kappelęre
stM.
auch keppeler, capellīre (
StatDtOrd
21,28
).
1 jmd., der eine kappe trägt, ‘Geistlicher’
2 als Bestandteil von Personennamen, evtl. Berufsname (vgl. Nölle-Hornkamp, Handwerkerbez., S. 382)
1
jmd., der eine kappe trägt, ‘Geistlicher’
wirt er denn nit ein bischof, / so werde er ein mesener / oder sust ein
cappeler JvNürnberg
288.
– mit best. Rechten und Pflichten:
swenne man die phenninge versleht, so sol man dem
kaeppellaere gaeben fiunf schillinge phenninge, unde sol daz der munzmaister tun
StRAugsb
19,9;
von dem ambehte des priesterbrūderes unde des capelleres.
/ dā man ūze liet, dā sal der capellere die gecīt zu rehter cīt heizen lūten
StatDtOrd
117,26.
– Angehöriger des Kollegiatsstifts zur Alten Kapelle in Regensburg:
jch Rvͦger der chapellaͤr tvn chvnt, daz ich vor meister Al. von
Chvniswart, chorherr ze Regenspurch, der rihter ist an dez capitels stat, chlag
vber div abttessinn von Nidermvͤnster vnd ir convent UrkCorp
(WMU)
471,33
u.ö.
– Leiter der erzbischöflichen Kanzlei in Köln:
dieser suͦnen [...] sint gezuch
[...] vnse [des Erzbischofs von
Köln] priore van Kolne bit namen her Cuͦnrait, der
duͦmdegchin, her Wernere, der proust van Sente Gereone, vnse keppelere, her
Otte, der proust van Ache UrkCorp (WMU)
75,39
2
als Bestandteil von Personennamen, evtl. Berufsname (vgl. Nölle-Hornkamp,
Handwerkerbez., S. 382):
Heinrich der chappeller UrkCorp (WMU)
3001,27.
– spez. Angehörige der Familie der Herren von Kapellen
(Oberösterreich):
der kunic den langen Kappellęre / der selben bete bat
Ottok
15814;
hern Uolrich den Kappellęre ebd.
37600
u.ö.;
UrkCorp (WMU)
2715,17
u.ö.
kappelęrinne
stF.
als Bestandteil von Personennamen, evtl. Berufsname (s. Nölle-Hornkamp,
Handwerkerbez., S. 382):
so sol ich allez dc silber [...] geben irre swester
frovwe Margareten der kappelerin UrkCorp
2734,8
kappellān
stM.
auch kapelan (
Wh
89,4
); kaplan (
ReinFu
K,1486
u.ö.); capillan (
PfzdHech
178,9
).
‘Kaplan’, Geistlicher, Hilfspriester, der (an einer geistl. Einrichtung oder
einem geistl. oder weltl. Hof) mit best. Aufgaben betraut ist (vgl. differenzierter
WMU 2,978f. und DRW 7,401-403):
ze hofe ouch ofte gern einer wźr / cappellān, schrīber und kamerźr
Renner
2666;
der des kaysers kamer phlag, / Claudius der cappelan, / der gab im stewr
daran: / zechen markh goldt Hawich
3191;
des küneges kappelān NibB
1542,3;
Eracl
4927;
Lanc
16,19;
SpitEich
7,1.
– die Schriftkundigkeit des ~ wird hervorgehoben:
Reinhart konde wol enphan / des richen kvniges kaplan. /
‘willekvmen, edeler schribere’, / sprach er ReinFu
K,1524;
da was der brieff gelesen, und der cappellan gab yne dem
konig wiedder sere weynende Lanc
494,27;
vrowe, wā ist der kappellān? / ein brief ich in der laden hān, / den sülnt ir
heizen lesen Virg
258,1.
–
‘Erzkaplan des Reiches’
Trier, laz uz dinen handen / des riches caplan wachsen Frl
12:9,15.
– allg. für einen geistl. Diener (Gottes oder des Papstes):
dō huop der gotes kappelan [ein
Bischof] / ein ruof mit lūter stimme an Ottok
72598;
des bābstes kappelan [ein Legat]
ebd.
46000.
