Wörterbuch
ABCDEF s.VGHIJK
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g – gabiʒ?
gâch – gademstat
      gâch stF.
      gâcheit stF.
      gâchen stF.
      gâchheil stF.
      gâchlîchen stF.
      gâchmuot stF.
      gâchmuotic stF.
      gâchmuoticheit stF.
      gâchschric stF.
      gâchspîse stF.
      gâchtouf stF.
      gâchtoufen stF.
      gâchzornic stF.
      gack stF.
      gadem stF.
      gademære stF.
      gädemler stF.
      gademliute stF.
      gademman stF.
      gademstat stF.
gademvrouwe – gâhe
gæhe – galazîâ
galban – 1galle
2galle – galsterîe
galsterlich – gamanje
gamânje – gampelher
gampelsite – ganeist(e)
ganeistelîn – ganteren
ganz – gære
gargarismus – gart
gart – gartgabele
garthagen – gasse
gast – gastmeisterin
gastnusse – gæʒe
gaʒʒe – gebant
gebâr – gebeinet
gebeitic – gebërærin
gebërc – gebietære
gebietærin – gebiuge
gebiunde, gebünde, gebunt – gebogen
geborc – gebraste
gebræte – gebrësthaftic
gebrëstic – gebrûchic
gebrûchlich – gebünde
gebünde – geburgeze
gebûric – gebûschirre
gebütel – gedæhtnisse
gedalsch – gedense
gederbe – gedinchof
gedinclich – gedon
gedon – gedröulich
gedröuwe – gedwâse
ge|ehte – gegate
gegatrom – gegen hëllen
gegenherte – gegenrede
gegenreise – gegentraht
gegen trëten – gegenwertige
gegenwort – gegihte
gegiric – geharnascht
geharre – geheiligunge
geheim – gehende
gehenge – gehimelze
gehirne – gehœric
gehœrlich – gehüge
gehügede – gehuobet
gehuof – geilic|heit
geillîche – geiselstreich
geiselunge – geisticlich
geistîn – geiʒeweide
geiʒgalle – geiʒwolle
gejac – gekleide
geklûder – gelæge
gelaister – gelegede
gelegelich – geleitesman
geleitgëlt – gëlfe
gëlfen – gelîcherin
gelîcherte – gelîchsame
gelîchsamen – gelide
gelidemâʒe – gelinc
gelinc – gelle
gelle – gelœte
geloub- – geloupheit
gelouplich – gëlte
gëltel – gelübe
gelübede – gelüppic
gelüpschafte – gëlwelot
gëlwen – gemahellich
gemahelschaft – gemæʒicheit
gemæʒiclich – gemeinder
gemeine – gemeinmüeticlich
gemeinsagunge – gemelîche
gemelîcheit – gemietede
gemietunge – 2gemüete, gemuote
gemüetic – gemuotheit
gêmuoticheit – genâden
genâdenarm – genâdezît
genædic – genant
1genantlich – genemede
genende – genës
genesche – genibelet
genîc (genîge ?) – genistbærlich
geniste – genôʒsam
genôʒsame – gensîn
gensischen – genuht
genuhten – genuocsamede (?)
genuocsamen – Geon
georset – gequël
gequide – 1gerat
2gerat – gerede
gerede – gerëhtmachen
gerëhtmachunge – gereiʒe
gereiʒede – gerigel
gerigelingen – gerihticlîche
gerihtinsigel – geristic
geristlich – gërne
gerner – gërste
gërstegrûʒ – 2gertelîn
gerten – gerûmiclich
gerummel, gerumpel – geruowic
geruowicheit – gesagede, gesegede
gesalzene – geschaffenheit
geschaffenwësen – gescheftnisse
gescheftvrouwe – geschepfnisse
geschepfunge – geschihtic
