k – kachez kachezen – kalamît kalander – kaldiment cale – kalopeiʒ kalopieren – kaltlîchen kaltnisse – camênisch kamer- – kamerlant kamerlêhen – kamerwîp kamerwise – kampfgeziuge kampfgezouwe – kampfwât kampfwërc – kannel kannelgieʒære – kantner kantnisse – kapfel 1kapfen – kappel kappelære – kappûnen capût (?) – karclich kardamôm – Karlingen karm|bendic (?) – karrer karret – karvrîtac karvunkel – kæselîn kæse|lüppe – kastëlân kastëllære – kastvogetîe kasugele – katzenhurt katzenkint – kavalerîe kâwerzîn – kefse 1kegel – keiserinne keiserlich – këlcheht kelchvaʒ – këllerhûr këllerknëht – kelten kelterboum – 2kemelîn kemelînvleisch – kempfen kempfenbrôt – kennen kenneschaft – kërbelîn kërben – kerlingisch kërben swV. ker|bëseme swM. kerclich Adj. kërden swV. kêre stF. keren swV. kêren swV. kerenter stM. kerge stF. kergel stM. kergen swV. kerkære stM. kerkeltor stN. kerkeren swV. kerkerhaft Adj. kerl stM. Kerlinc stM. Kerlingære stM. Kerlingen stN. kerlingisch Adj. ker|mël – kerrîne kerschlich – kerzentâht kerzestal – kestigen kestigunge – ketzerkint ketzerlich – keʒʒelgarn keʒʒelhuot – kîche kîchen – kienlîte kienmarket – kîlhouwe kilîn – kinde|lege kindelen – kindischheit kindischlich – kintbettegemach kintbetten – kîp kipel (?) – kirchære kirchberc – kirchenvride kirchgâbe – kirchlêhen kirchlich – kirchtac kirchtor – kirchzëhende kirchzûn – kistelîn kistenphant – kiusche kiusche – kiver kiverære – klâfterlanc klâftermâʒe – klageliet klagemære – klagevüerære klagewandel – 1klanc 2klanc – klarisian klârivunkel – klëber klëbereht – klefte kleftic – kleine kleine – kleinnæsic kleinôt – kleithûs klemberen – klepfze kleppisch – klinc klincwerft – kliusel kliuselen – klopfen klopfunge – klôsterliute klôsterlugenære – klôsterweide klôsterwërre – kluc kluche – klunsen klünzen – klûsentür klûsenvrouwe – knabelich knaben – knëhtelîn knëhten – kniebein kniebëten – knistunge kniuwelîn – knopfelære knöpfelîn – knüpfel knüpfen – kobel kobel – kochespîse kochgëlt – kochlêhen
|
kërben
swV.
1
‘etw. einschneiden, einkerben’
2 übertr. ‘etw. feststellen’ (wörtl. ‘in ein Kerbholz
schneiden’ )
1
‘etw. einschneiden, einkerben’
kerbe tweris [quer] das gelit
[den Knoten des Pflanzenstängels] bis an den kern
Pelzb
120,19;
wisset daz gar sunder schrancz: / ob ir den boum [den Baum der
Erkenntnis] jo kerbet [wohl ‘auch nur anrührt’
] , / ir sundet unde sterbet! TvKulm
215
2
übertr. ‘etw. feststellen’ (wörtl. ‘in ein Kerbholz
schneiden’):
daz ist valsch, daz wil ich kerben / und wil uch des
bescheiden schir Hiob
4450
ker|bëseme
swM.
auch kere-.
‘Besen zum Kehren’
man trvg ovch dar [als Essen in dem hölzernen
Land] bereitet wol / stemph [Stampfer] vnde
slegele [Stößel] , / ker pesen vnde vlegele
[Dreschflegel] / in mancher hande wise. / an nie
keiner spise / gewan ich nie so richen smac Wachtelm
106.
– in Gl. (vgl. AWB 5,131 s.v. keribes(a)mo):
verriculum: kerebesemo SummHeinr
1:374,443
kerclich
Adj. , -lîche
Adv.
auch karklich; adv. auch -lîchen.
1
‘schlau, listig’
2
‘sparsam, geizig’ , sprichw.
1
‘schlau, listig’
durch ir kärclichen sin / wolten si [die
Geistlichen] in [den Pfaffen
Amis] versuochen StrAmis
1490;
iedoch het er den sin, / daz ers chær(c)hlichen ane vie
StrKD
50,17;
er begunde im entwîchen / vil harte kärclîchen / zuo den sînen vür daz tor
Greg
2106;
daz wârin charchlîchiu dinch Exod
876
2
‘sparsam, geizig’, sprichw.:
der karklich seget [säht] , der
schnidet [erntet] och ermlich, aber der rilich seiet, der
samnet och rilich [vgl. 2 Cor 9,6]
Seuse
363,19.
