gebünde
F.
→
gebiunde
gebündelîn
stN.
‘Bündel, Zusammengebundenes’, meist von Pflanzen:
nim ein gebundelin der huswrze Ipocr
51;
der [Mensch] nem ein gebundelîn des
phersichpoumes pleter Barth
158,16.
133,23;
mîn uuíne ist mír also êin gebúntelin mýrron. in zuíschon mînen
brústen uuónet ér Will
20,1;
übertr.:
alsô mache dir ein gebündelîn von aller hande bitterkeit dînes herren unde gotes
und lâz ez alle zît zwischen dînen brüsten wonen Eckh(Pf)
183,38;
TrudHL
24,17;
PrGeorg
287,17;
EvBerl
126,4
gebunden
Part.-Adj.
→
binden
stV.
gëbunge
stF.
‘Geben, Gabe, Schenkung’
daz ist an dem, der sine hant zuͦ der gebunge nit strecken wil
Gnadenl
3:O1,140;
ûf daz dî gebunge [Schenkung von Land] / in ganzir
vestenunge / mochte êweclîch bestân NvJer
1962;
[
wir
] geloben [...] wider
diz gift und gebunga der vorgenanten schuͦppossen [kleinere
Grundstücke]
[...] niemer ze tuͦnne UrkBern
5,416
(a. 1324).
5,231
(a. 1321);
UrkHohenl
2:476,16
(a. 1339);
gâbe des heiligen geistes ist ein wirdelîch gebunge gotis HvFritzlHl
181,35;
Parad
70,18;
ThvASu
276,5.
274,32
gebunt
stN.
Pl. auch gebünde ( RvEWchr ).
‘Bündel, Zusammengebundenes’
snellichen in der stunt / bant he czuͦsammen in ein gebunt / satel vnd
kopertyre KarlElegast
790;
ein ander [Knappe] furt ein gebunt mit
starcken spern Lanc
321,26.
312,18;
do sach si einen jungeling komen, der brahte ein gebunt wisser
bluͦmen, die stroͤwete er niden in dem turne Mechth
2: 4,13
u.ö.;
man sol auch zu iedem tuch niht minner nemen dann 8 gepunt garns NüP
95;
ein gebunt mirren MarlbRh
44,25;
ein gebunt holtzes Pilgerf
11761;
ein gebunt stricke ebd.
11701;
hundert gebúnde wineber RvEWchr
25304
gebunt
F.
→
gebiunde
gebünt- , gebündenisse
stFN.
in schweiz. Quellen in der älteren Sprache nur F. (vgl. SchweizId
4,1368).
‘Vertrag, Abmachung, Bündnis’
och sail eyn deyl sinre geborinre mage sin in dem selven gebuͦntenysse, as
de vuͦrgenante man und buͦrchmanne sint UrkSiegen
191
(a. 1348);
wir [...] sullen mit briefen vnd mit andern dingen ane
vffzug volzien vnd volfüren die eidgenössi vnd die gebündenische AbschEidgen
13
(a. 1323);
die wile si mit dien [Herzoge von Österreich] in eiden
und in gebuͥntnisse nu sint StRBern
3:127,14
gebuoseme
Subst. (Pl.)
‘Verwandte, Zugehörige einer Sippe’
consanguineos, qui gebuseme vulgariter appellantur GrimmRA
1,647
(a. 1282);
homines [...] cum eorum progenie quod vulgariter gebusine
dicitur UrkMoselQ
96,10
(a. 1288);
UrkFrankf
1,350
(a. 1297);
brenget schenke Cuͦnrat zu mit me gebosome, daz der gebor
[Bauer] hore in den hof zu Fronehouen UrkErbach
24
(a. 1324)
gebur
stF.
wie bur stF. (nur Pass ).
‘(günstiger) Fahrtwind’
si waren alle wol behut, / die in ir schiffen waren
[...]. / sie truc ein wol gliche gebur, / die in ein gute helfe
was PassIII
469,60
gebûr
stM. , gebûre
swM.