geschihticlich – geschræje (?)
geschrât – geschulteret
geschuoch – geselbede
gesêlen – geselliclîcheit
geselligen – gesigel
gesigen – gesinne
gesinnen – gesiuniclich
gesiuse – gesloufe
gesloufic – gesnæren
gesnarren – 1gespenge
2gespenge – gespîwe
gespiz – gespreide
1gesprenge – gestalt
gestalt – gestelle
gestellet – gesticke
gestickelet – gestopfel
gestœʒe – gestriuʒe
gestriuʒunge – gestüplach
gestüpnisse – gesuoch
gesuochære – geswenke
geswenze – geswindicheit
geswindiclîche – getænede
getæper – getelse
getemere – getougen
getougen – getregede|gülte
1getrehte – getriuwenisse
getriuwewirdic – getult
getumele – getwancnisse
getwancsal – gëtzen
getzsal – gevæhic
geval – geværlich
gevatere – gevellicheit
gevelliclich – geveterede
geveterlîn – gevlester
gevlitter – gevorstet
gevræʒe – gevüegelich
gevüegetheit – gevürste
gewach – gewalt
gewalt – gewaltroubunge
gewaltsame – gewantsnîden
gewantsoum – gewarsamlîche
gewarschart – gewehenen
gewehse – 2gewende
gewendelach – gewërben
gewërbic – gewërken
gewërldet – gewëterblitzen
gewette – gewilden
gewîlet – gewinnunge
gewint – gewist
gewiste – gewonet
gewonhaft – gewuoc
gewurc – gezamen
gezan – gezerge
gezic – gezît
gezîte – geziugelîn
geziugen – gezühticlîche
gezunft – gheheel
gibe – giegengêre
giel – gifticheit
gifticlich – gîgengarren
gîgennagel – gîle
gileht – gine|glapf
ginen – gir
gir – giric
giricheit – girte
girunge – gît
git (?) – giuden
giudenlich – glanken
glanst – glas(e)väʒʒelîn
glas(e)vënster – gleienbluome
gleif – glenzezît
glenzic – glîme
glîmen – glîssenerîe
glisterîe – glocke
glockehûs – gloie
gloieren – glück-
glüejen, glüen – gnaister
gnaistli – gogel
gogel- – golf
gollen – goltërze
golt|esche – goltmâl
goltmasse – goltslahære
goltsmelz – goltvël
goltvinger – gos (?)
got – götelîn
gotelop – goteshûsrëht
goteshûswartære – gotesvriunt
gotes|wâr – gotheftic
gotheit – gotmeinunge
gotmensche – gotweiʒ
gotzam – gougeren
göugewete (?) – goukelklucken
goukelkunst – goukeltocke
goukelunge – göumütte, -mutte
göu|phâwe – grâ
grâ – grab(e)wart
grab|îsen – 2grâl
grâlen – gran
grân – gransprunge
gransprunge – gras(e)löufel
gras(e)marschalcambet – grætic
grâ|tuochære – grâwërc
grâwërcliute – grêde
grêden – gremiclich
grempære – greʒenach
gribellure – grieʒwart
grieʒwartære – grîfvalke
grîfzan – grîn
grindel – grisegrammen
grîseleht – griuse
griuselen – groben
grobiln – grôʒgamander
grôʒgebieter – grôʒtürstic
grœʒunge – grüenheit
grüenlich – grundelôs
grundelôselich – gruntrëht
gruntrüerunge – gruntvorschende
gruntvriunt – gruoʒbære
gruoʒe – grütschîn
grutte – gubelnagel
guc – güeticlîche
güetlich – gugelkotze
gugelroc – gülte
gülteguot – gumpenîe
gunderam – guonlich
guot – guotlich
guotlîche – gupfoht
guppelspil – gürtelsenken
gürtelsnuor – gürtelspengelîn

