k – kachez kachezen – kalamît kalander – kaldiment cale – kalopeiʒ kalopieren – kaltlîchen kaltnisse – camênisch kamer- – kamerlant kamerlêhen – kamerwîp kamerwise – kampfgeziuge kampfgezouwe – kampfwât kampfwërc – kannel kannelgieʒære – kantner kantnisse – kapfel 1kapfen – kappel kappelære – kappûnen capût (?) – karclich kardamôm – Karlingen karm|bendic (?) – karrer karret – karvrîtac karvunkel – kæselîn kæse|lüppe – kastëlân kastëllære – kastvogetîe kasugele – katzenhurt katzenkint – kavalerîe kâwerzîn – kefse 1kegel – keiserinne keiserlich – këlcheht kelchvaʒ – këllerhûr këllerknëht – kelten kelterboum – 2kemelîn kemelînvleisch – kempfen kempfenbrôt – kennen kenneschaft – kërbelîn kërben – kerlingisch ker|mël – kerrîne kerschlich – kerzentâht kerzestal – kestigen kestigunge – ketzerkint ketzerlich – keʒʒelgarn keʒʒelhuot – kîche kîchen – kienlîte kienmarket – kîlhouwe kilîn – kinde|lege kindelen – kindischheit kindischlich – kintbettegemach kintbetten – kîp kipel (?) – kirchære kirchberc – kirchenvride kirchgâbe – kirchlêhen kirchlich – kirchtac kirchtor – kirchzëhende kirchzûn – kistelîn kistenphant – kiusche kiusche – kiver kiverære – klâfterlanc klâftermâʒe – klageliet klagemære – klagevüerære klagewandel – 1klanc 2klanc – klarisian klârivunkel – klëber klëbereht – klefte kleftic – kleine kleftic Adj. klegede stF. klegel stM. klegelich Adj., Adv. klegerse F. klêgrüene Adj. kleibasche (?) swSubst. kleiben swV. kleiber stM. kleibermeister stM. kleibetuoch stN. kleiden swV. kleiderchîn stN. kleideren swV. kleiderlîn stN. kleidertuoch stN. kleidunge stF. kleinbereit Adj. kleindienest stM. kleine Adj., Adv. kleine – kleinnæsic kleinôt – kleithûs klemberen – klepfze kleppisch – klinc klincwerft – kliusel kliuselen – klopfen klopfunge – klôsterliute klôsterlugenære – klôsterweide klôsterwërre – kluc kluche – klunsen klünzen – klûsentür klûsenvrouwe – knabelich knaben – knëhtelîn knëhten – kniebein kniebëten – knistunge kniuwelîn – knopfelære knöpfelîn – knüpfel knüpfen – kobel kobel – kochespîse kochgëlt – kochlêhen
|
kleftic
Adj.
→
kleffic
klegede
stF.
‘Klage’ (vgl.
klage
)
1
‘Wehklage, Äußerung von Leid’
2 rechtl. ‘Beschwerde, (An-)klage’
1
‘Wehklage, Äußerung von Leid’
sú clagent michel clegede: / kumber ist in gangen in die hant
VirgH
535,10;
ê man beginne suochen in mit lasterlicher clegde
KvWLd
32,342
2
rechtl. ‘Beschwerde, (An-)klage’
spart er die clage iar vnd tag, die clegide sol man danach nvmme hoͤren
UrkCorp (WMU)
N238A,15;
uwer burgere [...] haben uns verchundiget und gesagt,
daz sie vor eu von etzlichen iuden beclagt sin [...], als
die iuden ir clegede vor uch bracht han UrkMühlh
487
(a. 1346);
UrkBern
5,822
(a. 1331)
klegel
stM.
‘Kläger’ (vgl.
klagære
2):
da nah sol der schultheize mit zweîn der vier vnde zweinzigon mit rehtîr
urteilde ze hûs vnde zu houe gan vnd sol mit sinem gvͦt, ob er ût vindit, dem klægil
geltin da UrkCorp (WMU)
248B,22
klegelich
Adj., Adv.
→
klagelich
klegerse
F.
‘Klägerin’
is eyn man doit bleven ind is syn wijff cleigerse, so spricht der vurspreecher
UrkKöln (St)
1:577,20a
(14. Jh., kopial)
=
UrkKöln
1,181
klêgrüene
Adj.
‘grün wie Klee’
klêgrüene was ir van, / von einem samît rîche Bit
9802
kleibasche (?)
swSubst.
Ansatz und Bed. unklar, wohl eine breiartige Speise (vgl. Anm.z.St.):
si ezzent [in der Wetterau]
kleybaschen / und gênt umb naschen / und leckent daz
koch [Gekochte] ab der want [Wand eines
Gefäßes]
EnikWchr
27429
kleiben
swV.
Part.Prät. auch ohne ge- (
UrkCorp (WMU)
N79,39
).
1 intr. ‘(zusammen)kleben’
2
‘etw./sich (an etw.) kleben, schmieren, anbringen’ (mit ane/
in ; s.a.
klëben
und
klîben
) 2.1 tr. 2.2 refl. 2.3 Part.Prät./ Part.-Adj.
1
intr. ‘(zusammen)kleben’
swanne im in der zit der munt / cleibete unde in der durst
twanc, / so satzete er ie vor sich den tranc Vät
15557
2
‘etw./sich (an etw.) kleben, schmieren, anbringen’ (mit ane/
in; s.a.
klëben
und
klîben
)
2.1
tr.:
[die Weißgerber] habent daz reht gen den laederern,
daz si kain lo an diu vael klaiben suln, noh kain vael an daz ander heften
[...], man sule si besunder lazzen
StRAugsb
44,18.
