harmen
swV.
→
hermen
harmicheit
stF.
‘Not, Elend, Armut’
dû sihest die bluͦdin [Schwachen,
Gebrechlichen] minneclîchen ane want dû in ebin dolest in ire
armichait [
harmichait A]
TrudHL
46,24
harmîn
Adj.
→
hermîn
harmîn
stN.
→
hermîn
härmîn
Adj.
→
hermîn
härmîn
stN.
→
hermîn
harmmantel
stM.
‘Mantel aus Hermelinpelz’
nim diner hilf harm mandel, / tu mich da mit bekleyden
Minneb
2534
harmschar
stF.
zu Etymologie, älterer Wortgeschichte und dem Verhältnis von allgemeinspr. und
rechtsspr. Gebrauch 2RGA 14,16f. (R. Schmidt-Wiegand).
1
‘(von Gott, als Buße auferlegte) Züchtigung, Strafe, Qual, Leiden’
2 als Kriegshandlung 3 rechtsspr., ‘Ehren-, Schandstrafe’ ; sie "besteht in einem symbolischen Akt
der öffentlichen Unterwerfung, Demütigung", z.B. "im Tragen eines entehrenden
Gegenstandes" (Sattel, Sessel, Hund usw.), 2 HRG 2,777f. (dort
genauer) 3.1 eigentl. 3.2 übertr.;
1
‘(von Gott, als Buße auferlegte) Züchtigung, Strafe, Qual, Leiden’
in der finften harm schare / do chomen hovscrekken dare
VMos
39,5
u.ö.;
vil michel wirt diu not [als Zeichen des Jüngsten
Gerichts] , daz vihe lit allez tot. / diu harmscare get uber al,
des liutes wirt ein groz val AvaA
1,4;
wan diu alt ê diu ne was niht niwan ain wize unde ain harnscar der sundære
Konr (Sch)
151,5;
nu versuͦchet uns got [...] mit
harnschar StrKD
151,25;
swem got git groze harmschar ebd.
151,83;
ich enpfinch ni buza noch harmscare / so groze noch so swere, /
so mine meindethe weren SüklU
48;
da von manic harm schar / der vil armen sele
enstat [nach dem Tod]
Vät
15616;
disiu harmschar / diu ist immer hie gar / huoræren unde vrâzen
Tund
865.
1135
2
als Kriegshandlung:
mit vil hartir âchte / man in leide harmschar / kein der
cristinlîchin schar / stiftin und irweckin sach NvJer
5949.
11982.
11371;
do meosten lyden harschar / de heyden al gemeyne KarlGalie
13247;
do wurdent die burger gewarnot jn der nacht, dauon die harschar fur sich nit
gieng Kuchim
80,170.
– jmdm. (eine) ~ (ane) legen:
ein tougenlîchiu harmschar / was im ze lâge dâ geleit, /
dar în er ungewarnet reit / und wart mit frechen handen / eins strîtes dâ
bestanden KvWHvK
558;
die juden [...]leiten manige harmschar / dem
heiligen gesinde Pass I/II (HSW)
40346.
4007;
also laitend die von Ramswag her Hainrich Walther vnd her Cuͦn ain
harschar ân mit ritter vnd mit knechten Kuchim
80,167
3
rechtsspr., ‘Ehren-, Schandstrafe’; sie "besteht in einem symbolischen Akt
der öffentlichen Unterwerfung, Demütigung", z.B. "im Tragen eines entehrenden
Gegenstandes" (Sattel, Sessel, Hund usw.),2HRG 2,777f. (dort
genauer)
3.1
eigentl.:
daz [...] wͦr [= vür
] den totslac, der an Engelbolde geschach,
[...] Heinrich Zengenagel, der den totslac tet,
selbe zuuelfte, die mit im dar an waren, [...] unserme
herren dem bischoffe [...] ze bezzerunge die harnschar
[...] uon Hocheim ze Wirzeburc uur daz muͦnster
tragen UrkCorp (WMU)
504,18;
var dû hin ze Rôme, / geêre dû die crône, / wette
[leiste] dem cunige sîn harnscar, / alles rehtes
wis im gar Kchr
6664;
ist daz ainer ainen von seinem aid [...]
widertreibet, der sol die selben puͤzz an allen dingen leiden für den
widertreiber und auch gen dem richter. die selben puͤzz haist man die harmschar
StRWienerNeust
35;
ein harnschar ich dar umbe [Verführung einer
Jungfrau] erkür, / daz ich gevangen wær ein jâr
UvZLanz
1014.