421,19
kërden
swV.
‘jmdn. speisen’ (hier bildl.; vgl. W. Grimm, in: ZfdA 10 [1856], S. 1-137,
hier S. 4 und Anm. S. 135):
dat himelsch leven is dit brot, / dat uns kert [Hs.
kerdet
] in aller not MarlbRh
4,28
kêre
stF. , kêr
stM.
auch kâr (EvStPaul ).
‘das Sich-Wenden’
1
‘Kehrtwendung, Umkehr’
1.1 eigentl., im Kampf 1.2 übertr. 1.2.1
‘Bekehrung’
1.2.2 myst. ‘(geistige) Kehrtwendung, Abkehr bzw. Zuwendung zu etw.’
(vgl.
4
) 1.2.3 jmds. lëbens ~
‘jmds. Tod’
2
‘Wendung (in eine Richtung), Bewegung, Fahrt’
3
‘Zustand des Ausgerichtet-Seins, Ausrichtung auf etw.’
4 übertr. ‘Ausrichtung, Orientierung, Hinwendung’ (v.a. von geistiger
Orientierung), auch i.S.v. ‘Art und Weise’
5 wohl ‘Turnier’ (vgl. afrz. tornoi Tobler/ Lommatzsch
10,437f., wörtl. ‘Drehung, Wendung’ , zu mit kêren
bedeutungsverwandtem torner V.) 6 in der Wendung sunder ~
6.1
‘unablässig’
6.2
‘geradewegs, ohne Umschweife’
7 semantisch abgeschwächt (häufig als Reimwort)
1
‘Kehrtwendung, Umkehr’
1.1
eigentl., im Kampf:
der kêre si sô vil tâten / unz daz si gar vertrâten / beide bluomen unde
gras Er
9162;
er treip den künic Valerîn / umbe in manege kêre / und
wundet in als sêre, / daz er vor im muose ligen UvZLanz
5325
1.2
übertr.
1.2.1
‘Bekehrung’
im sehsten jâre sîner kêre / erhuop sich dâ von sîner lêre / in
geistlîcher ordenunge / ein vil êrsam samenunge / von meiden und von
frouwen, / der man noch dâ vil mac schouwen LvRegFr
1004
1.2.2
myst. ‘(geistige) Kehrtwendung, Abkehr bzw. Zuwendung zu etw.’
(vgl.
4
):
aber wilt du úber winden, so tuͦ einen wackern
ganzen abker und sprich du enwellest niemer me getuͦn, mit eime gantzen kere
Tauler
326,2;
gebe ime got einen gantzen woren ker von den súnden
zuͦ gonde ebd.
125,24.
130,6
u.ö.;
ist aber, daz dû widerkêrest [den Zustand des
Nicht-Wirkens der Vernunft wieder verlässt] , daz enmac
niht sîn von keiner wârheit wegen, ez muoz ein anderz sîn: entweder die
sinne oder diu werlt oder der tiuvel. und volgest dû dem kêre, von nôt
vallest dû in gebresten Eckh
4:479,52
1.2.3
jmds. lëbens ~
‘jmds. Tod’
biz an sines lebins kere Macc
1020
2
‘Wendung (in eine Richtung), Bewegung, Fahrt’
des Sarrazînes kêre / was wider gein Terramêre
Wh
334,3;
vierzig tusint hat Asser, / die mit dem kúnne taten ker /
swar si solten keren hin RvEWchr
13161;
von dem tempel keine kar / sie dag vnd auch die naht getede
EvStPaul
5995.
9462;
Gawein nam ein ker, / die jne die beste duhte da. /
[...] die truͦg jne gein einem hol Krone
26216;
er was die dritten kêre komen durch den
sal [durchschritt zum dritten Mal den Saal] , / dâ viel
von sînen handen vil manec recke zetal NibB
2292,3;
Rennew
570;
WhvÖst
1051.
– von Flüssen:
daz wir Eufraten des wenden, / daz sîn fluz iht mêre /
tuo in Egyptum die kêre Ottok
52974.
– vom Gang der Sonne:
bî der sunnen kêre / bezeichent mir der schate mîn, / daz
im gelîch zergât mîn leben KvWLd
32,258.