72,7;
gekleibet und gevelzet / wart in sîn [des
Herkules] verch diu veige wât [das Nessoshemd
voller Gift] / und în gedrücket dur daz brât / biz ûf daz bein
ze grunde KvWTroj
38436;
wâ man den aschen hin klaibt, der auz dem unk geprant
wirt, dâ mag kain spinn ir netz geweben BdN
264,20
2.2
refl.:
daz sunt ir wizen, daz div súnde sich klaibit an die sele, daz si von der
súnde ir schoͮni virliuret PrGeorg (Sch)
32,12;
vier ketten, die mit flize zuo den ankern warn geworht, / die selben nimt
in nu der stein. / si fuorn zuo zir angesihte hin über des kieles bort / und
kleibten sich hin an des velses want / in hoher luft, / daz menschen hant / niht
mohte gereichen zuo der selben kruft Wartb (H)
568:15,13;
wilt du sú [die Nattern im eigenen
Herzen] allein an dem sweif ruren, so kleibent sú sich dest
vester und bissent dest wirs Seuse
371,27.
460,25
2.3
Part.Prät./ Part.-Adj.:
do solt du es in der minnen haben, in dime grunde, in
der worheit, nút gekleibet, sunder in der lutern worheit Tauler
408,29;
daz er uffe die hof stat niht buͤwen sol want eine cleibete want
[mit Lehm gebaute Wand] , div zehen schiuͤhe hoch
si UrkCorp (WMU)
N79,39
kleiber
stM.
‘Lehmarbeiter; Handwerker, der Lehmwände macht’
dem claiber, der maister ist, sol man niht mer geben denne 14 hallere
NüP
171;
umb sulchen lon, als sie gesetzt haben zimerleuten, stainmaisseln, maurern,
dekkern, tuͤnchern, klaibern und auch allen andern tagwerkern ebd.
289
kleibermeister
stM.
‘Zunftmeister der Lehmarbeiter’
[man gibt] ainem murer maister des tags zwen und
zwaintzig pfenning, ainem murer knecht achtzehen pfenning,
[...] ainem klaibermaister sechtzehen pfenning
StRRavensb
248,8
kleibetuoch
stN.
‘Flicken’, in einer Glosse des 13. Jh.s, vgl. AWB 5,235
kleiden
swV.
Prät. kleidete, kleite, Part.Prät. gekleidet,
gekleit;
Präs. auch gekleiden (Tauler ).
1
‘jmdn./ sich ankleiden, anziehen’ ( mite etw., seltener
in/ von etw.) 1.1 mit Akk.d.P. 1.2 mit Refl.-Pron. 1.3 mit Poss.-Pron. und lîp anstelle eines Akk.d.P. 1.4 von einem einzelnen Körperteil, hier passivisch 1.5 bildl., von Seele/ Geist 1.6 Part.-Adj. 1.7 übertr. (s.a. unten
4.1.3
) 2
‘einkleiden, mit Kleidung ausstatten, versorgen’
2.1 mit Akk.d.P. (nicht immer klar von 1.1 zu trennen) 2.2 mit Dat.d.P. ‘jmdm. Kleidung geben’
2.3 intr. 3 etw. ane jmdn./sich
‘etw. anlegen, anziehen, um sich hüllen’ (bildl.) 4
‘ausstatten, einhüllen, bedecken’ , auch ‘schmücken, zieren’
4.1 tr. 4.1.1 allg. (mit Akk.d.S.) 4.1.2 von Natur, meist vom Pflanzenwuchs (mit Akk.d.S. oder Refl.-Pron.) 4.1.3 bildl. (mit Akk.d.S. oder d.P.) 4.2 intr. 5 (von Kleidung als Subj., auch übertr.) ‘jmdn. zieren’
1
‘jmdn./ sich ankleiden, anziehen’ (mite etw., seltener
in/ von etw.)
1.1
mit Akk.d.P.:
die hailigen mægt [...] / nament
Marien zarten lip / und klaitent si mit flisse wol /
[...]. / sú laitent ir an das gewant / das ir von
hymel was gesant WernhMl
13821;
mit rôtem samît gekleit / was diu maget wol getân
Wig
9276;
Lanc
128,24;
der was gekleidet mit armen lininen tuͦchen als ein
arbeitende man Mechth
7: 11,3;
er kleite den mûrære / als er ein bischolf wære
StrAmis
1703;
Eckh
1:153,7;
NibB
417,1;
Tr
4067;
Parz
273,23;
Wig
4113;
MarlbRh
22,25
1.2
mit Refl.-Pron.:
sus kleite sich der küene man. / zwô scharlaches hosen
streich er an / mit grôzem vlîze an diu bein Wig
4087;
nu kleidet iuch, mîne meide NibB
831,1.
347,3;
die herren sich kleitten / von svlchem gewanden, / so sie
in krichen landen / vunden daz beste Herb
474;
der kúng [...] klait sich in aines knechtes
schin KvHelmsd
2030;
bi siner hut sol er sich kleiden mit hertem gewande wider
die manige suͤssekeit Mechth
6: 2,22;
Eilh
St,7450;
SalArz
55,2;
SM:JvR
1: 1,4;
KvHeimHinv
1148
1.3
mit Poss.-Pron. und lîp anstelle eines Akk.d.P.:
sie begunden ir lîp zieren, / strîchen und zimieren / und
kleiden mit gewande Eracl
1825;
ouch was nâch vollem werde / ir lîp gecleidet schône
KvWWelt
93
1.4
von einem einzelnen Körperteil, hier passivisch:
die hant was wiß als ein schne, und der arm was mit
rotem samid gecleidet Lanc
507,27
1.5
bildl., von Seele/ Geist:
wil er [der seine Seele durch Sünde entblößt
hat] die wider kleiden LvRegFr
4186;
sin bluͦt gôss er [Christus] ôch dar umbe daz
er die selen klaidete PrGeorg
26,23;
die cleider sin die toufe, / damite wir cleiden unsen
geist, / die beschirment uns allermeist HeslApk
4645
1.6
Part.-Adj.:
er fuor sô wol gekleidet sam eines edeln ritters brût
NibB
1885,4;
si machet mich gar sorgen bar, / swenn ich si sihe gekleidet
stân / und alsô schœne vor mir gân / alsam ein engel wol getân KLD:
UvL
1: 1,5;
und fand yn uff sim bette siczende gecleit und geschucht
Lanc
612,8;
Kreuzf
2640;
Iw
308;
Eckh
5: 41,5
1.7
übertr. (s.a. unten
4.1.3
):
al mîn fröide ist gunterfeit, / welt ir, frowe, mich niht
kleiden / schiere in fröiderîchiu kleit SM: WvK
1: 4,6;
daz er anderweide / uns kleitte mit dem kleide / der unbewollenen
luterkeit Pass III
84,89;
wand sunderlich quam in
din [Marias] lif / godes sun, allerreinste wif, /
inde kleid sich bit dem kleide / dines vleischs vol reinicheide
MarlbRh
87,17;
KLD:UvL
51: 2,3
2
‘einkleiden, mit Kleidung ausstatten, versorgen’
2.1
mit Akk.d.P. (nicht immer klar von 1.1 zu trennen):
myn herre der konig [...] cleyt
manigen ritter herlich und gab herlich gaben. ich [...]
kam zu spate, das alle die cleyder waren gegeben ee ich zu hofe kem
Lanc
45,14;
er cleite arme lút und schucht sie [gab
ihnen Schuhe]
ebd.
