geruowicheit
stF.
‘Ruhe’
daz der heilig geist [...] vinde
[...] ein susse geruͤwekeit an der verstantnusse
und an der bescheidenheit [des Menschen]
BdVollk
171,6
geruowiclîche
Adv.
auch gerugeclich, gerweklichen [für
geruweklichen];
s.a.
geruowelîche
,
geruochlîche
.
‘ruhig, ungestört’
unde als im alle sin ding nach wellin ergangin waren, do zoch her gerugeclich
widder heim zu lande Köditz
32,14;
her vlôch di manigveldikeit und vur in den walt, daz her gote geruweclîche
gedinen mochte HvFritzlHl
236,23.
– rechtsspr. ‘unangefochten’
daz si die uorgenanten frowen [...] mit gemache vnde
geruͦwichliche unserm herren lazen dienan UrkCorp (WMU)
296,23;
so sol er vnd sin erben furbaz gerweklichen der mit sitzen ebd.
1476,38.
248AB,18,36;
nuzz [...] innemen und gerüwiklich besizzen
UrkGraub
2,248
(a. 1314);
Seuse
426,22.
– in paarigen Ausdrücken:
gervͦwechleich vnt ewichleich [...] an alle
ansprache UrkCorp (WMU)
N416,24;
ymmer ewicliche vnd gervͤwecliche ebd.
595,42
gerüste
stN.
1
‘Ausstattung, Ausrüstung’
2
‘Vorrichtung, Gerät, Werkzeug’
3
‘Aufbau, Gebäude’
4
‘Körper, Leib’
1
‘Ausstattung, Ausrüstung’
dörperlîch stât allez sîn gerüste, / daz er treit Neidh
WL 4:6,1;
treit er an dem lîbe sîn ein engestlîch gerüste ebd.
WL 33:5a,11.
–
‘Kleidung’
vile suozze in an stanch daz geruste Gen
1164.
–
‘Rüstung’
von im daz geruͤst er nam / daz in zer brust da
dacte WhvÖst
12156;
si taten vbir ir bruste / daz geistliche geruste, / di geistlichen wafen /
newolden si njwit lazen Glaub
3027.
–
‘Sattelzeug’
der solde in des bâbstes hof / ein wîz phert senden alle jâr / und ein
gerête harte klâr, / den zoum unt guot geruste, / als es den bâbst geluste / und
erz mit êren rîten muge EbvErf
1885.
–
‘Altartücher, Paramente’
sie worhte wol ze prîse / unt was sô wercwîse
[geschickt] / an zierde, an gotes geruste. / es
mohte ûch immer geluste, / ob irz geschouwet hêtet EbvErf
3315.
– übertr.:
daz gerúste gûoter lêro. unte gûoter uuércho
Will
58,25;
sît ze andern künsten [...] sô vil lernunge
gehœret unde liste unde gerüstes DvASchr
309,6;
swer si [die
kunst
] trîben rehte sol, / der muoz hân daz gerüste, /
dâmite er si volende nâch der liute muotgelüste KvWLd
32,311;
KvWTroj
129
2
‘Vorrichtung, Gerät, Werkzeug’
machina: geruͤst VocOpt
29.043;
kein gerüste müge gesîn [...] dâ
mite man si [
diu êrîne tür
] verscherten müge
Tr
17010.
16997;
si truognz gerüste wider dan Parz
240,12;
Loheng
5866;
PassIII
345,25.
– Kriegs- und Belagerungswerkzeug:
von kielen ein gerüste grôz / erhuop sich dâ ze lande
KvWTroj
23556;
geruste grôz unde klein / hiez er dâ rihten ûf, / dâmit
man ze hûf / die burge sol werfen Ottok
23131.
29306
u.ö.
– übertr.:
instrumentum: lera vel geruste SummHeinr
2:342,01.15;
diz sint dv gervste der geistlichvn chunst
BrEng
4.
4.
