gequide
stN.
zu
quëden
stV., md. gekude, auch gekode;
Vokalquantität unklar.
‘strittiger Gesprächsstoff, Streitgespräch’
des selven ouch do gerten / Haenffraits ind Hoderichs lude. / sy leiffen ouch
mit zorns gekude / na swerden, als sy woulden stryden KarlGalie
1391;
darum spricht alsulch gekode [:tode
] /
Ovidius der meistir kluc PfzdHech
186,2;
waz ich zu ir gesprich
gechuͤde [:jude
] , / daz vocht
sie uff in arge / gein mir Minneb
4842;
[ein Christ und ein Jude] dî hûbin ein gekudde
[:judde
] / von der geloubin wirdekeit
NvJer
22647
gër
Adj.
→
gir
gër
stF.
bezeichnet allg. einen inneren Drang ‘Bedürfnis, Verlangen,
Begierde’ (vgl.
begir
,
begirde
,
gir1
,
girde
); in den meisten Verwendungen nicht von
1gir stF. zu unterscheiden.
– negativ gewertet ‘Gier, Begierde’
swer nâch der welte willen lebet, / dem vüeget ir ger vil
gîtekeit RvEBarl
327;
der visch in dem wassere der sihet mit grosser ger das rote
as an, da mitte man in wil vahen Mechth
7: 27,27.
– in neutraler oder positiver Wertung ein Streben oder eine Sehnsucht (oft
herzen gër) ausdrückend:
strît und minne was sîn ger
[:gewer
]
Parz
35,25;
dô was des junkherren ger, / wie er gesæhe disen man. / sînen
meister santer dan / nâch dem wîsen Barlââme RvEBarl
1550;
er kunde mit rîcher jost diu sper / hurticlîche nâch rîters
ger / in dem poinder brechen Wig
11644;
der rîche, der arme, dirre und der / vant mêr danne nâch sîns
herzen ger Wh
446,28;
sîn helfe, sîn rât, sîn kunst sint
endelich [umfassend] . / des die wîsen habten sîn ze
herren ger SM:Had
2: 13,6;
ich [die minnende
Seele] ruͤffe dir [Gott] mit grosser
gere / in ellendiger stimme, / ich beiten din mit herzenswere Mechth
2: 25,20;
höfisches Minnebegehren:
swâ liep liep hât umbevangen, / dast ein süezer umbevanc,
lieplîch nâch der minne ger KLD:GvN
6: 3,11;
sî bâten si vaste eteswaz geben mir, / des sî an ir lange hæte
gehân. / also warf si mir ir nâdilbein [Fingerhut oder ringförmiger
Fingerschutz aus (Elfen-)bein] dort her. / in süezzer ger balde
ich ez nam SM:Had
2: 6,4.
– einen vermittelten Wunsch ausdrückend ‘Bitte,
Forderung’
‘bringet mir Kayleten her.’ / dô wurben si des
heldes ger, / si brâhten in durch sîne bete Parz
47,26;
daz vingerlîn sande si her; / daz was ir jungestiu ger / daz
ich iu daz bræhte Wig
11358;
ich such oft glückes wege, / wie ich din ger erfülle und den
mut Mügeln
401,2
gêr
stM.
(unter 2.2 i.d.R. swM. gêre)
1
‘Wurfspieß’
2
‘etw. spitz Zulaufendes’
2.1 spitz zulaufendes Stück Land (umfangreich belegt DRW 4, 253f.) 2.2 Stoffkeil in der Kleidung (i.d.R. swM.; vgl. Brüggen, Kleidung, S. 218; Weite, Anzahl und Pracht der Gere sind Statussymbole)
1
‘Wurfspieß’
ouh heter umbe di sîten / ein swert von gûter snîten / und an
der hant einen gêren SAlex
1253;
mit sinem scarphin geren / ramt er sin ze den brusten
Rol
4504.
–
Paris unde Nestor, / die manich tûsint erslûgen, / unt die
ouch scarfe gêre trûgen VAlex
1336;
den gêr im gein dem herzen stecken er dô lie
NibB
982,1;
si liezen gêre vliegen / mit anderem ir geschôze
Wh
431,8;
hierher auch:
Cupîdô, dîn strâle / mîn misset zallem mâle: / als tuot
des hêrn Amores gêr Parz
532,13
(vgl. Nellmann, Parz., S. 713)
Wh
24,6
2
‘etw. spitz Zulaufendes’
2.1
spitz zulaufendes Stück Land (umfangreich belegt DRW 4, 253f.):
item der ger, lit zwischent dem weg und dss Ufhofers gebraiten
UrkThurgau
8,549
(um 1340);
ein tail, haizzt der ger von dem Radmarschogel UrkCorp (WMU)
1868,18.