544,24;
ich waz nacket unde ir cleydetet mich
EvBerl
21,14;
wie unde wâmite man die brûdere mac cleiden unde waz zu ir
bettegewande gehôret StatDtOrd
38,17;
KvHelmsd
667;
Eracl
1330;
Iw
6847;
HeslApk
5113.
– im Zusammenhang mit der Aufnahme in einen geistl. Orden/ ein
Kloster:
wir wollen ouch, daz man dekein kint cleide oder
entphâhe in disen orden, ê danne ez kume zu der zal sîner vîrzehen iâre
StatDtOrd
51,25;
wir wollen dise jungen kinder di dâ nûwens gekleidet sint her uber gên
lâzen beten, ob her [der Teufel, der einen hofeman
besessen hatte] von irme gebete rûmen wolde
HvFritzlHl
77,2.
– wohl hierher ‘(mit Kleidung?) ausstatten, ausrüsten’
swanne ez sumeret von des winters zîten, / sô sî wir gekleidet und
suln aber her ze hove rîten Kudr
260,4
2.2
mit Dat.d.P. ‘jmdm. Kleidung geben’
do wart der magit Gayte / gegin der hochgecite / gecleidit
so nie magit baz / an irn brutestuol gesaz Athis
C* 7
2.3
intr.:
got also chleidet [
deus sic vestit Mt 6,30]
EvAug
12,23.
167,11;
das lamp spiset vnd kleidet Eckh
1:225,17
3
etw. ane jmdn./sich ~
‘etw. anlegen, anziehen, um sich hüllen’ (bildl.):
die menschliche wat / die got an sich gecleidet hat
HeslApk
14696.
16463
u.ö.;
wa lieplich liep bi herzenliebe luzet [im Verborgenen
liegt] , / die minne alsam ein vederspil sich muzet
[wechselt die Federn] : / sie reret
[mausert, lässt fallen] leit unt kleidet an sich
lieplich gevider JMeissn
A4:2,3;
wizze got und wizzen tu / ouch ander lute al dar zu / myn
eynvalt, myne reynekeit, / dy got wol weyz an mich gecleit! Hiob
11624;
Meissner
5:4,15
4
‘ausstatten, einhüllen, bedecken’, auch ‘schmücken, zieren’
4.1
tr.
4.1.1
allg. (mit Akk.d.S.):
entrinde eyn czwik eynis aldin appilboumis odir eynis
birboumis [...]. vnd kleyde das gebloste teyl mit
eyner ryndin eynis vremdin boumis Pelzb
121,2;
cleide in [den Aal] mit
einen duͤnnen teige BvgSp
37.
8;
he kleid den thron, als he solde, / bit dem
allerpurstem golde MarlbRh
62,23;
ein munster liez er machen, / daz man wol ordenierte / unde vrielichen
zierte, / wand er vil hete gutes / und was ouch sulches mutes, / daz er ez
erlich kleitte Pass III
258,39;
UvLFrd
209,2;
HagenChr (G)
777.
– übertr.:
angezogen und gecleit / ist min vleisch mit
vulekeit, / und mine hut ist verderret Hiob
2417
4.1.2
von Natur, meist vom Pflanzenwuchs (mit Akk.d.S. oder Refl.-Pron.):
nû siht man die heide breit wol beschœnet mit den
liehten bluomen manicvalt: / meie hât si schôn gekleit KLD:
GvN
34: 1,3;
wert diz holtz versniten zwar, / iz brenget zwyge
anderweyt / und wirt mit loube schon gecleit Hiob
5432;
Rabanus spricht, daz sich der paum ê mit plüeten
klaid dann kain ander paum BdN
315,20;
dâbî cleidet sich der walt: / der hât der loube ein
wunder KvWLd
4,7;
Walth
51,31;
EnikWchr
2680;
SM:Ta
1: 1,6;
KLD:UvL
28: 1,2.
31: 2,2.
– subst.:
sumerwunne, / nîg dem süezzen meijen / dur sîn
kleiden, / wan er birt uns mange bluot, / rôte rôsen, / vîolvar die
gleijen / und ûf heiden / mangerleije wunne fruot SM: Wi
6: 1,3.
– vom Winter:
seht, wie der winter die werlt gekleidet hât!
SM: KvL
1: 1,11
4.1.3
bildl. (mit Akk.d.S. oder d.P.):
wiltû kleiden dîne jugent, / daz si ze hove in êren gê, / snît an dich
zuht und reine tugent Winsb
22,1;
bî der wünne wol mit êren / sol sich cleiden mannes
lîp, / daz im künne fröude mêren / ein bescheiden sælec wîp
KvWLd
20,9.
13,18;
SM:KvA
2: 5,8;
EnikWchr
9774;
du kleidest dich mit der sele min / und du bist oͮch
ir nehstes cleit Mechth
2: 5,7.
