hantvestlich , -lîche
Adv.
‘urkundlich, rechtsgültig’
wann wir der vorgenanten stett insigel bestetigend mit gewalt koniglicher
maiestat hantfestlich zuͦ vergehend alle geschiht und sachen und zu kreftigend und
zu bestetigend alle [...] brief, daran es hanget
StRSchlettst
45;
was moht er ir gegeben me / wan herze, lip, sin und muͦt, /
sich selbe, lant, lút und guͦt? / hantvestliche in ir gewalt / braht es gar der
degen balt RvEWh
14049
hantvestunge
stF.
‘Urkunde’
in alle deme rechte inde in der vriheide inde in den guͦden gewoneden, die si
van alders mit haintvestingen in geschrichte inde sunder geschrichte here haint
bracht UrkCorp (WMU)
3485,12;
so wa der stede reht van Colne, vriheide, guͦde inde redelighe gewoneden jnde
hantuestingen vnzwiflig sint ebd.
43AB,46,42,41;
[Kaiser Konstantin] gaff [...]
sente Silvester dat roymsche rich / ind hantfestinge, dat alle
paise [Päpste] weren / vuͦrwert des roymschen riches
heren HagenChr (G)
559
hantvingerlîn , -vingerl
stN.
‘Ring, der an der Hand getragen wird, Fingerring’
dise vrowe hate siben meide [...]. di sechste di tet
ir ane daz hantvingerlîn an di hant HvFritzlHl
238,10;
daz man ez [das durch Essig weich gemachte
Ei] leiht mit der hant [...] müg
[...] sô lang geziehen, alsô daz man ez durch ain
hantvingerl zieh BdN
352,33.
–
‘(königlicher) Siegelring’
mit unserm grossen ingesiegel versiegelt und unserm handvingerlin und auch
unser selbes hendeschrift gezeychnet DRW
5,47
(a. 1349)
hantvol
stF.
1
‘soviel eine Hand fassen kann’ ; mit Gen.d.S. 2
‘eine kleine, unbedeutende Anzahl (von Leuten)’ ;
1
‘soviel eine Hand fassen kann’; mit Gen.d.S.:
man sal nemen ein hantuol sabenboumes vnde zwo hant uol
saluei vnde ander halbe hant uol ruten SalArz
115,57;
eyne hantfol weyssenre [wächserner] kerzen
UrkGerKöln
364
(a. 1336);
drî hant vol [...] / des korns Philipp
4475;
Ipocr
55;
BenRez
25;
Seuse
214,2.
– ohne Gen.d.S.:
von siner gæhe kam im daz / daz er [...] vergaz /
bî dem mülsteine / melwes alsô kleine, / ez fulte kûme eine hant. /
[...] unde gâhte hin wider / da er die hantvol hete
verlân Bîspel (Pf)
17,15.
17,31.
– personif.:
sage ane, muntvol, wiltû dich / hantvol gelîchen? daz ist doch vil
ungelich: / wil danne hantvol schôzvol übermenegen, des enmac niht sîn
RvZw
97,2.3.7
2
‘eine kleine, unbedeutende Anzahl (von Leuten)’;
mit Gen.d.P.:
ein hant vol rîter Wh
107,21;
unser ist kume ein hantvol Rennew
31477;
ir hantvol gein unser menige niht enwigt Loheng
2835;
Martina
281,92;
Brun
11143.
– ohne Gen.d.P.:
man sach mit manlîcher wer / des marchgrâven Willelms her,
/ die hant vol als er mohte hân Wh
13,9;
waz touc diu hant vol genant / gein dem her ûz al der
heiden lant? ebd.
328,29
hantvölleht
Adj.
‘die Hand füllend, soviel eine Hand fassen kann’
sie wurffen den bruͦch hantvollecht off yn und wuczeten uff
yn, als er ein dieb were und man yn zum galgen furen solt Lanc
605,15
hantvöllic
Adj.
