kamerlêhen
stN.
‘Kammerlehen’, von einer →
kamere
ausgegebenes, zum →
kamerguot
gehörendes Lehen bzw. entspr. Geldsumme der Kammereinkünfte (vgl.
differenzierter mit weiteren Belegen DRW 6,932f.):
kamerlehen ist nit reht lehen. daz hat ende so der herre vnd der man wil.
kamerlehen ist daz. so ein herre sprichet ze sinem man. ich lihe dir ûs minr kamer
ein marke oder mer SchwSp
200a;
swoz ich im [dem Bischof von Passau] mohtt vfgeben,
daz han ich im geben vnd vfgeben [...] in sin hant
[...], an div chamerlehen, div han ich mir selbe
svnderlichen behalten mit sinem guten willen UrkCorp (WMU)
3418,1;
Vͦlreich von Ahe hat 1 acher, der ist 1 chamerlehen [
agrum ad cameram pertinentem
]
UrbSonnenb
113;
UrbBayÄ
1926,a.
– der dafür zu leistende Zins:
das Peter von Ranbach [...] sin kamer leͥn in dem
hove ze Obrendvnrten, ein malter habren gelz ierlichs, das von v̂ns, der herschaft
von Rapreswile, sin rect kamer leͥn was, verkoͮfet hat
[...] dem abte vnd dem gozhûs ze Rvͥti UrkCorp
(WMU)
3050,14;
so sol der hof gelten ze zinse 1200 kese [...] und
daruber 5 ß ze kamerlene UrbHabsb
1:300,6
kamerlouge
swF.
‘Urin’ (zu
kamere
1.1):
mit den vrouwin si antrug / daz sie uf den meistir klug / guzzen kamirlouge /
uf houpt und uf sin ouge PfzdHech
336,30;
sie netzten ir [der personif. Seele in der
Hölle] in die augen / mit fuͦrin kammer laugen. / sie warn an der
martel snel HvNstVis
520
kamerlöugelîn
stN.
Dimin. zu
kamerlouge
:
Antipes sîn wîb ob im was / und schute im ûf das houbet sîn / ein unreines
kamerlöugelîn, / das es im dur den buosen ran Ammenh
16782
kamermeier
stM.
bäuerl. Inhaber einer →
kamerhuobe
:
V. chamermayer in F. solvit de chamerhub DRW
6,940
(MittSalzbLk. 74; 13. Jh. (?))
kamermeister
stM.
‘Schatzmeister, Kammermeister’, Verwalter der Kämmereieinkünfte (vgl.
kamerære
1,
hovemeister
):
do hisch he sinen kamermeistir unde hiz unde gebot im nemelich daz her gelde
unde bezale solde waz da vorzert unde vortan were Köditz
51,11;
den kamermeister er ez [Helm, Schild und Schwert]
nemen hiez, / der moht ez kûm gedinsen vor der swaere Loheng
799;
zv disem kaͦvfe wrden gebeten vnde zv gezivgen genvͦmen her Otte von
Swarzburc, chorherre zv dem tvͦme, [...] her Albreht der
schriber, [...], her Vlrich, kamermeister UrkCorp
(WMU)
3130,12.
3131,39.
– bezogen auf die Erzämter der Kurfürsten:
wir Ludwig von gotis genadin margrafe zuͦ Brandenbuͦrg
[...] des heyligen romischen riches oberster
kamermeyster MGHConst
9:53,41
(a. 1349)
kamerphenninc
stM.
Münzabgabe an eine →
kamere
:
de Mvͤndreiching chamerpfenning UrbBayS
4,439;
camerpenninge RegErzbKöln
4,72
(a. 1308)
kamerrûʒe
stF.
spöttische Bezeichnung für eine Kammerdienerin, -frau (s.a.
kamerbëlle
,
kamerbirse
):
frouwe, er ist ungewaschen, / sprach ein kamerrûze, / lâzet in dâ ûze
HBirne
245
kamerschaz
stM.
1 in der Kammer aufbewahrter Schatz (z.T. fließender Übergang zu
2 ) 2 an die Kammer zu entrichtende Abgabe
1
in der Kammer aufbewahrter Schatz (z.T. fließender Übergang zu
2):
des künges rîcher kamerschaz / wart gein Dâmas sâ gesant
RvEAlex
6816;
im [St. Laurentius] het sîn meister
[der Papst] sein chamerschatz bevolhen, daz er in
gæbe witwen und weisen durh got PrStPaul
127,16;
Roth
2894;
[es] was ouch niemen in der werlt, / erne muose daz
keiserlîch gezelt / mit chamerschatze êren, / den frône hort mêren
Wernh
3737;
daz dem soldan hie / sîns kamerschatzes abe gie / an silber
und an golde, / daz er unsanfte dolde: / wande zwei der besten lant, / diu im ze
zinse sint benant, / diu geltent sô vil niht, / als er flust hie giht
Ottok
53204
2
an die Kammer zu entrichtende Abgabe:
Christian der Chropf von chamerschatz git: an dem herbiste 40 pfunt vnd von
einer wisen 2 pfunt UrbTirol
71
kamerschrîbære
stM.
