k – kachez kachezen – kalamît kalander – kaldiment cale – kalopeiʒ kalopieren – kaltlîchen kalopieren swV. kalos Subst. kaloze swF. kalp stN. kalpvël stN. kalpvleisch stN. kalt Adj. kalt stM. kalt stN. kalt|asche Subst. kalte stF. kalte swN. kalten swV. kaltguʒ stM. kaltheit stF. kalthërzic Adj. kaltholz (?) stN. kalticlîche Adv. kaltîsen stN. kaltlîchen Adv. kaltnisse – camênisch kamer- – kamerlant kamerlêhen – kamerwîp kamerwise – kampfgeziuge kampfgezouwe – kampfwât kampfwërc – kannel kannelgieʒære – kantner kantnisse – kapfel 1kapfen – kappel kappelære – kappûnen capût (?) – karclich kardamôm – Karlingen karm|bendic (?) – karrer karret – karvrîtac karvunkel – kæselîn kæse|lüppe – kastëlân kastëllære – kastvogetîe kasugele – katzenhurt katzenkint – kavalerîe kâwerzîn – kefse 1kegel – keiserinne keiserlich – këlcheht kelchvaʒ – këllerhûr këllerknëht – kelten kelterboum – 2kemelîn kemelînvleisch – kempfen kempfenbrôt – kennen kenneschaft – kërbelîn kërben – kerlingisch ker|mël – kerrîne kerschlich – kerzentâht kerzestal – kestigen kestigunge – ketzerkint ketzerlich – keʒʒelgarn keʒʒelhuot – kîche kîchen – kienlîte kienmarket – kîlhouwe kilîn – kinde|lege kindelen – kindischheit kindischlich – kintbettegemach kintbetten – kîp kipel (?) – kirchære kirchberc – kirchenvride kirchgâbe – kirchlêhen kirchlich – kirchtac kirchtor – kirchzëhende kirchzûn – kistelîn kistenphant – kiusche kiusche – kiver kiverære – klâfterlanc klâftermâʒe – klageliet klagemære – klagevüerære klagewandel – 1klanc 2klanc – klarisian klârivunkel – klëber klëbereht – klefte kleftic – kleine kleine – kleinnæsic kleinôt – kleithûs klemberen – klepfze kleppisch – klinc klincwerft – kliusel kliuselen – klopfen klopfunge – klôsterliute klôsterlugenære – klôsterweide klôsterwërre – kluc kluche – klunsen klünzen – klûsentür klûsenvrouwe – knabelich knaben – knëhtelîn knëhten – kniebein kniebëten – knistunge kniuwelîn – knopfelære knöpfelîn – knüpfel knüpfen – kobel kobel – kochespîse kochgëlt – kochlêhen
|
kalopieren
swV.
→
galopieren
kalos
Subst.
eine Fischart (vgl. griech.-lat. galeos, Haifischart):
von dem kalos. kalaos haizt ain kalos. daz ist ain mervisch
mangerlai gestalt und mangerlai schickung, sam Aristotiles spricht
BdN
253,23.
253,28
kaloze
swF.
→
kolze
swM.
kalp
stN.
‘Kalb, Jungtier’
1 überw. vom Rind (vgl.
kalbe
) 1.1 allg. 1.2 bezogen auf das bibl. Goldene Kalb (Ex 32) und weitere Götzen 1.3 als Symbol des Evangelisten Lukas 1.4 bezogen auf Kindheit und Jugend 1.4.1 unter dem Aspekt der Schwäche (z.T. bezogen auf den Tod Christi) 1.4.2 unter dem Aspekt der Unerfahrenheit, Dummheit bzw. Impulsivität (z.T. phras.) 1.5 als Ausgangsmaterial für (feines) Pergament (z.T. phras.) 1.6 als Bestandteil von Personennamen 2 selten von anderen Tieren (Hirsch und Reh, vgl.
hintkalp
,
rêchkalp
)
1
überw. vom Rind (vgl.
