houbethaft
Adj.
‘außerordentlich, besonders’
1 in negativem Kontext 2 in positivem Kontext
1
in negativem Kontext:
dich und dîne genôze / füeret er [der Teufel] hiut
in die helle / du bist der untriwen geselle. / dô si die rede getâten, / zesamne si
aber trâten / mit houbethafter vîentschaft StrKarl
12047;
daz wurde ein houbthafte scham / beide mir und minen kinden
StrKD
4,68;
besnîdet iuh von houbethaften
mailen [Makel] , / iwer herze machet raine
Kchr
9426;
RvEBarl
14781;
HeslApk
4656.
– häufig
~ sünde
‘schwere Sünde, Todsünde’ (vgl.
houbetsünde
):
von in [
hôchvart, unkiusche und
gîticheit
] kumt luoder unde frâz, / spil,
arcwân, nît, zorn und haz / und manic ander houbthaftiu sünde
Renner
15899;
sin erstiz werch Adames was ein hoͮbthaft sunde
Spec
7,10;
diser tot der fuͤr daz
puͤritor [Stadttor] hintz dem grab getragen
waz, der bezeichent einen ieglichen menschen der mit toͤtlichen
suͤnden und mit haubthaften suͤnden gevallen ist
PrOberalt
161,33;
PrBerth
1:488,16;
StrKD
147,147
2
in positivem Kontext:
die este [an einem allegor. Baum] habent iemer
jugent: / daz sint die houbethaften tugent StrFra
1292;
ein bilder houbethafter zuht, / ein volliu gruft der sinne RvZw
136,4
houbethaftic
Adj.
1
‘schlimm, verhängnisvoll’
2
‘einer Leibes- oder Lebensstrafe unterliegend’ (bei Kapitalverbrechen) (vgl. WMU 2,885)
1
‘schlimm, verhängnisvoll’
nû weste der arme herre niht / der houbethaftigen geschiht, / diu im dâ heime
was geschehen [ein feindl. Heer erwartet ihn]
Mai
157,36.
–
~ sünde/ gebrëste
‘schwere Sünde, Todsünde’ (vgl.
houbetsünde
):
die houpthæftigen sunde, / der si vermiden chunde, / der
besæze daz himel riche StrKD
144,21;
er [der Teufel] hat sherphe zende als der lewe.
[...] mit dem zande werdent ertoetet alle die in
hoͮftaphtigen sunden vervarent PrLeys
18,38;
nv flege [anflehen] wir die
getriwen, / daz si vns mvͤzze enriwen [l.
ent|riuwen, vgl. Glr. Z. St.] / von
hauphaftiger svnde Wernh
A 2305;
Spec
47,6;
SHort
8749;
unde wirt er [der Mensch] vunden an eime
houbethaftigen gebresten ([...]: diz sint houbetsünde),
wizzet, wer an der einem wirt funden, der muoz êwiclîche verlorn sîn
Katrei (Pf)
454,9
2
‘einer Leibes- oder Lebensstrafe unterliegend’ (bei
Kapitalverbrechen) (vgl. WMU 2,885):
daz dehain rihtær noch amptman [...] iht suͦln
haben ze rihten vͦber læzlich geschiht oder vͦber hauptheftige, noch
vͦber leiplich oder des gutes UrkCorp (WMU)
2345,16
houbethâr
stN.
‘Kopfhaar’
sie [Hersint] det einen duc
zvͦ der helle. [...] da hat sie daz huͦbethar
uerlorn ReinFu
S2,914
houbethërre
swM.
‘bedeutende, herausragende Person’ (vgl.
houbetliute
und
houbetman
)
1
‘Oberhaupt, Anführer’ (bes. milit.) 2
‘Kirchenpatron, Hauptheiliger’
1
‘Oberhaupt, Anführer’ (bes. milit.):
des huses hŏbet herre [...] / enpfing mit
grossen eren den Kriechen vil gemeit WolfdD
944,1;
der keiser hete heimelîche an geschriben, alle die schuldic waren an dem
babeste; die hiez er offenliche nennen, die houbetherren der getat BuchdKg
(M)
175,4;
in wart in den selben tagen / kunt getan
[...] daz ælliu haidenschaft / da mit gewalt læge
[...] und daz Wildhelm der Osterman /
des [Gen.] hauptherre wære WhvÖst
16241;
in ain ander dar und dar / begunden si sich werren, / des
strites hoͮbet herren RvEWh
1242;
Tr
18948;
KvWPart
3318;
Ammenh
7277;
Dietr
8571
2
‘Kirchenpatron, Hauptheiliger’
unde wil ein vrier man sich selben an eine kilchen geben. dem heiligen der da
hovbetherre ist. daz mag in nieman erwenden SchwSp
142a;
ich hân ir [vorzüglicher Männer] mêre denne drî
gesehen, / die wêrlich mir niht konden verjehen / welch heilige in iren kirchen wêr
/ houbtherre Renner
2656;
da von bite wir euch fleizziglichen, daz ir got zu einem lobe und unserm
hauptherrn zu ern [...] daz selbe heyligtume also erlichen
enpfahet UrkBasel
4:166,29
(a. 1347);
StatTrient
114
houbethof
stM.