1
‘Nachbar’ (vgl.
nâchgebûre
) 2
‘Siedlungs-, Gemeinde-, Dorfgenosse, (Mit-)
Einwohner’
3
‘Bauer’ mit Bezug auf bäuerliche Arbeit, Bewirtschaftung von Hofstellen, Wohnsitz auf dem Land 4
‘Bauer’ als Stand 5
‘Bauer’ (meist abfällig) mit Bezug auf Grobheit (selten positiv: Einfachheit) in Aussehen, Benehmen, Verstand usw. 6 die Figur im Schachspiel
1
‘Nachbar’ (vgl. →
nâchgebûre
):
swâ brinnet mîns gebûres want, / dâ fürhte ich mîner sâ zehant Freid
122,5;
SM:Gl
3:10,9;
ir bulute, [...] den ewarten scult
ir gehorsame sîn unde scult iuch hoͮten, daz ir iweren geburen iht
uberert [den Pflug über die Grenze zu eurem Nachbarn
führt]
Spec
142,5;
der man en missetût nicht, ab her sînes gebûres vihe mit sîme în trîbet und
des morgens ûz trîbet SSp(W)
3:37,3
2
‘Siedlungs-, Gemeinde-, Dorfgenosse, (Mit-)
Einwohner’
daz wir bescirmet sin unter dinere
[Gottes] herscefte / noch von ime [dem
Teufel] abegeleitet werden ire [der 24
Alten] gnozscefte, / die si gerne here nach [im
Himmel] ze geburen haben wellent Himmelr
12,19;
zv der kirchen lief er vnd [...] lvte
die glokgen, [...] daz der schal / qvam in daz dorf vber
al, / daz die gebvre alle / qvamen zv dem schalle ReinFu
K,1575;
swer sîner gebûre gemeine ab eret oder grebet oder zûnet, wirt her vor deme
gebûrmeistere dar umbe gerûget oder beclaget, her muͦz dar umbe gewetten drî
schillinge SSp(W)
3:86,1;
der bûrmeister ist wol gezûg uber den gebûr binnen sîme gerichte ebd.
1:13,2;
her Cedar [...] / der was sinen
geburen also lip / als undir guten luten ein dip. / her entorste nindert nirgen
bliben Brun
9890;
zwuschen den juden und den von Babilon / begonnen wart des
strites don, [...]. / von deses strites obirleste / so sint
getotet gebur [Einheimische] und geste ebd.
10811;
die [eine Jungfrau] wart von im [einem
zugezogenen Einsiedel] swanger eines kindes vnd sagetez alle irn
geburen VitasPatr(P)
49,2.
– im Pl. für die Dorfgemeinde, Bauernschaft:
daz [...] daz ober teil des selben wazzers des
uorgenanten closters und der gebure [sc.
ist
] eine gemene almende UrkCorp (WMU)
439,29;
ein ager stôzet vf der gebv́re mathe ebd.
N141,37;
daz er [der Schultheiß] sniden vn̄ lesen
erloben sol mit der geboren wille ebd.
679,8
3
‘Bauer’ mit Bezug auf bäuerliche Arbeit, Bewirtschaftung von
Hofstellen, Wohnsitz auf dem Land:
dâ wære zwein gebûren / gedroschen mêr denne genuoc
Parz
385,16;
ze jungest kam er über lanc, / da er einen gebûren vant, / der
het einen volen an der hant Eracl
1417.
–
swâ gebûre ein [nûwe] dorf besezzcen von wilder wurzceln, den mac des
dorfes herre wol gebn erbezinsrecht SSp(W)
3:79,1;
swer guot hât daz er umbe gelt hin lât daz man ez bûwe,
wil der den verkêren [verweisen] der ez bûwet
[...], sô sol er mit im bûweteidingen
[...]. / ist auch daz der gebûre daz guot wil
ûfgeben unde von dem herren wil [...]
SSpAug
217,1;
daz vnser vrowe dv ebtischinne die gibvren, die vfen dien drin
hvͦbin sizzent, ir lv́te, daz si die in allem dem rehte
[...] lat an dem vorste UrkCorp (WMU)
65,17.