kalbe
)
1.1
allg.:
si opferoten chelber unde scâf / wiroch brahten si dar
nach VMos
43,16;
daz merke bi den rindirn. di sin truckener nature. di
kelber sint vuchte. vnde wol getempirt SalArz
17,4;
von eime kalbe gebroten BvgSp
96;
dem [verlorenen Sohn] haust daz
vaist kalb erslagen SHort
4279;
HvBurg
6346;
ein wagen mit chelbern (der git) einen phenninch, der karre einen
helblinch UrkCorp (WMU)
548ABC,6,33;
man sol auch kain kalb niht slahen, es sei denne vier wochen alt und auch
kaines sol man slahen, daz uͤber cehen wochen alt sei NüP
86
1.2
bezogen auf das bibl. Goldene Kalb (Ex 32) und weitere Götzen:
si habeten gotes uirgezzen / ein kalb habeten si gegozzen
/ di irren unde di tumben VMos
53,30
u.ö.;
treun, dâ versmâhten si in in seinen grôzen werken und
petten ain kalp an BdN
211,7;
habt ir den reinen got verlân / und welt diu kelber beten
an? EnikWchr
8788;
Parz
454,2;
RvEBarl
10547
1.3
als Symbol des Evangelisten Lukas:
daz machet Lûcas kalp mit sîner schrift von Cristes tôde uns kunt
RvZw
9,6
1.4
bezogen auf Kindheit und Jugend
1.4.1
unter dem Aspekt der Schwäche (z.T. bezogen auf den Tod Christi):
da ne scadet der wolf deme lambe / noh der lewe deme
chalbe VMos
12,19;
are, calb vnde lamp, / vnse trost vnde unsir heilant
Litan
115;
von simme tôde ist er gebenmazzet dem chalbe. uon
siner urstende dem lewen Spec
119,7;
wie Got alsam ein kalp vertruoc / den tôt an der menscheit, wie man in
an daz criuze sluoc RvZw
9,4
1.4.2
unter dem Aspekt der Unerfahrenheit, Dummheit bzw. Impulsivität (z.T.
phras.):
so ist er tumber denne ein chalp
StrKD
147,156;
der ist der sinne ein kalp, der zuht ein rint Jüngl
165;
swâ der ohse krône treit, / dâ hânt diu kelber werdekeit
Freid
139,18;
die sind rehte als rinder oder kelber zuͦ verstonde
zuͦ disen hohen goͤtlichen dingen Tauler
10,30;
hey sprach vort als ein kalff Karlmeinet
248,5;
Karlle spranck up do als ein kalff. / hey en wyste van vrouweden neit
wat doen ebd.
5749
1.5
als Ausgangsmaterial für (feines) Pergament (z.T. phras.):
der ez solde schrîben / waz dâ wunders ist geschehen, / der mochte sich
wol umme sehen / nâch den kalbes hûten LivlChr
7077;
singen und sagen und kalbes hiute / nerent noch vil tummer und wîser liute
Renner
4255;
blatten, kappen und kalbes hiute / machent wîse und tumme liute; / si
machent ofte den genême, / der sust wêr vil widerzême ebd.
4311
1.6
als Bestandteil von Personennamen:
des sint gezevge [...], her Engelschalch der
Chalp vnd sin sun Jacob UrkCorp (WMU)
2865,7
2
selten von anderen Tieren (Hirsch und Reh, vgl.
hintkalp
,
rêchkalp
):
ich hân ouch manic kalp ûf walden funden, / dem half ich, als ich mohte / vor
wolfen und vor mürdic jägerhunden Hadam
212,5
kalpvël
stN.
‘Kalbsfell, -haut’ (vgl.
kelbervël
):
alsô sprach ein kursenær. / lât mich gewinnen ein kalpfel
EnikFb
1007;
von hvndert kalpvæ̂llen, si sin geworht oder vngeworht, einen phenninch, minnr
einen helblinch UrkCorp (WMU)
548ABC,26,43.