6: 1,115;
er sol sin gekleidet mit den tugenden unsers herren
Jhesu Christi Tauler
311,13;
si was gekleidet mit der sterke ze widerstânne aller unvolkomenheit,
und was gezieret mit der wârheit Eckh
2:146,5;
die sicherheit [die der vürgedanc
bringt] verwegenen mut kan cleiden Frl
11:3,7;
Seuse
440,2;
HeslApk
7058
4.2
intr.:
treit ein rein wîp niht guoter kleider an, / sô kleidet doch ir tugent
MF: Sperv
1:17,2;
wie diu Sælde kleiden kan, / daz si mir gît kumber unde hôhen muot
Walth
43,1
5
(von Kleidung als Subj., auch übertr.) ‘jmdn. zieren’
diz edel guot gewæte / vil baz ein herren kleidet / dan samît
pfellol purpur golt KLD: Kzl
2: 6,15;
muot und zuht ist in gewant: / swen si cleident mit ir reinen
muote, / guot und edel daz gewant / ist KvWLd
13,31;
sô scheidet gote allez daz abe, daz in kleidende ist, und nemet in blôz in dem
kleithûse, dâ er entdecket und blôz in im ist Eckh
2:274,5;
ave Maria, magt süverlich! / liljen ind rosen kleident dich
MarlbRh
112,38.
106,34
kleiderchîn
stN.
‘(ärmliche) Kleidung’ (vgl. Mhd. Gr. (KSW) 3 § S 218):
und von der trîbunge des heiligen geistes und mit der jungvrowen willen stunt
her [Alexius] ûf des nachtes und nam silbers unde goldes
vile und gap daz armen lûten al zu mâle und nam bôse kleiderchîne ane daz in nimant
irkente, unde saz in ein schif und vur in Ceciljen und ginc dô umme brôt in eines
betelers wîse HvFritzlHl
162,3
kleideren , kleidern
swV.
‘jmdn./sich kleiden’
swie gern ich kamerære / dâ gewesen wære, / dâ man die
minniclichen / kleidert heimelichen / in die næhsten wât Ottok
7891.
40323;
die Beier kleiderten sich / mit dem pantel und mit dem wîzen
strich [Wappenzeichen]
ebd.
37010
kleiderlîn
stN.
‘(ärmliche) Kleidung’ (vgl. Mhd. Gr. (KSW) 3 § S 218):
so gab in aber stu̍re / di reine unde die gehu̍re, / cleiderlin unde alte wat,
/ wi man si dicke veile hat, / uz ir selbes henden Elis
3755;
der juden kint ouch quâmen, / ir kleiderlîn sie nâmen, / fur daz nôz
[den Esel, auf dem Jesus saß] sie wurfen dar
Erlös
4630
kleidertuoch
stN.
auch klader- mit bair. a für ei (vgl.
2
5Mhd. Gr. § L 45 Anm.1).
Stoff für Kleidung:
flavi panni [(rötlich-)gelbes Tuch] , qui pannus
claidertvch dicitur BehBrf
214,14
(a. 1256);
lib. 2 minus 60 hall. in 6 ulnis cladertuch Holzschuher
151;
item dimidiam ulnam cladertuch ad capucium ebd.
1317
u.ö.
kleidunge
stF.
1
‘Kleidung’
2
‘Einkleidung’
1
‘Kleidung’
ir kleydunge ist von der tier vel MarcoPolo
31,19.
11,25.
22,22.
– hier ‘Ordenstracht’ oder ‘Investitur’ (?):
dirre brûdir Herman, / dô der itzunt was intpfân / zu dem
dûtschin ordin / und îdoch nicht wordin / dennoch des ordins brûdir was, / dô
sold er rîtin, als ich las, / inpfâhin der cleidunge segn NvJer
10377
2
‘Einkleidung’
in eynem iclichin fest kleydit her mit ym czwelf bayorn
[Adlige] , den gipt her kleydir
[...]. abir in dem fest der geburt des grozen chaam do
geschit czu vordirst di vor gesprochin cleydunge unde kukil vur [
goukelvuore, Ausgelassenheit] und vil andirs dingis
irbotin chaam czu eren MarcoPolo
22,27
kleinbereit
Adj.
‘schlecht vorbereitet’, hier subst.:
dú Ewig Wisheit: ich bin dien [l. den
] wolbereiten daz lebende brot, dien kleinbereiten daz trucken brot,
aber dien unbereiten ein zitlicher schlag, ein toͤtlicher val und ein ewiger vluͦch
Seuse
300,13;
die wolbereiten sind die geluterten, die kleinbereiten die
vermittelten [die am Irdischen haften] , aber die
unbereiten die súndigen, die mit willen oder mit werken in toͮtsúnden stant ebd.
300,19
kleindienest
stM.
geringfügige Abgabe (von Eiern, Käse, Kleinvieh u.ä.), vgl. kleiner/-eʒ
→
1dienest
(unter 1.1) und DRW 7,1079:
dar tzu schol ich den noch geschriben chlain dienst von den guetern innemen
[...], des sint von dem lehen sehtzich ayr, zwen chaes,
der isleicher vier pfenning wert schol sein UrkSeitenst
225
(a. 1348);
dar zue den chlein dienst, daz ist sechs ches und vierzig eir
DRW
7,1079
(Rockinger; a. 1349).
– als Bestandteil von Personennamen:
her Herman Chlæîndienst UrkCorp (WMU)
2040,31
kleine , klein
Adj., Adv.
adv. auch kleinen.
Formvarianten (auch klen-, klin-, klæ(i)n-) s. WMU 2,1011 und Lexer
1,1613.
‘klein, fein, wenig’ (vgl. auch
lützel
,
wênic
)
1 von geringer Größe/ Ausdehnung, ‘klein, schmal’
1.1 allg. 1.2 von Tieren 1.3 vom menschlichen Körper 1.4 zur Benennung bestimmter Teile des Körpers 1.5 von der geringen Größe des Kindes übergehend auf das Alter ‘klein,
jung’ , subst. ‘Kind’
2 von geringer Zeitdauer, ‘kurz’
3 von geringer Intensität, von geringem Ausmaß, von geringer Zahl ‘leicht,
schwach, wenig’
3.1 allg. 3.2 von geringer Bedeutung, niedrigem Rang, ‘gering, untergeordnet’
3.3 von Anzahl/ Menge ‘wenig, gering’ , übergehend zu ‘kein’
3.4 litotisch für ‘kein, gar nicht’
4
‘fein, kunstvoll’
4.1 allg. 4.2 von Textilien ‘fein, edel’
4.3
‘feinkörnig’
4.4
‘fein, verflüssigt’ (vgl. Hamm, Lucid., S. 225) 4.5 von Wein ‘rein, edel’ (vgl. aber
kleinewîn
) 4.6
‘rein, unschuldig’
5 von der Stimme ‘hell, fein, dünn, leise’
5.1 von Tieren 5.2 von Menschen 6
‘scharfsinnig, klug’
7 im Doppelausdruck mit einem Gegenbegriff summarisch i.S.v. ‘jeglicher Art,
alle(s)’ bzw. negierend ‘niemand, nichts, (gar) kein’ (vgl.