– bildl. vom Sterben (vgl. ähnl. todes vart; vgl. auch
1.2.3):
swenn ich tuͦn des todes ker Rennew
33059;
des manhaitt rich und usserweltt / nam din mütter uss
todes ker GTroj
4809
3
‘Zustand des Ausgerichtet-Seins, Ausrichtung auf etw.’
die [Armbrüste] heten algelîchen
kêr / reht ûf daz bette aldâ er lac Parz
569,6;
ich bin unwert der ere, / daz ich in sulcher kere /
gecruciget uf der erde / als min herre werde, / des wendet mir min cruce Pass
I/II (HSW)
21264;
tútschir lande get ein ger [spitz zulaufendes
Stück Land] / ubir Rin: des teiles ker / get ein sit an welschú
lant RvEWchr
2413
4
übertr. ‘Ausrichtung, Orientierung, Hinwendung’ (v.a. von geistiger
Orientierung), auch i.S.v. ‘Art und Weise’
nun wirtt ze dissen stunden / menig rautt gebe
[Ratgeber] funden / der zü der bösten lerre / richtett
sine kerre GTroj
3752;
der [Frau Gewissen] sind wol chund
dein ker / und die steig deiner sund HvBurg
1632;
in harte wiser kere / einen got er lerte Pass I/II
(HSW)
19800
u.ö.;
nâch sînes râtes kêre / ir sin began in zwîvel sîn: / sie
betten an des mânen schîn / und gên dem sunnenglaste RvEBarl
2094;
du [göttl. Gnade] bist nit got, du bist aber der
gerechte ker zuͦ got Gnadenl
1,175.
1,159;
HvNstAp
7482;
Frl
10:10,8(La.)
5
wohl ‘Turnier’ (vgl. afrz. tornoi Tobler/ Lommatzsch
10,437f., wörtl. ‘Drehung, Wendung’, zu mit kêren
bedeutungsverwandtem torner V.):
wol sechtzigg er da nider reitt. / ze jungst waz kain held
gemeitt / der an dem selben kerre / im wider ritte mere GTroj
3967.
5089
6
in der Wendung sunder ~
6.1
‘unablässig’
lob und ere / immer mere, / sunder kere, / al vollen sere, / von aller
creature / si dir gesaget Pass III
691,3;
daz si aͤllu̍ jar den win, der in dem selben wingarten wirt, gaͤnzlich und
sunder ker sont legen in sundrigu̍ vaͤsser UrkKlWald
474
(a. 1342)
6.2
‘geradewegs, ohne Umschweife’
sus wonnen [gewannen] sy menlichen weder / mit
helpen irre edelre burgere / veirzein portzen [Tore]
sonder kere HagenChr (G)
2475
7
semantisch abgeschwächt (häufig als Reimwort):
an manigerhande kere [bei mancherlei
Gelegenheit] / sin meister im do vor las Pass I/II
(HSW)
14628;
Iacobus vnd Iohannes / auch [...]
des / erquamen [erschraken] , die zu diesen karen / nu
Symonis gesellen waren [
qui erunt socii Simonis Lc 5,10]
EvStPaul
6462;
wir suln ie von dir wizzen / durch was du sist vervlizzen / zu uns der nuwen
lere, / und ouch von welcher kere [wodurch] / si daz
begin entpfangen habe Pass III
546,90;
naturlich sweiz ist an der rechten kere [richtig,
gesund] . vnde ist so sich der man hat mezelichen gearbeit in der
hitze SalArz
72,48;
man weiz daz von wârheit wol / daz stahel golt silber êr /
wendet gar in sîne kêr [wohl i.S.v. ‘dass Stahl Gold, Silber und
Eisen gefügig machen kann’
] / und ez trîbet und snîdet / daz ez ir kraft niht mîdet
RvEAlex
15562.
–
beidenthalp der vürste reiz / gein sîner sîten kêren [an den
Seiten] / ûz dem rocke einen gêren [Stoffkeil,
Rockschoß]
UvEtzWh
2251
keren
swV.
→
kern
kêren
swV.
Prät. und Part. (besonders md.) auch kârte, gekârt, selten kôrte,
gekôrt
(
z.B.
Parad
11,20.
51,32
).
1
‘ eine Richtung einschlagen, sich (wohin) wenden’
1.1 ohne weitere Erg. 1.1.1 eigentl. ‘sich umwenden, umkehren’
1.1.2 übertr., subst. in der Wendung âne ~
‘unablässig’ (vgl.
kêre
stF. 6.1 ) 1.2 mit präp. Erg. oder Adv. 1.2.1 eigentl. ‘sich wohin bewegen’ (zu etw. oder jmdm. hin, von etw. oder jmdm. weg, aus etw. heraus usw.) 1.2.2 übertr. ‘sich (seine Aufmerksamkeit, sein Streben o.ä.) wohin wenden,
sich jmdm. oder einer Sache zuwenden bzw. sich abwenden, sich mit etw.