   gâch - gademstat    


gâch Adj. auch (z.B. Herb 2401 u.ö.; Roth 4106; Eracl 3464 ). – Adv. gâche (nur WernhMl 7760 ), gâch (adv. Akk., nur Iw 4873; Frl 7:19,13. 8:3,11; Ottok 5883; WernhMl 4676. 9896 ). – Rückbildung vom Adv. gâhe (vgl. auch die Kompos. mit gâch-) zum Adj. → gæhe, mit dem es in der Überl. wechselt, wobei aber gæhe meist attr., gâch meist präd. gebraucht ist (vgl. 2 5Mhd. Gr. § M 26 Anm. 1). 1 ‘schnell, rasch’
1.1 unpers. mit sîn/werden und Dat. d. P. ‘es eilig haben’
1.1.1 ohne weitere Bestimmung
1.1.2 mit näherer Bestimmung; die Bed. geht häufig in ‘begierig sein, verlangen’ über, vgl. bes. die Beispiele für gâch nâch/ze etw.
1.2 andere unpers. Konstr.
1.3 pers., attr. (sonst gæhe )
2 ‘heftig, ungestüm’
   1 ‘schnell, rasch’    1.1 unpers. mit sîn/werden und Dat. d. P. ‘es eilig haben’ (ohne Dat. nur sprichwörtlich [TPMA 2,410 ] so ie gaher, / so ie gar unnaͤher! RvEWh 9131 )    1.1.1 ohne weitere Bestimmung: der brvder was niht laz, / in die tzelle lief er geringe, / gach wart dem bertinge ReinFu K,970; den sînen wart vil gâch / unde ranten ime alliz nâh SAlex 2640; er ilte, im was gach Herb 2050; er gêt vil sanfte, im ist niht gâch Wig 4986; dô was in ernst und gâch UvZLanz(K) 6699. 2991    1.1.2 mit näherer Bestimmung; die Bed. geht häufig in ‘begierig sein, verlangen’ über, vgl. bes. die Beispiele für gâch nâch/ze etw. – mit Gen. d. S.: ist iu nu zornes gâch Parz 515,17; wie ist iuch tretens mich sô gâch? ebd. 522,21; im was niht wan gebetes gâch RvEBarl 14441. – mit Präp.-Gruppe: sus was im an den risen gâch Iw 4989; dô was im gâch an die vart. / mit urloub er enwec reit UvZLanz 668. im was gein Artûse gâch Parz 128,15; der sunnen was gein hœhe gâch ebd. 196,10; dem muoz gein sorgen wesen gâch ebd. 731,29; im was mit zorne gein in gâch Wh 324,9. nach Reinhartes kel im [Bauer] gach was ReinFu K,466; lâ dir nâch mir wesen gâch, / heb ûf dîn kriuze, gâ mir nâch! RvEBarl 5345. 6543; swenne got sihet, daz wir sîn der eingeborne sun, sô ist gote sô gâch nâch uns und îlet sô sêre Eckh 1:194,3. iu ist mit der rede ze gâch: / slâfet ein lützel darnâch Iw 827. 996. 3163. im [Hochmeister] was uf dy Littown gach Hiob 15545. dô was im von dem künege gâch Parz 150,29; dâ [Gesang der Nachtigall] warne ich [Wächter] friunde bî, / dur daz in gâch von minnen sî KvWLd 15,12. die da fluhen, den was gach / vber daz geuelde / hin zv dem gezelde Herb 11784; ienen was zv der flucht gach ebd. 14004; zv Reinhartes schaden wart in gach ReinFu K,1436; dô fuor in balde ein knappe nâch: / dem was zer botschefte gâch, / die er werben solte Parz 517,12; Rennewarte was zer spîse gâch Wh 276,3; im wart zer âventiure gâch UvZLanz(K) 7874; mir was ze sînen hulden / alze liep und alze gâch Iw 4187; dem rîter was zer vreise gâch Wig 1845; zer toufe wart dem grâven gâch ebd. 8207; zu suͤnden ist dir gewesen gach HvNstVis 241. – mit ze und Inf.: dem was ze knien für si gâch Parz 237,12 u.ö.; des wart im zervarne gâch RvEBarl 553. – mit Inf. (vgl. → gâhen 3.3): sô sol uns wesen gâch / verloufen in [in kleinen Weihern gefangenen Fischen] die rinnen, / sô mugen si uns niht entrinnen KvFuss 2711(La. A). – mit Adv.: Reinharten wart dannen gach ReinFu K,172; war ist dir nu so gach, / du ubermuͦter kaiser? Rol 7626; sô gâch was im wider dan Wh 317,16; swâ sô si [Liebe] den zwîvel siht, / dâ von enscheidet si sich niht, / dar ist ir nôt unde gâch Tr 13837    1.2 andere unpers. Konstr.: jmdm. gâch tuon ‘machen, dass ihm gâch ist’ gant diube dar und stelent eim biderben man sin guͦt, tuͦt er den [...] gach [scheucht sie auf] mit iagenne oder mit ruͤfenne StRAugsb 100,27. – jmdn. hât gâch ‘ihm ist gâch (Grimm, Dt. Gr. 4, 287): iedoch hêt in ein teil zuͦ gâch / uffe den helit reinin Athis E 126    1.3 pers., attr. (sonst gæhe): ern kêrt sich niht an gâhez schehen: / müezeclîche er wolde ersehen / wiez ze bêder sît dâ wær getân Parz 69,7. 121,6; dem gâhiu hêrschaft wirt erkorn [dem rasch eine Machtstellung zufällt] RvEAlex 1487    2 ‘heftig, ungestüm’ (fast nur attr., dafür sonst meist → gæhe ; präd. nur lât iuwern zorn niht wesen gâch Wig 11551 ): etwenne wirt des hercen vmmacht [Herzversagen] von gaher vorchte oder von gaher vroude SalArz 46,40; der tot mit snellem vlucke ein werk het do bestanden / mit lebens gahem zucke JTit 2638,2; si lâgen gâhes endes tôt KvHeimHinv 823; Serv 3404. gâher tôt ‘plötzlicher Tod’ si wânden alle ze Rôme, / ez [das Sterben] chôme von dem gâhen tôde Kchr 7559; da wirt er [der Antichrist] oͮch mit dem gahen tode erslagin mit dem gotis worte Lucid 135,9; nieman mohte danne / dem gâhen tôde enbresten Wig 3724; Frl 5:20,6. – ‘gewaltig’ in gahes wunder er des quam [ ut miraretur praeses vehementer Mt 27,14 ] EvStPaul 1972