– als Pergament:
ir wizzet daz wol daz man eine ieglîche hantveste schrîbet ûf kalpvel oder ûf
schâfvel PrBerth
1:575,19;
wand swaz man silber unde golt / in des bâbstes hof bringet,
/ daz wird niht hôher gedinget / denn umb kalpvel und umb blî Ottok
8352
kalpvleisch
stN.
‘Kalbfleisch’
item, swer vuert kalpfleichs oder lampfleichs, der gibt von dem einczwagen
czwene phenning und von dem deischelwagen vier StRBrünn
374;
einem koch, dem sol man geben kalpfleisch vnd rintfleisch vnd huͤrn
[l. hünr
] vnd guͤter wuͤrtz genuͤg, kost ze bereiten WeistGr
4,25
(a. 1354)
kalt
Adj.
‘kalt’
1 zur Beschreibung der Temperatur von etw. 1.1 allg. 1.2 Wetter und Klima 1.3 von menschl. Körpertemperatur 1.4 (jmdm.) etw.
~ machen/ tuon/ vrümen 2 zur Charakterisierung von Emotionen und emotional bestimmten Handlungen 2.1 allg. 2.2 zur Charakterisierung des Zustands der Gottesferne (vgl. Egerding, Metaphorik 2,659ff.) 2.3
‘kühl, gleichgültig’
2.4 phras. 2.5 in der Wendung jmdm. heiʒ und ~ sîn/ wërden zum Ausdruck größerer Aufregung, Gefühlsschwankung 3 med. 3.1
‘kalter Schweiß’ (vgl.
kalte
) 3.2 als spezifische Eigenschaft des Alters (vgl.
kalten
1 und TPMA 1,83f. s.v. alt) 3.3 zur Bezeichnung einer der vier Grundqualitäten (warm/ heiß, kalt, feucht, trocken) im System der Humoralpathologie (vgl. Gloning, Humoraler Wortgebrauch)
1
zur Beschreibung der Temperatur von etw.
1.1
allg.:
ich weiz hie bî nâhen einen brunnen kalt
NibB
969,2;
Iw
568;
sô wasche im die füeze mit chaltem wazer
Barth
134,26;
man sol kaltiu beder mezeclich uben MNat
7,12;
das ysen rurt im den arme, wann es kalt was, und da von
entwachet er Lanc
430,16;
Herb
9012;
da was die hertstat kalt ebd.
14604;
do braht man spise manicfalt / beide warm unde kalt, / dar zu edeln külen
win Zwickauer
90;
BvgSp
62;
Parz
238,15.
– i.S.v. ‘minderwertig’ (vgl.
kaltholz
):
die buͤrger zu der nuͤwenstat haben glichez reht zu hauwen kaltez holtz
UrkWürzb
39,278
(a. 1326);
wan swenne der mantel ist alt, so ist er oͮch kalt
[wärmt nicht]
Mechth
6: 21,23.
– eine Pferdekrankheit (?):
welch ros den caldyn stal hat Albrant
3,52.
– als Bestandteil von Personennamen:
Burkart zer kalten vallvn UrkCorp (WMU)
2357,27
1.2
Wetter und Klima:
sus giengens zuo dem fiure stân / und wermten sich, wan ez
was chalt KvHeimUrst
227;
diu naht wart vinster unde kalt, / ez kam ein regen unde
ein wint Iw
5782;
BdN
8,1;
do treip mich hitze vnde sweiz / vnder einen kalden
boum [in den kühlen Schatten]
Herb
2180;
div hitzze tet im niht we, im schadet oͮch niht der chalde sne
GenM
9,2;
de sumer heiz, de winter kalt MarlbRh
66,17;
Lanc
537,21.