‘die Hand füllend’
sam gelw, sidin risten [Haarzöpfe] ,
/ gros, hanpfollige, linde / hat [l. hant
] aller kaiser kinde / gevlohten noch enpflohten SHort
5811;
unde sol er in siner hant haben einen aichinen stap, der sol
einer dumellen lanch sin unde sleht [...] unde hantvollic
StRAugsb
89,31.
–
‘soviel eine Hand fassen kann’
er want sin hend [...], er rauffte
sin har uß hantvöllig, er reiß sin cleider Lanc
69,23
hantvride
stM.
sw.
KarlGalie
12172.
‘mit Hand und Mund gelobter Friede, Friedensgelöbnis’
jst aber der hantfride mit dem toͤtslage gebrochen, so sol des mage einer, der
da erslagen wart, clagen UrkCorp (WMU)
879HKSa,19;
StRAugsb
122,5;
KarlGalie
12172;
UrkWittelsb
2,115
(a. 1300);
mag in [den Friedensbrecher] danne
der clager beziugen mit drin mannen [...], daz er den
hantfride gaeben hat in des mannes hant, der im den fride chunte, so sol im der vogt
rihten mit der aehte StRAugsb
122,28;
unde wirt under den ein rehter hantfride gemachet ebd.
85,13;
UrkWittelsb
1,141
(a. 1255).
1,344
(a.1281);
MGHConst
2:596,27
(a. 1256);
UrkWittelsb
2,115
(a. 1300);
von den herren wart dô sâ / ein hantvride genomen dâ
RvEAlex
2366;
des heten hantvride getân / Gramoflanz und Gâwân
Parz
691,3
hantvridebrëche
Adj.
‘den hantvride brechend’
vnd sol der rihtær den gewalt haben, daz er selb dritte bewær di schuld ovf
den fridbrechen man. ob der hantfridbræch man ehaft not bewæret, daz er ze dem tag
niht chomen moͤht [...], so sol man im ze reht einen andern
tach geben UrkCorp (WMU)
475AB,23
hantvridehaft
Adj.
‘durch einen hantvride gebunden’
ist daz, daz der hantfridehafte man ehaft not bewæret, daz er ze dem tage niht
mohte chomen UrkWittelsb
1,141
(a. 1255)
hantwërc
stN.
vgl.
antwërc
.
1
‘Arbeit mit Händen, Handarbeit’
2
‘Handwerk’ (vgl.
antwërc
2 ) 2.1
‘(berufsmäßig ausgeübte, gewerbliche) Tätigkeit eines Handwerkers’
2.2
‘Recht, ein Handwerk auszuüben’
2.3
‘ Handwerkszeug, Gerätschaft’
2.4
‘Handwerkerschaft, Zunft’
3
‘mit der Hand Geschaffenes’
4 für antwërc
1
‘Kriegsgerät, Belagerungs- und Wurfmaschine’
1
‘Arbeit mit Händen, Handarbeit’
mvzzicheit ist ein viint der sele [...] so werdin di
brvdere becunberit mit hanwerkin BrHoh
48
2
‘Handwerk’ (vgl. →
antwërc
2)
2.1
‘(berufsmäßig ausgeübte, gewerbliche) Tätigkeit eines Handwerkers’
so svns [sollen sie (die
Handwerker)] mit allir diemvͦti an ir hantwerche sin [
cum omni humilitate faciant ipsas artes
]
BrEng
57;
daz her ein gantz jar blibe in der stat an sime hantwercke
StRSchweidn
523
(a.1328);
hot hantwerg aber hoͤher krafft, / so muͤßen die wappen wir begeben / und
lernen an dem stule weben MinneR 410
282.
299.
– in Verbindung mit kunnen, trîben, üeben, wirken:
ich bin ein man / der niht hantwerkes kan WälGa
8166;
Ottok
35025;
BuchdRügen
569;
zu Nazareth, da er
[Joseph] bleib / und sin hantwerc aber treib
Pass I/II (HSW)
4396;
daz di hantwerke gar / mochtin [...] ir
hantwerc ubin PfzdHech
236,16;
daz daz selbe hantwerch redleich und recht wiert geworcht
StRBrünn
395.