gâcheit stF. ‘Hast, Übereilung’ das man es [Gebet] dvrnehtecliche spreche, niht mit bestumpfeten worten von gacheit, niht slaflichen von tracheit, niht verlazenlichen von italkeit DvAStaff 95; da von [Unkeuschheit] kumet och gacheit unt ungestuͦmikeit an allen dingen SiebenTodsündenIII 333

gâchen swV. gâhen swV.

gâchheil stN. auch gocheyl ( Albrant 3,41. 3,50 ). ‘schnell wirkendes Heilkraut; Schafgarbe’ (vgl. Marzell 1,87f. 253; Etymol.Wb.d.Ahd. 4,13f.): du salt snydin gachheyl cleyne und suyt das mit wine unde floze daz dem rosse in den hals: zo sterbyn dy worme Albrant 3,5. 1,3; Glossenbelege des 11.-14. Jh.s s. AWB 4,21

gâchlîchen Adv. vgl. auch gæhelich, gâhenlîche. ‘eilig, rasch’ der bote gâhen began / und sagte ez gâhlîchen / dem fürsten Dietrîchen Bit 9091; Dietr 6820 (s. gæhelich )

gâchmuot stM. ‘Ungestüm, Jähzorn’ (vgl. gæher muot unter gæhe 1): gachmut ist in [ colerici ] ein teil zu groz Physiogn 65; der [ colericus ] muoz durch nôt gâhmuotes sîn, wan im diu galle schiere enbrinnet Barth 128,10

gâchmuotic Adj. ‘jähzornig’ suelre ist heizer vnde trukener nature, der ist gachmuͦtich vnde kuͤne vnde het gerne uil wibe vnde ist an der minnen vnstete Lucid 50,14

gâchmuoticheit stF. ‘Eile, Hast’ mit grozer gamutikeit / ilter hin zu dem grabe PassIII 160,42; gemuticheit PassI/II 361,74 (Umlaut wohl analogisch nach gæher muot)

gâchschric stM. ‘rascher Sprung’, hier: ‘Versündigung’ woldist du [der hl. Johannes] mich engalten / maniger gachscriche [La. ascrickeâschric ] , / da mit mich dicher denne diche / der tievel hat verleitet, / so wære mir manigen tach gireitet / diu ewige verdammunge Litan(M) 447

gâchspîse stF. ‘schnelle Speise, Imbiss’ sî gienc und was in kurzer zît / her wider komen unde truoc / guoter gâchspîse gnuoc Iw 1222; nu truoc diu hûsfrouwe dar, / [...] swaz si guotes mohte, / daz ze gâchspîse [Hs. gaher speise ] tohte KvFuss 1894

gâchtouf stM. , gâchtoufe stF. ‘Nottaufe’ wer dich getoufft hab, es sî pfaff oder ley, als etwan ze gâchtouff geschicht: der ist dîn geistlich vatter SchwSp(W) 345,90; swer einem kinde der gâchtoufe helfen wil, der sol diu wort sprechen, daz dâ iht verwandelt werde [ohne dass etwas verändert werde] PrBerth 2:228,24

gâchtoufen swV. ‘nottaufen’ das chint gæchtauffent di frawen und stirbet dar nâch gæchling RbRupr 202