N410,29;
tútschir lande get ein ger / ubir Rin
RvEWchr
2412
2.2
Stoffkeil in der Kleidung (i.d.R. swM.; vgl. Brüggen, Kleidung, S. 218; Weite,
Anzahl und Pracht der Gere sind Statussymbole):
waz er [der
bûman
] nâch der pfaht [Reichsrecht
(Glr.z.St.)] solte an tragen: / iz sî swarz oder grâ, / niht
anders reloubet er dâ; / gêren dâ enneben [nur an den
Seiten] , / daz gezimet sînem leben Kchr
14795;
des belzelîns ein gêre sluoc / hinden übern satelbogen
Wh
84,26;
einin wapin roc er vuorte, / der an die wadin ruorte, /
[...] von gespunnime golde / arne
[Greifvögel, Adler] gnuͦc dar in gewebin /
vorne hindene benebin / an gerin unde an sitin Athis
B 47;
etelîch [der jungen Frauen auf den Wagen] heten
hundelîn / loufende in den gêren, / eichörnel unde hermel fîn Virg
659,9.
– auch als (Geld-)Tasche genutzt (oder extra dafür
angebracht?):
swa man einen seckelsnider begrifet an der hantgetat
da er phenninge abegesnieten hat [...] ez si an
seckeln oder uz geren StRAugsb
124,34;
sô wirt im gelt, / dâ von im sîn gêre und ouch sîn biutel dicke
erklinget Rumelant(R)
4:8,7.
– auch die zum Schutz der Beine an den Seiten herunterhängenden Schöße
des Kettenhemdes:
halsberges gêr und kursît / und der schilt an der
selben zît / wâren drab gerucket, deiz bein stuont blôz Wh
79,3;
Parz
207,20
gerach
Subst.
‘Rache’ (?; vgl.
gerich
):
wilt du ir [der Minne] sin erbuͦlgen
[böse auf sie sein] / und mit lobe sin so lach
[nachlässig] , / ich weiz sie leget an dich gerach, /
daz du mit den guten gesellen / wirst geschant in der hellen MinneR480
142
geræche
swM.
‘Rächer’
Engelmair ward sigenhaft, / des engalt auch Berewein, / das er seiner zehen
vinger sibenthalben verlos. / Poppen er do auserkos, / der solt sein gereche sein
Neidh(S)
2,12c4:5,5
gerachen
swV.
1 intr. ‘sich erstrecken’
2 tr. ‘jmdn./etw. erreichen’
1
intr. ‘sich erstrecken’
alse dit ehcher [d.i. ackeram, ein Waldstück für die
Schweinemast] gerachit UrkCorp (WMU)
55,2
2
tr. ‘jmdn./etw. erreichen’
er sprang an in mit grimme, [...] dô gerachet er den
risen, unt sluog in ab ein hant RosengC
1345;
ind gedanck des heren / quam, dat hey dar woulde doen machen, / off man dat
mochte gerachen, / eyn moenster vele gehere / in vnser vrauwen ere Karlmeinet
319,26
u.ö.;
ach, wie gerachen wir den aller liebsten willen des
gemyntten gottes Seuse
510,9
u.ö.;
MynnenR
487
gerade
Adv.
→
gerat2
gerâde
stF.
‘Fahrhabe, die im Erbgang der Frau bzw. ihren nächsten weiblichen
Verwandten zusteht; Sondervermögen der Ehefrau’ (vgl.
râde
und 2HRG 2,113-117, DRW 4,255f.,
10,1557f.):
stirbet eyn man zo sal der frauwen dy gerade volgen DRW
4,255
(GörlitzStB; a. 1305);
wen der man stirbt, so nymt daz weip, das der [l.
dar
] zu gerat gehort, nach dem drissengestin
[l. trësemgestein?] , do gehort zu alles,
das geworecht ist, von gelde vnd von silber, daz zu frawen gezird gehort
StRPrag
147.
147;
gerade is anders nicht, wenne daz in eynes mannes huz gehoret gemeiniglichin,
unde dovon dem manne hergewete [Bekleidung für den
Kampf] gehort; unde daz mag nymant nemen, wenne die nyftil, die der
frouwen ader der jungfrouwen zugehorit von wibis halben RbMagdeb
284,48
gerâden
swV.
vgl. mnd. raden (Schiller/Lübben 3,414).
‘für jmdn. sorgen, jmd. ausstatten’ (zu
gerâde
stF.):
hat die vrowe kindere, die ir man geradet hat oder die die vrowe selbe
uzgegebben hat unde ob die vrowe noch selben kindere hat in der were, stirbet die
vrowe, daz gut, daz die vrowe lezet, daz get uffe ir aller kindere, sie sin geradet
oder ungeradet StRGörlitz
474
geradicheit
stF.
