geleitgëlt
stN.
nur geleite-, -de(s)-.
‘Geleitgeld, Schutz-, Straßenzoll’
daz wir die lantstrazen alle [...] und ouch alle
kouflude schuͦren und beschirmen sullen [...],
vormitz doch deme geleidesgelde, daz man uns davon schuldig ist UrkMosel
2:291,2
(a. 1334);
und hat auch binnen dem genanten geleyde [Geleitgebiet, s.
geleite stN. 2.2.2
] nieman kein
geleyde zu geben oder kein geleydegeld zu nemen, denn unser herr von Menze
WeistGr
1,534
(a. 1324);
als er sin geleydegeld syme zolner zuͦ Dilnheim gegebin hatte
UrkWetzl
1,664
(a. 1349);
den zol und das geleitegeld DRW
3,1596
(Würdtwein, Subs. IV 284; a. 1337);
UrkFriedb
214
(a. 1357)
geleithaft
Adj.
‘Geleitgeld (geleite
2.2.1) betreffend’
ist aber, daz ein gast verzollet ein geleitehaft gut [ein Gut,
von dem Geleitgeld zu zahlen ist]
StRFreiberg
237,28
geleitic
Adj.
‘gelenkig, geschmeidig’
sîn [Jesus] ganc was nit unstaete / noch
ungestüemer taete / und was geleitec doch genuoc WvRh
6412;
sîn vinger wâren [...] / geleitec ebd.
6382;
ir wâren driu hundert, / der ros geleitic [leicht
zu lenken] unde snel UvZLanz
645
gelême
Adj.
‘bieg-, schmiegsam’ wie Lehm (leim; vgl. PfälzWB
3,174 gelehm); übertr. ‘zahm’
sus wart der arge lewe guͦt, / geleme sam ein junges [La.
junger
] wider: / er stracte sich vor ime nider, /
weibezelen [schweifwedeln] er began Elis
3229
gelende
stF.
(oder stN.?)
Koll. zu
lende
F.
‘Nieren(gegend)’
got durch svchit din [l. diu
] hercin vnd
di gelende [
scrutans corda et renes
Ps 7,10
]
BrHoh
7
1gelende
stN.
Koll. zu lant.
‘Land, Gefilde’
er wolde / in dem heiligen gelende / hie sînes lebens ein
ende / haben Kreuzf
8013;
[die Schnabelmenschen waren] so schnell und so behende /
das sy uff dem geleinde / erluffen [...] alls, daz da
loffes pflag GTroj
15990;
Hätzl
1:20,6
2gelende
stN.
zu
lenden
swV.
‘Landung’,
gelende nemen
‘landen’
ein koufschif [...] sîn gelende dâ
genam Tr
2154;
dô si zÎrlande kâmen, / ir gelende dâ genâmen, /
[...] Tristan den anker werfen bat ebd.
8676.
15566;
KvWPart
3010.
12785;
KvWTroj
7248
u.ö.
–
vil maniger vf dem griesz / von Gaweins henden / nam vnselig gelende. / hie
hatt der turnoy ein ende Krone
18584
gelender
stN.
Koll. zu
lander
.
‘Stangenzaun, Geländer’
swer gen dem chorn gelanter, tulle oder zaun hat, der sol daz
chorn da mit befriden StRMünch
285,13;
Hätzl
2:33,38
gelenke
Adj.
‘gelenkig, biegsam, geschickt’
gelenke reht als einem kinde / wâren im [dem toten hl.
Franziskus] der glider bein LvRegFr
4081;
ein wîbel vil gelenke / nam mîn dâ [in der
Badstube] mit dienste war Helbl
3,30.
1,1252;
ich gevriesch nie kunder / sô starc noch sô gelenke Schrätel
107;
die [
wizen beine
] lagen so gelenke ufem
ors zebeiden siten JTit
5449,1;
PrLpz(L)
36,5;
PassI/II
367,19.
225,69;
Freudenl
152.
– übertr.:
dri ecke sint der sele bi, / snel und gelenke, behende, die sint tiur
Frl
7:9,12.
