behëlfunge
stF.
‘Notbehelf, Ausrede’
denne ensol der mensche nút us loͮffen umbe deheine behelfunge, sunder er sol
tuͦn als S. Peter tet Tauler
344,17;
dis sint alles jagehunde, und wurst selber ein jagehunt und billest selber
dich an: ‘du soltest dich behelffen mit dem sacramente’. in diseme soltu kein
behelfen [La. keine behelfunge
] suͦchen ebd.
315,18.
315,4;
UrkYsenb
96
(a. 1324)
behëlfwîse
stF.
‘Notbehelf, Ersatz’
ein mensch sol war nemen der neigunge, dú sich ze allen dingen bietend ist in
behelfwise wider der ainvaltigen warheit Seuse
164,26
behëllen
stV.
‘etw. mit seinem Klang erfüllen’
obe sein lere / die werlt gar behülle, / daz si sich bewülle, / unde wære dem
tivel verselt Serv
1027
behelsunge
stF.
‘Umhalsung, Umschließung’
doch sô beheldet ieglîchiu persône ir eigenschaft an ir persônlicheit nâch
redenne. aber in dirre behelsunge der beslozzenheit dâ tragent drîe persône einer
nâtûre eigenschaft Eckh(Pf)
391,35.
391,37
beheltære
stM.
→
behaltære
beheltnisse
stF.
→
behaltnisse
behêmisch
Adj.
→
beheimisch
behende
Adj.
1
‘flink, schnell, gewandt, geschickt’ (bes. in Bewegungen) 2
‘klug, weise, sorgfältig’
3
‘angemessen, geeignet, bequem’
4
‘dünn, fein, zart’
1
‘flink, schnell, gewandt, geschickt’ (bes. in Bewegungen):
ez liefen kreiierende hie / behender garzûne gnuoc
Iw
7107;
sin schiff nam behenden schuss / über des wilden wages flütt GTroj
14656;
sin vinger schlecht, lang und fin / [...] / behende
und wol gelaichig gar WernhMl
5979;
RvEWh
10753;
BdN
50,6
2
‘klug, weise, sorgfältig’
dar zuo gehœret gar ein behender vlîz Eckh
5: 276,3;
Tauler
17,4;
dú warest, dú nútzest, dú behendest ler, dú dir in aller der schrift mag
werden Seuse
288,9;
manche dunken sich / so clug und so behende TvKulm
4953;
in diner gotheit behende / hastu so der menschen ende / gesatzt Hiob
5351.
9455;
WernhMl
1472;
BdN
238,25
3
‘angemessen, geeignet, bequem’
sô haben wir hie zehant / vil schœnez îsengewant, / beidiu behende unde guot
Er
591;
hacken unde steine / wârn in darzuo [zum Aufbrechen der
Kisten] behende Ottok
29358
4
‘dünn, fein, zart’
diu stimm ist ain behender [
tenuissimus
] luft, geslagen oder geprochen zwischen zwain herten leibhaftigen
dingen BdN
15,25;
die frawen habent auch kleineu haupt, behend häls und behend
antlütz ebd.
52,20;
daz kraut ist behend [
est tenera
] und gibt von ainer wurz vil langer est ebd.
383,11;
KvMSph
8,10
behende
Adv.
→
behanden
behendec
Adj.
‘geschickt’ oder ‘eilfertig’ (?):
doch ist sie [eine Frau] behende [Hs.
behendec
] / an venstern, an glassen. / luogen in die gazzen Helbl
1,1292
behendecheit
stF.
1
‘Geschicklichkeit, Beweglichkeit’
2
‘Fertigkeit, handwerkliche Technik’
3
‘Kenntnis, Klugheit’
4
‘Zartheit, Feinheit’
1
‘Geschicklichkeit, Beweglichkeit’
die tugende der sêle krefte sint; / den lîp diu sterke ane wint, / diu snelle
und diu behendekeit WälGa
8507;
da vachtt gar mit behendekaitt / Schyro der starcke GTroj
16927;
die jugent dich betriuget, / behendikeit die liuget Frl
9:20,8;
Lanc
639,17.