beschäftigen bzw. von etw. ablassen’
1.2.3 übertr. ‘sich wohin entwickeln, sich wandeln’
2
‘etw. oder jmdm. eine Richtung geben, etw. oder jmdn. (wohin) lenken’
2.1 ohne weitere Erg. 2.1.1 eigentl. ‘etw. oder jmdn. umwenden, umkehren (lassen)’
2.1.2 übertr. ‘etw. in sein Gegenteil verkehren, umwenden’
2.2 mit präp. Erg., Adv. (auch Adverbialsatz) oder Dat.d.P. 2.2.1 eigentl. ‘etw. wohin ausrichten’
2.2.2 eigentl. ‘etw. oder jmdn. wohin leiten, sich wohin bewegen lassen bzw.
wohin bringen’
2.2.3 übertr. ‘etw. (sich, seine Aufmerksamkeit, sein Streben o.ä.) wohin
ausrichten’
2.2.4 übertr. ‘etw. auf bestimmte Art und Weise ein- bzw. ausrichten’
2.2.5 übertr. ‘etw. jmdm. oder einer Sache zukommen lassen oder
entziehen’
2.2.6 übertr. ‘jmdn. zu etw. bewegen’
2.2.7 übertr. ‘etw. in etw. wandeln, verkehren’
3
‘etw. (einen Weg) nehmen, sich (einem Weg) zuwenden’
4 refl. ‘eine Richtung einschlagen, sich (wohin) wenden’
4.1 ohne weitere Erg., eigentl. ‘sich umwenden, umkehren’
4.2 mit präp. Erg. oder Adv. (auch Adverbialsatz) 4.2.1 eigentl. ‘sich wohin wenden, sich in eine Richtung drehen’
4.2.2 übertr. ‘sich (seine Aufmerksamkeit, sein Streben o.ä.) wohin
(aus)richten, sich (etw. oder jmdm.) zu- bzw. (von etw. oder jmdm.)
abwenden’
4.2.3 übertr. ‘sich in etw. verwandeln’
1
‘ eine Richtung einschlagen, sich (wohin) wenden’
1.1
ohne weitere Erg.
1.1.1
eigentl. ‘sich umwenden, umkehren’
dô twanc in des tôdes leit / mêre dan sîn zageheit /
daz er kêrte und gap die vluht Iw
1055;
si vliehent unde jagent, / si entwîchent unde kêrent, /
si lasternt unde êrent Parz
2,11.
21,17;
kere, helt, kere! Herb
7801
u.ö.;
Wh
87,1.
436,27;
Kreuzf
2186
1.1.2
übertr., subst. in der Wendung âne ~
‘unablässig’ (vgl.
kêre
stF. 6.1):
zu lobe und zu êrin / Cristô dem vil hêrin, / der
ouch âne kêrin / sî in deme lande wît / êwiclîch gebenedît!
NvJer
5596
1.2
mit präp. Erg. oder Adv.
1.2.1
eigentl. ‘sich wohin bewegen’ (zu etw. oder jmdm. hin, von etw.
oder jmdm. weg, aus etw. heraus usw.):
sie namen die ruder in die hant / vnde karten hin zv
Troygen lant Herb
340;
nu lant vns uber se da hin / gekeren!
EvStPaul
7226;
do ilten die herren ze Jerusalem cheren
AvaLJ
19,1;
Gâwân sîn ellen lêrte, / ze fuozer fürbaz kêrte /
manlîche und unverzagt Parz
564,24;
nâch dem rîter kêrter sâ / und hêt in harte schiere
ervarn Wig
5109;
wâ kêrter hin? ebd.
4967;
dô kêrte der keiser Fôcas / ûz des fiuwers flammen
Eracl
1276;
RvEWh
9944;
WhvÖst
5182;
subst.:
KvWTroj
23364.
–
nu chert ein grozzeu stat zuͦ
in [fiel ihnen zu] , die hiez Gabaon
PrOberalt
73,19.
– im Kampf (s.a.
ane kêren
1):
dô er an in kêrte, / daz starke sper er durch in
stach Wig
3557;
si cherten uf di heiden Rol
166;
der kuͤnc von Marroch kerte / da uͤber si mit
sinem her WhvÖst
8778.
8801;
Lanc
261,27;
Wh
408,16;
bildl.:
SM:UvS
22: 4,5.
–
hinter sich ~
‘umkehren’
do chert si hinder sich PrOberalt
87,28;
Lanc
198,4.