– oft im Minnesang zur Charakterisierung des Winters:
mangen fröuderîchen schal / hât diu kalte winterzît
verdrungen KvWLd
17,14;
die fröide wil der winter kalt verdringen, / er hât den
anger sîner kraft beroubet SM: WvT
2: 1,3;
KLD:GvN
5: 1,2;
ich sunge von dem kalden sne, von regen und von winde
Tannh
14,16;
sô der vogel kôsen / von den kalten rîffen swachet /
und diu heide bar der bluomen lît SM: Wi
4: 3,2;
rîfen unde winde kalt / roubent ouwe und ouch den walt
SM: KvL
20: 1,1;
Walth
13,27.
– subst.:
stant uf snelliche und cume zu mir, daz kalde ist
forgangin [
iam enim hiemps transiit Ct 2,11] , da alle dinc
fone sterbin Parad
131,12;
er was off syn jagpfert geseßsen und hett
[...] syn rytlersen
[Reitstiefel] angethon, wann das kalt was
angegangen Lanc
227,27.
565,4;
er muͤsse da von liden pin, / als hunger, durst, kalt
und haiss: / der vermaid in aller kains WernhMl
6091;
lieber herre, moͤcht ich dar komen, und wer ich fri,
so wolt ich den aplas suͦchen und holen, es wer dur Rin, durch sne, durch
nas und kalt Tauler
276,14
1.3
von menschl. Körpertemperatur:
sîne gîserten [in Eisen
gekleideten] arme, / swie rîterlîch die sîn gestalt, / uns
dunct doch des, si haben kalt Parz
449,4;
ze dem tôde het er sich gestalt, / natûrenhitze was er kalt
LvRegFr
3810;
der hœhsten hant getrûwe ich wol, / daz si drucke und
ziehe mir den arm. / manec heidensch herze, diu noch warm / sint, diu werdent
drumbe kalt [sterben]
Wh
150,17;
ze Mastriehte wart ein petterise
[Bettlägeriger] / gefüeret ouf einem garren. /
des gebæine sach man starren / als einer chalten leiche Serv
3183
1.4
(jmdm.) etw.
~ machen/ tuon/ vrümen:
si sprachin, daz unsir got wæri / ein vil gut helphæri, /
daz er mid sinir giwalt / machit in den ovin calt ÄJud
80;
PrüllS
6,1;
zwîvel tuot mîn herze kalt / dâ wider ze ungewinne HartmKlage
(G)
1829;
er duldet manigen herten strît / von des winters gewalt; / er tuot im
dicke ze kalt ebd.
828;
ellende frumt mirz herze kalt Parz
659,19;
immer so ich an hebe / und wil bewilen gruzen dich, /
[...] / so kumen di bi gedanken, / die mich brengen
wanken / und machen mir den gruz kalt Pass I/II (HSW)
18035
(vgl. 2.4)
2
zur Charakterisierung von Emotionen und emotional bestimmten Handlungen
2.1
allg.:
alzehant smilzt mins kalden herzen is, / als du mich eines
guͤtlich ane siͤs MarlbRh
2,15;
von disem leiden mære / wart diu sældenbære / als ein
tôtez wîp gestalt, / ir wart in deme lîbe kalt / daz herze, daz geloubent mir
KvWHerzm
480
2.2
zur Charakterisierung des Zustands der Gottesferne (vgl. Egerding, Metaphorik
2,659ff.):
ein hert steinin herze, hert und dúrre unde kalt, und
verloͤschen ane andacht und gnade Tauler
281,18;
er [der Mensch] stot in
vinsterer kalter hertikeit ebd.
233,25.
61,30.
283,30.
61,38;
dis gebet hat grosse kraft,
[...]. es machet ein sur herze suͤsse,
[...], ein blint herze sehende, ein kalte sele
brinnende Mechth
5: 13,5.
5: 33,8;
eyâ, herre, ich vinde mich als blôz und kalt und træge,
dar umbe entar ich niht ze unserm herren gân! Eckh
5: 264,9;
Seuse
153,17.