gâchzornic Adj. ‘jähzornig’ iedoch vint man etleich frawen, die part habent oben an dem mund, und daz ist ain zaichen, daz si gar haizer nâtûr sint und gæchzornig BdN 12,21

gack Subst. lautmalend für das Gackern des Huhnes; in Anspielung auf das bekannte Sprichw. ‘wenn ein Huhn ein Ei gelegt hat, gackert es laut’ (vgl. TPMA 6,209): als das hun das da hat gelacht [gelegt] , / yederman han ichs balde gesagt: / »gack gack gack gack gack!« han ich gejehen Pilgerf 7814

gadem , gaden stN. auch swN. ( WüP 104,2; Urk.-Belege s. Gürtler, er-Plurale 123), stM. ( BrEb 66; Frl 7:1,10 ). – Dat. Pl. auch gadym Cranc Jes 35,7; gadden UrkFrankf 2,319 (a. 1332); Nom. Akk. Pl. auch gedime UrkCorp (WMU) 436,11 und gedemer ( BrEng 4; Urk.-Belege s. Gürtler, er-Plurale 122f., s.a. WMU 1,546). 1 ‘Gebäude, Haus’
2 ‘Stockwerk, Geschoss’
3 ein (Wohn-)  Raum verschiedener Größe und Verwendungen
3.1 ‘Saal’
3.2 ‘Zimmer, Kammer, Gemach’
3.3 ‘hoch gelegener Verschlag’
4 ‘Verkaufsraum, Verkaufsstätte, Bude’
5 ‘Kasten, Schrein’
6 bildl. (zu 1 oder 3 )
7 Einzelnes
7.1 ‘hohes Gerüst, Gestell’
7.2 ‘Stall, Stallung’
7.3 ‘Lagerstatt’ eines Tieres
7.4 ein Maß
   1 ‘Gebäude, Haus’ obe sie [Postulantin] dan uollesteit, so leide sie man sie wyder in daz gadem der nuwen sustere BrEb 58; elleu gadem und heuser [...] suln auch nimmer hoher gepauwet werden, denne als dez kirchofes maure hoh ist NüP 167; si [Elefanten] trugen castell und gaden HvNstAp 3869. – Anbau eines Hauses: daz hinnan hin nieman [...] dekainen fv́rschvtz [vorspringenden Anbau] mache [...] vf die straze mit stvban, mit loͮben, mit gaͤdemern, mit vmbeloͮfen oder mit aͤrgern UrkCorp (WMU) 2354,5. – Aufbau über einem Tor: eyn gadin was uf der phortin der uzsirn muyrn Cranc Uzl 254,32 (vgl. PL 196,540ff. mit Abb.) – für die Hölle: wie gern ich woͤlt / das ich zuͦ minem kinde soͤlt / ab gaͮn hin inder helle gaden! KvHelmsd 2223    2 ‘Stockwerk, Geschoss’ in deme nideristen gademe [der Arche] was aller vogele gechrademe Gen 699; ez sol auch niemant cheinen laden noch chein tuͤr anhahen [...] an dem undern gadem gen der straz herauz NüP 138; daz ich zway gadem eins turͦns vber ein ander gemovrre UrkCorp (WMU) 1595,8; Kreuzf 2967; SSp(W) 3:66,3; StRMünch 417,22. 417,25. – als Maßangabe: er mag [...] pauen was er wil, das zwair gaden hoch ist UrkÖsterrErbl 69,3 (a. 1237); swa ein mawer sie zwischen zweier haͤuser, deu bi drein gadem hohe sie oder hin uͤber UrkRegensb 726 (um 1320); wan si in [Virgilius] ûf mit sinne gar / an den turn zôch zwâr / wol drîer gadem hôch EnikWchr 23909; sîn rîch gezelt [...] gieng übr alliu diu gezelt / diu geslagen wâren ûf daz velt, / volleclîche wol ein gadem Georg 1555    3 ein (Wohn-)  Raum verschiedener Größe und Verwendungen    3.1 ‘Saal’ ain unmâzen michel gadem Kchr 5717; dô nam der degen [Volker] widere den schilt an die hant, / und gie ûz dem gademe für den türn stân NibB 1836,3; doch uber sin [Damokles] houbt in arcium gadem [Saal der artes (= Kunstwerke), Thronsaal, aula regia (Anm. z.St.)] / [...] / hiz er hengen eyn scharfez swert Hiob 6159; so sun [sollen] si alle in eim gadme slâfin BrEng 22    3.2 ‘Zimmer, Kammer, Gemach’ (zum Wechsel mit kemenâte s.a. Heyne, Hausaltertümer 1,360): do wart der engel gesant [...] ze der magde reine, do si in dem gademe saz eine AvaLJ 4,3; WernhMl 2188; ez lît vor disem gademe ein ritter tôt erslagen NibB 1007,3 (vgl. zer kemenâten ebd. 1006,3 ); do was bi Priamis trone / ein kamere vil schone [...]. / Priamvs hiez in daz gaden / sine ratgeben laden Herb 7227. 