– mit Dat. ‘folgsam’
diu Êre [...] was den rehten vuogen zam, / gelenke
guoten dingen unt missewende widerbrühtec ie RvZw
77,6;
Frl
5:10,3;
FrlSuppl
12:206,59
gelenke
stN.
Koll. zu
lanke
.
1
‘Lendengegend, Taille’
2
‘Gelenk’
3
‘Gewandtheit’
4
‘Wendung, Verlauf’
1
‘Lendengegend, Taille’
si [Röcke der Frauen] wâren
gefischieret vil / mit zwein gürteln an der krenke, / ob der hüffe ame gelenke
Parz
232,30;
irn gesâht nie âmeizen, / diu bezzers gelenkes pflac, / dan
si was dâ der gürtel lac ebd.
410,3;
KLD:BvH
1:3,4
2
‘Gelenk’
der ander [
arzet
] diu gelenke, / diu
sêric werdent oder wunt, / mit ander künste macht gesunt HvBer
7227;
diu wât zuo den gelenken / stuont wol nâch im geschræmet
KvWTroj
2980;
gezieret wol zen orten / und mit gesteinten borten / an den
gelenken umbenât ebd.
7485;
Brun
4372
(iunctura femorum
Ct 7,1).
5379;
Minneb
195
3
‘Gewandtheit’
ir sult [...] der vetre werc gedenken, / die sie
taten mit gelenken Macc
1940.
– bildl.:
waz er [Dichter] dines
[Maria] lobes grueze / schone mit gelenke /
[...] kunde schallen Rumelant
3,53b;
[Hochmeister Karl von Trier] konde mit gelenkis bunt
/ sô wol sîn rede machin, / daz sîne widdirsachin / in joch gerne hôrten
NvJer
24095
4
‘Wendung, Verlauf’
diz habe ouch ein gelenke / daz sich unser prîs iht krenke UvEtzWh
1995;
des endes ouch gedenke / und suech ein gut gelenke, / daz der arme mensch zu
ruͤ / kume uz der sunden dru TvKulm
652;
Hiob
1311
gelenket
Adj.
‘mit einem gelenke (Taille) versehen’
von Tenabroc [...] / stuont dâ
Clârischanze ein süeziu magt, [...] / als ein âmeize
gelenket Parz
806,26
gelenklîche
Adv.
‘gelenkig, mit Leichtigkeit’
die [Reiter] sach man
[...] / uͤberwerfen unde wenden, / die orss
gelenchleich prauchen Suchenw
8,105
gelenze
stNM.
überw. glenz(e).
‘Frühling’
ver: glentz VocOpt
56.034;
wenne die zit des gelenczes aller krefteklichest die natur des menschen
zuͦ vnkúschekeit beweget ElsLA
178,7;
wenne der glencze ist warm vnd fúhte ebd.
178,24.
180,1.
– bildl.:
von dem hilmenschen [himmlischen] glenze
Martina
Überschr. vor 249,69;
daz glenze in glanzer wete / wirt zehimel iemer stete / fri vor allem
vngewitter ebd.
250,51
u.ö.
gelenzezît
stN.
‘Frühlingszeit’
diz kvrze glenze zit / hie der welte frode git Martina
250,43
gelërnic
Adj.
‘gelehrig, leicht und eifrig lernend’
wol gelernic und vernünftic / was der süeze fürste junge. / arâbischer zunge /
mit lêre gie er vaste nâch UvEtzWh
3680;
der jung herr gar gelernig was: / alles das man vor im loss, / das chund er
pas alczu handt / denn dye andern alsandt Seifrit
601;
WernhMl
827;
sîn sin was âne zil / gelernic unde verstanden AristPhyll
79.
– von Tieren:
under den vierfüezigen tiern ist daz fräwel vil gelerniger
wann daz mändel BdN
116,9;
daz die hund gelernigiu tier sein zuo allen spiln ebd.
125,3.
3,10
gelëse
stN.
‘Text’
die grossen buch und ir geles / tunt rehte meister schriben
Physiogn
38;
di wort und ir geles [Einsetzungsworte der
Eucharistie]
JvFrst
2086;
Jesus weste al geles [auf ihn bezügliche
Schriftstellen] / und swaz im zûkunftic was ebd.
3928
gelest
Part.-Adj.
→
glesten
gëlf , gëlpf
Adj.