‘Beweglichkeit’ (vgl.
gerat2
):
fraw, eiuͤ [l. iu
] sey gesait, /
daz machent de verschanten clait, / [...] / da von
geradichait verligt, / darein siht man sich pinden / mit riemen vor und hinden, /
daz si regen az [als] die scheit [dass sie
sich bewegen wie die Holzscheite]
Suchenw
31,138;
geradichait tziert ritters mŭt ebd.
31,134
u.ö.
geræme
Adj.
‘auf ein Ziel konzentriert, es anvisierend’ (vgl.
1râm
‘Ziel’):
dô [...] man sich des wol versach, / daz der êrste
münich kæme, / dô wâren si geræme: / der wirt lief sâ zehant / hinder die tür an
eine want; / einen kolben het er gevangen Niemand
208
geranc
stMN.
‘Ringen, Bemühung, Streben’
der da siech vnt chranc / mit dem tode hat sinen giranc Warnung
174;
er wil der werlt lon holn; / darnach stet sein geranc, / ze got selten sein
gedanc ebd.
419.
1100;
swen sîn almuosen helfen sol, / der sol die mâze behüeten wol, / daz er nien
kêre sîn geranc, / daz mans im wizze danc WälGa
10379;
daz gebet hilfet den geranc, / wan under mînen danc / mac mich dehein bete sô
dwingen / daz ez mich müge ze himel bringen ebd.
10283
gerant
Part.-Adj.
‘schnell laufend’
disin handeweichin kloz / den wurfin sie ein andir. / swilch
ir da was gerandir / und snellir dan die andirn, / [...]
die behielt da den scal Athis
C* 90
gerarche
swSubst.
‘Hierarchie (Rangstufe von jeweils drei der neun Engelchöre)’
(vgl. LexMA 3,1080; vgl.
gotesgerarche
):
der gerarchen der sint dri / geordent wol in godes lobe PassI/II
338,66
gerarchîe
swF.
auch jerarchie und ierarchey (vgl. Suolahti, 1,96 und
Rosenqvist, 2,247).
‘Hierarchie’ ( Rangstufe von jeweils drei der neun Engelchöre)
(vgl.
gotesgerarchîe
und
gerarche
):
der himel ierarchîen, / die drîe, die sich drîen / in drîe,
besunder ir ieglich, / und in niun kœre teilen sich HvFreibKr
9;
nu sint och choͤre drie / inder andren jerarchie
WernhMl
14288;
Dyonisius der klar / und Ysidorus offenbar / schreibent paid und helnt gleich,
/ ez sei fuͤr war in himelreich / drei ierarchey in gotes chraft
Suchenw
41,1035
gerarchît
swM.
auch jerachîtes, jerachide in den Edelsteinlisten in
Parz und HvNstAp .
ein Edelstein (vgl. Suolahti, 1,96, Rosenqvist, 1,109, Lecouteux, pierres, S.
142):
geracîte heizt ein stein, / der ist bezzer denne ir kein / und
ist als ein nuz gestalt. / sîn varwe ist manecvalt: / gel grüene rôt wîz / blâ swarz
in alle wîs. / swer in nimet in den munt, / dem enmac nieman an der stunt / versagen
swes er bæte Volmar
479;
gerarchites ist ain swarzer stain. wer den in dem mund
tregt, der wirt ain auzrihtær grôzer gedänk und grôzer wôn. er macht auch den
menschen liep und minnencleich BdN
448,22;
Parz
791,7;
HvNstAp
18157
geraspe
stN.
auch geraspahe.
‘Späne, Kleinholz’ (?; vgl.
gespriu
):
quisquilie [im SummHeinr meist Spreu, pflanzlicher
Abfall o.ä. zum Feuermachen] : giraspe, giraspahe SummHeinr
1:174,61
gerastet
Part.-Adj.
hier ‘der Betriebsamkeit entrückt, ruhevoll’
hirumme sal di sele sitzin, daz ist in einir fordruckiter othmudikeit under
alle creature, dan cumit si in einen gerastiten vride Parad
37,14
1gerat
Adj.
(vgl. Etymol.Wb.d.Ahd. 4,365 s.v. girad Adj. und Kluge, S. 348 s.v.
gerade1
Adj).
von ganzen Zahlen: ‘ohne Rest durch zwei teilbar’
dem [März] gab er ein unde drizic
tage, dem andern drizic, unde also biz uz. dem geraden gap er gerade, dem ungeraden
gab er ungerade MNat
16,31;
im Namen eines Spieles:
rite ein grâ man ûf und abe / mit kleinen kinden ûf einem stabe / und spilte
gerade und ungerade Renner
2695.
–
‘gleichartig, ausgewogen’
diu rede was under in gerade, / si seit ime und er seit ir
Tr
11956;
si hæten eine gerade schar: / dân was niuwan ein und ein
ebd.
16852;
gekauft han ich / gerader osshen wol funf ioch [gleichwertige
Ochsenpaare für fünf Joche, vgl. Lc 14,19
]
EvStPaul
8712
|