–
hinnen, dannen
~
‘fortgehen, sich entfernen’
do hup sich geschrie / vf der zinnen: / ‘there
hei, sie kerent hinnen’ Herb
10242;
sumer hinnen kêre! KvWLd
8,1;
Tr
16201;
daz münster und den gotes tuom / liez er unde kêrte dan
KvWAlex
519;
sie riefen alle: ‘kêrâ dan!’ RvEBarl
12297;
subst.:
Parz
54,29
1.2.2
übertr. ‘sich (seine Aufmerksamkeit, sein Streben o.ä.) wohin wenden,
sich jmdm. oder einer Sache zuwenden bzw. sich abwenden, sich mit etw.
beschäftigen bzw. von etw. ablassen’
swenne vns vbele gedanche mvͦgen, so svln wir ze den
gvͦten keren Spec
37,5;
kêrent her, seht, waz hie gê! RvEBarl
1179;
swenne aver sî von im [ihrem Gott] gechêrten
/ unde einen andern got êrten, / sô wurden sî gevangen unde erslagen
JJud
617;
AvaLJ
216,2.
–
mit hîrât wold er kêren / zder frouwen Margreten
guot Ottok
1826.
– beim Erzählvorgang:
an den wil ich nu keren / mit disem suͤzen mære
Rennew
33142;
nu mugen wir wol mit eren / an die gotes muotir
cheren Hochz
790;
Herb
17052.
1709;
UvZLanz
8918.
–
‘sich zu etw. oder jmdm. bekennen, bekehren’
wil er got eren, / zu der cristinheit cheren, /
ich lihe ime halbe Yspaniam Rol
1507;
Herodes der betuͤtet den tiufel. swer zu dem
chert, der verliuset daz ewig licht PrOberalt
31,38;
chert zuͦ mir in allem iurem hertzen ebd.
56,15;
Wh
44,28
1.2.3
übertr. ‘sich wohin entwickeln, sich wandeln’
sie sazin alle vnde hortin / war daz spil hinen karte
Roth
2521;
so die werlt von sorgen / in die freude keret
Herb
13881
2
‘etw. oder jmdm. eine Richtung geben, etw. oder jmdn. (wohin) lenken’
2.1
ohne weitere Erg.
2.1.1
eigentl. ‘etw. oder jmdn. umwenden, umkehren (lassen)’
mit zügen harte swinden kêrt^$’ ez [das
Schiff] der gast, / unz im daz starke ruoder an sîner hende
brast NibB
1564,1;
daz alunige [alaunhaltige]
wazzer keret vnde truckent das uzvlizende blut SalArz
20,5;
ruͤfær und spilman, / [...]
/ und ander, die sich des begent, / daz si rîtent und gent / mit niwen mæren
in daz lant. / die chere ich alle zeiner hant StrKD
161,232.
–
man busset da mit der suche, di da heizet
thetanus, daz di senadern so sere sich
stringen [verkürzen] , daz man den halz
nicht mac gekeren Macer
79,15
2.1.2
übertr. ‘etw. in sein Gegenteil verkehren, umwenden’
ez ist ir êre, / daz si kêre / kumber, den ich von ir
hân SM: Gl
1: 8,5;
den muot er wider kêret / und büezet sîne schulde /
dir und der gote hulde RvEBarl
7718;
nu kêret iwer gemüete, / daz er iu danke güete
Parz
467,9
2.2
mit präp. Erg., Adv. (auch Adverbialsatz) oder Dat.d.P.
2.2.1
eigentl. ‘etw. wohin ausrichten’
gegen dem lande sy do /
[...] / kertten segel unde mast
GTroj
15333;
die sîte kêrte er gegen ir dar, / daz si dâ bî næme
war / daz im diu scham wê tet Wig
5934;
man sol den mantel kêren, / als ie die winde sint
gewant Tr
10426;
MF: Sperv
1:12,1
(vgl.
mantel
1.3);
sin antlicz wolt er ir auch gancz nit kern
Lanc
611,30;
daz [das gliedersteife Pferd]
plet sich und chert [streckt] all virew von im
Albrant
1,8;
Kreuzf
6847;
MarlbRh
133,30.
48,8;
BdN
295,20.
73,10;
part.:
auch sint läut, die hinder sich gekêrt
[verdrehte] hend habent BdN
490,1;
Lanc
457,22
u.ö.;
PrOberalt
4,36.
– in der Wendung (jmdm.) den rücken ~
‘(jmdm.) den Rücken zuwenden’, sowohl eigentl. als auch übertr.
(phras.) i.S.v. ‘(vor jmdm.) fliehen’ und ‘sich (von jmdm.)
abwenden’
als schiere so im des tiuvels kneht / sînen rücke
kêrte, / [...], / dô sluoc er in kurzen stunden
/ im vil manege wunden Iw
6773;
sie kerten den ruck und flohen
Lanc
474,21
u.ö.;
Eracl
4799;
RvEWchr
18017;
KvWWelt
217;
er [...] kêret den rücke
der menscheit und daz antlitze ze gote Eckh
5: 112,5.
5: 16,6;
SM:Tu
1: 3,7;
PrOberalt
87,31;
ähnl.: jmdm. den nac ~
:
swes man mit ihte enberen mac / ze hofe, dem kêrt man gerne den
nac Renner
6812
(vgl.