227,9;
Parad
112,1
2.3
‘kühl, gleichgültig’
wiͤ möchts du kalt in disem vuͥre sin, / dat so ser wart
in andern luͥden schin? MarlbRh
92,13;
so was er vor al sin leben / in ritters wis worden alt /
und was der sin in im kalt / zu dirre nuwen lere Pass I/II (HSW)
14626;
si quamen zornec, sunder gruz / als ie der nit tun muz, / wand an im ist
die liebe kalt Pass III
390,37.
– mit Präp. ane, von, ze
‘gegenüber etw.’
sin kunst was ungehebe / und an schonen witzen kalt
Pass I/II (HSW)
15491;
o kumt daz ungelucke, / daz itele wort werden balt /
und daz herze an genaden kalt ebd.
14860;
der bruder wart an gote kalt / unde entbrant an boser
hitze Vät
17046;
da wirt er resch unde balt / unde an slafene vil
kalt ebd.
21020;
gote unglîch und kalt an götlîcher minne
Eckh
5: 35,11;
ich bin denne geneiget ze gebresten, krank ze
widerstene dien vienden, kalt und law ze allen guͦten dingen
Seuse
233,18;
leidor kalt von [La. an
] gnaden Mechth
7: 3,11.
– mit Präp. von
‘auf Grund von’
gene di von sunden kalt / sint und an misseteten balt
/ di irwermet si mit ir hitzen / daz si an gotis libe switzen
Brun
4885;
din herze luterbære / was darunder also kalt / von
kiuschekeite manecvalt / [...] / daz alles
fleisches girde / und heizer brœdekeit gelust / verloschen was in diner
brust KvWGS
1775.
– selten mit Gen. ‘gegenüber etw.’
alzuhant wirt er andacht kalt / von der liebe die er
treit Daniel
5562;
diu gîtikeit: diu ist kalt der wâren minne PrBerth
1:394,27
2.4
phras.:
– weder kalt noch warm, lau:
wande siu kalt noch warn sint, sô spivwet er siu ûz
sîneme munde ze iungest. daz sint die weder kalt nesint daz siu got
furhtent, noch warm daz siu in minnen TrudHL
68,25.
–
‘doppelzüngig sprechen’ (vgl. TPMA 6,404f.):
dû blæsest kalt und hûchest warm / ûz eines mannes munde: stæter
triuwen bistû arm RvZw
61,4;
er muoz ûz mînem hûse gân, / wen man sicht heiz und kalt hân / in
sînem munde Boner
91,44;
Renner
21866
2.5
in der Wendung jmdm. heiʒ und ~ sîn/ wërden zum Ausdruck
größerer Aufregung, Gefühlsschwankung:
ime was heiz unde kalt, siniu wizze waren manichvalt
AvaLJ
136,1;
dem himelischen fürsten / wart dicke kalt unde heiz, / in badete manec
angestsweiz LvRegSyon
1513;
Rol
2056;
‘liebiu muoter, ich enweiz.’ / ‘ist dir kalt oder heiz?’
/ ‘ich brinne unde bin doch kalt. / [...].’
Eracl
3154.
3206;
nû dar, nû dan, nû sus, nû sô / tet si vil mangen
umbekreiz. / wîlent kalt und wîlent heiz / wart ir von süezer minne gir
KvWTroj
8862
3
med.
3.1
‘kalter Schweiß’ (vgl.
kalte
):
ich entstên mich wol, daz der sweiz / kelter ist, danne
ein îs Eracl
2985;
hât er danne chalten sweiz, der stirbet an dem einleftem
tage Barth
135,1;
die calden sudores Capsula
17;
SalArz
74,14
3.2
als spezifische Eigenschaft des Alters (vgl.