‘Amtssitz’ (hier des Papstes):
binnen dirre zit geschach, / daz der pabest tot gelac, / der zu Rome da pflac
/ des amtes an dem houbthove Pass III
64,79
houbethovestat
stF.
‘Richtstätte’
die ratgeben habent ab genomen mit gemainem rate, daz man vor
Gekinger tor an der houpthofstat nieman mer houpten sol StRAugsb
234,29
houbethûs
stN.
‘Hauptsitz’ (bezogen auf den Deutschen Orden):
dis ist beschriben vf deme houbethvse zv Marienburg UrkWürzb
39,254
(a. 1324);
brûdir Herman von Oppin [...] des houbithûses
spittelêr [Verwalter des Spitals]
NvJer
26694
höubetinc
stM.
Übers. verschiedener lat. Bez. für Karpfenfische (evtl. Gründling und
Döbel):
capito: hoͮpting, gropp VocOpt
47.037;
gobio: gropp, hoͮpting ebd.
47.038
houbetjuncvrouwe
swF.
‘bedeutende Jungfrau’ (bezogen auf die 11.000 Jungfrauen der
Hl. Ursula):
der houbit jungvrowen eine, heizet sancta Cordula, di vorbarc sich under den
schiffen biz an den dritten tac, wanne si vorchte den tôt HvFritzlHl
223,37
houbetkirche
swF.
bedeutendste Kirche einer Region ‘Bischofskirche,
Kathedrale’
daz selbe münster zuͦ Oche solte sin die houbetkirche zuͦ
dütschen landen und eine stat do ein keyser enphohen sine erste crone
ClosChr
406,10;
dô diz volc was alliz bî enander gesamment in der houbit kirchen
HvFritzlHl
226,10;
dar nâch liz her [Affrayas] ime [Sankt
Bartholomäus] di hût zu mâle abe zihen.
[...] dise hût ist zu Bonivente in der houbitkirchen
ebd.
185,19
houbetkleit
stN.
eine Kopfbedeckung, hier ‘Schleier’
die frauw det ir heubtcleyt von irm munde und grußt den konig
Lanc
128,33
houbetklôster
stN.
‘Hauptkloster, Mutterkloster’
die kóniginn Alene von Bonewig macht dasselb closter,
und wart ein heubtcloster Lanc
42,19
houbetkrenzel
stN.
‘(kleiner) Kranz’ (für den Kopf):
an ir [
der megde
] hovbit krenzil / uol
komin ane schrenzil [Makel] / sint die sehz bluomen
Martina
47,69
houbetkünic
stM.
‘oberster König’
das ist Marroch dú hoͮbitstat, / da ist ein
sidil in gesat / dem hohstin houbit kúnege da RvEWchr
2800
houbetküsselîn
stN.
Dimin. zu
houbetküssen
.
‘(kleines) Kopfkissen’
so sach er in dem bette / ouch ligen ein houbt kusselin
Vät
20331;
we in, di do neyn [nähen]
pholelin [l. phülwelîn
‘(kleines) Federkissen’
] undir alle hende
elbogin und machin houbtkusselin undir allis alderis houbte,
selin [Seelen] zu betrugene Cranc
Ez 13,18
houbetküssen
stN.
‘Kopfkissen’
her [Christus] was vore in dem schiffe ûf eime
houptkussin slâfinde EvBeh
Mc 4,38;
des âbendes an einer stat er [Jacob] slief, / dar
was er kumen altersein. / sîn houbet küsse was ein stein Renner
20406;
Cranc
Ez 13,21;
BrAsb
55;
Stagel
26,12
houbetlachen
stN.
‘Kopftuch, Schleier’
si het ouch bezzer gwant / denne dehein geburinne da: /
[...] ein sidin houptlachen gut / und einen wol
gestalten hut / und gut linin gwant StrKD
145,399.
119,436;
ich sach die heilegen engel und der vreuden hort: / dô hâte ir houbet lâchen
vür gehangen Wartb (S)
127,10;
peplum: hoͮbitlachen SummHeinr
1:324,122;
Gl
3:663,49
(BStK287)
houbetlachenære
stM.
wohl Hersteller von Kopftüchern (vgl.
houbetlachen
; s. Nölle-Hornkamp, Handwerkerbez., S.
385):
Chvnrat der hovbtlachner UrkCorp
2329,17;
Ellenbvrch hern Hermannes witiwe des havptlachner ebd.
3282,36
houbetlant
stN.
‘großes, bedeutendes Land, Region’ (andere Länder und Provinzen
umfassend):
da stozit an ein michil lant, / das ouch ist houbit lant
genant / vil lande dú darinne sint RvEWchr
2093;
das ist dú mindir Asẏa. / in disim houbit
lande da / Efphesus dú stat nu ist ebd.
2101
u.ö.;
daz Pârîs der wîgant / Sidonje hâte ir houbetlant / sô
vîentlichen an geriten KvWTroj
42674
houbetlast
stMF.
‘außerordentliche Last, Bürde’
ez ist verlüste ein houbetlast, / daz ieman kêret in den kreiz
[Kampfplatz] / ze strîten, dâ man niht enweiz / wâ
man sich enthalten sol KvWPart
4176;
sô daz dir niht swære / was aller bürden houbetlast
KvWLd
32,49
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