– mit Übergang zu 2:
dâ sluogens unde wurfen mit / die tambûr mit behendicheit
Wig
8653;
rotten, harpfen, singen / und aller hande zabelspil, / daz kunde er unde treip
sîn vil. / an im lac grôz behendekeit KvWTroj
5977
2
‘Fertigkeit, handwerkliche Technik’
si kunde schœniu hantspil, / schœner behendekeite vil: /
brieve und schanzûne tihten Tr
8138;
hy seczt her [der Autor] eyne andir
behendigkeit Pelzb
118,17;
eyne andir behendikeit von wynstockin ebd.
131,17
3
‘Kenntnis, Klugheit’
aber an der behendikhait vnd vernuͤftigew bechantneͧzz dez goͤtleichen wesens
[...] sind all laͤut niht schuldig ze wizzen
RechtssA
G55,10;
vnd sol iv einen list dar an / sagen vnd eine behendecheit Krone
2597;
der gallen aigenkait ist unstætichait, tobung, behendichait,
scherpfen der sinn BdN
28,28;
Tauler
42,18;
DvASchr
309,26
4
‘Zartheit, Feinheit’
so sprechin si also daz di gropheit der element abe gê und di behendikeit und
di subtilikeit des himmillischen libes beste an deme geseligiten libe unsis herrin
Parad
60,5;
[wenn jemand träumt, dass er fliegt, bedeutet das]
behendikait und leihtikait seins pluots und anderr seinr fäuhten BdN
53,23
behendeclich
Adj., Adv.
überw. Adv., auch behendeclichen.
1
‘gewandt, geschickt, schnell’
2
‘klug, weise’
3 im Lanc meist ‘unauffällig, heimlich, verstohlen’ (von mnl.
behendelike , vgl. Steinhoff, Lanc., S. 875)
1
‘gewandt, geschickt, schnell’
nieman nâch ritterlîchem site / alsô behendeclîchen rite
Tr
702.
4715;
daz si behendeclîche riten / und nâch turneischen siten / wol
kunden pungieren UvZLanz
637;
aber der rauch trückent sneller diu fäuhten gelider und
behendicleicher ân peizen und nagen BdN
370,19;
Walth
37,35;
PrEngelb
202,62;
Lanc
274,12;
Pelzb
130,33
2
‘klug, weise’
daz hat si behendeklich gebuͤsset und gebessert mit minem unschuldigen
wirdigen lidenne Seuse
258,8
3
im Lanc meist ‘unauffällig, heimlich, verstohlen’ (von mnl.
behendelike, vgl. Steinhoff, Lanc., S. 875):
das er wolt ryten so er behendiclichst möcht, das yn nymant
solt erkennen Lanc
150,36;
ich han uch auch so behendiclich thun stelen, das nymer man
befindet wo hin ir komen sint ebd.
519,3.
200,29
behendelîche
Adv.
‘sofort, unmittelbar’
ime geswal der arm behendelich gross und ward blawvar Seuse
44,11;
vúrgast dv́ [wenn du zurücklässt] behendelich vnd
lichtlich dv́ bildsame ding RvBib
79,9
behenden
swV.
‘jmdn. mit Händen berühren, betasten’
der lîcham gots gebenedît, / von der dît vormaledît / wart jêmirlîch durch
iren nît / behant, besulwit, angespît NvJer
23541.
– übertr. ‘jmdm. etw. gewähren, anvertrauen’
nu, vrawe Minne, wie schaffter / daz dem jungen Ryal / behendet werde dirre
bal / mit den clainoͤden zwain? WhvÖst
2944;
süzer pflichte / bin ich von der lieben, truten liepliche behendet Frl
14:21,10;
KarlGalie
4214
behendenîe
stF.
‘Geschicklichkeit, Beweglichkeit’ (französisierender Neologismus für
behendekeit):
so pruoft dirre sin chraft. / mit maniger behendenie / was disiv massenie /
vor der ostelie [afrz. ostelerie?]
Krone
695;
jst iemen hie, der mich bestat / vnder dirre massenye / mit ritters behendenye
/ ze örs mit tyostivre ebd.
1171
behendigære
stM.
‘geschickter Mann’
so wold ich iu vil gerne sagen / ein hovelichez mære / daz ein behendigære /
getihtet hat von einem man / der vienc den reiger mit dem han Reiher
26
behenken
swV.
‘jmdn./etw. mit etw. behängen, schmücken’
si sitzet als ein keiserîn / behenket mit ir
merze [Schmuck]
KvWKlage
24,6;
der heide glanz in des meien zît / mit touwe behenket
Wh
364,23;
al die boume werden gar behenget / mit kardamuͦmen und obz uz paradise
JTit
5220,2;
SHort
8375;
WhvÖst
13429;
Minneb
4314.