– übertr.:
des [des ungeschlachten
Benehmens] he [der Riese Witold]
immir began / ze wilichen hantwerke he quam Roth
4669;
daz man in [den Ritter] sihet triben / sin
hantwerg, daz er treiben sol HeinzelRitt
213
2.2
‘Recht, ein Handwerk auszuüben’
wer wider den rat tut [...], deme sal man syn
hantwerk eynen monden niderlegen UrkBresl
103
(a. 1342);
das der sin antwerck hier und an allen stetten verloren haben sol
DRW
5,148
(Schmoller, StraßbTucherZft.; a. 1350)
2.3
‘ Handwerkszeug, Gerätschaft’
irn schepfer [...], / der alle
dinc an siner craft / hat von nichte geschaft: / himel, erden, tiere, berk / ane
vorligen hantwerk HeslApk
17922;
bi weme man dazselbe hantwerc begrifet di wage, di man heizet seiger,
[...] wirt he verwunden mit dem richter
[...], man slet im abe di hant
StRFreiberg
76,14
2.4
‘Handwerkerschaft, Zunft’
zevht sich ein man in den marht, [...] vnd
gewinnet purchreht da inne, ist er vleischer eder ledrer, er sol niht sten zv
den anderen maisteren des selben hantwerches UrkCorp (WMU)
3068,28;
swelich recht und gewonhait die schuester und elliu
hantwerih ein [in] unserr stat ze Munichen untzher
gehabt habent StRMünch
134,4;
si schullen auch uber ieglich hantwerch [...]
besunder maister setzen StRBrünn
395;
StRSchweidn
522
(a. 1328);
Köditz
93,28.
93,32;
HvFritzlHl
158,11;
PfzdHech
236,14
3
‘mit der Hand Geschaffenes’
die vorworchten heiden, / die ir hantwerk an beten
HeslApk
15587.
– ein Gestell, auf dem Götzenbilder stehen:
ain hantwerc heten si erhaben / alnach der chuͦnige gebot
Rol
3490.
– Schöpfung Gottes:
got, [...] irbarme dich ubir din
hantwerk / zum jungesten herze sere HeslApk
110;
wen du Crist [...] din hantwerk
hast irlost ebd.
9812
(vgl. Apc 5,9);
her [Gott] sazte in
[den Menschen] uf sin hantwerg [vgl.
V. 6790f.: constituisti eum super opera manuum tuarum Ps
8,7]
Brun
6802
4
für antwërc
1
‘Kriegsgerät, Belagerungs- und Wurfmaschine’
er ne darf in sinin mangen / niemir sail gespannen, / noch
gerichten sin hantwerc / an dehainen hohen berc Rol
7661;
sie triben ir hantwerke dar Herb
3672;
stellinde dâ vur den berc / manchirleige hantwerc, / dâ man
vestin mit brechin pflît NvJer
6688;
kunst, / sturmis hantwerc zu bûwin ebd.
19562;
Kreuzf
5337;
UvEtzAlex
9256.
9276
hantwërcknëht
stM.
‘Handwerksgeselle’
man verbuͤtt auch allen hantwerkknehten und fremden knehten,
die nit behuset sint, swert und mezzer WüP
82,2
hantwërcliute , hantwërkesliute
st.Pl.
‘Handwerker’
von dis chlostirs hantwerchlutin [
de artificibus monasterii
]
BrEng
57;
ovch hat min herre in dem dorf zv Masbach vier vnd zwenzek markethuͤs. dar
inne sulen alle die luͤte sizze, di veilen kovf wollen habe, vnd hantwercluͤte
UrkCorp (WMU)
3318,8,9;
von dem [l. den
] hantwerchluten, dir ir innunge gewinnen sullen
StRSchweidn
522
(a. 1328);
StatDtOrd
106,17;
Renner
16070;
RvBib
168,26.
–
die hantwerchslaͤwt StRMünch
456,4
hantwërcman , hantwërkesman
stM.