Schreiber in der herrscherl. Kammer, Verwaltung:
Dietrich unser chamerschriber UrkWittelsb
2,53
(a. 1294);
an hern Paul, unsers herren des kuniges cammerschreiber
BgRIglau
342,15
kamerselde
F.
einer →
kamere
unterstehender bäuerlicher Hof (vgl.
kamersidel
Subst.):
in suam curiam pertinent iv opera, que appellantur chamerseldi
UrkSüdtirol
3,2:4
(um 1250).
3,2:169
(um 1250)
kamersidel
M.
Bewohner einer →
kamere
(als lokaler Verwaltungseinheit):
quilibet homo de cuius homo sit, si est chamersidel vel lehenman, ille debet
ire ad enspom et adiuvare UrkTirol
1:3,142
(a. 1239)
kamersidel
Subst.
einer →
kamere
unterstehender bäuerl. Hof (vgl.
kamerselde
):
quedam fidelis femina nomine Eccha [...] quendam
locum curtilem id est houastat in Halle et loca duarum patellarum ad Galganara et
duos chamarsidili [...] tradidit UrkSalzb
1,274
(a. 1025)
kamerstap
stM.
→
kamererstap
kamerstrâʒe
swF.
Weg zum Verwaltungssitz (?):
an der kamerstrazen zuene morgen. an Ostirlingerin akkere zuene morgen
UrkMittelrhein
2,386
(a. 1202-4)
kamertuom
stN.
‘Amt des Kämmerers’
der bischof, swer niu bischof wirt, hat ze rehte lidig alle des bistommes
ambt, ane dez marschalchtuon, dez trossessen tuon daz camertuon unde daz schenktuon
RbBasel
4,2
kamertür
stF.
‘Kammertür’
swer iht het ze sagen / oder ze klagen / sô getâner dinge, /
diu er niht torste bringen / offenlichen für, / dem wart ir kamertür / entslozzen,
swenn er kam Ottok
81832;
zwen ander stunden vor der kamerthur, die zwey schwert
geraufft hetten, und behuten die thure Lanc
610,30.
353,2.
469,20;
HvBer
8838
kamervorst
stM.
der →
kamere
bzw. dem →
kamerguot
zugehörender Wald (vgl.
kamerholz
, vgl. DRW 6,855 mit weiteren Belegen):
zu deme burcamechte gehorit ovch also vil: alse der burgreue holzis darf zu
buene vnde zu burne, das sal he howen in des riches vorsten
[...] vnde in deme kamervorste vnde in deme tirgarten
UrkCorp (WMU)
1168,32.
55,43;
silva, que dicitur camervorst, solius archiepiscopi est WeistGr
4,589
(Anfang 13. Jh.);
forestum camerworst UrbPrüm
33v,2
kamervrouwe
swF.
‘Kammerdienerin, -frau’
sô hât in läider in sîn diech / diu chamerfrowe getwenget
Priesterl
75
kamerwagen
stM.
Wagen, der den Bestand der herrscherl. Kammer (Kleider, Schatz, etc.)
transportiert; auch allg. ‘Vorratswagen’
vil mangen soumer rîchlich / sach man dâ soumschrîn tragen; /
vil wol geladener kamerwagen / begonden dar nâch schône gân; / die schrîber und die
capelân / und kamerêre dar nâch riten HvFreibTr
4366;
da begunden si zerutten / manigen kamerwagen, / manic
soumschrîm wart zeslagen / und genomem, swaz darinne lac, / manic wolberâten wâtsac
/ wart genomen dâ von in Ottok
17123.
80226;
also syn die sumer gereyt und uff geladen / und dye kamer wegen, die da solten
tragen / drincken und spyse dorch dye fremden lant Alph
1293;
HvNstAp
19587;
WolfdB
229,2;
Loheng
1785;
UvEtzWh
1469
kamerwîp
stN.
‘Kammerdienerin, -frau’
pedissequa: kamerwib SummHeinr
1:285,234;
dri juncvrowen, als sie het geschaffet, / warn ouch zehant da / und daz
kamerwip alsa BMisstr (DVN)
384;
dar auff waren kamer weyb / und manig unleut seliger leyb /
mit gerumphen wange, / dutten waich und lange, / manig kalter plaber munt: / dise
was plaich, dise was ungesunt HvNstAp
17917;
HBirne
297;
WildM
2,141.
– im Vergleich für etw. Geringes:
wann wir an dißem keinen trost hant der hie by uns ist; er
duncket mich nicht eins kamerwibes wert Lanc
322,10.
– übertr.:
du seli adilvrowi, / [...] / der
lichami ist der seli chamerwib SuTheol
277
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