– mit Refl.-Pron. ‘sich mit etw. schmücken’
und behenkent sich vor den offenbaren lúten mit schoͤnen
worten Mechth
5: 11,13;
wer sich oͮch nuwen behencket in usserkeit, der ist ungeboͤgig
[unflexibel] zuͦ innerkeit Seuse
470,8
beherbërgen
swV.
1
‘jmdn. beherbergen’
2
‘etw. als Herberge nutzen’
1
‘jmdn. beherbergen’
ich han uch beherberget in der festesten burg
Lanc
174,4.
563,14;
dô er ze Jerusalêm quam, / dar volgten im die geste. / nu wurden si in der
veste. / geherberget [La. beherberget
] schône KvFuss
1229;
get von mir ir verfluhten in daz ewige fivr. [...]
ich was gast vnd ir habt mich niht behirberget EvAug
65,10
2
‘etw. als Herberge nutzen’
wol zwei hundert tûsent man, / die heten den grüenen plân / beherberget
rîchlîche PleierGar
12323.
–
wol beherberget was daz velt / si kêrten für das hôchgezelt Parz
756,11;
Wh
319,21;
diu hiuser wâren über al / beherberget vaste Er
234;
ouch was beherbergt diu stat / sô gar daz ich vil kûme kam / dâ ich herberge
nam RvEGer
5278
behêren
swV.
1
‘jmdn. erhöhen, auszeichnen, (zu etw.) auserwählen’
2 refl. mit Gen. ‘sich über etw. erheben’
1
‘jmdn. erhöhen, auszeichnen, (zu etw.) auserwählen’
[die Ehre] lîp unde sêle behêret RvZw
77,12;
ritterschaft ist auch vercheret. / die hat got darczu beheret / daz si witiben
und waysen friden Teichn
564,1880;
RvEBarl
5965.
– als Part.-Adj. ‘erhaben’
dâ man den bœsen wol becleit mit purpur siht behêret
KvWLd
32,201;
der heilig gaist mit voller wag / ist uͤber allew dinch beheret Teichn
1,19;
von seiner [des hl. Gregorius] worte chraft / das
prot sich verchert / inden leichnam behert Märt
3720
2
refl. mit Gen. ‘sich über etw. erheben’
welt irs iuch niht behêren, / sô lânt mich iwern gesellen sîn
UvZLanz
3160;
swer sich des stætes vriundes dur ubermuot behêret
SM:UvS
29: 1,1;
alse der tiuvel geschaphin wart, do bechander wole, daz got sin schephare was.
do nidote er in sinir herschepte vnde beherete sich daz er ime undirtan ware
PrWack
1,30;
RvEAlex
6115;
HvBer
3897
behern
swV.
1
‘jmdn. mit Heeresmacht überziehen, jmdn. (mit einem Heer) angreifen, etw.
verheeren’
2
‘jmdn. wegen einer Sache angreifen, jmdn. einer Sache berauben’
3
‘sich mit ritterlichem Gefolge ausrüsten’
1
‘jmdn. mit Heeresmacht überziehen, jmdn. (mit einem Heer) angreifen, etw.
verheeren’
dar vuor der chunich Ottô, / daz lant er gar beherte / mit
fiure unt mit swerten Kchr
16136;
der helle winchel er behert / und der deheinen drinne lât
KvHeimUrst
1854;
si wil ie noch / elliu lant behern und sîn ein rouberîn
MF:Mor
9: 1,6;
RvEBarl
13159
2
‘jmdn. wegen einer Sache angreifen, jmdn. einer Sache berauben’
dû bist mir / ze ungnædiges muotes, / wil dû mich mînes
guotes / und mîner êren behern Iw
5647.
1829;
dô dâhte si den recken des lîbes wol behern
NibB
2373,2;
ôwê, senelichiu nôt, / wie dû mih fröiden hâst behert!
SM:Gl
3: 9,18;
daz sî mich hôhes muotes âne widersagen behert
KLD:UvL
20: 3,3;
KvHeimHinv
526;
Er
7711;
Neidh
WL 19:5,6
3
‘sich mit ritterlichem Gefolge ausrüsten’
von Kostentz byschof Hainrich / und der von Basel het auch sich / behert und
beknapt WhvÖst
16671
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