Friedrich, PhrasWB S. 182f. u. 246f.) 7.1 mit grôʒe 7.2 mit michel 7.3 mit vil 8
vasnaht Donnerstag vor Estomihi 9 als Bestandteil von Personennamen 10 als Bestandteil von Toponymen oder Astronymen
1
von geringer Größe/ Ausdehnung, ‘klein, schmal’
1.1
allg.:
so hett sie lieber ein clein lant mit uch dann alle dieß
welt mit eim andern Lanc
515,17
u.ö.;
wie mach aber daz gesin, daz sich der grozze got verbirget
in einer chlæinen oblaten? PrBerthKl
6,9;
diu porta ist uile enge. unt daz phad ist uile chleine.
daz zuͦ dem êwigen libe leitet JPhys
11,22;
sus wirt der michele Rîn / vil kûme ein cleinez rinnelîn
Tr
19442;
dar umb, daz der paum hôch ist und klain [
alta est et gracilis
] , dar auf der fenix nistet BdN
362,31;
schuͦpe die vische vnd [...] hau
sie zvͦ cleinen stuͤcken BvgSp
15;
Herb
3745;
Macer
84,3;
RvBib
27,17.
– adv.:
da nam sie das heiß brot und legt es in milch klein
gebrocket Lanc
567,28;
den getiurten layen / sluͦg er daz die stain / von
der hayen [Keule] clain / zersprungen in diu
stucke WhvÖst
12096;
er [Moses] hiz
ez [das goldene Kalb]
malen [zermahlen, zerstampfen] cleine
VMos
54,10.
– Superl. oder Gen. in adv. Verwendung:
snit dar nach [von dem Brot] schiben, so du
duͤnnest muͤgest. [...] vuͤge der schiben viere zvͦ
sammene vnd snit sie smal als einen riemen vnd snit sie den[ne] twerhes
vͤber, so du kleinest [Hs. kleines
] maht BvgSp
24
1.2
von Tieren:
dar zuo wil der winter twingen / kleiner vogel süezez
singen, / daz si swîgent über al KLD: GvN
22: 1,5;
ez sint auch diu selben tier klainer dann andriu tier
BdN
30,8;
Lucid
30,18.
–
~
viech/ wilt
‘Kleinvieh, Kleinwild’
dâ was diu heide und diu ouwe / veister rinder vol /
und swaz darzuo gehôren sol / von swînen und von kleinem vich
Ottok
7758;
von dem grozzen viech zwen pfenning ie von dem haupt vnd von dem
chlainen viech von iegleihem ainen UrkCorp (WMU)
67,44;
sunst mag er vnd sein erben clains wild vnd gegait fogeln
[jagdbare Vögel] oder andern damwild jagen
ebd.
2299,20
1.3
vom menschlichen Körper:
[Menelaos] was ein ebenwassen man, / zv groz noch zv
kleine Herb
2973;
ein kleiner, / herr Hadmâr von Liehtenwert, /
[...] / swie er twergen wær gelîch, / sô was er
doch sinne rîch Ottok
1312;
ein klein bauch und dunne gar, / der ist auch guter krefte
bar Physiogn
347;
der hals under dem haupt schol ain klain grœzen haben
BdN
50,28;
[als er sich mit der Salbe einrieb] wart im der
lip [der angeschwollen war] wiedder cleyn
Lanc
568,7.
–
‘mager, schwach’
etwenne wirt ouch daz selbe fiuer uon trurikeit. vnde
uon angest. so werdent di ougen tief. vnde der lip cleine
SalArz
67,15
1.4
zur Benennung bestimmter Teile des Körpers:
dur selche nôt verlüre ich niht den cleinen vinger
SM: UvS
5: 2,6;
den kleinsten vinger RvEBarl
3419;
da er sy [seine Hand] in den
prunnen stieß, / do ward im der klaine nagel / schwartz als aines peren zagel
HvNstAp
11766;
de maghe eder de cleyne darm vorsniten is dotlich
OvBaierl
68,28.
162,2;
daz clain augäpfelein [die
Pupille] nimpt ain pild aines ganzen menschen oder ains grœzern
dinges BdN
10,14
1.5
von der geringen Größe des Kindes übergehend auf das Alter ‘klein,
jung’, subst. ‘Kind’
lasent die kleinen zuͦ mir komen Tauler
200,28;
den kleinen Jhesum MarlbRh
42,36;
duͦ ich kleine was an ^$’n jaren ebd.
97,3
in kleiner iare ivgent TürlArabel
*A 242,24;
(vgl.
swie klein
[wenig] er [Fivianz]
doch der iare hat ebd.
F 360
);
liep kond es sich machen / insiner klaine jugende / mit
mæniger grossen tugende WernhMl
581;
der ezzenten was mit der zal fünftusent der manne.
vzgenvmen wiben vnd chinden oder chleinen [
exceptis mulieribus et parvulis Mt 14,21]
EvAug
33,26
2
von geringer Zeitdauer, ‘kurz’
–
~
stunde:
da von wissest daz wir der zit niht me hant denne ein vil
cleines stundel MNat
4,7;
in einer cleinen stunde Tr
1313;
MarlbRh
22,1;
BdN
481,14;
RvBib
127,14.
–
~
wîle:
nuͦ bite / noch eine cleine wile Athis
C 133;
ein kleyn wil Lanc
12,11
u.ö.;
Mechth
7: 59,5;
BdN
220,15.
–
~
zît:
ain klain zeit BdN
33,34.
–
naht:
der tag, der wil so schiere ûf gân. /
[...] / der nacht ist noch so kleinen SM:
Had
14: 2,5.
– von einer Wegstrecke bzw. Reisedauer:
es was ein cleyne tagefart dannen da man da stryten solt
Lanc
197,24;
sie rittend cleyne tagreiße und lagen nehelich all tag
in pavilunen ebd.