–
ein gebvre vil rechte riche / der saz gemeliche / bi einem
dorfe vber ein velt ReinFu
K,13;
daz lant allez erschrac, / dorf, burg vnde stat / siner
sele gutes bat. / [...] beide burgere, / gebure vnde
koufman / lizzen sich daz claugen an / vnde daz volc alle Herb
10461;
knecht, gebur, koufman ebd.
9859;
ist aber, daz di pfant sint eines uzmannes, eines bercmannes oder eines
geburis oder wes si sint vonme lande StRFreiberg
37,24
4
‘Bauer’ als Stand:
wirt daz swert dâ zim vunden [Verbot des
Waffentragens:] , / man sol in vuoren gebunden / zuo dem kirhzûne:
/ dâ habe man den gebûren / unt slahe im hût unt hâr abe Kchr
14810;
were ich danne ouch immer kneht, / so gebe man mir gebouren
reht / und tete minem sun alsam: / daz wurde ein houbthafte scham / beide mir und
minen kinden StrKD
4,66;
niemal alsô nâhe schirt / so der gebûr, der hêrre wirt Freid
122,12;
der herre und der gebûr KvWLd
2,22;
ez sol auch kain burger dez andern gebaur nindert anders beclagen denne vor
seinem herren also, ob derselbe gebaur auf dez burger guͦt gesezzen ist
NüP
134;
ainen gebur [...], den hat gephandet
[als Pfand übernommen] der von Strubenhat, den selben
gebur zvͤ nizene in alleme rehte, als der vorgenante Herter
UrkCorp (WMU)
3460,42;
wær von geburt der ain gebur, / der tugent und zuht hat, /
der trait von reht des adels wat WhvÖst
5922.
–
daz was ein vrîer bûman, / der vil selten ie gewan / dehein grôz ungemach,
/ daz andern gebûren doch geschach AHeinr
272;
die dritten vrîen daz sint die lantsæzen und die gebûren
SpdtL
82,9;
der gebûre der vrî ist oder ander vrî liute die niht
ritter sint, die mugen gegeben ze morgengâbe ir wîben ros unde rinder ebd.
96,12.
163,13;
SchwSp
13a;
her Vͦlrich, der Gepvre von Rain UrkCorp (WMU)
3072,38
5
‘Bauer’ (meist abfällig) mit Bezug auf Grobheit (selten
positiv: Einfachheit) in Aussehen, Benehmen, Verstand usw.:
swie rûch ich ein gebûre sî Iw
3557.
432.
3573;
ein starker gebûr gienc dar für: / der was freislîch getân
Parz
569,30;
an kleidern und an hâre / schuof sich der trügenære / als er ein gebûr wære
StrAmis
1330;
du bist ein viereggot gebûr, des muost du holz an eime reine
houwen SM:UvS
22: 7,6;
die ungefüegen gebûre UvEtzAlex
3680;
ein ungehúre gebur Seuse
77,12;
ein großer gebure ungestalt Pilgerf
5008.
–
dar umb spricht man: knoblauch ist [in
seiner Eigenschaft als Gegengift] der gepaurn
triakers [Theriak]
BdN
384,5.
–
dem gebure ist wol mit missetat - / daz ist in angeborn
FvSonnenburg
31,3;
daz mich dez úmmer wunder nimt, / swaz den geburen misse
zimt, / daz sich dez nit die guͦten schament SHort
4956;
recht sol im geschehen als eim groben geburen, der nút
geschicket enist zuͦ des kúnges heimlicheit Tauler
157,29;
aber gebûr di tun gebûrlîchen HvFritzlHl
31,4.