9249; Wernh 5657; PrOberalt 91,25. dô allez daz entslâfen was / in gademe und in palas, / daz dâ lac in dem hûs HvFreibTr 5920; iz enwas dar uffe [im palas ] niender gaden, / ez enwær von golde gemal Rennew 7876; GTroj 4894. si gurten sich mit sverten / si gingen dare warten / uon gademe ze gademe / si sluͦgen si alle zesamene VMos 30,23; sy yltte getrautte / von gadem ze kemonatte GTroj 21090; mangez er der gadem erlief Parz 247,3. – als Schlaf-, Ruhegemach: daz gadem, dâ sie lac / die künegîn und slâfes pflac HvFreibTr 2709; Wernh A 4048; Herb 13390; KvWTroj 8497; Rennew 11379. – als Klosterzelle: nû gienc er an eime tage / [...] / vür sant Francisken gaden, / iemitten dô er bette drinne LvRegFr 2087; ez waz ein geistlich wip in eime clostere [...]. einez dagez stunt si in irme gademe und shach hin uͦz durch ein venster HlReg 12,3. – als Gefängnis (oder zu 1 ?): daz im die burger ein gaden gemachet hant, daz er ouch dar inne sol beliben untz an sinen tot StBZürich 19 (a. 1319) (s.a. Anm. z.St.); der [Vogt] hiess in besliessen in ein gaden Seuse 76,16; KvWTroj 23380. – Raum, in dem etwas aufbewahrt wird, ‘Vorratskammer, Lager’ beide gadem unde schrîn / sol dir allez offen sîn Helmbr 837. 853; sus vuort er in in sîn gaden. / dâ sach er kisten wol geladen / bî grôzen schrînen ligen vol [mit Schätzen] RvEBarl 6035; nu giengen si aber in daz gaden / dâ die phelle lâgen StrAmis 1716; HlReg 34,7; mitt der frowen er do gie / in ain gaden hie / da er wol vier und zwainzig bogen vand GTroj 1694    3.3 ‘hoch gelegener Verschlag’ stîget dort hin uf daz gaden! StrKD 159,19    4 ‘Verkaufsraum, Verkaufsstätte, Bude’ swer [am Sonntag] sin gaden vf tvͦt oder sine creme oder sinen kelre, daz er iht drvs verkouffen wil, der ist dem priester fivnf schillinge schuldig SchwSp 154a; swaz fuoter ouch die gädemler koufen, daz sullent sie offenlich veile haben in potigen in den vordern gädemern und niht hin hinder bergen und ûf tiurunge behalten StRMeran 423; alle mezzerer unde alle kramer di ze gadem stant die mugent ir mezzer wol verkaufen einzen unde sament StRAugsb 42,28. 40,24 u.ö.; und sol auch ir dheiner dhein kammer, gewelb noch gaden niht besteen [mieten] hie in der stat NüP 272 u.ö.; WüP 29,4; UrkKlostern 1,274 (a. 1339); StrAmis 1716. under den gademen bezogen auf eine Reihe von Läden oder Werkstätten: nieman sal gewant sniden zv Erforte dan uffe deme vrige [Freigut] vnsis herrin des bisschoffis vndir den gadimen UrkCorp (WMU) 1161A,14; wir Bertolf van Gluele, Johan Hircelin, die meistere sijn der bruͦderscheffe vnder den geddemen [Gilde der Gewandschneider in Köln] ebd. 53,3; WüP 65,4    5 ‘Kasten, Schrein’ vil schœner vrouwen umbe in [Dietrich] saz, / die kurzten ime die stunde. / sî zugen vür in werkes gaden ["bewegliche arbeitspulte oder kasten" DWB 4,1,1,1134] , / sî truogen dar krâm unde laden Virg 207,4; sliuz ûf balde mir daz gadem Neidh SL 21:5,5 (vgl. schrîn, kisten ebd. SL 21:6,1-4, s.a. NeidhWB 81 )    6 bildl. (zu 1 oder 3 ): swer den [Christus] ze hûse haben sol, / der bedarf der tugende wol, / die in des herzen gaden / ûz dem himelrîche in laden LvRegSyon 424; der goͤtlich geist gesicht alle die gaden vnd wonungen der sel [ omnes officinas mentis ] RvBib 99,20; NvJer 55; durchtrechtic wart der gotlich gadem [Maria] / driglestic vunkenricher kunft Frl 7:1,10. – rein umschreibend?: nu hilffet niht, wie vil min kradem / geschryet an ir helffe gaden Minneb 3518    7 Einzelnes    7.1 ‘hohes Gerüst, Gestell’ man lût ûf des karrutschen gadem / die glocken Loheng 5041 (vgl. ein grôze glocke ein karrutsche zôch, / diu dar ûf gemachet was mit bûwe hôch ebd. 5001f. )    7.2 ‘Stall, Stallung’ ûzer deme gademe erz [Alexander das Pferd Buzival ] reit VAlex 321 (vgl. marstal ebd. 261 )    7.3 ‘Lagerstatt’ eines Tieres: in den gadym [ in cubilibus ] , in den do woneten vor trachen, wirt ufgen roris und semden gruende Cranc Jes 35,7    7.4 ein Maß: oder alle ander mesur, wag oder gebicht [...], oder alle andre gebicht vnd gadem StatTrient 143