– des Teufels:
sī ieman der nū spotte mīn, / daz ich daz buoch getihtet hān, /
der sī des tievels kappelān / und müez sīn der helle kint EnikWchr
112;
des vālandes kappelan [Heinrich, Abt von
Admont]
Ottok
41911;
des tiuvels kappelan ebd.
42421.
– allegor.:
si [die Braut] hat ein cappellan,
das ist die vorhte Mechth
1: 46,4
kappellāninne
stF.
‘Kaplanin’ (hier allegor.):
der minnen capellaninne ist die goͤtliche diemuͤtekeit, die
ist iemer der minne undertan Mechth
7: 36,13
kappëllchen
stN.
‘kleine Kapelle’, hier euphem. für einen Hinrichtungsort? (vgl.
Förstemann in GGA [1847,2] 137. Stück, S. 1371f.):
[Lucifer belohnt seine Teufel:] habet uch daz kapellichen
vor den greten [vor den Graden (in Erfurt)]
KathSp
699
kappëlle , kapëlle ,
kappel
stswF.
‘kleines Gotteshaus’, auch von als Sakralraum dienenden Zelten (vgl. allg.
Masser, Gotteshaus, S. 109-113):
hœret messe in der kappellen mīn Wh
278,7;
diu [Lunete] stāt an ir gebete / in
der kapellen hie bī Iw
5887;
dieselb cappell und die altar darinn geweycht worden sind in
der eere dez hayligen himelfürsten sant Anthonien StRAugsb
270,17;
Pass I/II (HSW)
12744;
Lanc
214,7.
366,14
u.ö.;
StatDtOrd
42,21;
JTit
6251,1;
sy giengen mit ain anndern dan / zuͦ der kungin kappel: die waz / geschlagen
uff daz grün graß PleierMel (St)
11249;
ez [das prachtvolle Zelt] was von rīchem būwe wol:
/ [...] / ein kappelle, dā man inne sanc, / mit heiltuom
wol berāten Virg
127,5;
Parz
669,5.
–
du [Maria] bist ein lebendiu cappel,
/ diu got ist wol gewidemet KvWGS
1242.
– nicht-christlich:
vor Troye ain capelle was / da man sang unde lass / alle tage
inne / der vil hochen Minne; / das husse hiess templum veniss [l.
Veneris? vgl. App.z.St.]
GTroj
19317;
sīne [des Perserkönigs Darius]
kapellen / hāt er dā bī [im Heerlager] , diu was vil rīch /
an rīcheit dem gezelt gelīch. / von silber drinne ein alter was / dar ob man sanc
unde las / ze dieneste gar sīnen gotn / als ez was sīner ź gebotn
RvEAlex
5374;
sie [die wīssagn des
Perserkönigs] truogen die kapellen vor / in dem her vil schōne
enbor ebd.
5383
kappellhof
stM.
‘zu einer Kapelle gehöriges Wirtschaftsgut’
die brudere des dutzschen hues zu Winheim, die in dem cappelhofe wonent
DRW
7,309
(WeinheimGBl.; a. 1308)
kappellhūs
stN.
‘Kapelle’
stain vnd holtz einer zerprochen kirchen, die sol man tuͦn ze einer andern
kirchen, oder zu andern haͤusern die einer kirchen dienent oder einem chloster, als
ze chraͤutzgengen oder ze slafhaͤusern, oder ze chappell haͤusern
RechtssA
K35,15
kappellier
stM.
→
kappelęre
kappëllīn
stN.
Dimin. zu
kappëlle
, auch umgelautet keppelin.
‘kleine Kapelle’
ein einsidel [...] fuorte sü [die
Verstorbene] mit im hin us / und begruop sü in sin kapellin [
:sīn
]
ParzRapp
397,21
u.ö.;
und [ich] nam daz fuͦstuͦch und
leite es in min keppelin nebent minen stuͦl, da ich es dick mit ussern und mit
innern oͮgen an siche Seuse
443,17
kappelsoum
stM.
Gepäck mit liturgischen Geräten oder einer Zeltkapelle:
bī dem kappelsoume er [Hagen] den
pfaffen vant. / ob dem heilectuome er leinte an sīner hant NibB
1575,1
kappeltrëten
stN.