kalten
1 und TPMA 1,83f. s.v. alt):
wan sô die liute ie elter sint, sô ir natûre ie kelter ist
PrBerth
2:143,5;
swenne der mennische wirt alt, / aller sin lip ist im
chalt, / ze den chreften ime gebristet, / alliu sin tugente erlischet
HimmlJer
78;
frâz und unkiusche zemt das alter: / ez enwart aber nie kein man sô kalter
/ von vil jâren, daz gîtikeit / von im schiede Renner
7812;
so in [den Adler] daz altir an
gat, / daz er daz gevidere lat, / so ist er alt, / so ist er chalt, / er vellet
in einen walt Hochz
585
3.3
zur Bezeichnung einer der vier Grundqualitäten (warm/ heiß, kalt,
feucht, trocken) im System der Humoralpathologie (vgl. Gloning, Humoraler
Wortgebrauch):
sumeliche sternen sint kalter natur, sumelich nazer,
sumeliche truckener, sumeliche heizer Lucid
50,7;
das wasser, das dritte elementum, ist viuchter unde kalder
nature Macer
Prosavorr. 9;
WälGa
2287;
swer kalder unde vuͦchter nature ist, der heizet
flecmaticus Macer
81,2;
Physiogn
107;
Lucid
50,10;
swenne di leber sich ist uon der kalden complexionen
SalArz
53,27;
milch ist kalt vnde vuchte. di sure milch ist kelder di
grun ist trucken ebd.
18,41;
der helfant ist chalter nature, dehein ander tyr ist so
chalter natur. da von ist er eben meczich der chvͤische vnser vrowen
Konr
18,14;
BdN
451,18;
warmiu dinc koment von dem viure [...], und alliu
kaltiu dinc koment von dem wazzer, und alliu truckeniu dinc koment von der erden
Eckh
4:214,29
kalt
stM.
→
gehalt
kalt
stN.
→
kalt
Adj.
kalt|asche
Subst.
‘erkaltete Asche’, Bezeichnung im Umfeld des Schmiedehandwerks
(Nölle-Hornkamp, Handwerkerbez., S. 287), nur als Bestandteil von
Personennamen:
swelis tagis der Kaltesche vnde sîne sivne in vnsir stat odir drûz varint
UrkCorp
N3,38;
her Hug Kaltesche ebd.
1311,30
kalte
stF.
→
kelte
kalte
swN.
‘Kälte’, med. Bezeichnung für ‘kaltes Fieber, Schüttelfrost’
an dem sechstin tage des wintirmandin, do bestunt den edeln furstin di groze
krankheit di man nennet daz kalde, zu latine di febres, da von leit he groze not
Köditz
40,12;
er [der Holunder] furdert di
wazzersuchtigen di da sich sint uon dem kalden SalArz
90,52;
ebreze vertribet di slangen. si ist ouch guͦt wider dem calden
Macer
2,13;
daz kalde vergeit unde etteswenne di suche gar ebd.
39,12
u.ö.;
Kröllwitz
771
kalten
swV.
auch kelten (Tauler ).
1 intr. ‘kalt werden, erkalten’
2 tr. ‘kalt machen, abkühlen’ (z.T. mit Ersparung des Obj.; Interferenz zu
kelten
?)
1
intr. ‘kalt werden, erkalten’
die nacht kalden geriet ReinFu
K,751;
die peinen sint krank und siechent allermaist sô die pluomen
kaltent BdN
292,7;
laz sie [die Leber] braten gar vnd
nim sie denne abe vnd lazze sie kalden vnd besnit sie schone BvgSp
29.
– bezogen auf das hërze:
nu begunde ir herze kalten Tr
10087;
wan so der rein Hartman / mein hertz besitzet, / so chaltez
[l. kaltet eʒ
] vnd switzet / vnd bristet vnd chrachet Krone
2408;
swer ûf bœse kündikeit / wort und werc und sinne leit, / des herze kaltet
als ein îs, / sô slehtiu einvalt beheltet den prîs Renner
15265;
also gross schaden ist komen hinabe, verre und nahe, das
den waren frúnden gottes ir hertze dorren und kelten mag in irme libe
Tauler
48,19.
– phras. (vor allem im Zusammenhang von alten - kalten
‘altern - weniger werden’):
liebe armet unde altet, / si kuolet unde kaltet
Tr
13064;
die welt beginnent alten, die minne beginnet kalten
Seuse
430,26;
do er [Kg. David] begunde
alten, do begunde er kalten ebd.