gademære stM. ‘Zimmermann’ quosdam concives nostros ex opere manuum suarum dictos chudruwanær et quosdam dictos gademær et quosdam cognomento schriͤnær UrkRegensb 32 (a. 1244); suͤmlich unser purigaͤr von ir hantwerche genant chuderwaner [= kurdewæner ] , suͤmlich gademer und ettliche schreinaͤr ebd. 162 (a. 1315)

gädemler stM. ‘Inhaber einer Verkaufsbude oder eines Verkaufsraumes’ (s. gadem stN. 4 ): daz ist daz gesetzede über die gädemler die in die stat ziehent und veile wellent haben StRMeran 425; ouch sol kein burger noch gädemler niht mêr kornes koufen dan er in sînem hûse bedarf ebd. 415. ez sol ouch menniclich, ez sî gastgeber oder gädemler, daz fuoter verkoufen und geben bî einem rehten vierteil ebd. 423. 413. 414. 422. 423. 425. – als Beiname: Cvnrad dem Gedemler UrkCorp 2432,5

gademliute st. Pl. gademman stM.

gademman stM. Pl. -liute. ‘Kleinhändler, Inhaber einer Verkaufsbude oder eines Verkaufsraumes’ (s. gadem 4 ): kain burger sol mit kaime gaste kain geselleschaft haben an dem salce [...], kain gadenman [...] sol keinem gaste sin saltz verkaufen StRAugsb 46,11; fur die gadenlude BerufeFrankf 48b (a. 1346). – als Zusatz zu Pers.-Namen: Wolframus Gademannus UrkFrankf 2,82 (vor 1317); Mathias gatdeman BerufeFrankf 48b (a. 1320) u.ö.

gademstat stF. ‘Stelle, Anwesen, worauf ein Stall steht’ (vgl. SchweizId 11,1725f. mit weiteren Belegen): daz herre Ingolt von Spiringen disem kloster hat gegeben ein gaden stat an Ranft, ein gaden stat zir Bvzzen, ein gaden stat ze Leime; dise drie gaden stete hat er dar vmbe gegeben, daz er wil, daz man sin iargzit iêrgelich bigange an dem zehinden tage nah sant Martis tage mit dem zinse so abe disen gvͦtern kvnt UrkCorp 1228,18; uf dem berge sind 5 gadenstette; da hat diu heirschaft das recht, das si umbe mitten oͧgsten nemen sol als das mulchen [Milchproduktion eines Tages] , das in funfthalben tagen in den selben gadenstetten wirt UrbHabsb 1:478,14; UrkEngelb 52,227 (a. 1322). 51,142 (a. 1301)