Mechth
4: 12,75)
– phras. (?) swie wir eʒ ~
(vgl. nhd. ‘wie man es dreht und wendet’):
daz sint dev geslahte / swi wir ez chêren / ir
nist niht mêre VMos
15,8
2.2.2
eigentl. ‘etw. oder jmdn. wohin leiten, sich wohin bewegen lassen bzw.
wohin bringen’
mit dem sper erz [das im Wasser
treibende Pferd] kêrte / sô nâhe her zuo an daz lant, /
den zoum ergreif er mit der hant Parz
603,12;
den swaiz im manic senftiu hant / von dem antluͤtz
kert WhvÖst
12399;
der kuninc heiz die botin kere / ineinin kerkere
Roth
342
2.2.3
übertr. ‘etw. (sich, seine Aufmerksamkeit, sein Streben o.ä.) wohin
ausrichten’
nu chere here dinen sin VMos
36,27;
daz man gerne hœren mac, / dâ kêrt er sînen vlîz an: /
er was genant Hartman / und was ein Ouwære Iw
27;
er mohte sin gemuote / zuo ime niht cheren, er hazete
sinen herren AvaLJ
55,5.
196,5;
Litan
827;
JPhys
5,9;
part.:
dâ mîn lîp an slâfen was gekêret MF:
Mor
32: 2,3;
swenne diu sêle gekêret ist von allen gewordenen dingen
Eckh
3:229,2;
sin leben hatte er ie gekart / an reine wandelunge Elis
3970;
sich, Job, wi bistu nu gekart! Hiob
1577.
14577;
Brun
128;
Pass III
7,32
2.2.4
übertr. ‘etw. auf bestimmte Art und Weise ein- bzw. ausrichten’
– von Rede:
do daz kint gehôrte / wi der chunic di rede kerte
/ iz nam den prant sa ze stunt VMos
34,7.
23,10.
– von der Gesangsstimme:
von mûsicâ was Alzippus /
sîn [Alexanders] meister der in lêrte /
wie er die stimme kêrte RvEAlex
1366
2.2.5
übertr. ‘etw. jmdm. oder einer Sache zukommen lassen oder
entziehen’
man sol die huote kêren / an irriu wîp
Iw
2894;
so sal man di ercenie keren an di druse. vnde an daz
geswer SalArz
68,29;
er sol uns leren, / wie wir unsir gewæte cheren /
innen von den sunten, / ouzzen von den schante VRechte
507;
daz si daz heilic grap kêrten / an der kristenheit
gewalt Ottok
12994;
wir tuͦn oͮch kunt, daz Anne vnser tohter div guͦt
[...] mag geben swem si wil, vnde wenden
[verwenden, vermachen] vnde keren swie si wil
UrkHohenz
2,237
(a. 1295);
der herre kêre ez [die
Erbmasse] in sînen nutz, ez ensî danne alsô daz den erben
êhafte nôt letze SpdtL
109,21;
UrkCorp (WMU)
1309,32;
wir wellen unser dienst mit vlîz ir kêren Loheng
1190;
WhvÖst
15285;
KvWLd
32,188;
sus wart der sarc gehêret, / grôz rîcheit dran
gekêret Wig
8301;
Parz
107,2.
129,20;
von milte uns diu gnâde beschach, / daz got dur uns
leit den tôt und er uns geruochte ûz wernden nœten kêren SM:
JvR
1: 14,13;
ich wil ze diute
kêren [auslegen] / daz swert und ouch den
sunnenwagn, / die rehte bîschaft von im sagn RvEAlex
984.
– jmdm. etw. ze etw.
~
‘jmdm. etw. als etw. auslegen’
die argen strâfer [Tadler,
Kritiker] , die den läuten kainen schimpf noch kain
werk ze guot kêrent und all zeit verkêrent zuo dem pœsten
BdN
227,29;
wer mirs zu arg keret [übel
auslegt] der ist nit húbsch Lanc
254,9;
Tr
17978.
–
schult ûf/ an jmdn.
~
‘jmdm. die Schuld zuschieben’
stvmme wart er [Adam] an
der bîhte, wande leider sine schulde cherter gâr ûf sin wîp
Spec
7,17;
si [Eva] wolde di sculde
keren / an den scephâre hêre VMos
9,5
2.2.6
übertr. ‘jmdn. zu etw. bewegen’
sô wolden si williclich / ir herren kêrn und trîben
/ in friuntschaft mit in blîben Ottok
46581;
die fürsten hôch geprîset / sult ir ze kampfe kêren
KvWTroj
18529.