73
3
‘Aufbau, Gebäude’
der [...] jaspis [ein
Stein]
[...] lit zaller unterist / an der
gruntfeste / unte habet uf daz geruste HimmlJer
135;
ein bühel ist genant Sophin, / dâst ein gerüst ûf gesat, /
dar abe siht man in die stat RvEAlex
9711.
– übertr.:
daz er das wit geruste. / der himelkore gar durchmaz / mit sines sinnes
augen HeinzelJoh
49,6;
uf dem wilden erde geruste Martina
209,6
4
‘Körper, Leib’
ez moͤchte ein keyser geluste / zu sehen ires lybes
gruͤste Minneb
3236;
got mit des geistes tjüste / den sun warf under ir brüste, / ouwe, und sin
gerüste [der menschliche Leib Christi] / starb von der
lüste lüste Frl
6:1,13
gerütz
stN.
‘Rotz’
si spirzten alle ir gerutz / in sîn lîchtez antlutz / sam
einem menschen der verteilt / ist zû dem tôde und angeseilt JvFrst
7249
gêrvalke
swM.
eine Falkenart, ‘Gerfalke’
die ellenthaften rittherschaft / stoͮbete der herre
guͦt / rehte als ain gervalke tuͦt / vil clainer vogelline
RvEWh
7734;
uf den [Inseln] gevallin vil gerfalkin unde vremde
falkin unde werdin do gevangin und von dannen werdin si gevurt also wyt als di werlt
MarcoPolo
75,27.
24,16
u.ö.;
gerfalcus: gervalch GlUvLil
218re(Glr.).
– als Personenname:
ein halben ager in deme Marteltal [
den siv
koͮftent
] vmbe Heinzelmannen von Burkheim; aber
ein zweiteil hinder der kirchen vmbe Gerualken UrkCorp (WMU)
N150,40
gerwære
stM.
‘Gerber’
pelzcer gerwer vleischhouwer [...] phlegin butin /
mit wollen und mit hutin PfzdHech
280,5;
die schuworchten unde di gerewer haben ouch eine innunge mit einander hi in
der stat StRFreiberg
248,1;
ein igleich lederer. oder gerber. oder scuhwürt RbHohenlohe
30;
UrkCorp (WMU)
2936,25;
UrkKölnSchr
1,220
(Mitte 12. Jh.).
– als Bestandteil von Personen- und Straßennamen:
in Iohannes hvͥs des gerweris UrkCorp (WMU)
1489,26;
ze Friburg [...] in der gerwer gassun ebd.
2133,17
gerwe
Adj.
→
gar
gerwe
swF.
auch gerbe.
1
‘Hefe’
2
‘Rückstand’
2.1 Ausscheidungen des Körpers 2.2 bei der Weinherstellung
1
‘Hefe’
misch die gerwen zuo dem souge Barth
148,23;
ein trügener [...] gît wazzer für wîn, der verkouft
luft für brôt unde machet ez mit gerwen, daz ez innen hol wirt PrBerth
1:16,11;
daz brôt [...] sol derbe gebacken sîn, âne gerwen,
unde sinewel ebd.
1:301,4.
– übertr.:
di naturliche melancolia di ist eine gerwe des blutes und
ist trube also di wingerwe SalArz
4,24
2
‘Rückstand’
2.1
Ausscheidungen des Körpers:
[in der Leber] schait diu nâtûr daz klâr von den
gerben und sent die gerben ab zuo den niern und zuo der plâsen
BdN
28,15;
daz vastend gedirm [...] ist
[
alle zeit wan (leer)] von den
gerben des ezzens, wan ez nimpt allein die klâren fäuhten von dem magen, aber
die gerben gênt irn weg zuo der mistporten ebd.
32,15.
34,4;
Aristotiles spricht, daz derlai weibel
[Schildkrötenweibchen] neur ainen auzganch hab
peider gärm [zur Lautgestalt s. Frnhd. Gr. § L61,4]
ebd.
283,21
2.2
bei der Weinherstellung:
dicz weins gerben schullen ligen gedrukcht an dem poden
des vass HvHürnh
52,6;
[der Wein] was an der zijt gelesen / vnd mit den
vaszen bewart / vnd böser gerben enbart Krone
20344;
er gelûtert von dem grunde, / sô daz die gerben ligent drunde
LvRegSyon
2657.