Adv.
auch gelp
MarHimmelf .
1
‘helltönend, laut’
2
‘glänzend, strahlend’
3
‘gelb’
4
‘munter, fröhlich’
5
‘übermütig’
1
‘helltönend, laut’
diu [...] vogellin / uͦbeten also gelpfen
braht [...], / daz holz berck unde tal / in geliche gegen
gal Ainune
84
2
‘glänzend, strahlend’
diu sunne liehter unde gelpfer ist danne wir dâ sehen PrBerth
1:391,26;
MarHimmelf
1165;
ein pfelle, gelpfer danne ein gluot Wig
10544;
NibB
798,2(La.);
JTit
990,2;
ûz iegelîchem orte schein / ein alsô gelpfer rubîn
Iw
625;
Er
1562;
Hawich
4334;
ê wâren im vür wâr / diu ougen gelph unde klâr Greg
3436.
3391.
– von Blüten, Blumen:
in [den anger
] hete
wol des meigen schîn / mit gelpfer bluot geschœnet KvWTroj
9613.
16223;
vil bluomen blâ und gelfe Loheng
5680;
KvWLd
7,3;
TvKulm
34.
–
liehte bluomen unde gras / hânt ir gelfen unde ir
wünneclichen schîn verlorn KvWLd
12,3.
7,47;
des vil liehten meigen bluot / gelpf in dîn herze glîzet
KvWTroj
15697;
MarHimmelf
1173;
– von Farben:
grüener danne ein gras / oder iht daz gelfe grüene hât
KvHeimHinv
393;
in gelpfer wîze Helbl
7,449;
ieslich varwe ist gelfer in ir blüenden niuwe Marner
5,33;
KvWTroj
10486.
–
diu welt was gelf [lag in glänzendem Licht] ,
rôt unde blâ Walth
75,25
3
‘gelb’
daz har [...] / noh gelpfer vil danne wahs
Martina
219,26;
der groze lowe gelf [: welf
]
[...] mit der megde spilte ebd.
177,73
4
‘munter, fröhlich’
gelpher tumber liute reit mit ir genuoc Kudr
12,1;
vil manic gelfer man Bit
8789.
2447;
subst.:
vil gelfer fuor dar under Kudr
673,4.
–
wie dû dînen gelphen muot / mit leide verkiusest Er
8105;
daz dû dînen gelphen lîp / solt als unlange hân ebd.
8167;
unheil was mir gevære. / des habe ich selten gelfen sanc HartmKlage
1713;
iron.:
gelphez lop RvZw
74,12
5
‘übermütig’
haiden di gelfen / habent uns scaden getan Rol
6536;
Teichn
521,40;
sô mugen elliu wîp / [...] tragen
gelpfen muot / gegen ir manne NibB
673,3;
dû muost [...] wider mich sô gelfer worte enkelden
Neidh
SL 20:6,2;
Ottok
76879
gëlf , gëlpf
stM.
Pl.
Kchr
16265.
1
‘Brüllen, Bellen’
2
‘Geschrei; Tumult, Lärm’
3
‘Ausgelassenheit, Fröhlichkeit’
4
‘Verwegenheit, Kühnheit, Übermut’
4.1 allg. 4.2 übertr.;
1
‘Brüllen, Bellen’
der [
lewe
] sinen toten
welffe / mit sinem luten gelffe / lebendig machet Minneb
3488;
Frl
3:17,1;
der hunt, / des gelff kan wilt erkriegen FrlSuppl
11:208,4;
Mügeln
381,8
2
‘Geschrei; Tumult, Lärm’
michel wart ir gelpf, / von bûhurt und von springen, / von
tanzen und von singen Kchr
180.
10054;
vil michel wart der ir gelpf; / diu ougen si in ûz prâchen
ebd.
14273;
jener vûr mit gelfe / und hâte ein mehtigez her Eilh(L)
66;
in disme schalles gelfe RvMunre
624;
ir gelf, ir lut ist: ‘crona, künig, cröne’ Frl
1:8,5;
Herb
1575.
5327;
EbvErf
592;
Rab
507,6.