– wohl hierher, mit ëʒ als formalem Subj.:
duo Kaîn gehôrte war iz got chêrte, / vil hart er
irbleich Gen
624
2.2.7
übertr. ‘etw. in etw. wandeln, verkehren’
in guot ende kanst du kêren / Êven tumben anevank
SM: EvS
1: 11,11;
zucht wirt in unzucht gekârt Athis
F 18;
der reht mit triuwen lêret, / unreht ze rehte kêret
RvEBarl
12940.
8715;
KvWLd
14,24;
KLD:BvH
6: 5,7;
Serv
47.
–
die werlt gekart wart in blut / an irme dritten
ende HeslApk
13360.
15790.
– spez. von Übersetzung von Sprache:
also iz an dem buͦche gescribin stat / in
franczischer zungen, / so han ich iz in die latine bedwngin, / danne in
di tutiske gekeret Rol
9083.
9033;
Cornelius den strit las, / als er in kriechish
gescriben was. / als hat er in inz latin gekart Herb
59;
nû solen wir enden diz bûch. / ez dûht den meister genûch, / derz
ûz der welsche kêrde En
13431
3
‘etw. (einen Weg) nehmen, sich (einem Weg) zuwenden’
dâ vander von geschihte / einen waltstîc âne slihte / mit
grase verwahsen unde smal; / den kêrte er anderhalp ze tal Tr
2574;
von dem hûse kêrt er / eine strâze, diu was wol gebant
Wig
6250;
her Gwîgâlois kêrt von dem wege / ein engez pfat, daz was
niht breit ebd.
4492.
8533;
sweder vart [Kampf oder Flucht] ir
kêren welt, / wir sîn me schaden doch verselt [wir werden so oder so
verlieren]
Wh
52,27.
–
daz mer zu berge [aufwärts] er
kerte [er ging den Strand entlang]
Rennew
10677
4
refl. ‘eine Richtung einschlagen, sich (wohin) wenden’
4.1
ohne weitere Erg., eigentl. ‘sich umwenden, umkehren’
Phariens kerte sich und reyt under sie und stach einen
mit dem roß darnyder Lanc
101,4
4.2
mit präp. Erg. oder Adv. (auch Adverbialsatz)
4.2.1
eigentl. ‘sich wohin wenden, sich in eine Richtung drehen’
swar sich ein ouge keret, dar keret sich daz ander
nach Lucid
156,11;
die hende er in ein ander want / und kêrte sich gein
der want Eracl
3324;
sich kêrte gegen dem schalle Gunther der künec hêr
NibB
2004,1;
wider hoster [ostwärts] her
sich karte ReinFu
K,938;
MNat
14,5.
–
do cherte sich eines visces grat
[...] im in den hals Konr
5,21.
– vom Lauf der Sonne:
daz ergie an der zit, do sich die sunne gein dem
abent chert und diu nacht nahen begunde PrOberalt
44,11;
davon haizzet er der kraiz der windersunwenden
oder der winterisch widerkerer, wanne deu sunne kert sich danne wider zu
uns KvMSph
30,23.
–
sich (hin)widere/ danne/ umbe
~
‘sich umwenden, umdrehen’
duo Joseph ire rede fernam er chêrte sich hine
dane, / der âmer inen dwanch daz ime der zaher ûz spranch
Gen
2193;
dô kêrt er sich hin widere und sach Volkêren an
NibB
2000,2;
her karte sich hine umbe Roth
2431
4.2.2
übertr. ‘sich (seine Aufmerksamkeit, sein Streben o.ä.) wohin
(aus)richten, sich (etw. oder jmdm.) zu- bzw. (von etw. oder jmdm.)
abwenden’
swer sich an niht wil kêren / wan an des lîbes
gelust, / daz ist der êren verlust Tr
12510;
ze wer sol ich mich kêren Parz
571,10;
an spot er sich niht kêrte UvZLanz
248;
swer sich von zwîvel kêret, / der hât den geist bewart
Walth
77,30;
ich enmag mich nit von der minne keren, ich muͦs ir
gevangen wesen Mechth
1: 28,9;
ich kêre mich gegen der crêatûre,
[...] und kêre mich von gote
Eckh
5: 14,15.
5: 16,5;
SuTheol
298;
di fornuft inmac sich nicht gekerin dan uf ein dinc
Parad
46,4.
– vom Erzählvorgang:
lâ mich aber kêren / wider an daz mære hie, / dâ
ich die rede hie vor lie RvEBarl
11866
4.2.3
übertr. ‘sich in etw. verwandeln’
er [der alte Blanscandiz]
iteniute [verjüngte] sich ander stunt: / daz alter
cherte sich in die íugent Rol
1901;
frowe mîn, dur dîne güete / twing mîn herze ûz
ungemüete, / daz ze fröiden kêre sich SM: JvW
3: 5,3;
HeslApk
18354.
15874
kerenter
stM.