‘Kirchgang, Besuch des Gottesdienstes’, hier wohl euphem. für sexuelle
Handlungen:
ich czyͤ mit uch kegen Francken / mit uwer frawen kapeltreten, / ich helf ir
ouch den flachz geten / und dar czuͤ dyͤ maͤn ryben, / alz man tuͤt den jungen wiben
OsterSpI
467
1kappen
swV.
‘(die männl. Geschlechtsteile) abschneiden’ (zu
kappe
swM., vgl.
kappūnen
):
ir saget von im [Saturn] , daz in
besnite / nāch eines kappen [Kapaun] site / Jupiter ān
alle wer / und daz er wurfe in daz mer / dar an im gekappet wart
RvEBarl
9913
2kappen
swV.
‘mit einer kappe kleiden’, nur präd. als Part.Prät.:
welhes ist der appet? / ir sit so glich gekappet / daz niht
min sin gekennet / wen man hie appet nennet Rennew
10746;
priester, prior unde appet, / swie sie sam sint gecappet /
gra, swarz, selbvar oder wiz HeslApk
5830
kappengëlt
stN.
‘Kapaunenzins’, eine Abgabe, Grundzins:
vnd das wingelt vnd kappen gelt sol man ime geben von Schafusen bi Bezzingen,
vnd sol man ime den win vnd die kappen alle wege ze sante Martins mes geben
UrkCorp (WMU)
2726,6.
N218,29;
wir [...] tuͦnt kunt, [...]
dass wir [...] hant gemachet [...]
den zehenden zuͦ Eberbach, zinse, phenninggelt, cappengelt, huͤnregelt, phengnuͤsse
von den vorgenanten guͤtern UrkElsLoth
8,180
(a. 1349);
weitere Belege s. DRW 7,418.
kappenrunzel
stF.
Falten in der Mönchskutte:
vil me wellet ir [die gottlosen, gierigen
Mönche] walden / slafins, ezzins, tranc in gir, / cappin runtzil me
dan zwir [mehr als zwei, d.h. vielfältig gefaltet] , / gra,
wiz, swartz, swie sie nu sint Daniel
2738
(vgl. Anm.z.St.)
kappenspitze
swF.
(Kapuzen-)Zipfel einer Mönchskutte:
ein kappe wart im [dem Sünder] an gezogen. / dō kam
der tiufel dar geflogen. / dō er sīne friunde üm in sach sitzen, / er greif im an
die kappen spitzen Renner
16984
kappenstein
stM.
Stein aus dem Magen eines Kapauns (vgl. hanenstein, zur Sache s. Hwb.
dt. Abergl. 4,968f.):
calcedōn ist nāhe gelīch / dem kappensteine węrlīch. / swā ein
strīt sich heben wil, / ir sī wźnic oder vil, / bringet man in dar enzīt, / sō
zergāt der strīt Volmar
566
kappūn
stM.
(swstM.
ZweiBlinde
85.
100
u.ö.), auch kapūn, cappān;
von afrz. chapon (vgl. Vorderstemann, Fremdw., S. 128f.).
‘Kapaun, kastrierter (Mast)hahn’ (s.a.
kappe
swM.):
gallus gallinacius haizt ain cappān und haizt dike in der
geschrift pepo, daz ist ain han, der seinr gezeuglein beraubt ist, und spricht man,
si werden snell vaizt BdN
196,20
u.ö.;
waz der han / und der capūn an in besunder / haben bezeichenlicher wunder
Renner
19727;
der pfāwe vor im gebrāten stuont, /
[...]. / den kapūn, den vasān, /
[...] begund er mīden Wh
134,12;
als er den chapounen enpfie, / wol gemuot er von dannen gie
ZweiBlinde
109.
– übertr.:
zeim kapūn mit eime snite / wart Clinschor gemachet
Parz
657,8;
ain maiden oder ain cappaun (daz ist ain man, der seinr
gezeuglein niht hāt) der ist pœser siten, wan er ist tōrocht und geitich und
übernemend BdN
52,28.
197,2
kappūnen
swV.
‘etw. (ein Tier) kastrieren’ (vgl.
1kappen
):
des kälbleins [Hirschkalbs] flaisch
ist pezzer wan des hirzes, und wirt ez gekappaunt, sō ist ez noch pezzer
BdN
131,16;
der stain wechst in ains hanen magen wenn man in kappaunt
nāch drein jāren ebd.
435,2
|