– übertr.:
der hailig gaist, der arbait vester in die sêl der
jungen läut [...] danne in der alten sêle, die den
guoten wain verkauft habent und gebent die gerben durch got
BdN
71,35
gerwe
stN.
auch garwe.
1
‘Gewand, Ornat’
2
‘Bereitung’ (vgl. AWB 4,110)
1
‘Gewand, Ornat’
do wart diu tohter furgeladet [...]
in chunichlichem gerwe AvaJo
26,10;
do er stuont in dem garwe, / sein gedanc was ce gote groz Serv
517;
Wernh
2369;
der bischof und di pfafheit / wurden vrolich an geleit / in ir gerwe schone
MarLegPass
25,487;
dô wânt der herr Silvester, /
er [Konstantin] wolt in tœten mit swær, / wan er in
dem gerwe gie EnikWchr
25447;
so machent si venster und
elter [Altäre] und gerwe und wellent das man das wisse
Tauler
185,25
2
‘Bereitung’ (vgl. AWB 4,110):
preparatio: gerwe SummHeinr
2:427,01.103
gerwekamere
F.
auch gerkamere.
‘Ankleideraum, Sakristei’
hynoch volgit der inre vrithof, in deme
[...] waz der altir des brunstopphirs und dy gerbkamirn
der pristir [...] und dy gerbkamirn der sengir
Cranc
Uzl 259,9
u.ö.;
in der gerkameren StRechAachen
408,6
gerwel
stN.
Dimin. zu
garwe1
stF.
‘Schafgarbe’ (vgl. Marzell 1,82):
millefolium: gaͤrwel, gerwell VocOpt
50.206
gerwen
swV.
auch garwen, Part. Prät. auch gaerbtiu (flekt.).
1
‘bereiten, bereitmachen, ausrüsten, kleiden’
1.1
‘jmdn./ etw. bereitmachen’
1.2
‘jmdm. etw. bereiten’
2
‘etw. bewirken’
3
‘etw. gerben’ , Haut zu Leder verarbeiten 4
‘sich färben’
1
‘bereiten, bereitmachen, ausrüsten, kleiden’
1.1
‘jmdn./ etw. bereitmachen’
den chunich er [der Papst] duo
garte: / er segent im sîne regalia, / ûf sazt er im sâ / ain tiurlîche crône
Kchr
8119;
Anno
8,10;
daz man si [
die dâ vehten
sullen
] alsô gärwe nâch rehter gewonheit, alse man si
durch reht gärwen süle SSpAug
175,8;
Hochz
278;
da waz unser herre bereit und gegerwet messe zu singene HlReg
67,1;
Herb
3594;
KvWTurn
676.
– mit Refl.-Pron.:
do ríht ih míh ûf ze gûoten uuérchon
[...] unte gárota míh Will
80,6;
ze dem tode si sich garten Rol
3408;
VMos
37,24.
45,17;
Vateruns
156;
SAlex
3215;
dô garte sich der wîse durch des tumben rât
NibB
2250,1;
der bâbest sich geistlîche garte, / als er sich gerwen solde
LvRegFr
4916;
Kchr
7972;
TrSilv
325.
–
‘sich kleiden’
der pischof sich do gart / in die englischen wât
Wernh
A 1556;
NibB
1832,1;
Kchr
11708;
unserm herren ze ruom, / zêren und ze schalle /
heten si sich alle / gegerbt und an gelegt Ottok
28216;
in ein trüebez cleit der walt sich gerwet, / der mit
grüenem loube was / umbevangen KvWLd
12,4
1.2
‘jmdm. etw. bereiten’
dem ich piute daz prot, der hat mir gegarwet den tot
AvaLJ
118,5;
VMos
33,26;
daz ir der gnade niht verstozzin werdit, die min trehtin
allin saligen livtin gegarwit hat Spec
82,34;
also scult ir ime garwen daz hûs iwers herzen ebd.