–
‘Kampfgeschrei, Schlachtruf’
ouch huoben di juden ir gelpf, / si bliesen ir wîchorn
Kchr
10061;
mit freyden vnd mit gelffe / ben ich kommen dy czuͦ hilffe
KarlElegast
1482;
GTroj
18444.
13617.
19015;
SAlex
1434;
GrRud
Cb 19;
UvZLanz
8349;
Alph
1339
3
‘Ausgelassenheit, Fröhlichkeit’
unz wir von schimpfes gelfe / hin zu dem ernste kumen PassIII
25,31;
Vät
15648.
4452;
daz si [gemarterte Heilige] gar zu gelfe / alle
dise not vertruc. / swie vil man iren lib gesluc, / daz duchte sie ein gelucke
PassIII
342,96.
–
sint waren mit gelfe / die burgere vomme troste
GrRud
F 49;
dô er was mit gelfe LBarl
15620.
–
‘Spott, Hohn’
als si [Götzenpriester] zu ubeleme gelfe /
[...] sin [hl.
Dionysius] wolden ramen PassIII
551,10;
so sul wir [...] / den licham
[...] / schenden lesterlich genuc / und werfen in
ein vuwer. / da sal im werden tuwer / allerhande helfe, / untz er nach unsem
gelfe / verbrinnet PassI/II(HSW)
11580
4
‘Verwegenheit, Kühnheit, Übermut’
4.1
allg.:
haiden uermezen / ilten zu irn rossen [...]. /
Roͮlant sach si zu uarn; / er sprach: ir gelph ist inoch so groz
Rol
5241;
die zît [unterdessen] wart
disen recken in gelfe vil gedreut NibB
430,1;
Terramêr [sein Heer zum Kampf
aufrufend] mit gelpfe sprach Wh
44,1;
HBirne
414;
do nach valschem gelfe / der ungetruwen iuden diet / unseren herren
verriet PassIII
215,4.
502,34;
Kchr
16265;
UvZLanz
3769;
des wart Wellis benomen / der hoemoet mit dem gelpe Karlmeinet
494,23;
auf ein Tier bezogen:
in [Jäger] zerreiß der ber in
zornes gelfe Mügeln
59,10.
–
wa nu di mir [König
Marsilie] heluen wellen, / daz wir die
gesellen [Roland und seine Kampfgefährten] /
ir gelphes widerprengen [davon abbringen]
Rol
5701;
StrKarl
6755;
des [eines im Zweikampf besiegten Gegners]
gelf der wart von im gesant / vil verre Bit
2550.
– unsicher, ob hierher:
ir [Maria] lîbes
burde [d.h. Leibesfrucht] / nie bekuchet wurde
/ von deheines mannes gelphe Wernh
3683
4.2
übertr.;
‘übermütige Tat’
daz [Siegfried anzugreifen] was ein grôz
übermuot [...]. / ez ist mir immer swære / daz ir
den gelf habet begân Bit
12885.
–
‘übermütige Worte, Reden’
[Rüdiger kommentiert die kampflustigen Reden der Berater
Gunthers, dem er als Bote Krieg angekündigt hat:] möht ich
dem gelfe entwîchen, / daz tæte ich [...]. / swie
vil ich hœre der übermuot, [...] sô sol iu wesen
widerseit Bit
6646.
–
‘übermütiger Mensch’
man list von einem grozzen gelf [l.
graffen gelf? vgl. Teichn 158,40. 603,32
(App.)] , / der waz ungerecht von jugent
Teichn
158,32
gëlfe , gëlpfe
stF.
1
‘Glanz’
2
‘Anmaßung, Übermut’
1
‘Glanz’
zuo der lûterkeit unde zuo der schônheit noch zuo der gelpfe die diu sunne
hât, dâ kan sich niht zuo genôzen hie in dirre werlte PrBerth
1:539,29;
von golde glîzet dîn wât, / diu maniger gelfe varwe hât
KvHeimHinv
266
2
‘Anmaßung, Übermut’
in übermuotiger gelfe / von Francrîch Philip sprach
Ottok
32755.
47374;
in maniger gelfe / der burgære jach, / swaz im der tiuvel
vor sprach, / daz lobt er unde swuor ebd.
33589;
ich bite dich sundir gelfe Brun
6968
|