–
ein sange [Gesang] ane wort, so ir ofte
uernomen habet uon den geburen iouh uone den chindelinen, die dennoh dere worte
gebiliden neweder nemagen nohne chunnen PsWindb
94,2
(Randgl.);
swer des wânde, daz tûsent werlte mit gote genomen iht mê genomen wære dan
got aleine, der enbekante got niht noch enweste ein hâr niht, waz got wære, und
wære ein gebûre Eckh
2:292,5;
die groben ungelerten [...]
lúte, die geburen Tauler
215,8;
[die Geißler] sint die wâren geleichsnær, die von
andern läuten wellent geêrt werden, als ob si kunst und gewalt und hailichait
haben, und sint doch rôch, ungelêrt, ungeweiht [...]
gepaurn, wan si tuont wider die offenne lêr unsers herren Jesu
BdN
218,31.
219,3.
–
niht ein
~
‘nicht unwissend, ungebildet in Bezug auf etw. (Gen.)’
wær ich der kunst niht ein gebur WhvÖst
5377;
der ist der buoche niht ein gebûre Renner
18690.
– positiv:
die selben [Apostel] alle wâren
/ gebûre und niht von hôher art RvEBarl
12977;
nâch gebûres orden / [...] zwêne gebunden
schuohe, ein dicker roc / âne tiurre kost gezoc, / sunder nâch rehter dêmuot
siten / wît, lanc genæjet und gesniten [als
Pilgerkleidung]
UvEtzWh
621.
607;
er was ein guot einvaltic man, / von art ein rechter gebûre. / swie ofte
im hart und sûre / wart sîn lîpnar mit nôt, / er gap doch guotlîch sîn brôt /
ietslîchem, der sîn geruochte / und in mit zühten suochte Schrätel
55;
also kam er zuͦ eime einualtigen geburen ElsLA
786,15;
HlReg
28,29
6
die Figur im Schachspiel:
Xerxes der diz spil ervant, / den ich iu vor oft hân genant, / der hiez den
venden snîden[...] nâch eins gebûren forme gar HvBer
3924
gebürde
stF.
‘Last’
diu edel tôt gebürde / in einen sarc geladen wart HvBer
1385.
– bezogen auf Amtspflichten:
[als] techan süllen sölich erwelt werden den der apt
sicherlich müg mit getäilen vn̄ enphelhen sein gebürd
[
onera
]
BrAlt
21
gebûrdinc
stN.
‘Bauerngericht’
hec sunt pene in geburdinc facte UrkSchles
3,151
(a. 1290);
non veniens ad geburdinc communis homo dabit sex denarios UrkBresl
254
(a. 1315)
gebûrekîn
stN.
flämelnder Diminutiv zu gebûr.
‘Bäuerlein’
waz snacket ir gebûrekîn Helmbr
764.
1696
gebûrendiet
st. Subst.
‘Stand der Bauern’
dem der fluech ward getan [Noahs Sohn Ham, Gn
9,25
] , / der den vater versmaecht hiet, / da von sind
gepawern diet Teichn
296,66
gebûrenhaʒ
stM.
‘Bauernfeind’ (als Spottname für einen Ritter):
Brichenfrid, Gebûrenhaz Helbl
13,145
gebûrenhërze
swN.
‘Bauernherz’, abwertend:
nû stêt etelîcher [in der Kirche] als im ein spiz in
dem rücke stecke [anstatt niederzuknien] , unde kumt im
[...] der huot niemer von dem houbte. pfî, gebûrenherze,
ungewizzener lîp! PrBerth
1:457,18
gebûrenschuoch
stM.
‘Bauernschuh’
culpo: geburenschuͦch VocOpt
17.144
gebûrenwëc
stN.
‘Gemeindeweg’ (vgl. → →
gebûr stM., gebûre
swM. unter 2):
[ein] acker vf dē gebv́ren weg nebent des von
Bvͤtenheim anewender UrkCorp (WMU)
N90,8
gebûresliute
Pl.
→
gebûrman
stM.
geburgeze
stN.
‘Bürgschaft’
geschehez ouch des got nyt engebe daz vnser keyner an syme geburgeze vnd an syme
geluͦbede suͦmig wuͦrde so mag der [...]
abt [...] clagin UrkEberb
2,918
(a. 1330)
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