7629.
7881
3.2
übertr.;
spöttisch vom Tragen eines Musikinstruments:
der ritter mit der rotten, / der hêrre mit der
harnschar Tr
13173
(vgl. Scholz, Tr., z.St. und Eitschberger, Musikinstr., S.
53).
– von der Kreuztragung Jesu:
ich bin der in der harmschar / selbe truc daz ungemach Pass
I/II (HSW)
9760
harmscharære
stM.
‘Verleumder’ (vgl. AWB 4, 722 s.v. harmscarâri [Wiener
Notker])
calumpniatorem: den harmscharare. leidigare PsWindb
71,4
harmscharlich
Adj.
‘Schaden, Leid stiftend’
diu twirich [Querfahrt, diagonaler Zug der
Schachfiguren]
[...] betiutet in urliuges art / lang und harnscharlîche vâr
HvBer
10675.
737
harmscharn
swV.
‘peinigen’
ich wil den lip minen / vor deheiner buzze sparn. / ich wil also
in harn scharn, / daz got an der riwe / wol schowe mine triwe StrKD
49,20;
nie man wart / so sêre geharmschart / als ich bin Craun
454
harmvël
stn
‘Hermelinfell’
der dritte wîzer dûhte / danne ein blankez harmvel KvWEngelh
2653;
swer gen harme vel ir keln nicht meze / und ir hende gen snewe JTit
659,3
harmwîʒ
Adj.
‘weiß wie ein Hermelin(fell)’
ouch was ir diu kel / sleht unde sinwel, / harmwîz
Wig
929;
des nidern [
antlützes, Hals und Schultern] sleht, harmwîz / diu frou het
sich geflizzen Helbl
1,1106
harmzagel
stM.
‘ Hermelinschwanz’
harmzagel was si [das Pelzwerk] vol
/ innen bestecket Wig
814
harn
stMN.
bair. harm (immer BdN ).
‘Harn, Urin’
urina: harn SummHeinr
1:136,278;
item mit hunyr mist unde mit harne wasche daz phert
Albrant
3,45;
swer grün varb welle machen, der nem grünspat vnd siede daz in harn
vnd alaun misch dar vnder vnde gumi ein tail BairFärb
8,2;
daz tier [Eber] hât die art, ist, daz
ez der jäger früe jagt, ê ez seinen harm lâz, sô wirt ez snell müed BdN
121,24.
–
sein atem als ain harm stanck HvNstAp
9092;
der bose man [...] dar uf
[Kirchengerät] sin harn warf Pass I/II
(HSW)
358,44;
daz vil vnreine harn / fluzit von dir [Mensch] alle
stunt Martina
123,64;
[grobianisch:] trinket [...] des
pfules harn Frl
5:118G,18.
– als Gegenstand des diagnostischen Verfahrens der Harnschau (vgl. LexMA
4,1940f.):
wiltu wizzen uon welcher vuchte iglich sichtum ein genge
habe, so merke uier ding an dem harne: einez ist di substantia. daz ander ist uarbe.
daz dritte ist quantitas. daz uierde ist daz, daz in dem harne da swebet oder niden
an dem bodem lit SalArz
110,33;
swer nû wil wizen, von wiu ein igelich siehtuom chom den der
mensch habe, der sol daz merchen bî der varwe, die daz harn hât, daz von dem
menschen chunt Barth
128,4
harnaffe
swM.
→
hornaffe
harnasch, harnas
stNM.
aus afrz. harnais, wallon. harnas, um oder vor 1150 als
militärischer Fachausdruck (bezeugt in lat. Urk.) entlehnt in der Bedeutung
‘gesamtes Rüstzeug des Heeres’ (E. Ploss, PBB 81,108;
Vorderstemann, Fremdw., 108-110); in den literar. dt. Belegen dann daneben von
Beginn an (UvZLanz ) auch enger ‘Leibesbewaffnung (ohne Schwert,
Schild, Helm), welche den Körper bedeckt und gleich Kleidungsstücken angezogen
wird: Fußbewaffnung, Eisenhosen, Brünne, Halsberge, Hersenier’ und nochmals
enger ‘Kettenhemd’ bzw. (später) ‘Plattenpanzer’ (ausführliche
Belegdokumentation und -Diskussion des mhd. Gebrauchs San-Marte, Waffenkunde, 8-15);
zur Entwicklung der Rüstung vom 12.-14. Jh. vgl. Kühnel, Kleidung, LXXI– LXXVI
mit Schaubildern IX/ X. –
arma : hernisch VocOpt
29.010;
daz er umbe ritterschaft / enwiste weder ditz noch daz. / wan
er ûf ros nie gesaz: / harnasch er niht bekande UvZLanz
299;
die [
recken
] kômen ritterlîche. harnasch unt gewant [Rüstung und
(Zivil-)Kleidung] / fuorten die vil snellen in daz Guntheres lant
NibB
1475,3;
des bin ich gêret, / mac ich ze harnasche komen
[...] swie gar ich ein gebûre bin, / ez turnieret al
mîn sin Iw
3571;
gip mir dâ du ûffe rîtes, / unt dar zuo al dîn harnas
Parz
154,5;
al sîn harnasch was sô guot / von den fuozen unz ans houbtes
dach ebd.
