub scino Dn 13,54; vgl. auch Anm.z.St.] .’
EnikWchr
18825
kleckel , klechel
stM.
‘Klöppel, Glockenschwengel’
zwo glocken waren druz gedræt mit kunste, / di cleckel drin von golde, / der
richeit zeiner vollekomen gunste JTit
434,4;
der ein in die glocken sach / und sach, daz ein nâter lanc /
sich an den klechel swanc; / dâ von muost diu glock klingen EnikWchr
26456.
26467;
Ottok
66580.
66584.
– bildl.:
dins mundes klechel stürmet sere uf iren schaden Frl
5:119G,7
klecken
swV.
auch klechen, klæchen. Prät. auch klackte.
1
‘knallen, krachen’ (s.a.
krecken
) 2
‘(Schlamm-)Kleckse machen’ oder ‘(knallend, klatschend) schlagen’ (?) 3
‘Aufmerksamkeit erregen’ , ‘ein bestimmtes Maß/ Ergebnis
erreichen’
4
‘jmdm. genügen, ausreichen’
5 in umgekehrter Perspektive zu 4
‘Genüge haben, gedeihen (an etw.)’
1
‘knallen, krachen’ (s.a.
krecken
):
do wrden donre groze / mit manegem grozen doze / kleckende
und schellende, / chrachende und hellende RvEWchr
11558.
– subst.:
von dem grimmen klecken der
egstlichen [schrecklichen] hamerschlege
Seuse
545,15
2
‘(Schlamm-)Kleckse machen’ oder ‘(knallend, klatschend) schlagen’
(?):
dô wart sî [die Angegriffene] ouch
in zorne heiz / und allumme taste / unde schutte vaste / des
mottis [Schlamm] dem vorschertin tôrn / in munt, in
nase und in ôrn / und ûf [adv., oder l. ûf in
] sô lange clekte, / unz sî in gar
vorstekte [erstickte]
NvJer
14781
3
‘Aufmerksamkeit erregen’, ‘ein bestimmtes Maß/ Ergebnis
erreichen’
so vil suozer er smacte, / daz dawider unhohe [(zu)
wenig] chlacte / aller edelen würce smac [er (der
Leichnam) roch so lieblich, dass alle edlen Wohlgerüche dahinter
zurückblieben]
Serv
2220
4
‘jmdm. genügen, ausreichen’
dir enclec och nit das das du armen luͥten gist din guͦt durch goͮt
PrSchw
1,88;
zwayger hundert phenninge wert brôtez klechent in niht. dc iegelichem ain
wenich werde ebd.
2,107.
2,13;
der wein manigem chlechet / das er zu hant entekchet / sein
laster und sein schande HvBurg
233
5
in umgekehrter Perspektive zu 4
‘Genüge haben, gedeihen (an etw.)’
got nu selber nam [Marias
Mutterbrust] / fúr alles das er ie gewan, / und sú mit wirdi
prisen kan, / wahsen, klæchen wolt dar an WernhMl
1054
kleffærinne
stF.
→
klaffærinne
kleffel
stM.
→
klepfel
kleffelen
swV.
‘klappern’
beide schüsseln und leffeln / hoͤrt man wenig bi mir kleffeln / so selten umbe
minen hert KgvOdenw
13,22
kleffen
swV.
→
klaffen
kleffic , kleftic
Adj.
auch klaffic.
‘geschwätzig’
dv bist Agathon der klaffige hinder reder
[Verleumder]
VitasPatr
322,26;
nút gæche, nút klæffig, nút balt, nút los, / nút
hinderredig, nút verlogen WernhMl
5900;
wes augen groß sind, die sind träg,
[...] dem si hoch sind unnd weit offenn, der ist ain
unkeüscher mensch und kläfftig HvHürnh
46,14;
man chlafiger [interl. zu vir linguosus
]
PsM
139,12;
BrAlt
7;
Bihteb
32.
40;
BdN
51,34
kleffisch
Adj.
auch clefs (
Pass I/II (HSW)
22999
).
‘geschwätzig’ (s.a.
kleppisch
):
we und we dem herzen, / daz eine clefsche zunge hat, /
[...] ! / di zunge im selden nider lit, / des ist daz
herze sunder ru Pass I/II (HSW)
10811
u.ö.;
Vät
23351;
diern und knehte unnütze sint, / kleffisch und freidic [trotzig,
übermütig] sint nu diu kint Renner
6204;
der cleffesche man wirt nit berichtet off der erden BrEb
7;
HlReg
54,33;
Hiob
4065;
garrulus haizt ain heher, und ist ze latein als vil
gesprochen als ain klaffer, sam Isidorus spricht, wan er ist kläffischer dan kain
ander vogel und hât ain unmæzig stimm BdN
199,9
klefse
F.
→
kafse
klefte
stN.
‘leeres Geschwätz’
swer da cechirchen wil stan / und læt sin herce unmuze han /
mit werltlichem geschæfte, / so ist daz gebet ein chlæfte StrKD
105,20;
sie irrents ir geschefte / mit unnützem klefte Helbl
2,1390
|