203,13.
– ausdrückend, dass eine Strecke verhältnismäßig kurz ist, oder Gegenbegriff
zur grôʒen mîle ( →
grôʒ
1.5.3)?:
vil cleiner mile viere / sint dar, herre, da ich in liez
Rennew
34656;
das selb waßer leuffet vier cleine mile nah zum ende
Lanc
486,12
3
von geringer Intensität, von geringem Ausmaß, von geringer Zahl ‘leicht,
schwach, wenig’
3.1
allg.:
sô sich geruorte ein cleiner wint KvWTurn
498;
Eckh
5: 412,3;
donen was sin klage kleine / nicht ReinFu
K,479;
mîn sin ist kleiner dan der dîn. / nû gip uns, frou, dînen rât!
Pyramus
124;
Frauentrost
166;
Physiogn
160.
328;
Tr
4924;
BdN
394,8;
ez enist iuwer keinez sô grop noch sô kleine von verstantnisse noch sô
verre, er enmüge dise vröude in im vinden in der wârheit Eckh
3:113,9;
subst:
waz sit ir vorhtik ir chleinen des gelavben [
modicae fidei Mt 8,26]
EvAug
16,21.
– von Lebenszeichen:
einen kleinen âten siu bevant, / der im von dem munde gie
UvZLanz (K)
2134;
sîn leben daz was kleine; / iedoch was im der lîp
warm Wig
5365;
vnde wirt der slac
[Pulsschlag] an dem arme kleine
SalArz
67,16;
dy pulz ys eme cleyne vnde sleyt drade
OvBaierl
4,8.
– vom Summen von Insekten:
sô ez an den âbent gêt, sô prumment
si [Bienen] in dem vaz und daz prummen wirt ie
klainer und klainer BdN
290,14.
– Adv.:
daz ich ûf diz brœde leben / ahte harte kleine AHeinr
697;
Eckh
2:445,8;
swenne [...] sî mîn nimt so
kleinen war SM: Had
23: 3,4;
Tr
1291;
hút minnent wir Got vil, morn minnent wir in klein
PrGeorg
55,5;
Silvester der gute man / entsaz die vorchte kleine [mit
Leichtigkeit]
Pass III
63,65;
ich fürhte iuch alsô cleine / als der habich tuot daz
huon KvWHvK
126;
nû wârn alsô gar vorsmacht / dî brûdir und ir
gevertin, / daz sî sich cleine wertin NvJer
12286;
der biderb und der guote / mit grôzer kestigunge twanc / den lîp, wan
er az unde tranc / vil wênic und vil kleine KvWAlex
669;
StrAmis
89;
sie bekennent der wârheit kleine oder niht Eckh
1:8,7;
Parz
598,27;
Tauler
30,35
3.2
von geringer Bedeutung, niedrigem Rang, ‘gering, untergeordnet’
du ne woldest behuten / ein uil cleinez gebot
VMos
8,19;
ez ensîn niht kleiniu mære, dar umb^$’ er her geriten ist
NibB
103,4;
ich han noch schoner swester dri. / der en ist deheine /
so snode noch so kleine, / sie si ein kvneginne Herb
2712.
9685;
SM:Had
53: 6,7;
dem sal man ouch umme cleine schult cleine bûze setzen
StatDtOrd
55,15;
vmb die chlæinesten tægliche svnde
PrBerthKl
3,44;
PsM
75,11;
UvZLanz
6444;
nu hât ir unser herre Krist / nâch ir ahte ein kleinez
[bescheidenes, armseliges (?)] leben / in ir
kintheit gegeben Wig
3643;
subst.:
dâ des kleinen im gewalt / gegeben ist, dâ ist gezalt /
diu grœzer gâbe sîner hant RvEBarl
5845.
–
‘demütig’
du bist mir, herre, kleine mit diner undertenekeit
und ich bin dir gros in dem jamer miner bosheit Mechth
5: 20,5;
er sol oͮch kleine sin in verworfener demuͤtikeit
Tauler
15,22;
subst.:
der kleine, der demuͤtige Tauler
90,13;
ich begich dir vater herre himels vnd ertriches, daz dv̍ dis hast
verborgen vor wisen vnd vor witzzigen vnd hast es geoffnot kleinen [
revelasti ea parvulis Mt 11,25] , daz ist,
diemuͤtigen RvBib
141,15.
–
~
dienest (vgl.
kleindienest
):
swaz aver chlaines dinstes avf der mul ist, daz sol der nemen
[...], der [
der
] selben mvl phleger ist UrkCorp (WMU)
1606,18.
– von Ämtern o.ä.:
von deme ambehte des cleinen commendûres
StatDtOrd
108,37.
108,38;
kleine meister [wohl baccalaurii theologiae,
vgl. Anm.z.St.] lesent in der schuole, daz alliu wesen sîn
geteilet in zehen wîse Eckh
1:147,3.
– jmdm.
~ sîn (umbe etw.) ‘jmdm. gleichgültig sein’
des enahte ich nihtes niht, daz ist mir allez kleine
Eckh
2:245,4;
krankiu bant diu bindent kranke sinne, diu in doch kleine wæren, ob
man liehte sinne hæte GvSlath
212;
umb dat goit were mir^$’t clein, / beheilde ich wijff ind kint allein
HagenChr (G)
3481
3.3
von Anzahl/ Menge ‘wenig, gering’, übergehend zu ‘kein’
dâ ûzgânt die krefte von der sêle in diu werk, dâ enwizzen wir niht von;
wir wizzen wol ein wênic dâ von, ez ist aber kleine Eckh
1:124,4;
pruͤve, wie ich dis meine: der luteren megde zal ist
cleine Mechth
4: 1,8;
daz er und die sînen / mit sô cleiner ritterschaft / an
gesigten sô starc der heidenschaft Kreuzf
133;
Wh
265,22;
SAlex
4772;
mîn habe ist worden kleine SM: Pf
1: 1,13;
schluge ich uch alhie zu tode, des hette ich kleyn ere
Lanc
100,9.
280,31;
ebd.