406,8;
swes man zem êrsten beginnet, / der muot dar sêre brinnet; / soz beginnet
alten, / sô geræt ez kalten Freid
133,24;
heiz wazzer âne fiur beginnet kalten Renner
17152
2
tr. ‘kalt machen, abkühlen’ (z.T. mit Ersparung des Obj.; Interferenz zu
kelten
?):
si [die Planeten] warment und
kaldent: / etswenne daz îs si schaffent; / dar nâch si boume saffent
Wh
309,24;
sicut cisterna aquam frigidam facit / also di cisterna kaldet
daz wazzer Brun
4894
kaltguʒ
stM.
‘kalter Guß’ (vgl. Glr.z.St.; auch zu den Schreibformen):
waschez diche mit tan czephen chaltchuͤzz, gesoten von
tanzephen Albrant
1,21;
swelich ros hagen huof ist, so mach ein chalchez von aschen aus
magen halm und wasch iz da mit ebd.
1,20;
calcus ebd.
3,18
kaltheit
stF.
‘Kälte’, hier übertr. zur Beschreibung von Gottesferne (vgl. Egerding,
Metaphorik 2,659ff.):
darumme bedarf der mensche gar grozis flizis daz he ummer mê
einen gereidin ufgerichtin willin habe zu gode, [...] und
daz nicht lazin wolde durch kein ungemach oder traicheit, und so ist alle wege nuwe
und vrisch und inwirt nicht ein kaltheit noch slafheit an dem menschin
Parad
132,29;
doch stont dise lúte muͤssig, daz ist sú stont in lauwikeit,
in kaltheit, minnelos und gnadelos Tauler
29,21.
335,11;
si haben sich vorsûmit an kaltheit ires herzen und an undancbêrikeit gotlîches
gutes HvFritzlHl
235,33
kalthërzic
Adj.
‘kaltherzig’ (hier subst.):
doch mac der heilige geist baz / innewendic irn gedermen /
mit siner brunst irwermen / die kaltherzigen dan die
lan [lauen] , / die wider kalt noch warmiz han
HeslApk
6493
kaltholz (?)
stN.
unklar, ob Syntagma oder Kompositum (vgl.
kalt
1.1).
minderwertiges Weichholz im Ggs. zum Nutzholz:
jtem [sollen] daz tal Eberspach
[...] vnd daz tal Schoͤnowe haben reht zu hauͤwen kalt
holtz vnd brunne holtz [Brennholz] . jtem sy mugen auch
hauwen buͤholtz UrkWürzb
39,278
(a. 1326);
kaltholtz daz ist birkyn, espin, selhin [von der
Salweide] vnd erlin vnd daz zu buͤwen niht entauͤk ebd.
42,41
(a. 1353)
kalticlîche
Adv.
‘ohne innere Anteilnahme’
[im Gegensatz zum holocaustum, dem Tieropfer]
ist sacrificium allichen brot unde win, daz die ewarte do [zur Zeit des
alten Bundes] chaltichliche ze ire nucze biderbten. aue wir nu in
der christenheite haben iz ze heiltuome des lihnamen unde des bluotes unseres herren
Ihesu Christi PsWindb
50,18(Randgl.)
kaltîsen
stN.
‘Kalteisen’, vom Beruf des Kaltschmieds abgeleitet (zur Sache DRW 6,741 und
Nölle-Hornkamp, Handwerkerbez., S. 287; vgl.
kaltsmit
), nur Bestandteil von Personennamen:
Albrecht kaltisen UrkCorp
917A,6.
2368,44
kaltlîchen
Adv.
‘kalt’, hier übertr. zur Beschreibung von Gottesferne (vgl. Egerding,
Metaphorik 2,659ff.):
das tuͦst du alles alsus ane minne und andacht mit einem
zerstroͤwetem herzen also blintlichen und kaltlichen Tauler
137,35
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