Ort für die Gebeine der Toten, ‘Beinhaus, Karner’ (vgl.
karnære
):
in dem spiegel ich erkenne daz ich asche bin als er: / sô kan
mir der kerenter / mit dem gebeine künden, / daz mich die würme nagende werdent
KvWLd
32,265
kerge
stF.
auch karge.
1
‘Klugheit, Schläue’
2
‘Geiz, Knauserigkeit’
1
‘Klugheit, Schläue’
ez kumt von mîner kerge, / daz ich si kan genennen Helmbr
828.
1648;
mit grôzen witzen und mit kerge Ottok
18555;
daz bevilh ich dîner kerge, / daz er werde ûf die naht / alsô in die stat
brâht, / daz daz hofgesinde / sîn înfart iht [nicht]
befinde ErnstD
5298.
–
‘(Arg-)List’
als wil der genadige Christ, daz wir biderbe sîn in aller
slahte goͮte vnde wîse wider die cherge des leidigen tieuels Spec
125,15;
sô getâne kerge / wolden si undervarn
Ottok
28929.
5612
2
‘Geiz, Knauserigkeit’
diu kerge gen der milte treit / den iemer wernden haz
KLD: Kzl
16: 19,7
u.ö.;
ich wæn da luͤtzel kerge / ieman wolt walten: / die varnden
die bezalten / sie mit gabe riche WhvÖst
15018.
6588;
nâch dem lützel ougen trüebet, / der in kerge stirbet Rumelant
(R)
1:7,4;
der alte treit mit karge / dez gitsackis zarge Martina
125,37;
Boppe
1:4,1
u.ö.
kergel
stM.
‘Schlaukopf’ (hier appellativisch als Spottname):
bischolf Kergel, dâ muost / dû grœzer arbeit zuo legen
Ottok
59282
kergen
swV.
→
kern
kerkære , kerker ,
kerkel
stM.
→
karkære
kerkeltor
stN.
‘Kerkertür’ (hier als Ortsname in Colmar):
von eime hofe, der was Cvͦnradeͥs des weibels seligen vnd liget bi kerkel toͮr
UrkCorp (WMU)
713,21
kerkeren
swV.
Part. auch gekerket.
‘jmdn. einsperren, einkerkern’
der [Barrabas] wart gekerkeret da von, das er
manschlacht getan hete EvPass
237,18;
alle die gene [jene] / di mit
sorclicher sene / stark und veste gekerkert lagen / und mit totlichen pflagen /
waren gevangen um ir missetete Brun
413;
ich waz siech und kleider bar / und gekerchert Erz
III
6,338.
6,511.
6,522;
LvRegFr
4856.
–
mîn bilde, obe ich gekerket bin / in dir, sô lâ mich ûz alsô, / daz wir ein
ander vinden frô, / wan ich muoz aber wider in Walth
68,4
kerkerhaft
Adj.
‘in Kerkerhaft, gefangen’
muotwille und bœsiu geselleschaft / machent manige liute kerkerhaft
Renner
13830.
– bildl.:
[Christus,] vüer uns hin von sünden wegen, / dar in wir
sîn sô kerkerhaft RvZw
Leich 195
kerl
stM.
→
karl
Kerlinc , Karlinc
stM.
‘Franzose’
die grôzen clagelîche nôt / die clagete manec Kerlinc StrKarl
6373;
kleine als ein bône / was der selbe stein. /
[...] / dâ hafte si ir buosem mit / nâch der Kärlinge
sit Wig
847;
under al Karlingen / was ne hein ros so gezale, / uber berch
unde uͦber tale Rol
1629
u.ö.;
Serv
2003
Kerlingære
stM.
‘Franzose’
darnâch mit rotten wünniclîch / ûf disen turnei quam gezoget /
der werden Kerlingære voget / reht als ein rîcher künec tuot KvWTurn
528.
268;
dar kam ein künic Amantrîs, / der werden Kerlingære voget
KvWTroj
23949
Kerlingen , Karlingen
stN.
‘Frankreich’
daz ander teil [der Welt] heizet
Europa. [...] da inne lit Swaben, Beiern, Sazhen,
Dúringen, Denemarc, Friesen lant, Kerlingen vnde Frankin Lucid
32,12;
von Karlingen Pippînus, / ain chunich rîche
Kchr
14309;
swelich burgaer silber kaufen wil, des er bedarf hinze
Kaerlingen, ze Franken, ze Bozen oder ze Venedic StRAugsb
16,21;
Parz
87,21;
Wh
334,10
kerlingisch
Adj.
‘französisch’
daz hemde si bedahte, / daz manz loben mahte, / mit einem rocke wol gesniten /
nâch kerlingischen siten, / weder zenge noch ze wît Er
1547
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