430,29;
wenn er [Zwiebel] niht gesoten
ist oder gerœstet, sô hât er klain narung [Nährwert] ,
aber sô er gekocht ist pei dem feur, sô pringet er ain grôz dick fäuht, diu
etwaz nert BdN
388,29.
385,24;
die wurzel schol man [...]
aufhâhen an ain vinster stat oder dâ der sunnen schein klain sei ebd.
391,23;
ze vil, ze kleine schadet an allen dingen JTit
1918,3;
Flore (P)
707.
6711;
Ottok
51430;
Boner
74,48.
– von einem städtischen Gremium:
vnd sin uͤberein chomen mit dem grozzem rate, mit dem chlainem rate
vnd mit der gemaine der stat [Augsburg] uͦberal
UrkCorp (WMU)
1331,7;
der merer tail des cleinen rates
StRAugsb
252,37.
– Adv.:
dy speyse und das getranck / was in klain gnug
gegeben, / das sy kawm mochten leben HvNstAp
6921;
des koniges lut ritten uß vergatern mit hunderten
und mit zweinhunderten cleyn und clein [in kleinen
Gruppen] , und wart manig herlich jost da gethan von beiden
siten Lanc
261,11.
– subst. (?):
wen [wenn nicht gewesen
wäre] die inre craft, / geschutze vnd steine, / ir were
genesen kleine Herb
14488;
nuͦ lobe wir unsern herren Krist, / daz der geladeten so vil ist / unt
der erwelten chleine StrKarl (S)
8919;
vil cleine cristen LivlChr
354;
die kouflûte im santen brôt, / des im doch zû cleine was ebd.
465;
uns allen gemeine / ist hie des öls ze
kleine [oder stN.?]
RvEBarl
3572;
doch ist ir leider kleine / die got sô êren
SpdtL
75,4.
78,9;
ich wil von fürsten singen, – / der vinde ich leider
kleine gar – / die nu nach lobe ringen Tannh
6,100;
Eracl
3378;
SM:Gl
1: 4,1;
Kreuzf
6611
3.4
litotisch für ‘kein, gar nicht’
mîn ruowe wirt noch kleine [wird zunichte]
HartmKlage (G)
1754;
ir lip der was in cleiner
maht [ohnmächtig] / von den noͤten die sie leit
Rennew
32592;
ich wêne, cleiner gemach, / grôze mûe in geschach
Kreuzf
7437.
– Adv.:
harte kleine half ir wer Wh
415,20;
Isôt die küneginne clâr / des hundels kleine verdrôz
HvFreibTr
4581;
jâ volge ich iuwer ræte harte kleine Neidh
SL 18:3,7;
golt und edel gestein: / des mügt ir ezzen klein
EnikWchr
28786;
den recken wac daz kleine [es kümmerte die Recken
nicht]
UvZLanz (K)
7784;
gib in des landis swa du wilt, / vil kleinin mih des
iht bevilt [verdrießt]
RvEWchr
8097;
wer nu haimleich früht suoch, der schrei klain dâ
von, ê die rauber im den schatz versteln BdN
193,23;
Kreuzf
2749;
Tr
7691;
Wernh
D 1947
4
‘fein, kunstvoll’
4.1
allg.:
pellin vnde cleine
gewire [Geschmeide] / die sconen gezire
Roth
3572;
dâ lâgen gimmen inne, / erwünschete steine, / vil lieht
und iedoch cleine Tr
10968.
2538;
daz werc was guot und kleine, / ûz eim karfunkelsteine /
ergraben harte schône Wig
838.
– adv.:
deme [Helm] was die liste /
gewracht mit allen vlize / gewierit vile cleine Roth
1114;
Exod
2892;
der wibe name grozer ist dan vrouwen lob. / kleine oder grob, / kurz
oder lanc genennet Frl
5:107G,2.
–
‘zart’
min edel cleine hut Eilh
St,7172.
– von Haaren ‘dünn, weich’
ir hâr daz was kleine, / goltvar unde reit
Wig
868;
das hare was im kleyn und liecht bluͦt, dwil das er
kint was Lanc
35,17
4.2
von Textilien ‘fein, edel’
dô gap si im ein tuoch dar / daz was kleine unde blanc /
und wol hundert ellen lanc StrAmis
1037;
sie tet an ein hemde kleine, / daz was wol gezieret, /
gelesen vnde geriddiret [gefältelt]
Herb
616;
mit spæhen borten kleine, / die verwieret wâren mit
gesteine Wh
154,15;
al kleine wîz sîdîn / ein hemde der künegîn
Parz
101,9;
niwe und cleine / was daz
lîlachen [Bettlaken]
UvZLanz
4160;
Wig
766;
Iw
3455;
ein kunkel diu wart im gemaht, / ab der span er dâ
cleinez garn KvWTroj
15873;
Wernh
2505.
–
‘feinmaschig, dünn’
ein kleit [...] was sô kleine, als ich
vernam, / daz man dar durch ir wîze hût / [...] /
sach liuhten KvWEngelh
3038;
nim die toter unde trîp die durch ein chleinez lînîn
tuoch: daz danne dar ûz rinne, daz trouphe in daz inôre [in den
Gehörgang]
Barth
147,10;
winter wendet uns süezzer ougenblike. / man sach dur
klein ermel blanker arme schîn SM: Had
28: 2,6.
44: 4,4.
– adv.:
wîze lînwât reine, /
geridiert [gefältelt] harte cleine
Iw
6484.
– phras. (vgl. TPMA 11,73f.) →
spinnen
:
nû wirt niht sô klein gespunnen, / ez kome doch an
die sunnen Ottok
76890;
Boner
49,55
4.3
‘feinkörnig’
so leget man pulver dar in / in honic gesoten und in win,
/ daz tribet von dem sune / die vinster nebelbrune, / der blintheite gestob, /
her sie cleine oder grob; / diz ist kollirium genant HeslApk
7090.