138,2;
min erbe wolt ich gerne besitzín / daz mír uon angenge
gegarwet ist Rol
8481
2
‘etw. bewirken’
mer wunders du auch gerbest: / du verstumest dicke einen man,
/ der sust doch wol gereden kan Minneb
1088;
ach got, waz gerbet / din hoch gewaltig kraft an mir? ebd.
4338
3
‘etw. gerben’, Haut zu Leder verarbeiten:
ein gaerbtiu hut git einen helblinch StRAugsb
33,33;
die buochvel [Pergament] unde
leder gerbent Ottok
65678;
UrkCorp (WMU)
2521,19;
der künig den richter
fillen [häuten] ließ, / und im sin hut er gerben hieß
/ und zoch sie über den stul der schrann [Gerichtsbank]
Mügeln
206,7.
– übertr.:
rethorica, die ferbt / der sprüche blumen unde gerbt /
das mark Mügeln
283,2;
so mus unstete daz an ir gerben / daz sie sich tuͤ
enpferben Minneb
4107.
– mit erspartem Objekt:
der helt so vrischleich gerbet [teilt aus,
drischt] / mit swertes stichen und mit slegen! Suchenw
14,156
4
‘sich färben’
[wie das Chamäleon sind diejenigen] die sich alle tage
verwent / nâch der werlde und sich niht gerwent / mit der rôten varwe des smerzen /
Cristes bluotes in dem herzen Renner
18888
gerwer
Subst.
‘(weiches, geschmeidiges) Leder’
aluta: kurdewan oder rot leder oder gerwer VocClos
Al120
gerwic
Adj.
nur in den Formen gerbig, gärmig belegt (
vgl.
gerwe
swF.
und DWB 4,1,2,3592 s.v. gerbig).
‘wie Hefe’
daz unterist [des gekochten Saftes der
Aloe] ist trüeb und gerbig BdN
354,28.
–
‘kotig’
wenn ez [das
seidenwürmel
] allez daz auzgewirft, daz mistig in im
ist und gärmig und swarz BdN
297,13
gêr|wunde
swF.
‘Speerwunde’
do hette Wolfratis zorn / geinachit [l.
gemachit
] blutige sporn / dife gerwnnin
[l. gerwundin
]
Roth
4339
gerwunge
stF.
‘Vorbereitung’
Joachim chîvt ze dîvte / preparatio domini,
[...] daz kivt unsers herren garewnge
Wernh
D 275;
garwunge, vorgrehtunge [Doppelgl. zu
preparationem
]
PsWindb
9,38;
so sal iklicher boten biten zu des anderen gerwunge zwene man, di sullen dabi
sin, daz man si antu unde gerwe, als recht ist StRFreiberg
197,12
gesachen
swV.
‘zuordnen’
syne krancheit alzubalt / nicht gesachet noch gezalt / werde zu der alden
schult! TvKulm
506
gesach in got
Interj.
→
got
stM.
gesaf
stN.
‘Körpersäfte, Blut’
dîn vedervarwe die sint kranc, / du hâst smæhe vogels gesaft, / du maht wol
haben ringe kraft Bîspel(Pf)
24,9
gesagede, gesegede
stFN.
‘Aussage, Bericht’ (vgl.
gesege
):
nu sol man wißene, daz dirre krieg und strit beschriben sint und wurdent zu
latine, von biderber lüte gesege di bi disen dingen zuͦgegene worent und sü
ouch sohent, und sünderliche von gesegede des großen Elnhartes vor dem münster eins
burgers zuͦ Strosburg ClosChr
89,4;
vnd hant di [
biderben lîvte
] vffe irn
eide drumbe geseit, vnd nah irre gesagede so sin wir miteinander vber ein komen
UrkCorp (WMU)
N195,19;
noch gesagide der brife UrkEls
2,137
(a. 1328);
swer da shuldig wurt geseit, der sol nach irre gesegede [dem
Urteil der Ratsmänner] widertun ebd.
1,456
(a. 1266)
|