319,22;
die künege über al / die naht der wache pflâgen / und in
harnasch lâgen Wh
72,8;
er truoc harnasch ob al den liden ebd.
317,17;
man twinget ritter nu dar zu, / daz si mit harnasche muͤzzen
varn StrKD
4,93;
der spitâlere unde der trapier sulen under dem marschalke sîn
an den dingen, dî zu deme harnasche gehôrent [quae ad arma
pertinent] , unde zu den cîten, sô man ûze ist mit den wâpenen
StatDtOrd
104,22;
wirt ein man herin gevangen unde dem vogte geantwurtet, wirt
uber den gerihtet hince dem libe, hat der ros oder harnasch oder gut, ez sin
phenninge oder ander bereitschaft, daz ist des vogtes StRAugsb
67,3;
allez harnasch, halsperge unde hosen, schinier, banzier,
gurrit, blaten, ysenhute, armbrust, cheten, wanbeis, spiezze unde bogen, spanbenche
unde chocher unde allez geschutzde, daz ist allez erbegut ebd.
151,14;
sîn ros gesatelt oder sîn phärt daz beste daz er hete, und den
besten harnasch den er hete ze sînem lîbe, unde sîn bestez swert, daz sol er geben
sînem herren, ob er ein dienstman was SpdtL
100,12.
– im engeren Sinne:
Mâbûz [...] warf in
[...] nider / von dem rosse, daz er sider / für tôt lac
und stille. / diz was des wirtes wille, / daz er in hiez schütten ûz. / do gebôt
[...] Mâbûz / daz harnasch und daz ros bewarn
UvZLanz
3637;
zehant leit er sîn harnasch an ebd.
2311;
si zugen im von den armen / harnasch unde wâfenroc
Wig
5344;
sînen harnasch schutter an ebd.
6529;
dort gein im kom geriten her / ein man: dem was daz houbet
blôz, / sîn wâpenroc von koste grôz, / dar underz harnasch blanc gevar
Parz
443,9;
den hærnasch vieltent si uf hin / und stachent dike durch in:
/ alse wart im der lip benomen RvEWh
1473;
der werde man / hette do geleget an / den harnasch mit den
schüppen HvNstAp
7493
harnaschbar
Adj.
ohne harnasch:
man sach da manigen sarrazin / vil ritterliche komen dar, / und
warn alle harnash bar Rennew
17476;
sie fuͦrn alle harnash bar ebd.
28033;
da mir das schone junchfrawelein / auff pand das harnasch mein, /
[...] di mich machte harnasch par: / HvNstAp
11829
harnaschblôʒ
Adj.
ohne harnasch:
nu kamen her gegangen / zwene risen harte groz, / die beide warn
harnash bloz Rennew
30578;
si wurden alle harnasch ploß HvNstAp
3738;
ist iwer vrowe für wâr ein wîp, / di sol gar harnaschblôz mîn lîp / vil
wünneclîche alhie bestân UvLFrd
217,26.
217,8
harnaschrâm
stMN.
‘Schmutz, den der (mit Graphit polierte) Harnisch auf dem Körper des Trägers
hinterlässt’ (Vorderstemann, Fremdw., 111):
daz harnaschrâm tuon von dem vel Wh
246,27;
nâch lust hielt er sich, / der sûzgemûter, wol geborn, / sînen
bart abe geschorn, / den harnaschrâm von im getwagen Kreuzf
7727;
die heten beide al zehant / den harnaschrâm von in getân / und heten rîchiu
kleider an PleierGar
4485;
bat er im bereiten hiez: / si badeten harnaschrâm von in Bit
1809
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