– adv.:
so ribin si di wurcz und czuslissin si gar cleyne und machin dor us
brotelin MarcoPolo
65,30;
dar nach pulverez. vnde rit ez vil cleine Ipocr
199
4.4
‘fein, verflüssigt’ (vgl. Hamm, Lucid., S. 225):
die spise [des Embryos] ist so
cleine, daz si zergat alse der toͮ uon der sunnen Lucid
63,3
4.5
von Wein ‘rein, edel’ (vgl. aber
kleinewîn
):
wizer win vnde grozer vuchtet luzel. wizer win vnde
cleiner ist vil vruchtic. vnde kumit zu mazin den di heizer naturn sin
SalArz
21,7;
so sal man deme ummechtigen gebin wazzir. mit iuiubis
[vermutlich Brustbeeren, chinesische Datteln] vnde
cleinen win mit wazzer ebd.
47,17;
ander tage sal er ezzen uogel di sich lichte deuwen. vnde
sal kleinen win trinken ebd.
72,1;
den kleinen wîn virne / trank er dâ sô vaste, / des latte er ze eime gaste
/ den slâf in daz houbet, / daz er wart betoubet RvMunre
240
4.6
‘rein, unschuldig’
ir gewizzen kleine / bliebe unbewollen reine Elis
1767
5
von der Stimme ‘hell, fein, dünn, leise’
5.1
von Tieren:
der walt / aber mit maneger kleinen, süezen stimme erhillet / : diu
vogelîn sint ir sanges ungestillet Neidh
SL 24:1,2;
in allen tiern sint diu weip behender und ainr hellern
stimm wan die man, ân an den rindern: dâ hât der ohs ain klainer stimme wan daz
rint BdN
159,24;
sin [des Tiers] stim sol syn
cleyn und schamlich als eyner jungfrauwen stymm Lanc
504,24.
505,3.
– adv.:
dorch die ruͦren get der wint / oben in die linde, do die fogel
[hohle, aus Gold gewirkte Vögel] sint. / so
singent sie gein ein ander, einer kleine, der ander groz RosengC
(LKN)
52,3
5.2
von Menschen:
zwuo stimme in irm munde sint: / diu eine ist kleine, als ein kint / diu
wort niht vol drücket / und si halbiu underzücket Renner
12290;
tuot aber ir [seiner Ehefrau] der wirt iht
zorn, / sô ist diu kleine stimme verlorn / und schillet ein grôziu stimme als
ein horn ebd.
12294;
Johannes naigte sich ze
im [Jesus] / und sprach mit ainer klainer stim: /
‘wer ist der dich hin wil geben / und verraten dir din leben?’
WernhMl
8276;
RvMunre
1296.
– adv.:
man hôrte manege stimme hel / erlûten ûz maneger kurzen kel, / einiu
kleine, diu ander grôz LaurinD
1847
6
‘scharfsinnig, klug’
mit alsô cleinen sinnen Tr
11436;
deyn rade is cleyne KarlGalie
943.
– subst.:
argutus: cleiner quia argumentum cito in loquendo invenit
SummHeinr
1:292,305.
2:179,01.53;
subtilis: cleiner ebd.
2:490,01.87.
– adv. ‘genau, sorgfältig’
dô die helde mit witzen solten rûmen daz lant, / dô hiez man allenthalben
vil kleine nemen war, / swaz si füeren solten, daz siz hêten gar
Kudr
275,1;
si nút erlie / her Moyses gebotte, / da mit man claine
gotte / selber eren solte WernhMl
120;
[diejenigen,] die kusche leben, / in den ist der
gotes geist, / wand si als du kleine weist, / sin heilic tempel sin genant
Pass III
28,70
7
im Doppelausdruck mit einem Gegenbegriff summarisch i.S.v. ‘jeglicher Art,
alle(s)’ bzw. negierend ‘niemand, nichts, (gar) kein’ (vgl.
Friedrich, PhrasWB S. 182f. u. 246f.)
7.1
mit grôʒe:
nehein sunde, chleiniv noch grozziv Spec
110,3;
er sach dâ volkes ungezalt, / kleine, grôz, junc und alt
Wh
126,28;
Herb
8502.
1625;
alle die brûdere, die dâ ambeht hânt, sie sîn cleine oder
grôz StatDtOrd
66,8;
swer auch die trinkvaz bricht in den winhoͤfen, ez sin
glas, becher oder krusen, clein oder groͤz WüP
55,3.
98,4;
alleu tier auf erden, si sein grôz oder klain, habent ir
lebern in der rehten seiten BdN
238,11;
UrkCorp (WMU)
1653,10;
LobSal
204;
Eracl
904;
KLD:Kzl
2: 13,16.
– subst.:
do îlte er [Noah] uzlazen /
cleinez unde grozez / svaz so da gehalten was VMos
13,12;
[sie] wusten von im wedder cleyn noch
groß [gar nichts]
Lanc
260,18;
wir finden aber nymand der uns von im groß oder
cleyn [irgendetwas] sage ebd.
449,19;
ir must von swertis orte sterbin gar, der groze und der kleine
Köditz
39,11.
–
bî kleinem unde bî grôʒem
‘im Kleinen und Großen, in allen Einzelheiten’ (?):
was der Schranchbovmer in hab genomen bei chleinem vnd bei grozzem von
den pflegnvssen di er hat inne gehabt UrkCorp (WMU)
1475,44
7.2
mit michel:
nu bitte ich iuch gemeine, michel unde chleine, / swer
dize buoch lese, daz er siner sele gnaden wunskende wese AvaJG
35,4
7.3
mit vil:
sô hât sî mich in ir huote, / daz ich weder vil noch kleine
/ mîner selbes eigen bin SM: Wi
5: 2,2
8
~
vasnaht Donnerstag vor Estomihi:
dis geschach [...]an der cleinen vahsnaht
UrkCorp (WMU)
1544,30
9
als Bestandteil von Personennamen:
jch Cuͦnrat von Talhein, ein riter, genant der Clein UrkCorp
(WMU)
1697,35;
der cleiner Baldemar hat anderhalben morgen ebd.
13,1
10
als Bestandteil von Toponymen oder Astronymen:
dar mögen ritter von Gallen komen und dem cleynen Britanien
und von Schottenlant und von Irlant und von Cornvail und von manigen andern landen
Lanc
544,14;
von der cleinen India / warn zwene kuͤnige da
Rennew
18677;
die ain himlspitz ist pei dem grozzen wagen gegen dem klainen
himelwagen KvMSph
21,13
|