‘Handwerker’
ez haben ouch geboten di burger vom rat, daz dhein gewantsneider, noch kein
kramer noch dhein hantwerkman, [...] kein sein kram noch
gadem niht offenn sol haben an dheinem veirtag NüP
162;
so mag auch nyemant datz kainem goltsmit noch datz kainem
andern hantwerchman [...] chainerlay
werck [Werkstoff]
verpieten [beschlagnahmen] , daz im geantwurtt ist ze
wuͤrchen StRMünch
416,13;
ich râte, daz der hantwercman, / ê daz er vâh ze reden an, / von êrsten reden
lerne HvBer
9630.
9639.
–
ouch tar keyn koufman odir hantwerkis man haldin eyn hunt odir eyn krymmenden
vogil bi xx tage reyse no dem herren MarcoPolo
25,18;
ez sol chain hantwerchsman daz werck, daz im ze wuͤrchen ist
geben, nicht tewrer versetzen [...] dann umb als vil, als
sein lon ist StRMünch
416,24.
416,19
hantwërcmeister , hantwërkenmeister
stM.
‘Meister einer Zunft’
mit rate der eldisten und der hantwerchmeister StRSchweidn
520
(a. 1328);
diz sint die ammecht der hantwerkenmeister aller gemeyne, welchen man in eyme
hantwercht zcu meister kuist, daz sie den anderen iren gewerken vor sullen sin
ebd.
522
(a. 1328);
wer der drier rete ist, der ensal kein schultheyze, colner nach keinreley
hanthwerg meyster sij, die wyle her der rete ist StRMühlh
89
hantwërkære
stM.
‘Handwerker’
wir verbieten ovch bi fvmf phunden alle gesworn ainung an des pischofes willen
vnd wizzen zwischen purgærn wider purgær, hantwercher wider hantwercher
UrkCorp (WMU)
888,10,11;
daz sint hantwerkære: / smid und bogenære, / slôzær und
goltsmit, [...]
Ottok
65663;
daz der kunic hiez ritter tuon / maniges hantwerkæres sun
ebd.
64981.
14213.
– hierher oder allgemeiner ‘jmd., der Handarbeit verrichtet’
swer hantwercher gewinnet in sein weingarten, oder ze welcher hant aribait daz
ist, daz tagwerich haizzent StRWien
65
hantwërkic
Adj.
‘mit der Hand arbeitend’
ir sult wizzen, daz man di aposteln nimmet in mangerleie wesen. zu deme
êrsten: [...]. zu deme anderen mâle: alse si hantwerkige
lûte wâren und erbeiteten umme nôtdurft HvFritzlHl
158,10
hantwîle
stswF.
vgl. →
hant
stF. 9.2.1.
die Zeit, die man braucht, um die Hand umzudrehen, ‘Moment, Augenblick’
daz fur [...], / da mite er alle dine
sunde / in einer hantwile hete uerbrant Litan
1233;
[Paulus sagt, die Auferstehung] gischehe in momento, in
ictu oculi [vgl. I Cor 15,52] , in einre hantwile, vnde in
eime ovgon bliche, alse schire so ein ovge uf unde zvo ist gitán
PrWack
12,73.
2,75;
daz sie bit gereiden wusze [
= vuoze
] na volge der stimmen des gebodes mit den werken, daz in einer hant wilen [
uno momento
] daz gebot der meisteren vnd die werch der iungersen mit snelheide
der godes worten [= vorten, Furcht] irvullet
werden BrEb
5
hantwinden
stN.
Klagegebärde, ‘Händeringen’
niemen iht dâ anders vant / wan jâmer und hantwinden
Ottok
64138;
hant winden und bitter klage / werdet ir horen an dem tage
Erz III
6,43
hantworhticheit
stF.
‘Geschicklichkeit, Kunst’
ars eterna: ewege behendikeit, hantwortikeit, kunstekeit VocAbstr
(H)
A,15
hantzoum
stM.
‘Zügel’
habena: hantzoͮn VocOpt
26.008
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